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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2017

Sehr lange sehr gut, aber nicht immer

Taste of Love - Geheimzutat Liebe
1

Andrew ist Starkoch und hat gerade sein eigenes Restaurant in Boston eröffnet. Die Leute rennen ihm die Türe ein und es könnte nicht besser laufen. Doch Andrew fühlt sich ausgebrannt, der Druck belastet ...

Andrew ist Starkoch und hat gerade sein eigenes Restaurant in Boston eröffnet. Die Leute rennen ihm die Türe ein und es könnte nicht besser laufen. Doch Andrew fühlt sich ausgebrannt, der Druck belastet ihn, die Ideen gehen ihm aus. Er läuft davon und trifft auf Brooke, die eine kleine Pension in Maine führt. Schnell funkt es zwischen den Beiden, besonders, wenn Andrew beschließt, Brooke mit ihrem verfallenen Restaurant zu helfen. Der Haken: Brooke weiß nicht, dass Andrew Koch ist und dann kommen da noch ihre Gefühle ins Spiel.
Das Buch ist der erste Band einer neuen Liebesromanreihe (Taste of love) der bekannten Autorin. Und ich muss gestehen, dass ich schnell gemerkt habe, dass Poppy J Anderson nicht umsonst so oft gekauft wird. Ihre Charaktere sind rund, die Geschichte keinesfalls oberflächlich und es wird auch keine Haudrauf-Methode verwendet. Die Figuren entwickeln sich gemächlich und einfach stimmig. Auch ihre Gefühle sind nicht von einem Moment auf den anderen da, sondern entwickeln sich. Und das finde ich wirklich sehr gut!
Der Stil ist darum auch nicht kitschig, sondern schafft viel Atmosphäre und zeigt das große Ganze. Für Drew und Brooke sind ihre Gefühle nicht alles, es geht um mehr. Um Familie und Vertrauen, um Träume und auch um das Geschäft. Diese Vielschichtigkeit mochte ich beim Lesen sehr. Flüssig und fesselnd ist der Text, macht Spaß und belästigt nicht mit verromantisierten Klischees.
Und mein Wunsch nach Kulinaristik wurde erhört. Es gibt wirklich wunderbare Gerichte im Buch, die richtig Hunger machen. Kleine Tipps, die zwischen den Beiden Köchen hin und her geworfen werden und im Alltag anwendbar sind. Und eine Erotik des Genusses, denn sehr viel passiert hier über das Essen. Lebensfreude, aber auch Erregung. Das hat mir gut gefallen und ich hätte am liebsten alles nachgekocht!
Ausgerechnet der Ausgang des Buches hat mir dann etwas auf den Magen geschlagen. Und hier wird es nicht leicht, zu erklären warum, ohne viel zu verraten. Gerade im entscheidenden Moment wird es dann doch Klischeehaft und die Frische geht verloren. Aus meiner Sicht fallen zum Schluss die Figuren auch irgendwie aus dem Rahmen. Kurzzeitig, aber doch so, dass es mich gestört hat. Der sehr gute Stil und die Tiefe des Buches machen viel davon wett, aber leider nicht alles.

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  • Charaktere
  • Handlung
  • Gefühle
  • Stil
Veröffentlicht am 04.10.2016

Beeindruckende Entwicklungen

Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm
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Maggie zieht 1993 mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester von Chicago nach Irland. Kein Traum für eine Jugendliche. Am meisten vermisst sie ihren Onkel Kevin, der ihr Bücher und Musik empfiehlt. Ihre ...

Maggie zieht 1993 mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester von Chicago nach Irland. Kein Traum für eine Jugendliche. Am meisten vermisst sie ihren Onkel Kevin, der ihr Bücher und Musik empfiehlt. Ihre Mutter Laura aber ist auf Kevin nicht gut zu sprechen, den Kevin ist ein Verlierer wie er im Buche steht. Er wohnt mit Mitte zwanzig noch bei seiner Mutter, ist drogenabhängig und nicht gerade der ideale Umgang für ihre Tochter. Da trifft Maggie in Irland auf Eoin, der sie das Heimweh vergessen lässt. Doch dann ändert sich alles und Kevins letzte Botschaft an seine Nichte wird wegweißend für Maggies Leben.
Ein unbeschriebenes Blatt
Maggie ist keine typische Jugendliche. Sie vermisst ihren Onkel mehr als jede Freundin und hat es auch nicht eilig, neue Freundschaften zu schließen. Sie ist aber auch kein Mauerblümchen. Pickelabdecken, Ausgehen, die Welt erleben – das sind keine Fremdworte für sie. Dadurch entspricht Maggie nicht dem Klischee einer jugendlichen Protagonistin. Viel mehr ist sie ein unbeschriebenes Blatt. Ihre Stimmung schwankt wild, ihre Hormone spielen verrückt, sie zeichnet sich durch wenig aus. Zumindest am Anfang.
Doch so wie Maggie Irland lieben lernt, lernen wir sie kennen. Ein Mädchen, das gerne einen fast Hundertjährigen besucht, um seinen Geschichten zu lauschen, aber auch um einfach bei ihm zu sein. Eine junge Frau, die mit ihrer Mutter auf eine ganz andere Art unzufrieden ist, als dass es alltäglich wäre. Eine Heldin, die bereit ist, für einen Augenblick Musikmagie gegen alle Regeln zu verstoßen. Maggie lernt Eoin kennen und spürt eine Sehnsucht nach Spiritualität, nach einem unerschütterlichen Glauben.
Neue Religionen
Diesen Glauben findet sie aber nicht in der Religion, die ihr trotz Nonnenschule fremd bleibt, sondern in Musik und Wort. Sie begibt sich auf eine sehr spezielle Wallfahrt und erfährt die Welt auf eine ganz neue Art und Weise. Dieser Weg ist nicht leicht, sondern droht immer wieder vergebens zu sein. Ein jugendlicher Ehrgeiz, aber auch die Kraft, die sie spürt, weil eigentlich mehr als nur eine wichtige Person an ihrer Seite steht. Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm ist eine so anschauliche und realistische Adoleszenzgeschichte, dass ich sie ohne zu zögern jedem Jugendlichen in die Hand legen würde.
Maggies Entscheidungen basieren nicht auf Rebellion oder Leichtsinn. Sie ist ein sehr vernünftiger Mensch, der sich en Veränderungen des Ichs durchaus bewusst ist – und nicht immer glücklich damit. Maggie erfährt sich im Laufe des Buches immer wieder neu und erfährt auch, wie sie nicht sein will. Sie geht ihren Weg und macht dabei Fehler, um geläutert zu werden und am Ende die größte Entscheidung von allen zu treffen: Wer will sie sein und wie will sie leben.
Musik und Sprache
Die Musik ist elementar im Buch. Immer wieder gibt es Verweise auf Lieder, Texte und Melodien. Vor allem geht es aber auch um die Gemeinschaft der Konzertbesucher, der Trauernden. Jene ungeschriebene Gemeinsamkeit, die Sprachen überwindet, Länder, Zeiten. Aber auch Literatur bietet die wichtigen Querverweise in Das Jahr, in dem Kurt Cobain sich das Leben nahm. Kevin hat eine Leseliste für seine Nichte erstellt, aus der ich zu gerne eine ‚Lesechallenge‘ machen würde. Das geschriebene Wort, der gelesene Text übersteht und umfasst diese Buch genauso, wie die gespielte und gehörte Musik. Die Lieder zum Buch gibt es übrigens im Internet zum Nachhören.
Viel mehr als eine Liebeserklärung an Nirvana und die fast schon religiöse Verzerrung Cobains ist dieses Buch ein Buch über das Leben und die Ichwerden. Maggie findet sich auf ihrer Suche nach ihrem Onkel. Und sie erkennt wann die Zeit für Vernunft gekommen ist, wenn der Leichtsinn sich gelegt hat, auch wenn dieser Schritt Unglück mit sich ziehen kann. Im Grunde also ist Maggie viel klüger als die meisten Menschen, die ich kenne. Dass ihr das nicht bewusst ist und sie sich einfach verzweifelt IHREN Platz im Leben sucht, macht sie so liebenswert und realistisch. Ein Buch über das Leben, die Jugend, die Liebe. Vor allem aber ein Buch über das Menschsein.

Veröffentlicht am 10.06.2022

Erster Einblick in Informatik

Big Fat Notebook - Alles, was du für Informatik brauchst - Das Starterkit für angehende Programmierer
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Hier wird niemand ins kalte Wasser geworfen, sondern die ersten Kapitel klären Benennungen und Relationen. Wie viele Bit hat ein Byte, was ist CPU, was ist coden?

Tatsächlich zieht das Tempo an. Nach ...

Hier wird niemand ins kalte Wasser geworfen, sondern die ersten Kapitel klären Benennungen und Relationen. Wie viele Bit hat ein Byte, was ist CPU, was ist coden?

Tatsächlich zieht das Tempo an. Nach jedem Kapitel gibt es einen kleinen Überblick mit „Test“, sodass ich selbst prüfen kann, ob ich die Inhalte verstanden habe. Das ganze ist im Notebook-Stil, mit Sketchnotes und kleinen Illustrationen und einer Schrift, die an Handgeschriebenes erinnern soll. Ein leicht comichafter Zugang, der für Jugendliche gut geeignet ist.

Kleine Codes und Tricks, vor allem aber ein einfaches Verständnis für die Materie liegt dem Buch zu Grunde. Richtige Profis lernen hier wohl nicht mehr viel Neues, aber Jugendliche, die sich neu für Informatik oder Programmieren interessieren, und Erwachsene, die endlich mal einen Blick in die große Welt der Codes werfen wollen, finden hier einen lockeren Einstieg. Viele Beispiele und Anregungen helfen, Zugang zu erhalten und schaffen Verständnis.

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Veröffentlicht am 10.06.2022

Nicht leicht, aber wichtig!

Das lila Mädchen
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Das lila Mädchen erzählt von Tamara, die es liebt zu malen. Damit drückt sie sich aus und vermittelt ihre Emotionen. Die Farbgebung spielt auch bei den Illustrationen von Sinan Hallak eine große Rolle. ...

Das lila Mädchen erzählt von Tamara, die es liebt zu malen. Damit drückt sie sich aus und vermittelt ihre Emotionen. Die Farbgebung spielt auch bei den Illustrationen von Sinan Hallak eine große Rolle. Sie betonen die Geschichte und vermitteln mehr als die Worte allein. Tamara vermisst das Haus in Jaffa, in dem sie aufgewachsen ist. Vor 70 Jahren musste sie von dort fliehen. Im Traum besucht sie es, doch ein Mädchen wohnt dort, dass sie nicht hineinlässt. Tamaras Traurigkeit darüber nehmen dem Haus und der Welt alle Farben, bis nur noch lila übrigbleibt.

Die Geschichte ist keine leichte, weder für Kinder noch für Erwachsene. Sie erzählt mit einfachen Worten und Farben von Entwurzelung und der Sehnsucht nach Heimat und Kindheit. Und darüber hinaus von der Zurückweisung und Ausgrenzung. Das Haus der Kindheit gibt es so nicht mehr, das Mädchen selbst steht für Tamaras Kindheit, zu der sie nicht zurückkehren kann. Wer das nicht versteht, bekommt keinen Zugang zur Geschichte. Aber gerade darum regt das Buch auch an, mit Kindern über Flucht, Vertreibung und Sehnsucht zu sprechen.

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Veröffentlicht am 10.06.2022

Kräuter im Freundebuchstil

Meine wilden Kräuterfreunde
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Ich bin direkt die verschiedenen Einträge durch – auf 104 Seiten sind das gar nicht mal so viele, denn jede Pflanze bekommt Raum zur Vorstellung, einen Platz um ein Exemplar getrocknet einzukleben und ...

Ich bin direkt die verschiedenen Einträge durch – auf 104 Seiten sind das gar nicht mal so viele, denn jede Pflanze bekommt Raum zur Vorstellung, einen Platz um ein Exemplar getrocknet einzukleben und Rezepte. Den Anfang machen Gänseblümchen und Löwenzahn, später kommen auch Pflanzen dazu, die vielleicht nicht in jedem Garten zu finden sind. Schöne Zeichnungen und Erklärungen im Freundebuchstil machen klar, dass die Zielgruppen besonders Familie und Kinder sind.

Manche Dinge haben mich verblüfft. Mir war wirklich nicht klar, dass Gänseblümchen von der Hand in den Mund gepflückt werden können. Löwenzahnsalat dagegen war mir bereits vorher ein Begriff und so ist das Buch eine gelungene Mischung an „oh, das wusste ich nicht, cool“ und „ja, wusste ich, aber jetzt hab ich auch ein Rezept dafür“. Nicht alle Anleitungen im Buch sind Rezepte, viele sind auch Bastelideen, so dass auch Kinder, die Essen eher skeptisch gegenüber stehen, hier Spaß haben werden.

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