Profilbild von Theaterfreundin

Theaterfreundin

Lesejury Profi
offline

Theaterfreundin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Theaterfreundin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2022

Die Inquisition und die gedankliche Freiheit

Das verborgene Paradies
0

Es ist die Zeit der Inquisition und wir befinden uns in Borgo San Michele, Ostalpen. Dort wird Anfang November 1610 unter dramatischen Umständen Susanna geboren. Am gleichen Tag stirbt die Mutter von Daniele ...

Es ist die Zeit der Inquisition und wir befinden uns in Borgo San Michele, Ostalpen. Dort wird Anfang November 1610 unter dramatischen Umständen Susanna geboren. Am gleichen Tag stirbt die Mutter von Daniele di Barco. Beide Kinder sind die ersten Monate im Kloster des Dorfes unter der Obhut des Priors Fra‘ Thevet. Susanna darf, da sie ein Mädchen ist, nicht im Kloster bleiben, sie wächst in einem Kloster in Camporosso unter einer liebevollen Äbtissin auf. Der Prior und die Äbtissin halten regelmäßigen Kontakt zueinander. Beide erkennen sehr schnell, dass Susanna und Daniele intelligent sind, den Dingen versuchen auf den Grund zu gehen und vor allem sich ihre eigenen Gedanken über alles zu machen. Sie unterrichten und fördern die Kinder, zu der damaligen Zeit ungewöhnlich.

Ein Zeitsprung: 1633 – Susannas Mann und eine Dienstmagd werden ermordet. Die Inquisition bezichtigt Susanna der Tat und klagt sie als Hexe an. Daniele erfährt davon und setzt alles daran, Susanna verteidigen zu dürfen. Dem Leser werden die Grausamkeiten und Schrecken der Inquisition deutlich vor Augen erführt. Ebenfalls welche Macht einzelne Personen ausgeübt haben. Susanna hat lesen und schreiben gelernt, deshalb ist sie vielen „ein Dorn im Auge“. Heimlich unterrichtet sie Frauen und sie fordert ihre Mitmenschen auf, sich ihre eigenen Gedanken zu machen.

Luca Di Fulvio erzählt die Geschichte von Susanna und Daniele in verschiedenen Zeitebenen. Einmal wie beide erwachsen werden und welche Menschen sie prägen, dann den Ablauf des Prozesses. Die Kapitel sind jeweils mit Jahreszahl, Datum und Ort überschrieben, so dass man sich gut zurechtfindet.

Das Buch ist flüssig geschrieben, manchmal etwas ausschweifend. Es handelt von einer großen Liebe, von Eifersucht, Neid und Freundschaft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2022

Große Liebe, Familientragödie und Schuld

Feldpost
0

Cara Russo ist Rechtsanwältin, sitzt 2 Tage vor Weihnachten im Jahr 2000 in einem Café in Kassel und schreibt Weihnachtskarten. Eine ältere Frau setzt sich zu ihr an den Tisch. Im Gespräch mit der Frau ...

Cara Russo ist Rechtsanwältin, sitzt 2 Tage vor Weihnachten im Jahr 2000 in einem Café in Kassel und schreibt Weihnachtskarten. Eine ältere Frau setzt sich zu ihr an den Tisch. Im Gespräch mit der Frau erfährt Cara, dass diese versucht hat einer Freundin, die sie das letzte Mal nach dem Krieg gesehen hat, eine Tasche mit alten Unterlagen zu bringen. Sie ist sich sicher, die richtige Adresse zu haben, doch dort wurde ihr mitgeteilt, dass ihre Freundin Adele den Bewohnern nicht bekannt sei. Die Frau verschwindet aus dem Café und lässt Cara durch die Bedienung mitteilen, dass sie die Tasche mitnehmen soll. Cara ahnt nicht, was sie mit ihren Nachforschungen die sich macht, auslösen wird. In dem Koffer befinden sich Feldpostbriefe, sie erzählen von einer großen Liebe.
Wir erfahren in dem Buch die Geschichte zweier Familien in der Zeit zwischen 1935 und 1945. Es geht um Familie Kuhn, Gerhard und Katharina, deren Kinder Albert und Adele und um Familie Martens, Hermann und Sophia, deren Kinder Richard und Diethild. Die Familien sind befreundet und verbringen gerne Zeit miteinander. Das ändert sich allerdings als Gerhard Kuhn 1935 wegen hitlerfeindlicher Äußerungen eine Haftstrafe erhält. Um die Freunde zu unterstützen kauft Hermann die Villa seiner Freunde zu einem geringen Preis, in einem Zusatzvertrag sind die Modalitäten für den Rückkauf festgelegt.
Mechtild Borrmann erzählt die Geschichte der Familien auf zwei Zeitebenen. Einmal die Zeit zwischen 1935 und 1945 und die zweite Ebene zwischen 2000 und 2001. Über jedem Kapitel ist der Zeitraum angegeben und aus welcher Sicht erzählt wird. Die Sprache der Autorin ist sehr klar und schnörkellos und steckt doch voller Emotionen. Nach und nach wird die Geschichte einer großen verbotenen Liebe und einer Familientragödie aufgedeckt. Oft passieren Dinge mit denen man nicht rechnet, der Verlauf der Geschichte ist nicht vorhersehbar. Es wird deutlich wie schnell man Schuld auf sich laden kann, obwohl man sich sicher war, durch seine Handlung jemandem zu helfen.
Der Autorin ist es wieder gelungen uns ein Stück Zeitgeschichte näherzubringen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine Frau und ein Weingut

Gretas Geheimnis
0

Gretas heiratet den Kellermeister Bruno Bachstern, das ist die Bedingung, die ihr Vater in seinem Testament gestellt hat. Die beiden verbindet die Liebe und Begeisterung für den Wein. Durch die Heirat ...

