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Veröffentlicht am 27.03.2020

Leider relativ vorhersehbar und anstrengende Liebesgeschichte, trotz schönem Stil und interesantem World Building

Shadow Tales - Das Licht der fünf Monde
6


An sich fand ich das World Building hinter dem Ganzen sehr faszinierend. Es gibt fünf Monde und manche Menschen verfügen über erblich weitergegebene Mondmagie, und sind deshalb im oberen Teil der Gesellschaft ...


An sich fand ich das World Building hinter dem Ganzen sehr faszinierend. Es gibt fünf Monde und manche Menschen verfügen über erblich weitergegebene Mondmagie, und sind deshalb im oberen Teil der Gesellschaft vertreten, die von einer High Lady regiert wird. Darüber hinaus führt die Autorin im Verlaufe der Handlung neben bekannten Tieren verschiedene Wesen wie Blutwölfe oder Pixies ein, die an Sagen aus unserer Welt erinnern, ebenso wie Märchenanspielungen, was ich ganz cool fand.

Die Handlung beginnt mit einem Prolog, der vor der Geschichte spielt und Spannung weckt. Dann springen wir zu Lelani, deren Amulett, das einzige, das ihr von ihren leiblichen Eltern geblieben ist, an ihrem achtzehnten Geburtstag plötzlich aufspringt. Sie entdeckt, dass sie wider Erwarten Mondmagie hat, und bricht gemeinsam mit ihrem besten Freund Haze auf, um ihre leibliche Mutter zu finden und eine Antwort auf ihre Kräfte zu erhalten. Dabei läuft ihr dann der selbstsichere, gutaussehende Adelige Kyran über den Weg ...

Sie brechen also auf, und dann passiert erst mal eine ganze Weile ... gar nichts. Als nicht nichts, sie reisen durch die Gegend, und es gibt eine Nebenhandlung, bei der ich das Verhalten eines Charakters unlogisch und nicht nachvollziehbar fand, die aber sonst auch interessante Aspekte enthält. Der eigentliche Hauptplot wird jedoch erst im letzten Drittel wieder aufgegriffen. Zwischendurch gibt es ein paar kurze Abschnitte aus der Sicht anderer Figuren, vor allem der High Lady, die Spannung generieren sollen.
Insgesamt hatte ich mir am Anfang schnell die wesentlichen Zusammenhänge zusammengereimt, und wurde darin auch nicht weiter überrascht, da die Handlung relativ vorhersehbar verläuft. Da die Konflikte an sich Potenzial haben, hätte ich es auch nicht weiter schlimm gefunden, wenn diese Verbindungen früher gezogen und neue Aspekte aufgemacht worden wären.

Dadurch, dass ich also quasi das ganze Buch lang darauf gewartet habe, die Erkenntnisse zu bekommen, mit denen ich sowieso schon gerechnet hatte, kam bei mir auch nicht wirklich viel Spannung auf. Das Buch verfolgt dabei in meinen Augen teils sehr stereotypische Handlungsmuster - Lelani ist zum Beispiel die typische naive Protagonistin, wobei ich das hin und wieder ein bisschen anstrengend fand. Okay, sie ist in einem abgeschiedenen Dorf aufgewachsen, aber auch da gab es Gefahren. Ansonsten war sie mir aber nicht direkt unsympathisch, entwickelt aber wie die meisten Charaktere in meinen Augen auch nicht wirklich Tiefe.

Die Freundschaft, wie sie anfangs zwischen Haze und Lelani dargestellt wurde, mochte ich da noch sehr gerne. Gerade hier, aber auch später, spielt immer ein leichter Humor mit. Und auch die Beziehung zwischen Lelani und ihrer Ziehmutter Alpha, die eine etwas eigene Sprechweise hat, ist ganz schön dargestellt.
Ansonsten mochte ich den Schreibstil sehr gerne, der leicht poetisch ist und die fremde High Fantasy-Welt teils mit wunderschönen Beschreibungen zum Leben erweckt.

