Ab in die Einöde
Die Einsamkeit der SeevögelDorthin, nämlich nach Finnmark, also in den äußersten Norden Norwegens, hat sich eine junge Wissenschaftlerin begeben, deren Leben gerade etliche Schleifen vollführt hat - sie hat sich von S., dem Vater ...
Dorthin, nämlich nach Finnmark, also in den äußersten Norden Norwegens, hat sich eine junge Wissenschaftlerin begeben, deren Leben gerade etliche Schleifen vollführt hat - sie hat sich von S., dem Vater ihrer Tochter Lina, getrennt, um mit Jo zu leben.
Mit Jo, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hat und für den sie ihr bisheriges Leben - auch das Zusammenleben mit Lina - hinter sich gelassen hat. Mit Jo, der ihr eigentlich in den Norden nachfolgen, dort mit ihr verweilen sollte. Doch auch er ist Vater einer Tochter, nämlich Maria, die er nicht allein zurücklassen mag.
Es wird nicht ganz klar, wie genau sich die ganze Geschichte zusammensetzt, denn die namenlose Wissenschaftlerin wirft uns immer nur Gedankenfetzen, kleine Brocken, hin, aus denen wir uns einen Gesamtüberblick zu verschaffen haben. Auf mich persönlich wirkt sie wie jemand, der sich einfach nimmt, was er will - den Forschungsaufenthalt unter schwierigen Umständen, den Mann, der ein anderes Leben führt und anderes, was sie nicht mehr braucht, einfach zurück lässt.
Es wird nicht klar, was in der Einöde Realität, was Vorstellung ist, denn der jungen Frau gehen viele Gedanken durch den Kopf. Zeitweise könnte man sogar meinen, ihr Verstand habe sie verlassen oder spiele zumindest ein Verwirrspiel mit ihr.
Das Ende ist ähnlich unklar und zu einem Großteil der Interpretation des Lesers überlassen. Ein wenig greifbares Werk, das mir gerade deswegen auch zugesagt hat. Denn die Autorin versteht es, Stille und Einsamkeit zu transportieren, sie (be)greifbar zu machen, wie keine andere. Ihre Stille verbirgt nichts, sie legt alles offen, stellt die Protagonistin bloß - nicht zuletzt vor sich selber. Ein bemerkenswerter Roman, auf den man sich während der Lektüre vollständig einlassen sollte.