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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2021

Cosy Crime und mehr

Die Katze und die Leiche in der Scheune
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Im Mittelpunkt des Kriminalromans steht Clarice Beech, eine sehr tierliebe Frau, die ihr Geld mit Töpfern verdient und deren Ehemann von ihr getrennt lebt, da er der Meinung ist, dass sie für die Tiere ...

Im Mittelpunkt des Kriminalromans steht Clarice Beech, eine sehr tierliebe Frau, die ihr Geld mit Töpfern verdient und deren Ehemann von ihr getrennt lebt, da er der Meinung ist, dass sie für die Tiere mehr Zeit aufbringt, als für ihn. Eines Tages bekommt sie einen Hinweis, dass Walter, ein Kater, den sie an eine Freundin vermittelt hat und der seit längerer Zeit verschwunden ist, in einer Scheune gesehen wurde. Sie lässt alles stehen und liegen, fährt dorthin, findet Walter, aber zu ihrem großen Entsetzen entdeckt sie auch eine Leiche. Schnell ist die Identität geklärt, aber genauso schnell stellt sich heraus, dass die Frau unter falschem Namen in dem idyllischen englischen Dorf lebte.
Der Krimi fängt gemächlich an - typisch Cosy Crime, war mein erster Gedanke - nahm aber dann Fahrt auf und wurde so spannend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Zwar keine blutrünstigen Szenen oder Actioneinlagen, aber das muss ja auch nicht sein. Der Plot ist schön verzwickt und gibt dem Leser die Möglichkeit mitzurätseln, was nicht so einfach ist, da es jede Menge Verdächtige gibt. Alles ist nachvollziehbar und nicht an den Haaren herbeigezogen. Es wird auch bis zum Ende alles geklärt, es bleiben keine wesentlichen Fragen offen.
Der Schreibstil ist flüssig lesbar und dadurch gut verständlich. Was mir aber ganz besonders gut gefallen hat, ist die bildhafte Sprache, die bis ins Detail beschreibt und originelle Vergleiche hervorbringt. Das fängt direkt am Anfang schon an, als einer der Hunde 'wie Limonade aus einer frisch geschüttelten Flasche' in Erscheinung tritt. Köstlich! Oftmals muss man beim Lesen schmunzeln.
Die Protagonisten sind gut beschrieben, ihre Charaktere und auch ihr Äußeres, und fast alle erscheinen sympathisch. Allerdings erschlägt einen zunächst die Menge der Namen, so dass ich mir erstmal eine Liste erstellen musste. Denn zu den vielen Personennamen kommen noch viele Tiernamen dazu.
Das Buch hat mir eine schöne Lesezeit beschert, und ich hoffe auf weitere Bände mit Clarice Beech, allein schon weil sie ein großes Herz für Tiere hat. Das Buch erhält von mir die volle Punktzahl.

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  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 01.05.2021

Sein oder Schein?

So wie du mich kennst
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Was ist wichtiger im Leben? Den Schein aufrecht zu bewahren oder sein wahres Ich zeigen...Darum geht es letztendlich in diesem Roman über zwei fast gleichaltrige Schwestern, die ihre Kindheit und Jugend ...

Was ist wichtiger im Leben? Den Schein aufrecht zu bewahren oder sein wahres Ich zeigen...Darum geht es letztendlich in diesem Roman über zwei fast gleichaltrige Schwestern, die ihre Kindheit und Jugend miteinander genossen und immer gute Freunde waren, sich alles erzählten und sich gegenseitig stützten. Danach trennen sich ihre Wege, Karla wird Journalistin im heimischen Umfeld, während es Marie in die weite Welt hinaus zieht, zunächst nach Boston, dann nach New York. Trotzdem bleiben die Beiden in ständigem Kontakt und besuchen sich gegenseitig.
Dann kommt es zur Katastrophe, Marie stirbt in NY in einem Verkehrsunfall, und Karla fliegt los, um die Urne mit der Asche ihrer Schwester nach Hause zu holen. Anschließend nimmt Karla Urlaub, um die Wohnungsauflösung vor Ort zu managen, sie bleibt einige Wochen in NY, denn sie möchte ihrer Schwester spirituell nahe sein und ihre Gefühle nachempfinden. Sie glaubt, dass sie dies ihrer Schwester schuldig ist, weil sie ja immer ein Herz und eine Seele waren.
Im Laufe des Aufräumens stellt Karla jedoch fest, dass es auch Seiten im Leben ihrer Schwester gab, von denen sie nicht die geringste Ahnung hatte und die nun vor ihr liegen, teilweise offen, teilweise aber auch geheimnisvoll.
'Warum reden wir den ganzen Tag und erzählen uns doch so wenig', dieser Satz fordert das aufrichtige Miteinander im Sinne wahrer Freundschaft, in der es nicht um Schein geht, sondern um das, was authentisch ist und was uns die Persönlichkeit des anderen besser erkennen lässt, ohne Verstellung!
Die Geschichte wird aus wechselnder Perspektive erzählt, einmal aus Sicht von Karla, dann wiederum aus Sicht von Marie vor ihrem Unfall. Das bewirkt ein Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Betrachtungsweisen.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die Autorin schafft es hervorragend, die jeweilige Stimmung bzw. Atmosphäre einzufangen, so dass man mittrauert, mitfiebert, mittendrin ist. Es werden viele Gefühle thematisiert: in erster Linie Trauer, aber auch Wut, Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit. So konnte ich das Buch teilweise kaum aus der Hand legen. Es ist kein Buch, das man zur leichten Unterhaltung oder am Strand lesen sollte, da man sich auch viele Gedanken macht und teilweise auf die eigene Lebenssituation bezieht. Bin ich wirklich immer aufrichtig, oder ist es mir bisweilen wichtiger, einen gewünschten Eindruck zu hinterlassen?
Ein Buch mit sehr viel Tiefgang, das von mir die volle Sternchenzahl bekommt.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

