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Veröffentlicht am 15.03.2025

Mord oder Selbstmord?

Middletide – Was die Gezeiten verbergen
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Der junge Elijah kehrt voller Optimismus seiner kleinen Heimatstadt Point Orchards den Rücken, um in San Francisco als Schriftsteller erfolgreich zu werden – und lässt auch seine große Liebe Nakita dort ...

Der junge Elijah kehrt voller Optimismus seiner kleinen Heimatstadt Point Orchards den Rücken, um in San Francisco als Schriftsteller erfolgreich zu werden – und lässt auch seine große Liebe Nakita dort zurück. Viele Jahre später ist der Traum geplatzt, sein einziges Buch ist gefloppt und sein Leben ist ein Scherbenhaufen. Entmutigt geht er zurück nach Point Orchards, um ein Einsiedlerleben im inzwischen verfallenen Waldhaus seiner Eltern zu führen. Langsam nähert er sich Nakita wieder an, beginnt aber eine Beziehung mit der Ärztin Erin, als sich Nakita zurückzieht. Jedoch wird Erin wenig später erhängt an einem Baum auf Elijahs Grundstück aufgefunden – auf dieselbe Art und Weise ermordet, wie Elijah es in seinem Buch beschreibt. Und schon befindet sich Elijah im Zentrum eines Mordfalls und muss beweisen, dass er unschuldig ist und Nakitas Liebe würdig.
Das Cover zu „Middletide“ gefällt mir sehr gut, es ist mit seinen tollen, warmen Farben ein absoluter Hingucker. Das Motiv passt sehr gut zur Handlung und ich finde schön, dass auch der englische Originaltitel genannt wird. Lediglich die große Schrift in weiß passt in meinen Augen nicht so gut dazu.
Die Geschichte wird durch einen Prolog eröffnet, welcher uns die Protagonisten und ihre Jugendliebe vorstellt. Im Folgenden wechseln sich permanent verschiedene Stränge aus Vergangenheit und Gegenwart ab, die jeweiligen Kapitel sind mit der entsprechenden Jahreszahl gekennzeichnet. Dennoch ist es mir in diesem Buch schwergefallen, mich zu orientieren, die Zeitwechsel geschahen für meinen Geschmack zu plötzlich und häufig. Auch empfand ich den Schreibstil, vor allem in den Dialogen, teilweise etwas nüchtern und nicht authentisch. Super gelungen sind indes die bildhaften Natur- und Landschaftsbeschreibungen, die regelrecht zum Träumen eingeladen haben. Ich könnte mir vorstellen, dass die ein oder andere seltsam anmutende Formulierung aber auch der Übersetzung zu verdanken ist.
Die Geschichte an sich war gut durchdacht, hatte aber ihre Längen und Schwächen. Der eigentliche Kriminalfall ist in meinen Augen sehr in den Hintergrund gerückt und ging nur sehr langsam voran, da der Fokus mehr auf Elijah und seiner Rückkehr lag. So sind für mich letztendlich einige Fragen offengeblieben, die wichtig für die Lösung des Falles gewesen wären. Auch konnte mich das Ende nicht überzeugen, da ich es zum einen sehr konstruiert und zufällig empfand und zudem schon vorausahnen konnte. Der vorher aufgebaute Spannungsbogen ist durch die sehr klischeehaft geführte Gerichtsverhandlung leider sehr schnell wieder abgefallen.
Mit den beiden Protagonisten bin ich leider nicht wirklich warm geworden, mir haben tiefere Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt gefehlt. So konnte mich auch ihre Liebesgeschichte nicht mitreißen. Auch fand ich etwas seltsam, dass eine indigene Bevölkerung eingeführt wurde, die letztendlich aber nicht wirklich für die Story notwendig war. Sehr gut gelungen sind indes einige Nebenfiguren wie Chitto und der Reverend.
„Middletide – was die Gezeiten verbergen“ ist weder klassischer Roman, noch Liebesgeschichte oder Krimi. Anhand des Klappentextes habe ich mir etwas anderes und vor allem mehr von der Geschichte erhofft. Der Kriminalfall und der Bezug zu Elijahs Buch blieben eher Nebenschauplätze. Dennoch habe ich die schönen Sprachbilder der Autorin hinsichtlich der Naturbeschreibung genossen und mochte auch die prinzipielle Idee der Storyline, auch wenn deren Ausführung nicht ideal gelungen ist.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

