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Veröffentlicht am 20.07.2019

Gelungene Umsetzung eines bekannten Konzeptes, bei dem das Potenzial leider nicht ausgeschöpft wurde

Coldworth City
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Das Buch besticht nicht durch neue Ideen, aber dadurch, dass ein bekanntes und bewährtes Konzept gelungen umgesetzt wird. Mädchen mit starken übernatürlichen Fähigkeiten aber traumatischer Vergangenheit ...

Das Buch besticht nicht durch neue Ideen, aber dadurch, dass ein bekanntes und bewährtes Konzept gelungen umgesetzt wird. Mädchen mit starken übernatürlichen Fähigkeiten aber traumatischer Vergangenheit trifft düsteren Typen aus Rebellengruppe – so weit, so bekannt. Das macht das Buch aber nicht schlecht, im Gegenteil, die Geschichte wird gut umgesetzt.
Wer Love Interest ist, war für mich vom ersten Satz an klar, aber die Liebesgeschichte entwickelt sich – relativ zu der Kürze des Buches – und taucht nicht aus dem Nichts aus. Die Liebesgeschichte läuft in erster Linie über die emotionale statt über die körperliche Ebene, was ihr eine gewisse Art von Tiefe gibt.

Eine andere gelungene Beziehung ist die zwischen Raven und ihrem Bruder Knox. Die Beziehung wirkt sehr authentisch, inklusive kleiner Streitereien. Die Autorin gibt sich dabei Mühe, Knox aus der platten Rolle der Funktion Geschwister zu lösen und ihm einen eigenen Charakter und eigene Handlungsmacht zu geben.
Raven selbst ist ein wenig impulsiv und rettet in ihrer Freizeit die Welt, indem sie nämlich ihre Fähigkeiten nutzt, um Verbrecher zu jagen. Was am Anfang auch für mich etwas merkwürdig klang, erhält schnell eine versteckte Intention und wird nachvollziehbar. Sie kann schnell aufbrausend sein, ist schlagfertig, aber auch durchaus intelligent. Ihre Gedankenprozesse, mit denen sie zu Entscheidungen gelangt, habe ich meist als nachvollziehbar empfunden. Die traumatischen Erfahrungen ihrer Vergangenheit sind stets präsent und haben Auswirkungen. Generell fand ich ihre Emotionen gut rübergebracht und sie war mir durchaus sympathisch.

Der größte Fehler des Buches ist vielleicht seine Kürze. Die Story ist abgeschlossen und funktioniert, aber sie bleibt ebenso wie viele ihrer Charaktere eher oberflächlich. Man merkt einfach, dass Potenzial für mehr drin gewesen wär – auch in Bezug auf den Plot. Gerade am Ende kamen viele Enthüllungen zu gehetzt und zu einfach – einfach in dem Sinne, dass hier Konflikte viel mehr hätten ausgearbeitet werden können, das lange Verdecken so sinnlos wirkte und angeteaserte Probleme gar nicht mehr den Raum haben, um zu entstehen. Was schade ist, weil einige durchaus interessant gewesen wären.
Auch ist die Geschichte durchaus sehr actionreich, spannend und lässt sich schnell durchlesen, aber auch hier kam mir das Ende fast ein wenig schnell vor. Es passt, aber es hätte auch mehr draus gemacht werden können. Ebenso hätten auch die Charaktere bei mehr Raum weiter ausgearbeitet werden können, denn auch sie und ihre Beziehungen untereinander haben viel Potenzial.

Besonders bemerkbar macht sich die Kürze bei dem World Building. Außer dem Namen und einer Einteilung in zwei Stadtbezirke erfährt man quasi nichts über Coldworth City. Vor allem aber erfährt man nichts über die MutantInnen. Dabei werden auch hier Aspekte angestoßen – aber nie weiter verfolgt. Auch die Gesellschaftsordnung und die Politik dieser alternativen Welt bleiben im Dunklen.
Das alles fehlt komplett und das ist schade, weil so auch der/dem AntagonistIn nur eine platte Motivation gegeben wird und der/die LeserIn nichts über die Hintergründe erfährt, wodurch leider die ganze Welt flach bleibt, sodass das Buch nur eine spannende, aber oberflächliche Unterhaltung bietet – trotz viel Potenzial.