Gretas heiratet den Kellermeister Bruno Bachstern, das ist die Bedingung, die ihr Vater in seinem Testament gestellt hat. Die beiden verbindet die Liebe und Begeisterung für den Wein. Durch die Heirat gehört Greta jetzt eines der größten Weingüter der Pfalz. So eine arrangierte Ehe ist, auch wenn man Gemeinsamkeiten hat, natürlich nicht einfach. Hinzu kommt noch, dass Bruno ein sehr schweigsamer und introvertierter Mensch ist. Greta wird von ihrer Großmutter Adela stark unterstützt. Bruno hält stark am herkömmlichen Weinbau fest, Greta allerdings ist der Meinung, dass Veränderungen notwendig sind und möchte neue Wege beschreiten.
Wie schon beim Vorgängerband gelingt es dem Autorenteam die Geschichte von Greta flüssig und anschaulich zu erzählen. Das Zeitkolorit der 1980 und 1990-ziger Jahre wird hervorragend beschrieben, man fühlt sich in diese Zeit zurückversetzt. Das Buch unterhält bestens und ich bin sehr gespannt auf den letzten Band der Triologie.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine mutige Frau und eine Liebe zwischen Ost und West

Die Wolkenstürmerin
0

Hamburg 1957: Die Firma Lilienthal ist verschuldet und hat ein Übernahmeangebot erhalten. Marlene Lilienthal ist eine leidenschaftliche Fliegerin und möchte die Firma nicht verkaufen. Sie überzeugt die ...

Hamburg 1957: Die Firma Lilienthal ist verschuldet und hat ein Übernahmeangebot erhalten. Marlene Lilienthal ist eine leidenschaftliche Fliegerin und möchte die Firma nicht verkaufen. Sie überzeugt die anderen Familienmitglieder von ihrer Idee, ein Flugtaxiunternehmen aufzuziehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird die Firma erfolgreich. Die Familie besitzt ein Ferienhaus an der Ostsee, dorthin fährt Marlene um den Kopf freizubekommen und sich zu erholen. Bei einem dieser Besuche lernt sie einen Fremden kennen und verliebt sich in ihn. Bernhard, der Fremde, lebt in der DDR. Die Liebe der beiden ist schwierig, da sich die politische Situation zwischen den beiden deutschen Staaten zuspitzt.
Die Autorin erzählt die Geschichte von Marlene sehr anschaulich und flüssig. Dem Leser wird die Zeit der 1950 und 1960 Jahre nahegebracht, in der es für Frauen schwer war sich beruflich mit eigenen Ideen und Vorstellungen in der Männerwelt durchzusetzen. Dann werden ebenfalls die Schwierigkeiten eine Liebe, in der die Partner in Ost und West leben, gut beschrieben. Man leidet und hofft mit den Liebenden. Das Cover des Buches ist sehr plakativ, passt allerdings gut zur Zeit, in der der Roman spielt. Der Roman hat mich gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.08.2022

Spannender Regionalkrimi

Verschwunden im Aargau
0

Andrina, Enrico und Tochter Rebecca geraten in das Getümmel des Bärzeli-Treibens auf dem Weg zu ihrem Auto. Bei diesem traditionellen Treiben kommt es zu einer Messerattacke bei der ein Mann stirbt. Aufgrund ...

Andrina, Enrico und Tochter Rebecca geraten in das Getümmel des Bärzeli-Treibens auf dem Weg zu ihrem Auto. Bei diesem traditionellen Treiben kommt es zu einer Messerattacke bei der ein Mann stirbt. Aufgrund eines Fotos und einer Zeugenaussage wird Enrico verdächtigt der Täter zu sein. Die Polizei ermittelt und damit auch Marco, Enricos Halbbruder. Die beiden Brüder haben große Ähnlichkeit miteinander, daher vermutet Andrina, dass evtl. Marco gemeint sein könnte, doch er hat ein Alibi. Sie vertraut der Polizei nicht und ermittelt auf eigene Faust. Dann verschwinden Marco und sein kleiner Sohn spurlos.
Es gibt schon einige Vorgängerbände, doch man kann problemlos in die Reihe einsteigen. Die Autorin erzählt den Fall sehr spannend und schnörkellos, es gibt keine großartigen Nebenstränge, daher wird der Leser nicht vom Geschehen abgelenkt. Die Alleingänge von Andrina und Gabi, der Exfreundin von Marco, fand ich nicht immer nachvollziehbar, sie waren auch gefährlich. Als Leser rätselt man bis zum Schluss mit, die Auflösung und Zusammenführung der losen Enden konsequent. Aus meiner Sicht ein empfehlenswerter Regionalkrimi aus der Schweiz. Zum besseren Verständnis der schweizerischen Ausdrücke findet man im Anhang ein Glossar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere