Profilbild von Tamagotchi

Tamagotchi

Lesejury Star
offline

Tamagotchi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tamagotchi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.08.2022

Wer ist der unheimliche Highway-Mörder?

Tief in den Wäldern
0

Diese Frage hat mich während der Lektüre unentwegt beschäftigt, verschiedene Theorien in meinem kriminalistischen Denken heranreifen lassen und schließlich wurde ich doch sehr überrascht. Das hat mir gut ...

Diese Frage hat mich während der Lektüre unentwegt beschäftigt, verschiedene Theorien in meinem kriminalistischen Denken heranreifen lassen und schließlich wurde ich doch sehr überrascht. Das hat mir gut gefallen, denn die Spannung blieb so bis zum Ende erhalten, ja sie wurde gerade im letzten Viertel des Buches enorm angeheizt.
Inhaltlich geht es um Hailey, die mit 17 Jahren ihren Vater durch einen Unfall verliert und deshalb bei ihrer Tante und deren Familie in Cold Creek lebt. Ihr Leben ändert sich enorm, denn vorher hatte sie viele Freiheiten und lebte sehr naturverbunden. In ihrer neuen Familie jedoch hat der Polizist Vaughn, der Ehemann von Haileys Tante, eine sehr dominante Rolle. Er kontrolliert die Siebzehnjährige ständig und schränkt ihre Freiheiten stark ein. So darf sie sich mit ihren besten Freunden nicht mehr treffen und keinen Ferienjob annehmen. Als Grund nennt Vaughn die Bedrohung durch den unheimlichen Mörder, der seit Jahren immer wieder junge Frauen in der Gegend überfällt und verschwinden lässt. Hailey empfindet diese Begründung nur als Vorwand, und nachdem sie eine schreckliche Entdeckung gemacht hat, flieht sie aus dem Haus ihrer Tante und verschwindet in den Wäldern, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Fast jeder glaubt, dass sie ein weiteres Opfer des Cold-Creek-Mörders wurde.
Leider hat das Buch auch einige langatmige Passagen, in denen jede Kleinigkeit beschrieben wird, die für den Fortgang der Geschichte nicht von Bedeutung ist. Nebensächlichkeiten werden im Detail beschrieben, obwohl sie einfach unwichtig sind. Diese Stellen beeinträchtigen das Lesevergnügen enorm, denn sie verlangsamen den Lesefluss.
Auch hat mich gestört, dass die beiden Hauptprotagonistinnen anscheinend Wundermenschen sind, denen physische und psychische Verletzungen nichts anhaben können. Trotz schwerer Beeinträchtigungen zieht es beide immer wieder hinaus in die Wälder, um ihre 'Missionen' zu erfüllen.
Etwas zu kurz gekommen, sind am Ende auch die Erklärungen, die den Täterprofilen zugrunde liegen. Da hätte ich gern mehr über Ursachen und Zusammenhänge erfahren.
Alles in allem möchte ich eine eingeschränkte Lese-Empfehlung aussprechen, Spannung ist zwar vorhanden, aber mit Abstrichen. Jedoch kann man gut miträtseln und erlebt so manche Überraschung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.07.2022

Leben unter dem Einfluss von Monet

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen (Ikonen ihrer Zeit 6)
0

Blanche Hoschedé lernt als Elfjährige in ihrem angesehenen Pariser Elternhaus Claude Monet kennen und verfällt augenblicklich seinem Malstil. Ihr größtes Bestreben ist seitdem, Malerin zu werden. Monet ...

