Profilbild von Tindaya

Tindaya

Lesejury Profi
offline

Tindaya ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tindaya über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2020

Für Freunde von anspruchsvoller Literatur

Die Schauspielerin
0

Hallo allerseits!

Als eingefleischter Theater-Fan reizte mich bei diesem Buch schon allein der Titel. Ich erwartete eine fiktive Biographie, die mich das Leben einer Schauspielerin verfolgen lässt, vielleicht ...

Hallo allerseits!

Als eingefleischter Theater-Fan reizte mich bei diesem Buch schon allein der Titel. Ich erwartete eine fiktive Biographie, die mich das Leben einer Schauspielerin verfolgen lässt, vielleicht mit Einblicken hinter die Kulisse. Doch was ich nicht wusste, dass mich dieses Buch vollkommen überraschen würde ich erstmal ein paar Tage brauchen würde um meine Gedanken zu sortieren und zu überlegen, wie ich meine Eindrücke zu diesem Buch auf Papier bringen konnte.

Zuerst einmal geht es hier nicht nur um das Leben von Katherine O'Dell, einer irischen Schauspielerin, die aus den einfachsten Verhältnissen zu einem Star heranwächst. nein, es geht viel mehr um ihre Tochter Norah, die mit ihrer Mutter leben muss, die zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens eine Rolle spielt. Die Beziehung zwischen den beiden ist meistens eher kompliziert, da Katherine eine wahre Diva ist. Wer sich an den Film "Boulevard der Dämmerung" aus den 50er Jahren erinnert, wird in Katherine O'Dell ab und zu ein wenig den alternden Filmstar Norma Desmond erkennen, die auch bis zum Ende daran glaubte, dass sie weiter Erfolg haben würde.

Die Geschichte wird nur zeitweise wirklich chronologisch erzählt und schwenkt immer zwischen der Geschichte der Schauspielerin und ihrer Tochter, die doch immer wieder Parallelen aufweisen um dann wieder vollkommen auseinander zu driften. Den Schreibstil kann ich nicht anders beschreiben als mit "ungewöhnlich" - allerdings nicht im negativen Sinne. Es ist definitiv keine leichte Lektüre und greift auch immer wieder schwer zu verarbeitende Themen wie Vergewaltigung und Gewalt auf. Sei es die Gewalt gegen Frauen oder die Gräueltaten der IRA, die immer wieder eine Rolle spielen. Das Buch regt zum Nachdenken an und bleibt für mich deutlich länger in Erinnerung.

Anne Enright ist eine mehrfach ausgezeichnete irische Autorin, die mit ihrem außergewöhnlichen Stil und ihrer Art, eine Geschichte zu erzählen, bei diesem Buch definitiv zu überzeugen weiß. Selten hat ein Buch so einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, gerade, wenn es eher um "ernstere" Literatur geht. Ich würde das Buch jederzeit empfehlen, auch wenn es nicht eine leichte Sommerlektüre ist. Doch wer anspruchsvolle Bücher mag, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2020

Spannend und abwechslungreich bis zum Schluss

Ein Traum vom Glück
0

Hallo allerseits!

Es gibt manchmal Bücher, die liest man und am nächsten Tag hat man sie schon wieder vergessen. Und es gibt Bücher, bei denen fängt man zu Lesen an und von Jetzt auf Gleich ist man zwischen ...

Hallo allerseits!

Es gibt manchmal Bücher, die liest man und am nächsten Tag hat man sie schon wieder vergessen. Und es gibt Bücher, bei denen fängt man zu Lesen an und von Jetzt auf Gleich ist man zwischen den Seiten gefangen. Man erkennt sich in einigen Charakteren, Gedanken, Aussagen oder Szenen wieder und nach und nach verliert man sich darin. Manchmal ist das vorhersehbar, manchmal kommt es gänzlich unerwartet. Wie zum Beispiel dieses Buch von Eva Völler mich völlig überrumpelt hat.

