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Veröffentlicht am 06.08.2020

Psychodrama um das Haus auf den Klippen

Ich will dein Leben
1

1986: Die 16jährige Tamsyn lebt in der hintersten Ecke Cornwalls. Arbeitslosigkeit, Trostlosigkeit und Mutlosigkeit prägt ihr Umfeld und seit ihr geliebter Vater bei einer Seenotrettung ums Leben gekommen ...

1986: Die 16jährige Tamsyn lebt in der hintersten Ecke Cornwalls. Arbeitslosigkeit, Trostlosigkeit und Mutlosigkeit prägt ihr Umfeld und seit ihr geliebter Vater bei einer Seenotrettung ums Leben gekommen ist gibt es für Tamsyn nur eine Sache, an der sie noch Freude findet: Hoch auf einer Klippe über dem Meer steht ein wunderschönes weißes Herrenhaus, in dessen Pool sie verbotenerweise mit ihrem Vater schwimmen war und an das sie die besten Erinnerungen ihres Lebens hat. Das junge Mädchen ist fasziniert von dem Haus und beobachtet alles akribisch, was dort abläuft. Sie entwickelt eine regelrechte Obsession hinsichtlich der Bewohner des Hauses, der Familie Davenport aus London. Als diese eines Sommers ihre Tochter Edie mitbringen freundet sich diese mit Tamsyn an, nichtsahnend, dass diese eigentlich nur eines möchte: Ein Leben, wie Edie es lebt.

Das Cover des Buches ist absolut passend und fasst gut seine Quintessenz zusammen: Ein rothaariges Mädchen, das auf die weiße Villa auf den Klippen schaut. Insofern passt der Originaltitel des Buches „The Cliff House“ auch ideal und hätte meiner Meinung nach auch für die deutsche Ausgabe verwendet werden können, da „Ich will dein Leben“ etwas falsche Erwartungen bei mir als Leser geweckt hat – denn es ist tatsächlich das Haus, das Dreh- und Angelpunkt und Ziel von Tamsyns Streben ist und nicht Edies Leben als Ganzes. Sie ist von der Haus und der Vorstellung dort zu leben besessen, nicht von Edie als Person.

Die beiden Mädchen im Mittelpunkt des Geschehens sind auf den ersten Blick extrem unterschiedlich: Tamsyn hat früh ihren Vater verloren und kommt aus ärmlichen, aber liebevollen Verhältnissen. Sie ist sehr introvertiert und wirkt teilweise noch sehr kindlich-naiv. Edie hingegen ist die rebellische Tochter reicher Eltern, die krampfhaft um deren Aufmerksamkeit buhlt und insgesamt sehr selbstbewusst auftritt. Doch beide Elternteile sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie der Tochter die Liebe und Aufmerksamkeit geben könnten, die sie braucht und geben ihr lediglich finanzielle Sicherheit. Tamsyn jedoch glaubt in den Davenports die personalisierte Perfektion vorzufinden, sie ist absolut verblendet und besessen von dem Wunsch, Edies Leben zu führen. Sie ist besessen davon, in dem geliebten Haus auf den Klippen zu blieben und tut alles, um Zugang zur Familie zu haben. Dabei gerät sie immer mehr in eine Opferrolle und lässt sich von der abgebrühten Edie sowie ihrer Mutter respektlos und demütigend behandeln. Die beiden Frauen der Familie Davenport haben mich in ihrer mangelnden Empathie und ihrem Egoismus teilweise richtig angeekelt. Beide Mädchen verbindet die Einsamkeit, die jede auf ihre eigene Art und Weise verspürt; die unterschiedlichen, aber dennoch schwierigen Familienverhältnisse und die erschreckenden psychischen Abgründe, die sich bei beiden auftun. Letztlich teilen beide ein ähnliches Schicksal in verschiedenen sozialen Schichten.
Sämtliche Personen sowie deren Konstellation hätten großes Potenzial für ein spannendes Buch, das sogar als psychologische Charakterstudie hätte durchgehen können, geboten. Leider blieb jedoch die Charakterentwicklung der einzelnen Figuren etwas auf der Strecke, die Personen haben nach meinem Geschmack etwas zu wenig Tiefe und sind blass geblieben. Auch waren sie in ihren Handlungen teilweise inkonsistent und unberechenbar und somit wenig authentisch. Auch das Spiel mit typischen Klischees wurde etwas übertrieben.

Gut gefallen hat mir hingegen der langsame Spannungsaufbau, welcher der Autorin ganz wunderbar geglückt ist. Über dem gesamten Buch schwebt eine düstere, bedrohliche Atmosphäre, als Leser spürt man das Unheil regelrecht langsam unterschwellig näherkommen. Der Schreibstil ist flüssig und unaufgeregt, eine permanente undefinierbare Bedrohung schwingt jedoch bereits sehr früh mit den Zeilen mit. Amanda Jennings ist es ganz großartig gelungen, die Emotionen ihrer Protagonisten zu beschreiben, so dass diese direkt auf mich als Leser übergesprungen sind. Auch gut gefallen haben mir die zahlreichen Perspektivwechsel – so gut wie jede Figur kommt hier einmal in den Fokus. Warum lediglich Jagos Sicht aus der „Ich“-Perspektive in Gegenwart geschildert wurde hat sich mir aber leider nicht erschlossen. Die geheimnisvollen mit „Heute“ überschriebenen Kapitel haben Spielraum für Fantasie und Spekulation gelassen, sie waren bis zum Schluss sehr vage und haben keinerlei Hinweis auf das Ende des Buches gegeben. Dieser Mix aus Vergangenheit und Gegenwart hat noch zusätzlich die Spannung erhöht und auf das Ende hinfiebern lassen.
Dieses spielt sich eigentlich komplett im letzten Drittel des Buches ab, was vorher langsam vor sich hingebrodelt hat entlädt sich alles auf einmal. Sehr viele Entscheidendes und Dramatisches passiert in wenigen Kapiteln, so dass das eigentliche Ende sogar etwas unspektakulär wirkt. Für mich war die Auflösung der „Heute“-Kapitel allerdings überraschend und nicht vorhersehbar, leider aber auch ein wenig unglaubwürdig. Die Geschichte als Ganzes war aber schlüssig, da ein Happy End wäre hier sehr konstruiert gewesen wäre.

Ganz nebenher wird Cornwall mit all seiner Schönheit, aber auch Problemen sehr gut beschrieben. Sehr anschaulich zeigt die Autorin, wie der wirtschaftliche Niedergang eine ehemals florierende Provinzstadt getroffen hat und welche sozialen und gesellschaftlichen Probleme (Drogen, Arbeitslosigkeit, Mutlosigkeit) dadurch entstehen.

Alles in Allem hatte ich eine gute Lesezeit und der langsame Verlauf der Geschichte mit der düsteren, unterschwelligen Bedrohung hat mir gut gefallen. Psychologisch hätte ich mir allerdings mehr erhofft und auch die Handlung hätte besser verteilt werden können. Alles in allem ein nettes Buch, das mich aber nicht hundert prozentig überzeugt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.05.2020

Prickelnder Business-Roman

Dirty Rich - Verbotene Sehnsucht
1

Carrie West hat jede Menge geschäftliche Probleme zu lösen: „West Enterprises“, die Firma ihrer Familie, wurde ihr durch eine feindliche Übernahme entrissen, ihr Vater als Geschäftsführer abgesetzt. Carrie ...

Carrie West hat jede Menge geschäftliche Probleme zu lösen: „West Enterprises“, die Firma ihrer Familie, wurde ihr durch eine feindliche Übernahme entrissen, ihr Vater als Geschäftsführer abgesetzt. Carrie möchte alles dafür tun, das Familienunternehmen und ihre Angestellten zu retten, doch dazu muss sie an einem Mann vorbei: Reid Maxwell ist Unternehmensanwalt der Sohn des Mannes, der Carries Firma zerstört hat. Noch dazu ist Reid Maxwell skrupellos, arrogant – und wahnsinnig gutaussehend. Carrie kämpft für das Überleben von West Enterprises, auch wenn das bedeutet, eng mit Reid zusammenarbeiten zu müssen. Doch trotz ihres Hasses auf den Mann kann sie sich auch seiner Anziehungskraft nicht wiedersetzen, der auch er sich nicht entziehen kann … und so beginnt eine Geschichte voller Leidenschaft, Geheimnisse und einer Familienfehde, in die die beiden unwillkürlich mit hineingezogen werden.

„Dirty Rich – Verbotene Sehnsucht“ ist der dritte Band der „Dirty-Rich“-Reihe von Lisa Renee Jones und auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände problemlos zu durchdringen. Erfahrene Leser der Reihe werden sich über ein Wiedersehen mit Charakteren aus den ersten beiden Bänden freuen, Neueinsteigern wird es an keinerlei Hintergrundinformationen fehlen. Allerdings besteht für letztere akute Suchtgefahr, das dringende Bedürfnis sich die ersten beiden Bände zuzulegen lässt sich nicht abstreiten, da das Lesen einfach nur Spaß macht.

Dies liegt nicht zuletzt am sehr anschaulichen und flüssigen Schreibstil von Lisa Renee Jones (lediglich gestört durch ein paar unschöne Ausdrücke, die sich leider aber wiederholen). Die Emotionen und insbesondere das erotische Knistern zwischen den Protagonisten wird deutlich spürbar, als Leser wird man regelrecht mitgerissen und fühlt stark mit Carrie und Reid mit. Das Buch ist in Ich-Perspektive geschrieben, wobei sich hier je nach Kapitel die Sichtweisen der beiden Protagonisten abwechseln und er Leser somit beide Persönlichkeiten mit all ihren Gedanken und Gefühlen gut kennenlernt und das Geschehen so tiefer durchdringen und verstehen kann. Leider besteht bei diesem Perspektivenwechsel ein deutliches Ungleichgewicht in Richtung Carrie, ich hätte mir hier etwas mehr Ausgewogenheit gewünscht.

Bereits der Einstieg in die Geschichte erfolgt sehr schnell, es geht direkt heiß los und die Neugier des Lesers über die Hintergründe dieses außergewöhnlichen Zusammentreffens ist sofort geweckt. Im Mittelteil kommt es teilweise zu Wiederholungen, die das Buch unnötig in die Länge ziehen (z.B. ständige Erwähnung des „Handschellen-Vorfalls“ aus den ersten Kapiteln) und hätten gestrafft werden können. Des Weiteren werden immer wieder dieselben Punkte in aller Ausführlichkeit thematisiert, so dass ich von Neugier zu Erwartung zu Langeweile wechseln musste, bis sich endlich die häufig angedeuteten Punkte geklärt haben. Der Schlussteil wiederum überzeugt genauso wie die clever eingestreuten erotischen Szenen voller Prickeln und Emotionen.

Carrie und Reid sind als Protagonisten gut und facettenreich ausgearbeitet und wirken beide auf ihre Art und Weise authentisch. Carrie ist eine starke Frau, die sich kämpferisch gibt und dem scheinbar übermächtigen Anwalt selbstbewusst die Stirn bietet. Jedoch hat sie auch eine sensible Seite, die sie jedoch im Business gut verstecken kann. Ich mag ihre Schlagfertigkeit sowie ihren gezielt eingesetzten Charme und kann mir gut vorstellen, dass sie als Geschäftsfrau sehr erfolgreich ist. Reid hingegen war für mich zunächst schwerer zu greifen, es dauert bei ihm länger, bis er sympathisch wird und auch den Leser hinter seine „Mistkerl“-Fassade blicken lässt. Gerade hierdurch ist es der Autorin aber wunderbar gelungen, eine Entwicklung in Reids Persönlichkeit zu vollziehen und den Leser wunderbar an dieser teilhaben zu lassen. Dadurch, dass diese Entwicklung langsam vonstattengegangen ist und er auch ab und an wieder in das alte Verhalten zurückgefallen ist, erscheint sein Wandel sehr authentisch und lebensnah. Auch wird deutlich, wie die Mauer um ihn herum bröckelt und Carrie es schafft herauszufinden, warum er zu dem rücksichtslosen Anwalt geworden ist, den er nach außen hin zeigt. Auch Nebenfiguren wie Cat, Connie oder Sallie überzeugen.

Ich fand es sehr interessant mitzuverfolgen, wie sich die Beziehung von Carrie und Reid permanent gewandelt hat: Von Hass zu reiner Geschäftsbeziehung über Affäre hin zu Vertrauen(sbruch) bis zu Liebe wurden sämtliche Entwicklungen nachvollziehbar dargestellt. Die ständigen Machtspielchen um Dominanz und Oberhand zwischen den beiden waren gut ausgearbeitet, ebenfalls die Geheimnisse und versteckten Fehden. Auch gab es interessante Einblicke in geschäftliche Situationen des Investmentbusiness, die aber sicherlich für manchen Leser schwer zu verstehen sind. Als Kontrast zum Arbeitsalltag werden immer wieder Situationen und Gespräche über die Themen Vertrauen und Familie eingestreut, was für mich eine gute Verbindung aus Privat- und Berufsleben der beiden Karrieremenschen darstellt.

Fazit:
Lisa Renee Jones ist ein sehr guter Business-Roman gelungen, der eine super Mischung aus Arbeitssituationen, Erotik, Gefühl und tiefergehenden Themen beinhaltet und unterhaltsame Lesestunden garantiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 22.02.2020

Ereignisreicher Auftakt der Trilogie um Sophia

Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung (Sophia 1)
1

Im Berlin der 1920er Jahre hat die Drogerie-Tochter Sophia eine aussichtsreiche Zukunft vor sich: Als eine von wenigen weiblichen Studenten kann sie ihrer Passion, der Chemie, professionell nachgehen und ...

Im Berlin der 1920er Jahre hat die Drogerie-Tochter Sophia eine aussichtsreiche Zukunft vor sich: Als eine von wenigen weiblichen Studenten kann sie ihrer Passion, der Chemie, professionell nachgehen und erregt durch ihre Klugheit sogar die Aufmerksamkeit eines Professors. Dieser macht sie zu seiner Assistentin und Sophia darf ihm im Labor behilflich sein. Leider ist sein Interesse an der jungen Frau aber nicht nur rein beruflicher Natur, Sophia verliebt sich in den verheirateten Mann und beginnt eine Affäre mit ihm. Sie wird schwanger – ein Skandal in der damaligen Zeit. Der Professor macht ihr deutlich, dass er nicht zu ihr stehen wird und Sophias konservativer Vater fürchtet den Imageschaden für sein Geschäft und verstößt seine Tochter. Völlig mittellos zieht sie mit ihrer Freundin Henny nach Paris, wo diese ein Engagement als Tänzerin hat. Dort möchte Sophia mit ihrer chemischen Rezeptur einer Creme erfolgreich werden und schafft es tatsächlich, die Aufmerksamkeit einer der mächtigsten Frauen im Kosmetikbereich auf sich zu ziehen: Helena Rubinstein glaubt an Sophias Talent und möchte sie mit nach New York nehmen.

„Sophias Hoffnung „ ist der Auftakt von Corina Bomanns neuer Trilogie „Die Farben der Schönheit“, welche im Puderkrieg der 1920er/30er Jahre angesiedelt ist. Der historische Bezug ist sehr gut gelungen, neben der Geschichte erfährt der Leser viel zum gesellschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Alltag der damaligen Zeit. Die Thematik der Konkurrenz in der Kosmetikbranche wurde gut recherchiert und aufgegriffen, ich habe sehr viel dazu gelernt.

Die Protagonistin Sophia ist zwar insgesamt eine starke Frau, wirkt an einigen Stellen aber auch naiv und fremdgesteuert. Nichtsdestotrotz ist sie dem Leser sehr sympathisch, es ist der Autorin wahnsinnig gut gelungen, ihr Leben einzuhauchen. Man lässt sich Sophias Optimismus, Mut und Hoffnung auf ein besseres Leben regelrecht anstecken. In jeder Lebensphase fiebert, leidet und freut man sich mit ihr mit, es werden sämtliche Emotionen bedient.

Sophias Leben wird als ein großes Auf und Ab dargestellt. Corina Bomanns fesselnder Schreibstil lässt die (doch über 500) Seiten nur so dahin fliegen. Durch die ausschließliche Konzentration auf eine Protagonistin ist der Roman gut nachvollziehbar. Für meinen Geschmack bestimmen etwas zu viele Zufälle Sophias Schicksal, aber das hält die Geschichte spannend und treibt die Handlung voran. Der Schluss bleibt wie erwartet offen, es folgen ja noch zwei weitere Bände. Da aber gerade gegen Ende noch einige offene Punkte und ein großer Cliff-Hanger dazukommen, bin ich als Leser doch etwas unbefriedigt zurückgeblieben – Sophias Schicksal ist an dieser Stelle nun doch wieder völlig ungewiss.

Das Buch an sich ist sehr hochwertig aufbereitet, das Cover hat mich direkt angesprochen, da es ästhetisch und gleichzeitig geheimnisvoll wirkt. Für mich drückt die junge hübsche Frau, die auf eine Stadt blickt, Optimismus aus. Unterstützt wird das durch die kräftige rosa Farbe und die ansprechende Prägung. Hintergrundinformationen zu Protagonistin, Autorin und geschichtlichem Hintergrund sowie ein zum Inhalt passendes Rezept für einen Lippenbalsam in der Buchklappe setzen ein weiteres Highlight.

Fazit:
„Sophias Hoffnung“ ist eine tolle Zeitreise in die 1920er Jahre, die ein Thema aufgreift, mit dem man bisher kaum in Berührung gekommen ist. Ich wurde durch den angenehmen Schreibstil schnell und einnehmend in die Geschichte hineingezogen und habe beim Lesen alles um mich herum vergessen. Ein absolut gelungener Auftakt der Trilogie, ich freue mich jetzt schon auf die Folgebände und möchte unbedingt wissen, wie es mit der sympathischen Protagonistin weiter geht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2023

Unblutiges, aber nicht minder spannendes Buch mit Gänsehautfaktor

Die Verborgenen
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Sven und Franziska Hoffmann leben mit ihrer Teenager-Tochter Tabea in einem wunderschönen-¬, abgelegenen Haus an der Nordseeküste, die Familienidylle ist perfekt. Allerdings nur außen hin, denn eigentlich ...

Sven und Franziska Hoffmann leben mit ihrer Teenager-Tochter Tabea in einem wunderschönen-¬, abgelegenen Haus an der Nordseeküste, die Familienidylle ist perfekt. Allerdings nur außen hin, denn eigentlich sind alle drei in ihrer Situation unglücklich und haben dunkle Geheimnisse voreinander. Als nach und nach seltsame Dinge im Haus geschehen drohen diese ans Licht zu kommen und die Familie endgültig zu zerstören – doch wo kommen die verborgenen Hinweise her? Von den Bewohnern unbemerkt hat sich ein „Phrogger“ in ihrem Haus und Leben eingenistet, eine Person, die von den Bewohnern unbemerkt auf deren Dachboden lebt. Und der verfolgt im Falle der Familie Hoffmann ganz persönliche Motive.

Bereit s das Cover des Thrillers „Die Verborgenen“ lässt auf ein spannendes und etwas gruseliges Buch schließen, das abgebildete Haus liegt ganz im Dunkeln, lediglich hinter einem Fenster brennt Licht. Titel und Autor sind in Silberschrift hervorgehoben. Meiner Meinung nach ein zwar einfaches, aber dennoch eindrucksvolles und passendes Thriller-Cover.

Der Inhalt des Buches selbst steht dem in nichts nach: Geschickt verflicht SPIEGEL-Bestseller-Autor Linus Geschke die verschiedenen Handlungsstränge ineinander, indem der die zunächst scheinbar parallel laufenden Perspektiven unterschiedlicher Personen darstellt. Jedes Kapitel ist mit dem Namen der Person, dessen Sichtweise in Ich-Erzählform eingenommen wird, überschrieben, so dass der Leser deren Gedanken und Handlungen nachvollziehen kann. Lediglich die Kapitel des recht lang unbekannten Phroggers werden Du-Form dargestellt. Dadurch kommt eine düstere, beklemmende Atmosphäre auf, die sich im Verlauf des Buches immer weiter zuspitzt, bis alle Handlungsstränge am Ende stimmig ineinander laufen. Es wird gut nachvollziehbar, wie sich Gedanken und Handlungen der Personen verändern und wie das gegenseitige Misstrauen immer mehr anwächst. Ich hatte des Öfteren beim Lesen Gänsehaut und konnte das Buch nicht zur Seite legen, so sehr hat mich die Handlung gefesselt. Auch gab es einige unvorhergesehene Twists, was mir gut gefallen hat und die Auflösung am Ende kam für mich sehr überraschend. Obwohl das Buch unblutig abläuft ist die Spannung durchgehend hoch. Allerdings ist dadurch fraglich, ob es sich überhaupt um einen Thriller im eigentlichen Sinne handelt.

Ich hatte vorher noch nie etwas von Phroggern gehört und finde die Vorstellung davon sowohl realistisch, als auch gruselig. Eine absolut passende und kreative Idee für einen Thriller, die noch dazu gut umgesetzt wurde. Gut gefallen hat mir auch das Schlusswort des Autors, in dem er Erklärungen zu diesem Phänomen und seinen Recherchen preisgibt.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Ein Junggesellinnenabschied läuft aus dem Ruder

One of the Girls
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Lexi ist überglücklich: Sie hat die große Liebe gefunden und ihre Hochzeit steht unmittelbar bevor. Selbstverständlich lässt es sich ihre beste Freundin Bella nicht nehmen, einen ganz besonderen Junggesellinnenabschied ...

Lexi ist überglücklich: Sie hat die große Liebe gefunden und ihre Hochzeit steht unmittelbar bevor. Selbstverständlich lässt es sich ihre beste Freundin Bella nicht nehmen, einen ganz besonderen Junggesellinnenabschied für Lexi zu organisieren: Es geht auf die griechische Insel Aegos in eine abgelegenen Villa mit Meerblick, in welcher sie mit fünf weiteren Freundinnen in die zukünftige Ehe feiern möchte. Doch schnell bekommt die Idylle Risse, denn jede der Frauen trägt ein Geheimnis mit sich herum. Nach und nach kommen immer mehr versteckte Absichten und Lügen ans Tageslicht, die Situation spitzt sich zu – und plötzlich liegt eine Leiche auf den Klippen unterhalb der Villa…

Das Cover von „One oft he girls“ zeigt mit dem weißen Steinbogen, der Mauer und Blick aufs Meer exakt die im Buch beschriebene Traumlocation. Die Blutspuren und der durchbrochene rote Titel zerstören hingegen die friedliche Atmosphäre, so dass sofort klar wird, dass es sich um einen Thriller handelt. Meiner Meinung nach ein sehr ansprechendes und absolut passendes Buchcover.

Die Geschichte selbst liest sich aufgrund des flüssigen und einfach gehaltenen Schreibstils der Autorin sehr angenehm und nimmt immer mehr an Fahrt auf. Das Setting ist sehr bildhaft dargestellt, so dass bei der Beschreibung der Villa richtig Urlaubsfeeling aufkommt. Die Story wird abwechselnd aus der Sicht der sechs Freundinnen erzählt, so dass man als Leser Einblicke in die Hintergründe und Gedanken aller einzelnen Personen bekommt. Alle Personen sind sehr authentisch ausgearbeitet, als Leser entwickelt man schnell Sympathien und Antipathien. Ich fand es sehr spannend zu lesen, was jede einzelne von ihnen vor den anderen verbirgt und welche wirklichen Beweggründe hinter der Teilnahme an Lexis Junggesellinnenabschied stecken. Dennoch bleiben genügend Ansatzpunkte zum Miträtseln, da bis zum Ende unklar bleibt, wer Täter und wer Opfer ist, da jeder Gründe für beide Rollen hätte. Der Spannungsaufbau ist somit kontinuierlich gegeben und spitzt sich immer mehr zu, es gibt unzählige Konflikte, Verstrickungen und Geheimnisse. Ich hatte großen Spaß dabei, die vielen unvorhergesehenen Wendungen mitzuverfolgen und mich dennoch vom Ende komplett kalt überraschen zu lassen.

Insgesamt hat mir „One of the girls“ sehr gut gefallen. Ich empfehle es an jeden weiter, der gerne unblutige Spannungsromane mit komplizierten Beziehungsgeflechten mag.

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