Am anstrengendsten fand ich allerdings die Liebesgeschichte. Lästert Lelani anfangs noch über die arroganten Adeligen, ist sie bei Kyrans Anblick natürlich hin und weg, und das, obwohl er sich relativ herablassend ihr gegenüber verhält. Kyran ist der goldene Märchenprinz, der mir schlichtweg auch eine Spur zu perfekt ist - er sieht perfekt aus, er kann perfekt kämpfen und ist sich dessen natürlich absolut bewusst. Und während Haze gesunden Misstrauen entwickelt, ist Lelani natürlich voll begeistert von ihm. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, der sich im Verlaufe der Handlung entwickelt, und ich mag diesen Trope leider wirklich nicht und fand es eher unnötig.

Fazit: Interessantes World Building und schöne Beschreibungen, aber stereotypische und vorhersehbare Handlung, bei der der Hautplot sehr lange zum Erliegen kommt. Die Charaktere bleiben eher blass und die Liebesgeschichte habe ich als sehr anstrengend empfunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Fantasie
Veröffentlicht am 05.12.2019

Spannende Science Fiction-Story mit sympathischen, tiefgründigen ProtagonistInnen

Neon Birds
5

Das Buch hält sich nicht mit langen Einleitungen auf, sondern steigt sofort in die Geschehnisse ein und legt voller Spannung los. Das führte in meinem Fall dazu, dass ich von Anfang an gebannt an den Seiten ...

Das Buch hält sich nicht mit langen Einleitungen auf, sondern steigt sofort in die Geschehnisse ein und legt voller Spannung los. Das führte in meinem Fall dazu, dass ich von Anfang an gebannt an den Seiten hing und sofort in der Story drin war.
Umgekehrt muss man sich als LeserIn natürlich auch in einer fremden, futuristischen Welt orientieren. Dabei gibt es zwischendurch immer mal wieder Akten und Dokumente, die die Informationen gebündelt vorstellen, gleichzeitig werden diese aber auch in die Gesprächen geschickt eingewoben und ergänzen und wiederholen sie somit, so dass ich das Gefühl hatte, die relevanten Informationen zu verstehen, ohne dass ein Info Dump auftrat.

Das Setting ist dabei ziemlich interessant und wirkt bisher sehr durchdacht. An manchen Stellen mutet diese Zukunftsversion fast utopisch an - als Reaktion auf die Folgen des Klimawandels wird Naturschutz großgeschrieben und die Menschen ernähren sich vegan, es gibt eine Weltregierung, die angeblich alle Menschen gleichbehandelt, und technologische Erweiterungen wie Cyber Trips (quasi Beamen). Aber schnell wird deutlich, dass nicht alles immer so hübsch ist, wie es aussieht.
Umgekehrt kämpft die Welt mit einer künstlichen Intelligenz (KI) und einem Virus, der über die Luft übertragen wird und Menschen in emotionslose, von dieser KI gesteuerte Wesen - Mojas - verwandelt, die die Menschheit auszulöschen drohen. Der Virus und die KI werden in Schutzzonen gefangengehalten, doch reicht das nicht, um sie in Schach zu halten ...
Ein sehr düsteres Zukunftsszenario also, das für mich weitgehend logisch erklärt wurde. Auf jeden Fall bin ich gespannt darauf, wie das in den Folgebänden weiter entwickelt wird.

Hatte ich Angst, die Spannung könnte nach dem starken Beginn abflachen, so wurde ich beruhigt, denn das war keineswegs der Fall. Stattdessen machte die Geschichte in gewisser Weise süchtig, kann überraschen und war für mich weitgehend unvorhersehbar. Gerade der Schluss ist nochmal ein richtiger Cliffhanger, der gespannt auf die Fortsetzungen macht.
Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass das Ende zwar sehr spannungsgeladen ist, mir aber fast ein wenig zu hektisch war und mir manche Sachen zu schnell abgehandelt wurden, was aber auch einfach nur ein persönlicher Eindruck sein kann.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von vier ProtagonistInnen erzählt. Ich muss zugeben, dass ich kein Fan von vielen Perspektiven bin und somit zwischendurch ein wenig genervt war, wechseln zu müssen, gerade, wenn es an anderer Stelle spannender war.
Insgesamt waren mir alle vier sympathisch, dennoch mochte ich Flover und Luke am meisten. Flover ist ein Soldat einer geheimen Elite-Einheit und durch seinen Job abgehärtet. Dennoch geht das nicht so spurlos an ihm vorbei, wie es scheint. Sein Mitbewohner Luke wirkt dagegen wie ein eher gewöhnlicher Student, doch auch er hat seine Geheimnisse. Gerade die Beziehung zwischen den beiden Freunden ist extrem süß und ja, eventuell habe ich die beiden sehr in mein Herz geschlossen. :D

