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Veröffentlicht am 21.05.2022

Eine epische, unterhaltsame und hochspannende Fortsetzung

Crown and Bones – Liebe kennt keine Grenzen
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Nachdem die mitreißende, epische, sexy und humorvolle Saga um Poppy und Hawke mich in "Blood and Ash" und "Flesh and Fire" sehr gut unterhalten hat, war ich natürlich sehr gespannt, wie es in Band 3 weitergehen ...

Nachdem die mitreißende, epische, sexy und humorvolle Saga um Poppy und Hawke mich in "Blood and Ash" und "Flesh and Fire" sehr gut unterhalten hat, war ich natürlich sehr gespannt, wie es in Band 3 weitergehen wird. Unterm Strich hat Jennifer L. Armentrout auch in "Crown and Bones" ohne Probleme an den Charme ihrer ersten Reihen wie "Dark Elements" oder "Obsidian" anknüpfen können und mir abermals schöne Lesestunden bereitet, an einigen Stellen sehe ich aber nach wie vor Verbesserungspotential!

Schon die Gestaltung verspricht ein dynamisches und atmosphärisches High-Fantasy-Abenteuer. Zusehen ist wieder einmal das atlantianische Wappen - ein Dolch und ein Pfeil, welche sich vor dem blutroten Hintergrund eines dichten Wurzelwerks mit goldenen und schwarzen Blättern kreuzen. Neben der unterschiedlichen Farbgebung, die auf ein anderes Setting hindeutet, ist hier als zusätzliches Motiv eine goldene, gewundene Krone hinzugefügt, die die bevorstehende Krönung von Poppy und Casteel symbolisiert. Verworren, magisch und sexy - das sind Assoziationen, die mir beim Betrachten des Covers einfallen und diese passen auch ganz wunderbar zur Geschichte. Ich liebe es also, dass der Verlag den Titel und die Covergestaltung der Originalausgabe beibehalten hat. Aber was bitte soll dieser nichtssagende schwülstige Untertitel? Schon bei "Wicked" habe ich über den deutschen Untertitel "Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit" nur schmunzeln können. Und jetzt "Liebe kennt keine Grenzen" - Mal im Ernst, Heyne Verlag, welches Genie denkt sich bei Euch die Untertitel aus? Sehr gut gefallen hat mir, aber dass in dieser Fortsetzung eine Karte beigefügt ist, die die beiden Königreich Solis und Atlantia abbildet. Da die Protagonisten in diesem Band viel unterwegs sind, hilft es sehr, sich die Lage der unterschiedlichen Schauplätze auch graphisch vor Augen führen zu können.

Erster Satz: "Senkt die Schwerter", befahl Königin Eloana, und ihre Haare glänzten in der Sonne wie Onyx, als sie vor mir niederkniete."

"Crown and Bones" beginnt exakt an der Stelle, an der Band 2 mit einem fiesen Cliffhanger geendet hatte: Poppy wird nach ihrer Ankunft in Atlantia von einer Gruppe Fanatikern angegriffen und entfesselt in ihrer Verzweiflung irrsinnige Fähigkeiten, die in ihr als sterbliche Halbatlantianerin gar nicht stecken dürften. Sie kann nun nicht nur Menschen mit ihrer magischen Kraft heilen und töten, sondern scheint auch mit allen Wölfen verbunden zu sein und diese rufen zu können. Casteel und dessen Eltern, König Valyn und Königin Eloana, sind sich deshalb schnell einig: Poppy muss göttliches Blut in sich tragen und hat deshalb auch ohne ihre Heirat mit Casteel Anspruch auf den Thron Atlantias. Doch nicht alle Einwohner des Landes nehmen diese Nachricht so gefasst auf und so sieht sich Poppy neben dem drohenden Krieg und der Blutkrone aus Solis einer neuen Bedrohung gegenüber, die sie aus dem Weg schaffen will...

Jennifer L. Armentrout erleichtert uns durch kurze Rückblicke und Wiederholungen den Wiedereinstieg in die Geschichte, sodass man schnell wieder mitten im Geschehen ist. Die ersten 200 Seiten sind ein einziges turbulentes Hin und Her aus Reisen von Solis nach Atlantia, Kämpfen und dem Ringen mit dem Tod. Als Poppy und Casteel dann wieder vereint nach Atlantia zurückgekehrt sind, kehrt jedoch schnell Ruhe ein und anders als ich nach dem hochspannenden Beginn erwartet hätte, widmet sich die Autorin im Mittelteil bis zum Showdown ihren Figuren und ihrem Worldbuilding. Schon Band 1 und 2 waren ja keine temporeichen Pageturner und lebten mehr von der Spannung zwischen den beiden Figuren und den Rätseln des Settings als von Action und Wendungen. Nach dem temporeichen Beginn hatte ich aber gehofft, dass wir hier ein wenig mehr tatsächliche Handlung und weniger theoretische Ausführungen erhalten würden. Versteht mich nicht falsch - ich habe mich sehr gefreut, dass wir hier endlich mehr über Atlantias Vergangenheit, die Entstehung von Solis, den Krieg der zwei Königreiche, die Götter und die magischen Regeln der Welt erfahren. Angesichts der Tatsache, dass wir uns schon im dritten Teil einer seitentechnisch sehr umfangreichen Reihe befinden, hätte ich mir manche Erkenntnisse und Informationen aber schon früher gewünscht.

"Meine erste Liebe. Mein Leibwächter. Mein Freund. Mein Verräter. Mein Partner. Mein Ehemann. Mein Herzverwandter. Mein Ein und Alles. Casteel Da´Neer sah zu mir hoch, als gäbe es im ganzen Königreich niemanden außer mir. Ich musste mich nicht auf ihn konzentrieren, um zu wissen, was er empfand. Er war wie ein offenes Buch. Seine Gefühle waren wie ein Kaleidoskop, das sich ständig veränderte. Sie schmeckten kühl und herb, schwer und würzig, süß wie in Schokolade getauchte Beeren. Seine unbeugsamen und doch unglaublich sanften Lippen öffneten sich, und seine Fangzähne blitzen auf. "Meine Königin", hauchte er."

Außerdem werden allermeisten Infos und Weiterbildungen des Worldbuildings hier nach wie vor durch Dialoge vermittelt, indem Poppy Fragen stellt und Casteel, Kieran oder Casteels Eltern diese beantworten. Das ist zwar ganz charmant gemacht, da sich alle immer über Poppys Fragen amüsieren, mit der Zeit wiederholt sich das aber sehr. Mir hätte es besser gefallen, wenn die wiederholten Geschichtsstunden mit etwas mehr Leben gefüllt gewesen wären, da wir uns unter den vielen Namen, Orten und Gottesbezeichungen zunächst nur wenig vorstellen können und auch zu den vermeintlich längst verstorbenen Figuren der Vergangenheit keinen Bezug haben. Dieses Problem wird vermutlich der im November erscheinende erste Band der Prequel-Reihe, "Shadow and Ember" lösen, da dort die Vorgeschichte des Primaren und Göttervaters Nyktos und dessen Gemahlin erzählt wird. Auch wenn das bedeutet, dass wir auf Band 4 von Poppys und Casteels Geschichte vermutlich noch länger warten müssen (für "The War of Two Queens" ist bisher weder ein deutscher Titel - wobei ich ja stark auf "War and Queens" tippe - noch ein Erscheinungstermin bekannt), bin ich schon sehr gespannt auf diese Vorgeschichte und hoffe, dass ich die Hintergründe von Jennifer L. Armentrouts Worldbuilding dann besser verstehen werden.

"Angst ist nicht annähernd mit dem Gefühl vergleichbar, das in mir hochsteigt, wenn du davon redest, mich zu erstechen." Ich rümpfte kopfschüttelnd die Nase. "Das ist krank".


Grundsätzlich ist auch anzumerken, dass die Handlung genau wie die Frage nach Poppys Herkunft und Erbe immer größere Dimensionen annehmen und auch wenn die Wendungen wirklich gut umgesetzt sind, weiß ich noch nicht genau wie ich es finden soll, dass hier plötzlich ständig Gottheiten und Götter rumlaufen und alle drei Kapitel Poppys Fähigkeiten auf die nächsthöhere Stufe upgegraded werden. Ich finde es sehr lobenswert, dass die Autorin mit Poppy eine sehr starke weibliche Hauptfigur geschaffen hat, die weder vom Mann an ihrer Seite abhängig noch irgendjemandem Rechenschaft schuldig ist. Ihre Persönlichkeitsentwicklung bei diesem rasanten Aufstieg von der Jungfräulichen zur Halbatlantianerin, zur Empathin, zur Sterblichen mit göttlichem Blut, zur Gottheit und schließlich zur Göttin finde ich aber deutlich zu schnell. Auch wenn die Autorin sich in einem Kapitel Zeit nimmt, auf die Gefühle ihrer Figur genauer einzugehen und sie mit ihrer Verunsicherung umgehen lässt, die aufgrund dieses ständigen Identitätswechsels unvermeidbar ist, kommt die emotionale Komponente dieses Machtgewinns für mich leider zu kurz und gerade während des epischen Showdowns habe ich das Gefühl für Poppy als Figur fast vollständig verloren und konnte sie nur noch schlecht greifen.

"Als Casteel mir eine Hand auf die Wange legte, waren seine Augen so warm wie die Sommersonne. "Du versetzt mich immer wieder in Staunen." "Was hat dich denn jetzt in Staunen versetzt?" Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und das Grübchen war wieder da. "Deine Entschlossenheit, ein eigenes Leben zu führen und es zu genießen, ganz egal, was passiert und wie verwirrend alles ist. Es gibt nicht viele, die das alles verkraften würden."


Auch Casteel leidet unter Poppys starkem Machtzugewinn sehr und steht ihr in den letzten 400 Seiten als besser Sidekick bei. Zwar entwickelt sich die Liebesgeschichte zwischen den beiden hier sehr harmonisch und mir hat gut gefallen, dass die beiden sich immer mehr füreinander öffnen und zu einem unschlagbaren Team werden, das sich allen Herausforderungen geeint entgegenstellt, teilweise kann man die ursprüngliche Dynamik zwischen Poppy und Casteel aber nur noch erahnen. Schade finde ich auch, dass neben einer Menge an Liebeserklärungen nun auch Sexszenen vermehrt dazu eingesetzt werden, um die Gefühle zwischen den beiden zu vermitteln. Das hätte die Geschichte aber definitiv nicht gebraucht. Genau wie in Band 1 und 2 bestehen mindestens zwei Drittel der knapp 800 Seiten aus Interaktionen zwischen Poppy und Casteel, was für einen wahnsinnig hohen Unterhaltungsfaktor sorgt, da die Elektrizität zwischen den beiden eine ganze Stadt mit Strom versorgen könnte. Auch ohne explizite Szenen wird die Verbindung der beiden beim Lesen also auf jeder Seite deutlich!

Um den Mittelteil lebendiger und ihre Beziehung tiefgründiger zu machen, hätte die ein oder andere Auseinandersetzung also einen höheren Mehrwert gehabt als eine erotische Szene nach der anderen. Eine weitere Idee, die ich beim Lesen hatte, ist, ob die Geschichte nicht auch von einer zweiten Erzählperspektive profitieren würde. Wir haben Poppy jetzt schon über 2000 Seiten als Ich-Erzählerin begleitet und das magische Setting durch ihre Augen entdeckt. Vielleicht wäre es nun mal an der Zeit, Casteel oder Kieran ebenfalls eine Stimme zu verschaffen, oder einen zweiten Handlungsstrang einzuführen? Auch wenn dies nur spontane Verbesserungsvorschläge sind und keine wirklich substanzielle Kritik, kann man daran, dass mir überhaupt so viele Gedanken zu möglichen Änderungen gekommen sind, erkennen, dass gerade im Mittelteil Verbesserungspotential besteht, das noch nicht ausgeschöpft ist.

"Meine durcheinander geratenen Sinne konzentrierten sich nur auf ihn. Ich holte tief Luft und schmeckte Gewürze und Rauch, die mein Inneres wärmten. "Poppy", hauchte er, und sein Daumen glitt über die Narbe auf meiner Wange. "Deine Augen leuchten wie Mondlicht."


Diese Kritikpunkte erklären zwar, weshalb ich mir ein wenig mehr erhofft hatte, schmälern jedoch nicht die Tatsache, dass ich mit "Crown and Bones" wieder unheimlich viel Spaß hatte und am liebsten den ganzen Tag nichts anderes gemacht als gelesen hätte. Auch hier kann man wieder in jeder Zeile die typische JLA Handschrift erkennen: "Crown and Bones" bringt mit humorvollen Anspielungen zum Lachen, mit prickelnder Liebe zum Schmachten, mit epischen Kämpfen zum Mitfiebern und mit schockierenden Wendungen und Cliffhangern zum Fluchen. Auch der schlimmste Mord und Totschlag hält Jennifer L. Armentrout nicht davon ab, uns mit einem humorvollen Unterton ab und zu zum Lachen zu bringen. Zwischen all den romantischen, actionreichen und erschreckenden Szenen nimmt sie mit ihrem treffenden Humor vielen Problemen die Spitze und macht die Geschichte trotz des eher handlungsarmen Beginns unglaublich unterhaltsam. Casteels Zweideutigkeiten, Poppys Sarkasmus, die vielen Insiderwitzen (Stichwort: Miss Willas Tagebuch) und vor allem die unglaublich lustigen und auch oft peinlichen Konversationen zwischen der erfahrungshungrigen, unerfahrenen Poppy und dem selbstsicheren Prinzen Casteel haben mir zusätzlich praktisch ein Dauergrinsen ins Gesicht tapeziert. Wortgewandt, witzig, dabei voller Andeutungen, Metaphern und mit grandiosen Beschreibungen von Gegebenheiten, Ereignissen, Emotionen und magischen Elementen führt sie uns durch die Geschichte, sodass die knapp 800 Seiten wie im Flug vergehen.

Das Ende kommt dann natürlich wieder viel zu schnell. Allgemein sind die letzten 200 Seiten der beste Teil des Romans und zeigen, welches Potenzial in der Erzählung steckt. Nach einem epischen Showdown endet "Crown and Bones" mal wieder auf die typische Armentrout´sche "haha-du-dummer-Leser-hier-hast-du-einen-krassen-Cliffhanger-jetzt-komm-damit-klar-und-zerbreche-dir-darüber-den-Kopf-bis-der-nächste-Teil-rauskommt"-Art, die die Vorfreude auf Band 4 in die Höhe schnellen ließ. Ich hoffe sehr, dass der Heyne Verlag bei der Übersetzung einen Zahn zulegt und wir vielleicht schon im Dezember davon lesen können, wie Poppys und Casteels Abenteuer weitergeht!

"Hast du dich entschieden, die Krone anzunehmen?" Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. "Ja", flüsterte ich. Es war nur ein Wort, aber es veränderte mein ganzes Leben und machte mir schreckliche Angst."



Fazit:


Schon in Band 1 und 2 aufgetretene Schwächen werden in diesem dritten Band deutlicher und zeigen an, wo noch Verbesserungspotential besteht. Dennoch ist "Crown and Bones" eine epische, unterhaltsame und hochspannende Fortsetzung, mit der ich sehr viel Spaß hatte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2022

Eine epische, unterhaltsame und hochspannende Fortsetzung

Crown and Bones - Liebe kennt keine Grenzen
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Nachdem die mitreißende, epische, sexy und humorvolle Saga um Poppy und Hawke mich in "Blood and Ash" und "Flesh and Fire" sehr gut unterhalten hat, war ich natürlich sehr gespannt, wie es in Band 3 weitergehen ...

Nachdem die mitreißende, epische, sexy und humorvolle Saga um Poppy und Hawke mich in "Blood and Ash" und "Flesh and Fire" sehr gut unterhalten hat, war ich natürlich sehr gespannt, wie es in Band 3 weitergehen wird. Unterm Strich hat Jennifer L. Armentrout auch in "Crown and Bones" ohne Probleme an den Charme ihrer ersten Reihen wie "Dark Elements" oder "Obsidian" anknüpfen können und mir abermals schöne Lesestunden bereitet, an einigen Stellen sehe ich aber nach wie vor Verbesserungspotential!

Schon die Gestaltung verspricht ein dynamisches und atmosphärisches High-Fantasy-Abenteuer. Zusehen ist wieder einmal das atlantianische Wappen - ein Dolch und ein Pfeil, welche sich vor dem blutroten Hintergrund eines dichten Wurzelwerks mit goldenen und schwarzen Blättern kreuzen. Neben der unterschiedlichen Farbgebung, die auf ein anderes Setting hindeutet, ist hier als zusätzliches Motiv eine goldene, gewundene Krone hinzugefügt, die die bevorstehende Krönung von Poppy und Casteel symbolisiert. Verworren, magisch und sexy - das sind Assoziationen, die mir beim Betrachten des Covers einfallen und diese passen auch ganz wunderbar zur Geschichte. Ich liebe es also, dass der Verlag den Titel und die Covergestaltung der Originalausgabe beibehalten hat. Aber was bitte soll dieser nichtssagende schwülstige Untertitel? Schon bei "Wicked" habe ich über den deutschen Untertitel "Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit" nur schmunzeln können. Und jetzt "Liebe kennt keine Grenzen" - Mal im Ernst, Heyne Verlag, welches Genie denkt sich bei Euch die Untertitel aus? Sehr gut gefallen hat mir, aber dass in dieser Fortsetzung eine Karte beigefügt ist, die die beiden Königreich Solis und Atlantia abbildet. Da die Protagonisten in diesem Band viel unterwegs sind, hilft es sehr, sich die Lage der unterschiedlichen Schauplätze auch graphisch vor Augen führen zu können.

Erster Satz: "Senkt die Schwerter", befahl Königin Eloana, und ihre Haare glänzten in der Sonne wie Onyx, als sie vor mir niederkniete."

"Crown and Bones" beginnt exakt an der Stelle, an der Band 2 mit einem fiesen Cliffhanger geendet hatte: Poppy wird nach ihrer Ankunft in Atlantia von einer Gruppe Fanatikern angegriffen und entfesselt in ihrer Verzweiflung irrsinnige Fähigkeiten, die in ihr als sterbliche Halbatlantianerin gar nicht stecken dürften. Sie kann nun nicht nur Menschen mit ihrer magischen Kraft heilen und töten, sondern scheint auch mit allen Wölfen verbunden zu sein und diese rufen zu können. Casteel und dessen Eltern, König Valyn und Königin Eloana, sind sich deshalb schnell einig: Poppy muss göttliches Blut in sich tragen und hat deshalb auch ohne ihre Heirat mit Casteel Anspruch auf den Thron Atlantias. Doch nicht alle Einwohner des Landes nehmen diese Nachricht so gefasst auf und so sieht sich Poppy neben dem drohenden Krieg und der Blutkrone aus Solis einer neuen Bedrohung gegenüber, die sie aus dem Weg schaffen will...

Jennifer L. Armentrout erleichtert uns durch kurze Rückblicke und Wiederholungen den Wiedereinstieg in die Geschichte, sodass man schnell wieder mitten im Geschehen ist. Die ersten 200 Seiten sind ein einziges turbulentes Hin und Her aus Reisen von Solis nach Atlantia, Kämpfen und dem Ringen mit dem Tod. Als Poppy und Casteel dann wieder vereint nach Atlantia zurückgekehrt sind, kehrt jedoch schnell Ruhe ein und anders als ich nach dem hochspannenden Beginn erwartet hätte, widmet sich die Autorin im Mittelteil bis zum Showdown ihren Figuren und ihrem Worldbuilding. Schon Band 1 und 2 waren ja keine temporeichen Pageturner und lebten mehr von der Spannung zwischen den beiden Figuren und den Rätseln des Settings als von Action und Wendungen. Nach dem temporeichen Beginn hatte ich aber gehofft, dass wir hier ein wenig mehr tatsächliche Handlung und weniger theoretische Ausführungen erhalten würden. Versteht mich nicht falsch - ich habe mich sehr gefreut, dass wir hier endlich mehr über Atlantias Vergangenheit, die Entstehung von Solis, den Krieg der zwei Königreiche, die Götter und die magischen Regeln der Welt erfahren. Angesichts der Tatsache, dass wir uns schon im dritten Teil einer seitentechnisch sehr umfangreichen Reihe befinden, hätte ich mir manche Erkenntnisse und Informationen aber schon früher gewünscht.

"Meine erste Liebe. Mein Leibwächter. Mein Freund. Mein Verräter. Mein Partner. Mein Ehemann. Mein Herzverwandter. Mein Ein und Alles. Casteel Da´Neer sah zu mir hoch, als gäbe es im ganzen Königreich niemanden außer mir. Ich musste mich nicht auf ihn konzentrieren, um zu wissen, was er empfand. Er war wie ein offenes Buch. Seine Gefühle waren wie ein Kaleidoskop, das sich ständig veränderte. Sie schmeckten kühl und herb, schwer und würzig, süß wie in Schokolade getauchte Beeren. Seine unbeugsamen und doch unglaublich sanften Lippen öffneten sich, und seine Fangzähne blitzen auf. "Meine Königin", hauchte er."

Außerdem werden allermeisten Infos und Weiterbildungen des Worldbuildings hier nach wie vor durch Dialoge vermittelt, indem Poppy Fragen stellt und Casteel, Kieran oder Casteels Eltern diese beantworten. Das ist zwar ganz charmant gemacht, da sich alle immer über Poppys Fragen amüsieren, mit der Zeit wiederholt sich das aber sehr. Mir hätte es besser gefallen, wenn die wiederholten Geschichtsstunden mit etwas mehr Leben gefüllt gewesen wären, da wir uns unter den vielen Namen, Orten und Gottesbezeichungen zunächst nur wenig vorstellen können und auch zu den vermeintlich längst verstorbenen Figuren der Vergangenheit keinen Bezug haben. Dieses Problem wird vermutlich der im November erscheinende erste Band der Prequel-Reihe, "Shadow and Ember" lösen, da dort die Vorgeschichte des Primaren und Göttervaters Nyktos und dessen Gemahlin erzählt wird. Auch wenn das bedeutet, dass wir auf Band 4 von Poppys und Casteels Geschichte vermutlich noch länger warten müssen (für "The War of Two Queens" ist bisher weder ein deutscher Titel - wobei ich ja stark auf "War and Queens" tippe - noch ein Erscheinungstermin bekannt), bin ich schon sehr gespannt auf diese Vorgeschichte und hoffe, dass ich die Hintergründe von Jennifer L. Armentrouts Worldbuilding dann besser verstehen werden.

"Angst ist nicht annähernd mit dem Gefühl vergleichbar, das in mir hochsteigt, wenn du davon redest, mich zu erstechen." Ich rümpfte kopfschüttelnd die Nase. "Das ist krank".


Grundsätzlich ist auch anzumerken, dass die Handlung genau wie die Frage nach Poppys Herkunft und Erbe immer größere Dimensionen annehmen und auch wenn die Wendungen wirklich gut umgesetzt sind, weiß ich noch nicht genau wie ich es finden soll, dass hier plötzlich ständig Gottheiten und Götter rumlaufen und alle drei Kapitel Poppys Fähigkeiten auf die nächsthöhere Stufe upgegraded werden. Ich finde es sehr lobenswert, dass die Autorin mit Poppy eine sehr starke weibliche Hauptfigur geschaffen hat, die weder vom Mann an ihrer Seite abhängig noch irgendjemandem Rechenschaft schuldig ist. Ihre Persönlichkeitsentwicklung bei diesem rasanten Aufstieg von der Jungfräulichen zur Halbatlantianerin, zur Empathin, zur Sterblichen mit göttlichem Blut, zur Gottheit und schließlich zur Göttin finde ich aber deutlich zu schnell. Auch wenn die Autorin sich in einem Kapitel Zeit nimmt, auf die Gefühle ihrer Figur genauer einzugehen und sie mit ihrer Verunsicherung umgehen lässt, die aufgrund dieses ständigen Identitätswechsels unvermeidbar ist, kommt die emotionale Komponente dieses Machtgewinns für mich leider zu kurz und gerade während des epischen Showdowns habe ich das Gefühl für Poppy als Figur fast vollständig verloren und konnte sie nur noch schlecht greifen.

"Als Casteel mir eine Hand auf die Wange legte, waren seine Augen so warm wie die Sommersonne. "Du versetzt mich immer wieder in Staunen." "Was hat dich denn jetzt in Staunen versetzt?" Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und das Grübchen war wieder da. "Deine Entschlossenheit, ein eigenes Leben zu führen und es zu genießen, ganz egal, was passiert und wie verwirrend alles ist. Es gibt nicht viele, die das alles verkraften würden."


Auch Casteel leidet unter Poppys starkem Machtzugewinn sehr und steht ihr in den letzten 400 Seiten als besser Sidekick bei. Zwar entwickelt sich die Liebesgeschichte zwischen den beiden hier sehr harmonisch und mir hat gut gefallen, dass die beiden sich immer mehr füreinander öffnen und zu einem unschlagbaren Team werden, das sich allen Herausforderungen geeint entgegenstellt, teilweise kann man die ursprüngliche Dynamik zwischen Poppy und Casteel aber nur noch erahnen. Schade finde ich auch, dass neben einer Menge an Liebeserklärungen nun auch Sexszenen vermehrt dazu eingesetzt werden, um die Gefühle zwischen den beiden zu vermitteln. Das hätte die Geschichte aber definitiv nicht gebraucht. Genau wie in Band 1 und 2 bestehen mindestens zwei Drittel der knapp 800 Seiten aus Interaktionen zwischen Poppy und Casteel, was für einen wahnsinnig hohen Unterhaltungsfaktor sorgt, da die Elektrizität zwischen den beiden eine ganze Stadt mit Strom versorgen könnte. Auch ohne explizite Szenen wird die Verbindung der beiden beim Lesen also auf jeder Seite deutlich!

Um den Mittelteil lebendiger und ihre Beziehung tiefgründiger zu machen, hätte die ein oder andere Auseinandersetzung also einen höheren Mehrwert gehabt als eine erotische Szene nach der anderen. Eine weitere Idee, die ich beim Lesen hatte, ist, ob die Geschichte nicht auch von einer zweiten Erzählperspektive profitieren würde. Wir haben Poppy jetzt schon über 2000 Seiten als Ich-Erzählerin begleitet und das magische Setting durch ihre Augen entdeckt. Vielleicht wäre es nun mal an der Zeit, Casteel oder Kieran ebenfalls eine Stimme zu verschaffen, oder einen zweiten Handlungsstrang einzuführen? Auch wenn dies nur spontane Verbesserungsvorschläge sind und keine wirklich substanzielle Kritik, kann man daran, dass mir überhaupt so viele Gedanken zu möglichen Änderungen gekommen sind, erkennen, dass gerade im Mittelteil Verbesserungspotential besteht, das noch nicht ausgeschöpft ist.

"Meine durcheinander geratenen Sinne konzentrierten sich nur auf ihn. Ich holte tief Luft und schmeckte Gewürze und Rauch, die mein Inneres wärmten. "Poppy", hauchte er, und sein Daumen glitt über die Narbe auf meiner Wange. "Deine Augen leuchten wie Mondlicht."


Diese Kritikpunkte erklären zwar, weshalb ich mir ein wenig mehr erhofft hatte, schmälern jedoch nicht die Tatsache, dass ich mit "Crown and Bones" wieder unheimlich viel Spaß hatte und am liebsten den ganzen Tag nichts anderes gemacht als gelesen hätte. Auch hier kann man wieder in jeder Zeile die typische JLA Handschrift erkennen: "Crown and Bones" bringt mit humorvollen Anspielungen zum Lachen, mit prickelnder Liebe zum Schmachten, mit epischen Kämpfen zum Mitfiebern und mit schockierenden Wendungen und Cliffhangern zum Fluchen. Auch der schlimmste Mord und Totschlag hält Jennifer L. Armentrout nicht davon ab, uns mit einem humorvollen Unterton ab und zu zum Lachen zu bringen. Zwischen all den romantischen, actionreichen und erschreckenden Szenen nimmt sie mit ihrem treffenden Humor vielen Problemen die Spitze und macht die Geschichte trotz des eher handlungsarmen Beginns unglaublich unterhaltsam. Casteels Zweideutigkeiten, Poppys Sarkasmus, die vielen Insiderwitzen (Stichwort: Miss Willas Tagebuch) und vor allem die unglaublich lustigen und auch oft peinlichen Konversationen zwischen der erfahrungshungrigen, unerfahrenen Poppy und dem selbstsicheren Prinzen Casteel haben mir zusätzlich praktisch ein Dauergrinsen ins Gesicht tapeziert. Wortgewandt, witzig, dabei voller Andeutungen, Metaphern und mit grandiosen Beschreibungen von Gegebenheiten, Ereignissen, Emotionen und magischen Elementen führt sie uns durch die Geschichte, sodass die knapp 800 Seiten wie im Flug vergehen.

Das Ende kommt dann natürlich wieder viel zu schnell. Allgemein sind die letzten 200 Seiten der beste Teil des Romans und zeigen, welches Potenzial in der Erzählung steckt. Nach einem epischen Showdown endet "Crown and Bones" mal wieder auf die typische Armentrout´sche "haha-du-dummer-Leser-hier-hast-du-einen-krassen-Cliffhanger-jetzt-komm-damit-klar-und-zerbreche-dir-darüber-den-Kopf-bis-der-nächste-Teil-rauskommt"-Art, die die Vorfreude auf Band 4 in die Höhe schnellen ließ. Ich hoffe sehr, dass der Heyne Verlag bei der Übersetzung einen Zahn zulegt und wir vielleicht schon im Dezember davon lesen können, wie Poppys und Casteels Abenteuer weitergeht!

"Hast du dich entschieden, die Krone anzunehmen?" Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. "Ja", flüsterte ich. Es war nur ein Wort, aber es veränderte mein ganzes Leben und machte mir schreckliche Angst."



Fazit:


Schon in Band 1 und 2 aufgetretene Schwächen werden in diesem dritten Band deutlicher und zeigen an, wo noch Verbesserungspotential besteht. Dennoch ist "Crown and Bones" eine epische, unterhaltsame und hochspannende Fortsetzung, mit der ich sehr viel Spaß hatte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2022

KRASS KRASS KRASS!

Chaos Walking - Es gibt immer eine Wahl
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Mit "Chaos Walking - Es gibt immer eine Wahl" ist letzte Woche endlich der zweite Teil der Chaos-Walking-Trilogie von Patrick Ness erschienen, welcher die Geschichte von Todd und Viola weiterspinnt und ...

Mit "Chaos Walking - Es gibt immer eine Wahl" ist letzte Woche endlich der zweite Teil der Chaos-Walking-Trilogie von Patrick Ness erschienen, welcher die Geschichte von Todd und Viola weiterspinnt und abermals ins dystopische New World führt. Nachdem Lesen bin ich nun emotional gefangen zwischen Entsetzen und Faszination, Enttäuschung und Begeisterung und weiß nur, dass das, was auf diesen 592 Seiten passiert ist KRASS KRASS KRASS ist!

Wem die Handlung, der Autor oder die Namen der Figuren bekannt vorkommen: Patrick Ness´ Trilogie ist schon 2009 unter den Namen "New World - Die Flucht", "New World - Das dunkle Paradies" und "New World - Das brennende Messer" im Ravensburger Buchverlag erschienen. Schon im Januar 2021 ist Band 1 der Reihe erneut bei cbt erschienen und trug ein Filmcover passend zur Verfilmung von Lionsgate mit Tom Holland und Daisy Ridley (HIER geht´s übrigens zur Filmkritik). Band 2 ist nun stark an der Originalausgabe orientiert und zeigt den Titel in großen, weißen Buchstaben, welcher sich vom dunklen Hintergrund mit wildem Buchstabengekritzel in einem interessanten Kontrast abhebt. Auch wenn mir sowohl der Kontrast als auch die optisch und haptisch hervorgehobenen Buchstaben des Hintergrund gut gefallen und ich auch den Untertitel "Es gibt immer eine Wahl" treffend gewählt finde, sind drei Dinge an der Gestaltung schade. Erstens passt die äußere Gestaltung des zweiten Teils schlecht zum ersten (wobei die Paperbacks immerhin dieselbe Größe haben). Zweitens wäre statt des großen, blauen "C"s eher ein "A" wie auf der Originalausgabe angebracht gewesen, da dies inhaltlich besser zur Geschichte passen würde und drittens gibt es keinen treffenderen Titel als den Originaltitel "The Ask and the Answer".

Erster Satz: "Dein Lärm verrät dich, Todd Hewitt."

Dafür gefällt mir die innere Gestaltung dieser Fortsetzung ein wenig besser als die des ersten Teils. Genau wie in "Chaos Walking 1" ist auch hier der sogenannte "Lärm" der männlichen Bewohner von New World als wildes Gekritzel in unterschiedlichen Schriftarten quer über die Seiten dargestellt und der Wechsel der Erzählperspektiven zwischen den beiden Hauptfiguren wird ebenfalls durch einen Wechsel der Schriftart deutlich gemacht. Genau wie in Band 1 hat Patrick Ness seine Handlung wieder in sechs übergeordnete Abschnitte eingeteilt, welche wiederum in 42 Kapitel inklusive eines unnummerierten Prologs und Epilogs unterteilt sind. Zusätzlich erleichtert uns eine kurze "Was bisher geschah"-Zusammenfassung den Einstieg.

Zeitlich knüpft diese Fortsetzung punktgenau an das Ende des ersten Bandes an und erzählt, was passiert, nachdem Todd und Viola sich mit letzter Kraft nach Haven geschleppt haben, nur um dort statt ihrer Rettung Bürgermeister Prentiss vorzufinden, der die Stadt unter seine Gewalt gebracht hat und ein "New Prentisstown" nach seinen Vorstellungen errichtet. Schnell stellt sich unter dem Regime der fremden Armee eine gewisse Normalität ein und die Bürger von Haven scheinen den Machtwechsel erstaunlich gelassen zu sehen. Viola, die nach ihrer gefährlichen Schussverletzung in einem Haus der Heilung behandelt werden muss, bemerkt aber, dass sich vor allem unter den unterdrückten Frauen im Geheimen Widerstand sammelt. Während Bürgermeister Prentiss, der sich zum Präsidenten ausgerufen hat, versucht, Todd für seine Zwecke einzuspannen, wird Viola von der Heilerin Mistress Coyle für die sogenannte "Antwort" rekrutiert, die Prentiss´ Willkür entgegentritt. Todd versucht sich still zu verhalten, um endlich Viola besuchen zu dürfen und Viola ist sich sicher, mit dem stillen Protest den BürgerInnen von Haven zu helfen. Doch dann fallen die ersten Bomben und die beiden finden sich auf entgegengesetzten Seiten eines Bürgerkriegs wieder, den keiner von ihnen jemals wollte...

Viola: "Wir können die Welt retten", sage ich und versuche zu lächeln. "Du und ich."

Während in Band 1 mit dem Bürgermeister Prentiss und seinen Männern die Antagonisten klar festgelegt waren, wird es in Band 2 deutlich komplizierter, da sich in New Prentisstown blitzschnell zwei Fronten auftun. Spätestens als es auf beiden Seiten die ersten Opfer gibt und Todd und Viola zu Schlimmem gedrängt werden, ist klar, dass man mit einer Unterteilung in "gut" und "böse" hier nicht mehr weiterkommt. Stattdessen beginnen wir uns zu fragen, welche Seite nun das geringere Übel darstellt und sind gemeinsam mit den beiden Hauptfiguren perplex, wie es überhaupt zu einer derartigen Eskalation kommen konnte. Ich hatte sehr geringe Erwartungen und noch weniger Ideen davon, in welche Richtung sich die Geschichte nach dem offenen Ende von Band 1 weiterentwickeln würde, dass wir es hier mit einem blutigen Bürgerkrieg voller Psychospielchen, Populismus, Genozid, Terrorismus und Grausamkeit zu tun bekommen würden, hätte ich aber nicht in tausend Jahren gedacht. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen meiner großen Überraschung kann ich nur meinen Hut vor Patrick Ness ziehen, der hier auf interessante Art und Weise davon erzählt, wie sich scheinbar aus dem Nichts ein Krieg entwickeln und wie eine ganze Zivilisation von den Ideen einzelner gelenkt untergehen kann. Neben den erschreckenden Entgleisungen befasst sich der Autor auch auf eindringliche Art und Weise mit den Themen Gehorsam, Verantwortung, Moral, Macht und Menschlichkeit und legt damit den Finger in eine aufgrund des aktuellen Weltgeschehens offene Wunde.

Viola: "Er hätte es nicht tun können, wenn er bleiben wollte, wer er war, wenn er Todd Hewitt bleiben wollte. Der Junge, der nicht töten kann. Der Mann, der nicht töten kann. Wir haben die Wahl, was aus uns wird."

Leider müssen wir aufgrund des Themas über die beinahe 600 Seiten hinweg sehr viele Grausamkeit ertragen. Folter, sexuelle Übergriffe, Verstümmelung, Entwürdigung, Unterdrückung und gezielter Mord - die hier beschriebenen Verbrechen gegenüber Menschen (insbesondere Frauen), aber auch gegenüber der einheimischen Bevölkerung des Planeten, den Spackle ist kaum zu ertragen und unterstreicht erneut, dass "Chaos Walking" trotz des jungen Alters der Hauptfiguren kein Kinder- oder Jugendbuch ist! Auch das Leiden der beiden Hauptfiguren trägt zu dringlichen, düsteren, unter die Haut gehenden Atmosphäre der Geschichte bei. Nachdem die beiden in Band 1 eine strapaziöse Flucht vor dem wütenden Mob aus Prentisstown überstehen mussten, geht aufgrund des explosiven Bürgerkriegs ihr ständiger Kampf ums Überleben nahtlos weiter. Auch hier leiden und bluten und schwitzen und kämpfen die Figuren ohne Pause und wenn man gerade gedacht hat, sie haben es endlich geschafft, sind entkommen, sind in Sicherheit, dann leiden, bluten, schwitzen und kämpfen sie noch ein kleines bisschen mehr. Was die beiden durchmachen müssen, was sie aufgeben müssen, um am Leben zu bleiben und wie sehr sie ihre Würde, ihre Menschlichkeit und ihre Unschuld füreinander und für das, was sie für richtig halten, opfern, tut noch mehr weh, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die Figuren mit 14/15 Jahren wahnsinnig jung sind.

Todd: "Dabei vergisst er aber", fährt sie fort, "dass Todd und ich gemeinsam über den halben Planeten geflohen sind. Ganz allein. Wir sind mit einem irrsinnigen Prediger fertig geworden. Wir sind einer ganzen Armee davongelaufen, wir haben es überlebt, dass man auf uns geschossen, uns geschlagen und gehetzt hat. Und immer sind wir, verdammt noch mal, am Leben geblieben. Man hat uns nicht in die Luft gejagt, man hat uns nicht zu Tode gefoltert, wir sind nicht im Krieg umgekommen." Sie nimmt Lees Hand und stützt sich jetzt nur noch auf mich. "Ich und Todd? Wir beide gemeinsam gegen den Bürgermeister?" Sie lächelt. "Er hat nicht die geringste Chance."

Diese Leidensintensität hat das Lesen zwar nicht gerade angenehm gestaltet, die Spannung aber immer hochgehalten und dafür gesorgt, dass trotz einiger Wiederholungen keine Leseflaute aufkommt. Ebenfalls zur konstant hohen Spannung beigetragen hat, dass das Buch seine Geheimnisse bis fast ganz zum Schluss für sich behält und kaum mehr als kümmerliche Andeutungen und Raum für Spekulationen bereithält. Was ist der Plan von Bürgermeister Prentiss? Wie kann er den Lärm kontrollieren? Was hat es mit der Medizin auf sich? Was ist im Spackle-Krieg passiert? Wann, woher und weshalb kommen die Siedler nach New World? Und allen voran: wem kann man vertrauen? Das Setting bleibt also genauso undurchsichtig und verwirrend wie in Band 1, wird hier aber weiter ausgebaut.

Wie bereits in der Rezension zu Band 1 erklärt, hat der Autor für seine Geschichte ein außerirdisches, sehr ursprüngliches, naturbelassenes Setting gewählt, das an das unkolonialisierte Amerika erinnert, nur dass die Weiten der Landschaft nicht von grasenden Büffeln, sondern von seltsamen Geschöpfen wie die vogelstraußartigen "Cassors" oder laut die "HIER!"-denkenden "Viecher" bewohnt werden. Darüber hinaus können alle Lebewesen sprechen (die Komplexität und Aussagekraft deren Kommunikation schwankt aber beachtlich) und wir treffen auf die einheimische intelligente Spezies der Spackle, die wir in den Freund-Feind-Kontext einordnen müssen. Das bäuerliche Siedler-Leben wiederum wird gepaart mit allerlei technischen Errungenschaften, sodass Schaffarmen, abgestürzte Raumschiffe, Atomfahrräder und Wunderheilverbände oft innerhalb einer einzigen Seite vorkommen. Der Fluch der Viellesenden ist, dass man fast jede Idee, jede mögliche Welt, jede Wendung und jede Figur schon in ähnlicher Weise irgendwo gelesen hat. Einfallsreichtum und Originalität sind demnach zwei sehr entscheidende Kriterien für meine Bewertungen - vor allem in den Genres Fantasy und Science-Fiction. Beurteilt man "Chaos Walking" nur nach diesen beiden Kriterien, sprengt diese verrückte Geschichte über den Gedankenlärm fanatischer Siedler in einer außerirdischen Welt also wohl die Messlatte.

Todd: "Ich habe nur Befehle befolgt", äfft der Bürgermeister mich nach. "Dieser Satz dient Schurken seit ewigen Zeiten als Ausrede."

Patrick Ness erzählt seine Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Todd und Viola und nutzt dabei sehr viele direkte Gedanken. die manchmal in langen Satzreihen mit vielen Absätzen oder fließenden Nebensätzen beinahe gedankenstromartig aus dem jungen Erzähler herausströmen. Wie beim "Lärm" - der innovativen, aber gruseligen Grundidee der Geschichte - scheint es hier keinen Filter zu geben, sodass sich die Erzählung sehr erlebnisnah liest, man mit einigen sehr dysfunktionalen, manchmal auch gewalttätigen Gedanken aber auch hadert. Diese Art der Erzählweise reißt zwar mit, man ist dem was passiert aber auch ausgeliefert. Genauso ist es auch mit dem allgemeinen Sprachstil, der recht derb und direkt ist und sich kaum Zeit für Beschönigungen, Erklärungen oder Beschreibungen nimmt. Gewöhnungsbedürftig ist auch, dass Todd uns LeserInnen an einigen Stellen direkt anspricht, indem er Fragen stellt, sein Verhalten erklärt oder sich rechtfertigt. So ist man schon recht bald in einem Zwiespalt zwischen dem Drang, sich etwas von Handlung und Erzähler zu distanzieren und dem mitreißenden Sog durch die erlebnisnahe Erzählweise. Einige fantastische Horrorelemente - Grusel-Sümpfe, die mystische Überlegenheit Prentiss´, der zombiehafte Spackle 1017 - tun ihr übriges und feuern die mulmige, düstere Atmosphäre weiter an. Man kann also festhalten, dass die Geschichte alles andere als schön zu lesen ist, dabei aber in einem Maße spannend, dass man sich kaum losreißen kann!

Viola: "Der Bürgermeister hat Unrecht. Er wird niemals Recht behalten. Es stimmt nicht, dass man niemals etwas so lieben darf, dass es Macht über einen gewinnt. Im Gegenteil, man muss etwas oder jemanden so sehr lieben, dass nichts anderes Macht über einen gewinnen kann. Das ist keine Schwäche. Es ist die größte Stärke, die man besitzen kann."

Ebenfalls in einen starken Zwiespalt gedrängt haben mich die beiden Hauptprotagonisten, welche von der Handlung stark auf die Probe gestellt werden und deren Sympathiewerte ordentlich ins Wanken gekommen sind. Auch wenn beide einige furchtbare Dinge tun, die ich ihnen nicht verzeihen kann (und sie selbst sich auch nicht) und ich vor allem Todd an einigen Stellen fast gehasst habe, ist es Patrick Ness´ große Stärke, hinterrücks dafür zu sorgen, dass man die Figuren trotz allem lieben muss. Denn all die Verfehlungen, all die Handlungen, all die Entscheidungen, all die Gefühle sind so menschlich und nachvollziehbar geschildert, dass man sich nie ganz sicher sein kann, dass man in der Situation nicht anders gehandelt hätte. Ich denke, dass jeder von uns davon überzeugt ist (oder zumindest stark hofft), in Situationen großer Ungerechtigkeit oder Grausamkeit nicht einfach nur dazustehen, sondern sich laut für die Wahrheit einzusetzen und NEIN zu sagen. Dadurch dass wir Viola und Todd trotz ihrer Fehler und Schwäche verstehen können, stellt genau diese intrinsische Überzeugung aber in Frage, was natürlich unbequem ist und weh tut - aber eben auch dringend notwendig ist, um uns in der Realität vor Gleichmut und Abstumpfung zu schützen. Somit ist "Chaos Walking" auch ein Buch über Freundschaft, über Liebe und über Entscheidungen. Denn egal in welcher Situation wir uns befinden sind es doch unsere Entscheidungen, die uns zu dem machen, was wir sind und schon mit dem Untertitel dieser Fortsetzung mahnt Patrick Ness zur Vorsicht und schreibt jedem einzelnen Verantwortung zu: "Es gibt immer eine Wahl"

Ganz objektiv betrachtet müsste ich der Geschichte für den meisterhaften Schreibstil, die originelle Grundidee, die schneidende Gesellschaftskritik, die irrsinnig hohe Spannung und die menschlichen Figuren, die uns selbst den Spiegel vorhalten also mindestens 4,5 Sterne zuschreiben. Leider funktionieren Rezensionen aber nun mal nicht als rein objektive Einschätzung und da mein subjektiver Eindruck der Geschichte eben auch sehr von Abneigung, Entsetzen und Angst geprägt war, kann ich keine solche Spitzenbewertung für diesen Roman vergeben. "Chaos Walking - Es gibt immer eine Wahl" ist die Art von Geschichte, die man beim Lesen am liebsten an die Wand werfen würde. Alle Figuren sind auf ihre eigene Art und Weise kaputt und deren endloses Leiden fühlt sich vor dem Hintergrund, dass es sich hier um Kinder handelt, noch furchtbarer an. Was Menschen einander antun können ging mir viel zu nahe, hat mich verstört und verängstigt und sich für meinen Geschmack viel zu real angefühlt. Und ja, ich weiß, dass das für die Handlung, für den Schreibstil des Autors und für dessen Art, diese Geschichte zu erzählen spricht, für die Flut an negativen Gefühlen, die beim Lesen bei mir ausgelöst wurde, muss ich aber trotzdem eineinhalb Sterne abziehen.

Da die Geschichte sehr offen und damit auch sehr frustrierend endet, werde ich so bald wie möglich zum Finale greifen und bin schon sehr gespannt, was darin noch auf Todd, Viola und uns zukommt. Band 3, "Chaos Walking - Die Zukunft der Welt" erscheint im Januar 2023, falls ich es bis dorthin nicht aushalte, werde ich wohl einfach zur englischen Ausgabe greifen.

Todd: "Beherrsche deinen Lärm und du beherrschst dich selbst. Und wer sich selbst beherrscht", er schiebt das Kinn vor, "kann die Welt beherrschen".



Fazit:


"Chaos Walking - Es gibt immer eine Wahl" ist eine düstere und vielschichtige Geschichte über Populismus, Gehorsam, Verantwortung, Moral, Macht, Krieg, Genozid, Terrorismus, Menschlichkeit und die Macht unserer Entscheidungen. Objektiv betrachtet müsste ich der Geschichte für den meisterhaften Schreibstil, die originelle Grundidee, die schneidende Gesellschaftskritik, die irrsinnig hohe Spannung und die menschlichen Figuren, die uns selbst den Spiegel vorhalten also mindestens 4,5 Sterne vorschreiben. Subjektiv muss ich jedoch warnen, dass die Geschichte alles andere als schön zu lesen ist und neben einem Gefühl der Faszination auch Entsetzen, Angst und Verstörung in mir ausgelöst hat.

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Veröffentlicht am 21.05.2022

KRASS KRASS KRASS!

Chaos Walking - Es gibt immer eine Wahl
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Mit "Chaos Walking - Es gibt immer eine Wahl" ist letzte Woche endlich der zweite Teil der Chaos-Walking-Trilogie von Patrick Ness erschienen, welcher die Geschichte von Todd und Viola weiterspinnt und ...

Mit "Chaos Walking - Es gibt immer eine Wahl" ist letzte Woche endlich der zweite Teil der Chaos-Walking-Trilogie von Patrick Ness erschienen, welcher die Geschichte von Todd und Viola weiterspinnt und abermals ins dystopische New World führt. Nachdem Lesen bin ich nun emotional gefangen zwischen Entsetzen und Faszination, Enttäuschung und Begeisterung und weiß nur, dass das, was auf diesen 592 Seiten passiert ist KRASS KRASS KRASS ist!

Wem die Handlung, der Autor oder die Namen der Figuren bekannt vorkommen: Patrick Ness´ Trilogie ist schon 2009 unter den Namen "New World - Die Flucht", "New World - Das dunkle Paradies" und "New World - Das brennende Messer" im Ravensburger Buchverlag erschienen. Schon im Januar 2021 ist Band 1 der Reihe erneut bei cbt erschienen und trug ein Filmcover passend zur Verfilmung von Lionsgate mit Tom Holland und Daisy Ridley (HIER geht´s übrigens zur Filmkritik). Band 2 ist nun stark an der Originalausgabe orientiert und zeigt den Titel in großen, weißen Buchstaben, welcher sich vom dunklen Hintergrund mit wildem Buchstabengekritzel in einem interessanten Kontrast abhebt. Auch wenn mir sowohl der Kontrast als auch die optisch und haptisch hervorgehobenen Buchstaben des Hintergrund gut gefallen und ich auch den Untertitel "Es gibt immer eine Wahl" treffend gewählt finde, sind drei Dinge an der Gestaltung schade. Erstens passt die äußere Gestaltung des zweiten Teils schlecht zum ersten (wobei die Paperbacks immerhin dieselbe Größe haben). Zweitens wäre statt des großen, blauen "C"s eher ein "A" wie auf der Originalausgabe angebracht gewesen, da dies inhaltlich besser zur Geschichte passen würde und drittens gibt es keinen treffenderen Titel als den Originaltitel "The Ask and the Answer".

Erster Satz: "Dein Lärm verrät dich, Todd Hewitt."

Dafür gefällt mir die innere Gestaltung dieser Fortsetzung ein wenig besser als die des ersten Teils. Genau wie in "Chaos Walking 1" ist auch hier der sogenannte "Lärm" der männlichen Bewohner von New World als wildes Gekritzel in unterschiedlichen Schriftarten quer über die Seiten dargestellt und der Wechsel der Erzählperspektiven zwischen den beiden Hauptfiguren wird ebenfalls durch einen Wechsel der Schriftart deutlich gemacht. Genau wie in Band 1 hat Patrick Ness seine Handlung wieder in sechs übergeordnete Abschnitte eingeteilt, welche wiederum in 42 Kapitel inklusive eines unnummerierten Prologs und Epilogs unterteilt sind. Zusätzlich erleichtert uns eine kurze "Was bisher geschah"-Zusammenfassung den Einstieg.

Zeitlich knüpft diese Fortsetzung punktgenau an das Ende des ersten Bandes an und erzählt, was passiert, nachdem Todd und Viola sich mit letzter Kraft nach Haven geschleppt haben, nur um dort statt ihrer Rettung Bürgermeister Prentiss vorzufinden, der die Stadt unter seine Gewalt gebracht hat und ein "New Prentisstown" nach seinen Vorstellungen errichtet. Schnell stellt sich unter dem Regime der fremden Armee eine gewisse Normalität ein und die Bürger von Haven scheinen den Machtwechsel erstaunlich gelassen zu sehen. Viola, die nach ihrer gefährlichen Schussverletzung in einem Haus der Heilung behandelt werden muss, bemerkt aber, dass sich vor allem unter den unterdrückten Frauen im Geheimen Widerstand sammelt. Während Bürgermeister Prentiss, der sich zum Präsidenten ausgerufen hat, versucht, Todd für seine Zwecke einzuspannen, wird Viola von der Heilerin Mistress Coyle für die sogenannte "Antwort" rekrutiert, die Prentiss´ Willkür entgegentritt. Todd versucht sich still zu verhalten, um endlich Viola besuchen zu dürfen und Viola ist sich sicher, mit dem stillen Protest den BürgerInnen von Haven zu helfen. Doch dann fallen die ersten Bomben und die beiden finden sich auf entgegengesetzten Seiten eines Bürgerkriegs wieder, den keiner von ihnen jemals wollte...

Viola: "Wir können die Welt retten", sage ich und versuche zu lächeln. "Du und ich."

Während in Band 1 mit dem Bürgermeister Prentiss und seinen Männern die Antagonisten klar festgelegt waren, wird es in Band 2 deutlich komplizierter, da sich in New Prentisstown blitzschnell zwei Fronten auftun. Spätestens als es auf beiden Seiten die ersten Opfer gibt und Todd und Viola zu Schlimmem gedrängt werden, ist klar, dass man mit einer Unterteilung in "gut" und "böse" hier nicht mehr weiterkommt. Stattdessen beginnen wir uns zu fragen, welche Seite nun das geringere Übel darstellt und sind gemeinsam mit den beiden Hauptfiguren perplex, wie es überhaupt zu einer derartigen Eskalation kommen konnte. Ich hatte sehr geringe Erwartungen und noch weniger Ideen davon, in welche Richtung sich die Geschichte nach dem offenen Ende von Band 1 weiterentwickeln würde, dass wir es hier mit einem blutigen Bürgerkrieg voller Psychospielchen, Populismus, Genozid, Terrorismus und Grausamkeit zu tun bekommen würden, hätte ich aber nicht in tausend Jahren gedacht. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen meiner großen Überraschung kann ich nur meinen Hut vor Patrick Ness ziehen, der hier auf interessante Art und Weise davon erzählt, wie sich scheinbar aus dem Nichts ein Krieg entwickeln und wie eine ganze Zivilisation von den Ideen einzelner gelenkt untergehen kann. Neben den erschreckenden Entgleisungen befasst sich der Autor auch auf eindringliche Art und Weise mit den Themen Gehorsam, Verantwortung, Moral, Macht und Menschlichkeit und legt damit den Finger in eine aufgrund des aktuellen Weltgeschehens offene Wunde.

Viola: "Er hätte es nicht tun können, wenn er bleiben wollte, wer er war, wenn er Todd Hewitt bleiben wollte. Der Junge, der nicht töten kann. Der Mann, der nicht töten kann. Wir haben die Wahl, was aus uns wird."

Leider müssen wir aufgrund des Themas über die beinahe 600 Seiten hinweg sehr viele Grausamkeit ertragen. Folter, sexuelle Übergriffe, Verstümmelung, Entwürdigung, Unterdrückung und gezielter Mord - die hier beschriebenen Verbrechen gegenüber Menschen (insbesondere Frauen), aber auch gegenüber der einheimischen Bevölkerung des Planeten, den Spackle ist kaum zu ertragen und unterstreicht erneut, dass "Chaos Walking" trotz des jungen Alters der Hauptfiguren kein Kinder- oder Jugendbuch ist! Auch das Leiden der beiden Hauptfiguren trägt zu dringlichen, düsteren, unter die Haut gehenden Atmosphäre der Geschichte bei. Nachdem die beiden in Band 1 eine strapaziöse Flucht vor dem wütenden Mob aus Prentisstown überstehen mussten, geht aufgrund des explosiven Bürgerkriegs ihr ständiger Kampf ums Überleben nahtlos weiter. Auch hier leiden und bluten und schwitzen und kämpfen die Figuren ohne Pause und wenn man gerade gedacht hat, sie haben es endlich geschafft, sind entkommen, sind in Sicherheit, dann leiden, bluten, schwitzen und kämpfen sie noch ein kleines bisschen mehr. Was die beiden durchmachen müssen, was sie aufgeben müssen, um am Leben zu bleiben und wie sehr sie ihre Würde, ihre Menschlichkeit und ihre Unschuld füreinander und für das, was sie für richtig halten, opfern, tut noch mehr weh, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die Figuren mit 14/15 Jahren wahnsinnig jung sind.

Todd: "Dabei vergisst er aber", fährt sie fort, "dass Todd und ich gemeinsam über den halben Planeten geflohen sind. Ganz allein. Wir sind mit einem irrsinnigen Prediger fertig geworden. Wir sind einer ganzen Armee davongelaufen, wir haben es überlebt, dass man auf uns geschossen, uns geschlagen und gehetzt hat. Und immer sind wir, verdammt noch mal, am Leben geblieben. Man hat uns nicht in die Luft gejagt, man hat uns nicht zu Tode gefoltert, wir sind nicht im Krieg umgekommen." Sie nimmt Lees Hand und stützt sich jetzt nur noch auf mich. "Ich und Todd? Wir beide gemeinsam gegen den Bürgermeister?" Sie lächelt. "Er hat nicht die geringste Chance."

Diese Leidensintensität hat das Lesen zwar nicht gerade angenehm gestaltet, die Spannung aber immer hochgehalten und dafür gesorgt, dass trotz einiger Wiederholungen keine Leseflaute aufkommt. Ebenfalls zur konstant hohen Spannung beigetragen hat, dass das Buch seine Geheimnisse bis fast ganz zum Schluss für sich behält und kaum mehr als kümmerliche Andeutungen und Raum für Spekulationen bereithält. Was ist der Plan von Bürgermeister Prentiss? Wie kann er den Lärm kontrollieren? Was hat es mit der Medizin auf sich? Was ist im Spackle-Krieg passiert? Wann, woher und weshalb kommen die Siedler nach New World? Und allen voran: wem kann man vertrauen? Das Setting bleibt also genauso undurchsichtig und verwirrend wie in Band 1, wird hier aber weiter ausgebaut.

Wie bereits in der Rezension zu Band 1 erklärt, hat der Autor für seine Geschichte ein außerirdisches, sehr ursprüngliches, naturbelassenes Setting gewählt, das an das unkolonialisierte Amerika erinnert, nur dass die Weiten der Landschaft nicht von grasenden Büffeln, sondern von seltsamen Geschöpfen wie die vogelstraußartigen "Cassors" oder laut die "HIER!"-denkenden "Viecher" bewohnt werden. Darüber hinaus können alle Lebewesen sprechen (die Komplexität und Aussagekraft deren Kommunikation schwankt aber beachtlich) und wir treffen auf die einheimische intelligente Spezies der Spackle, die wir in den Freund-Feind-Kontext einordnen müssen. Das bäuerliche Siedler-Leben wiederum wird gepaart mit allerlei technischen Errungenschaften, sodass Schaffarmen, abgestürzte Raumschiffe, Atomfahrräder und Wunderheilverbände oft innerhalb einer einzigen Seite vorkommen. Der Fluch der Viellesenden ist, dass man fast jede Idee, jede mögliche Welt, jede Wendung und jede Figur schon in ähnlicher Weise irgendwo gelesen hat. Einfallsreichtum und Originalität sind demnach zwei sehr entscheidende Kriterien für meine Bewertungen - vor allem in den Genres Fantasy und Science-Fiction. Beurteilt man "Chaos Walking" nur nach diesen beiden Kriterien, sprengt diese verrückte Geschichte über den Gedankenlärm fanatischer Siedler in einer außerirdischen Welt also wohl die Messlatte.

Todd: "Ich habe nur Befehle befolgt", äfft der Bürgermeister mich nach. "Dieser Satz dient Schurken seit ewigen Zeiten als Ausrede."

Patrick Ness erzählt seine Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Todd und Viola und nutzt dabei sehr viele direkte Gedanken. die manchmal in langen Satzreihen mit vielen Absätzen oder fließenden Nebensätzen beinahe gedankenstromartig aus dem jungen Erzähler herausströmen. Wie beim "Lärm" - der innovativen, aber gruseligen Grundidee der Geschichte - scheint es hier keinen Filter zu geben, sodass sich die Erzählung sehr erlebnisnah liest, man mit einigen sehr dysfunktionalen, manchmal auch gewalttätigen Gedanken aber auch hadert. Diese Art der Erzählweise reißt zwar mit, man ist dem was passiert aber auch ausgeliefert. Genauso ist es auch mit dem allgemeinen Sprachstil, der recht derb und direkt ist und sich kaum Zeit für Beschönigungen, Erklärungen oder Beschreibungen nimmt. Gewöhnungsbedürftig ist auch, dass Todd uns LeserInnen an einigen Stellen direkt anspricht, indem er Fragen stellt, sein Verhalten erklärt oder sich rechtfertigt. So ist man schon recht bald in einem Zwiespalt zwischen dem Drang, sich etwas von Handlung und Erzähler zu distanzieren und dem mitreißenden Sog durch die erlebnisnahe Erzählweise. Einige fantastische Horrorelemente - Grusel-Sümpfe, die mystische Überlegenheit Prentiss´, der zombiehafte Spackle 1017 - tun ihr übriges und feuern die mulmige, düstere Atmosphäre weiter an. Man kann also festhalten, dass die Geschichte alles andere als schön zu lesen ist, dabei aber in einem Maße spannend, dass man sich kaum losreißen kann!

Viola: "Der Bürgermeister hat Unrecht. Er wird niemals Recht behalten. Es stimmt nicht, dass man niemals etwas so lieben darf, dass es Macht über einen gewinnt. Im Gegenteil, man muss etwas oder jemanden so sehr lieben, dass nichts anderes Macht über einen gewinnen kann. Das ist keine Schwäche. Es ist die größte Stärke, die man besitzen kann."

Ebenfalls in einen starken Zwiespalt gedrängt haben mich die beiden Hauptprotagonisten, welche von der Handlung stark auf die Probe gestellt werden und deren Sympathiewerte ordentlich ins Wanken gekommen sind. Auch wenn beide einige furchtbare Dinge tun, die ich ihnen nicht verzeihen kann (und sie selbst sich auch nicht) und ich vor allem Todd an einigen Stellen fast gehasst habe, ist es Patrick Ness´ große Stärke, hinterrücks dafür zu sorgen, dass man die Figuren trotz allem lieben muss. Denn all die Verfehlungen, all die Handlungen, all die Entscheidungen, all die Gefühle sind so menschlich und nachvollziehbar geschildert, dass man sich nie ganz sicher sein kann, dass man in der Situation nicht anders gehandelt hätte. Ich denke, dass jeder von uns davon überzeugt ist (oder zumindest stark hofft), in Situationen großer Ungerechtigkeit oder Grausamkeit nicht einfach nur dazustehen, sondern sich laut für die Wahrheit einzusetzen und NEIN zu sagen. Dadurch dass wir Viola und Todd trotz ihrer Fehler und Schwäche verstehen können, stellt genau diese intrinsische Überzeugung aber in Frage, was natürlich unbequem ist und weh tut - aber eben auch dringend notwendig ist, um uns in der Realität vor Gleichmut und Abstumpfung zu schützen. Somit ist "Chaos Walking" auch ein Buch über Freundschaft, über Liebe und über Entscheidungen. Denn egal in welcher Situation wir uns befinden sind es doch unsere Entscheidungen, die uns zu dem machen, was wir sind und schon mit dem Untertitel dieser Fortsetzung mahnt Patrick Ness zur Vorsicht und schreibt jedem einzelnen Verantwortung zu: "Es gibt immer eine Wahl"

Ganz objektiv betrachtet müsste ich der Geschichte für den meisterhaften Schreibstil, die originelle Grundidee, die schneidende Gesellschaftskritik, die irrsinnig hohe Spannung und die menschlichen Figuren, die uns selbst den Spiegel vorhalten also mindestens 4,5 Sterne zuschreiben. Leider funktionieren Rezensionen aber nun mal nicht als rein objektive Einschätzung und da mein subjektiver Eindruck der Geschichte eben auch sehr von Abneigung, Entsetzen und Angst geprägt war, kann ich keine solche Spitzenbewertung für diesen Roman vergeben. "Chaos Walking - Es gibt immer eine Wahl" ist die Art von Geschichte, die man beim Lesen am liebsten an die Wand werfen würde. Alle Figuren sind auf ihre eigene Art und Weise kaputt und deren endloses Leiden fühlt sich vor dem Hintergrund, dass es sich hier um Kinder handelt, noch furchtbarer an. Was Menschen einander antun können ging mir viel zu nahe, hat mich verstört und verängstigt und sich für meinen Geschmack viel zu real angefühlt. Und ja, ich weiß, dass das für die Handlung, für den Schreibstil des Autors und für dessen Art, diese Geschichte zu erzählen spricht, für die Flut an negativen Gefühlen, die beim Lesen bei mir ausgelöst wurde, muss ich aber trotzdem eineinhalb Sterne abziehen.

Da die Geschichte sehr offen und damit auch sehr frustrierend endet, werde ich so bald wie möglich zum Finale greifen und bin schon sehr gespannt, was darin noch auf Todd, Viola und uns zukommt. Band 3, "Chaos Walking - Die Zukunft der Welt" erscheint im Januar 2023, falls ich es bis dorthin nicht aushalte, werde ich wohl einfach zur englischen Ausgabe greifen.

Todd: "Beherrsche deinen Lärm und du beherrschst dich selbst. Und wer sich selbst beherrscht", er schiebt das Kinn vor, "kann die Welt beherrschen".



Fazit:


"Chaos Walking - Es gibt immer eine Wahl" ist eine düstere und vielschichtige Geschichte über Populismus, Gehorsam, Verantwortung, Moral, Macht, Krieg, Genozid, Terrorismus, Menschlichkeit und die Macht unserer Entscheidungen. Objektiv betrachtet müsste ich der Geschichte für den meisterhaften Schreibstil, die originelle Grundidee, die schneidende Gesellschaftskritik, die irrsinnig hohe Spannung und die menschlichen Figuren, die uns selbst den Spiegel vorhalten also mindestens 4,5 Sterne vorschreiben. Subjektiv muss ich jedoch warnen, dass die Geschichte alles andere als schön zu lesen ist und neben einem Gefühl der Faszination auch Entsetzen, Angst und Verstörung in mir ausgelöst hat.

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Veröffentlicht am 16.05.2022

Die After-Reihe und ich werden definitiv keine Freunde mehr!

After passion
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Handlung: Auch wenn ich die After-Reihe von Anna Todd natürlich vom Hörensagen kennen und im Laufe der letzten Jahre eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen zu Geschichte von Tessa und Hardin gehört ...

Handlung: Auch wenn ich die After-Reihe von Anna Todd natürlich vom Hörensagen kennen und im Laufe der letzten Jahre eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen zu Geschichte von Tessa und Hardin gehört habe, habe ich es bisher tatsächlich geschafft, weder als Buch noch als Film mit der Reihe in Berührung zu kommen. Da ich schon länger vorhatte, mir ein eigenes Bild von der hochgelobten und gleichzeitig verschrienen Reihe zu machen, habe ich die Gelegenheit der heute erscheinenden Umsetzung der Reihe als Graphic Novel, beim Schopf gepackt und mir ein Exemplar von "After Passion - Graphic Novel Teil 1" angefragt. Nach dem Lesen bin ich nun in mehrerlei Hinsicht sehr ernüchtert. Anders als ich ursprünglich gedacht hatte, wurde hier nicht "After passion" als Ganzes umgesetzt und die folgenden Teile beziehen sich auch nicht auf die Fortsetzungen "After truth" und "After love". Stattdessen habe ich nach einer kurzen Recherche nach dem Lesen herausgefunden, dass diese Graphic Novel nur etwa das erste Drittel des ersten Bandes abdeckt. Die Geschichte endet demnach sehr offen. Da im hier abgedeckten Abschnitt aber schon so viel unnötiges Drama und toxisches Hin und Her vorkamen, hat mir dieser kurze Einblick schon gereicht um den Entschluss zu fällen, die folgenden Bände nicht zu lesen. Denn statt in einer dynamischen Annäherung von den Beginnen einer Beziehung zu berichten und dabei einem größeren Handlungskonzept zu folgen, wiederholen sich in "After Passion" dieselben Abläufe immer und immer wieder: Hardin tut etwas Unüberlegtes, was Tessa verletzt, oder schüchtert sie sogar absichtlich emotional ein, woraufhin sie sich wütend von ihm abwendet... bis sie wieder seiner Anziehungskraft unterliegt und er sein Verfehlen mit leeren Worten oder sexuellen Gefälligkeiten wieder gut macht. Dieser Kreislauf aus emotionalem Missbrauch, Streit, Versöhnung und Sex wiederholt sich hier Abschnitt für Abschnitt, ohne dass Tessa oder Hardin etwas dazulernen würden. Rückblickend bin ich also sehr froh, mir die 192 hübsch bebilderten Seiten mit dem Zeitaufwand von etwa 45 Minuten verdeutlicht haben, dass die After-Reihe und ich definitiv keine Freunde werden.

Figuren:
Dabei hatte ich überhaupt keine großen Erwartungen und schon leise vermutet, dass mich die Geschichte nicht vom Hocker hauen würde. Damit, dass mich die Figuren innerhalb kürzester Zeit so sehr nerven würden, hatte ich jedoch nicht gerechnet. Über Hardins Toxizität, seine Unreflektiertheit und seine offensichtliche psychischen Probleme müssen wir denke ich nicht reden. Aber was ist mit Tessa los? Sie hebt auf gefühlt jeder zweiten Seite hervor, wie "anders als alle anderen" sie ist und verurteilt sowohl Hardin als auch dessen Freunde sehr schnell, geht aber gleichzeitig mit ihren angeblichen Freunden und ihrem festen Freund Noah um wie mit einem besseren Schoßhund. Heuchlerisch, verklemmt, unehrlich und charakterschwach sind vier Attribute, mit denen man ihren Charakter wunderbar zusammenfassen kann. Ich konnte also leider weder ihre Handlungen verstehen, noch sie sympathisch finden. Auch ihre Helikopter-Mutter, die sehr oberflächlich erscheinende Steph und der Rest der After-Freundesgruppe konnten nur wenige Sympathiepunkte sammeln und blieben sehr blass. Am besten hat mir noch Tessas nerdiger Freund Landon gefallen, wobei auch dieser mehr eine Funktion zu erfüllen scheint, als wirklich eine ganzheitliche Figur zu sein. Die Charaktere sind also leider allesamt unausgereift, oberflächlich und verhalten sich durchweg irrational.

Gestaltung:
Die Umsetzung der Geschichte als Graphic Novel gefällt mir hingegen sehr gut. Zwar merkt man, dass die Handlung hier für das veränderte Erzählformat stark heruntergebrochen wurde und deshalb an einigen Stellen Szenen gekürzt wurden oder Übergänge fehlen (außer natürlich der Erzählfluss ist auch in den Romanen so sprunghaft, das kann ich natürlich nicht beurteilen). Außerdem ist auffällig wenig Erzähltext vorhanden und auch Sprech- oder Denkblasen sind eher sparsam verwendet. Der Fokus auf die Bilder funktioniert bei der Geschichte aber erstaunlich gut und man kann der Handlung auch so gut folgen, selbst wenn man wie ich keine andere Version der Geschichte kennt. Auch die zeichnerische Umsetzung von Pablo Andrés gefällt mir sehr gut. Die Figuren heben sich in lebendigen Strichen und warmen Farben vom Hintergrund ab und entwickeln sich auch visuell über die Geschichte hinweg weiter. Optisch auffällig ist auch, dass sich Hardin durch die starke Verwendung von schwarzer Farbe in seiner Kleidung, seinem Auto und Requisiten abhebt und der Kontrast zum weicheren Noah auch visuell deutlich wird. Schön finde ich auch, dass explizite Szenen, die ja bekanntlich einen großen Raum in den Büchern einnehmen, hier nur angedeutet oder ganz übersprungen werden. Abgerundet wird die wirklich solide Gestaltung durch hinzugefügtes Bonusmaterial am Ende der Graphic Novel, welches sowohl einen Blick hinter die Kulissen zur Charakter- und Szenenentwicklung gewährt als auch kurze Steckbriefe der Figuren bereithält.

Das Zitat:


"Er sagt, er will mich, und ich gehöre ihm. Schon seit ich ihn das erste Mal geküsst habe. Ich würde alles mit ihm tun. Absolut alles. Die Konsequenzen sind mir völlig egal."



Das Urteil:


Die Umsetzung der Graphic Novel gefällt mir sehr gut, leider wird Anna Todds Geschichte von Hardin und Tessa jedoch auch durch das hübsche Gewand nicht weniger irrational, toxisch und oberflächlich. Mir hat der kurze Einblick in das unnötige Drama und toxische Hin und Her der Figuren schon gereicht, um den Entschluss zu fällen, die folgenden Bände nicht zu lesen. Den einen Stern gibt es für die graphische Gestaltung!

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