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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.09.2020

Unterhaltsame Lesestunden

Schuhhimmel mit Turbulenzen
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Ich bin ja für gewöhnlich nicht so empfänglich für Frauen- und/oder Liebesromane. Doch Titel und Cover haben mir Appetit auf diesen Roman gemacht.

Der „Schuhhimmel“ ist Petras (40) ganzer Stolz. Liebevoll ...

Ich bin ja für gewöhnlich nicht so empfänglich für Frauen- und/oder Liebesromane. Doch Titel und Cover haben mir Appetit auf diesen Roman gemacht.

Der „Schuhhimmel“ ist Petras (40) ganzer Stolz. Liebevoll eingerichtet verkauft sie hier exklusives Schuhwerk. Leider machen ihr die diversen Online-Shops mächtig Konkurrenz.

Ihre Freundin Elke (60) ist Lehrerin mit Leib und Seele und verbringt mehr Zeit damit, die Probleme ihrer Schüler zu lösen als mit ihrem inzwischen pensionierten Ehemann Georg zusammen zu sein. Nebenbei hilft sie noch im „Schuhhimmel“ aus.

Die dritte, unmittelbar mit dem Schuhgeschäft verbundene Person ist Max (20). Ein Student, der als Ferienjob die Post austrägt und sich nicht zwischen zwei Frauen entscheiden kann, bis die Richtige daherkommt.

Und Tilo darf nicht vergessen werden - der „Teilzeithund“, der Petra und Elke mag, aber mit den Briefträgern auf Kriegsfuß steht.

Meine Meinung:

Autorin Heidemarie Brosche ist hier ein witziger Roman gelungen, der mir angenehme Lesestunden beschert hat.

Der „Schuhhimmel“ steht im Mittelpunkt der Erzählung. Immer wieder kehren die Charaktere dorthin zurück.

Apropos Charaktere: Mit Elke bin ich nicht ganz zurechtgekommen. Vor lauter Engagement für andere, lässt sie ihren Mann links liegen, der letztlich die Notbremse zieht und mit unbekanntem Ziel verschwindet.

Petra hat viel um die Ohren, denn nicht nur der schwankende Umsatz im „Schuhhimmel“ macht ihr Sorgen, sondern auch ihr dementer Vater. Der ist in einer Seniorenresidenz gut untergebracht und wird von Vesna, einer jungen Frau, die dort ihr soziales Jahr absolviert, gut betreut.

Max ist ein tief verletzter junger Mann, der sich Frauen gegenüber nicht gut behaupten kann, bis ihm Vesna über den Weg läuft.

Vesna ist die behütete Tochter eines aus Serbien stammenden Ehepaares, die andere Vorstellungen vom Leben hat als ihre Eltern.

Die Figuren sind bis auf Georg, der mir ziemlich farblos erscheint, recht gut ausgearbeitet.

Das Buch hat sich leicht und flüssig lesen lassen. Bei manchen Szenen musste ich auch schmunzeln.

Ein klein wenig hat mir die Beschreibung der Schuhe gefehlt. Aber, das ist natürlich eine sehr persönliche Ansicht.

Fazit:

Ein unterhaltsames Buch, das sich auch mit ernsten Themen wie Demenz und Verdrängung kleiner Geschäfte durch den Online-Handel beschäftigt. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Veröffentlicht am 30.09.2020

Leider eine herbe Enttäuschung

Mein Zimmer im Haus des Krieges
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Die Journalistin und Ethnologin Janina Findeisen reist 2015 nach Syrien, um ihre Jugendfreundin Laura, die zum Islam konvertiert und mit ihrem Mann in den Dschihad gezogen ist, zu treffen und ein Interview ...

Die Journalistin und Ethnologin Janina Findeisen reist 2015 nach Syrien, um ihre Jugendfreundin Laura, die zum Islam konvertiert und mit ihrem Mann in den Dschihad gezogen ist, zu treffen und ein Interview zu führen. Sie vertraut Laura, obwohl sich diese bereits in Deutschland zum radikalen Islam bekennt. Es kommt, wie es kommen muss: Janina Findeisen wird von Islamisten entführt und muss nahezu ein Jahr in syrischer Gefangenschaft verbringen.

Meine Meinung:

Ich habe schon einige Bücher von Journalistinnen, die in Kriegsgebiete gereist sind, um von dort zu berichten, und habe mit Interesse auf dieses Buch gewartet. Leider bin ich menschlich von Janina Findeisen sehr enttäuscht worden.

Sich selbst in eine solche Lebensgefahr zu begeben, kann man als schon leichtsinnig und naiv nennen. Aber, die Journalistin ist im 7. Monat schwanger, als sie zu dieser gefährlichen Reise aufbricht. Das erfahren die Leser aber erst recht spät und auch nur nebenbei. Ich finde das äußerst unverantwortlich ihrem Kind gegenüber, das sie dann in Gefangenschaft zur Welt bringt. Wir erfahren, dass es ein Sohn ist, den Namen verschweigt uns die Autorin. Wie wird das Kind mit diesen Traumata in seinem späteren Leben umgehen?

Was mich auch irritiert: Sie wird während ihrer Gefangenschaft recht höflich behandelt, erhält einen Fernseher und muss weder hart arbeiten noch wird sie indoktriniert. Das ist für mich nicht stimmig, in einem Land, in dem Frauen nichts zählen, ist keiner übergriffig? Nicht einmal mit Worten? Kaum zu glauben.
Sie kann zwar das Interview mit Laura, die inzwischen zweifache Witwe ist, führen. Doch verpflichtet sich die Journalistin, nur wenig daraus zu veröffentlichen. Ähem, wozu dann die höchst gefährliche Reise?

Frau Findeisen wird vermutlich ihre Gründe haben, nachvollziehen kann ich sie nicht. Kann es sein, dass sie dem „Stockholm-Syndrom“ erlegen ist? Sie scheint Sympathien für diese Dschihadisten zu haben, die zahlreiche Journalisten ermordet haben.
Der Schreibstil ist ein wenig seltsam. Sie wiederholt sich häufig und gebiert eigenartige Wortschöpfungen wie „zuckerhigh“. Von einer Journalistin hätte ich mir schon etwas Besseres erwartet.

Fazit:

Das Buch und die Autorin sind eine rechte Enttäuschung. Leider kann ich hierfür nur 2 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 30.09.2020

Auch Frauen morden ...

Die wilde Wanda und andere gefährliche Frauen
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Das Autorinnenduo Gabriele Hasmann und Sabine Wolfgang stellt in seinem neuesten Buch knapp zwei Dutzend Frauen, die zu Verbrecherinnen geworden sind, vor. Die Autorinnen betrachten den Zeitraum vom 18. ...

Das Autorinnenduo Gabriele Hasmann und Sabine Wolfgang stellt in seinem neuesten Buch knapp zwei Dutzend Frauen, die zu Verbrecherinnen geworden sind, vor. Die Autorinnen betrachten den Zeitraum vom 18. bis ins 20. Jahrhundert. Die Ausnahme ist die „Blutgräfin“ Elisabeth Báthory, die im 16. Jahrhundert lebte und als Serienmörderin verurteilt wurde.

Die Kurzbiografien, von denen einige mit Fotos der beschriebenen Frauen versehen ist, beleuchten die Herkunft und Beweggründe, warum sie zu Verbrecherinnen wurden. Der Bogen spannt sich vom einfachen Dienstmädchen bis zur Hofdame von Kaiserin Elisabeth.

Von Hass, Geltungsbedürfnis, Geldgier bis hin zur puren Not ist jeder Grunde vertreten. Manche wirken gefühlskalt und zeugen keine Reue.

Das Vorwort macht neugierig. Ich kannte die meisten Kriminalfälle bereits aus anderen Büchern.

Der Doyen der österreichischen Gerichtspsychiatrie, Reinhard Haller, sagt:
„Im Prinzip sind Bücher über Verbrecher nichts anderes als der Spiegel unserer eigenen verdrängten Kriminalität“.

Dem ist wenig hinzuzufügen.


Fazit:

Ein Buch für zwischendurch, das zeigt, dass auch Frauen Kapitalverbrechen verüben. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Veröffentlicht am 30.09.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Du darfst nicht sterben
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Lili und Anne, Zwillingsschwestern mit höchst unterschiedlichen Charaktereigenschaften, lernen im Urlaub den charismatischen Paul kennen. Beide fühlen sich zu ihm hingezogen. Er erwählt Lili, die etwas ...

Lili und Anne, Zwillingsschwestern mit höchst unterschiedlichen Charaktereigenschaften, lernen im Urlaub den charismatischen Paul kennen. Beide fühlen sich zu ihm hingezogen. Er erwählt Lili, die etwas ruhigere, besonnenere Schwester, um mit ihr eine Beziehung zu beginnen.

Wieder im Alltag angekommen, benimmt sich Paul dominant, übergriffig und manipulativ. Lili scheint das anfangs gar nicht so zu stören. Endlich hat sie ihrer Schwester etwas Voraus! Deswegen kann sie Annes Warnungen vor der dunklen Seites Pauls nicht annehmen. Als die gemeinsamen Eltern kurz hintereinander plötzlich sterben und ein Fremder in Paul seinen Jugendfreund David zu erkennen glaubt, beginnt für Lili und Anne ein wahrer Albtraum, der für Lili beinahe tödlich endet.

Meine Meinung:

Andrea Nagele, im Brotberuf Psychotherapeutin, ist wieder ein exzellenter Thriller gelungen. Der Albtraum, in dem die Zwillingsschwestern gefangen sind, wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Besonders dramatisch lesen sich die beiden Wochen, in denen Lili, nach einem Mordanschlag Pauls, im Koma liegt. Hier zeigt sich die beeindruckende Recherche der Autorin bei Medizinerkollegen sowie ihre Erfahrungen aus der eigenen Praxis.

Die Charaktere der Protagonisten sind wieder erstklassig herausgearbeitet.
Das alte Sprichwort, dass Liebe blind macht, scheint hier auf Lili zuzutreffen. Sie verteidigt Paul gegen ihre Mutter und Schwester. Ja, sie nimmt jedes Mal, wenn Paul sich danebenbenimmt, die „Schuld“ auf sich. Hin und wieder regt sich ein kleines Pflänzchen Argwohn und als sie dem nachgeht, geht der Terror erst richtig los, der dann mehrere Jahre dauert.

Der Leser erfährt von Pauls Vergangenheit als David, doch so richtig Mitleid oder Verständnis für seine Taten lassen sich nicht aufbringen.

Eine wichtige Rolle in diesem Thriller spielt Hanna, die fünfjährige Tochter von Lili. Mit ihr sind die Zwillingsschwestern (wieder einmal) auf der Flucht vor Paul, als der spitz bekommt, wer Hanna ist. Kinder in den Mittelpunkt solcher Thriller zu stellen, ist immer wieder eine Gratwanderung, der hier ausgezeichnet gelungen.

Fazit:

Ein gelungener Thriller, der einem die Haare zu Berge stehen lässt. Als Gut-Nacht-Geschichte nur bedingt geeignet, da Albträume vorprogrammiert sind. Für diese Geschichte gebühren 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 27.09.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Wenn das Licht gefriert
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Wie wir es von Roman Klementovic gewöhnt sind, ist dieser Thriller anders, als er anfänglich erscheint.

Worum geht’s?

Elisabeth und ihr Mann Friedrich sehen eine reißerische TV-Reportage über den Mord ...

Wie wir es von Roman Klementovic gewöhnt sind, ist dieser Thriller anders, als er anfänglich erscheint.

Worum geht’s?

Elisabeth und ihr Mann Friedrich sehen eine reißerische TV-Reportage über den Mord an Anna vor 22 Jahren. Anna war die beste Freundin ihre Tochter Valerie. Friedrich, schwer an Alzheimer erkrankt, ist immer seltener im hier und heute, erzählt plötzlich, dass Anna einen roten Slip mit weißen Herzerln getragen hat.
Elisabeth erfasst Panik - ist ihr Mann in das Verbrechen verwickelt oder sind diese Infos nur wirre Gedanken eines alten, kranken Mannes? Der Mörder ist niemals gefasst worden. Um ihren Mann zu schützen und endlich Klarheit zu erhalten, beginnt Elisabeth zu recherchieren.

Elisabeth gerät in einen Strudel von Gewalt, der sie und Heinrich beinahe das Leben kostet.

Meine Meinung:

Wie schon in seinen anderen Büchern, gelingt es Roman Klementovic, die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten, ja sogar zu steigern. Dazu trägt die herbstliche Jahreszeit mit Regen und Nebel sowie die namenlose Kleinstadt, in der sich das Drama abspielt, bei. Ein dampfendes Moor, aus dem ungewöhnliche Geräusche und Gerüche hervordringen, ist schon unheimlich genug. Die Gedanken, die in Elisabeths Kopf Karussell fahren und die tätlichen Angriffe auf Elisabeth, das zeitweilige Verschwinden Friedrichs tragen zur Spannung à la Hitchcock bei.

Ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Der Autor führt die Leser mehrmals an der Nase herum. Jedes Mal, wenn man glaubt der Lösung nahe zu sein, gibt es eine überraschende Kehrtwendung.

Sehr anschaulich ist die Demenzerkrankung von Friedrich beschrieben. Einige Handlungen Elisabeths sind auch der Überlastung durch die Pflege Friedrichs geschuldet. Sie schläft kaum und wenn, dann schlecht. Das Schlafdefizit lässt in ihrem Kopf Gedankensprünge galoppieren, die sie immer weiter in den Strudel hineinziehen.

Das Cover finde ich sehr gut gelungen. Das fahrige Gekritzel passt gut zur Geschichte.

Fazit:

Wer einen fesselnden Thriller ohne Geheimdienst oder wilder Verfolgungsjagden sucht, ist hier richtig. Aber nicht als Gute-Nacht-Geschichte lesen, sonst gibt es Albträume. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.