Profilbild von WriteReadPassion

WriteReadPassion

Lesejury Star
offline

WriteReadPassion ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit WriteReadPassion über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2021

Tolle Buchidee nach typischer Jamie Oliver-Art (recht und schlecht) umgesetzt

7 Mal anders
0

Klappentext:
Jamie hat Menschen wie Ihnen und uns in die Einkaufstüten geschaut, um herauszufinden, welche Lieblingszutaten wir Woche für Woche kaufen. Wir sprechen von den Grundnahrungsmitteln, die wir ...

Klappentext:
Jamie hat Menschen wie Ihnen und uns in die Einkaufstüten geschaut, um herauszufinden, welche Lieblingszutaten wir Woche für Woche kaufen. Wir sprechen von den Grundnahrungsmitteln, die wir alle nahezu automatisch in den Einkaufswagen legen – Hühnerbrust, Lachsfilet, Hackfleisch, Eier, Kartoffeln, Brokkoli, um nur einige zu nennen. Wir haben alle viel um die Ohren, aber gerade deshalb sollten wir nach einem langen Tag in der Arbeit und/oder mit unseren Kindern ein schmackhaftes und nahrhaftes Essen zu uns nehmen. Anstatt zu ändern, was wir kaufen, zeigt uns Jamie neue geniale Ideen wie wir unsere Lieblingszutaten, die Lebensmittel, die es in wirklich jedem Supermarkt gibt, mal ganz anders zubereiten können. Gesunde, schnelle Gerichte familien- und alltagstauglich.


Autor:
Jamie Oliver kochte schon als Achtjähriger im Pub seiner Eltern in Clavering, Essex. Nach Abschluss seiner Ausbildung im Londoner Westminster Catering College arbeitet er mit einigen der besten Köche weltweit. 2002 eröffnete Jamie Oliver sein eigenes Restaurant Fifteen in London, in dem er arbeitslosen Jugendlichen eine Kochausbildung ermöglicht und eine Zukunft gibt. Inzwischen gibt es Filialen des Kultlokals in Cornwall, Amsterdam und Melbourne. Jamies Kampagne für die gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen in Schulküchen macht nicht nur in England Furore. In Fernsehsendungen kocht sich Jamie in die Herzen von Millionen von Zuschauern weltweit, und seine Bücher sind Bestseller rund um den Globus. Jamie Oliver lebt mit seiner Frau Jools und seinen fünf Kindern in London und Essex.

Übersetzer:
Regine Brams

Helmut Ertl


Bewertung:
Das Cover ist nach dem typischen Oliver-Stil gehalten. Der Titel ist ein richtiger Blickfang als leichte Erhebung und in Neonpink. Die ganze Aufmachung ist pink gestaltet und es passt wunderbar. Es zeigt auch, dass pink keine Frauenfarbe ist, sondern einfach eine Farbe. Punkt.


Das Inhaltsverzeichnis sieht so aus:

Einleitung

Brokkoli

Blumenkohl

Avocado

Hähnchenbrust

Bratwurst

Lachsfilet

Süsskartoffeln

Auberginen

Eier

Hackfleisch

Kartoffeln

Paprikaschoten

Garnelen

Fischfilet

Ganzes Hähnchen

Pilze

Steak

Schweinefleisch

Ernährung

Register


Darunter fallen aber nochmal verschiedene Einteilungen:

In der Einleitung ist nicht nur Jamies Vorwort und seine Buchidee an die Leser abgedruckt. Auch eine zusätzliche inhaltliche Einteilung gibt es hier. Bei "Was darf's heute sein?" unterteilt er die Art der Rezepte auf:

Fake-Away statt Take-Away

Aus einem Topf

Aus dem Backofen

Einfache Pasta

Schöne Salate

Suppen & Sandwiches


So kann man neben der Lebensmitteleinteilung auch gezielt nach Herstellungsart und Rezeptkategorien suchen.

Zu jedem Lebensmittel gibt es eine Kapitelübersicht auf dem Deckblatt. Zu jedem Lebensmittel führt Jamie 7 verschiedene Rezepte auf, so wie es die Idee des Buches ist. Wie er auch in der Einleitung ausführt, sind die Rezepte für den Alltag und für besondere Anlässe geeignet. Er hat sich an dem Einkaufsverhalten seiner englischen Mitmenschen gehalten, aber die gleicht sich mit dem hier in Deutschland. Sehr fleischhaltig eben. Aber auch das Gemüse und die anderen Lebensmittel werden hier gleichfalls geliebt. Man merkt also gar nicht, dass es ein englisches Kochbuch ist. Die Hauptzutaten sind an der Seite zum Rezept dargestellt, auf der zweiten Seite sieht man das Rezeptfoto.

Mit dem Kapitel "Ernährung" ist die Erläuterung zu den Nährwerttabellen bei den Rezepten gemeint. Ich hatte mich anfänglich sehr gewundert, da Jamie keine Prädestination für solche Angaben hat, aber am Ende des Buches wurde mir dann klar, dass das speziell ein Ernährungsteam übernommen hat. Aber dennoch ist bei Nährwerttabellen immer Vorsicht geboten - die stimmen nie zu hundert Prozent, wie auch? Die Lebensmittel sind ja nie identisch. Das eine Gemüse ist reichhaltiger, als das andere, das vielleicht mit Nährverlust geerntet wird, aus verschiedenen Gründen. Aber wir setzen das alles gleich, um ungefähre Angaben machen zu können. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Menschen das aber als Absolut (extra großgeschrieben) nehmen.

Dann folgt die Danksagung und dann das Register. danach noch eine Aufzählung von Jamies bisherigen Büchern und zum Schluß die Buchdaten.

Den Ausspruch vom Klappentext: "Ran an den Herd! 7 MAL ANDERS ist das alltagstauglichste Kochbuch, das Jamie je geschrieben hat." kann ich nicht ganz unterschreiben. Jamie bringt seit längerem ähnliche Kochbücher heraus, die viele alltägliche Rezepte aufweisen. Für mich wieder eine Übertreibung an Lobpreisungen!


Fazit:
Bei Jamie sind zwei Sachen generell immer vorhanden - ob in den Kochsendungen oder in den Büchern: Seine angelegten Zubereitungszeiten stimmen nie mit der Wirklichkeit und seine Themenideen sind nur halb richtig umgesetzt. Mutter und ich haben uns schon früher beömmelt, wenn er in den Sendungen ganz trocken (typisch in englischer Art) sagte "Und eine Prise Salz" und dann einen Teelöffel Salz in die Speise warf! Urkomisch! In seinen Büchern sind seine Buchideen immer nicht ganz ideal umgesetzt. Sei es bei dem Thema "Günstig und überall erreichbar", wo er dann mit Safran kocht - das teuerste Gewürz auf der Welt! oder angebliche Alltagsgerichte, die dann doch etwas zu gehoben für das Alltagskochen ist.

In Sendungen wie Büchern nervt mich seine völlig verzerrte Realität in Sachen Zubereitungszeit. Bei ihm muss man immer mindestens 15 Minuten draufrechnen. So werden aus seinen angeblich schnellen 15 Minuten-Rezepten dann 30 Minuten-Rezepte. Das erinnert mich immer ähnliche Verzerrungen wie die der Autofahrer. Die verlieren das Gefühl der wirklichen Strecken. Wie oft hat mir ein Autofahrer oder eine Autofahrerin gesagt, ich müsste nur 15 Minuten bis x laufen. Am Ende waren es 30 bis 45 Minuten. Bei Jamie ist das beim kochen so. Und er ist ja ein geübter Profi, der immer alles direkt am Herd stehen und auch die neuste Technik hat. Klar geht das dann auch alles schneller. Aber das ist ja nicht die Realität der Normalbürger.

So sind eben auch viele Rezepte nicht unbedingt alltagstauglich im Sinne von schnell und unkompliziert. Und in seinen Einleitungen generell schreibt er ja immer auf Augenhöhe mit der arbeitenden Bevölkerung, die wenig Zeit und Lust hat, ausschweifend nach der Arbeit zu kochen. Die Umsetzung hebt sich von der Einleitung immer etwas ab. Auch hier sind wieder einige Rezepte, die ich nicht nach der Arbeit kochen würde, weil mir das zu lange dauert und zu komplex ist. Im Gegensatz zu seinen anderen Büchern ist das hier wirklich auf wenige Lebensmittel begrenzt, ähnlich wie das mit der 5-Zutaten-Idee. Die Rezepte an sich sind vielseitig, wie immer bei Jamie. Darauf kann man sich ebenfalls verlassen. Und wir entdecken auch wie immer viele neue Kreationen. Das hebt Jamie von anderen prominenten Köchen - neben seinen Macken - ab. Er ist wirklich immer sehr kreativ und es macht auch immer richtig Laune, in seinen Büchern zu blättern. Die Rezepte auch umzusetzen, das ist weniger einfach.

