Profilbild von Wacaha

Wacaha

Lesejury Star
offline

Wacaha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wacaha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2021

Drama, Baby!

April & Storm - Stärker als die Nacht
1

April hat eine schwere Zeit hinter sich und wagt den Neuanfang: Sie zieht zu ihrer Tante nach San Francisco, um dort ihr Studium zu beenden und erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Dieses Abenteuer wollte ...

April hat eine schwere Zeit hinter sich und wagt den Neuanfang: Sie zieht zu ihrer Tante nach San Francisco, um dort ihr Studium zu beenden und erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Dieses Abenteuer wollte sie eigentlich gemeinsam mit ihrem Freund Jan erleben, der sie aber überraschenderweise wenige Wochen nach der Ankunft verlässt. Da die gemeinsame Wohnung nun zu groß und teuer für April alleine ist, muss ein Mitbewohner her. Dieses Unterfangen stellt sich als nicht ganz so einfach heraus, bis er an ihre Tür klingelt: Storm. Sofort spürt April das Knistern in der Luft, als der optisch gezeichnete Sänger bei ihr einzieht. Doch Storm hat ein Geheimnis, dass er April trotz aller Anziehungskraft verschweigt… und auch April ist nicht ganz ehrlich zu ihm… Haben die Gefühle der beiden trotzdem eine Chance?

„Stärker als die Nacht“ ist Karen Ashleys Auftaktband zur „April & Storm“-Trilogie, die sich mit der entstehenden Beziehung der gleichnamigen Protagonisten befasst. Das Cover in seinen Rosé-Farbtönen gefällt mir unheimlich gut und insbesondere der kunstvoll-geschickte Einbau der San Francisco-typischen painted ladies lässt mich das Cover lieben. Die anderen beiden Bände sind ähnlich gestaltet und zeigen andere Wahrzeichen dieser tollen Stadt und somit wird das Setting perfekt graphisch umgesetzt.

„Stärker als die Nacht“ ist in einem flüssigen, teilweise fast poetischen Schreibstil verfasst, den ich unheimlich gerne gelesen habe. Der Autorin ist es sehr gelungen, bildhaft und szenisch zu beschreiben, in einigen Situationen hatte ich das Gefühl, direkt neben den Protagonisten zu stehen. Trotz der vielen ernsthaften Themen kommt auch der Humor nicht zu kurz und ich musste an vielen Stellen schmunzeln. Die Kapitel sind abwechselnd aus Aprils und Storms Sichtweise geschrieben. An sich mag ich derartige Perspektivwechsel sehr gerne, da ich mich so in die Gefühle und Gedanken beider Protagonisten hineinversetzen kann. Das ist hier leider nicht ganz so gut gelungen, da Aprils Sicht in erster Person, Storms hingegen in distanziert wirkender, dritter geschrieben wurde. Dieses Ungleichgewicht hat mich etwas gestört und im Lesefluss stocken lassen.

Die Geschichte der beiden Protagonisten startet mitten in Aprils Aufräumaktion, um ihren Ex-Freund aus der gemeinsamen Wohnung zu verbannen. Wir lernen April, ihr Leben und ihre verrückte Tante Maggie kennen und befinden uns schnell mitten im Geschehen. Auch Hund Sky, der in vielen lebensnahen Szenen eingebaut wurde und sofort mein Herz erobert hat, ist von Anfang an dabei. Mit Storms Auftauchen wird die Geschichte aber immer dichter und April mir zunehmend unsympathischer. Ein dramatisches Ereignis jagt das nächste, gefühlt befinden sich die beiden permanent im Panikmodus, tausend Geheimnisse stehen zwischen ihnen und etliche traurige Schicksalsschläge inklusive der bis in die Gegenwart andauernden Probleme und Konsequenzen stehen zwischen ihnen. Mir als Leserin wurde es irgendwann zu viel (teilweise auch für diesen Band unnötiges) Drama, mir haben die stillen, emotionalen und auch alltäglichen Momente zwischen den beiden Gefehlt, in denen ich die Annäherung und die tiefen Gefühle der beiden miterleben und nachvollziehen lernen konnte. Hier ist schon genug für die ganze Trilogie passiert! Vor lauter actionreichen Ereignissen hatte ich das Gefühl, die beiden haben gar keinen Alltag – ob wohl genau dieser im Fall einer deutschen Auswanderin in San Francisco auch sehr relevant und interessant ist. Auch scheint mir ihr Englisch an vielen Stellen etwas zu perfekt, ihre spontanen und flüssigen Ausdrücke in der Fremdsprache sind zwar für den Lesefluss natürlich förderlicher, aber leider unglaubwürdig. Auch andere Szenen und Gegebenheiten erschienen mir leider nicht schlüssig. Das Ende kam dann doch überraschend, auch wenn ich mit einem offenen Ende gerechnet hätte. Auch hier fand ich aber Aprils Reaktion übertrieben und hätte mir gewünscht, dass die beiden endlich einmal richtig miteinander reden – wie eigentlich im ganzen Buch. Generell hat mir aber gefallen, dass das Buch keine klassische Happyend-Lovestory ist, sondern auch ernste Themen vertieft behandelt – und dabei auf den Leser nicht bedrückend wirkt.

