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Veröffentlicht am 07.12.2021

Verbrechen in der Welt der Bücher

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Ein rätselhaftes Verbrechen führt die Kommissare Bodenstein und Sander in die Verlagswelt. Die bekannte und polarisierende Programmdirektorin des Winterscheid Verlags ist verschwunden und alles deutet ...

Ein rätselhaftes Verbrechen führt die Kommissare Bodenstein und Sander in die Verlagswelt. Die bekannte und polarisierende Programmdirektorin des Winterscheid Verlags ist verschwunden und alles deutet auf ein Gewaltverbrechen hin. Doch schnell stellt sich heraus, dass diese Frau nicht nur gerade gefeuert wurde, sondern auch ihren eigenen Autor des Plagiats beschuldigt hat und sich allerhand Feinde gemacht hat, die von ihrem Verschwinden profitieren.

Die Geschichte beginnt mit einem Rückblick, in dem eine Gruppe Freunde Urlaub auf einer französischen Insel macht, doch nicht alles scheint so traumhaft zu sein wie das Wetter. Dieser Einblick lässt also eine tief in der Vergangenheit verwurzelte Geschichte vermuten. Nach und nach finden wir die Personen aus der Freundesgruppe im Dunstkreis des Winterscheid Verlags wieder, doch wer wirklich noch befreundet ist und wer nur die Fassade aufrechterhält, bleibt lange undurchsichtig.

Mir hat die ganze Atmosphäre im Buch sehr gut gefallen. Die Verlagswelt als Schauplatz war für mich sehr interessant und hat durch die traditionsreiche Geschichte dieses Verlages und die ganzen Verwicklungen und Familienkonstellationen immer wieder an gute alte Edgar Wallace Filme oder Agatha Christie Kriminalromane erinnert.

Bis zuletzt traut man keiner Figur zu hundert Prozent über den Weg und verdächtigt mal diesen, mal jenen. Allerdings habe ich dann mit der Auflösung gar nicht gerechnet, die dann überraschend gut und schlüssig war. Die Autorin hat es wirklich geschafft, einen bis zum Ende miträtseln zu lassen und einen dabei doch auf die völlig falsche Spur geschickt. Zwischendrin waren auch immer wieder kleine „Easter Eggs“ versteckt, die ich richtig amüsant und spannend fand zu entdecken. Mal lässt sie ihre eigenen Werke elegant mit einfließen, mal steckt hinter den Autoren des Winterscheid Verlags ein reales Vorbild.

Obwohl dies der zehnte Band einer Reihe ist, kann man ihn wunderbar ohne Vorkenntnisse lesen. Allerdings glaube ich, dass die Geschichte einem mehr geben würde, wenn man die Vorgänger gelesen hat. Es fühlt sich teilweise an wie ein Treffen mit alten Bekannten, die man nach langer Zeit wieder sieht. Man spürt die Verbindung der Autorin zu ihren Charakteren immer wieder, besonders durch viele Einblicke in deren Privatleben und so sind die vorherigen Bände allesamt auf meiner Wunschliste gelandet.

Für mich ein rundum gelungener Krimi, den ich nicht nur absoluten Nele Neuhaus bzw. Fans der Taunus Krimireihe empfehlen würde. Die Handlung lässt immer wieder Raum zum miträtseln, mietfiebern und nimmt einen mit in die ganze Welt der Hauptfiguren. Man kann eintauchen in eine wunderbare Landschaft, die dem Ganzen eine großartige Atmosphäre bietet und an mancher Stelle förmlich nach einer filmischen Fassung schreit – und bis das soweit ist, habe ich Zeit die ersten neun Bände aufzuholen, wunderbar!

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Beschäftigungstherapie für Rentner

Wo kommen wir denn da hin (Der Offline-Opa 1)
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Günter Habicht wird plötzlich in den Ruhestand entlassen. Ungünstigerweise legt zur gleichen Zeit seine Frau Brigitte ebenfalls ihre Arbeit nieder und die beiden müssen sich nun miteinander arrangieren. ...