Fazit: Kein neues Konzept, aber eine gelungene Umsetzung und eine tiefgründige Darstellung der Beziehungen der sympathischen Protagonistin zu ihrem Bruder und dem Love Interest. Aufgrund der Kürze bleibt allerdings vieles oberflächlich, insbesondere das World Building und einige Konflikte.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Melancholisch und poetisch

Nashville oder Das Wolfsspiel
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„Nashville“ ist für mich persönlich nicht so gut wie die anderen Bücher von der Autorin, was es nicht zu einem schlechten Buch macht, denn aus der Masse der meisten Bücher sticht es immer noch problemlos ...

„Nashville“ ist für mich persönlich nicht so gut wie die anderen Bücher von der Autorin, was es nicht zu einem schlechten Buch macht, denn aus der Masse der meisten Bücher sticht es immer noch problemlos heraus.
Von Anfang an muss man sich einfach darauf einlassen, dass Svenja Nashville bei sich aufnimmt und nicht zur Polizei geht. Dass alle hinnehmen, dass eine Achtzehnjährige einfach so ein ihr zugelaufenes Kind aufnimmt. Das sind Handlungen, die gegen jede Vernunft laufen, aber nur wenn man sie einfach akzeptiert, kann man dem Buch auch eine Chance geben.

Natürlich zeigt sich aber auch hier der herausragende Schreibstil der Autorin, allein schon generell in der Wortwahl und der Formulierung der Sätze. Diese sogen mich hinein in ihre poetische Melancholie. Das ist ein Stil, mit dem klarkommen muss, aber der auch einfach ziemlich cool ist, obwohl ich auch hier sagen würde, dass er in anderen Werken von ihr besser zur Geltung kommt. Aber vielleicht liegt das alles auch einfach daran, dass dieses Buch an sich einfach nicht ganz mein persönlicher Fall war und andere empfinden das ganz anders.

Das Ganze spielt in Tübingen im Sommersemester. Svenja ist dorthin gezogen und fängt ihr zweites Semester Medizin an. Der Autorin gelingt es dabei, diese Atmosphäre und auch ein bisschen die alltäglichen Sorgen von Studierenden spürbar zu machen, gerade auch die vom Anfang des Studiums. Svenja steht an einem Umbruch, weiß nicht so ganz, was sie will, genießt einerseits ihre neue Selbstständigkeit, ist aber auch andererseits davon überfordert, alles alleine klären zu müssen – und das alles noch viel mehr, da sie sich ja auch noch um Nashville kümmert. In gewisser Weise schwingt da eine Metaphorik mit, dazu, auszuziehen und eigenständig zu werden, und der Autorin gelingt es durchaus, diese Emotionen rüberzubringen.
Ansonsten ist Svenja aber, wie es auch zu dem Stil passt, recht naiv, leichtgläubig und verträumt, was nicht unbedingt schlecht ist. Wie gesagt, man muss mit dem Stil klarkommen, und der umschließt die Handlung ebenso wie die Charaktere.

Ein zentrales Thema des Buches ist allerdings Obdachlosigkeit. Durch den Stil wird dem natürlich eine gewisse romantisierende Seite verliehen, dennoch habe ich es als Abwechslung empfunden, dass diesem doch oft eher totgeschwiegenen, aber im Alltag in der Stadt stets präsenten Thema Beachtung geschenkt wird.
Was mir auch sehr gefallen hat, war, wie selbstverständlich mit LGBT+ umgegangen wird. Generell wird sehr offen mit dem Thema Sex umgegangen, ungewöhnlich für andere Jugendbücher, aber sehr authentisch. Liebesgeschichten spielen eine Rolle, spielen sich aber nicht dauernd auf störende Weise in den Vordergrund.

Ich versank beim Lesen ein wenig in dem düsteren, aber poetischen Stil, ließ mich von bildhaften Worten davontragen und von dem Sog, der durch die immer präsente unterschwellige Spannung entstand, mitreißen. Dabei weiß gerade das Ende noch mal zu schockieren und bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit in Erinnerung. Auch wenn ich manches schon vorhergesehen habe. Vieles enthält dabei Diskussionspotenzial und nicht alle Handlungen sind unproblematisch - aber ich glaube, das ist auch gewollt, um eben infragezustellen, zu schockieren und darüber nachzudenken.

Fazit: Einige Handlungen sind nicht wirklich nachvollziehbar, trotzdem eine Geschichte im düsteren, poetischen und melancholischen Stil, die fesselnd Themen wie Obdachlosigkeit anspricht und passend zu diesem Stil eine eher naive, leichtgläubige und verträumte Protagonistin im Zentrum hat.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Mindfuck

Mehr als das
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Dieses Buch ist so Mindfuck. Ehrlich. Ich würde total gerne irgendwas zu dem Inhalt sagen, nur um darüber reden zu können, aber jedes bisschen Information ist eigentlich schon ein Spoiler, denn dieses ...

Dieses Buch ist so Mindfuck. Ehrlich. Ich würde total gerne irgendwas zu dem Inhalt sagen, nur um darüber reden zu können, aber jedes bisschen Information ist eigentlich schon ein Spoiler, denn dieses Buch lebt davon, dass man keinen Plan hat. Dass man, genau wie der Protagonist, keine Ahnung hat, was da eigentlich abgeht.
Man wacht mit ihm auf, und versucht, sich eine Reim darauf zu machen, entwickelt Theorien, die teilweise echt abgedreht und krass sind, verwirft sie, bekommt Informationsbrocken und weiß vor allem nicht mehr, was eigentlich real ist.
Wie der Protagonist hinterfragt man das, was man kennt, denkt sich zwischendurch "wtf" und ist sich bis einschließlich des Endes nie so ganz sicher, was jetzt eigentlich Sache ist. Und davon lebt das Buch. Davon lebt diese Geschichte. Aber es ist ziemlich schwer, ein Buch zu empfehlen, über das man eigentlich nichts sagen will. Nur so viel sei verraten: Dies ist auch ein Buch für diejenigen, die Own Voice-Bücher suchen, in denen Homosexualität thematisiert wird.

Fangen wir mit dem Schreibstil an. Der kommt vermutlich im Original weitaus cooler rüber. Er ist manchmal geprägt von Einschüben und Unterbrechungen, sodass man wirklich das Gefühl hat, im Kopf des Protagonisten zu stecken, seine Eindrücke und Gedanken zu teilen, die in solchen verwirrten Momenten sich ganz natürlich überlagern, und genauso verwirrt zu sein wie er. Es passte für mich absolut zum Stil des Buches, und ich fand das echt cool.
Allerdings passierte es zwischendurch, dass Absätze merkwürdig gesetzt wurden, jedenfalls konnte ich manchmal wörtliche Rede nicht ganz zuordnen, aber das sind Nebensächlichkeiten.

Das Buch. Es hinterfragt die Realität, die Welt, unsere Werte und Ansichten, die Gesellschaft und vor allem auch die Psyche des Menschen. Ich mochte es, wie vielschichtig die Charaktere waren, selbst die, die gar nicht aufgetaucht sind.
Man taucht immer mal wieder in Erinnerungen ein, lernt den Protagonisten kennen, erfährt seine Geheimnisse und doch nicht alle. Man wird von Wendungen der Handlung überrascht, ist manchmal fassungslos und ungläubig ihretwegen, hat unzählige Mindfuck-Momente. Es ist einfach kein typisches Buch, sondern mehr ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Realität und den Wahrheiten, das immer wieder das eigene Konzept (und das des Protagonisten) auf den Kopf stellt, das überrascht und infragestellt.
Und ich war gefesselt davon. Wenn ich das Buch las, vergaß ich alles um mich herum, die Geschichte zog mich in einen Sog, bannte mich an die Seiten, sodass ich ganz in diese merkwürdige Welt eintauchte, in der der Protagonist aufwacht.

Ich könnte jetzt noch so viel schreiben, aber ich habe Angst, irgendwas vorwegzunehmen, denn das Buch lebt eben davon, dass man genauso wenig Ahnung hat wie der Protagonist. Selbst eine Genre-Beschreibung würde eigentlich spoilern. Aber wenn man sich darauf einlässt, ist es ein unheimlich cooles und vor allem außergewöhnliches Leseereignis, das ziemlich gut geschrieben ist.