Voller Emotionen - nicht nur positiv

Drei Kameradinnen
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Inhaltlich geht es in diesem Buch um drei Freundinnen (Kasih, Hani und Saya), die sich schon lange kennen und deren große Gemeinsamkeit ihr Migrationshintergrund ist. Sie leben in Deutschland, ihr Heimatland ...

Inhaltlich geht es in diesem Buch um drei Freundinnen (Kasih, Hani und Saya), die sich schon lange kennen und deren große Gemeinsamkeit ihr Migrationshintergrund ist. Sie leben in Deutschland, ihr Heimatland wird nicht verraten (warum eigentlich?). Die drei Frauen scheinen in die Gesellschaft integriert, haben weiterführende Schulen besucht, Abitur gemacht bzw. studiert, haben deutsche Freunde, aber dennoch fühlen sie sich ausgegrenzt. In dieses Gefühl steigern sie sich hinein, so intensiv, dass man sich als 'weißer' Leser irgendwie angefeindet fühlt. Das habe ich jedenfalls so empfunden.
Der Schreibstil ist interessant und lebhaft, bisweilen spricht die Autorin den Leser auch direkt an, was ich reizvoll finde, aber andererseits provoziert die Autorin in ihren direkten Ansprachen. Die Sprache ist sehr ausdrucksvoll, was mir gut gefällt, sie gibt die jeweiligen Stimmungen und Gefühlslagen sehr gut wieder. Auf der anderen Seite finden sich auch langatmige Tiraden, z.B. von Saya, wenn sie über ihre antifaschistische Haltung doziert. Oder auch die Beschreibung eines Yoga Kurses, den sich die Autorin aus dem Fenster heraus mit ihrem Freund ansieht. Da fragt man sich wirklich, ob das junge Paar nichts Besseres zu tun hat als die allwöchentliche Yoga-Schau.
Einen Sympathieträger entdecke ich nicht unter den drei Hauptprotagonisten, am ehesten noch Hani, die in meinen Augen von den anderen beiden oft nicht ernst genommen oder auch ausgenutzt wird.
Es ist ergreifend zu lesen, wie vielfältig die Diskriminierungen sind, die die drei Frauen erlebt haben, andererseits habe ich auch nicht das Gefühl, dass sie bereit sind, gegen ihre versteinerten Meinungen anzukämpfen. Es gibt nämlich durchaus Figuren in diesem Buch, mit denen ein ausgeglichenes Verhältnis möglich wäre, aber diese Chancen scheinen einfach zu verfliegen.
Das Prolog-Thema 'Jahrhundertbrand', der zur Verhaftung von Saya führte, kommt leider etwas kurz und bleibt ungeklärt, was ich enttäuschend finde, wie auch das gesamte Buch für mich eher enttäuschend war.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Parallele Gedankenwelten

Stummes Opfer: Thriller
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Auch dieser Zons-Krimi spielt wieder auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und im spätmittelalterlichen Zons wird jeweils ein Kriminalfall untersucht. Im gegenwärtigen Fall geht es um eine brutale Mordserie, ...

Auch dieser Zons-Krimi spielt wieder auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und im spätmittelalterlichen Zons wird jeweils ein Kriminalfall untersucht. Im gegenwärtigen Fall geht es um eine brutale Mordserie, die Zons in Atem hält, wobei man aber nicht sofort die Verknüpfung zwischen den Opfern erkennt. Es fängt damit an, dass ein Teenager im neuen Stadtarchiv in eine Säule einbetoniert wurde....während im Jahre 1502 Bettelweiber plötzlich verschwinden und nicht wieder auftauchen, bis eine von ihnen tot aufgefunden wird. Wieso bringt jemand diese mittellosen Frauen um, das macht keinen Sinn, oder doch?
Das Buch ist ein wahrer Pageturner, man muss immer weiter lesen, denn bereits der Prolog ist fesselnd und stellt den Leser vor Rätsel. Dabei bleibt die Spannung bis zum Ende erhalten, da die Ermittlungen auf beiden Zeitebenen stets zu neuen Theorien anregen, aber nie zu viel verraten. Insgesamt fand ich alles bis zum Ende gut durchdacht, logisch konstruiert, und alle Fäden wurden zusammengeführt. Super finde ich, dass die Autorin sogar eine Verbindung zwischen damals und heute herausstellt, die ein wenig ins Mystische geht.
Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, das Lesen macht einfach Spaß. Am Ende bedauert man, dass das Buch schon durch ist. Sehr sympathisch finde ich die beiden Hauptprotagonisten. Da ist zum einen Bastian Mühlenberg, der sehr ruhig und hilfsbereit auftritt und immer noch zu seiner alten Liebe eine platonische Verbindung hat. Auch Oliver Bergmann ist ein ehrgeiziger, intelligenter und trotzdem ruhiger Ermittler, kein actiongeladener Superheld. Das gefällt mir sehr gut. Überhaupt mag ich es, dass das Privatleben der Ermittler nicht im Mittelpunkt steht, sondern die Kriminalfälle. Ein wenig Privates ist ok, und das ist hier genau das richtige Maß.
Die Zons-Reihe von Catherine Shepherd gefällt mir besonders gut, zumal Zons eine reale und gemütliche Stadt ist, am Rhein gelegen und sehr einladend. Leider war ich zu Corona-Zeiten dort....Aber man kann die erwähnten Bauwerke trotzdem besichtigen, wenn auch nur von außen.
Auch dieser Zons-Thriller hat wieder die volle Punktzahl verdient, und ich freue mich schon auf den nächsten!

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Veröffentlicht am 03.04.2021

Warum diese Distanz?

Nächstes Jahr in Berlin
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Das fragt man sich in diesem Buch, in dem eine Tochter den Tod ihrer Mutter zu beklagen hat, deren Nähe sie in letzter Zeit gemieden hat und über deren berührende Vergangenheit sie recht wenig weiß. Ich ...

Das fragt man sich in diesem Buch, in dem eine Tochter den Tod ihrer Mutter zu beklagen hat, deren Nähe sie in letzter Zeit gemieden hat und über deren berührende Vergangenheit sie recht wenig weiß. Ich habe aus dem Buch herausgelesen, dass die Tochter für die Mutter alles bedeutete, aber umgekehrt war dies wohl nicht der Fall. Wie konnte es so weit kommen, was ist zwischen den beiden passiert? Vielleicht hat die Mutter ihre Gefühle der Tochter gegenüber nicht zeigen können, denn sie hat so manchen Schicksalsschlag hinter sich, von denen wir nach und nach in diesem Buch erfahren.
Das Buch ist weitgehend ein Rückblick auf die Kriegszeit, die Vertreibung aus Ostpreußen, eine Erinnerung an traumatische Szenen auf der Flucht, aber auch im Zusammenhang mit der Teilung Deutschlands. Historisch sehr interessant!
Der Schreibstil war für mich etwas verwirrend, man musste sich immer wieder klar machen, von wem nun geschrieben wurde, z.B. Vater, war es der Vater der Autorin oder der Vater ihrer Mutter? Dann gab es immer wieder sexuelle Anspielungen, ohne dass eine entsprechende Situation vorhanden war, das Wort 'Brüste' scheint eines der Lieblingswörter zu sein, ohne dass ein Sinnzusammenhang dies erforderte. Das fand ich irgendwie störend! Oder hat es einen tieferen Sinn, der sich dem Leser aber nicht offenbart? Teilweise hatte ich einen Verdacht auf Missbrauch oder Inzest.
Sehr schön fand ich die Naturbeschreibungen in diesem Buch, von Ostpreußen, von Augustenruh....sehr impulsiv und ausschmückend.
Richtig warm geworden bin ich mit keinem der Charaktere, und so habe ich die Lektüre dieses Buches des öfteren unterbrochen. Ich gebe deshalb drei Sterne, mit eingeschränkter Leseempfehlung.

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