Blanche Hoschedé lernt als Elfjährige in ihrem angesehenen Pariser Elternhaus Claude Monet kennen und verfällt augenblicklich seinem Malstil. Ihr größtes Bestreben ist seitdem, Malerin zu werden. Monet erkennt ihr Talent, fördert dies aber nur indirekt.
Kurz nach dem Kennenlernen setzen für die Familie Hoschedé turbulente Zeiten ein, denn Blanches Vater ist bankrott. Für Claude Monet ist es selbstverständlich, dass er die Familie, die Paris verlassen muss, bei sich aufnimmt, obwohl er selbst unter sehr ärmlichen Bedingungen lebt. Die folgenden Jahre werden bestimmt von großen finanziellen Nöten und familiären Schicksalsschlägen. Für mich außerdem eine sehr interessante Wiederspiegelung der damaligen Zeit. Nebenbei wird auch deutlich, wie schwer es für die Impressionisten war, ihren Kunststil populär zu machen.
Hatte ich zunächst gedacht, Blanche sei eine starke Frau, die sich der männlichen Dominanz der damaligen Zeit entgegenstellt, so musste ich meine Meinung korrigieren. Ich empfinde sie als sehr fürsorglich und sozial, sie setzt sich für das Lebensglück anderer ein und handelt oft selbstlos, aber letztendlich ordnet sie sich unter, um nicht zu verlieren. Besonders ihrer Mutter und Monet gegenüber gibt sie sich unterwürfig und verzichtet auf ihr persönliches Glück. Das hat mich enttäuscht.
Sehr imponiert hat mir dagegen Camille Monet, die trotz ihrer schlimmen Krankheit eine enorme Stärke ausstrahlt und selbst auf dem Sterbebett noch Hoffnung und Trost vermittelt. Claude Monet hingegen ist für mich ein kleiner Tyrann, der dominant und rücksichtslos Entscheidungen für die Familie trifft. Alles muss sich um ihn und seine Zufriedenheit drehen.
Das Buch ist interessant und zum Teil auch spannend zu lesen, wobei mich gelegentliche Zeitsprünge etwas irritiert haben. Der klare und unkomplizierte Schreibstil lässt den Leser in der Zeit des späten 19. Jahrhunderts versinken, wo sich eine ganz andere Welt auftut. Auch die Ohnmacht der Frauen dieser Zeit wird deutlich, Gefühle hatten der Zweckdienlichkeit zu weichen.
Ich kann das Buch jedem Leser empfehlen, der bereit ist, sich auf bemerkenswerte Personen und ihren Lebenslauf einzulassen, auch wenn dieser unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen abläuft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.07.2022

Ganz besonders hyggelig

Tod im Trödelladen
0

Dieser Krimi ist der Sparte 'Cosy Crime' zuzuordnen, softe Krimis, die ich zwischendurch gern lese, da sie oft skurrile Typen beschreiben, der Humor nicht zu kurz kommt und die Brutalität sich in Grenzen ...

Dieser Krimi ist der Sparte 'Cosy Crime' zuzuordnen, softe Krimis, die ich zwischendurch gern lese, da sie oft skurrile Typen beschreiben, der Humor nicht zu kurz kommt und die Brutalität sich in Grenzen hält.
Da ich also von diesem Hygge-Krimi ähnliches erwartete, wollte ich ihn unbedingt lesen. Der dänische Begriff Hygge beinhaltet für mich umfassende Gemütlichkeit, und so geht es auch in diesem Krimi zu. Was ich am meisten vermisst habe, war ein wenig Spannung. Natürlich kann man im Cosy Crime keine nervenaufreibenden Szenen erwarten, aber etwas mehr Nervenkitzel hatte ich schon erwartet. So empfand ich das Buch als recht langatmig und denke mir, dass man aus der guten Idee mehr hätte machen können.
Inhaltlich geht es um Anne-Maj, die als Ruheständlerin im örtlichen Sozialladen ehrenamtlich arbeitet und ihre Aufgabe dort sehr ernst nimmt. Ihr Lieblingshobby ist das Kochen bzw. das Backen, was dann auch in diesem Buch ausführlich beschrieben wird. Kurz hintereinander werden drei ehrenamtliche Ladenmitarbeiter tot aufgefunden, was Anne-Maj merkwürdig vorkommt. Da sie von der örtlichen Polizei eher belächelt wird, überlegt sie sich eigene Strategien, um mehr Licht in die Vorkommnisse zu bringen. Dabei geht sie sehr clever und trickreich vor. Sie gibt sich uninteressiert und gebraucht so manchen harmlosen Vorwand, um etwas in Erfahrung zu bringen. Das hat mir gut gefallen. Begleitet wird sie meist von ihrem Dackel Mortensen, eine bedeutende Hauptfigur in diesem Buch
Humor ist in Ansätzen vorhanden, dürfte aber ruhig etwas mehr sein für meinen Geschmack. Dafür werden das zwischenmenschliche Verhalten und die Eigenheiten der Protagonisten sehr detailliert und treffend beschrieben, was mir wiederum sehr gefallen hat.
Alles in allem eine interessante Lektüre für zwischendurch, aber ich hatte nie das Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2022

Kunstvoll inszeniert

Der Bewunderer: Thriller
0

Dies ist der 7.Fall der Laura-Kern-Reihe und wieder mal ein Pageturner, denn man muss einfach weiterlesen, bedingt durch Cliffhanger oder durch gelegte Spuren, die man unbedingt sofort weiter verfolgen ...