Auch Jamies Appell an die Menschen, bei den wenigen Zutaten pro Rezept, auf qualitative Lebensmittel zu setzen, finde ich sehr gut und dem stimme ich auch zu. Bei solchen Rezepten kann man sich ruhig erlauben, nicht so knausrig zu sein. Ich koche nicht viel, aber wenn, achte ich immer auf hochwertige Produkte. der Nährwert ist am größten, je qualitativer die Produkte sind. Und auch beim Thema Fleisch sollte man umdenken. Wenn man nicht täglich Fleisch isst, kann man sich auch gutes Fleisch für Zwischendurch leisten. Auch als Geringverdiener. Es gibt genug andere Lebensmittel, die die Woche essenstechnisch aufwerten und satt machen.

Wieder eine tolle Buchidee, Wieder vielseitig kreative Rezepte, wieder mit seinen typischen Macken umgesetzt.



Einblicke in das Buch bekommt ihr beim Verlag:

https://www.dorlingkindersley.de/buch/jamie-oliver7-mal-anders-9783831040919




Gelesen am 5. Juli 2021



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 09.07.2021

Cooles Setting und glaubhafte Geschichte, leider im Verlauf schwächelnd ...

A History of Us - Vom ersten Moment an
0

Klappentext:
Ein Mittelalterfestival. Emily hat sich allen Ernstes überreden lassen, bei einem Mittelalterfestival als Schaustellerin mitzumachen. Ihre Nichte will unbedingt daran teilnehmen, ohne erwachsene ...

Klappentext:
Ein Mittelalterfestival. Emily hat sich allen Ernstes überreden lassen, bei einem Mittelalterfestival als Schaustellerin mitzumachen. Ihre Nichte will unbedingt daran teilnehmen, ohne erwachsene Aufsichtsperson darf sie nicht, und da ihre Schwester einen Unfall hatte, springt Emily ein. Was tut man nicht alles für die Familie? Tatsächlich könnte das Ganze sogar lustig werden, wenn da nicht Simon wäre. Simon, der Organisator des Festivals. Simon, die Anachronismus-Polizei, Simon, die Spaßbremse. Die beiden können sich vom ersten Moment an nicht leiden. Aber auf dem Festival schlüpfen sie in andere Rollen. Und plötzlich wird aus dem ernsten Simon ein verruchter Pirat. Der ganz eindeutig mit ihr flirtet! Und Emily bekommt genauso plötzlich weiche Knie. Aber wer flirtet da miteinander? Die Tavernendirne und der Pirat? Oder Emily und Simon?


Autorin:
Jen DeLuca ist in Virginia aufgewachsen, lebt inzwischen aber mit ihrem Mann und einem Haus voller Tiere in Arizona. "A History of Us − Vom ersten Moment an" ist ihr Debüt und der Auftakt zur Willow-Creek-Reihe, die auf einem Mittelalterfestival in Maryland spielt. Jen hat selbst zwei Sommer lang als Schaustellerin auf einem solchen Festival gearbeitet. Ihr Humor und das ungewöhnliche Setting ihrer Romane haben ihr sofort viele Fans eingebracht. "A History of Us − Vom ersten Moment an" war für den Goodreads Choice Award nominiert und die Entertainment Weekly nannte das Buch "eine göttlich unterhaltsame Achterbahnfahrt“. Mehr Informationen über die Autorin sind auf ihrer Homepage www.jendeluca.com" target="_blank">www.jendeluca.com" rel="nofollow" target="_blank">www.jendeluca.com" target="_blank">www.jendeluca.com zu finden.

Übersetzerin:
Anita Nirschl studierte Englische, Amerikanische und Spanische Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seit 2007 arbeitet sie als freie Übersetzerin und hat zahlreiche Romane ins Deutsche übertragen.

Sprecherin:
Dagmar Bittner ist als Hörbuchsprecherin ausgesprochen vielfältig und schafft mit ihrer intensiven Altstimme mühelos den Spagat zwischen spannungsreichen, gefühlvollen und informativen Stoffen.


Bewertung:
Das Cover und den Titel finde ich dezent und passend zum Mittelalterfest. Auch die Rose bekommt im letzten Drittel der Geschichte eine Bedeutung.

Ich bin ja kein Fan von diesen Larp-Spielen, aber das hier hat mich positiv überrascht. Ich fand es sehr fesselnd und glaubwürdig erzählt. So wirkte das sehr sehr lebendig auf mich. Die Sprecherin ist wirklich sehr geeignet. Gerade hier braucht es eine variable Stimmlage und Tonhöhe. Das schafft die Sprecherin spielend und ich konnte mir das Mittelalterfestival sehr gut vorstellen. Auch die dazugehörigen Akzente hat die Sprecherin sehr gut rübergebracht.

Die Erzählung wechselt in der ich-Perspektive von Emily und Simon hin und her. ich erinnere mich jetzt nicht an andere Charaktere dazu ...

Die Charaktere sind zahlreich vorhanden und alle aufzuführen ist mir zu lästig. jedenfalls haben sie gut gepasst. Die Protagonisten Emily und Simon sind gut ausgearbeitet. Es kommen auch zahlreiche Nebenfiguren vor, die den Verlauf glaubhaft darstellen, da ja solche Festivals viele Menschen hervorbringt.

Im letzten Drittel ist die Luft raus. Da konnte mich die Geschichte nur schwerlich fesseln. Die Atmosphäre ist auch da schwer und bedrückend und die Themenbelastung liegt woanders. In den anderen beiden Drittel ist die Leichtigkeit vorrangig eingebaut. Ich habe nichts gegen schwer lastige Geschichten, und hier passt es auch zu den entsprechenden Themen, aber nach Zweidrittel des Verlaufs kommt es doch plötzlich kippt die lockere Atmosphäre. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Autorin hier Mühe hatte, es zustande zu bringen - als ob sie auch diese Leichtigkeit vermisst hat.


Fazit:
Mal eine andere Grundidee für den Aufbau einer Geschichte. Das Setting ist sehr spürbar und mitsamt der authentischen Umsetzung geht es hier klar als Sieger hervor! Die Geschichte baut im letzten Drittel stark ab, wird weniger humorvoll und leicht. Eine solide Geschichte, die 4 Sterne verdient.



Gehört am 4. Juli 2021



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2021

Charmant, witzig, modern, jugendlich - not in waiting!

Kate in Waiting
0

Inhaltserzählung:
Ich habe immer gedacht, Musical sei die unerwiderte Liebe meines Lebens. All die Rollen, die mich nicht wollten, egal wie sehr ich mich nach ihnen verzehrt habe. All diese sinnlosen Versuche ...

Inhaltserzählung:
Ich habe immer gedacht, Musical sei die unerwiderte Liebe meines Lebens. All die Rollen, die mich nicht wollten, egal wie sehr ich mich nach ihnen verzehrt habe. All diese sinnlosen Versuche beim Vorsingen. Es hat sich langsam angefühlt, als würde ich laut 'Ich liebe dich' in ein schwarzes Loch schreien.

(Seite 108/109)


Autorin:
Nachdem die Autorin Becky Albertalli einen Doktortitel in klinischer Psychologie erworben hatte, arbeitete sie bis 2013 als Psychologin. Ihre hierbei erworbenen Erfahrungen spiegeln sich in ihren Romanen wider. Erst nach der Geburt ihrer beiden Söhne entschloss sie sich, es mit dem Schreiben zu versuchen. Nach ihren eigenen Angaben beeinflussten sie hierbei unter anderem die Werke von Jaclyn Moriarty.

In ihren Büchern konzentriert sich Becky Albertalli feinfühlig auf die Entwicklung ihrer Charaktere. Zum Beispiel begleitet sie ihren Protagonisten Simon in „Nur drei Worte“ durch sämtliche Phasen des Erwachsenwerdens bis hin zu seinem Coming-out. Mit außergewöhnlich viel Einfühlungsvermögen erkundet sie Simon‘s Seelenleben, wobei die anderen Figuren nicht zu kurz kommen. Alle Akteure stellt sie detailliert und humorvoll vor. Ihre Leser folgen ihr gebannt, da sie sich selber und ihre Gefühle in den Romanen von Becky Albertalli wiedererkennen und sich beim Lesen an nicht gelebte Erfahrungen und an nicht gegangene Wege erinnern.

Übersetzerinnen:
Kristina Koebe ist seit fast 20 Jahren als Übersetzerin in der Sprachkombination Deutsch-Englisch-Deutsch tätig. Ihre Schwerpunkte liegen dabei auf den Bereichen Recht, Energie, Wirtschaft und Urkundenübersetzungen. Sie ist beim Amtsgericht Rostock und durch das Land Mecklenburg-Vorpommern als Übersetzerin für ihre Sprachkombination beeidigt, verfügt aber auch über die Qualifikation (Staatsexamen) und langjährige Unterrichtserfahrungen als Englischlehrerin - sowohl für ganze Klassen als auch für Kleingruppen- oder Einzelunterricht. Das Unterrichtsspektrum reicht von Anfängerkursen bis hin zu Conversation classes.

