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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.06.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Die Richterin und das Ritual des Todes
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In ihrem nunmehr 4. Fall muss sich die französische Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt zwei Episoden aus ihrer Vergangenheit stellen: Die eine ist ihre 6-monatige Schulzeit im Chateau des Cigales, ...

In ihrem nunmehr 4. Fall muss sich die französische Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt zwei Episoden aus ihrer Vergangenheit stellen: Die eine ist ihre 6-monatige Schulzeit im Chateau des Cigales, einem noblen Internat, und das andere ist das Wiedersehen mit einem Ex-Freund, der nun dort Lehrer ist. Es schwebt das Damoklesschwert der Befangenheit über Mathilde ...

Doch zurück zum Anfang:

Der augenscheinliche Reitunfall, bei dem Patricia, eine 17-jährige Schülerin des Chateaus ums Leben kommt, stellt sich bei näherer Betrachtung als kaltblütiger Mord heraus. Also müssen Mathilde, Felix und Rachid die Ermittlungen aufnehmen. Die Gespräche mit den Schülern fördern wenig zu Tage. Patricia sei nett, umgänglich, hilfsbereit gewesen und ja, eine sehr gute Schülerin und eine Pferdenärrin. Mehr wisse man nicht zusagen.
Als sie unter den Lehrkräften ihren Ex-Freund entdeckt, muss sie sich der Frage nach einer eventuellen Befangenheit stellen, worauf eine Abgabe der Ermittlungen folgen müsste. Rashid, der zu einem guten Freund geworden ist, bestärkt sie, weiter zu ermitteln.

Dann gibt es mit dem beliebten Sportlehrer einen weiteren Toten und die Ermittler erfahren, dass vor einigen Jahren ein Schüler an einer Herzkrankheit gestorben ist. Für Mathilde und ihr Team sind das zu viele Zufälle. Deshalb wird Brigadier Coralie Mollard, die sich im Vorgängerband gut eingeführt hat, mit Billigung des Schuldirektors, dem der gute Ruf seiner Schule über alles geht als Aushilfssportlehrerin eingeschleust.

Wird es Coralie gelingen, die Mauer des Schweigens unter den Schülern zu durchbrechen?

Meine Meinung:

Wer nie in einem Internat war, wird die absurden Rituale kaum verstehen, denen Schüler ausgesetzt werden. Der Gruppendruck und die Angst als Außenseiter dazustehen, verleitet viele Jugendliche, sich auf so etwas einzulassen.

Wie seine Vorgänger ist der Krimi in einem angenehmen Erzählstil gehalten. Daneben erfährt der Leser ganz nebenbei einiges aus der Geschichte der Provence.
Mit Martin, dem deutschen Historiker machen die Entdeckungsreisen recht viel Spaß - kulinarische Genüsse inklusive.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 20.06.2021

Beste Unterhaltung und eine Leseempfehlung

Die Totenärztin: Wiener Blut
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René Anour entführt uns in das Wien von 1908. Es ist die Zeit des Fin de Siècle und des Großbürgertums. Erst seit 1900 dürfen Frauen Medizin studieren und so ist unsere Heldin Fanny Goldberg eine der ersten ...

René Anour entführt uns in das Wien von 1908. Es ist die Zeit des Fin de Siècle und des Großbürgertums. Erst seit 1900 dürfen Frauen Medizin studieren und so ist unsere Heldin Fanny Goldberg eine der ersten promovierten Medizinerinnen. Wenn sie wenigstens als Kinderärztin praktizieren würde, aber nein, sie hat sich in den Kopf gesetzt, Pathologin zu werden und „den Toten, um die sich niemand kümmert, eine Stimme zu geben“. Doch da Medizin im Allgemeinen und die Gerichtsmedizin im Besonderen eine reine Männerdomäne ist, bleibt ihr nur die undankbare Arbeit als Prosekturgehilfin.

Als eine männliche Leiche auf dem Sektionstisch landet, stellt Fanny ein paar Ungereimtheiten fest: Der Mann ist wie ein Obdachloser in stinkende Kleidung gehüllt, ist aber gleichzeitig wohlgenährt und hat manikürte Hände. Heimlich obduziert sie diese Leiche und auch die nächste, eine Frau aus höheren Kreisen, was ihr den Verlust des Arbeitsplatzes einbringt, denn höhergestellte Personen werden einfach nicht obduziert.

Neugierig wie sie ist, will sie dem Geheimnis, die die beiden Toten umgibt nachgehen, denn beide Leichen haben mehr eine Gemeinsamkeit. Immer tiefer dringt sie in die Machenschaften eines als Graf Waidring bekannten Mannes ein und gerät dadurch in Gefahr. An ihrer Seite steht Tilde, ihre beste Freundin, und Max Meisel, bei dem sie nicht sicher sein kann, ob er Freund oder Feind ist.

Meine Meinung:

Dieser historische Roman, der vor der Kulisse des bereits erodierenden Habsburgerreich spielt, ist bestens gelungen. Autor René Anour schafft es, die Atmosphäre glaubhaft darzustellen. Überall ist der Aufbruch in die Moderne zu spüren: Es gibt elektrische Trambahnen, vereinzelt Automobile und immer mehr Frauen legen das Korsett ab. Federführend ist hier Emilie Flöge, die mit ihren „Reformkleidern“ eine neu Mode kreiert. Während sich rundherum einiges ändert, bleibt in den Köpfen der meisten Männer alles beim Alten. Frauen sind schmückendes Beiwerk, sollen sittsam sein, ihr hübsches Köpfchen nicht überanstrengen und sich vorrangig um den Ehemann, Haushalt und Kindern widmen.
Im teilweise jüdischen (Groß)Bürgertum erhalten zwar Mädchen eine fundierte Ausbildung, die über Klavierspielen, sticken und stricken hinausgeht, aber spätestens bei der Heirat ist damit Schluss. Fanny Goldmann verkörpert als moderner Frauentyp das genaue Gegenteil und eckt damit beinahe überall an. Bei der Verwandtschaft wie Tante Agathe genauso wie bei ihrem Chef, Prof. Kuderna und der Polizei. Auch Clemens Valdery, einer der beiden Ärzte, denen sie als Prosekturgehilfin zugeteilt ist, macht keinen Hehl aus seiner Abneigung.

Der Autor hat viel Zeit und Energie in die Recherche gesteckt. Der Schreibstil ist angenehm, humorvoll und sprachlich ausgefeilt. Die Handlung ist gut durchdacht und die Dialoge glaubwürdig.

Die Charaktere, ob gute oder böse, sind authentisch dargestellt. Sie haben ihre Ecken und Kanten. Selbst Nebendarsteller wie Valdery oder Fannys Cousin Schlomo, der sich Maître François nennt und als Maskenbildner am Burgtheater arbeitet, sind herrlich gezeichnet. Ob wir schon Schlomo/François noch mehr lesen werden? Er wirkt auf mich wie das männliche Pendant zu Fanny. Er geht seinen ungewöhnlichen Weg, auch wenn es ihn den Kontakt zu seiner Familie kostet. Er ist augenscheinlich homosexuell, was zu dieser Zeit verboten ist und strafrechtlich verfolgt wird. Zwar gibt es prominente Vertreter wie Luziwuzi, Erzherzog Ludwig Viktor, den Bruder des Kaisers, doch was bei den Habsburgern toleriert wird, gilt nicht für Bürger.

Der echt fiese Cliffhanger lässt uns ungeduldig auf Band 2, der im Oktober 2021 erscheinen wird, warten.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Reihenauftakt 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.06.2021

Hat mich bestens unterhalten

Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten
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Dieser zweite Teil der Trilogie rund um das Hotel Palais Heiligendamm beschäftigt sich mit der Zeit zwischen 1922 und 1933, also der Weimarer Republik bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. ...

Dieser zweite Teil der Trilogie rund um das Hotel Palais Heiligendamm beschäftigt sich mit der Zeit zwischen 1922 und 1933, also der Weimarer Republik bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Nach einem langsamen Aufschwung bremst die Weltwirtschaftskrise den Höhenflug des Hotels erneut.

Hoteldirektorin Elisabeth Kuhlmann muss abermals um die Existenz des Hotels fürchten. Doch dann scheint ein Lichtschimmer am Horizont auf: das Hotel wird zur Filmkulisse. Während sich zahlreiche Schauspiellegenden aufhalten, braut sich in der Weltgeschichte neues Unheil zusammen: der Aufstieg der Nationalsozialisten. Paul, in der unglücklichen Ehe mit Helene gefangen, verliebt sich in den SA-Mann Carl, tritt der Partei bei und bringt damit seine Schwester Johanna und ihren Mann, der Jude ist, in höchste Gefahr. Als er erkennt, dass er
von Carl ausgenützt und betrogen wird, ist es fast zu spät.

Dass die SA nicht unbedingt die elitäre Gruppe ist, für die sie sich hält, sieht man daran, wen sie als Mitglied aufnimmt. So gibt es ein Wiedersehen mit Konrad, dem ehemaligen Bediensteten des Hotels, der seinerzeit Minna beinahe vergewaltigt hat und deswegen entlassen wurde. Endlich kann er, als SA-Mitglied, Rache an Minna und den Kuhlmanns üben.

Meine Meinung:

Auch mit diesem zweiten Teil ist Michaela Grünig ein wundervoller historischer Roman gelungen, der dem ersten in nichts nachsteht! Sie schafft es, den Leser voll und ganz in die Goldenen Zwanziger Jahre mitzunehmen, die so golden gar nicht waren. Geschickt flicht die Autorin die politischen Verhältnisse in den Roman ein. Der Kampf der Sozialisten und Kommunisten gegen Monarchisten und Nationalsozialisten wird glaubwürdig dargestellt. Der Antisemitismus, bisher nur verhalten gelebt, kriecht aus allen Löchern. Kaum glaubt man als Leser, endlich ginge es wieder aufwärts, kommt der nächste Dämpfer.

Die Charaktere dürfen sich entwickeln. Nachdem Elisabeth mit den Nazis nichts zu tun haben will, wird Paul Hoteldirektor und macht seine Sache nicht ganz so schlecht wie befürchtet.

Gut gefällt mir, dass der Fokus nicht nur auf Elisabeth und Julius, also auf die Chefetage, liegt, sondern auch die Angestellten wie Minna genügend Platz bekommen.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe. Gespannt warte ich auf den dritten und letzten Teil, der ein endgültiges Ende des Hotels befürchten lässt.

Veröffentlicht am 20.06.2021

Fesselnd bis zur letzten Seite

Der Tintenfischer
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In diesem zweiten Fall für das sympathische Duo, den Sizilianer Antonio Morello und seine Triestiner Kollegin Anna Klotze müssen beide an ihre Grenzen gehen.

Das Corona-Virus hat auch Venedig fest im ...

In diesem zweiten Fall für das sympathische Duo, den Sizilianer Antonio Morello und seine Triestiner Kollegin Anna Klotze müssen beide an ihre Grenzen gehen.

Das Corona-Virus hat auch Venedig fest im Griff. Es scheint, als gehörte die Serenissima nur den Einheimischen, wenn, ja, wenn da nicht David, ein junger afrikanischer Flüchtlig wäre, der Selbstmord begehen möchte. Das können Antonio Morello und Anna Klotze gerade noch verhindern und schlittern mit dieser Hilfeleistung in einen neuen Fall, der Morello ausgerechnet in seine alte Heimat Sizilien führt.

Noch bevor sie sich aufmachen können, Davids Freundin aus den Fängen Mafia zu befreien, müssen sie Trickbetrügern, die in Venedig alte Menschen berauben, das Handwerk legen.

Meine Meinung:

Auch wenn viele Leser das Thema Covid-19 nicht mehr hören können oder darüber lesen wollen, ist die Pandemie ein einschneidendes Ereignis, das auch in der Literatur seinen Eingang findet. Zahlreiche Zeitungen haben ja vom (fast) menschenleeren Venedig berichtet, so dass dies eine grandiose Kulisse für einen Krimi bietet.

Morello, der gebürtige Sizilianer, der gegen seinen Willen, aber zu seiner eigenen Sicherheit in die Lagunenstadt versetzt worden ist, fühlt sich zwar noch immer nicht heimisch, aber er hadert nicht mehr so häufig mit dem Schicksal. Dennoch ist es für ihn selbstverständlich, nach Sizilien zurückzukehren und Davids Freundin zu retten. Dass er damit in die Höhle des Löwen, sprich mitten in das Zentrum des organisierten Verbrechens eindringt, und mehrmals in akute Lebensgefahr gerät, versteht sich von selbst. Die dortigen Kriminellen, deren Tentakel wie von einem Kraken bis in die höchste Politik reichen, spielen in einer anderen Liga. Der Strudel der Machenschaften der Mafia reißt Morello beinahe in den Abgrund.

Der Spannungsbogen ist hoch und verliert sich bis zum Schluss nicht. Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet.

Liebhaber der italienischen Küche finden im Anhang einige interessante Rezepte zum Nachkochen.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, der mir schöne Lesestunden verschafft hat. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.06.2021

Hat mich bestens unterhalten

Endstation Waldviertel
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Gemächlich dampft der „Wackelstein-Express“ des Waldviertler Schmalspurbahn-Vereins zwischen Heidenreichstein und Alt-Nagelberg dahin. Es ist sogar Zeit, einen prächtigen Pilz vom Lokführerstand auszumachen ...

Gemächlich dampft der „Wackelstein-Express“ des Waldviertler Schmalspurbahn-Vereins zwischen Heidenreichstein und Alt-Nagelberg dahin. Es ist sogar Zeit, einen prächtigen Pilz vom Lokführerstand auszumachen und zur Gaudi der Mitreisenden zu brocken. Dass das Schwammerl vom Dangl-Hannes nur zu diesem Zweck versteckt worden ist, wissen die Touristen und eingefleischten Eisenbahnfreaks natürlich nicht.

Doch dann kommt es zu einem folgenschweren Unfall: Der Dangl-Hannes wird vom Wackelsteinexpress gerädert und den Vereinsmitgliedern stellt sich zunächst die Frage, wer denn wohl in Zukunft das Schwammerl verstecken würde. Allerdings ist das nicht die einzige Frage, denn schnell steht fest, dass der Hannes ermordet worden ist. Wieso und warum? Und vor allem von wem?

Mitten drin in den Spekulationen ist der Huber-Hans, den alle - ob seiner Umtriebigkeit - nur den „G‘Schaftl“-Huber nennen, denn der traut dem unbeliebten Dorfsheriff genau gar nichts zu.

Zentrale der Gerüchteküche ist das Dorfwirtshaus der Liesl Lang, einem Urgestein, das durch fast nichts zu erschüttern ist.

„...Da bin ich mein eigener Herr, da schafft mir keiner was an, und zum Leben hab ich genug, mir geht nichts ab, alles andere zahlt sich nicht aus...“
Zur Aufklärung des Gewaltverbrechens schickt das LKA Niederösterreich die äußerst ehrgeizige wie arrogante Dr. Philippa Limbach, die sich schon als zukünftige Polizeipräsidentin sieht, nach Heidenreichstein. An ihrer Seite soll der aus dem Waldviertel stammende Bezirksinspektor Andreas Hajdusic, quasi als Dolmetscher, die wortkargen Einheimischen ausfragen. Limbach und Hajdusic können sich auf den Tod nicht ausstehen und sorgen mit ihrer Antipathie für herrliche Szenen.

Letztendlich hat der „G‘schaftl“-Huber eine zündende Idee: Es muss jemand aus dem Waldviertel Schmalspurbahn-Verein sein. Denn wer kennst sich mit dem Bremsweg des „Wackesteinexpress“ aus?


Meine Meinung:

Dieser Krimi hat alle Zutaten zu einen gelungenen Regionalkrimi. Die Beschreibung der wild romantischen Landschaft, herrlich skurrile Typen und die Sorge, dass der „Wackelsteinexpress“ einer Fahrradtrasse zum Opfer fallen könnte.

Wie wir es von Günter Pfeifer gewöhnt sind, zeichnet sich dieser Krimi durch seine schrägen Charaktere aus. Herrlich ist auch die Beschreibung von Liesl Langs Wirtshaus und den Gästen.

Obwohl es mehrere Motive für den Tod des Dangl-Hannes gibt, dauert es eine geraume Zeit, den Täter ausfindig zu machen. Denn die Ermittler, allem voran die Dr. Limbach, kochen ihr eigenes Süppchen. Günter Pfeifer führt sowohl die Ermittler als auch die Leser einige Male an der Nase herum.

Ich hoffe, dass der „Wackelstein-Express“ noch lange fahren darf. Die Doppelausfahrten in Alt-Nagelberg sind immer wieder ein Erlebnis.

Fazit:

Dieser Waldviertel-Krimi hat mich königlich amüsiert und erhält daher 5 Sterne.