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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2023

Krimi trifft Science Fiction

Weesewiesen
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Immer mehr Menschen kommen auf grausame und mysteriöse Weise ums Leben. Polizistin Alexandra versucht mit ihren Kollegen Bär und Sergey die Todesfälle aufzuklären und stößt dabei schnell an ihre eigenen ...

Immer mehr Menschen kommen auf grausame und mysteriöse Weise ums Leben. Polizistin Alexandra versucht mit ihren Kollegen Bär und Sergey die Todesfälle aufzuklären und stößt dabei schnell an ihre eigenen Grenzen.

Wenn man es genau nimmt, sogar schon am Fundort der ersten Leiche. Dabei könnte man vermuten, dass sie in ihrer Laufbahn schon ähnlich schlimmes gesehen haben müsste… Der Klappentext behauptet zwar, Alexandra sei Polizistin aus Leidenschaft, davon konnte ich leider überhaupt nichts spüren. Stattdessen legt sie eigentlich sofort den Fall nieder und nimmt sich eine Auszeit. Warum genau bleibt offen. Es heißt zwar, sie wolle auf eigene Faust ermitteln, davon hört man aber nie wieder etwas.

Zeitgleich erfahren wir auch einiges aus einer Perspektive der etwas anderen Art. Die Idee hinter dem Buch fand ich auf jeden Fall spannend: Krimi trifft Science Fiction - Anomalien, schwarze Löcher, andere Galaxien, außerirdisches Leben. Cool, dachte ich. Aber irgendwie ist alles etwas verwirrend. So gibt es viele schnelle und relativ ungekennzeichnete Zeitsprünge. Dadurch wirkt alles ziemlich abgehackt. Die Charaktere waren mir im Prinzip alle unsympathisch und auch ihr Verhalten konnte ich meistens nicht nachvollziehen. Manche Szenen sind außerdem wirklich brutal und fast etwas verstörend, für schwache Nerven ist das Buch also nicht unbedingt geeignet. Die Erklärung für diese Episoden (welche zwar nicht explizit ausgesprochen wird, die man sich aber herleiten kann) finde ich allerdings gelungen. Auch das Ende hat mir gut gefallen. Es ist ein wenig gesellschaftskritisch, regt zum Nachdenken an und lässt Raum für eigene Spekulationen.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Zwei Städte: eine Leidenschaft und ein Zwist, der unüberwindbar scheint

Die Gewinner
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Interessiert euch Eishockey? Also mich tatsächlich überhaupt nicht und dennoch hat mich die Björnstadt-Trilogie total in ihren Bann gezogen. Lasst euch also nicht von den Klappentexten abschrecken! Schließlich ...

Interessiert euch Eishockey? Also mich tatsächlich überhaupt nicht und dennoch hat mich die Björnstadt-Trilogie total in ihren Bann gezogen. Lasst euch also nicht von den Klappentexten abschrecken! Schließlich geht es nicht nur um den Mannschaftssport, sondern vor allem um zwei verfeindete Städte, deren Einwohner und ihr Leben zwischen Freundschaft, Familie, Hass sowie der Leidenschaft für das Eishockey und die Loyalität ihrem Klub und ihrer Mannschaft gegenüber.

Björnstadt und Hed sind zwei kleine Städte mitten im Wald. Obwohl in beiden Eishockey-Klubs eine wirklich extreme Fan-Mentalität besteht und sie seit jeher konkurrieren, herrschte eigentlich eine Art Waffenstillstand. Zumindest bis zu jener katastrophalen Nacht vor zwei Jahren, die alles veränderte und die alte Kluft wieder aufgerissen hat. Heute stellt sich die Frage, was die Menschen zu opfern bereit sind, um ihre Familien und ihre Heimat zu retten.

In den ersten Kapiteln werden die wichtigsten Ereignisse und Zusammenhänge aus den ersten Teilen kurz und prägnant zusammen gefasst, so dass man schnell wieder in die Geschichte finden kann.

Wir verfolgen die Schicksale super vieler unterschiedlicher und vielschichtiger Charaktere. Ich finde die Perspektive des allwissenden Erzählers richtig gut, denn so erfährt man von jedem etwas. Es werden zudem immer wieder verheerende Andeutungen gemacht, was die Zukunft angeht. Daher ist die Atmosphäre eher angespannt und manchmal bedrückend. Über den Städten und deren Einwohnern schwebt die ganze Zeit ein Damoklesschwert.