Hannah Brosch


Bewertung:
Das Cover ist WOW! Ich stehe ja nicht auf dieses Glitzerzeug, noch auf Gold, aber das passt einfach hervorragend! Die gesamte Aufmachung ist im Musical-Stil ausgerichtet: Kates Haare in glitzergold, im Hintergrund Sternchen, der Titel als Scheinwerfer umfunktioniert. Das ganze Buch ist nach dem Theater-Stil gestaltet. Nicht nur die Außenaufmachung, auch die Kapitel. Der Prolog heißt Ouvertüre und die Kapitel Szenen. Und zu jedem sind auch noch Sterne dabei, die ja auch auf der Außenverkleidung abgedruckt sind. Selbst die Danksagung - die Verbeugungsrunde - hat die Autorin passend im selben Stil geschrieben.

Der Spiegel-Sticker auf dem Cover stört das harmonische Bild, mal wieder! Wenigstens ist es nicht mittendrin aufgeklebt, wie die das gerne machen. (Idioten. Ist doch wahr!) Leider bekommt man es - natürlich 🙄 - nicht ab, habe es versucht. Da bleiben Reste zurück, auch unschön. Die ganze Aug lässt sich der Verlag auch was kosten; mit 13 € ist es für durchschnittliche 300 Seiten etwas teuer. Das wäre eigentlich ein gewöhnliches Taschenbuch. Aber die Gelaufdrücke wäre dafr ungeeignet.

Der Klappentext passt ebenfalls zum gesamten jungen und theaterischem Stil. Er kommt sehr witzig und charmant rüber. Da ich selbst früher leidenschaftlich Theater gespielt habe, hat mich das Buch angezogen.


Der Prolog ist in Andersons Sicht, das hat mich überrascht. Ich nahm an, wir erfahren die Geschichte nur von Kate. Und das ist leider auch so, sehr bedauerlich. Ich hätte es viel erfrischender und lebhafter empfunden, wenn die Autorin beide zu Wort hätte kommen lassen. Durchweg. Warum nicht auch mal einen Jungen erzählen lassen? Das ist wieder so Schubladen-Typisch, immer sind es die Mädchen und Frauen.

Anderson und Kate sind typische Jugendliche in modernen Zeiten mit Instagram und Jugendsprache. Auf Seite 30 erfährt man nach vielen Malen, dass Garfield nicht ihr Spitzname, sondern ihr Nachname ist. Mich hat bei den beiden irritiert, dass sie nie auf den Gedanken gekommen sind, dass das Doppelte-Verknallt in ihrem Alter mehr schlecht als recht gehen wird. Als Kinder und junge Teenager passt das ja noch, aber mit 16 Jahren verlieben sich die meisten zum ersten Mal, da ist jeder Dritte im Bunde zu viel. Wie viele Freundschaften sind schon an diesem Problem gescheitert ... Aber die Zwei denken darüber gar nicht nach. Für mich eine logische Alterskonsequenz, dass das nicht funktionieren kann. Und das tut es ja auch bei den beiden nicht, ganz klar.

Man spürt die Schwärmerei deutlich, mich irritierte nur, dass das schnell in verknallt sein und dann in verliebt sein, dann wieder nur verknallt sein - alles hin und her pendelte. Aber wie die sich verhalten, das ist keine richtige Verliebtheit, das kommt auf mich nicht sehr erwachsen rüber. Für mich ist das klar jugendliche Verknalltheit. Hier fehlte mir ebenfalls - wie zu den Charakteren generell - Klarheit, was es nun darstellen soll. es ist nämlich ein Unterschied zwischen Schwärmerei/Verknalltheit und Verliebtheit.


Es gibt auch ein paar Ungereimtheiten, ein Beispiel:

Kates Mutter redet von einer alten Freundin und erwähnt ihren Sohn Matthew. Da folgert Kate wie aus dem Nichts, dass Matt damit gemeint ist. Wie kommt Kate denn ohne Anhaltspunkte von Matthew auf Matt?? Ich bin völlig überrascht gewesen, das ist ja total aus den Haaren rausgezogen! Matthew ist ein sehr häufiger Name in Amerika, ebenso die Abkürzung Matt. Wer kommt da bitte auf ausgerechnet den Matt? Hier merkt man einfach wieder das zu gewollte der Autorin. Weiteres in der Lese-Chronik.

Das Buch ist von Beginn an sehr jugendlich erzählt. Man merkt wirklich, dass Jugendliche (Anderson ja nur zu Beginn) erzählen. Die Autorin hat eine sehr jugendhafte Sprache genommen, aber auch nicht irgendeine, sondern eine ganz aktuelle. Ich kann echt schreiben, dass die heutigen Jugendlichen ja richtige Straßensprachen/Jugendsprachen beherrschen. Das gab es zu meiner Zeit (1990) noch nicht richtig. Wir hatten die ganz normalen feindlichen Ausdrücke und Beleidigungen. Aber diese sogenannte Jugendsprache war noch nicht vorhanden und gar nicht erst vorherrschend. Ich merke das ja: Ich verstehe diese Sprache nicht wirklich, viele Wörter hinterlassen nur Fragezeichen. Für mich ist das auch ein Kulturabfall der deutschen Sprache. Finde ich ganz furchtbar. Die Autorin hat natürlich hier keinen Slangs und extremste Beleidigungen eingebaut. Aber es handelt sich schon um eine Art der Jugendsprache, ich habe einige Wörter gar nicht verstanden. Dann gibt es die in Satzkombinationen - hä? Aber es passt eben zur heutigen Zeit und macht das Buch umso glaubwürdiger.

Die Sprache und die Technik hat sich in den letzten 15 Jahren so massiv verändert - ganz anders als die Jahre und Jahrzehnte zuvor. Das war um 2006 rum ein Riesensprung, eine Entwicklung nach der anderen und das monatlich, hat man den Eindruck. In keiner Zeit hat sich diese Veränderung so geballt auf wenige Jahre und so rasant zugetragen. Ich kann es immer noch nicht richtig fassen. Deshalb tue ich mich auch mit dieser hochmodernen Zeit schwer, weil meine Kindheit und Jugend in dieser Zeit war, ich steckte also zwischen den Welten dazwischen. Etwas altes, etwas neues und plötzlich der Satz nach vorn in voller hochmoderner Zeit. Die jetzige junge Generation mit den Jugendlichen kennt es ja nicht anders. Ich merke, dass das ein großer Unterschied ist.

Die Charaktere sind fast alle Teenager. Das merkt man an vielen Stellen sehr und es passt auch wunderbar. An manchen Stellen wird es unglaubwürdig erwachsen und gebildet. Die Teenies hauen hin und wieder Wörter heraus, die selbst ich außerhalb der Jugendsprache, nicht kannte. Da hat die Autorin ihr eigenes Sein in die Jugendlichen reingesetzt. Ich finde, man merkt die Diskrepanz; einerseits die Jugendsprache mit ihren merkwürdigen Wörtern, andererseits plötzlich hochgebildete Fachwörter. Das passt einfach nicht und ist hier fehlerhaft! Sie wirken zum Teil einfach auch in ihrem verhalten nicht wie 16 Jährige, eher wie 13 Jährige. Ich kann mich da persönlich nicht reinfühlen, da ich selbst als Kind sehr erwachsen war. Hier passt das Benehmen recht gut, denn schon in meiner Generation waren meine Mitjugendlichen sehr kindlich bis kindisch. Und auch die heutigen sind eher albern und kindlich als bodenständig und reif. das hat die Autorin also auch gut transportiert.

Es sind aber auch coole Begriffe dabei, wie Augasmus. Das klingt total nach mir, ich erfinde auch sehr gerne neue Wörter. 🤣 Der Augasmus ist das, was die hier genannten A-Typen tun: so verführerisch wie möglich gucken. Genial, das Wort merke ich mir. 🤣 Das Musical, das sie aufführen, Once Upon a Matress, ist auch ungewöhnlich in Sachen Namen. Da gibt es einen König Sextismus. Bei so manchen Dingen habe ich das Gefühl, das wird absichtlich gemacht. Es kann mir doch auch hier niemand erzählen, dass man bei Sextimus nicht an Sex gedacht hat und an das, was der Name auslöst, gerade in dieser Gesellschaft, wo alles versextelt wird. Also bitte ... für wie blöd hält man uns? Oder auch ein tolles Wort: Arschlochtypistik. Das ist ein imaginäres Studienfach.

Ein sehr gesellschaftlich aktueller Roman bezüglich sexuelle und geschlechtliche Orientierung. Das wird hier wie selbstverständlich eingebaut und erzählt. Da fehlte mir etwas die negativen Rückmeldungen und Vorurteile, die ja immer noch sehr im Kurs sind. Die Geschichte ist hierzu sehr gewollt harmonisch. Eine Gesellschaft, wie wir sie haben wollen. Es ist schon unrealistisch in einer kleinen Clique einen Braunen (Schwarzer und Farbiger passt ja nicht, sind ja nicht schwarz oder farbig - wer das erfunden hat), der schwul ist, eine Bisexuelle und einen Transvestiten zu haben. Und später kommt noch ein Schwuler dazu, genau zur richtigen Zeit. Die Autorin hat hier versucht alles mögliche an Moderne reinzupressen, auch was technische Fortschritte heute angehen, inklusive der Jugendsprache. Es passt von der Modernität hervorragen, aber alles geballt kommt es doch zu gewollt rüber.