Hinsichtlich der Personen bin ich auch nicht komplett glücklich. Absolut herausraugend waren hier tatsächlich die Nebenfiguren, die unheimlich gut gestaltet waren: Egal ob Sky, Miss Wolowitz, Maggie oder Luigi, hier spürt man die Liebe zum Detail der Autorin, die jedem einen eigenen facettenreichen Charakter einhauchen konnte. Mit Storm bin ich nach und nach warm geworden, finde es aber unglaubwürdig, dass er nicht erkannt wurde und kann auch nicht nachvollziehen, wie er sich innerhalb so kurzer Zeit charakterlich so „umentwickeln“ konnte. Ihn fand ich am Ende aber sehr sympathisch und interessant, ich konnte gut mit ihm mitfiebern und war wahnsinnig neugierig auf seine Geschichte. Wer sich für mich zum Negativen gewandelt hat war allerdings April: Anfangs fand ich sie noch sehr nett und bewundernswert, hat sich dieser Eindruck mit Storms Auftauchen geändert und sie hat mich zunehmend genervt. Sie hat ihn absolut unfair behandelt, war biestig und teilweise sogar richtig gemein. Ihr Verhalten war kindisch und unreif, an vielen Stellen für mich nicht nachvollziehbar und kalt. Das war irgendwann nur noch anstrengend zu lesen.

Insgesamt stehe ich der Trilogie somit etwas zwiespältig gegenüber. Der Schreibstil hat mir gut gefallen und es gab viele humorvolle und authentische Szenen. Andererseits inhaltlich diese Ausnahmesituationen am laufenden Band, so dass ich irgendwann richtig außer Puste war. Dann noch Aprils unangebrachter Umgang mit Storm. Die Geschichte hat durchaus Potenzial, hätte für meinen Geschmack aber etwas gestreckt werden können. Dennoch würde ich die Folgebände lesen, um mehr von Storm, Sky und den tollen Nebencharakteren zu erfahren.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 30.04.2021

Schöne Landschaftsbeschreibungen, aber unausgereifter Krimi

Mord auf Provenzalisch
1

Die britische Auswanderin Penelope „Penny“ Kite ist im südfranzösischen St. Merlot angekommen: Die Renovierung ihres Häuschens schreitet voran, sie hat Freunde in der Umgebung gefunden und genießt die ...

Die britische Auswanderin Penelope „Penny“ Kite ist im südfranzösischen St. Merlot angekommen: Die Renovierung ihres Häuschens schreitet voran, sie hat Freunde in der Umgebung gefunden und genießt die kulinarischen Köstlichkeiten ihrer neuen Wahlheimat. Dieses süße Leben findet ein jähes Ende, als Pennys lang ersehnte Verabredung mit dem Bürgermeister Laurent Millais auf einer Kunstaustellung durch einen tragischen Todesfall unterbrochen wird. Don Doncaster, einer der ausstellenden Künstler, bricht plötzlich zusammen, offenbar erstickt an einer Olive. Je mehr Penny über den Maler und seinen Tod erfährt, desto mehr regen sich in ihr die Zweifel, ob tatsächlich die Olive schuld war – oder ob hier nicht jemand von Dons zahlreichen Feinden nachgeholfen hat. Da die Polizei keine große Hilfe ist beginnt Penny selbst zu ermitteln und stößt dabei auf einen wahren Kunstskandal…

