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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2020

Krimiunterhaltung vom Feinsten!

Waidmannsruh
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Es ist Winter im Mölltal. Zeit für den Einser-Hirsch. Vinzenz sitzt an und PENG! Der Einser-Hirsch fällt. Allerdings völlig unsportlich von Walter Liebtegger, dem Besitzer des Baumarktes aus dem Auto heraus ...

Es ist Winter im Mölltal. Zeit für den Einser-Hirsch. Vinzenz sitzt an und PENG! Der Einser-Hirsch fällt. Allerdings völlig unsportlich von Walter Liebtegger, dem Besitzer des Baumarktes aus dem Auto heraus geschossen. Was ein passionierter Jäger ist, kann einen solchen Jagdfrevel nicht dulden! Mit seiner Rache düpiert Vinzenz nicht nur Walter, sondern blöderweise auch Sepp, den Aufsichtsjäger, der die ganze Sache lieber - wie unter echten Männern üblich - unter vier Augen geregelt hätte.

Jedenfalls wird Walter, bevor noch zusätzliche Sanktionen neben dem Ausschluss aus dem Jagdverein verhängt werden, tot in seinem Haus aufgefunden. Es sieht so aus, als ob er beim Aufhängen der Jagdtrophäe von der Leiter gestürzt und von seinem unrechtmäßig erlegten Hirschen aufgespießt worden ist. Unfall oder doch Rache vom Hirsch? Oder hat hier jemand anderer, wie Manuela, seine Ehefrau, die Finger im Spiel?

Natürlich müssen Martin Schober und sein Team anrücken, dabei haben sie mit einer Diebstahl-Serie in den Hotels in der Umgebung ohnehin alle Hände voll zu tun, zumal nicht alle in Höchstform sind. Postenkommandant Treichel hat von seiner Frau eine strenge Diät verordnet bekommen und ist entsprechend gereizt. Und Kollegin Kerstin, nun ja, das wird man bald erfahren.

Schober & Co. ermitteln dem Flattacher wieder einmal zu langsam und außerdem hat die Polizei Vinzenz in Verdacht. Das wiederum glauben weder der Flattacher noch der Belten. Die halten Vinzenz für einfältig. Ja, den Vandalismusschaden an Walters Auto trauen sie ihm zu, aber Mord? Und so machen sich die beiden auf, wie weiland Sherlock Holmes und Dr. Watson, den Fall im Alleingang zu lösen.

Meine Meinung:

Alexandra Bleyer hat mit diesem fünften Krimi wieder ein meisterhaftes Werk hingelegt. Schon beim Lesen des Prologs, gibt es leichtes Herzrasen, denn der beginnt, nein das verrate ich jetzt nicht.

Flattacher und Belten bilden diesmal ein echtes Dream-Team und sind der Polizei wieder einen Schritt voraus. Allerdings, haben die ja mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen und der Dieb, der die Hotels der Umgebung heimsucht ist nicht leicht zu finden. Erst seine „Jogging High, das Kultschuhwerk aus den 1980ern, bringt die Ermittler ans Ziel.

Die kauzigen Charaktere, allen voran Sepp Flattacher und sein kongenialer, aus Deutschland stammender, Nachbar Heinrich Belten sowie Postenkommandant Treichel, lassen die Leser lauthals auflachen, wenn sie ihre Einsätze haben. Treichel kann einem richtig leidtun. Nicht nur, dass er auf Diät ist, verstecken seine Mitarbeiter alles Essbare vor ihm und Diätberater rüffelt ihn, während seine Frau ein „Sternderl“ bekommt. Doch, wenn man Frau Autorin kennt, weiß, dass die Rache auf dem Fuß folgt.

Eine wirklich gut gelungene Figur ist Beppo, der Skilehrer, der mit seinem sportlichen Elan, nicht nur die Damenwelt begeistert. Immerhin ist er schon über 90 Jahre alt.

Herrliche Dialoge wie die folgenden erheitern die Leser:

"Du, ich hätte noch zwei Krapfen. Sind aber von gestern." (Sepp)
Belten prustete los. "Ach, von gestern sind wir doch auch." (S. 166)

oder ein wenig später, die Anspielung auf eine Partei, deren Logo in orange gehalten ist (S. 173)

"Die Hautfarbe ist mir scheißegal. Ich habe nur etwas gegen Idioten. Und die gibt's ja leider in jeder Tönung!"
"Wie in ORANGE."
"Ja, Orange ist eine Deppenliga für sich."

Doch die Krönung ist dann doch dieser: Belten und Flattacher streiten vor Martin Schober, der dann genervt eingreift.

„Entschuldigen Sie, aber Sie sind hier bei der Polizei und nicht bei einer Paartherapie.“ (S. 197)

Der Showdown spielt dann auch noch in einer eigenen Liga.
Also, rein in die Buchhandlung, das Buch kaufen und lesen!

Fazit:

Wieder ein gelungener Krimi, der mich bestens unterhalten hat. Schade, dass man nur 5 Sterne vergeben kann.

Veröffentlicht am 04.10.2020

Nett erzählt

Layla im Reich des Schneekönigs
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Reinhold Messner - Bergsteiger, Museumsgründer und Buchautor - hat nun ein sehr poetisches Kinderbuch geschrieben.
Erschienen ist das Buch im, no na, Verlag "Bergwelten" und wurde von Davide Panizza liebevoll ...

Reinhold Messner - Bergsteiger, Museumsgründer und Buchautor - hat nun ein sehr poetisches Kinderbuch geschrieben.
Erschienen ist das Buch im, no na, Verlag "Bergwelten" und wurde von Davide Panizza liebevoll illustriert.

Worum geht's?

»Papa war häufig auf Reisen und lebte oft monatelang im Reich des Schneekönigs. Wenn er zurückkam, erzählte er nur wenig. Das Wasser, die Luft und das Licht dort oben hatten ihn schweigen gelehrt oder alles vergessen lassen. Das machte mich neugierig und eines Tages fragte ich ihn, ob ich mitdürfe.«

Das kleine Mädchen Layla reist mit ihrem Vater in das Reich des Schneekönigs und erlebt das einfache Leben in karger und dennoch reicher Landschaft.

Mir hat diese magische Geschichte über (unberührte) Natur, Stille und Verzicht auf Konsum sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 04.10.2020

Bohn' Appetit!

Das österreichische Käferbohnen-Kochbuch
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Autor Taliman Sluga wartet diesmal mit einer besonderen regionalen Spezialität auf - der steirischen Käferbohne.

Die rosa-lila gefleckte Bohne gehört zu den ältesten Kulturpflanzen und stammt ursprünglich ...

Autor Taliman Sluga wartet diesmal mit einer besonderen regionalen Spezialität auf - der steirischen Käferbohne.

Die rosa-lila gefleckte Bohne gehört zu den ältesten Kulturpflanzen und stammt ursprünglich aus Südamerika. Ihr Anbau wurde durch Erzherzog Johann (1782-1859) stark gefördert und war bald darauf in der Steiermark heimisch. Sie ist nun ein typisches regionales Produkt, das als "Steirische Käferbohne" im Jahr 2016 das europaweite Prädikat bzw. Herkunftssiegel "g. U. – geschützte Ursprungsbezeichnung", erhalten hat.

In über 100 Rezepten zeigt uns Taliman Sluga, der übrigens ein Kärntner ist, der nun in der Steiermark lebt, wie vielfältig die Käferbohne verkocht werden kann.

Vom „Käferbohnensalat“ mit dem für die Steiermark typischen Kernöl über Eintöpfe und Pürees zu Pralinen. Die eine oder andere Speise erscheint gewöhnungsbedürftig. Konfekt aus Bohnen, zum Beispiel? Aber, wenn man aus Soja(bohnen) vegane Schnitzel machen kann, so steht dem Versuch, vegane Süßigkeiten anzufertigen, nur wenig im Wege. Einfach ausprobieren.

Das Buch ist bereits 2006 unter dem Titel „Bohn‘ Appetit“ erschienen.

Veröffentlicht am 04.10.2020

Hat mich leider diesmal mich ganz überzeugt

Die Sehnsucht der Kormorane
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Joe Prohaska, ehemaliger Kriminalhauptkommissar und nunmehriger Frühpensionist, lebt in einem kleinen Dorf nahe Rovinj. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Ivo betreibt er ein Fotogeschäft. Zusätzlich verdient ...

Joe Prohaska, ehemaliger Kriminalhauptkommissar und nunmehriger Frühpensionist, lebt in einem kleinen Dorf nahe Rovinj. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Ivo betreibt er ein Fotogeschäft. Zusätzlich verdient sich seinen Lebensunterhalt als Fotograf von Hochzeiten. Sein aktuelles Projekt ist ein Bildband von Istrien.

Hin und wieder kommt seine kriminalistische Ader wieder zum Vorschein und so stolpert Joe in die eine oder andere gefährliche Ermittlung.

Diesmal wird er von Inspektor Rossi sogar dringend gebeten, sich den neuesten Fall anzusehen und ein paar Fragen zu stellen. Welcher Fall? Miroslav, der Betreiber des Strandlokals „Plavi Komoran“ in Opatija (das frühere Abazia) wird ermordet aufgefunden. Um die Spuren zu verwischen, haben der oder die Täter das Haus abgefackelt. Der Verdächtigen gibt es viele, war der Tote doch in allerlei illegale Geschäfte verwickelt. Auch Marina, die verschwundene letzte Geliebte des Opfers zählt dazu.

Joe soll Marina schleunigst finden, doch zu seiner Verwunderung nimmt die junge Frau von sich aus Kontakt zu ihm auf. Doch dann verschwindet sie so schnell, wie sie aufgetaucht ist, auch wieder.

Meine Meinung:

Ich kenne die drei Vorgänger, die alle eher ruhige Krimis sind. Dieser vierte Fall ist irgendwie ohne Höhepunkte, wenn man davon absieht, dass Joe fast ganz offiziell ermitteln darf. Die Handlung plätschert lau vor sich hin.
Finden sich in den anderen Krimis noch Hinweise auf Land und Leute, so fehlt mir das Lokalkolorit in diesem. Ein bisserl klischeehaft ist von den üblichen Verdächtigen am Balkan wie korrupte Politiker, Mafiaangehörigen und Dealern die Rede.

Auf mich wirkt der Krimi ein wenig lieblos heruntergeschrieben. Ein paar Dutzend Seiten hätten der Geschichte gutgetan. Warum Marina, die plötzlich verschwindet, dann ebenso zackig mit einem fremden Mann als Begleiter in einer Polizeidienststelle auftaucht, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Vor allem bekommt der Leser das nur en passant das mitgeteilt. Show nicht tell, wäre hier eine bessere Variante gewesen.

Fazit:

Hier wurde einiges Potenzial verschenkt, was sehr schade ist. Es reicht für knappe 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 04.10.2020

Detailreich und fesselnd

Die Freimaurer – Der mächtigste Geheimbund der Welt
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„Ein Mann mit einem Schurz, ein gezücktes Schwert in der Hand, nimmt dir Geld, Schlüssel und Handy ab – alles Metall, das deine Person in der Außenwelt verankert. Er verbindet dir die Augen. Du spürst, ...

„Ein Mann mit einem Schurz, ein gezücktes Schwert in der Hand, nimmt dir Geld, Schlüssel und Handy ab – alles Metall, das deine Person in der Außenwelt verankert. Er verbindet dir die Augen. Du spürst, wie dein linker Ärmel hochgekrempelt wird, dann das linke Hosenbein, bis das Knie frei liegt. Der Arm wird aus dem linken Ärmel gezogen und die Brust entblößt. Dann legen sie dir eine Schlinge um den Hals.
Du tust einen Schritt nach vorn. Dein Leben als Freimaurer hat begonnen.“

Über die „Freimaurer“ gibt es bereits meterweise Bücher. Warum also noch eines? Und was ist an diesem Buch so anders, so besonders?

Autor John Dickie ist Historiker und Journalist. Er geht den Geheimnissen und Mythen der Freimaurer mit der diesen Berufen eigenen Akribie auf den Grund. Natürlich kann er nicht alles schlüssig erklären, doch ein Anfang ist gemacht.

Ergebnis der Forschungsarbeit ist, dass die Wurzeln der Freimaurerei nicht wie immer kolportiert wird in den Dombauhütten des Mittelalters liegen, sondern in der Renaissance. Allerdings weder in deren Hochburgen Rom oder Florenz, sondern am Hof der schottischen Könige, in Edinburgh.

In 16 Kapiteln berichtet er, wie sich die Freimaurerei dort entwickelt hat. Dabei spart er Kritik nicht aus. So spricht er die Verletzung des „Toleranzgrundsatzes“ durch die Logen an. Frauen durften nicht initiiert werden. Nur in ganz wenigen, seltenen Ausnahmen, die er taxativ aufzählt, ist es zwei Frauen gelungen Mitglied einer Loge zu werden. Bei näherer Betrachtung der beiden stellt sich heraus, dass beide eigentlich biologische Männer waren.


Lissabon
Nirgendwo
Edinburgh
London
Paris
Neapel
Washington
Charleston
Rom-Paris
Allahabad
Hamburg
München
Salamanca
New York
Arrezzo
Das Erbe

Meine Meinung:

Ein sehr detailliertes Werk, dass dennoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben darf.

Ich persönlich vermisse die Nennung der verschiedenen Logen von Wien. Immerhin war mit Franz Stephan von Lothringen (1708-1765), dem Gemahl von Maria Theresia (1717-1780), ein Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Mitglied. Oder Musiker wie Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und Carl Millöcker. Die Liste ließe sich noch länger fortsetzen und um Personen wie Angelo Soliman oder Joseph von Sonnenfels ergänzen. Die Geschichte der Freimaurer in Wien war immer wechselvoll und mehrfach verboten, was aber einige Mitglieder nicht davon abhielt, sich weiter zu treffen. Erwähnenswert ist auch das Freimaurermuseum in Schloss Rosenau.

Aber, vielleicht sind John Dickie nicht alle Dokumente zugänglich gemacht worden.

Das Buch stellt eine Fülle von Informationen zur Verfügung, sodass man dieses Werk getrost mehrmals zu Hand nehmen kann. Man wird immer wider auf das eine oder andere Detail stoßen, das man zuvor überlesen hat.

Gut gefallen hat mir, wie akribisch der Autor in die geheimnisvolle Welt der Freimaurer eingetaucht ist. Trotzdem schreibt er in seinem Buch in sachlichen und neutralen Worten über den Geheimbund. Die Begeisterung, sich auf Recherchereise zu begeben, ist deutlich spürbar.

Der Schreibstil ist flüssig und fesselt auch den Laien. Am Ende des Buches finden sich zahlreiche Abbildungen, die das Gelesene untermauern.

Fazit:

Wer sich für die Freimaurer und ihre Geschichte interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.