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Veröffentlicht am 26.11.2018

Dramatische Weihnachten

Weihnachtswunder in den Bergen
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drohen Chris, die auf dem Weg zu besinnlichen Weihnachtstagen im Schnee mit den Kindern ihrer Schwester, den sechsjährigen Zwillingen Josie und Juju in ein Schneegestöber irgendwo in den Alpen geraten ...

drohen Chris, die auf dem Weg zu besinnlichen Weihnachtstagen im Schnee mit den Kindern ihrer Schwester, den sechsjährigen Zwillingen Josie und Juju in ein Schneegestöber irgendwo in den Alpen geraten ist. Sie stranden sozusagen mit dem Auto und sind gezwungen, sich zu Fuß einen Weg auf der Suche nach einer Unterkunft zu bahnen.

Wobei das auch nicht gerade umsichtig ist und ihnen zum Verhängnis werden könnte, doch die Kinder entdecken ein Licht, wodurch die drei in der Almhütte von Hannes unterkommen. Der alte Mann hat sich dorthin zurückgezogen, um Weihnachten allein zu sein: der Trubel, den seine Schwiegertochter zu Hause veranstaltet, nervt ihn viel zu sehr.

Und jetzt gerät er sozusagen wie die Jungfrau zu einem Kind, nein sogar zu zweien und die sind nicht ohne! Dennoch, es gelingt ihm nicht ganz, sich ihrem Charme zu entziehen, ebenso wenig wie sein Sohn Tobias, der ihn mit dem Schneemobil mit Lebensmitteln versorgt, dem Zauber von Chris entziehen.

Und so wird der Traum des kleinen Juju, der sich nichts mehr als Weihnachten in einer Herberge und mit ganz viel Schnee wünscht, doch noch wahr. Wenn auch auf ganz andere Art und Weise, als dies in der Bibel verkündet wird. Wobei: wenn man richtig eintaucht, lassen sich gewisse Parallelen erkennen und zwar nicht zu knapp.

Mein Fazit also: Hier wird die Weihnachtsgeschichte ganz modern und neu (nach)erzählt. Auch wenn es ein ganz anderes Setting ist, das neben den üblichen Komponenten auch noch eine richtige Liebesgeschichte mit allem Zipp und Zapp (der geneigte Leser darf gespannt sein und sich drauf freuen!), steht sie dem Original an Besinnlichkeit und Warmherzigkeit in nichts nach!

Veröffentlicht am 19.11.2018

Familiengeschichte(n) aus der Küche

Ofirs Küche
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Ofir kocht israelisch und palästinensisch? Ist das Lecker? Lohnt es sich?

Ich beschreibe es in aller Kürze: dieses Buch vereint alle Elemente, die eine ordentliche Familiengeschichte mit allem Zipp und ...

Ofir kocht israelisch und palästinensisch? Ist das Lecker? Lohnt es sich?

Ich beschreibe es in aller Kürze: dieses Buch vereint alle Elemente, die eine ordentliche Familiengeschichte mit allem Zipp und Zapp beinhalten sollte: grundlegende Informationen, das ein oder andere Anekdötchen, Klatsch und - na, wer kommt darauf? - jede Menge gelungener Fotos. Denn wer behauptet denn, dass man eine ordentliche Familiengeschichte nicht auch anhand der (Familien)Rezepte schreiben kann? Hier ist es jedenfalls wunderbar gelungen und jeder, der sich Ofir und den Seinen etwas näher fühlen will, kann dies durch die Realisierung der ein oder anderen Rezeptur erreichen. Oder sogar einen seiner vielgerühmten Kochkurse in Berlin besuchen. Wobei: die Rezepte sind so anschaulich beschrieben und so einfach gehalten, dass dies vielleicht gar nicht erforderlich ist. Außer, um Ofir kennenzulernen.