Deepfakes, Geheimnisse und ein verschwundenes Mädchen

Seven Ways to Tell a Lie
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Jonah traut seinen Augen kaum: Es ist ein dramatisches Video erschienen, in dem er und seine ehemaligen besten Freunde mit einem Bus in eine Schlucht stürzen und sterben. Doch dieser Unfall ist niemals ...

Jonah traut seinen Augen kaum: Es ist ein dramatisches Video erschienen, in dem er und seine ehemaligen besten Freunde mit einem Bus in eine Schlucht stürzen und sterben. Doch dieser Unfall ist niemals passiert! Doch damit nicht genug: Nach und nach tauchen immer mehr derartige gefälschte Videos auf und enthüllen die dunkelsten Geheimnisse der ehemaligen Clique. Hat es etwas mit Enya zu tun, der gemeinsamen Freundin, deren Verschwinden im Vorjahr zum Auseinanderbrechen der Freundschaften geführt hat? Doch es bleibt nicht bei den Deepfakes und bevor sich Jonah versieht muss er sich mit seinen ehemaligen Freunden wieder zusammenraufen, um das Geheimnis zu lüften, wer es auf die Clique abgesehen hat.

Das Thema von „Seven ways to tell a lie“ ist hochaktuell und deshalb sehr spannend. Das Cover alleine hätte mich jedoch leider eher weniger angezogen, mit sieben Personen und dem Zensurbalken wirkt es auf mich überladen. Aber das ist Geschmacksache, ich mag es allgemein nicht so gerne, wenn Personen auf Covern abgebildet sind. Auf jeden Fall passt es zur Story.

Der Schreibstil ist sehr jugendlich gehalten, was zum Alter der Protagonisten passt – wobei deren Geheimnisse teilweise etwas sehr krass für Siebzehnjährige sind. Die Geschichte wird aus Sicht von Jonah erzählt, der für mich teilweise schwer zu greifen ist, da er manchmal jünger, manchmal viel reifer als 17 Jahre wirkt. Das hat ihn in manchen Passagen etwas unauthentisch wirken lassen. Auf jeden Fall ist das Erzähltempo sehr flott, man wird direkt in das erste Deepfake hineingeworfen und kann dann nicht mehr aufhören zu lesen – das Buch hat einen regelrechten Sog entwickelt. Es ist spannend und undurchschaubar. Nach und nach kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht, was für einige Überraschungen sorgt.

Auch wenn ich gegen Ende bereits geahnt habe, wer hinter allem steckt, fand ich es sehr unterhaltend. Das Motiv hat mich leider nicht wirklich überzeugt und ich empfand es als etwas zu schnell abgehandelt gegen Ende. Irritierend war auch, dass das Buch auf den letzten Seiten vom Young-Adult-Roman zum blutigen Psychothriller mutiert ist. Auch sind ein paar Fragezeichen und inhaltliche Unstimmigkeiten geblieben. Alles in allem hat mich das Buch aber gefesselt und gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 05.03.2025

Zuckersüßes Mitmach-Buch

In einem Häuschen krumm und klein
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Das Kinderbuch „In einem Häuschen krumm und klein“ ist einfach nur eine Bereicherung für jedes Kinderbuchregal! In kreativen, eingängigen Reimen verfolgt man den Einzug einer lustigen Mäusebande in ein ...

Das Kinderbuch „In einem Häuschen krumm und klein“ ist einfach nur eine Bereicherung für jedes Kinderbuchregal! In kreativen, eingängigen Reimen verfolgt man den Einzug einer lustigen Mäusebande in ein kleines, buntes Häuschen auf einer Insel. Am schönsten finde ich, dass die Kinder das Buch nicht nur vorgelesen bekommen, sondern auch ganz aktiv zum Mitmachen angeregt werden: Sie suchen die (teilweise sogar für Erwachsene zu gut versteckten) Mäuschen, pusten für sie in die Segel des Bootes oder helfen im Alltag.
Sehr hervorzuheben sind auch die liebevoll gestalteten Illustrationen! Die Bilder sind bunt und ansprechend, dabei so detailliert gezeichnet, dass es bei jeder Betrachtung etwas Neues zu entdecken gibt – eine zuckersüße, interaktive Abenteuerreise für die Kleinen. Noch dazu ist das Buchformat ideal für kleine Kinderhände.
Ein weiterer Pluspunkt ist die nachhaltige Produktion des Buches – ein Aspekt, auf den der neunmalklug-Verlag sehr viel Wert legt. So ist das Buch in Deutschland und Österreich hergestellt, aus Pflanzenölfarben und das Papier aus verantwortungsvoller Waldlandschaft.
Von mir gibt es eine absolute Empfehlung dieses süßen, interaktiven Büchleins für Kinder ab 2 Jahre.

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Veröffentlicht am 16.12.2024

Liebevoll gestalteter Stickerspaß

Meine Sticker + Karten + Box - Bauernhof
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Die Karten- und Stickerbox zum Thema „Bauernhof“ hat mich total begeistert! Die Motive und Grafiken sind zuckersüß und absolut liebevoll gestaltet, die Box an sich sehr durchdacht: Es gibt unterschiedliche ...

Die Karten- und Stickerbox zum Thema „Bauernhof“ hat mich total begeistert! Die Motive und Grafiken sind zuckersüß und absolut liebevoll gestaltet, die Box an sich sehr durchdacht: Es gibt unterschiedliche Rätsel für verschiedene Lernstadien, insgesamt würde ich sie ab 3 Jahren empfehlen. Die Sticker lassen sich einfach lösen und abwechslungsreich einsetzen, egal ob an der entsprechenden Stelle auf den Karten – welche sich durch gleichartige Symbole gut zuordnen lassen – oder zur freien Gestaltung. Das Bauernhof-Thema zieht sich dabei komplett durch, ich war beeindruckt, wie viele verschiedene Möglichkeiten hier ausgeschöpft wurden: Von Tieren, über Produkte hin zu Fahrzeugen. Die Karten bieten dabei eine super Beschäftigung für unterwegs, da die Form perfekt gewählt ist, um sie einfach, platzsparend und schnell einzupacken. Auch wenn die Karten etwas dicker sein könnten sind sie dennoch handlich für kleine Kinderhände. Besonders schön ist auch noch die Idee, die Karten weiterverschenken zu können – das macht die kleinen Künstler noch zusätzlich stolz. Insgesamt bin ich von der Stickerbox „Bauernhof“ sehr überzeugt und würde sie auf jeden Fall weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Zwei gegensätzliche Charaktere ermitteln

Gegenspieler
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Das Buch „Gegenspieler“ ist eine Zusammenarbeit der beiden Autoren Arno Strobel und Ingo Bott, die hier ihre beiden Protagonisten Max Bischoff und Anton Pirlo „aufeinander loslassen“. So weit klingt das ...

Das Buch „Gegenspieler“ ist eine Zusammenarbeit der beiden Autoren Arno Strobel und Ingo Bott, die hier ihre beiden Protagonisten Max Bischoff und Anton Pirlo „aufeinander loslassen“. So weit klingt das vielversprechend und ich war gespannt, wie das gemeinsame Schreiben an einem Buch funktionieren wird. Bisher kannte ich nur Max Bischoff und mochte Strobels spannungsgeladene Bücher sehr gerne.
Zunächst zur Optik: „Gegenspieler“ hat ein tolles Cover, auf dem die Autoren abgebildet sind. Die Farbgebung finde ich sehr gelungen, sie wirkt direkt mysteriös und spannend. Außerdem mag ich die Faltung des Umschlags sehr gerne und das Interview mit den Autoren auf der Innenseite des Buchrückens war aufschlussreich und interessant.
Die schriftstellerische Zusammenarbeit der Autoren ist sehr gelungen. Sie haben einen ähnlichen Schreibstil, so dass der Lesefluss nicht gestört wird. Jeder Autor hat aus Sicht „seiner“ Figuren geschrieben, die Geschichte ich dennoch lückenlos ineinandergeflossen. Ich kann mir nur vage vorstellen, wie viel Abstimmung und Gegenlesen hierfür notwendig war. Respekt vor dieser tollen Leistung!
Was mir noch gefallen hat waren die verschiedenen Perspektiven, aus denen geschrieben wurde. So haben wir Leser mehr Einblick in verschiedene Sichtweisen unterschiedlicher Personen erhalten. Spannend waren die Kapitel des Mörders, durch die man als Leser einen Wissensvorsprung vor den Ermittlern hatte. Durch die beiden Protagonisten ist das Buch eine Mischung aus Ermittlungsarbeit seitens Profiler und Anwalt, es war amüsant zu lesen, wie sich die beiden doch sehr unterschiedlichen Charaktere angenähert haben. Die Schlagabtausche waren teilweise wirklich sehr amüsant, die vielen kleinen Spitzen und das Geplänkel der beiden haben mir gut gefallen. Leider konnte der Max Bischoff, den ich aus Strobels anderen Bücher kannte, sein volles Potenzial aber nicht ausschöpfen, ich hätte mir mehr Analysearbeit seinerseits gewünscht.

Womit wir bei meinem größten Kritikpunkt am Buch wären: Mich hat die Geschichte an sich leider nicht abgeholt. Lange Zeit passiert sehr wenig, die Ermittlungen stehen auf der Stelle und es ziehst sich. Der große Fokus des Buches liegt auf den zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten untereinander, der Fall an sich gerät dabei leider gänzlich in den Hintergrund. Es gibt viele Nebelkerzen und Nebenschauplätze, irgendwann werden innerhalb weniger Kapitel sehr viele neue Verdächtige eingeführt, die dann aber auch wieder schnell verschwinden. Insgesamt hat mich die schiere Anzahl an Personen etwas überfordert, jeder Autor hat gefühlt die komplette soziale Umgebung seines Protagonisten mit erwähnen müssen, egal ob die Personen für die Geschichte relevant waren oder nicht. Da muss man als Leser schon über viel Hintergrundwissen aus den vorherigen Büchern der Autoren verfügen, um durchzublicken. Teilweise wirkt das Buch sehr künstlich in die Länge gezogen. Das Umfeld rund um Anwälte, Banken, Politik und Steuergeschichten ist aber auch nicht meine Welt und es wurde hier auch nicht an Klischees gespart.
Be mir kam leider keine rechte Spannung auf, ich war bis zum Schluss nicht wirklich gefesselt von der Story. Diesen fand ich ebenfalls etwas unbefriedigend. Die Auflösung des Falls war nicht überraschend, kam dann aber doch sehr plötzlich und zufällig. Das hatte etwas Konstruiertes, was ich sehr schade finde, wenn man schon zwei so hochrangige Ermittler hat. Gerade Fallanalytiker Max konnte meiner Meinung nach sein Potenzial so gar nicht entfalten. Auch waren für mich noch einige Punkte offen am Ende, da hätte ich mir mehr Erklärung und Beschreibung gewünscht, die an anderen Stellen im Buch zu häufig vorkamen.

Insgesamt fand ich das Buch ganz okay, die Geplänkel zwischen den Protagonisten haben mir gefallen und es waren einige witzige Dialoge dabei. Mir persönlich ist jedoch die Spannung bei der Ermittlungsarbeit viel zu kurz gekommen und die Auflösung fand ich eher ungeschickt und übertrieben theatralisch gelöst. Ich mag Strobel lieber, wenn er solo schreibt. Dennoch hat mich das Buch im Großen und Ganzen gut unterhalten.

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