„Mord auf Provenzalisch“ ist der zweite Band des Autorenehepaars Deborah Lawrenson und Robert Rees, die gemeinsam unter dem Pseudonym „Serena Kent“ schreiben, über die britische Auswanderin Penny und ihre kriminalistischen Aktivitäten in Südfrankreich. Ich persönlich kannte den ersten Band „Tot in St. Merlot“ leider nicht, habe aber gehofft auch ohne diesen in eine eigenständige Geschichte eintauchen zu können. Der Kriminalfall an sich war auch eine solche, aber dennoch hat mir an zahlreichen Stellen das Wissen aus Band 1 gefehlt: Viele Andeutungen und „Insider“-Geschichten habe ich nicht verstanden, Beziehungen zwischen den Personen waren für mich unerklärlich und durchgehend hatte ich das Gefühl, etwas überlesen zu haben. Da dieses Vorwissen aus dem Auftaktband durch das komplette Buch immer mal wieder aktiviert wurde, war das für mich sehr frustrierend zu lesen. Das Abholen von quereinsteigenden Lesern wie mich ist somit leider überhaupt nicht gelungen.

Gut gefallen haben mir hingegen die bildhaften Beschreibungen der südfranzösischen Landschaft, die eine authentische Atmosphäre heraufbeschwören, wie sie auch das lavendelbedeckte Cover transportiert. Insbesondere Orte, Landschaften und kulinarische Köstlichkeiten werden sehr realistisch beschrieben, in Teilen fast so ausführlich, als würde es sich um einen Reiseführer handeln. Es gibt relativ viele Einwürfe und Beschreibungen in Originalsprache. Ich kann mir vorstellen, dass diese Leser beeinträchtigen, die nicht des Französischen mächtig sind, eine Übersetzung in Fußzeilen wäre hier angebracht. Auch hat mich der große Anteil an Rechtschreibfehlern doch sehr gestört.

Mit der Geschichte selbst bin ich leider nicht wirklich warm geworden. Der eigentliche Fall geht nur schleppend voran, dafür werden an vielen Stellen Nebenstränge unnötig aufgebauscht. Durch diese geriet die Ermittlung um Dons Tod vollkommen in den Hintergrund und es konnte sich leider nicht wirklich Spannung aufbauen. Auch gab es zahlreiche unlogische Szenen (z.B. die Olive in der Handtasche) und unzusammenhängende Nebenhandlungen, die nichts zum Fortlauf der Geschichte beitrugen (z.B. der Familienbesuch). Das Ende hingegen kam überraschend actionreich, nachdem die Story bisher eher gemächlich dahingetröpfelt ist – leider aber auch hier wieder in großen Teilen unlogisch und unglaubwürdig. Mit den Tätern hatte ich zwar nicht gerechnet, allerdings erschienen sie doch sehr „aus dem Hut gezaubert“, ihre Art der Beteiligung war sehr verwirrend und wirkte konstruiert. Schade, so hatte man als Leser gar keine Chance mitzurätseln. Am Ende wurde zwar fast alles aufgeklärt, allerdings geschah das nicht aus der Handlung heraus, sondern in einer Art „Nachgespräch“, welches mehr Raum einnahm als der eigentliche Showdown.

Auch mit den einzelnen Charakteren des Buches konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Der Großteil wirkte auf mich oberflächlich. Protagonistin Penny ist eine liebenswerte, wenn auch recht naive und einfältige Person. Sie befindet sich in einer Art Midlife-Crisis und orientiert sich sehr stark an anderen, gerade in Bezug auf Äußerlichkeiten wie Figur und Mode. Dies lässt sie sehr unsicher und unterwürfig wirken, was an sich nicht zu der gestandenen Frau, die ihr Leben in die Hand nimmt und alleine nach Frankreich auswandert, passt. Auch finde ich ihre Einmischungen und beinahe Sensationsgier hinsichtlich der Morde oftmals unangebracht und ich konnte ihre Handlungen zunehmend weniger nachvollziehen. Ich konnte keine wirkliche Bindung zu ihr aufbauen. Ihre Freundin Frankie fand ich einfach nur schrecklich und die Dreiecksbeziehung mit Laurent und Clemence habe ich nicht wirklich verstanden. Insgesamt war mir keine der Figuren wirklich sympathisch und somit konnte ich auch nicht mit ihnen mitfühlen.

Insgesamt habe ich bei „Mord auf Provenzalisch“ zwar mit einem Cozy Crime gerechnet, bin dann letztendlich aber doch sehr ernüchtert zurückgeblieben. Weder Storyline noch Protagonisten konnten mich überzeugen, das einzig tolle am Buch waren die wunderschönen Beschreibungen des französischen Flairs, die mich an die Küste entführt haben. Leider würde ich dennoch keinen weiteren Band der Reihe mehr lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Handlung
Veröffentlicht am 07.04.2021

Kurzweilige Geschichte über eine verrückte Vater-Tochter-Hunde-WG

Die Liebe ist ein dicker Hund
1

Franzi versteht die Welt nicht mehr! Da ist sie endlich mit ihrem Mann Manolito in ihr Traumhaus gezogen und steckt mitten in der liebevollen Renovierung der Immobilie, schon kommt die Hiobsbotschaft: ...

Franzi versteht die Welt nicht mehr! Da ist sie endlich mit ihrem Mann Manolito in ihr Traumhaus gezogen und steckt mitten in der liebevollen Renovierung der Immobilie, schon kommt die Hiobsbotschaft: Manolito steckt in einer Lebenskrise, von der Franzi nichts mitbekommen hat, und flüchtet in einer Nacht-und-Nebel-Aktion für mehrere Monate in ein Kloster nach Nepal, um sich selbst zu finden! Neben einem großen Berg Schulden für das Haus, einem leergefegten Bankkonto und einem großen Schock bei Franzi lässt er auch seine Leonberger Hündin Andromeda, die er gegen Franzis Willen unbedingt anschaffen wollte, zurück. Eigentlich macht sich Franzi nichts aus Hunden, aber als Leidensgenossen halten sie und Andromeda/Andi zusammen und bilden schon bald ein tolles Team. Denn Franzi hat sich fest vorgenommen, ihr Traumhaus zu behalten! Doch dazu muss Geld her – und ihr Vater stellt sich als vorübergehende Lösung heraus. Denn dieser zieht nach einem Streit mit Franzis Mutter bei ihr ein – das lustige Chaos in dieser ungleichen Vater-Tochter-Hund-WG ist also vorprogrammiert. Und dann gibt es ja auch noch den attraktiven neuen Nachbarn Mick und seinen eleganten Dalmatiner-Rüden Pongo, die den beiden Damen der WG nicht mehr aus den Köpfen gehen…

Ich liebe Hunde und dementsprechend hat mich das Cover direkt gecatcht. Der gestreifte Hintergrund lässt zudem auf eine humorvolle Geschichte schließen, auch wenn er mir persönlich etwas zu kindisch erscheint. Auch hätte mich der Titel so nicht wirklich angesprochen.

Lustig finde ich die verschiedenen Zwischenüberschriften der einzelnen Kapitel. Diese sind noch dazu kurz gehalten und somit angenehm zu lesen. Der Schreibstil der Autorin ist ebenfalls sehr ansprechend, sie schreibt sehr realistisch und vor allem unglaublich humorvoll. Es gab sehr viel Situationskomik und Stellen, bei deren leicht überzogener Beschreibung ich laut auflachen musste. An einigen Stellen bin ich allerdings leider etwas über die unklare Darstellung zeitlicher Abläufe gestolpert, manche Zeitsprünge waren auf den ersten Blick nicht sofort als solche erkennbar, was zu Verwirrung geführt hat.

Die Geschichte an sich ist relativ kurz, aber auf das Wesentliche beschränkt. Der Leser hat einen umfassenden Ausschnitt aus dem Leben einer jungen Frau bekommen, die sich gerade in einer maximal schwierigen Phase befindet. Mir hat gut gefallen, dass der Fokus weniger auf der Liebesgeschichte zwischen Franzi und ihrem Nachbarn lag, sondern darauf, dass sie ihr chaotisches Leben neu ordnet und in den Griff bekommt. Natürlich haben dazu (etwas zu) viele Zufälle beigetragen und es war vorhersehbar wie sich alles perfekt gefügt hat, aber angesichts der locker-leichten Grundstimmung des Buches konnte ich darüber hinwegsehen. Besonders gut gefallen hat mir, wie die Hunde in die Geschichte eingebunden wurden und diese mitgestaltet haben. Auch gab es einige rührende Szenen der liebevollen Vater-Tochter-Beziehung, die ich als sehr authentisch und einfach nur schön empfunden habe.

Sowieso hat mir die Figurenzeichnung ausgesprochen gut gefallen: Die verschiedenen Charaktere sind so facettenreich und glaubwürdig ausgearbeitet, dass der Leser sie sofort ins Herz schließt. Die einzige Ausnahme dabei ist Antagonist Manolito, der mir persönlich zu egoistisch und selbstbezogen dargestellt wurde, um noch glaubwürdig zu sein.
Franzi hat mir in der Seele leidgetan und auch wenn ich ihre besonnene, ruhige Reaktion auf die Geschehnisse nicht nachvollziehen konnte passen diese gut zum Charakter, als der sie im Folgenden beschrieben wird. So ganz konnte ich nicht verstehen, warum sie Manolito überhaupt geheiratet hat, da ich keinen Moment auch nur irgendeine Verbundenheit zwischen den beiden gespürt habe. Insgesamt hat sie manchmal zu viel Verständnis gezeigt und sich klein gemacht, war in anderen Situationen dann aber wieder taff. Wunderbar fand ich aber die Annäherung an Andi/Andromeda und wie rührend sie sich um den Hund gekümmert hat. Sie und ihre kleine Familie konnte man nur ins Herz schließen! Mein absoluter Lieblingscharakter war aber Papa Gerhard! Diese "spezielle", aber sehr liebenswerte Figur mit dem Herz am rechten Fleck war einfach wahnsinnig gut beschrieben. Mit seiner manchmal etwas unbeholfen, trotteligen Art war er sehr lebensnah dargestellt und einfach nur zum kaputt lachen!

Ich hatte eine sehr kurzweilige Lesezeit mit „Die Liebe ist ein dicker Hund“ und fand die Idee zur Story kreativ und vor allem sehr humorvoll umgesetzt! Es war für mich eine locker-leichte Lektüre zum Entspannen und Abschalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Humor
Veröffentlicht am 23.02.2021

Montalbano dreht am Karussell

Das Karussell der Verwechslungen
1

Eigentlich möchte Commissario Salvo Montalbano nur das tun, womit er am liebsten seine Zeit verbringt: Die Sonne Italiens genießen, in seiner Lieblingstrattoria lecker speisen und Hafenspaziergänge unternehmen. ...

Eigentlich möchte Commissario Salvo Montalbano nur das tun, womit er am liebsten seine Zeit verbringt: Die Sonne Italiens genießen, in seiner Lieblingstrattoria lecker speisen und Hafenspaziergänge unternehmen. Doch leider geschehen in seinem Küstenort Vigàta ungereimte Dinge: Zwei junge Frauen werden überfallen, betäubt – und nach kurzer Zeit wieder frei gelassen. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass beide in einer Bank arbeiten. Zeitgleich verschwindet ein lokales Pärchen kurz nach der Rückkehr aus dem Urlaub, das Geschäft des Mannes geht in Flammen auf. Stehen die beiden Fälle in einem Zusammenhang oder soll eines über das andere hinwegtäuschen? Montalbano und sein Team müssen sich durch einen undurchsichtigen Dschungel an Täuschungen und Verwechslungen hindurchschlagen, bis sie endlich Klarheit erlangen.

Bereits das Cover zum Hörbuch ist absolut gelungen, es strahlt nur so vor Urlaubslaune und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Die leeren Liegen an der Strandpromenade laden den Hörer regelreche ein, sich darauf zu setzen und das Hörbuch zu genießen! Das ist Italien-Flair pur! Gut finde ich auch, dass das Cover lediglich eine Stimmung vermittelt, aber noch nichts über den Fall oder gar das Krimigenre aussagt – so bliebt der Hörer neugierig und freut sich einfach über das Urlaubsgefühl. Des Weiteren liebe ich den kunstvollen Titel! „Das Karussell der Verwechslungen“ lässt auf einen undurchsichtigen Kriminalfall hoffen, in dem nichts so ist, wie es zunächst scheint und in dem der Hörer gemeinsam mit dem Commissario rätseln und ermitteln kann.

„Das Karussell der Verwechslungen“ ist bereits der 23. Band des italienischen Autors Andrea Camilleri aus seiner Reihe rund um Commissario Montalbano und sein Team. Leider ist Camilleri vor zwei Jahren von uns gegangen und hat vorher noch verfügt, dass dieses Werk erst nach seinem Tod veröffentlicht werden darf. Insofern habe ich das Buch auch mit einer gewissen Ehrfurcht gehört. Dass Camilleri ein Profi-Autor war merkt man deutlich an seinem strukturierten Plot und der ausgereiften Sprache, Ereignisse wie Details werden sehr anschaulich beschrieben, so dass beim Hören direkt Bilder vor meinen Augen entstehen. Insbesondere schafft es Andrea Camilleri durch seine anschaulichen Beschreibungen von Landschaft, Menschen und Kulinarik wie kein anderer, die Sehnsucht nach Italien zu wecken – ganz großes Kino!

Auch der Sprecher des Hörbuchs Bodo Wolf macht einen wirklich tollen Job! Er schafft es, mich komplett in die Geschichte hineinzuziehen! Seine Stimme hat eine angenehme Tonlage, die gut zur Geschichte passt, das Sprechtempo ist angenehm und die Betonungen an den richtigen Stellen. So schafft er es auch, an den richtigen Stellen Spannung aufkommen zu lassen und mich emotional mitzunehmen. Verschiedenen Charakteren haucht er passend Leben ein, lediglich Catarella habe ich als etwas nervtötend empfunden, was aber auch in der Figur an sich begründet liegt und somit auch wieder stimmig ist. Auf jeden Fall schafft es Bodo Wolf, ein italienisches Lebensgefühl zu vermitteln, was nur durch die schöne, passende Musik unterstrichen wird, die sowohl zu Anfang, als auch an wichtigen Stellen des Buches eingespielt wird. Insbesondere der Einstieg ins Hörbuch gelingt so mühelos und macht sofort Lust auf den Inhalt.

Montalbano hat in seinem letzten Fall mit allerlei Verwechslungen zu tun, die mal deutlicher, mal subtiler dargestellt werden. Bereits in den ersten Minuten dreht sich das „Karussell der Verwechslungen“ und zieht sich als Leitmotiv durch den kompletten Fall. Was gemächlich beginnt nimmt im weiteren Verlauf zunehmend an Tempo und Spannung zu, es geschehen zahlreichenverwirrende Ereignissen, bis am Ende der große Showdown kommt. Dieser war für mich an dieser Stelle zwar nicht mehr sonderlich überraschend, aber gut gelöst. Als Hörer wurde ich permanent dazu angeregt, gemeinsam mit Montalbano und seinem Team zu ermitteln, Spuren auszuwerten und über Motive und Verdächtige zu rätseln – es hat sich angefühlt, als wäre ich in Echtzeit live dabei! Außerdem musste ich mehr als einmal über Montalbanos Marotten und seinen Wortwitz schmunzeln.

Sowieso ist Commissario Montalbano einfach einzigartig! Er hat seine eigene, spezielle Art zu Ermitteln und Zeugen zu verhören. Seine Rückschlüsse lassen sich gut nachvollziehen und ich finde es toll, dass wir Hörer seine Gedankengänge nachvollziehen und somit mit ihm mit ermitteln können. Gut gefällt mir an seiner Befragungstaktik, dass er den Menschen prinzipiell wertschätzend begegnet und niemanden bloßstellt. Auch wird er als individueller, manchmal etwas brummeliger aber trotzdem liebenswerter Charakter dargestellt. Er lässt sich nichts vorschreiben und liebt es, wenn alles seinen routinierten Gang geht – ein sehr authentischer Sympathieträger.