Als Bewohnerin Nordrhein-Westfalens kenne ich mich ein wenig mit dem Ruhrpott aus, einige meiner Freunde leben dort. Ich kenne das "Ruhr-Platt" (einige Begriffe sind wie im ostfriesisch Platt, was ich ja durch meinen Mann kenne - das darf er aber nie hören, das ich das miteinander vergleiche) und ich kenne mich durch meinen Großvater ein wenig mit dem Bergbau aus. Alles Sachen, die in diesem Roman aufgegriffen werden.

Das Setting in einem zerstörten Nachkriegsdeutschland ist bedrückend und gleichzeitig so voller Hoffnung. All die Träume, die sich entwickeln, all die Errungenschaften, die wieder ihren Weg in die Häuser finden, wie zum Beispiel Kühlschränke oder Toiletten mit fließender Wasserspülung. Und dazwischen eine junge Frau, die versucht, sich ein neues, besseres Leben aufzubauen um ihren Kindern eine bessere Zukunft liefern zu können und ein Spätheimkehrer aus russischen Kriegsgefangenenlagern, der sich nach und nach ins Leben zurück kämpfen muss. Und zwischen diesen beiden steht die Schwiegermutter, die ihren totgeglaubten Sohn, Katharinas Mann, nicht aufgeben will und versucht die Familie zusammen zu halten.

Eine spannende Konstellation, die einen vollkommen in den Bann zieht. Der Schreibstil ist so bequem, dass lange Stunden am Stück lesen gar kein Problem sind. Eva Völler schafft es die Situationen sehr bildlich zu beschreiben, sodass man gut in die Geschichte abtauchen kann. Ab und zu werden noch wissenswerte Details, kleine Geschichtsfakten, eingestreut, die aber zu keinem Zeitpunkt den Lesefluss stören. Sie sind wohldosiert, sodass sie nicht die Handlung überschatten.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet, gerade die manchmal etwas strengwirkende Schwiegermutter Mine hat es mir angetan. Ich finde sie so erfrischend ehrlich und pragmatisch, dass ich sie nie zu harsch oder unfreundlich fand. Katharina hingegen hat es mir manchmal wirklich schwer gemacht, sie zu mögen. Ihre Träume waren für mich zu hoch gesteckt, ihr Verhalten teilweise zu wankelmütig. Eigentlich das komplette Gegenteil zu Johannes, der so liebevoll, treu und tapfer ist, trotz allem was er erlebt hat.

Alles in allem eine tolle Geschichte, die mich zum lachen aber auch zum Weinen gebracht hat. Es war ein vollkommen anderes Setting, als ich normalerweise lese, aber gerade das hat es für mich so spannend gemacht. Im Spätsommer soll auch schon der zweite Teil "Ein Gefühl von Hoffnung" erscheinen. Den Weg in mein Bücherregal findet es bestimmt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 04.03.2020

Ein super schönes Buch, was mich vom ersten Moment an gefangen genommen hat. Tolle Charaktere und sehr detailverliebter Schreibstil

Animant Crumbs Staubchronik
0

Hallo allerseits!

Lasst mich Euch heute ein Buch vorstellen, dass mein Herz letztes Jahr im Sturm erobert hat.
Ich hatte schon viel über diesen Titel gehört, doch hat es erst dieses Jahr bei mir Klick ...

Hallo allerseits!

Lasst mich Euch heute ein Buch vorstellen, dass mein Herz letztes Jahr im Sturm erobert hat.
Ich hatte schon viel über diesen Titel gehört, doch hat es erst dieses Jahr bei mir Klick gemacht. Ich las es als Ebook und kaufte es mir schließlich dieses Jahr noch einmal als Softcover. Ich bin ein großer Freund der Regency-Zeit und das in Kombination mit Steampunk - was sollte schief gehen?

Lins Schreibstil nahm mich ab der ersten Seite gefangen. Ich fand Animant ab der ersten Seite sympathisch, erinnerte sie mich doch ein wenig an mich, als ich jünger war. Eine junge Frau, die ständig ihren Kopf in irgendwelchen Büchern hat und einfach nicht daran Gefallen findet, was andere von ihr erwarten. Man kann mit Ani auf über 550 Seiten mitfühlen, mitschimpfen und ja, auch mitleiden.
Die Entwicklung der etwas versnobten jungen Frau, die sich für etwas besseres hält, weil sie eben liest, zu einer Frau, die für das kämpft, was ihr wichtig ist und die sich auch selbst ihre Fehler eingestehen muss.
Doch Ani ist nicht der einzige interessante Charakter in diesem Buch. Zu aller erst möchte ich da Eliza Hemmilton erwähnen, die aufgeweckte, freche und trinkfeste Freundin, die mich einige Male wirklich zum Lachen gebracht hat.
Logischerweise ist da noch Thomas Reed, der Bibliothekar, der Ani zu Beginn das Leben zur Hölle macht. Aber wie so oft versteckt sich hinter einer harten Schale ein weicher Kern. Die Reibung zwischen den beiden ist teilweise urkomisch, einfach weil sie nicht sehen, wie ähnlich sie sich sind.
Die Familie von Animant wäre einen Artikel für sich wert. Ich liebe die überfürsorgliche Mutter, den Onkel, der Animant mehr zutraut, als sie sich selbst und doch wie ein Wachhund auf sie aufpasst und ganz besonders hatte ich ihren Bruder in mein Herz geschlossen, der trotz aller gesellschaftlichen Hindernisse seinem Herzen und seiner Liebe folgt.
Auch die Brüder von Thomas Reed sind eine Geschichte für sich. Diese herzliche, aber grobe Art, wie sie miteinander umgehen, hat mir mehr als einmal ein breites Grinsen aufs Gesicht gezaubert.
Jeder einzelne Charakter von Hauptprotagonist bis zum kleinen Botenjunge sind mit so viel Liebe beschrieben, dass man sie einfach lieben muss. Das ist, meiner Meinung nach, der große Vorteil, den Lin als etwas besonderes auszeichnet: Ihre Liebe zum Detail. Dank ihrer detaillierten Beschreibung, die aber niemals langweilig wird, erwacht das London des 19. Jahrhundert vor den eigenen Augen zum Leben.

Den einzigen Kritikpunkt, den ich anzumerken hätte wäre das Ende. Für mich kam es zu plötzlich, die Auflösung erschien zu einfach. Fast schien es, als hätte die Autorin nicht mehr genug Zeit gehabt, quasi den Abgabetermin im Nacken. Weitere 20-30 Seiten hätten dem Buch gut getan um das Ganze etwas seichter ausklingen zu lassen.

Dennoch würde ich dieses Buch jedem empfehlen, absolut jedem, unabhängig von Präferenzen oder Geschlecht. Selten hat mich ein Buch in den letzten Jahren so sehr in seinen Bann gezogen.

Wer wie Ich nicht genug von Animant und ihrer Welt bekommen kann, für den erschien dieses Jahr der Kurzgeschichten Band "Animants Welt", der einige Vorgeschichten sowieso Gedanken der Autorin enthält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2020

Nach einem für mich etwas holprigen Start ein wirklich tolles Buch mit spannendem Ende

Litersum
0

Hallo allerseits!


Heute erzähle ich Euch von meinem Kauf von der Frankfurter Buchmesse, dort habe ich mir nämlich aus einer Kurzschlussreaktion heraus "Litersum" gekauft - ein klarer Fall von Cover-Liebe!

Nun ...

Hallo allerseits!


Heute erzähle ich Euch von meinem Kauf von der Frankfurter Buchmesse, dort habe ich mir nämlich aus einer Kurzschlussreaktion heraus "Litersum" gekauft - ein klarer Fall von Cover-Liebe!

Nun habe ich es fertig und es lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.

Die Idee des Buches ist großartig und ich hatte vielleicht auch etwas zu große Erwartungen an das Buch.

Die Charaktere sind super beschrieben und das ganze Universum sehr detailliert beschrieben. Man kann die Magie quasi fühlen und verschwindet nach und nach darin. Malou, Emma, Lansbury (der auch einen Vornamen hat, warum auch immer der ständig unter den Tisch fällt), Malous Mutter und selbst der Kater Sheldon sind liebevoll gezeichnet und wirken sympathisch.

Die Geschichte ist spannend und das Ende absolut nicht absehbar, aber dennoch glaubwürdig. Ich habe auf Seite 250 noch nicht verstanden, wie man das in 70 Seiten zu einem vernünftigen Ende führen soll, ohne dass es überhastet wirkt. Und doch hat Lisa Rosenbecker genau das geschafft. Jede Gefühlsregung der Protagonisten ist glaubhaft und wirkt nicht aufgesetzt. Alles in allem ein gelungenes Buch, aber warum nur diese gemischten Gefühle?

Ganz einfach: Der Weg zu diesem Gefühl war lang und steinig. Nach den ersten 50 Seiten war ich noch nirgendwo mit diesem Buch, ich hatte keine Bindung aufgebaut und es hatte mich auch noch nicht überzeugt. Um ehrlich zu sein, hatte ich den Kauf schon fast bereut und war kurz davor abzubrechen. Ich weiß nicht, ob das jemand anderem außer mir auch so geht, aber mich muss ein Buch von Anfang an mitreißen. Und das hat "Litersum" erst sehr viel später geschafft.

Dennoch ein tolles Buch, wenn man geduldig ist und dem Buch Zeit lässt, sich zu entfalten. Denn es ist das Warten auch jeden Fall wert und entpuppte sich doch als eines der Highlights aus 2019.

Wer sich weiter dafür interessiert, für den erscheint im März 2010 "Musenfluch", ein Spin-Off aus dem Universum. Genaueres ist noch nicht bekannt, aber ich werde es mir wohl auf jeden Fall holen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2020

Wer auf Dark Fantasy mag und ein ganz besonderes Buch sucht, der ist bei Chaosbringer genau richtig.

Chaosbringer
0

Hallo allerseits!

Es handelt sich um einen Dark-Fantasy-Roman der seinesgleichen sucht. Ich habe bisher noch nie etwas in dieser Art gelesen, es war von vorne bis hinten ein absolut außergewöhnliches ...

Hallo allerseits!

Es handelt sich um einen Dark-Fantasy-Roman der seinesgleichen sucht. Ich habe bisher noch nie etwas in dieser Art gelesen, es war von vorne bis hinten ein absolut außergewöhnliches Leseerlebnis. Ich muss dazu sagen, dass ich es erst gestern bekommen habe. Die Tatsache, dass ich die 252 Seiten bis heute schon fertig gelesen habe, sagt schon einiges darüber aus.
Zu aller erst das Cover. Wunderschön in verschiedenen Grau-, Weiß- und Schwarztönen gehalten mit dem auffällig verschnörkelten "C" in der Mitte. Das war es eigentlich, was mein Interesse an diesem Buch als allererstes geweckt hat. Ich gestehe, ich habe eine Schwäche für schöne Cover oder auch schöne Verpackungen.
Die Geschichte um den gefallenen Engel ist so anders, als man es erwartet. Die Schreibweise ist ungewöhnlich, da aus der zweiten Erzählperspektive ("Du") erzählt wird. Man fühlt sich von vorneherein mittendrin in der Geschichte und kann sich gut in den Hauptcharakter einfühlen. Jeder der Charaktere ist gut beschrieben und fühlt sich lebendig an. Die Autorin beweist ein gutes Gespür für Atmosphäre und eine gute Beobachtungsgabe. Gerade die ersten Szenen sind so eindrucksvoll und stimmig, dass es einfach Spaß macht, sie zu lesen und in sie einzutauchen. Dennoch ist dieses Buch nichts für schwache Nerven, jedenfalls nicht, wenn man sehr religiös ist. Mich persönlich hat es nicht gestört.
Für mich waren die 252 Seiten definitiv zu kurz, ich wäre gerne noch länger in dieser Welt geblieben und hätte die Geschichte von Luzifer weiter verfolgt. Selten habe ich ein Buch so schnell durchgelesen, es quasi inhaliert. Leider ist aktuell keine Fortsetzung geplant, auch wenn ich es mir wirklich wünschen würde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere