Spannender und interessanter Dilogie-Auftakt
Hohepriester des NichtsSchweiß tropfte von seiner Stirn, und bei jedem Atemzug stieß er kleine Dampfwolken aus. Nachdem er die Truhe abgestellt hatte, wischte er sich mit dem Ärmel über das Gesicht, dabei wanderte sein Blick ...
Schweiß tropfte von seiner Stirn, und bei jedem Atemzug stieß er kleine Dampfwolken aus. Nachdem er die Truhe abgestellt hatte, wischte er sich mit dem Ärmel über das Gesicht, dabei wanderte sein Blick über die vom Nebel eingehüllten Häuser der Bucht von Gravik. - 1%
Braucht ihr unbedingt Romance in Fantasyromanen?
Wenn nicht, dann habe ich heute einen Buchtipp für euch, denn „Hohepriester des Nichts: Verloren“ von Luna McMullen kommt ganz ohne Liebesgeschichte aus.
Bei dem Buch handelt es sich um den Auftakt einer Dilogie. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es ein SpinOff zu ihrer „Ära der Dunkelheit“-Reihe, die man aber nicht zwingend vorher gelesen haben muss.
Luna McMullens Schreibstil gefiel mir richtig gut. Sie erzählt die Geschichte im personalen Erzähler aus insgesamt fünf verschiedenen Perspektiven - das kann durch die vielen verschiedenen Namen, gerade am Anfang, ein bisschen verwirrend sein und so ging es mir auch. Die Kapitel sind aber klar gekennzeichnet und nach ein paar Seiten habe ich mich daran gewöhnt und konnte wunderbar in die Geschichte eintauchen.
Entsprechend der verschiedenen Perspektiven gibt es auch mehrere verschiedene Handlungsstränge. Ich wusste erst nicht so genau, wie alles zusammenhängt und wohin die Reise geht, nach und nach wurde vieles klarer und die Handlungsstränge hängen teils viel mehr miteinander zusammen, als ich es gedacht hatte. Der Handlungsverlauf ist durchweg interessant und die ganze Zeit lauert die Spannung unter der Oberfläche, bricht immer wieder heraus. Ich hätte mir ehrlich gesagt manchmal gewünscht, dass die Spannung mehr herauskommt, hatte teilweise das Gefühl, dass sie in spannenden Momenten recht schnell wieder abflaut. Das ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau und betrifft nicht das ganze Buch, denn gerade später in der Geschichte ist es mir immer schwerer gefallen, Lesepausen zu machen.
Die vielen verschiedenen Charaktere gefielen mir an sich auch richtig, richtig gut, sie sind sehr gut dargestellt, haben Ecken und Kanten, sind nicht so aalglatt. Ich fand es sehr cool, dass wir hier nicht nur aus der Sicht der „Guten“, sondern auch aus der Sicht eines „schlechten“ Charakters lesen - wobei man sich hier natürlich die Frage stellt, was tatsächlich gut und was böse ist.
Allerdings muss ich sagen, dass ich mich ihnen teils etwas.. fern gefühlt habe. Ich konnte mich leider nicht zu 100% in sie hineinversetzen und habe entsprechend auch etwas weniger Emotionen gefühlt, habe mich etwas weniger mitgerissen gefühlt. Versteht mich nicht falsch, ich wurde trotzdem mitgerissen und habe mitgefühlt, ich hätte es mir einfach.. intensiver gewünscht.
„Hohepriester des Nichts: Verloren“ ist wie oben schon erwähnt der Auftakt einer Dilogie. Das Ende ist entsprechend offen und ich bin schon sooo gespannt, wie die Geschichte enden wird!
Am Anfang des Buches gibt es übrigens Content Notes. Schaut euch diese unbedingt vor dem Lesen an, wenn ihr Themen habt, auf die ihr sensibel reagiert. Hier geht es teils brutaler zu.
Mein Fazit:
Insgesamt gefiel mir „Hohepriester des Nichts: Verloren“ wirklich gut. Es liest sich soo gut, es ist spannend, es ist interessant und macht einfach neugierig auf mehr. Wer eine Fantasygeschichte ohne Romanceanteil sucht, sollte sich diesen Dilogie-Auftakt unbedingt genauer ansehen.