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Veröffentlicht am 28.09.2018

Fundierter historischer Regionalroman

Die Festung am Rhein
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Zum Inhalt des Romans:

Eine gigantische Festung, ein teuflischer Verrat und eine verbotene Liebe

Coblenz, 1822: Hoch über der Stadt entsteht die preußische Feste Ehrenbreitstein. Als geheime Baupläne ...

Zum Inhalt des Romans:

Eine gigantische Festung, ein teuflischer Verrat und eine verbotene Liebe

Coblenz, 1822: Hoch über der Stadt entsteht die preußische Feste Ehrenbreitstein. Als geheime Baupläne von dort verschwinden, wird Franziskas Bruder wegen Landesverrats verhaftet. Er soll die Pläne an die Franzosen verkauft haben – immerhin war ihr gemeinsamer Vater ein Offizier Napoleons. Um seine Unschuld zu beweisen, ist Franziska auf die Hilfe des strengen Leutnants Rudolph Harten angewiesen. Bei der Suche nach dem wahren Verräter kommen sich die beiden näher, als es sich für einen Preußen und eine Halbfranzösin gehört …
Die Festung Ehrenbreitstein (erbaut 1817 bis 1828) thront bis heute hoch über Rhein und Mosel. Zum 200-jährigen Jubiläum der Festungsstadt Koblenz entwirft Maria W. Peter ein schillerndes Panorama der Rheinprovinz im 19. Jahrhundert. Preußische Disziplin trifft auf rheinische Lebensfreude. -Verlagstext-

Ja, worum ging es der Autorin nun eigentlich?
Meiner Meinung nach um ein Zeit- und Stimmungsbild des Rheingebietes kurz nach der Zeit des Wiener Kongresses.

Mit Franziska und Christian Berger wählt die Autorin zwei Figuren aus, die unter den politischen Ereignissen als rheinische Bürger zu leiden hatten. Halb Franzose, halb Rheinländer wurden sie von den Preußen als Franzosen betrachten und somit immer wieder unter Generalverdacht gestellt. Leutnant Rudolph Harten ist hingegen am Beginn des Romans ein „typischer“ Preuße, ganz im Dienste von König und Vaterland. Da er seine Position als Offizier nicht „ererbt“ sondern aufgrund seiner Fähigkeiten erhalten hat, besitzt er das Potential, sich über Standesgrenzen hinaus entwickeln zu können. Denn der Hauptaugenmerk des Buches liegt auf der Vermittlung von Lebensansichten – wie haben Preußen aus ihrem Selbstverständnis die Rheinländer gesehen und umgekehrt. Und das ist auch nicht unspannend gewesen.

Die ganze Handlung wurde durch die Autorin in eine gute Spionagegeschichte eingebettet, die zum Glück auch nicht gleich in der ersten Hälfte des Buches vollständig zu durchschauen ist. Und natürlich in eine Liebesgeschichte. Naja, für mich hätte es nicht ganz so theatralisch sein müssen. Das ist einfach nichts für meinen Geschmack.

So, aber ist das jetzt ein guter Roman? DEFINITIV JA.
Die Autorin hat zahlreiche Hintergrundrecherchen zu ihrem Roman betrieben und die Welt am Beginn des 19. Jahrhunderts treffend dargestellt. Im Anhang des Roman findet der Leser hinreichend Material und Verweise um sich selber eingehend ein Bild der Region um Koblenz machen zu können. Zudem schildert sie selbst ausführlich im Nachwort historische Entwicklungen sowie das Anliegen ihres Romans.

Wem kann ich den Roman empfehlen?
Prinzipiell jedem, der historische Romane erst einmal gerne liest. Dann sollten ruhig Interessenten an deutscher Geschichte zu Beginn des 19. Jahrhunderts ruhig einen Blick in das Buch werfen. Und natürlich alle, die sich für Regionalgeschichte der Koblenzer Region interessieren.
Zudem bietet das Buch durchaus allen etwas, die gerne eine Liebesgeschichte lesen. Und wer gerne mal von einem kleinen „Krimi“ im historischen Milieu unterhalten werden möchte, sollte es auch lesen.

