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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2019

Die Dosis macht das Gift - und den Rausch

Die Zeiten verfliegen wie im Rausch (Wissen & Leben)
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Der Autor ist Arzt und Psychotherapeut und zeichnet in diesem Buch eine durchaus auch humorvolle Sichtweise auf die diversen Süchte.

Alkohol (und seine abhängig machende Wirkung) spielt in seinen Betrachtungen ...

Der Autor ist Arzt und Psychotherapeut und zeichnet in diesem Buch eine durchaus auch humorvolle Sichtweise auf die diversen Süchte.

Alkohol (und seine abhängig machende Wirkung) spielt in seinen Betrachtungen eine zentrale Rolle, weil der in unserer Gesellschaft nach wie vor „salonfähig“ ist.

Nach einer ausführlichen Einleitung, stellt uns Thomas Köhler die wichtigsten Substanzen in 8 weiteren Kapiteln vor:

Einführung
Alkohol
Opiode
Kokain
Psychostimulantien
Cannabis und Cannabioide
Die wundersame Welt der Psychodelika
Partydrogen
Schnüffelstoffe und andere Inhalanzien


Jedes Kapitel ist noch in Bereiche wie

Was ist ..?
Historisches
Pharmakologische und klinische Grundlagen
Aufnahme
Wirkung
Toleranz
Missbrauch und Abhängigkeit
Berühmte ...

geteilt. Für diejenigen, die es noch etwas genauer wissen wollen, gibt es in jedem Bereich Ergänzungen im Text sowie im Anhang weiterführende Literatur.

Das Buch greift die verschiedenen Mechanismen, die den Menschen (und so manchen tierische Genossen) in die Abhängigkeit treiben, auf. Allerdings, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu drohen. Das nützt nämlich genau gar nichts.

Immer wieder lässt der Autor berühmte Personen zu Wort kommen. So zitiert er Joseph Roth, Charles Baudelaire oder den Apotheker Albert Hofmann.

Gewundert habe ich mich ein wenig, dass der Missbrauch von Drogen im Dritten Reich ein wenig heruntergespielt worden ist. Es ist ja erwiesen, dass einige hochrangige Nazis Drogen im großen Stil konsumiert haben.

Die süchtig machenden Substanzen sind ebenso ausführlich beschrieben, wie ihre Konsumenten und die Folgen für dieselben. Die eine oder andere Darstellung ist ziemlich chemielastig und so manche chemische Formel kreuzt des Lesers Weg. Das soll keineswegs abschrecken, sondern auf die Mechanismen hinweisen, denen man sich sonst nicht bewusst ist.
Weiters wird aufgezeigt, dass der Grat zwischen Gebrauch (z.B. als Schmerzmittel) und Missbrauch ein recht schmaler ist. Wie sagte schon Paracelsus? „Die Dosis macht das Gift!“.

Fazit:

Ein gut aufbereiteter Überblick über Substanzen, die in kleinen Dosen meist heilende, aber in großen Mengen schädliche Wirkungen haben. Gerne gebe ich für dieses Kompendium 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.12.2019

Eine neue kulinarische Reise durch Europa

Der Geschmack Europas
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In seinem dritten Band „Der Geschmack Europas“ nimmt uns Lojze Wieser wieder auf eine kulinarische Reise quer durch Europa mit. Wir besuchen

Mähren
Montenegro
Elsass
Westliches Friaul
Alentejo
Wales
Bregenzerwald
Westirland
Korsika
Oberschlesien

Wie ...

In seinem dritten Band „Der Geschmack Europas“ nimmt uns Lojze Wieser wieder auf eine kulinarische Reise quer durch Europa mit. Wir besuchen

Mähren
Montenegro
Elsass
Westliches Friaul
Alentejo
Wales
Bregenzerwald
Westirland
Korsika
Oberschlesien

Wie schon in den Bänden 1 + 2 geht es hier nicht ausschließlich um Rezepte, sondern eher um die Esskultur, die eine lange historische Entwicklung gemeinsam mit der Gegend hat, die besucht wird. So fließt immer wieder die regionale Geschichte ein, sei es durch Kriege oder durch geschickte Heiratspolitik z.B. der Habsburger. Esskultur ist immer in Zusammenhang mit Land & Leuten zu sehen. Dies vermitteln Lojze Wiesers Reisen durch Europa sehr gut. Wer die gleichnamige TV-Serie nicht kennt, kann trotzdem diese Reisen an Hand der Bücher nachvollziehen. Wunderbare Fotos ergänzen die anspruchsvollen Texte, so dass der Leser beinahe Fernweh bekommt.

Fazit:

Ein Buch das Lust macht, Europa und seinen Geschmack abseits der üblichen Touristenpfade zu erkunden. Gerne gebe ich wieder 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 19.12.2019

Fesselnde Krimi-Unterhaltung

Die Chimäre der Schattenburg
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In diesem nunmehr dritten Krimi rund um Chefinspektor Heinrich Finster und Martha Keller bekommen wir es mit einer alten Sage aus Feldkirch zu tun. Ein Sage, in der ein Mischwesen aus Mensch und Tier eine ...

In diesem nunmehr dritten Krimi rund um Chefinspektor Heinrich Finster und Martha Keller bekommen wir es mit einer alten Sage aus Feldkirch zu tun. Ein Sage, in der ein Mischwesen aus Mensch und Tier eine Rolle spielt und die bis heute in den Köpfen der Bewohner gegenwärtig ist.

Dr. Christine Thormann, eine Verwandte von Martha wird erschlagen im Burgverlies der Schattenburg aufgefunden. Doch nicht nur erschlagen, sondern auch ihrer Gebärmutter beraubt und mit Pentagrammen auf ihren Handflächen. Wer hat die Genforscherin so zugerichtet? Und wer sind die beiden, deren Pupillen rechteckig erscheinen?

Eine Herausforderung für Heinrich Finster und sein Team.

Meine Meinung:

Mit diesem Krimi verlässt die Autorin den Bereich des Literatur-Krimis und begibt sich auf ein schwieriges Terrain. Ein Krimi mit SF-Elementen? Oder doch die Möglichkeit der Genmanipulation? Wenn künstliche Haut im Labor gezüchtet werden kann, um Opfer mit schwersten Verbrennungen zu retten, warum nicht auch Mischwesen züchten? Alles nur Chimäre? Niemand weiß, was in den diversen Laboren der Welt so vor sich geht. Nicht alles gereicht zum Vorteil, manches klingt nach Allmachtsfantasie.

Diese Geschichte hat sich ein bisschen gruselig gelesen. Die Verwicklungen der diversen Personen ist mir recht schnell aufgegangen. Ich konnte das Buch kaum weglegen, weil ich wissen wollte, warum diese Experimente geschehen sind. Das ist mir jetzt nicht ganz klar geworden. Einfach, weil es möglich ist?

Die Charaktere aus den beiden Vorgängern haben sich weiterentwickelt. Auch diesmal hat Marthas Ex-Mann, ein hoher Beamter von Europol, eine letzte, klärende Rolle im Off. Mir gefallen die geschaffenen Figuren, die ihre alltäglichen Sorgen und Nöte haben, recht gut.

Bin schon gespannt, wie es mit der Serie weitergeht. Nach dem Ausflug in die Genmanipulation, wünsche ich mir wieder einen Krimi, der einen bekannten Dichter oder einen Schauspieler, den es nach Feldkirch verschlägt.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, der einen auch das Gruseln lehrt, wenn man sich vorstellt, was in so manchem medizinischen Labor vor sich gehen könnte. Gerne gebe ich wieder 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.12.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Tod in der Speicherstadt
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Hauke Sötje, Polizist in Kiel, verschlägt es wegen seiner Ermittlungen zu Schmugglerbanden, die einen Kollegen getötet haben, nach Hamburg. Das trifft sich gut, denn seine Verlobte Sophie arbeitet seit ...

Hauke Sötje, Polizist in Kiel, verschlägt es wegen seiner Ermittlungen zu Schmugglerbanden, die einen Kollegen getötet haben, nach Hamburg. Das trifft sich gut, denn seine Verlobte Sophie arbeitet seit geraumer Zeit im Haushalt des Kaufmannes Winter als Gesellschafterin für dessen Tochter Clara.

Noch bevor Hauke seine Recherchen weiterverfolgen kann, geht ein Ewer in Flammen auf und die verkohlte Leiche wird an Hand des Siegelringes als Johann Bellingrodt, Sohn eines mächtigen Hamburger Kaufmannes identifiziert. Hauke wird in die Ermittlungen einbezogen und schnell wird klar, dass nichts so ist, wie es scheint. Egal wohin sich der Kommissar wendet, der Name Bellingrodt ist allgegenwärtig.

Im zweiten Handlungsstrang schauen wir Sophie über die Schulter, die der bislang extra behüteten Clara ein wenig vom echten Leben erklärt. Ohne es zu wollen, gerät Sophie in die Machtsphäre der Bellingrodts und damit in akute Lebensgefahr.

Meine Meinung:

Der Autorin ist wieder ein fesselnder historischer Krimi gelungen, der die Vormachtstellung einzelner Kaufleute deutlich macht. Dass dies nicht immer mit rechten Dingen vor sich geht, ist klar.

Der bildhafte Schreibstil von Anja Marschall lässt uns tief in das Hamburg der Kaiserzeit eintauchen. Die Bedrohung durch Armut und Krankheit ist deutlich spürbar. Die Arbeiter werden ausgebeutet und sind der Willkür ihrer Arbeitgeber hilflos ausgesetzt. So entpuppt sich manche angebliche Wohltat als Danaer-Geschenk und dem einen oder anderen bleibt nur mehr der Selbstmord.
Sehr gut gelungen ist auch die Darstellung der Frauen dieser Zeit: Entweder reich und hilflos oder arm, ausgebeutet und auch hilflos. Beide den Konventionen der Zeit unterworfen. Kein Wunder, dass Figuren wie Sophie hier herausragen.

Immer wieder sind historische Ereignisse und Personen in die Handlung eingeflochten. So sammeln sich die Hafenarbeiter zu Streiks und die berüchtigte Engelmacherin von St. Pauli Elisabeth Wiese steht Patin für die Gertrud Wiesner. Auch das erwähnte Kaufhaus Tietz gab es wirklich.

Um sich im historischen Hamburg zurecht zu finden, gibt es zu Beginn des Buches einen alten Stadtplan.

Fazit:

Wieder ein gut gelungener, fesselnder historischer Krimi aus der Feder von Anja Marschall, dem ich gerne 5 Sterne und einer Leseempfehlung gebe.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

NIcht nur eine Biografie sondern ein Stück Zeitgeschichte

Gerd Müller
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Wer kennt ihn nicht, den Gerd Müller, den „Bomber der Nation“? Das legendäre Doppelpassspiel „Beckenbauer zu Müller, Müller zu Beckenbauer, zurück zu Müller, Toooooooooor“ ist uns wohl allen bekannt.
Wer, ...

Wer kennt ihn nicht, den Gerd Müller, den „Bomber der Nation“? Das legendäre Doppelpassspiel „Beckenbauer zu Müller, Müller zu Beckenbauer, zurück zu Müller, Toooooooooor“ ist uns wohl allen bekannt.
Wer, so wie ich schon ein wenig älter als 30 Jahre ist, kann sich an den stämmigen Fußballer, der, so hat es für die Zuschauer den Anschein, stets vor dem gegnerischen Tor herumlungerte und in einem unbeobachteten Moment den Ball in eben diesem Tor versenkte, erinnern.

Historiker Hans Wollner hat einen etwas anderen Blick auf das runde Leder und nimmt neben Gerd Müller auch das Umfeld in Augenschein. Er beschreibt nicht nur den Fußballer sondern auch den Menschen, der hinter ihm steht. Woller nähert sich ihm behutsam, taktvoll und dennoch offen an. Der Autor recherchiert und recherchiert, führt Interviews und ist erstaunt, dass manche Interviewpartner nicht öffentlich zitiert werden wollen. Genauso wenig öffnet der FC Bayern seine Archive. Die Vermutung, dass das alles mit der Verstrickung des Fußballs mit den diversen Geldflüssen und Steuervermeidungsstrategien, die von der Politik Bayern geduldet, wenn nicht sogar gefördert wurde, zusammenhängt, liegt nahe. Der Finanzskandal rund um den Fußballklub hat ja einst hohe Wellen geschlagen. Nicht, dass der FC Bayern der einzige Verein wäre, der solche Tricks auf Lager hat(te). Doch es scheint, als wäre er die Spitze des Eisbergs, was eine getürkte Einnahmen/Ausgaben-Rechung und Steuervermeidung mit Politikbeteiligung betrifft.

Der Fokus dieses Buches liegt streckenweise eher auf den Malversationen des FC Bayern München und die Verstrickung von Politik, Managern und den Umgang mit der Presse denn auf dem Fußballstar. Obwohl, Star, so scheint es, wollte Gerd Müller keiner sein. Natürlich haben er und seine Frau Uschi die Annehmlichkeiten des Ruhmes genossen, die Schattenseiten der Popularität sind dann umso härter ausgefallen. Müller wird hier als ein schüchterner Mensch beschrieben, der das Rampenlicht lieber Franz Beckenbauer oder Uli Hoeneß überlassen hat. Doch ausgerechnet die sind es dann, als Gerd Müller nahezu pleite und alkoholkrank aus Amerika zurückkehrt, die ihn auffangen und ihm Halt geben. Aus schlechtem Gewissen oder doch Nächstenliebe? Gerd Müller erhält einen Trainerjob im Stab der zweiten Mannschaft der Bayern, den er von 1992 bis 2014 inne hat. 2015 gibt der FC Bayern bekannt, dass ihr einstiger Topstar an Demenz erkrankt ist, und in einer entsprechenden Einrichtung betreut werden muss. Uschi Müller besucht ihn jeden Tag.
Das Buch gibt überraschende und weniger überraschende Einblicke in den Alltag des Fußballs und speziell dem des FC Bayern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Für mich neu war, dass die Fußballer ununterbrochen Freundschaftsspiele absolvierten, um Geld in die leeren Kassen der Vereine zu spie(ü)len. Der „Präse“ hat dies ohne Rücksicht auf die Spieler einfach angeordnet - Regenerationszeit gleich null. Das Fehlen von Ärzten, Masseuren und sonstigen, heute üblichen Helferleins hat mich auch ein wenig irritiert. Wenn man sich ansieht, über welchen Betreuerstab die einzelnen Mannschaften heute
verfügen, wundert es fast ein wenig, wie die Fußballer früher erfolgreich sein konnten.

Fazit:

Ein fundiert recherchiertes Sachbuch, das einen etwas anderen Blickwinkel auf Deutschlands liebste Sportart hat. Ich kann das Buch als Geschenk für Fußballfans empfehlen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

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