Dies ist der 7.Fall der Laura-Kern-Reihe und wieder mal ein Pageturner, denn man muss einfach weiterlesen, bedingt durch Cliffhanger oder durch gelegte Spuren, die man unbedingt sofort weiter verfolgen möchte. Das Lesen macht Spaß, und ab der Mitte versucht man sich zu bremsen, um mehr davon zu haben
Inhaltlich geht es um den Fund einer Frauenleiche, die auf ungewöhnliche Weise in einer verlassenen Industriehalle drapiert wurde. Der tote Körper wurde integriert in eine große bemalte Leinwand und mit verschiedenen Utensilien ausgestattet. Die Ermittler stehen vor einem großen Rätsel und kommen nicht so recht weiter, als bereits die zweite Tote auf ebensolche Weise gefunden wird. Ein Serienmörder?
Wir folgen dem Thriller auf verschiedenen Erzählebenen, die nach und nach ein Gesamtbild ergeben und offene Fragen klären. Aber bis zur Verknüpfung der Ebenen legt die Autorin viele falsche Fährten, die einen felsenfest denken lassen, dass man die Lösung hat, was aber dann kurz darauf widerlegt wird. Also rätselt der Leser weiter....Der Schreibstil ist wie immer flüssig und abwechslungsreich, angenehm zu lesen.
Mir gefällt sehr, dass man zwar einiges über das Privatleben der Ermittler erfährt, dass aber dieses nicht im Mittelpunkt steht, wie in so manchem anderen Krimi. Denn es geht ja in erster Linie um die Spannung und nicht um Liebesgedöns. Die Ermittler Laura, Max, Simon und Ben sind mir allesamt sympathisch, sie stehen mitten im Leben. Nebenbei wird auch immer mal wieder auf Vergangenes zurückgeschaut, um das Bild der Hauptprotagonisten zu vervollständigen bzw. wieder in Erinnerung zu bringen. Das ist für den Leser informativ und hilft zum Verständnis mancher Gefühlsregung.
Alles in allem hatte ich jede Menge Lesespaß und kann das Buch sehr empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2022

Lügengeflechte

Dunkle Tiefen
0

Hauptprotagonistinnen in diesem Psychothriller sind drei Schwestern, die sich seit 20 Jahren aus dem Weg gegangen sind, denn damals kam ihre jüngste Schwester ums Leben, und das Leben war nicht mehr wie ...

Hauptprotagonistinnen in diesem Psychothriller sind drei Schwestern, die sich seit 20 Jahren aus dem Weg gegangen sind, denn damals kam ihre jüngste Schwester ums Leben, und das Leben war nicht mehr wie sonst.
Jeden Sommer verbrachte die Familie früher in einem Cottage an der englischen Steilküste, wo die Schwestern so einiges erlebten, was oftmals in Streitereien endete. Nun haben alle drei eine Weihnachtseinladung erhalten, in das Cottage ihrer Kindheit. Dort hat sich nicht viel verändert, und die Schwestern schwelgen zunächst in Erinnerungen. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als sich herausstellt, dass man nicht weiß, wer nun eigentlich die Einladungen verschickt hat.
Schnell kommen Streit, Misstrauen und Schuldzuweisungen zurück. Als Leser weiß man nicht, welcher Schwester man vertrauen kann und wer sich nur in Intrigen verstrickt. Eine unangenehme Gruppendynamik lässt eine fesselnde Spannung entstehen, da man unbedingt wissen möchte, was damals wirklich passiert ist und wozu das aktuelle Treffen arrangiert wurde. Es fiel schwer, einen Lesestopp einzulegen.
Regelmäßig werden Perspektivwechsel durchgeführt, so dass wir auch in die Zeit vor 20 Jahren Einblick erhalten. Nach und nach setzt sich so ein Puzzle aus Informationen zusammen, die den Leser miträtseln lassen, was damals nun wirklich passierte.
Das alles hat mir sehr gut gefallen. Ohne Action-Szenen wird nur durch Kommunikation und Information ein spannendes Netz aus Schuld und Geheimnissen aufgebaut, das man unbedingt näher beleuchten möchte. Leider wurde nicht alles vollkommen beleuchtet und einiges erschien realitätsfern.
Trotzdem hat das Buch mich fesselnd unterhalten und sich als tiefgründige Lektüre herausgestellt. Ich spreche somit eine klare Leseempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung