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Veröffentlicht am 12.01.2018

Poetische Herangehensweise an ein ernstes, aktuelles und emotional mitreißendes Thema

Feuerfrühling
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !

Inhalt:

Nachdem Nuri und Calvin sich endlich gefunden haben, leben sie jetzt in Arsal, einer Stadt im Libanon, gemeinsam mit den anderen. Doch das ist ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !



Inhalt:

Nachdem Nuri und Calvin sich endlich gefunden haben, leben sie jetzt in Arsal, einer Stadt im Libanon, gemeinsam mit den anderen. Doch das ist nur vorübergehend, und als der IS auch hierhin seine Fänge auswirft, beschließen sie, dass sie endlich zurück nach Deutschland fliehen müssen. Doch es gibt zu viele Flüchtende überall, zu viele Grenzen sind längst dicht, und so sind sind sie nur eine Gruppe von vielen, die nach Deutschland wollen.
Gleichzeitig haben die Erlebnisse Spuren an Calvin hinterlassen, die Wut und Gewalt in ihm wecken. Kann seine Beziehung zu Nuri trotz allem bestehen? Und schaffen sie es, rechtzeitig zum Prozess wieder in Deutschland zu sein?

Meine Meinung:

Irgendwie hat der dritte Band all das bestätigt, wovor ich insgeheim Angst hatte. Ich meine, genaugenommen hat es der zweite Band auch schon, aber erst hier wurde das wirklich deutlich. Und zum Ende dieses Teiles hin hatte ich teilweise wirklich den Gedanken, dass ich es beim ersten Band hätte belassen sollen, dass ich ihn so grandios in Erinnerung hätte halten sollen, wie er war, dass ich auf mein Bauchgefühl hätte hören sollen.
Und ja, ein Stück weit würde ich das LeserInnen auch fast empfehlen, auch wenn man nach dem zweiten wohl auch noch den dritten lesen kann, denn dazwischen tut sich nichts. Ich kann auch nicht sagen, ob es daran liegt, dass ich den ersten Teil so glorifiziert habe, aber ich versuch jetzt einfach mal, meine Gedanken in Worte zu fassen.

Ich hatte in diesem Buch irgendwann das Gefühl, dass die Magie des ersten Bandes verloren gegangen ist. Irgendwo während des zweiten und dritten Teiles, ohne dass ich es bemerkt habe. Die Charaktere waren nicht mehr die, die ich ins Herz geschlossen habe, es war nicht länger die Geschichte eines Neo-Nazis und eines jungen, geflüchteten Mädchens, die sich über Vorurteile hinwegsetzen, nicht die Geschichte darüber, dass Menschen sich verändern können, nicht die Geschichte, die erstaunlich nah an der Realität dran war.
Denn objektiv betrachtet ist der dritte Band alles andere als schlecht. Überhaupt nicht. Aber es ist diese Magie, es ist das, was den Auftakt so umwerfend gemacht hat, dieser kleine Zauber, dieses Realistische, quasi die Seele, die mir verloren gegangen ist. Auch schon im zweiten Teil, wenn ich jetzt zurückblicke, auch wenn mir das da noch nicht so klar war.
Es ist also nichts wirklich greifbares, und daher vielleicht auch subjektiv, und vermutlich werden die meisten von euch das Buch toll finden. Aber es geht hier ja schließlich um meine subjektive Meinung.

Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, dass diese Geschichte, die ich geliebt hatte, genommen und weitergeführt würde, weg von dem, was sie ausmacht, ohne zu wissen, was genau das ist. So, als müsste alles unbedingt weitergeführt werden, alle Seiten der Flucht grausam gezeigt werden.
Und versteht mich nicht falsch, wenn man die Charaktere weglässt, dann zeigt der Autor ein grausames, aber eben auch realistisches Bild von der Flucht, zeigt, wie hart diese wirklich ist, welche Schrecken sie bietet, was für Opfer sie fordert. Er zeigt, wie sehr die Grenzschließungen und überfüllte Lager die Situation noch verschlimmern, zeigt die Lebensgefahr, die Opferbereitschaft, zeigt, wie Menschen, die doch im Kern genauso sind wie wir alle, alles verlieren, wie sie, nur angetrieben von ihrer Suche nach Sicherheit und Freiheit, ihr ganzes Leben und ihren ganzen Besitz aufgeben.
Er zeigt, wie schwierig und gefährlich es wirklich ist, nach Deutschland zu gelangen, und ich verzweifelte mit den Charakteren, litt mit ihnen, ohne es wirklich zu tun, weil ich von der Realität eben keine Ahnung habe. Auch dieser Band ist wieder tiefgründig recherchiert und bietet Rechercheanstöße.

Und auch in diesem Band ist die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland ein immer präsentes Thema, auch dadurch, dass auch Cindy einige Absätze erhält. Cindy, die ebenfalls allmählich zu zweifeln beginnt. Und obwohl man es vielleicht als idealistisch kritisieren könnte, mochte ich es, dass das Bild vermittelt wird, dass Menschen sich ändern können und nicht aus Prinzip "schlecht" sind.
Dennoch wird auch hier die Ungerechtigkeit gegenüber Geflüchteten thematisiert, die Stigmatisierung, die Vorurteile, die zunehmend geschürzt werden, die stetige Präsenz von Neo-Nazis mit ihrem ebenso stets präsentem Hass, ... Und dann natürlich die Frage nach dem Prozess. Und danach, ob es sowas wie Gerechtigkeit wirklich gibt.

Während mich das im zweiten nur unterschwellig gestört hat, spielte hier in das oben beschriebene Gefühl mit rein, dass ich zwischendurch doch dachte, dass es ein wenig absurd ist, was Calvin alles durchlaufen hat - und noch durchläuft. Ein Deutscher, der aus Syrien zurück nach Deutschland flieht?
Und dann auch noch Calvin? Denn dieser Calvin hat kaum noch was mit dem Calvin aus dem ersten Band gemein. Und nein, der war mir lange auch nicht sympathisch, aber irgendwann hatte ich einfach dieses Gefühl, dass diese Charaktere wenig mit den ursprünglichen Charakteren (auch nach ihrer Entwicklung im ersten Band) gemein hatten, dass die Geschichte wenig mit der ursprünglichen Geschichte gemein hatte, so als hätte sie sich irgendwann zwischendurch selbst verloren.
Und natürlich werden Fäden zusammengelegt, aber zwischendurch schlich sich die Frage in meinen Kopf, wann es denn endlich vorbei wäre, vielleicht nicht nur auf die genervte, sondern auch auf die mitfühlende Weise, vielleicht auch beides gleichzeitig.

Der Stil ist dabei wie der zweite poetisch und schleudert mit seinen Formulierungen dem/-r LeserIn teilweise Fakten eiskalt ins Gesicht, Fakten, die einem schon irgendwie das Herz brechen. Zwischendurch schämte ich mich fast dafür, in einem Erste-Welt-Land zu leben, quasi alles zu haben, während anderen Menschen auf der Welt solche Schicksale widerfahren.
Wie auch im Vorgänger balanciert auch hier der Stil zwischen Vorstellung und Wirklichkeit, zwischen Illusionen und tatsächlichen Geschnissen, zwischen unrealistischem Märchen und recherchierter Realität. Manchmal war es mir zwischendurch fast zu viel, fast zu viel für dieses doch sehr ernste Thema, während ich es im ersten Band noch geliebt habe. Vielleicht ist das aber auch eine Weise, sich diesem Thema zu nähern, auf fiktive Weisen die Realität zu vermitteln. Ich denke, das ist letztendlich Geschmackssache.

Fazit: Sehr gut recherchiertes, emotional mitreißendes Buch, das für mich persönlich aber ein wenig auch im zweiten Band schon die Seele des Auftaktes verloren hat, dadurch, dass ich das Gefühl hatte, dass die Charaktere wenig mit den Charakteren aus dem ersten Band und auch die Geschichte nur noch wenig mit der aus dem ersten Band gemein hatten. Ob es zu viel Poesie, zu unrealistisch, zu anders ist, oder ob dies einfach nur eine andere Herangehensweise an dieses ernste, sehr ausführlich in vielen Facetten dargestellte Thema ist, bleibt aber im Endeffekt jedem selbst überlassen.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Bekanntes Konzept mit sympathischen Protagonisten, jedoch zunehmend unverständliche Handlungen und fehlende Tiefe

Soul Mates, Band 1: Flüstern des Lichts (Unvergessliche Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Das Grundkonzept dieses Buches ist altbekannt: Idyllische Kleinstadt, in der jeder jeden kennt. Nerdige Protagonistin mit traumatischer Vergangenheit und kleinen Ungereimtheiten (sie hört merkwürdige Schreie), ...

Das Grundkonzept dieses Buches ist altbekannt: Idyllische Kleinstadt, in der jeder jeden kennt. Nerdige Protagonistin mit traumatischer Vergangenheit und kleinen Ungereimtheiten (sie hört merkwürdige Schreie), die sich um Normalität bemüht. Ein attraktiver, aber düsterer und gefährlich anmutender Typ, der plötzlich auftaucht und sie mit einer übernatürlichen Welt in Kontakt bringt, in der es die Guten gibt, die gegen die Bösen kämpfen.
Huch, da meldet sich ein kleiner Wiedererkennungswert. Das Buch hatte dabei den deutlichen Vorteil, dass ich just zu dem Zeitpunkt mal wieder richtig Lust auf so eine Story hatte - oder zumindest auf die Kernbereiche - und somit bereit war, mich darauf einzulassen.

Rayne war mir dabei durchaus sympathisch. Sympathievorschuss erhielt sie allein schon dadurch, dass ihr größtes Hobby Lesen ist, sie in einer Buchhandlung arbeitet und sich auch sonst gerne anderen Welten zuwendet. Sie liebt ihre Adoptivfamilie über alles und kümmert sich rührend um ihre kleine Adoptivschwester Emma. Tragische Vergangenheit also (sie kann sich an ihre ersten fünf Lebensjahre nicht erinnern und die danach waren auch nicht viel besser), aber kein komplett kaputter Charakter, sondern in vielen Bereichen eine normale Jugendliche.
Als sie dann mit dieser anderen Welt konfrontiert wird, verschließt sie nicht die Augen davor, sondern akzeptiert zwar nicht direkt, aber ohne dass es anstrengend wird ganz rational die sich vor ihr ausbreitenden Beweise. Auch danach lässt sie sich nicht unterkriegen und bietet zum Beispiel Colt Paroli, ohne ihr Gehirn gleich abzugeben.

Womit wir bei Colt wären. Colt ist der klassiche Bad Boy - dunkle Seiten, Geheimnisse, bedrohliches Auftreten. Ich mochte ihn, zumal er Rayne nicht wie den letzten Dreck behandelt. Ich meine, ich würde auch Leute mit dem Messer bedrohen, bei denen ich nicht weiß, auf welcher Seite sie stehen. Danach verhält er sich eigentlich ganz ... ich will jetzt nicht sagen, zuvorkommend, aber immerhin respektvoll.
Die Dialoge zwischen den beiden sind durchaus unterhaltsam, die Liebesgeschichte entwickelt sich jetzt nicht allzu langsam, aber schon nachvollziehbar, aufbauend auf anfänglicher Anziehung, auch wenn es hier ein übliches Drama gibt.

Ich mochte es dabei, dass Seelenpartner nicht gleich Liebespartner war, im Gegenteil. Das gab dem Ganzen mal eine neue Ebene.
Ansonsten wartete ich allerdings leider eher vergeblich auf die erhoffte Tiefgründigkeit. Immer wieder hoffte ich, die Grenzen zwischen der strikten Schwarz-Weiß-Einteilung von Gut und Böse würden verwischt werden, doch dieses Potenzial wurde leider nicht genutzt. Schade. Mir wären da einige Ideen gekommen.
Die Handlung selbst ist durchaus spannend und fesselnd, sodass ich es im Nu durchhatte, zumal sich der Schreibstil ziemlich flüssig lesen lässt, auch dank der sarkastischen Färbung.

Doch gleichzeitig hatte ich oft das Gefühl, die Erklärungen zu dieser Welt, ihrem Aufbau, den Fähigkeiten und Funktionen nicht ganz verstanden zu haben. Vieles erschien mir unklar oder widersprüchlich, manche Dinge verstand ich einfach nicht, und ich kann nicht genau sagen, ob ich es einfach aufgrund des Tempos zu schnell gelesen habe oder ob die Erklärungen tatsächlich unzureichend sind. Aber auch wenn ich zurückblätterte und Dinge nachlas, wurden diese nicht wirklich klarer.
Daraus resultierend wurden mir auch die Handlungen der Charaktere (insbesondere der Antagonisten) mit steigender Seitenzahl immer unverständlicher. Viele Enthüllungen ließen sich zumindest erahnen, wirklich überrascht hat mich da nichts, was ja an und für sich nicht zwingend negativ ist.
Trotz dass ich aber mit der Handlung zunehmend weniger klarkam, ist doch deutlich Potenzial für die Fortsetzung vorhanden, das besonders in der Leseprobe zum zweiten Band angedeutet wird, sodass ich diesen wahrscheinlich lesen werde.

Fazit: Bekanntes Fantasy-Konzept mit sympathischer Protagonistin und ebenso sympathischem Bad Boy - lockerer, flüssig zu lesender Schreibstil, allerdings zunehmend unverständliche Handlung und unklare Erklärungen über die Hintergründe, dabei kaum Verwischen der Grenzen der strikten Gut-Böse-Trennung trotz Potenzial.

Veröffentlicht am 31.12.2017

Tolle Gestaltung einer mitreißenden Geschichte, die mit Dokumenten erzählt wird!

Illuminae. Die Illuminae Akten_01
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Das Buch ist keine übliche Erzählung, sondern besteht vielmehr aus verschiedenen Dokumenten, die ich euch in meinem oben verlinkten Blogtour-Beitrag vorgestellt habe. Zusammengestellt von der sogenannten ...

Das Buch ist keine übliche Erzählung, sondern besteht vielmehr aus verschiedenen Dokumenten, die ich euch in meinem oben verlinkten Blogtour-Beitrag vorgestellt habe. Zusammengestellt von der sogenannten Illuminae-Gruppe sollen diese das Geschehen dokumentieren.
Am Anfang war ich skeptisch, ob damit überhaupt Nähe zum Geschehen entstehen kann, doch am Ende war ich begeistert. Allein schon die reine Vielfalt der Dokumente - Tagebucheinträge, Offiziersmitteilungen, E-Mails, Transkriptionen von Überwachungskameras, Chatverläufe ... Dabei verliebte ich mich vor allem in die Gestaltung mit der Liebe zum Detail. Es macht einfach unglaublich viel Spaß, die Seiten zu entdecken. Auf einigen ziehen sich auch mal in kunstvollen Linien nur wenige Wörter über die Seite, was ziemlich viel ausdrücken kann. Tintenflecke, durchgestrichene Zeilen, die die Zensur darstellen sollen, geschwärzte Fäkalsprache, aber auch kleine Easter Eggs wie bekannte Namen auf einer Opferliste - all das ist einfach ziemlich cool gemacht.
Der Gestaltung gelingt es dabei häufig, Epik, dramatische Stille und so weiter rüberzubringen. Die verschiedenen Dokumentarten sorgen für einen umfassenden Überblick - sei es über die Geschehnisse oder eben auch das Innenleben der Charaktere, sodass ich erstaunt war, wie nah ich dann doch an beiden war, wie sehr mich die Handlung mitriss.

Die Handlung. Diese habe ich größtenteils (mit kleinen Ausnahmen) als nicht wirklich vorhersehbar empfunden, ich hatte oft keine Ahnung, wie es sich entwickeln würde, zumal die Lage oft sehr aussichtslos ist. Und definitiv nicht schonend rangeht. Hinzu kommen schockierende Wendungen. Dabei sollte man sich nicht von der Dicke abschrecken lassen, gerade durch die Gestaltung ist doch teilweise nicht allzu viel Text auf einer Seite, gleichzeitig hat mich die Story so an die Seiten gefesselt, dass diese nur so an mir vorbeigeflogen sind.
Das Geschehen hat mich schockiert, mitgerissen, gefesselt ... Dabei sind gerade die Themen wie eben künstliche Intelligenz ebenso unheimlich wie fazinierend, und bieten durchaus auch irgendwie Denkanstöße.

Über die Science Fiction-Welt selbst erfährt man dabei nicht allzu viel, was daran liegt, dass sich die Story sehr auf die Geschehnisse beschränkt. Das könnte sich natürlich mit den Folgebänden ändern und hat mich jetzt nicht wirklich gestört, zumal so unnötiges Info Dumping verhindert wird. Dennoch kommt die düstere Science Fiction-Atmosphäre selbst durchaus sehr gelungen rüber - wie gesagt, die Handlung und auch die Atmosphäre haben mich gefesselt und in ihren Bann gezogen.
Trotz der düsteren Atmosphäre und Vorgänge ist das Buch aber auch humorvoll. So sind beispielsweise die Anmerkungen der Illuminae-Gruppe an manchen Dokumenten leicht zynisch, und der Humor des Typen, der die Aufnahmen der Überwachungskameras transkribiert hat, hat uns sowieso dauernd zum Lachen gebracht mit seinen sarkastischen Kommentaren.

Die beiden Protagonisten sind Kady und Ezra, und hier besteht quasi mal umgekehrte Rollenverteilung. Hier ist sie diejenige, die sich ein wenig gegen die Konventionen auflehnt und mehr Ahnung hat, und er derjenige, der lange keinen Plan hat und weniger mutig ist. Dabei mochte ich, dass die beiden als gewöhnliche Teenager dargestellt werden und nicht als strahlende Helden oder so.
Gerade Kady mochte ich dabei. Sie mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch tatsächlich verfügt sie über geniale Hackerfähigkeiten und hat keine Skrupel, diese einzusetzen, was ich ziemlich cool fand. Sie steht zu sich, bietet Paroli und hat doch auch Ängste, Schwächen und kann nicht alles.
Ezra macht lange einen eher weniger komptenten Eindruck, ist aber auf seine Art ganz süß. Seine Unsicherheit und Verletzlichkeit verbirgt er meist hinter einer betont sarkastischen Art, gerade in Dialogen.

Die beiden haben sich kurz vor dem Angriff gerade erst getrennt, was mal eine andere Herangehensweise ist, für mich aber immer die Gefahr bietet, dass die Gefühle zwischen den beiden nicht mehr nachvollziehbar sind, wenn man als LeserIn nicht die Kennenlernphase verfolgen kann. Doch dadurch, dass die beiden sich eben getrennt haben und sich nun auch erst langam wieder ein Stück näher kommen, kamen die Gefühle (trotz der auf den ersten Blick distanzierteren Erzählweise!) durchaus bei mir an.
Dabei nimmt vor allem Ezra sich selbst auch nicht immer so ganz ernst, wenn er zum Beispiel übertrieben kitschig ist.

Die anderen Charaktere stehen deutlich im Hintergrund, dennoch haben die meisten von ihnen Gründe für ihr Handeln, und so stellen sich teilweise auch Fragen nach Moral und dem richtigen Handeln, meist auf düstere Art. Definitiv also ein empfehlenswertes Buch, das mal etwas anderes ist und dennoch zu fesseln weiß!

Fazit: Eine düstere Science-Fiction-Geschichte mit dennoch stets präsentem Sarkasmus wird erzählt mit einer Zusammenstellung unterschiedlichster Dokumentarten, die alle mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet wurden und zum Entdecken einladen, die gleichzeitig einen Überblick über die schockierenden, mitreißenden Geschehnisse geben, aber auch einen Einblick in das Innenleben der Charaketere gewähren, wo der Fokus auf den sympathischen Protagonisten liegt, bei denen die Rollenverteilung in gewisser Weise umgekehrt ist

Veröffentlicht am 24.12.2017

Realistischer Jugendbuchthriller mit wichtigem Thema und vielschichtigem Protagonisten

Wolkendämmerung
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Inhalt:

Als der siebzehnjährige Nicholas die Chance bekommt, als Bordfotograf auf einem Forschungsschiff zu arbeiten, dabei einen Haufen dringend benötigtes Geld zu verdienen und seinem Traum von dem ...

Inhalt:

Als der siebzehnjährige Nicholas die Chance bekommt, als Bordfotograf auf einem Forschungsschiff zu arbeiten, dabei einen Haufen dringend benötigtes Geld zu verdienen und seinem Traum von dem Beruf als Fotograf näher zu kommen, scheint alles perfekt. Auch die Klimaschutzmission dieses Schiffes klingt auf den ersten Blick sehr nobel. Aber warum wird Nicholas verfolgt? Und sind die Ziele dieser Mission wirklich so ehrenhaft wie sie scheinen?

Meine Meinung:

Ehrlich gesagt wusste ich nicht so ganz, was mich erwarten würde, auch wenn der Klappentext ganz spannend klang. Doch was sich dann dahinter verbarg, übertraf meine Erwartungen. Es war endlich mal wieder ein mitreißender Jugendbuchthriller, bei dem von Anfang an Spannung da ist, dadurch, dass Nicholas quasi in der ersten Szene zusammengeschlagen und von Beginn an verfolgt wird. Von dahin baut sich die Spannung dann immer mehr auf, um dann in einem actionreichen Show-Down zu enden.
Dadurch ist das Buch auch konstant fesselnd, und die fast fünfhundert Seiten flogen quasi vorbei. Erzählt wird die Geschichte vor allem aus zwei Sichten - der von Nicholas und der von Elin, einer Praktikantin aus Deutschland, die für ein paar Wochen bei Nicholas' bestem Freund Zachary wohnt und so in das Geschehen hineingezogen wird. Zwischendurch gibt es nochmal ganz kurze Abschnitte aus der Sicht ein, zwei weiterer Personen.

Handlungsort ist Kalifornien. Dabei merkt man hier deutlich, dass die Autorin selbst mal dort gelebt hat, denn es gelingt ihr, die Bilder der Strände, des Pazifiks, der Klippen, des Himmels, der Kleinstadt und sogar des Highways vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen, sodass ich das Gefühl hatte, ich wäre dort, mitten im warmen kalifornischen Sommer statt im nasskalten deutschen Herbst. Auch die dortige Lebensweise wird ein Stück weit rübergebracht.
Dabei wird insbesondere Nicholas' Liebe zu dem Meer prägnant zum Ausdruck gebracht. Er geht jeden Tag oft mehrmals an den Strand direkt hinter seinem Haus, kennt das Meer und seine Tücken, liebt die Delfine und fühlt sich dort zuhause - all das wird dem/der LeserIn nachempfindbar vermittelt. Gerade dadurch, dass das Meer so eine wesentliche Rolle spielt, entsteht auch eine enstprechende maritime Atmosphäre.

Nicholas, auch Nick genannt, ist ein sehr vielschichtiger Protagonist mit Ecken und Kanten. Er ist alles andere als perfekt, sondern flirtet schnell mit Mädchen und bricht anschließend oft ihr Herz. Auch bei Elin, weshalb er sich mit Zachary streitet, der sich wie ein großer Bruder um das etwa gleichaltrige Mädchen kümmert. Anfangs empfand ich Nicks Verhalten hierbei noch als ein wenig unsympathisch, allerdings regt dieser Streit Nick auch zum Nachdenken an. Ansonsten steht die Liebesgeschichte im Hintergrund, auch wenn die gegenseitige Anziehung der beiden spürbar bleibt, dadurch aber authentisch ist, dass es tatsächlich "jugendliches Verliebtsein" ist.
Ansonsten war mir Nicholas aber sehr sympathisch, sodass ich gar nicht anders konnte, als ihn ins Herz zu schließen. Er verurteilt andere Leute nicht sofort. So wird er am Anfang zusammengeschlagen, weil der ärmere Teil der Stadt kein Wasser hat (darauf komm ich gleich nochmal zurück) und die Jugendlichen ihren Frust an ihm auszulassen. Statt diese nun aber dafür zu hassen, drehen sich Nicholas' Gedanken eher um den Umstand mit dem Wasser und er erklärt ihr Verhalten fast damit.

Prinzipiell vergisst man nie, dass die Hauptpersonen Jugendliche sind. Sie mutieren nie zu Superhelden, sondern bringen ihre individuellen Stärken ein, sind aber auch unsicher und haben Angst. Gerade Nicholas' Gefühle konnte ich absolut nachempfinden, da sie ausdrucksstark rüber gebracht werden, zumal er ein sehr aufbrausender Charakter sein kann und zwischendurch mit Wut, Verzweiflung und Angst kämpft.
Mal beweist Nicholas ziemlich viel Mut und Trotz, dann wieder wirkt er jungenhaft, unsicher, zweifelnd. Die meisten seiner Gefühle und Handlungen konnte ich nachvollziehen und er wirkt, ebenso wie die anderen Charaktere, sehr lebensecht, auch wenn auch Elin und Zachary neben ihm ein wenig verblassen, weil er so ein vielschichtiger und facettenreicher Charakter ist.
In Nicks Erzählstil mischt sich dabei immer ein leicht sarkastischer Unterton, zumal er auch ein wenig aufmüpfig und frech sein kann, wobei er damit oft nur seine Unsicherheit zu verbergen versucht. Dadurch wird der Schreibstil auch sehr locker und ich habe ihn wirklich gerne gelesen.

Zentrales Thema ist dabei der Klimawandel. Wie gesagt, in einem Teil der Stadt gibt es kein Wasser mehr, dann soll Nicholas bei einer Klimaschutzmission fotografieren. An dieser Stelle möchte ich einfach mal die tiefgehende Recherche der Autorin loben, die auch technische Details und tatsächlich existente Forschung leicht erklärt einwebt und so ganz nebenbei noch hochinteressante, teilweise aber leider auch bedrückende Informationen zu diesem wichtigen Thema vermittelt.
Ihren eigenen Angaben zufolge könnte das Geschehen sich theoretisch durchaus so abspielen, da es entsprechende Forschungen tatsächlich gibt, was dem Buch nochmal eine realistische Note verleiht.

Fazit: Spannender, authentischer und realistischer Jugendbuchthriller, der sich dem wichtigen und hier sehr gut recherchierten Thema des Klimawandels widmet, mit einem sehr vielschichtigen, lebensechten Protagonisten mit Ecken und Kanten, dessen Emotionen sehr ausdrucksstark und nachempfindbar vermittelt werden!

Veröffentlicht am 06.12.2017

Fesselnd mit Einblick in Modebranche und nachvollziehbarer Liebesgeschichte

Girl in Black
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Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht Lias und aus der Nevios erzählt.
Lia ist nicht die typische Bad Ass, sondern im Endeffekt doch nur ein normales Mädchen, wenn auch mit einem vetrackten Leben ...

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht Lias und aus der Nevios erzählt.
Lia ist nicht die typische Bad Ass, sondern im Endeffekt doch nur ein normales Mädchen, wenn auch mit einem vetrackten Leben und einer außergewöhnlichen Gabe. Dadurch, dass sie aber den Großteil ihres Lebens in einer Mafiafamilie verbracht hat (anders als es der Klappentext vermuten lässt), besitzt sie natürlich schon gewisse Kenntnisse, auch wenn sie kein bisschen an den Geschäften beteiligt war.
Sie sehnt sich nach einem normalen Leben und will den Zwängen und vor allem der Zwangsheirat der Mafiafamilie, in die ihre Mutter eingeheiratet hat, um jeden Preis entkommen - doch wirklich um jeden? Sie ist eine starke Persönlichkeit, die für ihre Freiheit kämpft und sich nicht unterkriegen lässt, aber manchmal eben doch auch unter Ängsten und Verzweiflung leidet.

Nevio ist ein Junge, den man gern haben muss. Er kann sich nicht sonderlich gut ausdrücken, ist daher im Umgang mit anderen Menschen innerlich manchmal verlegen, auch wenn er das nach außen zu vertuschen sucht. Er ist ein normaler Junge und gleichzeitig doch auch wieder nicht, und zwischendurch ist er einfach auf eine niedliche Art unbeholfen, auch wenn auch in ihm Stärke schlummert - ohne dass er irgendwelche Superheldenkräfte hat.
Was die beiden Protagonisten teilen, ist ihre Leidenschaft für ein Hobby, das sie zum Beruf machen wollen, diese Leidenschaft, die bei beiden ein zentrales Motiv der Geschichte ist. Während Lia es liebt, Mode zu entwerfen und sie davon träumt, ein eigenes Modelabel aufzumachen, dreht sich Nevios Leben um die Fotografie, von der er sich erhofft, dass sie ihm eines Tages seinen Lebensunterhalt verdient. Diese Leidenschaft kommt bei beiden absolut rüber, gleichzeitig erhält man auch als LeserIn einen Einblick in die Bereiche, insbesondere in die Modebranche.

Lias Gabe ist ihr selbst verhasst, vor allem, da sie, wenn sie sich nicht konzentriert, bei starken Emotionen mit Flecken auf ihrer Haut einhergeht. Sie sehnt sich eher nach einem normalen Leben. Doch im Verlauf der Handung setzt sich zunehmend mit der Gabe auseinander und entwickelt sich weiter.
Dennoch steht eindeutig die Verfolgung durch die Mafiosi im Vordergrund, was dazu führt, dass der Fantasy-Aspekt in den Hintergrund tritt und zum Teil nur noch beiläufig eine Rolle spielt, auch wenn er immer irgendwie eine Rolle spielt.
Was die Mafiosi-Strukturen angeht, liegt hier auch eindeutig der Fokus auf der geplanten Zwangsheirat von Lia mit dem ihr verhassten Danielle, Lias Flucht, die Verfolgung der Mafiosi, die nach ihr suchen und diese Mafiafamilie an sich. Gleichzeitig stellt sich Lia zunehmend Fragen nach dem Hintergrund ihrer Mutter und warum diese, die die Mafiaosi doch ebenso gehasst hat, dort hineingeheiratet hat, wer ihr Vater ist und was damals passiert ist.

Zwischendurch gibt es immer ganz kurze, kursiv gesetzte Passagen, die ein Märchen zu erzählen scheinen, dessen übertragene Bedeutung man natürlich als LeserIn zu entschlüsseln versucht.
Ansonsten ist das Buch definitiv fesselnd, sodass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe, auch wenn es gerade nach dem spannunsgeladenen Auftakt mit der Flucht zwischenzeitlich etwas ruhiger ist, jedoch stets durchzogen von der leisen Spannung durch die drohende Verfolgung.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich sehr langsam und nachvollziehbar, die Protagonisten brauchen wirklich Zeit, bis ihnen klar wird, dass hinter der Anziehung mehr steckt, was ich mochte.
Handlunsgsort ist Berlin, was erfrischend ist bei den vielen amerikanischen Schauplätzen, die üblicherweise die Jugendbuchszene dominieren.

Fazit: Spannend durch die stetige Bedrohung der verfolgenden Mafiosi, mit einem faszinierenden Einblick in die Modebranche und einer langsam entwickelnden Liebesgeschichte zwischen den zwei Protagonisten, die Leidenschaft für ihr jeweiliges Hobby teilen, dabei rücken die Fantasy-Aspekte in den Hintergrund