Daneben haben wir dann noch Okijen und Andra. Okijen ist ein ehemals gefeierter Soldat, der sich aus dem Militär zurückgezogen hat und eigentlich nur seine Ruhe haben will, jetzt aber wieder mit reingezogen wird. Andra stammt aus einer Siedlung, die abseits der übrigen Zivilisation und näher an der Natur lebte, nun aber von Mojas angegriffen wird.
Was alle ProtagonistInnen gemeinsam haben, ist, dass sie sehr menschlich wirken, Ängste und Schwächen haben und dadurch sehr authentisch rüberkommen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass unnötige Dramen und Konflikte zwischen den Charakteren vermieden werden, zum Beispiel trifft Okijen irgendwann seine Exfreundin und obwohl die beiden nonstop streiten, wird schnell klar, dass sie sich trotzdem nicht abgrundtief hassen, sondern auch normal miteinander reden können.

Was mich allerdings ein bisschen irritiert hat, ist, dass Flover und Okijen als absolute militärische Helden in krassen Positionen gepriesen werden und ich sie dafür ein wenig jung fand. Gerade bei Okijens Darstellung hatte ich lange das Bild eines alten Veterans oder meinetwegen eines Typen, der mindestens Mitte 30 ist, im Kopf, nur um dann damit konfrontiert zu werden, dass er erst Anfang 20 ist, obwohl das halbe Militär ihm zu Füßen liegt. Auch Flover ist erst 19, aber schon Captain und anscheinend auch irgendwie mega der Überflieger.
Zwar wird später erklärt, warum viele SoldatInnen so jung sind und die Charaktere verhalten sich ansonsten in aller Regel auch entsprechend ihres Alters, dennoch war das sehr verwirrend und nicht ganz nachvollziehbar. Andererseits ist das eben auch ein Jugendbuch und daher ist es verständlich, dass die ProtagonistInnen sich dann wieder in dem Alter ihrer Zielgruppe befinden.

Fazit: Durchgehend und von Anfang an sehr spannende Science Fiction-Story mit einem düsteren und nachvollziehbar erklärten Zukunftsszenario, aber auch mit utopischen Elementen. Die actionreiche Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von vier authentischen und sehr sympathischen ProtagonistInnen mit Stärken, Ängsten und Schwächen erzählt. Der Cliffhanger am Ende stimmt neugierig auf die Fortsetzungen, allerdings ist der Schluss dabei auch ein wenig hastig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2019

Zwischen Faszination und Abscheu

Das Parfum
1

Der Titel - "Die Geschichte eines Mörders" - spoilert das Buch selbst, und somit taucht der berühmte Mord dieser Geschichte tatsächlich erst gegen Ende überhaupt auf und man muss sich als LeserIn somit ...

Der Titel - "Die Geschichte eines Mörders" - spoilert das Buch selbst, und somit taucht der berühmte Mord dieser Geschichte tatsächlich erst gegen Ende überhaupt auf und man muss sich als LeserIn somit gedulden, was schnell dazu führen kann, dass sich die Geschichte zieht. Denn das Buch ist tatsächlich die Geschichte eines Mörders und nicht die Geschichte eines Mordes; man verfolgt als LeserIn quasi das gesamte Lebens Grenouilles, seine verschiedenen Lebensetappen, seine Entwicklung

Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Die Sätze sind teilweise unglaublich lang und verschachtelt, aber trotzdem mochte ich den Schreibstil irgendwie unglaublich gerne, auch wegen der Wortwahl und dem Satzbau selbst.
Die Geschichte wird durch einen allwissenden Erzähler erzählt, der immer mal verschiedene Charaktere in den Fokus nimmt. Nicht immer Grenouille, sondern auch Charaktere, die mit ihm im Zusammenhang stehen. Dabei spart der Autor eindeutig nicht an Beschreibungen. Gerüche sind dabei stets zentral und werden immer eingewoben, stärker noch als die visuellen Aspekte, was eindeutig zu dieser Geschichte eines Mannes passt, der besessen von Gerüchen ist.

Grenouille ist selbst ein unheimlich faszinierender Charakter. Am Anfang war ich noch versucht, Mitleid für ihn zu empfinden, denn es wirkte ganz so, als wäre ein Grenouille ein Mensch, der von seiner Umwelt zu einem Monster gemacht wurde - hätte der Erzähler nicht von Anfang an alles daran gesetzt, ihn als unmenschliches Scheusal zu beschreiben, dessen Wesen es ist, böse zu sein. Grenouille wirkt dadurch überzeichnet, jenseits von Menschlichkeit, besessen von Gerüchen - und gerade das macht die Konstruktion seines Charakters aus. Was dazu führt, dass es gar nicht möglich ist, Sympathie für Grenouille zu entwickeln, sondern man gefangen in einer Mischung aus Faszination und Abscheu seine Lebensgeschichte verfolgt.

Viele der Nebencharaktere werden sehr ausführlich dargestellt und sind selten wirklich sympathisch, aber dennoch meist irgendwie faszinierend. Gleichzeitig zeigt sich in dem Stil und auch in ihren Schicksalen immer ein feiner, meist makaberer Humor.
Auch wollen viele Grenouilles Gabe, Gerüche herausragend wahrzunehmen, immer irgendwie ausnutzen, ohne sie wirklich zu erkennen. Er lässt es immer irgendwie mit sich machen, auch weil ihm Menschen egal sind, manipuliert sie aber gleichzeitig wieder für seine Zwecke, was ebenfalls zu einer unterhaltsamen Dynamik führt.

Die Handlung wird gerade zum Ende hin unglaublich verstörend, ohne hier jetzt spoilern zu wollen. Man ist gleichzeitig fasziniert und abgestoßen, und ich glaube, das macht dieses Buch im Endeffekt auch aus.

Fazit: Eine Geschichte und ein Protagonist zwischen Faszination und Abstoßung, die ich vor allem wegen des sehr gewöhnungsbedürftigen, individuellen Schreibstils mochte.

Veröffentlicht am 27.08.2019

Von einer wundervollen und poetischen Grausamkeit, unglaublich authentisch und emotionell!

Sommer unter schwarzen Flügeln
1

Dieses Buch ist so viel mehr als nur eine Liebesgeschichte.
Es ist eins dieser Bücher, die einen ganz nebenbei noch bilden. Quasi nebenbei erfährt man als Leser viele Details zu dem Verlauf des syrischen ...

Dieses Buch ist so viel mehr als nur eine Liebesgeschichte.
Es ist eins dieser Bücher, die einen ganz nebenbei noch bilden. Quasi nebenbei erfährt man als Leser viele Details zu dem Verlauf des syrischen Bürgerkrieges und erhält ein ganz neues, schonungslos reales Bild von diesem.
Darüber hinaus wird ein authentisches Bild der Situation der Flüchtlinge in Deutschland und im Asylantenheim gegeben, beispielsweise in Bezug darauf, was es für die Flüchtlinge bedeutet, keine Arbeitsgenehmigung zu bekommen und den ganzen Tag rumsitzen zu müssen. Abgesehen davon, dass sie in einem fremden Land leben müssen, manchmal mehr gezwungen als freiwillig. Gerade solche Probleme stellt der Autor auch sehr berührend dar, sodass die Sehnsucht nach der Heimat durch die Zeilen spürbar wird - das ist auch in Nuris Erzählungen der Fall.

Aber auch der Neo-Nationalsozialismus ist eins der zentralen Themen, da Calvin mitten darin steckt. Und es ist mit Sicherheit kein einfaches Thema.
Der Autor vermittelt ein sehr authentisches Bild davon, wie sich dieser Neo-Nationalsozialismus gestaltet sowie was rechte Jugendgruppen denken und tun und gibt so einen Einblick in diese Szene. Für den Leser bedeutet das auch, dass man mit dieser völlig verdrehten Ideologie konfrontiert wird, was definitiv nicht einfach ist. Aber gerade in der Zeit voller rechter Demos zeigt sich, wie realistisch doch diese Darstellung ist.
Dazu kommt, dass die Entstehung dieser rechten Jugendgruppen erstaunlich nachvollziehbar erklärt wird, sodass ein Ansatz von Verständnis dafür entsteht, wie Jugendliche überhaupt zu dieser Einstellung kommen können.
Daher einfach mal ein Lob für diese ausführliche Recherche des Autors!

Kommen wir zu den Protagonisten. Nuri und Calvin erzählen beide die Geschichte aus ihrer jeweiligen Perspektive, Verwechslungsgefahr besteht eindeutig nicht. Gerade am Anfang hatte ich das Gefühl, dass Calvin einen höheren Erzählanteil hat, das wird später einigermaßen durch Nuris Geschichte ausgeglichen.
Nuri bzw. Nura ist einer dieser Charaktere, bei denen man gar nicht anders kann, als sie ins Herz zu schließen. Dabei ist sie nicht das verletzliche Mädchen, sondern durchaus eine starke Persönlichkeit. Gerade diese Stärke (hinter der sich doch wieder Verletzlichkeit verbirgt) vertiefte nur meine Sympathie für sie.

Calvin ist ein ... schwieriger Charakter. Mit anderen Worten: Er ist ein Neo-Nazi und ich ziehe daher meinen imaginären Hut vor dem Autor, dass er es geschafft hat, so einen Charakter so authentisch darzustellen.
Im Verlauf der Handlung und mit den Geschichten Nuris beginnt dann Calvins Fassade zu bröckeln und dahinter kommt ein ganz anderer Charakter zum Vorschein. Er macht eine riesige Entwicklung durch, sodass es irgendwann tatsächlich möglich ist, Sympathie für ihn zu empfinden.

Auf die anderen Charaktere will ich gar nicht groß eingehen, da das hier sowieso schon wieder viel zu lang wird, aber auch die sind alle sehr vielschichtig. Einige verachtens-, andere liebenswert. Viele mit Hintergrund. Und alle wirken sie real.
Der Schreibstil ist wunderschön und poetisch - und doch brutal, es sind Worte von einer wundervollen Grausamkeit.
Die Geschichte beruht auf Tatsachen, und doch mischt sich dazwischen etwas ansatzweise Fantastisches und natürlich könnte ich jetzt sagen, dass das nicht nötig war, aber das stimmt nicht, denn manchmal gelingt es Märchen am besten, Grausamkeit zu vermitteln.

Es ist kein Buch, das sich flüssig lesen lässt, was nicht am Schreibstil, sondern an der Geschichte liegt. Das Buch hat mich fertig gemacht.
Es wird nicht umsonst ab 16 Jahren empfohlen, und ich würde es auch niemandem mit schwachen Nerven empfehlen (allen anderen dafür umso mehr - LEST ES!), denn es wird nichts beschönigt. Vor allem nicht der Krieg, der in seiner Brutalität dargestellt wird. Zwischendurch mischt sich auch ein leichter Zynismus in die Worte.
Doch es gibt auch einige unglaublich berührende Momente, dazu ist das Buch unglaublich emotional, mitreißend und bewegend geschrieben. Die Geschichte ist lebendig, ich wurde von den Emotionen überwältigt, von den Geschehnissen mitgerissen und das Buch hat mich eben einfach fertig gemacht. Und wenn die Gefühle dich durchzucken wie Elektroschocks, was vor allem in dem Zusammenhang ein pietätloser Vergleich ist, kannst du dir nicht mal sagen, dass es nicht real ist, weil es die Realität Tausender ist.

Fazit: Ein emotionales, mitreißendes, berührendes und poetisches Buch, das mich fertig gemacht hat, voller Authentizität und wundervoller Grausamkeit!! Zwei grundverschiedene, sehr vielschichtige Protagonisten inmitten eines Bürgerkriegs und Neo-Nationalsozialismus, über die der Leser umfassend informiert wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein fesselndes Märchen mit tiefgründigen Charakteren

Zorn und Morgenröte
1

Inhalt:

An jedem Tag nimmt sich der Herrscher von Chorasan, Chalid Ibn al-Rashid, eine neue Frau, die er mit der Morgendämmerung hinrichten lässt. Doch dann meldet sich die junge Shahrzad freiwillig - ...

Inhalt:

An jedem Tag nimmt sich der Herrscher von Chorasan, Chalid Ibn al-Rashid, eine neue Frau, die er mit der Morgendämmerung hinrichten lässt. Doch dann meldet sich die junge Shahrzad freiwillig - mit dem festen Willen, zu überleben und ihre beste Freundin, eine dieser Bräute, zu rächen. Sie beginnt ein Spiel um Leben und Tod ...


Meine Meinung:

Die Geschichte ist von „1001 Nacht“ inspiriert, und die Atmosphäre ist dieselbe. Das orientalische Setting verbunden mit dem märchenhaften Schreibstil entführt den Leser in eine uns fremde, zauberhafte Welt und lädt so zum Träumen ein. Dies wird noch unterstrichen durch den poetischen Schreibstil, der mit malerischen Beschreibungen Bilder vor den Augen des Lesers entstehen lässt.
So wird beispielsweise der Palast als wunderschön beschrieben und ich glitt in eine Welt wie der aus „1001 Nacht“. Schattenseite des Ganzen ist allerdings, dass auch die Namen authentisch sind, was dazu führen kann, dass sie für ungewohnte Ohren schwerer zu merken sind.

Shahrzad ist ein toller Charakter. Ich mochte ihre überlegene, vielleicht zwischendurch leicht überhebliche Art, mit der sie sowohl mit dem Kalifen als auch mit ihrem Leben spielt. Sie ist sehr selbstbewusst und ungemein schlagfertig, nicht immer respektvoll, dafür eigenständig und eigenwillig. Ihre Schlagfertigkeit verleiht dem Buch eine Spur Humor.
Sie will ihre Freundin Shiva rächen und der Leser merkt schnell, wie sie für die Menschen, die ihr nahestehen, kämpft. Sie ist selbstlos, gerade weil sie sich freiwillig für den Tod meldet, man spürt ihre steigende Angst, die mit dem Morgengrauen kommt und doch lässt sie sich keine Schwäche anmerken, gibt sich überlegen und unbesiegbar.

Chalid Ibn al-Rashid gilt als grausamer König, doch schon im Prolog wird dem Leser vor Augen geführt, dass sich mehr dahinter verbirgt. So wird er zu einem unheimlich tiefgründigen, tollen Charakter mit vielen, oft auch dunklen Seiten und einem Geheimnis, das lange verborgen bleibt. Die brennende Frage nach dem Hintergrund der Morde und der Andeutungen im Prolog treibt den Leser durchs Buch und fesselt ihn zusammen mit der spannenden Handlung an die Seiten. Action und ruhigere Abschnitte wechseln sich ab, jedoch immer durchzogen von einer pulsierenden Spannung.
Das Buch wird aus mehreren Sichten erzählt, meist von der Hauptperson, aber auch andere Charaktere erhalten kurze Passagen.

So zum Beispiel Tarik, Shahrzads Liebe und Freund seit Kindestagen, ein sehr impulsiver Charakter, der Shahrzad über alles liebt.
Oder Jahandar, Shahrzads Vater, ebenfalls ein vielschichtiger Charakter. Ihre Schwester Irsa erhält kaum Auftritte, doch schon auf den wenigen Seiten wirkte sie recht lebendig.
Leider gibt es auch ein Liebesdreieck und das ist der Punkt, der meine Begeisterung ein wenig dämpfte. Nichtsdestotrotz konnte mich der Rest aber so überzeugen, dass dies eines der bisher besten Bücher dieses Jahres ist - ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung!


Fazit: Die starke, selbstbewusste, schlagfertige Shahrzad trifft auf den äußerst tiefgründigen Chalid mit der Absicht, ihn zu töten und ein dunkles Geheimnis und eine fesselnde Spannung verbunden mit vielschichtigen Charakteren und dem poetischen Schreibstil lassen die Seiten nur so vorbeifliegen!