Die Menschen leben von Vorurteilen und festgefahrenen Meinungen. Eishockey geht über alles und der Hass zwischen den Städten scheint unüberwindbar. Probleme werden meist durch Verdrängung oder Verleugnung unangenehmer Tatsachen, im Zweifelsfall auch gerne durch Gewalt, Hetzjagden, Ausgrenzung und der Verbreitung von Angst gelöst. Man kann also sagen, dass sie insgesamt nicht besonders sympathisch wirken und dabei ist egal, ob sie nun in Björnstadt oder Hed wohnen. Dennoch kann man manche Reaktionen nachvollziehen. Auf jeden Fall zeigt sich deutlich: eine Medaille hat immer zwei Seiten! Es ist genau dieses Zwischenmenschliche, das Miteinander und Gegeneinander sowie die zahlreichen vorhersehenden Andeutungen, welche die Bücher so spannend machen.

Sie lösen definitiv ein Wechselbad der Gefühle aus: Unverständnis, Wut, Trauer, Entsetzen, Angst um die lieb gewonnenen Charaktere... Es gibt aber natürlich auch einige humorvolle, herzerwärmende und sehr schöne Szenen.

Für mich ist „Die Gewinner“ ein würdiger Abschluss und konnte mich wieder komplett überzeugen. Von mir eine absolute Lese-Empfehlung!

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Das Ermittler-Trio Ray, Rufus und Phil ist zurück

Schiffe versenken
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Das Ermittler-Trio Ray, Rufus und Phil ist zurück - Halleluja! Nach zwei Bänden, die eher gesellschaftssatirisch waren, geht es jetzt wieder eher in den Bereich humorvoller Krimi. In den Hauptrollen: zwei ...

Das Ermittler-Trio Ray, Rufus und Phil ist zurück - Halleluja! Nach zwei Bänden, die eher gesellschaftssatirisch waren, geht es jetzt wieder eher in den Bereich humorvoller Krimi. In den Hauptrollen: zwei Erdmännchen und ihr menschlicher Freund.

Erdmännchen Ray ist überall beliebt, manchmal ein wenig tollpatschig, aber stets loyal gegenüber seiner Familie und seinen Freunden. Sein Bruder Rufus ist das Superhirn des Clans, er kann lesen, kennt sich mit der neuesten Technik aus und kann dir nahezu jede Frage beantworten. Phil hat seine Prioritäten in der letzten Zeit neu geordnet, ist aber immer noch ganz der alte. Und wie gewohnt stimmt auch sofort wieder die Chemie. Wir werden mit witzigen Schlagabtauschen, turbulenten Szenen und dem ein oder anderen emotionalen Moment unterhalten.

Dieses Mal finden wir uns in einer ganz anderen Location wieder, nämlich auf einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff. Dort treten die drei unter dem Künstlernamen „Phil & Friends“ als besondere Entertainment-Attraktion auf, um undercover ermitteln zu können. Da ist Chaos vorprogrammiert. Letztendlich müssen sie Pelz und Kragen riskieren, um die Mitglieder des mysteriösen Ocean’s Club dingfest machen zu können.

Kleiner Tipp: unbedingt als Hörbuch hören! Christoph Maria Herbst erweckt die Tiere gekonnt zum Leben: jeder Charakter erhält seine eigene Stimme, was alleine schon schreiend komisch ist.

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Demokratie für Anfänger… ähhh ich meinte Erdmännchen

Da ist was im Busch
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Nachdem der Erdmännchen-Clan im Wald ein neues Zuhause gefunden hat und dort plötzlich sogar das Sagen hat, lassen die nächsten Probleme nicht lange auf sich warten. Denn die neue Rangordnung gefällt nicht ...

Nachdem der Erdmännchen-Clan im Wald ein neues Zuhause gefunden hat und dort plötzlich sogar das Sagen hat, lassen die nächsten Probleme nicht lange auf sich warten. Denn die neue Rangordnung gefällt nicht allen Waldbewohnern, vor allem eine altbekannte Rotte Wildschweine macht Stress. Schließlich wird es Rufus zu bunt und er schlägt eine Demokratie vor, doch davon haben weder Pelztiere noch Federvieh jemals etwas gehört. Als dann auch noch drei sibirische Braunbären durchs Gehölz brechen ist endgültig Schluss mit lustig.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Erdmännchen Ray erzählt. Dieser ist seinem Clan gegenüber loyal, für seine Familie und Freunde würde er alles tun. Er ist überall beliebt und für seine legendären Partys bekannt. Sein Bruder Rufus ist das unübertroffene Superhirn des Clans, er kann sogar lesen, ein Smartphone bedienen und saugt jede Information auf wie ein Schwamm. Ein bisschen überheblich wirkt er allerdings schon, wenn er sich mal wieder im Glanz seiner Genialität sonnt. So hat jeder einzelne Charakter seine Besonderheiten und amüsanten Charakterzüge. Schade ist, dass wir auf ihren menschlichen Freund Phil nahezu komplett verzichten müssen.

Auch wenn die Bücher noch so unterhaltsam daher kommen, handelt es sich (zumindest bei diesem Teil und seinem Vorgänger) um Gesellschaftssatiren, die wichtige und aktuelle Themen aufgreifen: Flüchtlinge und Migration, Misstrauen, Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit und Hass. Sie schlagen also definitiv einen ernsthafteren Ton an als die Bände 1-5. Insgesamt wirkt dieser 7. Band aber deutlich positiver als sein Vorgänger, denn es wird sich ja zumindest um eine Demokratie und Einigkeit bemüht. Das Ende scheint zwar vermeintlich ulkig, ist aber gleichermaßen irgendwie traurig. Es zeigt: die Medaille hat immer zwei Seiten, es kommt letztendlich auf die Perspektive an.

Ich möchte euch die Reihe vor allem als Hörbuch wärmstens empfehlen! Christoph Maria Herbst erweckt die Tiere gekonnt zum Leben: jeder Charakter erhält seine eigene Stimme, was alleine schon schreiend komisch ist. Grade diese Umsetzung lässt die Geschichte garantiert doppelt so amüsant daher kommen als sie sowieso schon wäre.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Würdiger Abschluss der Hungry Hearts Trilogie

The Way We Melt
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Die Geschichte um die Inhaber-Familie des Sterne-Restaurants Prisma geht weiter: Der „verlorene“ älteste Bruder und Sohn kehrt zurück. Nicolas hat seine Heimat vor Jahren verlassen, um als Fotograf Karriere ...

Die Geschichte um die Inhaber-Familie des Sterne-Restaurants Prisma geht weiter: Der „verlorene“ älteste Bruder und Sohn kehrt zurück. Nicolas hat seine Heimat vor Jahren verlassen, um als Fotograf Karriere zu machen. Er stößt allerdings nicht nur auf Begeisterung und Wiedersehensfreude. Vor allem sein Bruder Julian nimmt es ihm übel, dass er die Familie im Stich gelassen hat. Und auch Darcy hat ihm nicht verziehen, dass er damals geflüchtet ist, weil er sich eingesperrt gefühlt hat. In Goldbridge, in seiner Familie und bei ihr… Als die alten Gefühle für ihn wieder aufflammen, wird ihr klar, dass sie sich von ihm fern halten muss, um ihr Herz zu schützen.

Die Geschehnisse werden aus den Perspektiven beider Protagonisten erzählt, ihre Gefühle und Gedanken wirken authentisch und nachvollziehbar. Es wird wieder sehr emotional und ist teilweise ziemlich schmerzhaft zu lesen. Wir lernen Darcy von einer ganz anderen Seite kennen. In den anderen Bänden schien sie stets stark, reflektiert, hilfsbereit, lebensfroh und humorvoll zu sein. Das ist sie alles natürlich auch, doch hinter dieser Fassade sieht es zusätzlich noch ganz anders aus. Nicolas kannten wir bisher ja nur vom Hören-Sagen, weil er für seinen Job um die ganze Welt gereist ist und jetzt erst zurück kommt. Seine Mitmenschen können ihn schon für überheblich, von sich selbst überzeugt und ignorant halten, doch wir erleben sein wahres Innenleben und erkennen wie zerbrochen er wirklich ist. Mir hat gefallen, dass Darcy und Nicolas beide so kreativ sind. Alles rund um seine Fotografie, ihre Collagen und das gemeinsame Foodstyling hat mich sehr interessiert.

Die Pärchen aus den ersten beiden Bänden nehmen ebenfalls wieder großen Anteil, vor allem Julian (auch als Darcys bester Freund) und seine Freundin Tori. Es ist schön zu sehen, wie es mit allen weiter geht. Auch die Familiengeschichte nimmt auf dramatische und emotionale Art und Weise ihren Lauf.

Es geht unter anderem um psychische Erkrankungen und daraus resultierende Panikattacken. Weitere Themen können in der Triggerwarnung nachgelesen werden, die ihr am Ende des Buches findet. Diese enthält Spoiler. Wie in den Vorgängern wird auch hier Liebe nicht als Allheilmittel dargestellt, was ich gut und richtig finde. Therapie spielt dementsprechend eine Rolle.

Ich liebe nach wie vor das Setting: ein idyllisches Hafenstädtchen am Meer, wo jeder jeden kennt und alle füreinander da sind. Das familieneigene Restaurant befindet sich in einer Grotte direkt am Strand. Da kommt Urlaubsfeeling auf.

„The way we melt“ ist ein würdiger Abschluss der Hungry Hearts Trilogie. Ich habe viel über psychische Erkrankungen, Abhängigkeiten, Traumata und deren Folgen lernen können. Alle drei Liebesgeschichten waren gefühlvoll und etwas ganz besonderes.

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