Und warum ist der Roman für mich persönlich nicht so das Rechte?
Naja, ich und Geschichte ab dem 19. Jahrhundert. Das ist ein schwieriges Thema. Hm, zu Koblenz habe ich auch keinen Regionalbezug, bin halt ein „Meckelbörger Ossenkopp“. Von daher konnte ich die emotionale Regionalliebe nicht nachempfinden. Und dann war da zu viel Liebesbeziehung mit ‚Hach eigentlich mag ich ihn, aber die Umstände…‘ Ich bin nun mal kein Romantiker.
Vor allem war das letzte Kapitel für mich einfach zu großes „Theater“. Das Kapitel hätte man so gut wie 1:1 auf einer Festspielbühne theatralisch inszeniert zum Besten geben können. Ich will es damit nicht schlecht machen, aber das ist vom Stile her nicht meins.

Also Leute, selber lesen. Nur so kann man sich eine eigene Meinung bilden.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Ein hervorragender Mix aus Sci-Fantasy und Geschichte

Roma Nova
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Eine fiktive Welt; Rom umfasst einen ganzen Planeten, eine ganze Zivilisation, die alles und jeden beherrscht. Es erobert Planet um Planet – Welt um Welt und drückt den eroberten Welten seinen unverwechselbaren ...

Eine fiktive Welt; Rom umfasst einen ganzen Planeten, eine ganze Zivilisation, die alles und jeden beherrscht. Es erobert Planet um Planet – Welt um Welt und drückt den eroberten Welten seinen unverwechselbaren Stempel auf. Sklaven, Brot und Spiele.
Höhepunkt der Gladiatorenspiele sind regelmäßig die Vergabe von sechs göttlichen Herzen und die damit verbundene „Captura“ – der Kampf der sechs Träger der Herzen gegeneinander um ihre Freiheit. Und ein derartiges Ereignis bahnt sich an.
Aber im Hintergrund lauern Politik, Intrigen und die Rache einer thrakischen Seherin, die alles tut, um ihren Mann aus der Sklaverei zu sich zurück zu holen.

Dabei dreht sich alles um die Familie der Mariner, vor allem um das Oberhaupt Lucius und seine Tochter Constanzia, denn gerade Lucius ist es, gegen den sich die Rache der Seherin wendet. Er hat was sie will – ihren Mann. Den Mann, den das Volk Roms unter dem Namen Spartakus kennt.

Meine Meinung zu dem Roman – eine hervorragende Mischung aus Sci-Fantasy und Sci-History (ich mag es mal so betiteln). Judith Vogt hat es meiner Meinung nach geschafft, das alte Rom in einer eigenen Welt, gemischt mit den Mythen der Antike und der Technologie einer fiktiven Cyberwelt vor den Augen des Lesers auferstehen zu lassen. Rom ist erlebbar – man kann sich die Arena vor dem inneren Auge wie das römische Kolosseum im Maßstab eines Cyberdoms vorstellen und auch all die anderen Orte, die sie anspricht und beschreibt. Sicherlich haben die wunderschönen Konzeptzeichnungen von Ulrich Zeidler der Autorin dabei sehr geholfen und ich muss sagen, dass ich es schade finde, dass die Bilder keinen Eingang in das Buch gefunden haben. Ich bin ein großer Fan von Zeichnungen in Büchern.
Auch die Geschichte selber mag ich sehr. Man merkt deutlich, dass die Geschichte um den Spartakusaufstand als Anlehnung genutzt wurde. Für mich als historisch interessierten Menschen in wirklich guter Art und Weise.