Höre ich da jemanden in der hintersten Reihe meckern? Einfache Rezepte? Man hat Besonderes erwartet! Nun, erstens sind nicht alle Rezepte supereinfach nachzukochen, nein, manche sind auch "nur" ziemlich einfach. Und das Besondere liegt im Geschmack, in der Textur, im ganzen Gericht! Denn aus meiner Sicht ist gerade das die Kunst: die Präsentation eines einfach herzustellenden Gerichts, das vor Rafinesse nahezu überquillt.

Ofir (ich nenne ich jetzt der Einfachheit halber durchgehend so, wie es im Titel steht) gelingt dies in sehr vielen seiner Rezepte und schon allein deswegen ist dies ein Meisterwerk. Ergänzt durch die Histörchen und die Fotos - einfach sensationell.

Ach so: habe ich bereits erwähnt, dass dies ein vegetarisches Kochbuch ist? Nein? Nun, ich bin jemand, der es sowieso lieber fleischlos mag, aber ich bin sicher, dass es hier auch den Fleischfreunden an nichts fehlen wird. Möglicherweise werden sie es gar nicht merken, denn hier werden so viele Leckereien, so viele einzelne Komponenten angeboten, um eine Tafel, ja auch ein einzelnes Gericht abzurunden.

Mein Fazit also: Ein Kochbuch, auf das ich gewartet habe, ohne es zu wissen und das ich ganz sicher nicht so schnell aus der Hand geben werde!

Veröffentlicht am 06.11.2018

Leicht, nicht seicht

Das innere Ausland
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Ein neues Familienmitglied bekommt man nicht alle Tage: Andreas, der in einem einsamen Landhaus in Frankreich lebt und um seine gerade verstorbene jüngere Schwester Nina, mit der er den Besitz teilte, ...

Ein neues Familienmitglied bekommt man nicht alle Tage: Andreas, der in einem einsamen Landhaus in Frankreich lebt und um seine gerade verstorbene jüngere Schwester Nina, mit der er den Besitz teilte, trauert, erhält unverhofft Besuch. Besuch, der bleiben will.

Es ist Malin, nicht mehr ganz jung und durchaus bewegt - hat sie doch gerade erst erfahren, dass Nina ihre wahre Mutter ist und dass sie als Säugling auf sehr eigenartige Weise zu dem Paar, das sie bisher für ihre leiblichen Eltern hielt, gekommen ist. Auch Andreas wusste nicht, dass Nina eine Schwester hatte und kommt überaus unverhofft zu einer 40jährigen Nichte. Die sich nun in Ninas Gemächern einrichtet - möglicherweise für länger.

Andreas ist verwirrt, denn Nina und er standen sich nach dem frühen Tod ihrer Eltern ungewöhnlich nahe und hatten ein Vertrauensverhältnis. Dachte er.

Nach und nach klärt sich das ein oder andere in Bezug auf Ninas Leben - bedächtig und gleichzeitig entspannt: so breitet Autor Thommie Bayer seine Geschichte vor dem Leser aus.

Ein bisschen wehmütig, aber gleichzeitig satt, so wie nach einer abgerundeten Mahlzeit, einer mit mehreren Gängen und den dazu passenden Weinen: so fühlte ich mich nach der Lektüre von "Das innere Ausland", einem Roman, der trotz seiner grundlegenden melancholischen Stimmung - die beiden Protagonisten sind ja in Trauer - ein warmes und wohliges Gefühl in mir hinterlässt.

Woran das liegt? Thommie Bayer findet einfach die richtigen Worte und dass in seiner ganz speziellen Art und Weise, die durchaus locker-flockig ist, ohne aber im mindesten flapsig zu wirken. Nein, der Autor beweist hier einmal mehr, dass "leger" und "gewählt" keine Gegensätze sein müssen; beide Adjektive eignen sich nämlich in Ergänzung zueinander bestens, um den Stil dieses Romans zu beschreiben.

Ein besonderes Buch, in dem es um Geheimnisse, Beziehungen, Individualität, Streben nach Erfüllung und noch vielem mehr geht - und das ich mit großem Genuss gelesen habe. Ein Roman über Nähe, über Entfernung (nicht Entfremdung) - und über das Wunder des Lebens, das auch in unerwarteten Momenten zuschlägt. Ich empfinde Thommie Bayer immer als ausgesprochen lesenswert, denn er ist tiefgründig und unterhaltsam zugleich und hat die Gabe, auch das dunkelste, bzw. traurigste Thema so zu präsentieren, dass sich ein Licht am Ende des Tunnels bzw. des Romans findet. Für Leser, die leichte Lektüre lieben, Seichtes dagegen hassen und das Buch nach dem Lesen mit einem guten Bauchgefühl zuklappen möchten, ist dies ein absolut gefundenes Fressen!

Veröffentlicht am 30.10.2018

Hart und entbehrungsreich

Grenzgänger
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war das Leben in der Eifel unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg für Familie Schöning, die unmittelbar an der deutsch-belgischen Grenze lebt. Der Vater ist nicht mehr derselbe, nachdem er aus dem Krieg ...

war das Leben in der Eifel unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg für Familie Schöning, die unmittelbar an der deutsch-belgischen Grenze lebt. Der Vater ist nicht mehr derselbe, nachdem er aus dem Krieg zurückgekehrt ist, er ist arbeitsunfähig, wendet sich Gott und vor allem der Kirche zu und kümmert sich überhaupt nicht mehr um seine Frau und die vier Kinder.

Nach dem baldigen Tod der Frau und Mutter würde er die vier Kinder am liebsten ins Heim abschieben, doch Hennie, die Älteste, wehrt sich mit Händen und Füßen - zunächst erfolgreich, bringt sie doch gutes Geld nach Hause, das der Vater freilich zu einem großen Teil vertrinkt. Offiziell arbeitet Hennie in der Küche der örtlichen Gaststätte, aber was sie in Wirklichkeit tut, darf keiner erfahren: sie ist nämlich zum Teil der örtlichen Schmugglerbande geworden, die nächtens rübermacht nach Belgien, um dann mit in Deutschland immer noch kostbaren Waren zurückzukehren.

Doch eines Nachts gibt es ein Blutbad - die Folge ist, dass Hennie in eine Besserungsanstalt und ihre Brüder in ein katholisches Heim eingewiesen werden.

Beide Anstalten sind nicht gerade Tempel der Warmherzigkeit, ganz im Gegenteil und bei Schilderungen der Handlungen kirchlicher Würdenträger, die so gar nicht in Würde agieren, fühlt man sich an die Schilderungen aus Irland, wo die katholische KIrche allmächtig war, erinnert.

Ein schönes und doch kein schönes Buch - das ist "Grenzgänger" von Mechthild Borrmann. Schön ist es natürlich in der Hinsicht, als dass die Autorin eine grandiose Schriftstellerin ist, die anspruchsvoll, gleichzeitig packend, spannend und mitreißend von der ersten bis zur letzten Zeile zu erzählen vermag und dabei einmal mehr großartige Recherchearbeit geleistet hat. Unschön, doch umso wichtiger ist das Thema: ein historisches Setting, in das die Handlung - also die Geschichte um Hennie - eingebettet ist.

Ich als großer Fan der Autorin habe alle ihre bisherigen Spannungsromane gelesen, um nicht zu sagen, verschlungen - am meisten gefiel mir bisher "Der Geiger", in dem es um den sowjetischen Gulag geht, doch dieses so traurige wie faszinierende Buch steht dem in Nichts nach. Obwohl ich mich in der deutschen Nachkriegszeit, einer aus meiner Sicht sehr interessanten Epoche, recht gut auskenne, wurden mir hier Eindrücke vermittelt, die nicht unbedingt neu waren, mich aber die Geschichte so plastisch und gleichzeitig so schmerzlich wie noch nie erleben ließen.

Und so traurig das Thema auch ist - Mechthild Borrmann schreibt stets mit einer ihr eigenen Zuversicht, auch mit einem gewissen Pragmatismus, der den Leser nach vorne schauen, ihn - mit gewissen Vorbehalten natürlich - optimistisch bleiben lässt. Obwohl es mir nach dieser Lektüre ganz ehrlich gesagt schwerfällt, noch an das Gute im Menschen zu glauben, trotz der wenigen starken und positiven Charaktere, die die Autorin auch in diesem Buch wieder agieren lässt - allerdings neben einigen andern, die ich nicht anders als teuflisch und von Grund auf Böse bezeichnen kann. Ein spannendes, aber auch kluges und wertvolles Buch, das ich von Herzen weiterempfehle!

Veröffentlicht am 21.10.2018

Seifferhelds neues Ehrenamt

Stick oder stirb!
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Das ist eines der ganz besonderen Art: er gibt nämlich Stickunterricht im Gefängnis. Ein sehr beliebter Kurs ist dies - auch wenn die Knastbrüder nur mit stumpfer Nadel sticken dürfen - doch Siggi Seifferheld ...

Das ist eines der ganz besonderen Art: er gibt nämlich Stickunterricht im Gefängnis. Ein sehr beliebter Kurs ist dies - auch wenn die Knastbrüder nur mit stumpfer Nadel sticken dürfen - doch Siggi Seifferheld bringt ihnen seine Passion mit der gewohnten Leidenschaft bei und sucht sogar für jeden seiner sehr unterschiedlichen Schüler das passende Motiv aus.

Bis er auf ganz besondere Art - nicht während seines Kurses, wie man wohl denken könnte - als Geisel genommen wird. Dieses Drama verhilft dem Leser zu einem besonderen Genuss, nämlich zu einem Seifferheldschen Familientreffen der intensiven Art, das durch diverse Friends wie den Männern aus Siggis Koch- und Helmerichs Trommelclub erweitert wird. Wobei nicht nur Menschen, sondern auch Hunde in großer Zahl auflaufen: hat doch Siggis Frischangetraute, die ehemalige Reporterin MaC, im ehelichen Haushalt einen Welpenkindergarten eingerichtet.

Wer die Autorin Tatjana Kruse kennt, der weiß, dass sie sogenannte Cosy-Krimis schreibt, Krimis der eher beschaulichen Art. Dachte ich bisher jedenfalls und habe ich mich gerade bei Siggi Seifferheld ein bisschen darauf verlassen. Aber es geht ganz schön brutal zu, stellenweise zumindest, auch wenn man auch in der härtesten Szene immer was zu Lachen hat.

Folglich sollte man beim Lesen aufpassen, nämlich vor allem darauf, dass man vor Lachen nicht vom Sofa rutscht, an Originalität und Humor ist die Autorin nämlich nicht zu übertreffen. Und zwar trotz eventueller Leichen, die den Weg der Familie Seifferheld und damit auch des Lesers kreuzen.

Neben der zwar noch mit beiden Beinen im Berufsleben stehenden, aber auch nicht mehr superjungen Opernsängerin Pauline Miller und den recht neu hinzugekommenen zweieiigen Zwillingsschwestern Konny und Kirimhild, die in einem geerbten Haus eine Pension eingerichtet haben, ist es vor allem Senior, also Kommissar a.D. Seifferheld, mit dem Tatjana Kruse die deutsche Krimilandschaft bevölkert. Er war als Erster da und ich bin so froh, dass er nicht zugunsten einer der anderen Reihen abtreten musste. Ich wünsche ihm noch viele, viele ebenso spannende wie unterhaltsame Fälle im Kreise seiner immer größer werdenden Familie, zu der nicht zuletzt auch Hund Onis gehört, der im vorliegenden Band eine ganz besondere Rolle spielt!