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Veröffentlicht am 23.05.2017

Von Sehnsucht keine Spur

Die Sehnsucht des Vorlesers
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Inhalt
Guylain Vignolles liebt Bücher und das Lesen, hasst aber auch seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik. Heimlich stiehlt er einzelne Seiten aus der Schreddermaschine und liest diese jeden Morgen ...

Inhalt
Guylain Vignolles liebt Bücher und das Lesen, hasst aber auch seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik. Heimlich stiehlt er einzelne Seiten aus der Schreddermaschine und liest diese jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Zug vor. Seine Mitfahrer genießen die Zeit mit ihm und lauschen jedem einzelnen Ton. Eines Morgens findet er einen USB-Stick bei seinem Stammplatz und nimmt ihn mit. Darauf findet sich 72 Dateien, in denen eine gewisse Julie über ihr Leben und ihren Job schreibt. Guylain ist total fasziniert von der Autorin und möchte sie unheimlich gerne kennen lernen.

Meine Meinung - Achtung, mit Spoiler
Ja, das Cover hat mich wirklich angesprochen. Es hat so eine gewisse ruhige und sehnsüchtige Stimmung. Dazu wusste ich, dass ziemlich viele Leser von dem Buch begeistert waren, weshalb ich spontan dazu griff.

Guylain Vignolles ist 36, lebt allein mit einem Fisch und ist eigentlich ganz schüchtern. Er liebt Bücher und hat einen Job, bei dem er Bücher vernichtet. Jeden Morgen im Zug zur Arbeit liest er aus seiner Seitensammlung. Diese sind die Überlebenden der Schreddermaschine, die er jeden Tag bedient. Heimlich fischt er sie heraus und bringt sie in Sicherheit. Dann findet er einen USB-Stick, den scheinbar eine Julie verloren hat, denn darauf finden sich Texte von ihr, die ihn irgendwie berühren.

Guylain hat zwei gute Freunde, die auf ihre Weise äußerst skurril sind. Zum einen Yvon, der ebenfalls in der Fabrik arbeitet. Der große Mann ist Wachmann, mit einer Schwäche für das Theater. Er spricht nur noch in Versen, weshalb so mancher von ihm irritiert ist. Zum anderen ist da Guiseppe. Er hat ebenfalls in der Fabrik gearbeitet und Guylain mit ausgebildet, doch dann hatte er einen Unfall, bei dem er seine Beine verlor. Nun ist er davon besessen ein bestimmtes Buch in einer bestimmten Auflage zu finden, denn diese Bücher haben etwas mit seinem Unfall zu tun.

Wo das Cover noch eine gewisse Stimmung aufzeigte, war auf den Seiten eher Tristheit zu finden. Guylain wurde für mich so gut wie nicht sympathisch. Ja, es hat ein romantisches Bild, dass ein Mann jeden Morgen seinen Zuhörern etwas vorliest, doch das war es auch. Er wirkte irgendwie stumpfsinnig. Dauernd jammert er, dass er seine Arbeit nicht ausstehen kann, dass es ihm das Herz bricht Bücher zu zerstören, doch er versucht nicht da raus zu kommen. Er denkt nicht einmal daran, dass er sich auch einen anderen Job suchen könnte. Er lügt sogar seine Eltern wegen des Jobs an, weil es ihm peinlich ist. Diese Einstellung konnte ich einfach nicht verstehen.

So folgt man also Guylains tristem Alltag, den er einfach nicht durchbrechen will. Es gibt nur wenige Ausbrüche aus diesem Grau. Dann findet er einen USB-Stick und ist besessen von den Texten darauf. Er schleppt sie überall hin mit, liest nur noch daraus und verliebt sich in die Vorstellung von der Frau, die sie geschrieben hat.

Hier könnte man sagen, dass er eine Sehnsucht nach dieser Frau entwickelt, die ihn sogar seinen Job weniger schlimm erscheinen lässt. Wobei man natürlich ihre Texte mit ihm liest. Nach dieser Lektüre wurde mir aber absolut nicht klar, wie er sich da so verlieben konnte. Mal ehrlich, sie schreibt über ihren Job und dieser scheint nicht sonderlich angenehm zu sein.

Am meisten hat mich aber eine Szene zum Ende hin gestört. Guylain findet heraus, wo Julie arbeitet und will sie treffen. Die Frau, die er aber dort trifft, entspricht nicht seinen Erwartungen, weshalb er sich traurig zurückzieht. Es hat mich wirklich irritiert. In den Texten gab es keine Beschreibung von ihr und nur weil sie seiner Vorstellung nicht entspricht, ist es schmerzlich für ihn. Natürlich gibt es später noch ein richtiges Happy End, doch es konnte mich nicht mehr wirklich überzeugen.

Fazit
So schön dieses Buch auch scheint, so enttäuschend war schließlich der Inhalt. Der Autor schreibt zwar überaus flüssig und irgendwie auch fesselnd, aber das Geschriebene selbst ist eher trist und drückend. Ich konnte Guylains Sehnsucht nicht nachvollziehen und ihn als Protagonist einfach nicht ins Herz schließen.

Veröffentlicht am 17.05.2017

Charlotte verliert sich selbst

FLOWER
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Inhalt
Charlotte ist 18, Jungfrau und hat ein festes Ziel. Um keinen Preis will sie so enden wie ihre Mutter und Schwester, die bereits sehr jung Kinder bekamen. Daher gibt es keine Dates, keine Partys ...

Inhalt
Charlotte ist 18, Jungfrau und hat ein festes Ziel. Um keinen Preis will sie so enden wie ihre Mutter und Schwester, die bereits sehr jung Kinder bekamen. Daher gibt es keine Dates, keine Partys und keine Jungs. Stattdessen wird hart gearbeitet, um nach Stanford zu kommen, in einem Blumenladen gejobbt und an einer Uni ausgeholfen. Doch eines Abends betritt der attraktive Tate ihre Welt und zum ersten Mal ist sie bereit ihre Regeln zu brechen. Tate ist allerdings nicht irgendwer, er ist ein Superstar. Während sie versuchen einander näher zu kommen, muss Charlotte erkenne, dass es an seiner Seite nicht immer einfach ist. In Tates Welt gibt es eigene Regeln und die Frage ist, ob er bereit ist diese zu brechen.

Meine Meinung
Liebe ist nicht immer einfach und genau das müssen auch die Protagonisten schmerzlich erfahren.

Charlotte kommt aus einem Haushalt, in dem die Frauen recht früh Mütter wurden, in der Liebe aber kein Glück hatten. Genau dem will sie entkommen. Sie stellt sich strikte Regeln auf und will keine Gelegenheit zulassen, die diese bedrohen würden.

Man lernt Charlotte als eine zielstrebige Person kennen. Sie hat ihre Ziele und kämpft dafür. Traurig ist aber, dass sie dadurch kaum am Leben gleichaltriger teilnimmt. Man bekommt den Eindruck, dass die sich selbst nicht traut. Trotz ihrer Überzeugungen glaubt sie scheinbar, dass sie auf einer Party schwach werden könnte.

Dann betritt Tate ihr Leben und sie verliebt ich augenblicklich. Obwohl sie erst versucht seinen Annäherungsversuchen zu widerstehen, wird sie sich schwach.

Sorry schon vorab, doch dieses Buch hat mich wahnsinnig gemacht. Als ich es gelesen habe, empfand ich die Geschichte noch als ganz ok, doch nachdem ich sie habe sacken lassen, sehe ich vieles mit anderen Augen.

Ich fand es gar nicht schön, wie Charlotte sich durch Tate veränderte. Ja, es ist süß, wie sie einander näher kommen und ihre ersten Dates haben, doch danach bricht wirklich Drama aus. Es kommt zu einem ständigen Hin und Her, das scheinbar in Schleife geschaltet wurde. Sie macht etwas, was ihm nicht gefällt, er verletzte sie, er kommt wieder angekrochen und sie verzeiht ihm. Sie geht es immer und immer weiter.

Er geht echt furchtbar mit ihr um, alles muss nach seinem Willen laufen. Am frustrierendsten war aber ihre Reaktion. Wo war die Charlotte von Beginn des Buches geblieben? Denn so wie sie sich entwickelte, könnte man meinen, sie hätte ihren gesunden Menschenverstand verloren. Plötzlich ist alles unwichtig, Hauptsache sie kann mit ihm zusammen sein. Das Mädchen, das niemals jung schwanger werden wollte, ist geradezu darauf versessen die Beine breit zu machen. Sie ist bereit alles umzuschmeißen, zu lügen und sich selbst zu verleugnen, um ihm zu gefallen.

Es geht mir echt gegen den Strich was dieses Buch vermittelt. Scheinbar dürfen junge Mädchen sich alles gefallen lassen, Hauptsache der heiße Kerl hat Interesse an ihnen. Wie oft soll man sich denn verletzen und demütigen lassen eher man einsieht, dass diese Beziehung nicht funktioniert?

Ich muss aber auch sagen, dass mich das Buch durchaus überraschen konnte. Während der Inhalt mich eher nervte, empfand ich den Schreibstil als angenehm. Er war irgendwie weich und fließend. Dank ihm ließ sich das Buch schnell lesen und war im Nu verschlungen. Er war es auch, der zu Lesen animierte. Bei diesem schönen Schreibstil ist es schade, dass das Autorenduo sich weniger Mühe mit dem Inhalt gegeben hat.

Fazit
Obwohl das Autorenduo sicherlich eine interessante Idee hatte, empfand ich die Umsetzung als misslungen. Die Protagonistin macht eine Entwicklung durch, die allem widerspricht, für das sie zu Beginn stand. Die Beziehung zwischen Charlotte und Tate bietet wenig positive Gefühle, von Liebe lässt sich ja kaum sprechen. Da die beschriebene Handlung mich mehr aufregte, als unterhielt, bin ich nicht bereit dieses zu empfehlen.

Veröffentlicht am 09.04.2021

Dance with me

Feinde mit gewissen Vorzügen
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Inhalt
Seit Jahren sind Tobias und Sophia wie Hund und Katze, ständig finden sie einen Grund zum Streiten. Doch dann nimmt ihre Schule Austauschschüler aus Argentinien auf und die Lehrer halten es für ...

Inhalt
Seit Jahren sind Tobias und Sophia wie Hund und Katze, ständig finden sie einen Grund zum Streiten. Doch dann nimmt ihre Schule Austauschschüler aus Argentinien auf und die Lehrer halten es für eine gute Idee, dass die eigenen Schüler Tango tanzen lernen. Es kommt, wie es kommen muss, und Tobias und Sophia sollen ein Paar bilden. Natürlich sind sie alles andere als begeistert, doch als ihre Austauschpartner, Thaigo und Valentina, sie in den Wahnsinn treiben, reißen sie sich zusammen, schließlich gilt es eine Wette zu gewinnen.

Meine Meinung
Vielleicht kennt der ein oder andere Amelie Murmann als Bloggerin, so habe auch ich sie kennengelernt. Ich habe es geliebt ihre Rezensionen zu lesen, daher habe ich mich auch auf ihre Geschichten gefreut.

In dieser geht es um Tobias und Sophia. Sie kenne sich schon lange und streiten immer wieder miteinander. Viele sehen in den Streitereien eine gewisse Gefühlsbekundung, doch dem würden die Beiden nie zustimmen. Zumeist spielen sie gegeneinander, doch als ein neuer Feind auftaucht, wird ihnen klar, dass sie nur mit vereinten Kräften gewinnen können. Allerdings ist es gar nicht so einfach, wenn man kein Vertrauen zueinander hat.

Die besagten Feinde sind Thaigo und Valentina, zwei Austauschschüler aus Argentinien. Sie bilden ein Tanzpaar, das scheinbar sehr gut Tango tanzen kann. Natürlich werden sie je bei Tobias und Sophia einquartiert und treiben diese mit ihren Starallüren in den Wahnsinn. Bei solchen Feinden muss der eigene Krieg begraben werden, schließlich gibt es schlimmeres zu bekämpfen.

Voller Witz wird der Wettstreit zwischen den Paaren dargestellt, aber auch die Anziehung zwischen Tobias und Sophia. Man merkt sofort, dass da eine große Anziehungskraft zwischen ihnen herrscht, sie verbergen ihre wahren Gefühle, weil sie diese wahrscheinlich gar nicht richtig kennen.

Amelie Murmann schreibt äußerst unterhaltsam über den Ehrgeiz der Protagonisten, den Wettstreit und allem dazwischen. Ihr gelingt es ungemein gut das Chaos und alles daran angeschlossene in Worte zu fassen und mit jeder neuen Seite ein Grinsen auf das Gesicht des Lesers zu zeichnen. Zu gerne würde man bei einer Tanzstunde von Tobias und Sophia spicken, denn es scheint äußerst unterhaltsam zu sein.

Richtig genial ist auch die Wette, die die Paare angeleiert haben. Sie sorgt zum Ende der Geschichte für viele Lacher, denn der Einsatz ist kindisch und peinlich. Zum Glück trifft es aber alle zu ihrem Part.

Fazit
Eine Kurzgeschichte, die mit viel Witz und einer süßen Lovestory zu überzeugen weiß. Amelie Murmann schreibt einfach, humorvoll und unglaublich lebensecht. Ihre Protagonisten sind chaotisch aber doch liebenswert, weshalb es Spaß macht zu sehen wie sie irgendwie zusammen finden.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 09.04.2021

Verwirrspiel

Boy in a White Room
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Inhalt
Er erwacht in einem weißen Raum, der weder Fenster noch Türen hat. Weder erinnert er sich an sich selbst, noch kann er seinen Körper fühlen. Eine künstliche Stimme behauptet sein Zugang zur Außenwelt ...

Inhalt
Er erwacht in einem weißen Raum, der weder Fenster noch Türen hat. Weder erinnert er sich an sich selbst, noch kann er seinen Körper fühlen. Eine künstliche Stimme behauptet sein Zugang zur Außenwelt zu sein und so beginnt er seine Suche nach der Wahrheit im Internet. Seine Recherchen ergeben, dass er Manuel Jaspers ist und scheinbar bei einem Vorfall schwer verletzt wurde. Sein Vater bestätigt die Geschichte kurz darauf. Als Milliardär hat er alles getan, um seinen Sohn zu retten, auch wenn es hieß dessen Verstand in einen Computer zu überführen. Schon bald muss Manuel aber feststellen, dass etwas an dem Ganzen nicht stimmt. Warum versucht sein Vater alles, um ihn von dem Mädchen fernzuhalten, dass ihm vage bekannt vorkommt? Weshalb versucht er ihn immer stärker zu überwachen? Gibt es für ihn überhaupt eine Chance zu erfahren, was wirklich vor sich geht?

Meine Meinung
Mit “Boy in a White Room” gestaltet Karl Olsberg einen dystopisch angehauchten Jugendthriller, dessen Handlung den Leser dazu zwingt alles immer wieder zu hinterfragten. Es ist ein Spiel mit der Wahrheit und der Realität, denn nichts ist so, wie es scheint.

So erwacht Manuel, der zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung von seiner Identität hat, in einem Raum ohne Ausweg. Da ist nur eine künstliche Stimme, die sich Alice nennt, die ihm aber Zugang zum Internet gewährt, ohne ihm aber zu helfen. Manuel findet recht schnell durch Recherchen Hinweise auf sich selbst und seine Familie, schließlich gibt es nicht viele Menschen mit der Möglichkeit seine derzeitige Situation zu gewährleisten.

Das Internet zeichnet ihn als den Sohn eines Milliardärs aus, der bei einem Vorfall schwer verletzt wurde. Da sein Vater an höchst fortschrittlichen Firmen beteiligt ist, hat er alle Möglichkeiten ausgenutzt, um Manuel zu retten. Sein Verstand befindet sich nun in einem Computer. Dank moderner Technik bekommt er jedoch die Möglichkeit einen Blick in die Realität werfen zu können. Drohnen und Streams lassen ihn über den Raum hinaus sehen.

So entdeckt Manuel ein Mädchen, dass ihm vage bekannt vorkommt. Natürlich sucht er den Kontakt zu ihr, schließlich gibt es zu viel, woran er sich nicht erinnert. Doch obwohl er nichts weiter als die Wahrheit für sich sucht, scheint dies seinem Vater zu missfallen. Immer mehr sperrt er ihm den Zugang zu Außenwelt und versucht Einfluss auf ihn zu nehmen. Als er immer mehr zum Gefangenen wird, entdeckt er geheime Nachrichten, die ihn zutiefst verunsichern. Schließlich bleibt Manuel keine andere Wahl, als seine scheinbare Identität zu hinterfragen. Ist er wirklich der, der er zu sein glaubt?

Mit dieser Frage beginnt die Handlung schließlich an Spannung zuzunehmen und das Geschehen nimmt so richtig Fahrt auf. Geschickt spinnt Olsberg ein Netz aus Lügen, bei dem es schwer bleibt einen Überblick über das Mögliche zu behalten. Immer wieder werden Wendungen gesetzt, die absolut alles über den Haufen werfen. Es dauert nicht lange, bis Manuel sich wie Alice bei der Jagd nach dem Kaninchen fühlt, auf die es im Übrigen öfters Anspielungen gibt.

Es ist großartig, wie es dem Autor immer wieder gelingt den Leser hinters Licht zu führen. Er etabliert ein Szenario als die Wahrheit nur um dann alles zu überwerfen und die Spielsteine neu zu verteilen. Gerade wenn man glaubt angekommen zu sein und die Wahrnehmung der Sicherheit sich einschleicht, komm alles ganz anders. Plötzlich breitet sich Unsicherheit aus und ein nagendes Gefühl macht deutlich, dass etwas nicht stimmt. Nichts ist mehr sicher und eine Atemlosigkeit drängt zur Flucht.

Mehrmals ist Manuel gezwungen alles zu hinterfragen und für sich selbst zu kämpfen. Das Problem ist jedoch, dass Manuel absolut keine Ahnung hat, wann der Kampf endet. Wann ist alles vorbei? Das Geniale ist, dass diese Frage nie wirklich beantwortet wird. Dem Leser wird ein recht offenes Ende geboten, bei dem er für sich selbst eine Entscheidung treffen muss. Es ist unglaublich gut geschrieben und ausgearbeitet, sorgt aber auch für Frust, denn natürlich wünscht man sich diese eine finale Antwort, die alles klärt.

Ich bin sehr beeindruckt von den Ideen des Autors. Er zeichnet hier Geschehen aus, die zugleich faszinierend wie auch erschreckend sind. Die gebotenen Möglichkeiten der Technologie erscheinen unglaublich, doch ihre Kehrseiten sind umso furchteinflößender. Seien wir mal ehrlich, auch wenn man nur das Positive davon haben will, jemand wird sicherlich einen Weg finden daraus eine Waffe zu machen. Wir Menschen glauben immer alles kontrollieren zu können, doch die Kontrolle entgleitet uns nur all zu oft.

Fazit
Der Jugendtriller von Karl Olsberg überzeugt durch eine faszinierende Jagd nach der Wahrheit. Zusammen mit dem Protagonisten ist man gezwungen alles zu hinterfragen, denn nichts ist so, wie es scheint. Ohne jegliche Kontrolle schlittert man von Szenario zu Szenario und bleibt ahnungslos wohin das alles führen könnte. Dieses Buch bietet eine ungemein spannende Lektüre, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

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Veröffentlicht am 09.04.2021

Agent der Götter

Henry Smart
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Inhalt
So hat sich Henry seine Sommerferien sicherlich nicht vorgestellt. Statt irgendwo einen aufregenden Urlaub zu verbringen, sitzt er dank seinem Vater im deutschen Bayreuth fest. Eine Pizzabestellung ...

Inhalt
So hat sich Henry seine Sommerferien sicherlich nicht vorgestellt. Statt irgendwo einen aufregenden Urlaub zu verbringen, sitzt er dank seinem Vater im deutschen Bayreuth fest. Eine Pizzabestellung ändert für ihn allerdings alles, denn plötzlich steht er nicht nur vor dem germanischen Gott Wotan, er soll für diesen auch arbeiten. Zusammen mit dessen Tochter Hilda und dem Helden Siegfried, soll Henry nach dem Nibelungengold suchen und dieses vor dem Zwerg Alberich beschützen. Eher er sich versieht, ist er bereits Mitten im Geschehen, kämpft gegen Zwerge, macht Zeitreisen und trifft den Leibhaftigen Robin Hood. Doch ein Agent eines Gottes zu sein, ist nicht halb so spaßig wie es klingt. Überall lauern Gefahren, aber wenigstens sind die Ferien nicht mehr langweilig.

Meine Meinung
Auch wenn die Geschichte auf den ersten Blick als ein Abklatsch von Percy Jackson abgetan werden könnte, sollte man sie nicht unterschätzen, denn Frauke Scheunemann verleiht ihr einen ganz eigenen Charme. Zudem hat die Handlung keinerlei Ähnlichkeit zu der des besagten Halbgottes, auch wenn Henry sich ebenfalls viel Chaos entgegenstellen muss.

Henry ist eigentlich ein vollkommen normaler Junge, der sich mit seinen 12 Jahren endlich mal coole Ferien wünscht, doch stattdessen findet er sich in Bayreuth wieder. Sein Vater hat da einen Job als Maskenbildner ergattert, weshalb er sich nun zu Tode langweilt. Als er sich jedoch eine recht ungewöhnliche Pizza bestellt, ändert sich alles. Nicht nur lernt er Hilda und ihre seltsamen Tanten kennen, ihm fallen auch andere ziemlich ungewöhnliche Gestalten auf. Schon bald steht er einem waschechten Gott gegenüber und wird dazu verdonnert für ihn zu arbeiten.

Als Agent des Gottes soll er nun mit Hilda, die eigentlich die Walküre Brundhild ist, den Helden Siegfried und den drei Nornen zusammenarbeiten. Henry ist absolut verwirrt, ahnt jedoch, dass Wotan ein nein nicht akzeptieren wird. Aufgeregt, neugierig aber auch genervt, versucht er sich nun seinem Auftrag zu stellen. An sich klingt die Sache gar nicht so kompliziert, schließlich darf er ja sogar nach London, doch am Ende hat er nicht wirklich ein Verständnis davon, worauf er sich eingelassen hat. Eher er sich versieht, erlebt er den aufregendsten Sommer seines Lebens, jedoch mit der Gewissheit, dass er keinem an seiner Schule davon erzählen kann.

Ohne zu ahnen, was auf ihn zukommt, findet sich Henry plötzlich in Mitten von etwas, was eigentlich nur Mythologie sein sollte. Mal ehrlich, Götter, Riesen und Zwerge gehören sich ins Reich der Fantasie und die Sage um das Nibelungengold sowieso. Wie kann das alles also real sein? Für solche Fragen bleibt Henry jedoch keine Zeit, denn alles vor seinem Vater zu verheimlichen und den ganzen Wahnsinn zu überleben, steht höher auf der To-do Liste. Zudem muss er ja auch für sich verarbeiten, wie cool das Ganze eigentlich ist, wenn auch nicht ungefährlich.

Auf humorvolle Weise nimmt Frauke Scheunemann ihre jungen Leser mit auf ein Abenteuer. An der Seite des kindlichen Protagonisten erfahren sie einige Aspekte der germanischen und britischen Mythologie und bekommen die Gelegenheit sich köstlich zu amüsieren. Perfekt chaotisch und irgendwie auch nörgelnd, bringt sie durch Henrys Sicht die Erlebnisse des Charakters näher an den Leser. All seine Handlungen und Gedanken erscheinen recht passend, weshalb es leicht fällt sich mit ihm zu identifizieren.

Ich finde es toll, wie die Autorin Henrys Charakter gestaltet hat. Sie zeigt an ihm einen typischen 12-jährigen. Mit seiner Neugier und seinem Talent Ausreden zu erfinden, erscheint er nicht älter, als er sein sollte. Es war schön zu lesen, wie er sich dem Chaos stellt und dabei absolut ahnungslos ist, statt der perfekte Held. Neben ihm waren sicherlich die Nornen mein Highlight. Die drei skurrilen Damen lockern viele Situationen auf und sorgen für zusätzlichen Witz.

Schade dagegen ist, dass manches zu einfach und offensichtlich gestaltet wurde. Es war klar, dass einige bestimmte Charaktere auch auf bestimmte Weise handeln würden. Insbesondere zum Ende hin war keine Überraschung mehr zu finden, was sehr schade ist. Natürlich könnte es auch daran liegen, dass ich nicht mehr ganz zur Zielgruppe gehöre und mehr Hintergrundwissen zu den besagten Charakteren besitze, als manch jugendlicher Leser.

Fazit
Mit einem unvorhergesehenem Abenteuer für den jungen Helden führt Frauke Scheunemann in die Welt des göttlichen Agenten Henry Smart ein. Spannend, wenn auch etwas erahnbar, wird auf humorvolle Wiese die chaotische Suche nach dem Nibelungengold in die Gegenwart geholt. So darf der junge Agent an der Seite seiner neuen Mitstreiter so manch verrückte Unternehmung machen. Eine seltsam eigentümliche Lektüre, deren Verschlingen sicherlich für Begeisterung sorgen kann.

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