Das Ende ist nicht nur lau, sondern hat mich enttäuscht. Über die ganze Geschichte hinweg geht es um das Musical und am Ende die Premiere dazu. Doch doch folgt gar nicht. Nach dem Premiereabend (Genrealprobe) ist Schluß. Ende. Over. Ich blieb etwas ungläubig und sehr genervt zurück.


Fazit:
Ein rundherum - von Außen und Innen, von Anfang bis Ende - angepasster jugendlicher und theaterkünstlerischer Stil. Das habe ich so noch nie gesehen; dass wirklich alles aufeinander abgestimmt ist. Das ist hier wirklich einzigartig! Sehr modern, ja doch recht zu modern oder schreiben wir mal zu sehr alles haben wollen, sodass es nicht wie die Wirklichkeit, sondern eher als Utopie rüberkommt. Sehr schade. Aber auch der spritzige Humor soll nicht unerwähnt bleiben, ich musste einige Male auflachen, die Dialoge und Gedanken sind an manchen Stellen echt schräg und ulkig.

Die Geschichte und ihren Verlauf hat ein paar Ecken und Kanten, aber es ist so besonders andersartig und neuartig im Ganzen (die Idee ist nicht neu), dass ich einfach nicht weniger als 4 Sterne vergeben möchte!

Ein tolles, vor allem hochmodernes Buch für die jetzige Jugend. Erwachsene, die es lesen wollen, werden von dem Charme eingesogen, müssen aber eine gewisse Offenheit der Jugendsprache gegenüber mitbringen.



😈 Lesen auf eigene Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2998281862/



P.S.: Ich hatte die ganze Zeit das Hörbuch auf meiner WuLi und habe gewartet, dass Bookbeat es reinbekommt. Und gewartet, und gewartet ... dann hatte ich keine Lust mehr auf Warten und habe es mir am Freitag, 2. Juli als Buch gekauft. Ich meinte noch zu meiner Mutter " Wetten, jetzt, wo ich es mir gekauft habe, kommt es bei Bookbeat rein?!" Und voilà - sehe eben, es ist nun drin. Danke, Bookbeat! 🤨🙄





  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2021

"Von Männern lässt man sich die Welt erklären, Frauen dagegen müssen beweisen, dass sie die Welt verstanden haben."

Was Männer nie gefragt werden
0

Inhaltserzählung und Leseprobe:
Es ist wirklich keine Übertreibung: In kaum einem Gespräch geht es nicht irgendwann um meine Rolle als Frau, in kaum einem Gespräch nicht irgendwann darum, inwiefern ich ...

Inhaltserzählung und Leseprobe:
Es ist wirklich keine Übertreibung: In kaum einem Gespräch geht es nicht irgendwann um meine Rolle als Frau, in kaum einem Gespräch nicht irgendwann darum, inwiefern ich anders bin und aus der einen oder anderen Rolle falle. Es geht um Klamotten, es geht um mein Aussehen, es geht um meine Familienpflichten und darum, ob ich als Frau Vorbild für andere Frauen sein kann oder einen besonderen Druck in dieser Männerwelt verspüre.

Am Ende war es Martina Merz, heute Aufsichtsratvorsitzende bei Thyssenkrupp, die mir 2018 den entscheidenden Wink gab: "Es geht fast nur um deine Klamotten, um dein Aussehen, um deine Familienpflichten. Es geht nie um Digitalisierung, das Thema der Stunde, für das du stehst. Einen männlichen Aufsichtsrat würde man all das überhaupt nicht fragen."

(Seite 12/13)


Es fällt vielleicht nicht sofort auf, aber im Grunde ist es ganz einfach: Die Rolle des Mannes als Vater, Anzugträger oder Ehemann rückt dann in den Fokus, wenn es darum geht, ihn als Vater, Anzugträger oder Ehemann zu porträtieren. Bei einer Frau dagegen sind Klamotten, Aussehen und Familienpflichten immer ganz automatisch und ohne jede Überleitung Thema.

(Seite 15)


Wir sprechen über Männerrollen und Geschlechtergerechtigkeit, über strukturelle Probleme und - gerade mit Dr. Hellmeyer zum Beispiel - darüber, dass es Männern einfacher gemacht wird. Wo ist denn da die Leistungsgerechtigkeit, die eine Quote schmälern könnte? Oder um die Gespräche noch einmal zusammenzufassen: Wenn Männer die Märkte prägen, auf denen sich ihnen mitunter kurzfristige Gelegenheiten ergeben, auf die sie sich gar nicht vorbereiten können, in die sie aber schon hineinwachsen werden, während Frauen weniger Zeit haben und selbst im Rahmen von Gleichstellungsmaßnahmen der Fokus meist auf der Vereinbarkeit von Karriere und Familie liegt - ihnen also auch an dieser Stelle suggestiert wird, dass ihr Platz bei der Familie ist: Kann man da von einem reinen, gerechten Leistungsprinzip sprechen?

(Seite 83)


Autorin:
Fränzi Kühne, geboren 1983 in Ost-Berlin, ist Aufsichtsrätin, Mutter, Autorin, geschulte Verhandlungsführerin, Gründerin und langjährige Geschäftsführerin der einst ersten Social-Media-Agentur Deutschlands. Sie denkt nicht darüber nach, wie man Arbeit und Familie unter einen Hut bekommt, weil beides einfach Teil ihres Lebens ist. Sie hofft immer noch auf eine Gesellschaft, in der das eher Regel als Ausnahme ist, und wundert sich oft über das mediale Interesse an der erfolgreichen Frau-und-Mutter als solcher. Fränzi Kühne lebt mit ihrer Familie in Berlin-Marzahn.


Bewertung:
Das Cover passt. Ich mag MenschenCover auch nur bei Sachbüchern und Historischen Romanen. Da geht es eben um Menschenschicksale und da passt ein Foto der Personen immer recht gut. Fränzi wirkt auch sehr selbstbewusst und anpackend, und das muss sie als Frau auch sein.

Ich habe bei dem Namen von Fränzi auf den ersten Blick an eine Österreicherin gedacht. Ich finde den Namen als Deutsche sehr eigenartig. Ich muss immer an Österreich bei ihm denken. Aber das hat natürlich nichts mit dem Buch zu tun, es ist mir nur direkt aufgefallen, als ich das Buch das erste Mal bei Lovelybooks sah.

Der Fischer-Verlag hat mir das Buch auf meine Anfrage hin sofort zugesendet. Ich habe es sofort am selben Tag direkt nach Erhalt ganz ausgelesen. Es liest sich sehr schnell. Das Buch ist auch nicht Interview-Typisch geschrieben, wie man meint. Da liest man nicht ein Interview nach dem anderen chronologisch, nein diese sind kreuz und queer miteinander verbunden, dazwischen Fränzis Kommentare zu den Antworten. Ich habe hin und wieder den Überblick verloren, wer wer ist. Auch die Fragen werden manchmal ohne Vorwarnung eingeworfen bzw. den Männern gestellt. Das wechselt zwischen Kommentare und Befragung hin und her, da brauchte ich manchmal etwas Zeit zur Orientierung, dass wir wieder bei einer Interviewfrage sind, auf die einer der Männer oder mehrere Männer antworten.


Folgende Männer hat Fränzi interviewt:

Jürgen Bornschein, Axel Bosse, Jörg Eigendorf, Rainer Esser, Holger Friedrich, Gregor Gysi, Lars Hellmeyer, Joe Kaeser, Friedrich Kautz, Fynn Kliemann, Frater Rafael Maria Klose, Heiko Maas, Christoph Mönnikes, Julian Otto alias Bausa, Christian Rach, Frank Thelen, Helmut Thoma, Ole von Beust, Jean-Remy von Matt, Frank-Peter Weiß, Peter Wittkamp und Waldemar Zeiler

Ob freischaffende Künstler, Manager, Firmenkonzernsprecher oder Politiker - es ist eine Mischung aus verschiedenen Machtpositionen.


Wir alle Frauen wachsen so unterdrückt im Männersystem auf, das bleibt ja nicht aus, wenn ein System nur von einem Geschlecht gemacht und verwaltet wird. Ein weltweites Problem, kein deutsches. Wir Frauen werden dazu erzogen, rücksichtsvoll, sanft und zurückhaltend zu sein. Und am liebsten ist es allen, wenn wir zusätzlich schön sind. Und wenn einige von uns das Glück und tolle Eltern haben, die rebellisches Verhalten dulden und fördern, sprich; sich genauso wie die Jungs verhalten zu dürfen, dann werden diese Mädchen frühestens im Jugendalter auf Widerstände stoßen. Sie werden als zickig, vorlaut, hysterisch, dominant, egoistisch usw. beschimpft und für den weiteren Werdegang so behandelt, als wären sie ein Störfaktor der Gesellschaft. Was sie ja auch in diesem Männersytem sind. Das lebt ja von unterwürfigen und stillen Frauen.

Die Interviews und somit das Buch sind nicht repräsentativ für alle Frauen, logischerweise, aber es zeigt einfach mal wortwörtlich eines der Themenprobleme (Bereich Karriere) dieses Systems auf.

Bei so viel Bereitschaft, sein Wissen zu teilen, und so viel Zaudern, wenn es darum geht, bewusst und aktiv Vorbild zu sein, wächst in mir die Vermutung, dass sich hier eine gewisse Scheu vor Verantwortung als charmante Bescheidenheit tarnt. Tipps geben, gefragt werden, zum Nacheifern anregen: gern. Explizit Vorbild sein: eher schwierig. Denn das würde vielleicht auch bedeuten, sein eigenes Verhalten und die eigene Strahlkraft nach außen stärker reflektieren zu müssen.

(Seite 39)

Fränzi versucht für alle Frauen zu sprechen und für sie einzutreten, aber es gelingt ihr im Buch nicht immer. Mich stört hier, dass sie immerzu nur von jungen Frauen spricht. Bis zu welchem Alter ist man denn noch jung? Was ist mit älteren Frauen? Haben die kein Anrecht auf Gleichberechtigung? Ich glaube, das ist nicht so gewollt von ihr und sie vertritt ja auch alterstechnisch die junge Frau. Aber hier kommt eben nur der Fokus auf junge Frauen. Vor allem werden die alle gleichgesetzt mit hohem Bildungsstandard und zu hohen Positionen fähig. Aber es gibt eine Vielzahl anderer Frauen, auch junge Frauen, bei denen das nicht so ist und für die das nicht infrage kommt. Bei Fränzi wirkt es eher, als ob nur junge Frauen diese Probleme haben, nicht Frauen allgemein. Ich habe die Sorge, dass dieses Buch den Blick nur auf junge Frauen lenkt und nicht auf das generell strukturelle Problem Frauen allgemein gegenüber.

Die Fragen waren größtenteils zu unpersönlich, auch wenn wenige Interviewpartner das anders sahen. Aber wir werden noch ganz andere Fragen gestellt, bei Bewerbungen zum Beispiel: "Haben Sie vor, in den nächsten Jahren Kinder zu bekommen?" Eine der Fragen, die gestellt werden darf, man aber nicht beantworten muss. Aber wie reagiert man da? Man kann sie offen stehen lassen und/oder auf die Privatsphäre hinweisen, aber kein Gesetz gibt uns den Schutz vor Benachteiligung, weil wir diese Frage nicht beantworten, und wenn doch, unbefriedigend für die Arbeitgeber. Dem steht es ja frei, uns doch nicht einzustellen, weil ihm unsere Haltung nicht gefällt. Vor allem beginnt die Benachteiligung ja schon bei der Stellung der Frage. Einen Mann wird so eine Frage nie gestellt. Warum auch? Die Frauen kümmern sich ja um die Kinder. Die Männer können tun und lassen, was sie wollen. In dem Fall Karriere machen. Ich finde, Fränzi hätte da schon ein paar härtere Fragen aufgreifen können. Das habe ich mir auch tatsächlich so vorgestellt.

Sie stellt auch hin und wieder die falschen Fragen. Sie stellt die Frage, was junge Frauen nicht können, was Männer können. Natürlich erhält sie dadurch die typischen Antworten wie "es fehlt an Erfahrung". Ist ja logisch. Die Frage hätte lauten müssen "Was können Frauen nicht, was Männer können?" Da wären die Antworten interessant gewesen, weil sich die Männer nicht auf die Ausrede Erfahrung hätten ausruhen können.

"Das ist natürlich ein extremer Frau-Mann-Fokus und ein extremes Infragestellen deiner eigenen Leistung bzw. deiner eigenen Strapazierfähigkeit. Immer so ein 'Schaffst du das denn? Kannst du das denn? Hast du nicht doch vielleicht Angst, oder passt dir das nicht, oder ist das schwierig für dich?' und weniger ein 'Krass, was du alles machst, voll geil!'. Eher ein 'Hä?-Das-kann-doch-eigentlich-gar-nicht-gehen'-Ding. Der Fokus darauf, dass das deine Fragen waren, hat es natürlich in ein ganz anderes Licht gerückt. Ich krieg ja ähnliche Fragen gestellt, aber die sind weniger kritisierend und mehr bewundernd. Ich glaube, das ist der große Unterschied."

(Fynn Kliemann, Heimwerkerkönig, YouTuber und Unternehmer, 2020 größter Maskenproduzent Europas)

Auch die Darstellung der Männer, nicht nur in den Interviews, ist oft befremdlich. Verantwortung wird vehement abgelehnt und das nicht mal so zaghaft, wie die Männer in diesen Interviews, sondern sehr offensichtlich. Stattdessen werden Ausreden vorgeschoben, um ja nicht an der Verantwortungswurzel gepackt zu werden, wie "Frauen stehen sich selbst im Weg" oder "Frauen müssen einfach nur mehr einfordern". Die Wahrheit jedoch ist, dass das zum größten Teil Blödsinn ist und ablenken soll. Zudem werden Charaktereigenschaften wie hadern mit dem Selbstwertgefühl und den eigenen Fähigkeiten ja gerade durch dieses Männersystem verstärkt. Da reicht es nicht, zu sagen, Frauen müssen mehr einfordern oder selbstbewusster werden. Das eine bedingt das andere: Es braucht auch ein gleichberechtigtes Umfeld, damit Frauen auch mehr aus sich rausholen können und sich etwas zutrauen. Niemand bei Verstand geht selbstbewusst und ohne Angst und Zweifel in eine finstere Dunkelheit, ganz ohne Licht. Da kann man doch auch nicht sagen "glaub einfach an dich selbst". So ein Unsinn. Aber das soll uns ja ablenken von dem wahren Problem und uns selbst die Schuld zuschieben. "Wir Männer können doch nichts dafür!".

Und was auch nicht neu ist, das erfahren wir ebenso täglich überall ist, dass neben der "bloß nicht die Verantwortung übernehmen" auch die Gemütlichkeit und Heuchlerei Platz hat. Fast alle Männer - ob im Interview oder im Alltag - sagen, dass es Gleichberechtigung geben muss und es muss sich was ändern. Aber fast niemand will die Veränderung anstoßen und mitwirken, ja anpacken. Da sind wir dann wieder bei der Verantwortung. Nette Worte finden fast alle, aber auch in ihren Möglichkeiten etwas verändern will fast keiner. Zu anstrengend, zu unkomfortabel, zu lästig. Und die Angst, plötzlich gleichberechtigte Verantwortung für Familie, Haus und alltäglichen Situationen tragen zu müssen, ist Riesengroß! Da brauche ich keine Psychologie zu studieren, man muss einfach mit den Männern agieren. Fast keiner räumt freiwillig seinen Thron! Und wer das versucht, von sich zu schieben, braucht nur auf öffentliche Beispiele zu blicken, z.B. die Frauenquote. Lange Zeit freiwillige Sache, getan hat sich nichts. Oder Elternzeit. Da wird, wenn, nur das Minimum von zwei Monaten genommen. Ohne Zwang wird das auch alles nichts. Wir hoffen seit Jahrtausenden, dass sich die Männer verändern und Gleichberechtigung schaffen, passiert ist kaum etwas seitdem. Weltweit. Wie geschrieben: der Thron wird nicht freiwillig geräumt werden oder geteilt werden. Für sie ist es auch sehr schön, so wie es ist. Warum soll sich daran etwas ändern?

"Es ist eben nicht so, als wären die ganzen Männer da oben, weil sie alle superbegabt sind. Die sind da hochgekommen aufgrund der Systeme."

(Waldemar Zeiler, Mitgründer und Mitgeschäftsführer des Start-ups "einhorn")

Und wie Fränzi richtig feststellt, hat fast keiner der Männer wirklich reflektiert, wer den Preis für ihre Karriere bezahlt hat - nämlich ihre Frauen und Kinder. Hier wird schleierhaft gesagt, dass es fast keinen Preis gab, den sie zahlen mussten oder es wurde bloß die Zeit mit den Kindern angegeben, die fehlte und sie etwas reuevoll zurückblicken ließ. Was mit den Frauen ist, die ihre eigenen Selbstverwirklichungen aufgegeben haben, damit ihre Männer ihre ausleben konnten, spielt eben keine Rolle. So sind wir es gewohnt. Das kennen wir nicht anders. Und ich habe auch nichts anderes erwartet. Männer müssen sich selbst solche Fragen ja auch nicht stellen, da sie Frauen immer im Rücken haben. Sie können frei wählen, was sie tun wollen oder nicht.

Auch die typischen Ausreden, es liege bloß am Gehalt, warum Männer keine Elternzeit nehmen, wird von den meisten Männern angeführt. Hier im Interview wird jedoch nur der Grund der Sorge um die Nachteile bei der Karriere angegeben. Im Alltag kommt eher die finanzielle Ausrede. Warum Ausrede? Weil das eine ist! Ja, es stimmt, wir Frauen verdienen im Durchschnitt 21 % weniger als Männer in gleichen Positionen. Aber das ist eben nur einer der Gründe, die eine Rolle im Alltag spielen. Die Männerwelt tut öffentlich so, als ob das das Einzige wäre, das eine Rolle spielt, nur um von anderen Gründen abzulenken. Wie hier im Buch auch angegeben, spielen auch Sorge um Benachteiligung der Karriere eine Rolle. Und die wiegt bei den Männern schwerer als bei Frauen in Sachen Kindererziehung. Wenn es nicht so wäre, hätten wir das Dilemma der fast 100 prozentigen Frauen-Zuhause-bei-den-Kindern ja nicht. Reine Logik! Nein, die Herren wollen ich selbst verwirklichen um jeden Preis! Männer sind wichtiger als Frauen. Das ist nur ein Bereich, wo das immer wieder deutlich rauskommt, nicht nur im Buch. Das ist alles ein Zusammenspiel. Die mangelnde Eigenreflektion, die abschiebende Verantwortung und das große Ego, wo auch Selbstsucht und nur auf das eigene Wohl geschaut wird, darunter fallen, bedingen einander. Das kommt aus Fränzis Interviews sehr deutlich raus, was wir sonst nur aus dem Alltag und mündlich kennen.

Eine Kritik habe ich bei Fränzis Meinung zur Missbrauchsfrage, die sie wohl gestellt hat, aber meint, das wäre reine Privatsache und habe es deshalb auch nicht aufgeführt. Ich sehe das anders! Genau dieses Verhalten dient der Tabuisierung der Sexuellen Gewalt. (ja, extra großgeschrieben) Das Thema geht uns eben alle an. Wenn bestimmte Interviewpartner nicht über persönliche Erfahrungen sprechen möchten, steht ihnen das zu, und ist völlig legitim! Aber das Thema generell als reine Persönlichkeit abzuwerten und hinter Schloß und Riegel zu sperren, hat doch genau dazu geführt, dass kaum darüber gesprochen wird, die Scham und Schuld so lasterhaft groß ist und gerade wieder wir Frauen mehr als im Nachteil stehen. Und das führt dann auch dazu, dass Strukturen unentdeckt bleiben und die Täter unbehelligt weiteragieren können. Ich hoffe, dass Fränzi ihrem Kind offen mit dem Thema gegenübersteht, und das nicht erst, wenn die Kleine erwachsen ist. Prävention fängt schon im frühen Kleinkindalter an. Je früher, umso mehr können sich Mädchen vor sexuellen Übergriffen schützen. Das ist auch etwas, worin wir umdenken müssen. Die Scham, über das Thema zu sprechen, bringt die Kinder in Gefahr!

Auch Fränzis Ansicht, Gleichberechtigung sei ein komplexes Thema, finde ich erschreckend! Und macht mich wütend! was ist denn daran bitte komplex, alle - Frauen wie Männer - gleichzustellen??? Das sollte ein naturgegebenes Gesetz unser Gesellschaften weltweit sein. In der Natur sind wir auch alle gleich, niemand wird bevorzugt. Friss oder stirb - ungeachtet davon, ob du männlich oder weiblich bist. Die Natur ist die gerechteste Herrschaft, die es gibt.

"Hat Ihre Optik Einfluss gehabt? Was haben Sie an? Solche Dinge. Das sind vermutlich Fragen, denen sich eher Frauen ausgesetzt fühlen."

(Ole von Beust, von 2001 bis 2010 für die CDU Erster Bürgermeister der freien und Hansestadt Hamburg, heute als Unternehmens- und Verbandsberater selbstständig)

Anmerkung: Hier merkt man den Schleierblick. Frauen fühlen sich nicht nur dem ausgesetzt, Frauen SIND dem ausgesetzt! Jede Frau kennt das, selbst Kinder und Jugendliche werden nach ihrem Aussehen gemessen, besonders eben Mädchen und Frauen. Den Frauen im Buch kann jede Frau zustimmen; wir werden neben häuslichen Pflichten am stärksten am Äußeren bewertet und entwertet. Wir haben schön zu sein, die Körper straff, voller Busen, ansonsten dünn und wohlgeformt.


Ich persönlich rege mich immer wieder über Frauen auf, die Kinder gebären, um sie dann sofort wieder abzuschieben. Mir ist bewusst, dass das nicht alleine die Schuld der Frauen ist, die sich immer zwischen Kinder und Karriere entscheiden müssen. Es liegt an den Männern, die den Frauen nicht die gleichen Rechte eingestehen wollen. Würden sie ihrer Verantwortung als Väter nachkommen, müssten Frauen nicht so radikal handelt, wenn sie auch Karriere machen wollen. Aber mein Kritikpunkt bezieht sich auch eher auf das verantwortungslose Handeln der Frauen gegenüber der Kindern. Fränzi beschreibt es ja auch richtig; in den wenigsten Partnerschaften wird vorher geklärt, wie das Zusammenleben mit Kindern aussehen soll. Es werden einfach Kinder gezeugt, in der Annahme, die Frauen machen das schon. Und die Frauen, die Karriere machen wollen, denken sich, das geht schon, dafür gibt es ja Kitas auch für Babys. Diese unstrukturierte und naive Verhalten führt zwangsläufig zu Unmut, Enttäuschung und Wut seitens der Frauen. Die Männer werden ja einfach aus der Verantwortung geschoben. Da frage ich mich auch: Inwieweit sind die Frauen in den Partnerschaften nicht selber schuld? Niemand zwingt sie, den Haushalt alleine zu rocken und die alleine großzuziehen. Sie tun es einfach ungefragt und das erfreut natürlich die Herren, die sich gar nicht erst Diskussionen stellen müssen. Ich sehe - familiell - eine Mitschuld von uns Frauen. Wir erziehen die Männer so, wir lassen uns Aufgaben diktieren, wir räumen den Müll hinter ihnen her - wieso? Ganz ehrlich, mit mir macht das keiner! Da liegt jede Frau selbst eine Verantwortung bei.

Das ist der Missstand, den ich bei beiden Geschlechtern kritisiere. Ich finde das total verantwortungslos, ohne Klärung, wie der Alltag gestaltet werden soll, Kinder in die Welt zu setzen und sie entweder im typischen Modell nur in Frauen-Hand zu erziehen oder in Kitas abzuschieben. Diejenigen, die am meisten darunter leiden sind die Kinder. Und nicht nur das. Indem die Frauen sich einfach den Gegebenheiten hingeben - entweder Zuhause sitzen und die Kinder erziehen oder in Kitas oder andere Hand abschieben, um Karriere machen zu können - machen sie es den Männern ungeheuer leicht und entlassen sie aus ihrer Verantwortung. Da wird dann auch keine Rücksicht genommen, dass es kein Netzwerk außerhalb der Familie gibt, der die Kinder betreuen könnte. Das Männersystem lässt die Frauen verzweifelt egoistisch handeln, was auch keine Lösung ist. Entweder ziehen wir die Männer in ihrer Vaterrolle in die Verantwortung, das heißt auch, gemeinsam Lösungen zu finden, wie die Balance für alle gewahrt wird oder wir verzichten auf Kinder. Punkt. Alles andere ist auf beiden Seiten egoistisch und schädlich für die Kinder. Und da haben wir noch nicht über die alltäglichen Hausaufgaben gesprochen, die ja auch größtenteils die Frauen übernehmen.

Ich weiß, dass das utopisch von mir ist, denn die heutige Gesellschaft will alles und auf nichts verzichten, koste es, was es kostet. Früher waren Kinder eine Rentenversicherung, heute entstehen sie eher aus extrem gewollten Bedürfnissen. Ich will ein Kind, egal, wie die Umstände sind. das zeigt sich ja auch bei diesem Familienthema; viele Frauen (Männer ziehen sich ja da ganz raus, die Frauen machen das schon) sehen ja, dass die Umstände nicht ideal sind und sie keine Möglichkeiten haben, die Kinder adäquat großzuziehen, auch weil sie wieder arbeiten möchten, und trotzdem kriegen sie Kinder, weil sie nicht auf sie verzichten wollen. Alleine das zeigt doch den neuartigen Egoismus des unbeugsamen Drangs der Selbstverwirklichung. Das bezieht sich auf Familienleben, das Problem-Thema Karriere für Frauen an sich steht ja noch daneben.


Fazit:
Ich persönlich habe mich schon im Jugendalter bewusst (unbewusst müssen wir das ja) mit dem Männersystem auseinandergesetzt. Umso neugieriger war ich auf ein Buch, dass eines der ungerechten Themen schwarzweiß aufführt. Es wird ja mehr darüber gesprochen als geschrieben. Die Wahrheit ist, dass nicht nur die Männer entweder nichts davon begreifen oder absichtlich verleugnen, sondern auch die Frauen so tief drinstecken in dieser für uns Normalität, dass vieles Ungleiche nicht auffällt, wenn man es nicht von anderen gespiegelt bekommt. Mir ergeht es da nicht anders. Seit ich mehr Filme gesehen und Bücher gelesen habe zu diesem Thema, sind mir auch kleine Dinge viel bewusster geworden. Und manches schon reflektierte habe ich wieder in einem anderen Licht gesehen. Es ist schwer, so ein System gänzlich zu durchschauen, dass uns Frauen auf verschiedene Weise systematisch zum Schweigen bringt.

Das Buch ist eine gute Ergänzung, schriftlich aufzuzeigen, wie Männer agieren und denken und was ihnen fehlt, um es anders zu machen. Und wie Fränzi schreibt; es gibt immer auch Männer, die sich für Frauen einsetzen, ihre Macht für das Gute nutzen, um Veränderungen heranzuführen. Aber leider sind das Ausnahmen von der Regel. Auch eine logische Schlußfolgerung. Denn wäre es nicht so, würden wir ja mit diesem und den anderen männersystematischen Problemen nicht kämpfen. Veränderung ist möglich, wenn die Männer mit uns Frauen zusammenarbeiten. Dafür müssen sie aber mit ihrem egomanen Verhalten aufhören und anfangen, Verantwortung zu übernehmen und Frauen auch geistig als gleichgestellt ansehen. Denn es sagen zwar fast alle, dass wir das sind, aber es wird schon bei dem, was sie wie aussagen deutlich, dass sie das (dass wir Frauen mit ihnen gleichgestellt sind) nicht wirklich so ernst meinen. Das widerspricht sich!

Es ist kein Anklagebuch, eher ein offenes Aufzeigen der Problematik, bei dem mir manchmal die Wut gefehlt hat. Ohne die Wut ändert sich auch auf der Frauenseite nichts. Angemessene Wut ist ein Werkzeug, dass uns aktiv Veränderungen herbeiführen lässt. Und wenn man sich mit dem Männersystem befasst, merkt man die fehlende Wut der Frauen darüber. Man fragt sich: Wo bleibt die Wut über so viel Ungerechtigkeit? Darauf gibt es verschiedene Antworten: Trägheit, Leugnung, Scham, Schuldempfinden, Gewohnheit, Erziehung, "Tradition", fehlendes SELBSTbewusstsein, Hoffnungslosigkeit, Resignation ... ich kenne sie als Frau auch alle.

Trotz meiner negativen Kritiken an dem Buch und manche Herangehensweisen, empfehle ich das Buch jedem weiter, auch Männern! Fehlende Reflektionen können nur sichtbar gemacht werden, wenn Diskussionen darüber entstehen und das für sie Unsichtbare sichtbar gemacht wird. Das Buch könnte Männern dabei helfen. Und Frauen dabei, gehört zu werden.

Das Problem ist nur selten der einzelne Mann. Den Hinweis jedoch, dass da oft noch reichlich Luft nach oben ist, dass wir gemeinsam noch mehr Kraft und Geschwindigkeit in die nötigen Veränderungen bringen könnten, den erlaube ich mir. Viele meiner Interviewpartner sollten unbedingt mehr tun, um Veränderungen möglich zu machen und die Gesellschaft positiv mitzugestalten. Nicht nur, weil selbst die sonst eher fortschrittlich denkenden Männer unter ihnen oft noch an sehr traditionell geprägten Geschlechterrollen hängen, die sie sich kaum wirklich bewusst machen. Sondern vor allem, weil sie mehr tun könnten. In mancher Hinsicht scheinen sie sich ihrer Gestaltungsmacht gar nicht bewusst zu sein, in anderen Momenten wirkt es, als würden sie ihre Verantwortung für den Wandel gern von sich weisen.
Dabei müsste ihnen doch klar sein, dass sie ein Vorbild für junge Männer sind.

(Seite 23)



🙌 An dieser Stelle möchte ich wieder passende Filme und Bücher präsentieren (die mir spontan einfallen), die sich mit dem Männersystem und ihre verschiedenen Themen befasst (hier werden sie vielleicht nicht funktionieren, dann muss selbst gestöbert werden):

Sei kein Mann

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/sei-kein-mann/978-3-446-26798-5/


#Female Pleasure

https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=GbvNV1wWhUs

https://www.ebay.de/itm/283559613676?epid=17044646437&hash=item42057854ec:g:y9YAAOSwoR1dOV1x


Wir sind viele, wir sind eins

https://www.droemer-knaur.de/buch/melinda-gates-wir-sind-viele-wir-sind-eins-9783426277928


Unsichtbare Frauen

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Unsichtbare-Frauen/Caroline-Criado-Perez/btb/e561586.rhd


Woman

https://mindjazz-pictures.de/filme/woman/


Die Geisha

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Die-Geisha/Arthur-Golden/Penguin/e499884.rhd

https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=4L-xlmakQvc


Whistleblower

https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=u6_YN-brNsw



😈 Für mehr Einblicke in das Buch könnt ihr in die Lese-Chronik schauen, wie immer auf eigene Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2989719879/



🥰 Mein allerliebster Dank geht an den Fischer-Verlag, der mir auf meine Anfrage hin das Buch sofort zusandte. Das hat mich überrascht und erfreut gleichermaßen. Man bekommt ja sonst nur Rezensionsexemplare als erfolgreicher Blogger mit hunderten und tausend Follower. Das ist einfach für die meisten utopisch. Auch als Nicht-Blogger kann man Bücher und Hörbücher weitreich empfehlen. Daher freue und bedanke ich mich noch mehr über und für das Buch! 🥰




Gelesen am 1. Juli 2021




  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 04.07.2021

DEUTSCHLAND IST ASOZIAL!

Deutschland ist asozial
0

Klappentext:
Ist Deutschland sozial?
Ja.
Wirklich?

Wieso zahlen dann Spitzenverdiener weniger Sozialversicherungsbeiträge?
Warum gibt es höhere Steuern für Einkommen aus Arbeit als für Einkommen aus Kapitalanlagen?
Wieso ...

Klappentext:
Ist Deutschland sozial?
Ja.
Wirklich?

Wieso zahlen dann Spitzenverdiener weniger Sozialversicherungsbeiträge?
Warum gibt es höhere Steuern für Einkommen aus Arbeit als für Einkommen aus Kapitalanlagen?
Wieso gibt es einen höheren Mehrwertsteuersatz auf Windeln als auf Blumensträuße?
Warum müssen Besserverdiener weniger für ihre Krankenversicherung bezahlen und bekommen dafür auch noch bessere Leistungen?
Warum erschweren Gesetze, dass arme Familien eine Mietwohnung bekommen?
Warum zahlen Airlines und Kreuzfahrschiffer keine Steuern auf Kraftstoffe?
Wieso ist pendeln mit dem ÖPNV oder Auto so teuer?
Und wieso profitieren wir kaum vom wirtschaftlichen Aufschwung?
Warum ignorieren die Medien viele dieser Themen?

Die Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt Stefan Daniel Krempl nun in seinem neuen Buch: „Deutschland ist asozial“


Autor:
Stefan Daniel Krempl ist Soziologe, Psychologe, International Business- und Human Resources Manager. Er fühlt sich weder einer Partei oder Organisation noch einer politischen Richtung zugehörig. Der Autor will aufklären und zeigt durch überprüfbare Fakten wie Menschen der mittleren und unteren Schichten nicht nur vergessen sondern massiv ausgenutzt werden.


Bewertung:
Das Cover und der Titel sagen alles aus, mehr braucht es nicht. Das Papier ist furchtbar und riecht auch so. Die Symbole und Erläuterungen finde ich super. Bei den Texten sind die aber manchmal nicht genau zuordbar, weil dafür manchmal keine Absätze gemacht werden. Das finde ich aber nicht schlimm, sie sind ja nicht völlig fehl am Platz. Toll finde ich das Inhaltsverzeichnis und es gibt eine Mini-Einführung in das Buch.

Ich habe Links zu meinen Beiträgen, meiner Meinung zu den Kapiteln reingesetzt, das wird hier sonst viel zu lang. Wer wirklich Interesse hat, zu wissen, was hier eigentlich los ist, der kann sich das gerne anschauen.


Wie wir um unseren Lohn betrogen werden

https://www.lovelybooks.de/autor/Stefan-Daniel-Krempl/Deutschland-ist-asozial-2928723564-w/leserunde/2982778273/2982781886/?selektiert=2988907845

thread


Weshalb wir früher sterben

https://www.lovelybooks.de/autor/Stefan-Daniel-Krempl/Deutschland-ist-asozial-2928723564-w/leserunde/2982778273/2982781887/?selektiert=2988907849

thread


Warum für uns alles teurer ist als für Reiche

https://www.lovelybooks.de/autor/Stefan-Daniel-Krempl/Deutschland-ist-asozial-2928723564-w/leserunde/2982778273/2982781888/?selektiert=2988908964

thread


Wen die Politik beschenkt

https://www.lovelybooks.de/autor/Stefan-Daniel-Krempl/Deutschland-ist-asozial-2928723564-w/leserunde/2982778273/2982781889/?selektiert=2990660846

thread


Wer von Immigration profitiert

https://www.lovelybooks.de/autor/Stefan-Daniel-Krempl/Deutschland-ist-asozial-2928723564-w/leserunde/2982778273/2982784290/?selektiert=2990661843

thread


Was unsere Mobilität so teuer macht

https://www.lovelybooks.de/autor/Stefan-Daniel-Krempl/Deutschland-ist-asozial-2928723564-w/leserunde/2982778273/2982784292/?selektiert=2990667657

thread


Welche Bildungs- und Karrierechancen wir nicht bekommen

https://www.lovelybooks.de/autor/Stefan-Daniel-Krempl/Deutschland-ist-asozial-2928723564-w/leserunde/2982778273/2982784293/?selektiert=2990669484

thread


Wo wir im großen Stil abgezockt werden

https://www.lovelybooks.de/autor/Stefan-Daniel-Krempl/Deutschland-ist-asozial-2928723564-w/leserunde/2982778273/2982784294/?selektiert=2990673246

thread


Wodurch das System uns manipuliert

https://www.lovelybooks.de/autor/Stefan-Daniel-Krempl/Deutschland-ist-asozial-2928723564-w/leserunde/2982778273/2982784295/?selektiert=2990870327#thread



Mit den Deutschen Systemen bin ich vertraut und da ich eine reflektierende Frau bin und immer über meinen Tellerrand gucke, weiß ich auch, was hier eigentlich los ist! Leider gehöre ich zu der Minderheit, die allermeisten wissen es nicht, obwohl es so offensichtlich ist. Sie wollen oder können es nicht sehen. Und sobald du Deutschland kritisierst, gehen die Mauern runter und/oder du wirst als Meckerzicke bezeichnet. Kritisieren ist hier gar nicht erwünscht/gewollt, das fängt schon mit kleinen Sachen wie Leserunden an. Ich merke zunehmend - auch dank des anonymen Internets - wie Kritiker jeglicher Art auf die Abschussliste kommen und fertig gemacht werden. Einfach, weil andere andere Meinungen nicht gefallen und ihre Machtgelüste richtig ausleben wollen. Für diese sind Diskussionen längst zu Schlammschlachten geworden, wo es nicht um die Sache geht, sondern ums Draufhauen. Meinungsfreiheit wird immer schwieriger in Deutschland, und ich weiß noch, wie wir genau diese Diskussion hatten als ich 16 Jahre alt war, in der Schule. Das war 2006! Es ist nicht erst seit ein paar Jahren so zugespitzt, es läuft einfach immer weiter so ... Dass damit die Demokratie an Wirksamkeit verliert, sollte jedem bei Verstand klar sein.

Und noch drastischer wird es, wenn man ausländischer Abstammung ist, wie ich. Kritik an Deutschland? Das steht mir nicht zu, als Ausländer! Genau, ich bin Ausländerin, wie wir alle in irgendeinem Land. Ich bin hier geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen, habe zwei Ausbildungen vollzogen und gearbeitet - wie meine Geschwister. Und meine Mutter lebt hier schon mehr als ihr halbes Leben, ist schon als junger Teenager von Portugal nach Deutschland hin und her getingelt. Und trotzdem dürfen wir nicht die Politiker wählen, wen wir für Deutschland am verträglichsten und fähigsten halten. Wir werden aus den Wahlen ausgeschlossen. Bloß weil wir keinen deutschen Ausweis besitzen. dabei haben wir hier unsere Leben aufgebaut und ich beherrsche die deutsche Sprache besser als viele der deutschen Landsmänner selbst. Was sehr beschämend ist, ein Armutszeugnis. Aber alles, was hier in Deutschland zählt, sind Papiere. Hast du nichts, bist du nichts. Hast du die falschen, bist du falsch.

Es wird sehr deutlich, wie asozial das Land agiert. Sehr sachlich, der Schreibstil. Das muss auch so sein, finde ich. Auch der Ärger des Autors ist dennoch für mich rauszulesen, wenn auch nur leicht. Es soll ja in erste Linie aufklären, das Buch. Allerding ist die Sprache nicht immer für Laien verständlich. Da ich bereits das Meiste schon wusste, war es für mich nicht schwer, die Texte zu verstehen. Hin und wieder hatte ich dennoch Schwierigkeiten. Der Autor hat sich bemüht, alles verständlich zu erklären, was nicht immer gelungen ist. Für Menschen, die das erste Mal von all dem lesen (überhaupt erfahren) ist es sicher nicht immer einfach, dem zu folgen, was hier steht.

Das ganze Buch durchzieht dieselben Fragen immer wieder: Wieso wird das nicht verboten? Oder wieso wird das nicht gemacht? Und auch generell: Wieso nimmt man den Reichen nicht etwas ab? Ich nehme die Fragen auch gar nicht ernst, sondern als Fangfrage. Es ist so simpel und offensichtlich: Weil der Staat mitverdient und sonst nicht mehr mitverdienen würde. Lobbyismus, Geldtransfer an Politiker und Parteien. Muss ich da mehr schreiben?

Es gibt zahlreiche Ideen, auch außerhalb des Buches - viele Länder machen es uns vor -, aber die Politiker wollen genau da bleiben, wo sie sind. Und ihre Anhänger ebenfalls. Und Deutschland tut sich generell sehr schwer, etwas neues auszuprobieren. Hier gilt die Devise "Lieber das alte System, das nicht funktioniert, als etwas neues, das funktioniert". Das zieht sich durch alle Bereiche. Es wird bloß Jahrzehnte lang über etwas diskutiert, getan wird aber nichts. Alle unsere sozial gesellschaftlichen Probleme sind seit Jahrzehnten bekannt und diskutiert worden, zum Teil bis jetzt noch. Anderes wird erst gar nicht in Diskussionen aufgenommen. es ist eine Hinhalte-Technik: Der Gesellschaft zeigen, wir reden darüber ... Brot und Spiele. damit die Leute beschäftigt und abgelenkt sind.

Die Quellen sind leider nicht chronologisch, sodass ich immer etwas suchen musste, um näheres zu erfahren. Irgendwann habe ich es dann ganz gelassen, die Quellen zu lesen. War mir zu anstrengend.


Fazit:
Deutschland macht krank - sei es das Sozialsystem, Wirtschaftssystem oder Gesellschaftssystem. Und solange wir immer nur dieselben Parteien und Politiker wählen und wir uns selbst nicht ändern, wird nichts besser werden!

Für mich gab es hier nicht viel neues, ich weiß schon ziemlich lange, was hier vor sich geht in diesem Land. Segen und Fluch zugleich. Denn wählen darf ich ja nicht, meine Tätigkeit beschränkt sich auf mich. Ich finde ein paar Themen vom Autor zu stigmatisierend und falsch bzw. fehlerhaft dargestellt. Vor allem sehr auffällig bei dem Thema "Migration". Dort liegt auch meine größte Kritik. Hier und da gab es für mich neues zu lesen, aber überrascht hat mich nichts. Das tut es schon lange nicht mehr. Geht auch gar nicht, was soll mich da noch überraschen? Für mich ist jedes neu erfahrene ein "Ach ja, wieder ein Beispiel".

Insgesamt hatte ich das Buch nach zweimal lesen, also an zwei Tagen durch, aber ich brauchte immer wieder Pausen davon. Zum einem wegen des Themas, zum anderen wegen des Wetters. Das Buch hat meine Wut, die bereits in mir war, nochmal aufflammen lassen. Es ist eben wie ein Messer in der offenen Wunde. Daher war es für mich auch anstrengend, zu lesen, Notizen zu machen und mich an der Leserunde zu beteiligen. Ich habe mich über die Diskussion, dass es überhaupt mal eine gibt, indem Deutschland kritisiert werden darf, sehr gefreut! Es gibt leider sehr wenige Bücher in der Art. Empfehlen kann ich hier den Autor Thomas Wieczorek. Sein Buch "Abgewirtschaftet" habe ich vor vielen Jahren (2013) gelesen, und siehe da, es sind dieselben Themen, die heute noch problematisch sind. Oh Wunder ...

https://www.lovelybooks.de/autor/Thomas-Wieczorek/



Systeme: Bestrafung. Angst.

Dieses "Ich sehe, ich höre, ich sage nichts" ist genau das, was die Politik möchte.

Ach, wir können so viele Missstände aufführen, das würde eine Enzyklopädie-Reihe der Missstände in Deutschland werden. Für jeden Bereich lassen sich eigene Bände schreiben.


Lieber Verlag, lieber Autor, vielen Dank für diese Leserunde! Solche Runden braucht es viel öfter!!! Das Buch ist direkt an meine Lese-Freundin gegangen, die sich auch beworben, aber kein Buch bekommen hat.



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung