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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2022

Mehr Action als Thriller

Der Diamanten-Coup
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Richter und Autor Patrick Burow hat den spektakulären Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden von 2019 als Hintergrund für sein vom Benevento-Verlag als Thriller beworbenes Buch gewählt.

Der Inhalt ist ...

Richter und Autor Patrick Burow hat den spektakulären Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden von 2019 als Hintergrund für sein vom Benevento-Verlag als Thriller beworbenes Buch gewählt.

Der Inhalt ist schnell erzählt:

Innerhalb weniger Minuten bricht eine Gruppe Schmuckräuber in das Dresdner Stadtschloss ein und raubt die wertvollsten Diamanten Sachsens und verschwindet unerkannt.

Weil sich der Kunstprofessor und Detektiv Adrian Falke ein paar Tage zuvor ein wenig zu intensiv für die Sicherheitsvorkehrungen im Grünen Gewölbe interessiert hat, was auf den unscharfen Überwachungsvideos deutlich zu sehen ist, wird er sofort von den Ermittlern als Hauptverdächtiger eingestuft.

Es kommt wie es kommen muss: Eine Jagd quer durch Europa, die bis nach Dubai führt.

Meine Meinung:

Ich habe das Buch auf der Bahnfahrt von Wien nach Dresden gelesen. So quasi als Einstimmung auf den Besuch in das Grüne Gewölbe, das allerdings gerade nicht zugänglich war. Die „Türkische Camer“ hat allerdings einen Eindruck geboten, welche Pracht die Königlichen Juwelen dargestellt haben müssen.

In zahlreichen kurzen Kapiteln, die immer wieder die Perspektive wechseln, erhöhen die Spannung. Durch Zeit- und Ortsangaben weiß der Leser immer wann er wo gerade ist und welche Perspektive er einnimmt.

Aus den spärlich bekannt gegebenen Fakten und viel Fantasie „bastelt“ der Autor einen Thriller, der zwar als Script für einen Action-Thriller à la Hollywood taugt, aber bei mir einiges an Kopfschütteln ausgelöst hat. Da sind zum Beispiel die ermittelnden Polizisten, die ziemlich jämmerliche Figuren abgeben. Sie schießen sich ausschließlich auf Adrian Falke ein und ignorieren alles andere. Auch die Schnitzeljagd bis nach Dubai ist vielleicht in den Augen des Autors dramaturgisch notwendig, realistisch ist sie für mich nicht. Ich kenne zwar das Budget der sächsischen Polizei nicht, kann aber nicht vorstellen, dass zwei Beamte der mittleren Ebene einfach mal dahin und dorthin jetten dürfen.

Die Charaktere sind ziemlich schwarz und weiß gehalten: hier die Guten, da die Bösen dazwischen die Doofen.

Besonders Adrian Falke erscheint als Wunderwuzzi, der ähnlich wie Indianer-Jones und James Bond so ziemlich alles kann und nebenbei noch charmant und unwiderstehlich ist, so dass die Direktorin des Grünen Gewölbes Julia Graf natürlich seinem Charme erliegt. Gemeinsam jagen sie die Diebe, die einem arabischen Clan angehören, dem schon mehrere Juwelendiebstähle angelastet werden. Doch wer ist der Auftraggeber? Der wird, für meinem Geschmack, letztlich ein bisschen wie das sprichwörtliche Kaninchen aus dem Zylinder gezaubert.

Doch ich will nicht nur meckern. Die Aufmachung des im Benevento-Verlag erschienene Buch ist aufwändig und optisch sehr gut gelungen. Da muss man dem Grafiker ein großes Lob aussprechen.

Der Schreibstil ist dem Genre gemäß einfach, aber effektvoll. Das Buch lässt sich locker in wenigen Stunden lesen.
Was ein wenig schmerzt, ist die Marketing-Strategie, die vorgibt, diese Geschichte wäre ein „True-Crime“-Thriller. Das ist das Buch mitnichten. Der außergewöhnlich Coup dient nur als Aufhänger.

Fazit:

„Der Diamanten-Coup“ beschert seinen Lesern einige spannende Lesestunden, ist aber für mich kein Thriller. Das Buch hat mich gut unterhalten, erhält aber wegen der zahlreichen Ungereimtheiten nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 19.09.2022

Eine böse Satire

Die Kuratorin
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Dieser Roman ist der der dritte des Villacher Autors Norbert Maria Kröll.

Regina Steinbruch, die Kuratorin der Belvertina ist eine harte Frau, sich und anderen gegenüber. Dabei hätte sie es in der Hand, ...

Dieser Roman ist der der dritte des Villacher Autors Norbert Maria Kröll.

Regina Steinbruch, die Kuratorin der Belvertina ist eine harte Frau, sich und anderen gegenüber. Dabei hätte sie es in der Hand, auch freundlich zu sein. Nein, sie nutzt Menschen und vor allem Künstler, die von ihrem Wohlwollen abhängig sind, gnadenlos aus. Reginas Kindheit mit einem alkoholkranken Vater, der schweigenden Mutter und dem schwer behinderten Bruder in der Kärntner Stadt Villach war kein Zuckerschlecken. Mit Ehrgeiz und eisernem Willen hat sie sich aus dem häuslichen Mief herausgearbeitet. Ihre Empathie ist dabei auf der Strecke geblieben. Sie wirkt zynisch und ist mehrfach von Selbstmordfantasien geplagt. Eine beruflich erfolgreiche Frau sieht anders aus.

Als sie ungewollt schwanger wird, beschließt sie, nach einem missglückten medikamentösen Abbruch, das Kind ihren lesbischen Freundinnen zu „schenken“. Kurzfristig, beim einmaligen (?) Babysitten des eigenes Kindes keimen so etwas wie mütterliche Gefühle auf, die aber durch das lange Schreien des Babys recht bald erstickt werden.

Meine Meinung:

Eines ist nach wenigen Seiten für mich klar: Regina Steinbruch und ich werden keine Freundinnen. Mit dieser Figur hat der Autor eine ziemlich garstige Protagonistin erschaffen, die für ihre Karriere über Leichen geht.

Der Schreibstil ist stellenweise sarkastisch, manchmal muss ich grinsen, so wie bei unten stehendem Zitat.

„Es ist herrlich, als Frau kann man Männer, jedenfalls die gebildeten Exemplare, schlagen, so oft und so fest man möchte, sie werden sich nicht wehren. Als wüssten sie, tief vergraben in ihren Kleinhirnen, dass sie die Schläge im Grunde mehr als verdient haben.“

Gut gefallen mir die Wortspielereien wie das Museum „Belvertina“ in dem Regina arbeitet. Daraus lassen sich unschwer zwei der wichtigsten Museen Wiens erkennen: das Belvedere und die Albertina. Die Sprache ist herrlich unangepasst und macht stellenweise großen Spaß.

Fazit:

Ein Roman, der von dieser provokanten, garstigen Frau lebt, die eigentlich einsam ist. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Veröffentlicht am 13.09.2022

Kunstschätze, Verrat und Liebe

Die Kunstschätzerin
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Autorin Sandra Byrd entführt uns in das Viktorianische England. Diese Zeit ist geprägt durch Bigotterie und Konventionen, die es Frauen schwer bis unmöglich macht, ohne vermögenden Vater oder Ehemann zu ...

Autorin Sandra Byrd entführt uns in das Viktorianische England. Diese Zeit ist geprägt durch Bigotterie und Konventionen, die es Frauen schwer bis unmöglich macht, ohne vermögenden Vater oder Ehemann zu leben.

Eleanor Sheffield steht nach dem Tod des Vaters und dem geistigen Verfall ihres Onkels vor den Trümmern des Familiengeschäftes, einem Kunsthandel. Unbezahlte Rechnungen sowie der Verdacht echte Kunstwerke gegen Fälschungen ausgetauscht zu haben, machen ihr das Leben schwer. Zusätzlich bringt sie der Auftrag des verstorbenen Lord Lydney, dessen Kunstsammlung zu schätzen und zu entscheiden, ob sein Sohn Harry würdig ist, das Erbe anzutreten oder ob die Kunstschätze einem Museum übertragen werden sollen. Dieser Auftrag ist diffizil, denn Harry ist Eleanors Jugendliebe ....

Meine Meinung:

Gleich vorweg - hier wurde großes Potenzial verschenkt! Dieser historische Roman hätte sooooo spannend sein können. Doch leider dümpelt die Geschichte stellenweise vor sich hin. Auf mich wirkt das Buch, als hätte sich die Autorin nicht so recht entscheiden können, ob es ein Krimi oder ein Liebesroman werden soll. Ich weiß zwar von einigen Autorinnen, dass sich manchmal die Figuren verselbständigen und in eine anfangs nicht gewollte Richtung abdriften, was aber hier nicht der Fall.

Der Schreibstil ist locker und leicht. Wir erhalten Einblick in die versnobte Welt von Reichen und nicht mehr ganz so Reichen. Gut gelungen ist die Einflechtung historischer Fakten. So kommt die Abtretung Venedigs plus Umland von Österreich-Ungarn an Italien zu Sprache oder die Tatsache, dass Frauen in England nicht Medizin studieren dürfen bzw. als im Ausland (z.B. in der Schweiz) ausgebildete Ärztinnen nicht praktizieren dürfen.

Als Ausklang nach einem schweren Arbeitstag kann man in dieser Lektüre gute Entspannung finden.

Fazit:

Wer gerne einen locker und leicht zu lesenden historischen Roman, in dem es um Liebe, Kunstschätze, Verrat und Intrigen geht, ist hier goldrichtig. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Veröffentlicht am 12.09.2022

"Wie haben alle nur ein Problem, und das sind wir selbst"

40 verrückte Wahrheiten über Frauen und Männer
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Mit großem Interesse habe diesem Buch entgegengesehen, gibt es doch zwischen Mann und Frau allerlei Missverständnisse, die sich verrückt anhören.

„Veränderung gehört nicht zu den Grundkonzept von erwachsenen ...

Mit großem Interesse habe diesem Buch entgegengesehen, gibt es doch zwischen Mann und Frau allerlei Missverständnisse, die sich verrückt anhören.

„Veränderung gehört nicht zu den Grundkonzept von erwachsenen Menschen“ (S.27)

Nun ja der Titel verspricht so einiges, doch allzu viel Neues kann mir dieses Buch nicht bieten. Dass Frauen und Männer eine unterschiedliche Sprache sprechen (Wahrheit Nr.11), ist seit dem Bestseller „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ hinlänglich bekannt und stiftet im täglichen Umgang miteinander regelmäßig für Verwirrung und mitunter zu Streit.

Die 40 verrückten Wahrheiten werden in entsprechend vielen Kapiteln dargeboten, die ihrerseits noch untergliedert sind. Die Themen sind gut strukturiert, Wichtiges ist nochmals hervorgehoben.

Michael Lehofer ist Psychotherapeut und Philosoph. Beides ist deutlich zu spüren und so kann den Lesern durchaus ein Schmunzeln entlocken.

„Wir haben alle nur ein Problem, und das sind wir selbst.“ (S.28)

Fazit:

Ein nettes Buch, dessen Informationsgewinn für mich persönlich nicht allzu hoch war. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.

Veröffentlicht am 11.09.2022

Hat mich nicht ganz gepackt

1939 – Exil der Frauen
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Im dritten Teil ihrer Reihe um bedeutende Frauen begeben wir uns mit Autorin Unda Hörner ins Jahr 1939.

Die Frauen, denen wir begegnen sind u.a.:

Hannah Arendt
Simone de Beauvoir
Marlene Dietrich
Anna ...

Im dritten Teil ihrer Reihe um bedeutende Frauen begeben wir uns mit Autorin Unda Hörner ins Jahr 1939.

Die Frauen, denen wir begegnen sind u.a.:

Hannah Arendt
Simone de Beauvoir
Marlene Dietrich
Anna Freud
Gisèle Freund
Peggy Guggenheim
Lotte Jacobi
Milena Jesenská
Frida Kahlo
Else Lasker-Schüler
Erika Mann
Luise Mendelsohn
Annemarie Schwarzenbach
Dorothy Thompson
Helene Weigel
Virginia Woolf

Das Jahr 1939 beginnt wie das alte Jahr geendet hat: mit Aufmärschen, Aufrüstung, NS-Propaganda sowie der Verfolgung der Juden in Deutschland bis am 1. September mit dem Überfall auf Polen durch die Wehrmacht der Zweite Weltkrieg tatsächlich beginnt.

Zahlreiche Intellektuelle (Frauen wie Männer) befinden sich bereits im Exil. Das Entkommen aus Hitler-Deutschland wird immer schwieriger. Wenige Länder erklären sich bereit Verfolgte, sei es Juden, Sozialisten oder Kommunisten aufzunehmen.

Doch auch jene, die in Deutschland ausharren, gehen ins Exil - in innere Emigration, immer darauf bedacht, nicht aufzufallen. Die Frauen werden aus ihren Beruf gedrängt und haben Hausfrau und Mutter zu sein.

Meine Meinung:

Die Idee, ein Buch über ein geschichtsträchtiges Jahr in zwölf Kapiteln, die den zwölf Monaten entsprechen, zu schreiben, hat mir schon bei „1919“ sehr gut gefallen, die Umsetzung weniger. Dieses Manko setzt sich hier fort. Manches wird nur gestreift, manchmal wird, obwohl diese Reihe Frauen gewidmet ist, doch der Partner, Liebhaber oder Ehemann - für meinen Geschmack - ein bisschen zu sehr in den Vordergrund gerückt (Sartre, Brecht oder Mann).

Einige Andeutungen muss man, wenn man es genauer oder im Kontext wissen will, doch separat recherchieren. Diesmal sind wenigstens Quellenangaben vorhanden.

Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen.

Fazit:

Der Versuch, ein Jahr der Gewalt, der Flucht und des Exils anhand von Frauenbiografien darzustellen. Gerne gebe ich hier 3 Sterne.