Günter Habicht wird plötzlich in den Ruhestand entlassen. Ungünstigerweise legt zur gleichen Zeit seine Frau Brigitte ebenfalls ihre Arbeit nieder und die beiden müssen sich nun miteinander arrangieren. Keiner ist es gewohnt, den anderen so lange und oft um sich zu haben und zunächst weiß keiner damit umzugehen. Günter nutzt die freie Zeit, um allerhand Ordnungswidrigkeiten zu ahnden. Man stelle sich nur vor, jemand hält vor den Müllcontainern länger als drei Minuten, wo käme man da nur hin?

Lustig und humorvoll wird die Geschichte der beiden geschildert, die sich auf eine Art und Weise neu kennenlernen. Viele Situationen sind einem aus dem eigenen Alltag bekannt und man kann sie gut nachempfinden. Viel freie Zeit zu haben klingt zunächst sehr verlockend, aber wenn man nichts damit anzufangen weiß, wird es schon schwierig und der Protagonist hier, bietet einem Teils wirklich ein abschreckendes Beispiel, wie man nicht werden möchte. Es ist wichtig, Beschäftigung zu finden, die einem Spaß macht. Vielleicht aber auch eine, bei der man den anderen Leuten wegen Kleinigkeiten nicht das Leben zur Hölle macht.

Ich kannte die Bücher von Renate Bergmann vorher nicht, einer Figur in diesem Buch, über die es wohl auch schon einige Geschichten gibt. Man lernt sie auch hier etwas kennen. Vermutlich ist sie ein ähnlich schwieriger Charakter wie Günter Habicht. Für ihn selbst scheint nämlich die penible Einhaltung aller möglichen und unmöglichen Regelungen nicht zu gelten, Stichwort Marmelade im IKEA Restaurant abfüllen. Was mich auch rätseln lässt: Günter verpasst es nicht, an einigen Stellen seine Aversion gegenüber Technik, Internet, Smartphones und insbesondere Computern zu erwähnen, diese Dinge würde er nicht anfassen. Gegen Ende der Geschichte schiebt er allerdings einen Schreibfehler auf die Autokorrektur… Hat er also mal wieder seine eigenen Regeln missachtet?

Alles in allem eine nette Geschichte zum Zeitvertreib, die einem vor Augen führt, dass die eigenen Nachbarn vielleicht doch gar nicht so übel sind. Hauptsache man wohnt nicht neben Günter Habicht. Eine lustige Lektüre für zwischendurch, vielleicht auch gerade für alle, die selbst in dieser neuen, ungewohnten Situation gelandet sind.

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Veröffentlicht am 09.10.2021

Auch der zweite Teil ist wieder ein wahrer Glanz

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch
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Die Inflation beginnt immer mehr das Leben in der Hauptstadt zu bestimmen. Kaum Einer kann sich für sein Geld noch irgendetwas leisten, da der Wert zwischen den Fingern zerrinnt. Gleichzeitig ist der Frust ...

Die Inflation beginnt immer mehr das Leben in der Hauptstadt zu bestimmen. Kaum Einer kann sich für sein Geld noch irgendetwas leisten, da der Wert zwischen den Fingern zerrinnt. Gleichzeitig ist der Frust über den verlorenen Krieg und die Hoffnung auf eine Revanche in manchen Kreisen deutlich zu spüren. In all diesen Wirren treffen wir wieder auf unsere Protagonistinnen und die Personen in ihrem Umfeld. Magda und Kommissar Kuno Mehring versuchen sich gemeinsam eine Zukunft aufzubauen, während die Fürsorgerin Ina immer mehr an dem tagtäglichen Leid zu zerbrechen scheint. Celia schwebt in neuem Liebesglück, während sie stark für ihre Selbständigkeit kämpft. Doris, die sich angestrengt bemüht, ein Glanz zu werden, wurde zuletzt niedergestochen, ob sie ihr Ziel in diesem Band erreichen wird?

Wie auch schon bei dem ersten Band, hätte mir das Cover besser gefallen, wäre das Hintergrundbild – der Kaisersaal im Hotel Adlon? - im Vordergrund gestanden. Allerdings fand ich bei Band 1 den Buchrücken richtig toll und der ist es ja eigentlich, den man am häufigsten sieht, deswegen finde ich es sehr schade, dass dieser Teil nicht im gleichen Stil gehalten wurde.

Im zweiten Teil der Reihe um die Polizeiärztin Magda Fuchs, ist der Fokus sehr stark auf die Selbstbestimmung der Frau gelegt und weniger auf Verbrechen oder das Elend der Kinder. Für mich war diese Ausrichtung sehr spannend, da einem dadurch bewusst wird, wie weit die Frauen damals schon waren und welche Anstrengungen sie für ein bisschen Freiheit auf sich nehmen mussten. Von irgendwelchen verrückten Regelungen und dem Recht der Männer, in gewissen Punkten über ihre Frauen bestimmen zu dürfen, mal ganz abgesehen. Magda will mit Ina und der Hilfe anderer Frauen Aufklärung betreiben und den Frauen im Milieu Möglichkeiten aufzeigen, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, die die Familien in noch mehr Armut stürzen würden.

Auch hier war der Schreibstil wieder wunderbar, man konnte das Buch sehr gut und schnell durchlesen und wirklich jede Figur hat ihren Platz gefunden und wurde liebevoll und detailliert weiter ausgearbeitet. Am meisten hat mich gefreut, die Entwicklung von Celia mitzuverfolgen. Sie wird zu einer starken Frau, die nicht mehr über sich bestimmen lassen will und dafür sehr viel opfert. Oft stehen die Charaktere vor schwierigen Entscheidungen, für die es kein klares ja oder nein gibt und der Leser bekommt die Dilemmata mit, in denen sie stecken. So bekommt man viele Denkanstöße und fragt sich, wie man selbst wohl entscheiden würde.

Für mich im Allgemeinen ein spannendes Jahrzehnt, das in dieser Reihe wieder von einer anderen, interessanten Seite beleuchtet wird. Leider nimmt man auch den langsam aufkeimenden Nationalsozialismus wahr, der wohl im nächsten Band eine noch präsentere Rolle einnehmen wird. Auf jeden Fall freue ich mich bereits auf ein Widersehen und wer weiß, vielleicht ist Kuno während seiner Zeit in der Carmerstraße sogar mal dem Kollegen Gereon Rath begegnet?

Eine klare Empfehlung für alle, die schon den ersten Band gerne gelesen haben. Dieser ist zwar empfehlenswert zu kennen, allerdings für das Verständnis kein muss. Für Alle, die mehr über die nicht immer goldenen 20er erfahren wollen, definitiv lesenswert.

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Veröffentlicht am 01.09.2021

Hassliebe

SCHWEIG!
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Familie kann man sich nicht aussuchen ist wohl der Gedanke von Esther, als sie am Tag vor Weihnachten den Weg zu ihrer Schwester auf sich nimmt. Diese führt einen komplett gegensätzlichen Lebensstil als ...

Familie kann man sich nicht aussuchen ist wohl der Gedanke von Esther, als sie am Tag vor Weihnachten den Weg zu ihrer Schwester auf sich nimmt. Diese führt einen komplett gegensätzlichen Lebensstil als die kleine Familie und wohnt alleine und abgeschieden im Wald. Auch sie frohlockt nicht gerade bei dem Gedanken an den alljährlichen Besuch ihrer Schwester. Während Sue diesen Pflichtbesuch nur möglichst schnell hinter sich bringen will, möchte Esther vor allem sicher gehen, dass es ihrer Schwester gut geht, doch nach und nach beschleichen sie immer mehr Zweifel, gerade wenn sie an die Katastrophe des letzten Weihnachtsfestes denkt…

Der Schreibstil ist unglaublich fesselnd und man taucht sofort in die Geschichte ein. Zunächst erlebt man die ganzen Ereignisse aus der Sicht von Esther, die mit ihrer Familie allerhand Vorbereitungen vor dem Weihnachtsfest organisieren muss. Ihr Mann ist nicht begeistert davon, dass sie ausgerechnet an diesem stressigen Tag ihre Schwester besuchen muss, da dies immer in Streitigkeiten endet. So beginnt der Leser sich ein erstes Bild von dieser Schwester zu bilden. Genialerweise wendet sich das Blatt jedoch bald und man liest erstmals die Ereignisse aus Sue’s Sicht und entwickelt auch für ihre Ansichten Verständnis. Die Autorin spielt geschickt mit den vorgefertigten Eindrücken, die man sich über eine Person, nur aufgrund von Erzählungen, bildet.

Dieses Spiel zieht sich einige Zeit durch das Buch, bis man auch Einblicke in die Kindheit der Schwestern und die Sicht von Esthers Mann bekommt und immer mehr Details aus deren Leben enthüllt werden. Wenn man zunächst davon ausgegangen ist, die beiden hätten einfach sehr wenig gemeinsam, so stellt man bald fest, dass in dieser Beziehung mehr im Argen liegt.

Das Buch war die meiste Zeit spannend, auch wenn mir zwischendurch das Hin und Her etwas zu viel wurde. Die Auflösung ist durchaus gelungen und interessant, allerdings konnte ich mich damit nicht wirklich anfreunden, da es zum einen recht abrupt endet und ich es, nachdem man die Charaktere nun sehr gut kennt, für etwas unwahrscheinlich halte.

Die Bezeichnung „Psychothriller“ passt perfekt zu diesem Buch. Eine Empfehlung für alle, die es mögen, wenn mit vorgefestigten Ansichten gespielt wird und am Ende doch alles ganz anders ist. Spannung ist bis auf ein paar kleinere Durchhänger gut vorhanden, sodass man das Buch wirklich zügig beenden kann.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Witzige und inspirierende Reiseberichte

Muttl auf Reisen
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Wie der Titel schon verspricht, begleiten wir in „Muttl auf Reisen“ die Autorin in fünf Ausschnitten auf ihren Reisen. Es handelt sich um den zweiten Teil einer Reihe, den Ersten habe ich bisher leider ...

Wie der Titel schon verspricht, begleiten wir in „Muttl auf Reisen“ die Autorin in fünf Ausschnitten auf ihren Reisen. Es handelt sich um den zweiten Teil einer Reihe, den Ersten habe ich bisher leider nicht gelesen, hatte allerdings keinerlei Probleme ohne etwaiges Vorwissen diese Fortsetzung zu lesen, da es sich um eigenständige Reiseberichte handelt. Rosi, Mutter und Abenteurerin, nimmt uns mit auf fünf ausgewählte Reisen, die sie mal mit Familie, mal ganz allein antritt.

Die Autorin schildert ihre Berichte herrlich witzig und humorvoll und man kann beinahe selbst das Kribbeln spüren, als sie befürchtet, Wanzen könnten ihr Zimmer in Padang Bai befallen haben. Man merkt während des ganzen Verlaufs, was Rosi für eine tolle Familie hat. Nicht nur, dass sie für längere Zeit mit ihrem Sohn in einem Van haust und den Lebensstil eines modernen Hippies führt, sondern auch zusammen mit all ihren Kindern und ihrer Mutter in ein Dorf nach Rumänien reist, in dem die Zeit still zu stehen scheint, ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Für mich war die Einstellung der Abenteuerlustigen Rosi total erfrischend und faszinierend. Sie ist mutig, offen und hat eine (für Eltern) überraschend „gesunde“ Ansicht, was die Grenze zwischen dem, was ihr Sohn freiwillig aus seinem Privatleben preisgibt und was sie darüber hinaus erfahren könnte, betrifft. Damit hat sie wohl einen der wichtigsten Schritte im „Loslassen“ Prozess bewältigt, worauf sich eine wirklich gute und starke Beziehung mit ihren erwachsenen Kindern bauen lässt, die Perspektive hat. Zum Schluss hin wird es auch nochmal richtig philosophisch und man hat über das Buch hinaus noch Stoff zum Nachdenken.

Für mich war diese Reise insofern spannend, als das ich einen anderen Blickwinkel kennen lernen durfte, da ich nur die Sichtweise der Kinder, die mit ihren Eltern verreisen, kenne. Ich bin froh, ein Stück auf dieser tollen Reise dabei gewesen zu sein und nehme die ganz wichtige Erkenntnis mit, dass man die wahren Abenteuer nur erleben kann, wenn man die gemütliche Sicherheit hinter sich lässt.

Das Buch kann meiner Meinung nach uneingeschränkt empfohlen werden. Es ist kurzweilig und bietet amüsante, spannende Unterhaltung nicht nur für Reiselustige, sondern auch für Eltern, die selbst mit dem Loslassen zu kämpfen haben. Alle anderen begleiten eine Frau, die vor nahezu nichts zurückschreckt auf spannenden Reisen, vom Wandern in der Wildnis der Türkei bis in eine zwielichtige Krankenstation in Padang Bai.

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