Fazit: Mindfuck. Eine fesselnde Geschichte, bei der man miträt, die Gedanken des Protagonisten direkt teilt, nie so ganz weiß, was real ist und immer wieder überrascht wird.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Düsteres Feenmärchen

Die Rabenkönigin
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Inhalt:

Seitdem Majas Mutter dem Ruf des Feenkönigs gefolgt und mit ihm in sein Reich gegangen ist, hütet ihr Vater seine einzige Tochter wie eine Gefangene. Denn wie bei ihrer Mutter fließt auch in Majas ...

Inhalt:

Seitdem Majas Mutter dem Ruf des Feenkönigs gefolgt und mit ihm in sein Reich gegangen ist, hütet ihr Vater seine einzige Tochter wie eine Gefangene. Denn wie bei ihrer Mutter fließt auch in Majas Adern Feenblut und ihr Vater fürchtet, sie könnte ebenso dem Feenwahn verfallen.
Vor einem Jahr ging Majas bester Freund Elejas zum Schloss der Königsfamilie, um dort eine Anstellung als Musiker zu finden, und seitdem hat Maja nichts mehr von ihm gehört. Doch in ihren Träumen bittet er sie um Hilfe. Als sich ihr die Möglichkeit auftut, zum Schloss zu reiten, ergreift Maja die Chance - denn nur so, glaubt sie, kann sie Elejas helfen, wie es die Magie in ihren Adern flüstert. Doch es heißt, auf dem Schloss liege ein Fluch, und seit Jahren hat keiner mehr ein Mitglied der Königsfamilie gesehen. Wird Maja Elejas dort finden? Und welche Geheimnisse verbirgt das Schloss?

Meine Meinung:

Bei diesem Buch hatte ich das Gefühl, dass es in diesem Genre noch möglich ist, eine außergewöhnliche Geschichte zu schreiben, die anders als alle anderen ist. Eine Geschichte außerhalb der üblichen Klischees. Eine einzigartige Geschichte. Und wahrscheinlich würde man bei näherer Betrachtung bekannte Elemente finden. Allerdings fand ich eben, dass diese neu umgesetzt wurden.
Ich hatte vor dem Lesen eigentlich gar nicht mehr so wirklich eine Ahnung, worum es geht, nur, dass ich es gerne lesen wollte. Was eigentlich so ziemlich die beste Weise ist, um an dieses Buch heranzugehen. Ich werde auch versuchen, gar nicht so viel über die Handlung zu verraten, denn eigentlich kann man sich lieber überraschen lassen. Denn was meiner Meinung nach das Buch auch ausmacht, ist, dass es ständig unerwartete Wendungen gibt und dass nichts vorhersehbar erscheint. Ich hatte keinen Plan, wie die auftretenden Konflikte gelöst werden könnten und hatte auch das Gefühl, dass alles möglich wäre, was für mich in diesem Genre eher ungewöhnlich ist.
Dabei sind die Zusammenhänge nicht ganz unkompliziert und beim ersten Lesen fiel es mir nicht immer leicht, mich zu konzentrieren und sie zu verstehen, gleichzeitig spricht das aber auch dafür, wie durchdacht sie sind.

Auch die Charaktere habe ich als sehr tiefgründig empfunden. Ich hatte das Gefühl, jedeR hätte eine Vergangenheit, die sie/ihn geprägt hat, versteckte Ängste und Emotionen, positive und negative Seiten. Zum Beispiel Majas Vater, der auf den ersten Blick streng, unnachgiebig und verbittert wirkt, der dann aber in einer Szene verloren und verletzlich gezeigt wird und der sein Verhalten aus der Trauer um den Verlust seiner Frau und der Angst um seine Tochter speist. Gleichzeitig wird ein Bild von ihm gezeichnet, wie er war, bevor seine Frau dem Feenwahn verfallen ist, das anders ist - das eines glücklichen jungen reichen Mannes, der seine Frau auf den Händen trägt.
Und bei anderen Charakteren ist das noch ausgeprägter. Diese Tiefgründigkeit zeigt sich auch bei de/dem AntagonistIn, de/die ebenso Gründe für sei/ihr Verhalten hat, Motive, eine Vergangenheit; sodass man fast versucht ist, Mitleid zu empfinden. Etwas, was ich sehr an diesem Buch mochte.

Auch Maja selbst ist eine sehr sympathische Protagonistin. Unerschrocken, selbstbewusst und oft handelt sie einfach aus dem Bauch heraus und folgt ihrer Intuition - oder ihrer Feenmagie, wie man es nimmt. Sie will nicht auf ihr Blut reduziert werden, kämpft dafür, ein eigenständiges Leben führen zu können und ist bereit, sich dafür ihren Ängsten zu stellen. Zudem ist sie sehr schlagfertig, was mit einem anderen Charakter zu Schlagabtauschen führt, die ich sehr gerne gelesen habe. Generell mischt sich immer ein leichter Sarkasmus in die düstere Erzählung.
Was ich auch sehr mochte, war, dass Stärke als innere Stärke definiert wird. Maja kann nicht kämpfen, ist verletzlich und zeigt ihre Stärke darin, dass sie sich nicht unterkriegen lässt und ihren Willen behauptet. Überhaupt geht es viel um die Bedeutung innerer Werte.

Was dafür ein bisschen vernachlässigt wird, ist das World Building, was ich aber nicht weiter schlimm fand. Die High Fantasy-Welt erinnert typischerweise an das europäische (Spät?)Mittelalter (was auch gerade total falsch eingeordnet sein kann, aber ihr versteht, worauf ich hinaus will ^^), Informationen zur Gesellschaft sind aber nur spärlich und über die anderen Länder erfährt man kaum etwas. Mich hat das allerdings nicht gestört. Der Fokus liegt eben vor allem auf der Handlung und alles dafür Relevante ist ausreichend fundiert.
Wie bereits angedeutet, geht es hier um Feen. Wer meinen Blog schon länger verfolgt, dürfte gemerkt haben, wie sehr ich Feenmythen mag, und das gilt besonders für die düsteren. Und ebendiese sind es, die in diesem Buch mit kalter Schönheit in fast gruseliger Gestalt zum Ausdruck kommen. Viele Volkslegenden spielen dabei mit hinein, wie eben Spiegel als Portale zwischen den Welten, ein Feenkönig, der zum Feentanz entführt, dem Wahn, den man unter Feen anfällt, Eisen als Waffe, und einigem mehr. Hier merkt man eine gelungene Recherche.

Was die Erzählweise betrifft, so wirkt diese manchmal fast märchenhaft, wenn auch auf düstere Weise. Es ist ein düsteres Märchen, und der poetische, sehr bildhafte Schreibstil ließ Staub und verwelkten Rosen, das dunkle Schloss, verhüllte Spiegel, verwucherte Gärten voller Statuten und unzählige Raben vor meinem inneren Auge wirklich werden.
Dabei versank ich quasi in dieser Welt voller dunkler Schönheit und teils bezaubernder Grausamkeit, und nicht zuletzt auch dank der hohen Spannung entpuppt sich dieses Buch als sehr fesselnd. Durch kleine Sichtwechsel (wobei der Hauptfokus eindeutig auf Maja liegt) ist man als LeserIn teilweise den Charakteren voraus, was jedoch nicht anstrengend wurde. Und am Ende war ich traurig, dass die Geschichte schon vorbei war und ich Abschied von den Charakteren nehmen musste.

Fazit: Märchenhafte und unvorhersehbare Erzählung mit sehr tiefgründigen Charakteren mit Motiven für ihr Handeln, unterhaltsamen Schlagabtauschen und poetischem Schreibstil, die bekannte Feenmythen auf düstere Weise umsetzt!

Veröffentlicht am 13.05.2018

Entführt in Welt mit wunderschöner winterlicher Atmosphäre, allerdings zwischenzeitlich nicht nachvollziehbare Handlungen der Protagonistin

Die silberne Königin
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Schon in "Tochter des dunklen Waldes" ist mir aufgefallen, dass die Autorin sehr gut darin ist, eine Atmosphäre zu kreieren. Ihre Beschreibungen ließen auch diesmal Bilder vor meinem inneren Auge entstehen, ...

Schon in "Tochter des dunklen Waldes" ist mir aufgefallen, dass die Autorin sehr gut darin ist, eine Atmosphäre zu kreieren. Ihre Beschreibungen ließen auch diesmal Bilder vor meinem inneren Auge entstehen, ließen den eisigen, ewigen Winter einziehen, aber auch im Vergleich dazu die warme Chocolaterie.
Das Buch spielt in einer fiktiven Welt, über die man allerdings nicht allzu viel erfährt, einerseits, da die Stadt abgeschottet ist von der Außenwelt, andererseits, weil Wissen gefährlich ist. Dabei haben die Orte und teils auch Personen deutsche Namen wie Silberganz oder eben Madame Weltfremd, was einerseits ja ganz nett ist, da man das im englischsprachigen Raum ja auch so macht, das ich aber andererseits teilweise auch ein wenig befremdlich fand. Was aber vermutlich ein sehr subjektiver Eindruck ist.

Innerhalb der eigentlichen Story wird eine weitere, schon im Klappentext angesprochene Geschichte erzählt, was zum Mitraten einlädt. Und ich muss sagen, ich bin echt nicht so ganz auf alles gekommen und konnte tatsächlich überrascht werden. Andererseits fand ich es auch gut, dass diese Geschichte nicht zu viel Raum einnimmt, da das schnell anstrengend werden kann.
Generell kann man sagen, dass die Gut-Böse-Grenzen in diesem Buch verwischen und auch die Frage danach gestellt wird, inwiefern ein Mensch, der Schlechtes tut, auch noch gut sein kann. Die moralischen Überlegungen, die dahinter stehen, fand ich dabei recht interessant. Inwieweit man die Einstellung, die letztendlich hier vertreten wird, übernimmt, bleibt wohl jedem selbst überlassen.
Ansonsten fiel mir auf, dass das Konzept dem aus "Tochter des dunklen Waldes" in manchen Bereichen ähnelt. Einerseits merkt man hier dann den Stil der Autorin an, andererseits macht es das auch ein stückweit vorhersehbar.

Apropos vorhersehbar: Bei der Liebesgeschichte habe ich mir irgendwie gewünscht, sie würde nicht so laufen, wie ich es mir gedacht habe. Womit ich leider falsch lag. Ich meine, es gibt hier durchaus eine Entwicklung und alles. Aber na ja.
Die Charaktere bleiben bei näherer Betrachtung, gerade was die Nebencharaktere angeht, eher blass, was ich allerdings nicht als allzu störend empfunden habe, da der Fokus auf den Hauptfiguren liegt und das in gewisser Weise zu dem märchenhaften Stil passt.

Was aber zwischendurch für ein paar kleine Hä-Momente bei mir gesorgt hat, war das Verhalten der Protagonistin. Denn die Gründe dafür waren mir zwischendurch ehrlich gesagt ziemlich schleierhaft.
Emma ist eine freundliche, pragmatische und entschlossene Person, die allerdings trotzdem manchmal ihren Träumen nachhängt, in der Chocolaterie arbeiten zu dürfen, während sie sich um ihren alkoholabhängigen Vater kümmert und unter unmenschlichen Dingen in den Mienen für ihr Überleben schuftet. Sie ist durchaus sympathisch, das war nicht das Problem.
Das Problem war eher, dass sie ab einem bestimmten Punkt der Handlung auf einmal Dinge tut, von denen ich keine Ahnung hatte, warum sie plötzlich glaubt, diese Dinge tun zu müssen, warum ausgerechnet jetzt und was genau sie eigentlich mit ihrem Verhalten bezwecken will. Vor allem auch in der Art und Weise, in der sie auftritt.
Natürlich bettet sich das in die Handlung ein und langsam wurden die nachfolgenden Handlungen wieder nachvollziehbarer, aber na ja. Hier fehlte irgendwie Entwicklung.

Nichtsdestotrotz war das Buch durchaus fesselnd und ich habe es flüssig durchgelesen, mich in diese kalte, winterliche Welt entführen lassen. Und dafür ist das Buch wirklich gut: Sich einfach mal in eine andere Welt entführen zu lassen, in eine Welt des ewigen Winters, der Märchen und mehr.
Dabei habe ich tatsächlich bei dem Klappentext nicht geahnt, was da noch so alles an Hintergründen hintersteckt und war überrascht von einigen Enthüllungen und die Wege, die die Handlung einschlug.

Fazit: Wunderschöne winterliche Atmosphäre, die durch sehr bildliche Beschreibungen spürbar wird und einen für einige Stunden in eine andere eisige Welt entführt, allerdings fand ich an einem Punkt die Handlungen der Protagonistin absolut nicht nachvollziehbar