Zu Beginn des Buches hatte ich ein wenig Skepsis, ob ich es wirklich lesen möchte, denn es beginnt in den Gedanken einer der Protagonisten. Dieser Einstieg erzeugte bei mir ein die Frage ‚Ahm, wo will mich das Buch hinführen? Gedankenspiele, das könnte langweilig werden.‘ Aber nachdem ich dieses Vorspiel hinter mir gelassen hatte, entwickelte sich die Handlung rasch und sehr „römisch“. Es war wirklich schön zu lesen.

Ich denke, dass Leser von Romanwelten á la „Dune“ und Cyberspace mit diesem Roman glücklich werden könnten. Wer die klassische Antike liebt und sich durchaus einmal an Sci-Fantasy wagen möchte, auch da ist das Buch absolut empfehlenswert. Und last but not least – auch Lovestoryliebhaber kommen hier durchaus nicht zu kurz. Die eingebettete Liebesgeschichte hat alles – Herzschmerz, Leidenschaft, Hoffnung und Verzweiflung – von allem ein wenig und gut gemischt.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Das Rumpelding – eine Geschichte von Freundschaft und dem Mut, die Welt zu entdecken

Das Rumpelding, seine kleinen, mutigen Freunde und die große, weite Welt
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Das Rumpelding geht der Frage nach wer er eigentlich ist und ob es noch andere wie ihn gibt. Da er der Meinung ist die Antwort auf diese Frage nicht daheim finden zu können, entschließt er sich in die ...

Das Rumpelding geht der Frage nach wer er eigentlich ist und ob es noch andere wie ihn gibt. Da er der Meinung ist die Antwort auf diese Frage nicht daheim finden zu können, entschließt er sich in die große weite Welt zu ziehen. Oink, ein Schwein begleitet ihn auf dieser Reise, immer fest an seiner Seite, auch wenn er ein wenig Angst hat. Auf der Such nach der Antwort treffen die beiden auf viele Wesen und schließen wundersame Freundschaften – mit zwei Feen aber auch einem Wehr-Hörnchen und einem Vampir.
Und am Ende, da ist es schön und überraschend zu sehen, was das Rumpelding auf seiner Reise über sich herausgefunden hat.

Julia Leuze hat dieses Kinderbuch mit wunderbarem Witz und viel Gefühl für Stimmungen geschrieben. Jede Figur erhielt dadurch einen unverwechselbaren Charakter – ein Schwein mit Sprachfehler, leichtlebige und fröhliche Feen, ein Vampir mit einem „tollen“ Namensgedächtnis und und und… Die Illustrationen von Astrid Henn tragen zur schönen Stimmung des Buches bei.
Es geht um Freundschaft, das Überwinden eigener Grenzen und andere zu akzeptieren wie sie sind.

Ich habe das Buch an mehreren Abenden meinem 5jährigen Sohn und meinem Mann vorgelesen. Beide waren absolut begeistert. Da das Buch in mehrere nicht zu lange Kapitel gegliedert ist, eignet es sich herrlich als Vorlesebuch und für junge Leser. Der kindgerechte Schreibstil der Autorin überfordert Leseanfänger nicht. Bereits nach dem ersten Leseabend kam ich in das Vergnügen nunmehr mit meinem Sohn Rumpelding und seine Freunde spielen zu müssen und da die Rätselfragen der Feen einen extra Anklang gefunden haben, muss ich mich zunehmend den selbst erfundenen Fragen meines Sohnes stellen.

Als wir das Buch beendet hatten wollte mein Sohn direkt noch mehr Rumpeldinggeschichten. Neue konnte ich ihm nicht geben, aber wir haben das Hörbuch gekauft, da wir regelmäßig längere Fahrten unternehmen. Und das Hörbuch findet er auch toll.

Aber zurück zum Thema – dieses Buch sollte meiner Meinung nach in keinem Kinderbuchregal fehlen. Es hat so viel Charme und beflügelt die Fantasie der Kinder; was kann es Schöneres geben?

So und nun zum Abschluss:

„Was geht durch den Wald und ist orange?“

Hinweis: Die Antwort findet ihr auf Seite 38 des Buches.

Veröffentlicht am 09.09.2018

Etwas am Titel vorbei

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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Handlung:
Diese gestaltet sich im vorliegenden Roman durchaus schwieriger, als die Inhaltsangabe vermuten lässt.
Da ist zum einen und vor allem Louisa, das Kindermädchen der Mitfords. Sie ist die eigentliche ...

Handlung:
Diese gestaltet sich im vorliegenden Roman durchaus schwieriger, als die Inhaltsangabe vermuten lässt.
Da ist zum einen und vor allem Louisa, das Kindermädchen der Mitfords. Sie ist die eigentliche Hauptfigur des Romans. Mit ihr erlebt der Leser das Leben Anfang der Zwanziger. Wie die Autorin es im Anhang des Buches beschreibt, wollte sie eine Figur die sich „Upstairs“ und „Downstairs“ bewegen konnte.
Danach kommen dann in etwa schon fast gleichrangig für die Handlung Nancy, die älteste der Mitford-Schwestern und Guy Sullivan, ein Bahnhofs-Polizist, der im Mordfall Nightingale ermittelt.

Und da bin ich auch schon bei den Handlungssträngen. Aufhänger des Romans ist der Mord an Florence Nightingale Shore. Er zieht sich wie eine Perlenkette durch den gesamten Roman durch, wird aber erst im letzten Drittel des Buches wirklich rasant und interessant.

Dann ist da die Geschichte von Louisa, die Flucht vor ihrem alten Leben und ihrem Onkel, ihre Mithilfe bei der Aufklärung des Mordfalls und natürlich ihr Verhältnis zu Guy.

Und zu guter Letzt gibt es dann doch ein wenig Einblick in das Leben von Nancy Midtford und ihrer Familie.

Was hatte ich nun erwartet?
Der Inhaltsbeschreibung nach hätte ich jetzt einen guten Krimi im Milieu der Mitfords erwartet. Dazu guten Glanz und Glamour der Anfang Zwanziger.

Was habe ich bekommen?
Einen absolut soliden und gut geschrieben Gesellschaftsroman der Zwanziger, eingebettet in eine Mordermittlung, die mir aber etwas zu langatmig war.
Das Buch ist also nicht schlecht, doch für meinen Geschmack „am Titel vorbei“. Mir ist zu wenig Mitford Manor enthalten und zu viel Innenleben Louisa Cannon.

Veröffentlicht am 01.09.2018

Helikoptern für Fortgeschrittene

Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen!
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Neues aus der Welt von Lena Greiner und Carola Padtberg-Kruse!
Nachdem die beiden Autorinnen im letzten Jahr mit "Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!" bereits einen unterhaltsamen ...

Neues aus der Welt von Lena Greiner und Carola Padtberg-Kruse!
Nachdem die beiden Autorinnen im letzten Jahr mit "Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!" bereits einen unterhaltsamen Einblick in die Welt unserer heutigen Hypermütter und -väter gaben, legen sie in diesem Jahr noch eins nach.

Ich habe auf Vorablesen ein Exemplar ergattert und gleich verschlungen. Was kann ich nun als Fazit aus dem Buch ziehen?

Die Autorinnen zeigen die Sicht von Hebammen, Ärzten, Lehrern und anderen Personengruppen, die in die Verlegenheit kommen sich mit den "Helikoptern" von Kindern arrangieren zu müssen. Und wer hat nicht wenigstens ansatzweise Helikoptereltern im Freundes oder Bekanntenkreis?

Bisweilen halte ich einige Darstellungen für hoffentlich überspitzt, denn sollte wirklich Alles dem realen Leben entspringen muss ich mich fragen: "Quo vadis Erziehung?".
Was ich gut und auch durchaus notwendig empfand sind die kurzen Beiträge der Kinder von Helikoptereltern.

Mit gutem Stil haben die Autorinnen mich unterhalten und auf ihre Art auch Einiges zum Nachdenken mitgegeben. Bisweilen war es jedoch ein wenig zu viel. Aber alles in Allem ein gelungenes Buch.