Das einzige Manko am Hörbuch – welches im geschriebenen Buch so wohl nicht aufgetaucht wäre – war die Vielzahl an Namen. Die italienischen Namen der Personen klingen in meinen Ohren zwar alle schön und fremdländisch, aber so wurde es mir zusätzlich erschwert, sie auseinander zu halten. Ich hatte wirklich Schwierigkeiten, die vielen handelnden Personen und Zugehörigkeiten sortiert zu bekommen, was mich öfters aus dem Fluss gebracht hat, da ich am Grübeln war, um welche Person es sich nochmal gehandelt hat.

Zusammenfassend hat mir das Hörbuch zum " Karussell der Verwechslungen" ausnehmend gut gefallen, was auch ganz besonders an der Interpretation durch Bodo Wolf gelegen hat. Lediglich die Personen auseinanderzuhalten hat sich als schwierig erwiesen. Das Buch vermittelt das perfekte Italien-Flair, steigert langsam den Spannungsbogen, wirkt durchdacht und hat mich insgesamt ganz wunderbar unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Sprecher
  • Spannung
  • Cover
Veröffentlicht am 02.01.2021

Explosive Love-Story

Sweet Little Lies
1

Der Knall, mit dem Betty Dawsey ihren langweiligen Verlobten, den Versicherungsvertreter Thom, verlassen möchte, gerät etwas größer als gedacht: Gerade als sie aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen möchte ...

Der Knall, mit dem Betty Dawsey ihren langweiligen Verlobten, den Versicherungsvertreter Thom, verlassen möchte, gerät etwas größer als gedacht: Gerade als sie aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen möchte fliegt diese in die Luft. Nur leicht verletzt wird Betty gerettet – von den echten Kollegen ihres Verlobten. Denn Thom hat die ganze Zeit ein Doppelleben geführt und Betty die komplett durchschnittliche, normale Beziehung nur vorgespielt – in Wirklichkeit ist er ein Geheimagent, der für eine private Organisation zur Verbrechensbekämpfung arbeitet. Betty ist wütend und überrascht gleichermaßen, doch wohl oder übel müssen die beiden zusammenarbeiten, um zu überleben, denn irgendjemand hat es auf die Agenten abgesehen – und durch ihre Beziehung zu Thom ist Betty mit ins Fadenkreuz geraten. Durch die gemeinsame Flucht lernt Betty ihren Verlobten neu kennen… und plötzlich ist sie sich nicht mehr so sicher, ob sie ihn wirklich immer noch verlassen möchte…

„Sweet little lies“ von Kylie Scott ist ein Roman, in dem auf wenigen Seiten sowohl romantische, als auch spannungsreiche Momente untergebracht sind. Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr flüssig lesen, so dass ich regelrecht durch die Seiten geflogen bin. Am besten hat mir der ironische Humor der Geschichte gefallen, welcher sich insbesondere in den Dialogen zwischen Betty und Thom findet. Des Öfteren habe ich laut auflachen müssen, denn die Autorin hat wunderbar-amüsante Ideen und Themen aufgebracht, nüchtern erscheinende Szenen urplötzlich aufgepeppt oder mich durch einen von Bettys sarkastischen Sprüchen überrascht.

Bereits der Anfang des Buches kommt sehr rasant, der Leser befindet sich sofort mitten in der Geschichte und wird – gemeinsam mit Betty – von den Ereignissen überrollt und mitgezogen. Insgesamt weist das Buch eine hohe Geschwindigkeit auf, die Ereignisse überstürzen sich regelrecht. Einerseits fesselt das den Leser natürlich an das Buch, andererseits ging es mir an vielen Stellen zu schnell und ich hätte mir mehr Hintergrundinformationen und tiefergehende Einblicke ins Geschehen und die Wahrnehmung durch die Protagonisten gewünscht. Für nicht einmal 300 Seiten ist hier unheimlich viel geschehen! Dabei gefällt mir die Idee hinter der Story ausgesprochen gut, es wird schnell deutlich, dass es sich bei „Sweet little lies“ um keine typische New Adult-Geschichte handelt. Der Titel des Buches passt einfach perfekt! Auch das Cover ist stimmig und ansprechend. Leider blieb es lange Zeit undurchsichtig, für welche Organisation Thom arbeitet und insgesamt erfährt der Leser relativ wenig Hintergründe zur Agententhematik. Hier hätte ich mir eine etwas tiefergehende Erarbeitung gewünscht. Gut dargestellt waren insbesondere die actionreichen Szenen, in denen es – auch mal unvermittelt – gefährlich wurde. Insgesamt konnte mich das Buch an vielen Stellen durch unvorhergesehene Wendungen überraschen, was mir gut gefallen hat. Was jedoch leider etwas zu kurz gekommen ist, war die Darstellung von Emotionen. Den Dialogen der Protagonisten hat es oftmals an Tiefe gefehlt und somit war die Entwicklung der Beziehung zwischen Betty und Thom teilweise nicht besonders gut nachvollziehbar. Auch ging die Wendung von Beziehungsende bis großer Liebe, von unschuldiger Floristin bis hin zu versierter Agentenfrau in meinen Augen zu schnell um noch authentisch zu wirken. Auch gegen Ende des Buches geht es Schlag auf Schlag, so dass man als Leser kaum noch mitkommt, es wurde alles untergebracht, was man von einer Agentenstory erwartet. Die letzten Handlungsstränge hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht und gingen zulasten der vorher aufgebauten Liebesgeschichte. Insbesondere dem Schluss hätten einige Seiten Erklärungen gut getan, die Story wirkte am Ende leider sehr überladen, war vorhersehbar und kaum mehr glaubwürdig.

Auch den Protagonisten stehe ich eher zwiegespalten gegenüber. Betty und Thom konnten für mich als Paar nicht überzeugen, auch wenn ich ihre Wortgefechte amüsant und sehr unterhaltsam fand. Vieles aus dem Alltag der Beziehung erfährt der Leser durch Bettys Rückblicke und lernt so den „früheren“ Thom kennen. Im weiteren Verlauf lernt ihn der Leser ganz anders kennen, als von Betty beschrieben und ich wusste ihn lange Zeit nicht einzuordnen. Was kann man ihm glauben, wo lügt er erneut? Trotzdem fand ich ihn einen spannenden Charakter, auch wenn mir seine tiefen Gefühle für Betty nicht begründet genug waren. Seine Entwicklung vom manipulativen, gefühlskalten Profi hin zum liebevollen emotionalen Traummann ging mir zu schnell. Betty hingegen habe ich auf zweierlei Arten erlebt: Einerseits war sie mir sympathisch, da durch und durch normal und unschuldig in diese Geschichte hineingezogen. Ihre schlagfertige, ironische Art fand ich sehr amüsant. Dann hat sie mich über weite Teile der Story aber auch einfach nur genervt. Sie jammert ständig herum, kritisiert Thom wo es nur geht und verhält sich sehr kindisch und eingeschnappt. Auch passt ihr Verhalten an vielen Stellen nicht zusammen und wirkt konstruiert und unglaubwürdig. Ich habe mir schwer getan, sie als Person zu greifen und konnte mich auch nicht wirklich mit ihr identifizieren. Die Nebenfiguren aus Thoms Agentengruppe hingegen haben mir gut gefallen und waren facettenreich konstruiert.

Insgesamt hatte ich eine unterhaltsame Lesezeit und konnte gut in das Buch eintauchen, auch wenn es mich emotional nicht ganz so mitgerissen hat. Dies ist insbesondere der Kürze des Buches geschuldet, das wenig Platz für die tiefergehende Beschreibung von Emotionen und Hintergründen gelassen hat. Die kreative Idee hinter dem Buch und die aufregende Darstellung verbunden mit jeder Menge amüsanter Dialoge haben für mich inhaltliche Schwächen aber wieder wettgemacht. Eine schöne Mischung aus actionreicher Agentengeschichte und humorvoller Lovestory.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl