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Veröffentlicht am 04.07.2021

Schnelle Unterhaltung, die in ihrem Potenzial etwas beschränkt wurde

Die Kräuterhändlerin
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Klappentext:
1230: Die junge Adelige Leni steht kurz vor ihrer Hochzeit, als die Burg ihres Vaters in der Nähe des Klosters Zwettl überfallen wird. Dabei gerät Leni in die Fänge des brutalen Hadmar von ...

Klappentext:
1230: Die junge Adelige Leni steht kurz vor ihrer Hochzeit, als die Burg ihres Vaters in der Nähe des Klosters Zwettl überfallen wird. Dabei gerät Leni in die Fänge des brutalen Hadmar von Kuenring. Mit letzter Kraft kann sie sich schließlich in den Wald retten. Doch hier muss sie feststellen, dass sie ein Kind von Hadmar erwartet. Leni findet Unterschlupf bei einer Kräuterfrau und bringt ihren Sohn Jakob zur Welt. Fortan leben die beiden verborgen im Schutz des Waldes, bis Leni eines Tages einen verletzten jungen Mann findet. Damian kommt aus Genua und handelt mit Gewürzen aus dem Orient. Während Leni ihn gesundpflegt, kommen die beiden sich näher, und gemeinsam entwickeln sie einen günstigen Pfefferersatz, der großen Absatz findet. Lenis Glück scheint zum Greifen nah, doch dann wird ihr Sohn von Hadmar entführt.


Autorin:
Beate Maly wurde 1970 in Wien geboren und machte nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zur Kindergarten - und Montessori Pädagogin. Seit ihrem Studium an der Universiät Wien (MA) arbeitet sie als Frühförderin. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt im BereichrASS (Autismus-Spektrum-Störung). Inzwischen hat Beate Maly zahlreiche Kinderbücher und Sachbücher geschrieben und Beiträge in Anthologien verfasst. Mit „Die Hebamme von Wien“ erschien 2008 ihr erster historischer Roman. Für dieses Buch erhielt sie das Wiener Autorenstipendium.


Bewertung:
Das Cover ist wunderbar und passt - wie der Titel - hervorragend. Leider spoilert der Klappentext von Lovelybooks, was ärgerlich ist, da ich bestimmte Dinge extra aus der Rezension genommen habe. Der Klappentext am Buch spoilert dagegen diese Dinge nicht.

Die Geschichte ist in drei Teile geteilt. Am Ende folgt ein Epilog. Der erste Teil 1230, da ist Leona 14 Jahre alt. Ich hatte mich zuerst erschrocken, weil ich annahm, sie ist eine junge Frau in der Geschichte. Teil 2 spielt 1235 und hat mir Erleichterung verschafft. Nicht, dass es nicht auch 14 Jährigen passiert, aber der Klappentext und das Cover lassen auf eine Frau schließen. Leona ist da 19 Jahre alt. Der dritte Teil spielt 1241, da ist sie 25 Jahre alt. Der Epilog spielt 1243. Die Teile sind nicht als Teile gekennzeichnet. Für mich stellen sie aber Teile des Verlaufs dar. Hier ist auch ein Datenfehler passiert: Der Überfall findet nicht 1230 statt, wie im Klappentext steht, sondern 1235. Das führte bei mir auch zu dem Schock mit der 14 Jährigen Leona, da das das Jahr 1230 war.

Das Setting gefällt mir gut und die Atmosphäre kommt rüber. Allerdings habe ich nicht gemerkt, dass es sich um Österreich handelt. Es könnte genauso gut Deutschland sein. Hier fehlen mir die landesspezifischen Einzelheiten, das man auch mitbekommt, in welchem Land man sich befindet. Durch den Klappentext und bei einem Kapitel ist das deutlich. Ansonsten nicht. Das Zeitalter wird glaubhaft dargestellt. Die Erzählform ist die Über-Erzählung. Dabei ist Leona etwas mehr im Mittelpunkt.

Leona ist eher eine rebellische junge Frau. Es gibt ja zu dieser Zeit nur zwei Charaktere: die braven, die sich unterordnen und die rebellischen, die alles hinterfragen. Für einen rebellischen Geist zu dieser Zeit nimmt Leona ihre Verlobung ohne Worte hin. Nichts negatives, kein zweifeln oder wimmern. Das passt nicht zu ihrem Charakter. Das ist fehlerhaft. Mara wird aus der Gemeinschaft verstoßen und wird später eine treue Gefährtin für Leona.

Viele Charaktere werden eingeworfen und die Erzählung wechselt dementsprechend hin und her.


Leider befinden sich auch ein paar Fehler im Verlauf:

Warum der Altersvergleich von Mara vor 10 Jahren, wo sie sie doch vor 5 Jahren gesehen hat? Ergibt keinen Sinn! Es wird gar nicht geklärt, wie Mara Leona in die Hütte bringen kann ... ohne dass diese nichts mitbekam. Auch unlogisch. Wirkt auch zu gewollt, damit der Verlauf dann so kommt, wie er kommt. Damian hat doch sein Pferd verkauft und einen Gaul gekauft, um ihn vor den Wagen zu spannen. Jetzt ist es auf einmal wieder ein Pferd? Kapier ich nicht!

Das Ende ist enttäuschend salopp und unvollständig. Genaueres kann ich wegen der Details nicht schreiben, aber einiges bleibt offen. Es fehlt ein Stück, aber die Autorin springt direkt zum Epilog.


Fazit:
Das Buch hatte ich schnell durchgelesen, es ist eine recht fesselnde Geschichte. Es gibt Passagen, die nicht so fesselnd sind, aber das ist wirklich erträglich. Ich hatte nicht das Gefühl, gelangweilt zu werden. Trotzdem habe ich mir den Verlauf etwas anders vorgestellt und das Ende enttäuscht mich. Vielleicht liegt es an meinem nicht hervorragenden Gedächtnis, aber die Kriegssache hat mich schon in manchen Szenen verwirrt bzw. konnte ich nicht mehr alle Namen zueinander zuordnen.

Ein schöner historischer Roman, der nicht ganz für Erstleser dieses Genre geeignet ist, aber auch nicht historisch kompliziert erzählt wird. Das Potenzial wurde allerdings nicht ausgeschöpft, hier hätte die Autorin mehr rausholen können. Nicht nur, was das Setting und das Ende angeht. Und wie bei jedem historischen Roman gilt: Wer nichts gewalttätiges lesen möchte/kann, muss das Genre ausschließen.




  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2021

Der Atlas für Mitdenkende

Der Atlas für Neugierige
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Klappentext:
Welche unsichtbare Linie trennt Deutschland? Wer bringt in Europa Weihnachtsgeschenke? In welchen Ländern gibt es keinen McDonalds? Und führen wirklich alle Wege – und Straßen – nach Rom? ...

Klappentext:
Welche unsichtbare Linie trennt Deutschland? Wer bringt in Europa Weihnachtsgeschenke? In welchen Ländern gibt es keinen McDonalds? Und führen wirklich alle Wege – und Straßen – nach Rom? Dieser besondere Atlas, zusammengestellt vom Betreiber von brilliantmaps.com, eine der meistgeklickten Kartografieseiten im Internet, bietet eine einzigartige Übersicht zu Kultur, Geschichte, Politik, Traditionen, Geografie und vielen anderen Themen aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Über 100 interessante, einzigartige und kuriose Karten eröffnen neue und überraschende Perspektiven auf die Welt, in der wir leben. Für alle, die schöne Gestaltung zu schätzen wissen, die sich in Wikipedia-Einträgen festlesen können und für alle, die ein Geschenk suchen, das sie am Ende auch selbst behalten würden!

Enthält 102 Karten aus den Kategorien »Menschen und Bevölkerung«, »Religion und Politik«, »Macht«, »Kultur«, »Sitten und Bräuche«, »Freunde und Feinde«, »Geografie«, »Geschichte«, »Nationale Identität«, »Verbrechen und Strafen« und »Natur«


Autor:
Ian Wright betreibt die Webseite »Brilliantmaps«, eine der beliebtestn und meistbesuchten Kartographieseiten im Internet. Neben seiner Passion für Landkarten erkundet Ian Wright die Welt auch gerne zu Fuß. Er war der erste Mensch, der 2015 die komplette Londonder U-Bahn-Karte entlanglief. Ian Wright stammt aus Kanada und lebt heute in London.

Übersetzerin:
Andrea Brandl - Ich arbeite seit über zwanzig Jahren als literarische Übersetzerin im Bereich Frauenunterhaltung, Krimi, Thriller, erzählendes Sachbuch für mehrere große Verlage.


Bewertung:
Das Cover und die Gesamtaufmachung sind sehr gelungen. Mir gefällt besonders der ruhige Buchdeckel. Andere Kartenbücher sind oft vollgestopft mit Karten, Farben und anderem. Ich finde dieses Cover entspannend und passend. Es weckt auch nochmal mehr die Neugier, weil eben nichts vom Inhalt oder ähnliches abgebildet ist. Man möchte wissen, was es mit dem Buch auf sich hat. Jedes Kapitel hat ein farbliches Deckblatt, es wirkt sehr geordnet.

🧐 Es gibt eine ausführliche Einleitung für das Buch, die aber auch den Werdegang des Autors mit den Karten und seiner Webseite beschreiben. Er führt seit Jahren eine Kartenseite namens "Brilliantmaps" - Original "Brillant Maps". Mir war das zum Teil zu viel Information, aber der Einblick, wie er zu den Karten kommt und wieso er die Webseite und das Buch betreibt, ist interessant. Stutzig bin ich bei einen Satz geworden: Wer hätte zum Beispiel gedacht, die dass die zweithäufigste Staatsangehörigkeit in Portugal brasilianisch ist, obwohl man eher auf die Nationalität eines europäischen Nachbarländer tippen würde. - Erstens: Jeder, der sich mit Portugal, Brasilien und deren Sprachen auskennt. Zweitens genau aus diesen Grund. Kein Nachbarland hat was mit Portugal gemein, auch nicht Spanien, obwohl das oft mit Portugal gleichgestellt wird. Aber das sind zwei völlig verschiedene Länder, Sprachen und Kulturen!!! Ich ärgere mich schon seit Kindesbeinen über so viel Laberei ohne Nachzudenken oder erstmal Wissen heranzuholen. Viel zu viele Menschen benutzen ihr Mundwerk, ohne ihr Hirn. Mich wundert diese Einstellung des Autors sehr, wo er ja gerade ländertechnisch viel Wissen aufsaugt, so scheint es jedenfalls. Aber das trügt, wie man hier an einem einfachen Beispiel sieht. Ich kläre euch mal auf:

In Portugal wird portugiesisch gesprochen, in Brasilien brasilianisch. Keine Sprache hat mit portugiesisch mehr gemein als die brasilianische. Denn brasilianisch gleicht der portugiesischen Sprache bis auf einzelne Wörter (das sind zwar massig Wörter, wir reden nicht über 50 Wörter, sondern durchweg durch das Vokabular einer Sprache) und ihre Ausdrucksweisen. Vergleichbar mit dem amerikanischen Englisch und dem irischen englisch. Viele Wörter sind andere und bedeutet auch was anderes, sowie die gesamte Ausdrucksweise der Sprache. Ein Brasilianer kann sich also hervorragend mit einem Portugiesen unterhalten, trotz der angegebenen Unterschiede. Eine Besonderheit gibt es zudem: Viele portugiesische Wörter werden sprachlich im brasilianischen umgekehrt gesprochen, also von hinten nach vorne. Welche Nation fällt euch da ein, die so sehr der portugiesischen Sprache gleicht? Richtig, keine andere.

Und DARUM ist auch in Portugal die zweithäufigste Staatsangehörigkeit brasilianisch. Reines logisches Denken, wenn man sich mit Sprachen auseinandersetzt. Und das ist auch der zweite Punkt des Autors, darum kann das auch kein anderes EU-Land. Es geht nämlich nicht darum, welches Land in der EU ist, sondern, welches Land sprachlich ähnlich ist. Klar ist das bei Deutschland total anders, weil alle deutschsprachigen Länder direkt nebenan wohnen. Da wird dann direkt von der ganzen Welt dasselbe angenommen. Das nennt man Schubladen-Denken. Aber das bekannte Beispiel mit Amerika, England, Irland und Schottland zeigt ja, dass es nicht um Anrainerländer geht. Aber es ist typisch, arme Südländer anders zu sehen (das gilt nicht nur für Portugal). Das bin ich gewohnt und es nervt mich! So, ich hoffe, ich konnte was hilfreiches zur Länderbildung beitragen. 😉 (Nur als Info: Ich bin halb Portugiesin, halb Griechin. Meiner Mutter habe ich den Text vorgeführt und natürlich kennt sie das Dilemma, wie Portugal angesehen wird. Ich kenne sowohl Portugiesen als auch Brasilianer und auch Spanier, die gerne mit Portugiesen gleichgesetzt werden, und die Sprachen dementsprechend. Ich weiß also, wovon ich schreibe.)



📋 Die weiteren Kapitel teilen sich wie folgt auf:

🗺️ Menschen und Bevölkerung (Seite 29-49)

🗺️ Religion und Politik (Seite 51-60)

🗺️ Macht (Seite 63-73)

🗺️ Kultur (Seite 77-89)

🗺️ Sitten und Bräuche (Seite 93-111)

🗺️ Freunde und Feinde (Seite 115-137)

🗺️ Geografie (Seite 141-163)

🗺️ Geschichte (Seite 167-184)

🗺️ Nationale Identität (Seite 187-196)

🗺️ Verbrechen und Strafen (Seite 199-206)

🗺️ Natur (Seite 209-219)

🧾 Quellenverzeichnis (Seite 221-240)



Die Aufteilung der Themen ist unterschiedlich ausgeprägt. Mir persönlich war das Thema "Natur" viel zu karg. Gerade das Thema bekommt kartiell eine ganz andere Anschauung und ist super wichtig. Vor allem aber gibt es reichlich Erkenntnisse, die sich auf Karten abbilden lassen.

🎀 Die besonders interessanten Karten für mich habe ich in die Lese-Chronik gesetzt. Die Karten sind mit ihrer Seitenzahl im Buch versehen. Ebenso habe ich die deutschen Zahlen und Angaben angegeben, wenn das möglich war. Die Themen lassen sich übersichtlich von unten nach oben lesen, wen es interessiert. Einige habe ich auch kommentiert:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2996491440/


❗ Was sehr gerne vergessen wird, ist, dass Studien, angebliche Fakten, Zahlen und Prozentzahlen nie hundertprozentig stimmen können. Denn wie sollen wir das exakt bemessen können? Das geht gar nicht. Hier wird sehr oft geschlampt! Statt Angaben wie circa, ungefähr, schätzungsweise usw. werden uns ständig Zahlen als reine Fakten präsentiert, als unzerrüttelbar. Dabei ist es egal, um welches Thema es geht; Natur, Umwelt, Tiere, Klima, Verbrechen, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Geografie, Geschichte etc. Das ist eine Verzerrung der Realität! Niemand von uns weiß das allermeiste, was als Fakten gelobpreist wird, wirklich sicher. Das geht gar nicht! Auch so ein gesellschaftlicher Zustand, der mich ärgert. Und das kommt natürlich auch in diesem Buch vor. Wir schneiden uns die Welt, wie wir sie sehen wollen und bedenken gar nicht unsere begrenzten Möglichkeiten, genaues Wissen zu erlangen.

Die Karten zeigen - auch hinsichtlich Deutschland - wie unabsichtlich und absichtlich verklärt wird die Welt sehen. Beispiel Ausländeranteil in Deutschland. Da ist Deutschland gerade im Mittelmaß, die meisten hier tun aber so, als ob Deutschland randvoll mit Ausländern wäre. Auch ein Beispiel ist die größere Wirtschaftsleistung nach Bruttoinlandsproduktion als Kalifornien; da sind Deutschland, China und Japan die einzigen Länder der Welt vorführend! Wer also nochmal sagt, Deutschland hätte kein Geld für gesellschaftliche Probleme, der lügt und ist unverschämt zugleich. Ist ja nicht die einzige Anschauung in Bezug auf Geld. Man muss nur die Augen aufmachen, für was unser Geld rausgeschleudert wird; Fehlprojekte, Reiche, Banken ... andere Länder haben ein geringeres Bruttoinlandseinkommen und investieren das Geld dahin, wo es hingehört. Auch in Sachen Tempolimit wird hier auf hohem Niveau gemeckert und sich gegen gewehrt. Die Wahrheit ist, dass Deutschland das einzige Land ohne Tempolimit - neben den Ländern ohne genauere Angaben - ist. Es gab so viele Anschläge, die sogar mehr Opfer hervorbrachten als der 11. September 2001, aber natürlich wird der hier wieder erwähnt, ganz typisches Schubladendenken. Ganz zu Schweigen von dem Nationaldenken (Siehe Seite 170 in der Lese-Chronik).

Natürlich lassen sich die ganzen Zahlen auch hier nicht exakt bestimmen, wie viele es wirklich sind. Das muss man alles mit Schätzungs-Maßgaben sehen. Alles hat Vorteile und Nachteile. Das Buch kann ebenso die Welt in der Realität veranschaulichen wie auch verklären. Vor allem, wenn Angaben als absolute Fakten präsentiert werden. Leider nehmen die Menschen alles sehr nach Vorgaben und hinterfragen wenig oder gar nicht. Ich persönlich versuche mir immer die Realität vor Augen zu halten und somit Angaben aller Art als Schätzung zu nehmen. Denn nichts anderes ist die Wahrheit. Ich kann nur appellieren, es genauso zu tun. Denn nur so sehen wir die Welt, wie sie wirklich ist. Noch viel unerforschtes gibt es zu entdecken und vieles wird auch immer unerforscht bleiben, rein aus physikalischer Sinnhaftigkeit. Wir können viel als Menschen, aber auch wir sind nicht zu allem fähig. Diese Arroganz verzerrt das Weltbild und verfälscht somit das Wissen und Unwissen.


☝️ Auch darüber hinaus gibt es inhaltliche Anmerkungen:

Bei der Karte "Im Ausland lebende gebürtige Europäer" sind in meinem Kopf nur Fragezeichen. Der Autor führt die Europa-Karte auf. Ihm scheint nicht klar zu sein, dass in Europa auch Europäer leben ... Ich verstehe den Sinn der Karte überhaupt nicht, ergibt Null Sinn! Wenn er angegeben hätte, dass es sich um Ausländer außerhalb Europas handelt, ergebe die Karte und ihre Zahlen auch einen Sinn. Oder eben eine Weltkarte außerhalb Europas, wo nach europäischen Ausländern gefragt wird. Aber so frage ich mich, ob der Autor bei manchen Karten zu viel Alkohol intus hatte oder andere verstandsverklärende Substanzen. Das zeigt ja auch das Beispiel mit Portugal-Brasilien in der Einleitung.

Dann gibt es Karten, die ich gar nicht verstehe, das sind drei Karten, wenn ich richtig notiert habe. Da bin ich total raus. Oder auch fehlerhafte bzw. unvollständige Karten wie "Reisezeiten ab London im Jahr 1914". Da fehlt komplett die Angabe, mit welchen Verkehrsmitteln die Reisetage berechnet sind. Ich kann ja nicht allgemeine Angaben machen, wenn die Dauer je nach Transportmittel (zu Fuß, Zug, Bahn, Bus, Auto, Kutsche, Fahrrad, Flugzeug, Schiff ...) unterschiedlich ist! Die Karte ist somit total sinnlos und erzählt gar nichts. Auch die Karte "Die längsten inländischen Nonstop-Flüge der Welt" ergibt keinen Sinn. Denn die eingezeichneten Flüge gehen weltweit aus den Inländern heraus. Das sind doch dann keine Inlandsflüge, sondern Auslandsflüge! Hä?? Also entweder bin ich balla oder der Autor war nicht ganz ballalos!


Fazit:
Hier fehlt eine Weltkarte mit den Länderdeklarationen! Ich bin nicht gut in Erdkunde bzw. Geografie, aber selbst Kenner werden hier bei einigen Karten Schwierigkeiten haben. Zum Glück hatte ich ein anderes Sachbuch, bei denen zwei Weltkarten abgebildet sind (physikalische und politische). Leider sind da nicht alle relevanten hier im Buch erwähnten Orte drauf, aber die Karten haben mir sehr weitergeholfen. Ohne ist man echt verloren und versteht die abgebildeten Karten wenig. Auch eine Länderflaggen-Deklaration fehlt hier. Karten mit welchen drauf habe ich nicht verstanden, bis auf die üblichen Flaggen, die man eben auswendig kennt. Meine Mutter fragte mich auch nach bestimmten Flaggen, aber ich kenne die eben nicht alle auswendig. Das tut keiner. Somit blieb das unerreichtes Wissen. Natürlich kann man online nach den Flaggen fragen, aber das ist nicht Sinn eines Sachbuches, oder?

Noch ein Riesen-Manko sind die angeblichen Fakten, die gar nicht hundertprozentig belegbar sind. Bei manchen Themen fehlt mir der weltliche Länderblick auf die Sache, da hat der Autor nur die europäische Sicht aufgeführt, sehr schade. Auch gibt es einige fehlerhafte und teils wirklich unsinnige Karten, die gar keinen Sinn ergeben. Die Quellenangaben finde ich sehr gut, nur lassen sich aus diesen die angeblichen Fakten und die Angaben allgemein nicht wirklich überprüfen. Auch gibt es Angaben, mit denen sich nichts anfangen lässt, wie "Allgemein gebräuchliche Karte" oder "Originalentwurf". Was soll das bedeuten?? Sinnlose Quellenangaben. Dennoch sind drei interessante Webseiten dabei. De werden hier nicht angezeigt. 🙄


⚠️ Das Buch ist eine gute Unterhaltung. Als ich einmal angefangen habe, konnte ich nicht aufhören, es besitzt einen Sog. Und als ich die letzte Karte umgeblättert hatte, war ich traurig; "Das war's?" Trotz des erheblichen Rahmenfehlers bezüglich Schätzungen als Fakten darzulegen - was ja leider die Norm ist - und der anderen inhaltlichen Fehler, finde ich das Buch eine sehr gute Idee, die - wenn man es mit Vorsicht und Achtsamkeit genießt - Wissen vermitteln und die eigene Weltanschauung erweitern kann. Wer allgemein nie hinterfragt, sondern alles aufnimmt, was ihm aufgetischt wird, wird hier Futter für sein beschränktes Denken finden. Oder er fängt hier an, auszubrechen und das Buch als Übungsmaterial zu nehmen. Das Buch ist eben auf verschiedene Weise lesbar und dadurch aufschlussreich und gefährlich zugleich.




  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 20.06.2021

Meine Meinung in tausend Worten ...

Dein Herz in tausend Worten.
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Inhaltserzählung und Leseprobe:
Ich rette sie, die Manuskripte, die keiner wollte. Ich befreie sie aus dem Raum des Vergessens und erwecke sie zu neuem Leben, indem ich sie mitnehme und lese.

Auf dem ...

Inhaltserzählung und Leseprobe:
Ich rette sie, die Manuskripte, die keiner wollte. Ich befreie sie aus dem Raum des Vergessens und erwecke sie zu neuem Leben, indem ich sie mitnehme und lese.

Auf dem Dachboden lese ich nur kurz in die Manuskripte rein und wähle die schönsten und seltsamsten Geschichten, um sie in meiner großen Umhängetasche anschließend heimlich aus dem Verlag zu schmuggeln.

Die ich nicht mitnehme, verstaue ich in Kisten und reihe sie ordentlich an der Wand auf, damit sie eine neue Chance bekommen. Vielleicht entdeckt sie eines Tages noch jemand, der sie lesen mag, das wäre doch schon.

"Die abgelehnten Manuskripte. Ich habe sie zufällig entdeckt und aus Neugier reingelesen. Sie sind so ... schützenswert.
Manche Geschichten sind lustig, andere skurril, einige sind gut und einige wirklich schlecht. Aber es sind alles Geschichten. Geschichten, die jemand schrieb, um damit Leser zu erreichen, zu trösten, zu erfreuen, zu schockieren, was auch immer. Sie wurden geschrieben, um gelesen zu werden. Und wenn ich sie nicht rette, wenn sie auf dem Dachboden bleiben oder vernichtet werden, dann ... sind sie tot."


Von den Autoren wird meist ohne Namen gesprochen. "Mein Autor will das und das, mein Autor meint, der Autor lässt fragen, ob", heißt es. Sie sprechen über sie, als seien Autoren seltene, seltsame Tiere. Vermutlich sind sie das auch.
Menschen, die Geschichten schreiben, müssen doch anders sein.
So wie die, die sie lesen.

Ich finde es sehr spannend, Autoren persönlich zu sehen. Wenn man ein Buch liest, hat man eine Vorstellung von den Menschen, der es geschrieben hat. Man weiß schon so viel von ihm. Mir ist natürlich klar, dass Autoren sich ihre Geschichten ausdenken. Sie können über dicke Menschen schreiben, auch wenn sie selber dünn sind. Sie können fröhliche Menschen sein und eine tieftraurige Geschichte schreiben. Und doch verrate, sie viel von sich selbst in ihren Büchern. Es steht zwischen den Zeilen, es ist ein Grundgefühl, das in jedem Satz mitschwingt.

(Seite 10, 17, 18, 31 und 93)


Autorin:
Judith Pinnow wurde in Tübingen geboren und wurde als Moderatorin diverser deutscher Kinder- und Musiksendungen bekannt. Sie schreibt v.a. Kinderbücher und Kurzgeschichten. Auch unter ihrem Geburtsnamen Judith Halverscheid sind bereits mehrere Kurzgeschichten erschienen.


Bewertung:
Das Cover ist ein Hingucker und der Titel passt wunderbar. Der Klappentext stimmt nur teilweise, aber das, was hier steht, ist nicht falsch, daher völlig in Ordnung. Mich stört nur wieder diese Zusatzsätze über dem Klappentext, wie üblich überdramatiersierend! 🙄 Auch dieser Satz "Eine Liebesgeschichte in Notting Hill" auf dem Cover hat mich die Augen verdrehen lassen. Ist der von der Autorin? Meistens sind diese Untertitel vom Verlag hinzugesetzt, gehören also gar nicht zum Titel. Ich frage mich auch immer wieder, wieso man immer neben dem Titel noch was setzen muss ... kann man das Buch nicht einfach so lassen, wie es von der Autorin gedacht war? Mensch ... 😤 Auch wenn es hier nicht der Fall ist, findet sich das überall, diese vom Verlag gesetzten Untertitel. Vor allem weiß ich nicht, ob das eine Marketingstrategie ist, das Buch mehr zu verkaufen - die Erinnerung an den Film "Notting Hill", der triggern und zum Kauf anregen soll - oder ob nur der Ort in dieser Geschichte gemeint ist. Vielleicht auch beides, passt ja.

Die Kapitel sind mit Überschriften gekennzeichnet. Die Erzählform ist hier sehr gemischt. Es gibt die Ich-Form von Millie, die Erzählung über William und eine Mischung über mehrere Personen gleichzeitig. Sehr ungewöhnlich, schon die Mischung von Ich-Form und Über-Erzählform. Im letzten Drittel gibt es sogar die verschiedenen sogar innerhalb eines Kapitels. Hier hätte ich mir statt der Über-Form die Ich-Form von William gewünscht. Warum das nicht so ist, verstehe ich nicht. Millie wäre dadurch nicht weniger im Mittelpunkt. Oder eben direkt alles in Über-Form. Liest sich überraschend und mich hat das irritiert, als es Begann. Dann habe ich mich daran gewöhnt. Die Geschichte spielt in der Gegenwart, es wurde keine Vergangenheitsform genommen.


Ich finde, Bücher haben es nicht verdient, staubig zu sein.
(Seite 8)


Die Idee hat mich am Buch angezogen. Sie ist nicht nur originell, sondern erinnert mich an mich selbst. Ich habe auch schon solche Aktionen gebracht, da habe ich aber statt Buchzitate, Gute-Laune-Sprüche verteilt. Und auch heimlich, weil ich mich vor Kontakt scheute. Auch die Gedanken, die sich dann darum drehen, wie die Sprüche ankommen, kenne ich zu gut. Das gehört dazu. Hier hat mir sehr gefallen, dass die Autorin auch alle Seite zur Aktion eingebracht hat. Die freudigen und die enttäuschten Momente. Denn es ist so, dass nicht alle Menschen solche Aktionen würdigen, sich freuen, sondern es gibt viele, die sie ignorieren und irritiert darauf reagieren. Weil es einfach nie jemand tut. Das verunsichert eben auch. Daher ist die Darstellung der verschiedenen Reaktionen der Menschen wahrheitsgetreu beschrieben. 👌 Die Idee der Geschichte hat mich magisch angezogen, ganz ohne Leseprobe. Ich musste das Buch also einfach haben!

Das Setting ist super, die Geschichte spielt in England. Merkwürdigerweise wird hier nie Großbritannien geschrieben, da sind die Engländer sehr empfindlich. Die englische Atmosphäre kommt auch schön rüber, die geschichtliche Atmosphäre schwankt eher, was den Zeitsprüngen und Fehlern geschuldet ist. Mehr dazu unten.


"Wenn du schreibst, kannst du fliegen, Drachenmädchen Momo."
"Ich kann auch fliegen, wenn ich lese"
, antwortet sie.
(Seite 131)


Millie ist mehr Praktikantin als Assistentin, nur dass sie halt geschätzt wird. Sie macht eigentlich alles, was Praktikanten oder Auszubildende tun. Andererseits trödelt sie so viel herum und arbeitet kaum. Macht ständig Pausen und geht in die Stadt bummeln ... Was sie an Zeit hat und vertrödelt und niemand stört das. Echt seltsam. Wenn wir alle so arbeiten würden, kämen wir nie vorwärts. Sie ist schüchtern und eher sozial verarmt. Sie verkriecht sich lieber in menschenfreien Zonen, als Kontakte zu pflegen.

William ist ein Bestseller-Autor und trägt die Nase zuweilen oben. Hier schwankt das Bild aber, sodass ich nicht richtig von seinem Charakter überzeugt bin. Das hin und her seines Verhaltens wirkt auf mich etwas zu gewollt. Vor allem zu gewollt arrogant, weil er in anderen Momenten wieder ganz anders ist.

Die Liebesbeziehung der Beiden (was ja kein Geheimnis ist, dank des Klappentextes) ist nicht so schön natürlich für mich. Das erste Treffen ist berührend, aber auch für mich künstlich aufgebaut. (Ich verrate nicht, worum es geht) Die Szenen mit den Beiden wirkt im Ganzen immer zu gewollt. Das ist so schade! 😢 (Genaueres erfahrt ihr in der Lese-Chronik)

Millies Bruder ist ein Schatz und seine Darstellung hat die Autorin - neben zwei anderen Charakteren, die ich hier nicht verraten möchte - sehr glaubhaft beschrieben. Er gehört auch zu meinen Lieblingen. Und ich meine, welche Frau wünscht sich nicht so einen liebevollen und beschützerischen Bruder, den man mit Anrufen um den Schlaf bringen kann? Auf den man sich verlassen kann und der einem so nimmt, wie man ist? Gerade für uns Frauen eine Besonderheit, wo wir doch für alles kritisiert werden.


"Was hat dir damals geholfen?", flüstert er in ihre Haare, die nach Zitronen riechen.
"Lesen. Und dir?"

Er lächelt. "Schreiben."
(Seite 123)


Die Autorin hält es zu Beginn geheim, was Millie da treibt, versucht Neugier aufzubauen. Das gelingt gar nicht, weil ja im Klappentext steht, was Millie tut. Das wirkt von der Autorin also ziemlich unnötig, aber mir gefällt es trotzdem. Manche Bücher liest man am Besten ganz spontan und ohne Klappentext zu lesen. Das ist so ein Buch. Nur dass es hier nicht möglich ist, derzeit, da es auf Vorablesen angeboten wurde und man sogar die Leseprobe lesen "muss", um sich zu bewerben. Selbst, wenn man Punkte hierfür ausgibt, wie ich es getan habe, liest man ja den Klappentext, bevor man sich dafür entscheidet. Also sehr schwierig mit dem Spontanlesen ohne Drumherum.

Die Zeit vergeht sehr salopp - morgens zu abends. Es gibt keine Übergänge. Hier und da hat mich das etwas irritiert, sodass ich die Sätze danach zweimal lesen musste. Manche Kapitel haben extrem große Zeitsprünge, die mich orientierungslos gemacht haben. Da kam das Gefühl auf, ich hätte was überlesen, was natürlich nicht der Fall war.

Für mich sind viel zu wenig Zitate aus dem Manuskript gezeigt worden. Auch das Verteilen dieser hält sich in Grenzen. Die Autorin führt hier nur wenige Szenen vor, wie Millie die Zitate verteilt. Ich habe auf viel mehr gehofft, sowohl auf die Anzahl an Zitaten als auch ihre Verteilung.


Vielleicht ist das ein Fehler, den man generell im Leben oft begeht. Etwas nicht zu versuchen aus Angst davor, dass es sowieso nicht klappt.
(Seite 71/72)


Die Autorin drückt sich einige Male unglücklich und wirr aus. Beispiel: In einer Szene steht, Millie sieht, was jemand unter die Zeilen geschrieben hat. Dann folgt ein Zitat aus dem Manuskript. Und ich suche und suche das, was unter den Zeilen stehen soll. Ich habe es dreimal gelesen. Aber da steht gar nichts drunter. Die Autorin meint wohl die Zeilen selbst. Dann eine Seite wird gesagt, da habe jemand mit der Hand die Zeilen ergänzt. Und dann dachte ich "Achso!". Die zuvor gedruckten Zeilen von Millie wurden handschriftlich ersetzt, das sind die Zeilen, wo steht, das Millie sieht, was jemand unter die Zeilen geschrieben hat. Oh Mann ... das sieht der Leser aber nicht! Die Autorin hätte hier entweder die gedruckten Zeilen zeigen müssen und die Handgeschriebenen in einer anderen Schrift darunter setzen müssen - dann versteht man das auch. Oder sie hätte ergänzen müssen, dass Millie sieht, wer unter den bereits gedruckten Zeilen etwas handschriftlich drunter geschrieben hat - das wäre genauso deutlich und verständlich. So überlässt die Autorin den Leser der Verwirrung. Und das passiert ein paar Mal. Das ist nicht nur verwirrend, sondern reißt auch total aus dem Lesefluss.

Auch Wortübersetzungen sind mal gegeben, dann wieder nicht. Und wenn, dann auch nicht nachvollziehbar in Deutsch. Wie kommt die Autorin darauf, eines der Wörter ins Deutsche zu übersetzen? Unverständlich. Ebenso gibt es ein paar unlogische Sätze im Sprachgebrauch und im Verlauf. Ich möchte aber auch nicht verschwiegen, dass es humorvolle Szenen und Dialoge gibt, die mich zum Lachen gebracht haben. Das ist wunderbar! (Mehr in der Lese-Chronik)


"Nichts geht je verloren, und nichts ist je fort, es geht nur etwas weiter, wechselt nur den Ort", sagt Mrs Caine und schaut mich liebevoll an.
(Seite 245, zitiert aus "Mary Poppins")


Das mit dem Manuskript ist nicht näher bearbeitet worden. Ja, wir erfahren, was den Autor bewegt hat, es zu schreiben, aber weiter nichts. Wieso hat er es an Verlage zur Veröffentlichung geschickt? Wieso ist sein Agent froh darüber, dass es nie veröffentlicht wurde? Das bleibt alles unbeantwortet.

Auch das Haupthema, die Verteilung der Zitate, wird hier nicht aufgelöst. Jedenfalls nicht so, wie es realistisch wäre. Es kommt einfach nebenher automatisch raus, dass Millie Diejenige ist, die die Zitate verteilt. Der Autor nimmt das zur Kenntnis? Ich weiß es nicht. Die Autorin schreibt dazu überhaupt nichts. Es ist einfach da, diese Tatsache. Es ist schwer zu erklären, ohne zu spoilern ... 😓 Es folgt keine Überraschung, kein Entsetzen, kein bereits wissendes Nicken, gar nichts! Darüber wird einfach hinweggegangen von den Charakteren und der Autorin selbst. Der Showdown um die anonyme Verteilerin bleibt völlig aus. Als hätte es dieses Rätsel für den Autor und seinem Agenten gar nicht gegeben, obwohl die Autorin es so geheimnisvoll aufbauend schreibt. Man wartet als Leser auf den Showdown, das Entblößen des Geheimnisses und die Reaktionen darauf - aber nichts passiert. Gar nichts.

Das Ende, das letzte Kapitel, kommt sehr salopp und ohne Entwicklung daher. Schon im vorletzten wird was gesagt, dass ich als Leserin nicht verstand, es ist ohne irgendeinen Zusammenhang. Und auch nur kurz eingeworfen, sodass keine Entwicklung für das Ende stattfindet. Das Ende wirkt nicht nur deshalb etwas gekünstelt erstellt auf mich, auch dass alle Leute (verrate nicht, wer) plötzlich alle miteinander gut sind und sich Paarungen bilden. Auch da fand nicht wirklich eine Entwicklung statt. Es gab da minimale Szenen, wo ich schon erraten habe, dass das als Paarschaft endet - das hat die Autorin in meinen Augen nicht rätselhaft geschrieben -, aber da fehlt für mich der Mittelteil bis es zur Paarschaft kommt.


Fazit:
Das Buch kam am Samstag Vormittag (gestern) an und ich habe es am selben Tag ganz durchgelesen. Es ist eine kurze und gute Unterhaltung, dennoch wurde ich enttäuscht. Ich habe mir den Verlauf ganz anders vorgestellt. Aber das bewerte ich nicht. Ich finde es unfair, dass viele Leser das tun. Was können die Autoren oder die Geschichte für ihre eigenen Erwartungen und Vorstellungen? Erwartungen und Vorstellungen können nie mit der Realität übereinstimmen, das ist genau ihr Wesen! Es ist unsere Fantasie und kein Wissen. Wir hoffen, dass die Realität an unsere Vorstellungen ran reicht, aber darauf bestehen können wir nicht. Und das zu bewerten ist völlig daneben! Es kommt darauf an, ob gezielt bestimmte Erwartungen geweckt werden, durch Klappentexte - das kommt auch vor, das unterliegt dann auch eher einer Käufer-/Lesetäuschung. Das ist etwas anderes und eher selten der Fall.

Nicht nur einige Beziehungen zueinander sind künstlich erstellt, sondern auch viele kleine Szenen und einiges Gesprochenes, das gar nicht natürlich sein kann, es sei denn, diese Personen besitzen hellseherische Kräfte. (Weiteres in der Lese-Chronik)

Immer wieder wird in der Geschichte "Cinderella" eingeworfen, sodass ich das Gefühl bekam, es ist eine moderne Version des Märchens. Auch "Alice im Wunderland" spielt hier mehrfach eine Rolle und wird auch von den Charakteren aufgenommen. Es tauchen auch viele Metaphern auf, die berührend und poetisch zu lesen sind. Die Geschichte hat einiges vorhersehbares wie unvorhersehbares zu bieten. Und ich bin froh, dass ich nicht alles schon vornerein erkannt habe, sondern auch mal überrascht wurde.


Ein gutes Buch wird nicht unbedingt ein Bestseller. Und ein Bestseller ist nicht unbedingt auch ein gutes Buch. (Seite 75)

Genauso ist es. Wie oft schüttele ich den Kopf, weil angebliche Bestseller einfach nur Abklatsch von anderen Büchern sind und viele Fehler enthält. Während wirklich tolle Geschichten gar keine Aufmerksamkeit bekommen. Da ist auch wieder das Machtsystem am Werk, denn gerade Autoren, die alle Welt kennt, bekommen besondere Aufmerksamkeit und ich bekomme oft den Eindruck, dass ihre Bücher nur deswegen - wegen dem Bekanntheitsgrad der Autoren) auf die Bestsellerlisten landen, nicht wegen der Geschichten an sich. Das ärgert mich! Kleine Autoren haben hier das Nachsehen, egal, wie toll ihre Geschichten sind.

Ich wette, dieses Buch landet auch auf Bestsellerlisten, es wird ja alleine am und im Buch viel Werbung für die Autorin gemacht und ihr Vorwerk gelobt. Die Geschichte hier ist nicht schlecht, also nicht falsch verstehen, aber auf die Bestsellerliste gehört es trotzdem nicht. Leider. Gegönnt hätte ich es der Autorin und der Geschichte, aber es ist eben nicht herausragend. Leider. Ich finde das Auswahlsystem einfach nur unfair und machtverschoben.

Ich kann nur hoffen, dass meine Lesekameradinnen nicht allzu viel spoilern. Sie werden mit Sicherheit Sachen erwähnen, die ich absichtlich weggelassen habe. 😞 Aber darauf habe ich keinen Einfluss. Ich bin sehr traurig, dass ich der Geschichte keine 5 Sterne geben kann, ich habe ein ungemein großes Bedürfnis, das zu tun. Und bin auch an die Geschichte mit der Hoffnung darum rangegangen. Sehr schade! Aber wie mich die Geschichte trotz vieler Makel gut und kurzweilig unterhalten konnte und ich auch mal fünf gerade sein lassen möchte, vergebe ich noch 4 Sterne.

Eine leicht poetische Geschichte über Bücher und ihren Sinn, wie auch die Möglichkeit der Weiterentwicklung und das Finden um einen Platz im Leben. Es ist also nicht einfach eine typische Liebesgeschichte, es ist ein besonderer Mix aus allem. Nach mehr als 3 Stunden Lese-Chronik und Rezension beende ich das hier und hoffe, damit angeregt zu haben, das Buch zu lesen. Trotz allem. Trotz allem empfehle ich es von 💝 weiter!


"Dein Roman ist etwas ganz besonderes. Es hat nicht verdient, im Raum des Vergessens zu liegen. Er hat mich bewegt, und ich wollte, dass er auch andere Menschen erreicht, wenigstens in Teilen."
"Und wie ist es gelaufen?"
"Es war schön. Ich glaube, es hat einige ein bisschen glücklich gemacht für den Moment. Und das ist ja der ganze Grund, warum man liest. Man hofft auf Zeilen, die ein schönes Gefühl in einem wecken."

(Seite 226)


In der Lese-Chronik befinden sich die Fehler von mir ausführlich erläutert, ebenso wie die humorvollen Szenen und viele weitere Zitate zum Träumen.


🧐 Lesen auf eigene und schöne Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2982514722/



Ich bedanke mich beim Vorablese-Team und dem Verlag für das Buch! Ich habe zwei Wochen darauf hin gefiebert und wollte es unbedingt lesen. 🤓





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Veröffentlicht am 07.06.2021

Ravna mindert das Lese-Erlebnis enorm! Trotzdem eine Empfehlung!

RAVNA – Tod in der Arktis
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Klappentext:
Vardø, eine kleine Stadt weit über dem Polarkreis in der Arktis. Der Mord am reichen norwegischen Waldbesitzer Olle Trygg verstört alle, auch Ravna Persen, gerade frisch als Praktikantin bei ...

Klappentext:
Vardø, eine kleine Stadt weit über dem Polarkreis in der Arktis. Der Mord am reichen norwegischen Waldbesitzer Olle Trygg verstört alle, auch Ravna Persen, gerade frisch als Praktikantin bei der örtlichen Polizeidienststelle gelandet. Ravna hat keinen leichten Stand bei ihren Kollegen: Sie ist eine blutige Anfängerin, sie ist eine Frau und … sie ist Samin. Keiner nimmt sie ernst, als sie am Tatort glaubt, Hinweise auf einen samischen Hintergrund der Tat zu finden – einen Strich in der Erde. Als kurz darauf der umstrittene Kommissar Rune Thor eintrifft, um den Fall zu übernehmen, spitzen sich die Konflikte zu. Doch Ravna weiß durch ihre Urgroßmutter Léna viel über die Geheimnisse der Samen – und darüber, dass der Strich auf ein uraltes Ritual hindeutet, mit dem die Wanderseelen der Toten daran gehindert werden sollen, in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Wer immer die Tat begangen hat, muss dieses Geheimnis kennen.

Autorin:
Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Nach einer abgebrochenen Lehre als Bauzeichnerin arbeitete sie als Betonbauerin und Maurerin bevor sie ihr Abitur am Frankfurter Abendgymnasium nachholte. Anschließend studierte sie in Frankfurt und Berlin und arbeitet heute neben ihrer Tätigkeit als Autorin und Sprecherin als Fernsehjournalistin für den RBB. Ihr erster Roman wurde im Jahr 2005 unter dem Titel "Das Kindermädchen" veröffentlicht und mit großem Erfolg gefeiert. Für ihr literarisches Schaffen wurde sie unter anderem mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Elisabeth Herrmann lebt heute in Berlin.


Bewertung:
Ich hatte das Buch ursprünglich auf meiner "Vielleicht"-Liste, weil ich mir unsicher war, ob ich das lesen möchte. Vom Schicksal bestimmt, kam ich zu einer Rezension 1 1/2 Stunden, bevor die Bewerbung zur Leserunde bei wasliestdu endete. Die hat mich so neugierig gemacht, dass ich mich doch noch dazu entschieden habe, mich zu bewerben. Und hier sind wir nun.

Das Cover ist super gemacht und passt hervorragend. Ich finde es auch sehr gelungen, weil das Bild eine junge Frau zeigt, kein Teenager. Das passt so zum Arbeitsplatz, andernfalls wäre es unlogisch. Es gibt eine Leserin, die schrieb, sie möge das Gesicht der Frau nicht. Liest sich erstmal merkwürdig, aber ich verstehe, was sie meint. Es passt irgendwie nicht zur Umgebung und den Klamotten. Auch wirkt es im Nachgang des Buches etwas zu alt für Ravna.

Der Klappentext ist soweit in Ordnung, aber diese Kommentare darunter ist wieder echt zum Kopfschütteln: Elisabeth Herrmann fesselt ein großes Publikum an ihre mitreißenden und atmosphärischen Thriller. Leserinnen und Leser erwarten starke Heldinnen, dunkle und mystische Fälle und intelligente Hochspannung. Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.

Erstmal: Das ist doch sowieso ein Einzelband, da brauche ich doch diese Aussage zu dem unabhängigen Lesen nicht. Das war mein Gedanke erstmal dazu, denn nirgendwo steht etwas von einer Reihe. Aber die Autorin schreibt am Ende, wir erfahren, wie es mit Ravna weitergeht ... Dann wäre es aber auch gut, wenn das bei der Produktseite vermerkt wäre. Das irritiert. Und dann der Satz: Leser erwarten starke Heldinnen ... 🤣🤣 Wo? Welche? Klar, Werbung ist heutzutage das A und O, aber sowas finde ich immer derart aufgeplustert und auch noch unwahr. Die einzig starke Frau in dem Buch ist die Pathologin. Unsere Superheldin, Protagonistin Ravna, ist einfach nur eine trotzige Möchtergern-Polizistin, die ... ach, lassen wir das erstmal.

Eine tolle Karte ist dabei und auch wie die gesamte Aufmachung in Blau-Weiß-Tönen gehalten. Hier sind keine kleinen Städte verzeichnet, wie das meistens der Fall ist bei Karten. Neben wichtige Städte, die im Buch erwähnt werden, sind auch Lagemarker (Positionen wie E6 - sogar zweimal, E75 usw.) enthalten. Das habe ich bisher noch nie auf einer Karte in Büchern gesehen. Wir kennen das von Stadt- und Landkarten, aber das sind hier tatsächlich Straßen, wobei nur eine im Buch vorkam.

Das Vorwort zu den Anreden und den Berufsbezeichnungen in den skandinavischen Ländern der Autorin finde ich klasse! 👌 Ist mir persönlich nicht neu, aber hier in der Geschichte hätte ich das mit Sicherheit vergessen und mich ständig gefragt, wieso sie sich alle duzen. Auch bei den Berufsbezeichnungen wäre ich gestolpert und hätte das sicher als Fehler markiert. Es ist nämlich nicht die Norm die Sprache dem Setting anzupassen, aber das ist nicht nur sinnvoll, sondern auch wichtig, für die realistischen Darstellungen. Daher hat die Autorin hier alles richtig gemacht! Nicht nur, dass sie die Sprache dem Setting angleicht, sondern auch, dass sie uns Leser einen Hinweis dazu gibt. Ist auch nicht so selten, dass die Autoren zwar in der Anpassung der Geschichte alles richtig machen, aber vergessen, den Leser darauf hinzuweisen, sodass er nicht rätseln muss.

Was mir in diesem Bezug auffiel - ich weiß nicht, ob das normal im Ausdruck ist oder ein Fehler: Auf einer Seite steht "Sie ist der beste Polizist, mit der ich je zusammengearbeitet habe." - Die weibliche Berufsbezeichnung gibt es ja hier nicht, aber dann passt auch die dazugehörige Sie-Form "mit der" ja gar nicht. Entweder man ändert alles oder gar nicht. Das klingt fehlerhaft. Wenn die echt so reden und schreiben, ist das kuddelmuddel und für mich sprachlich ein Fehler.

Was mich generell stört, ist, dass diese Länder in meinen Augen Rückschritte in Sachen Gleichberechtigung gehen. Manche würden sagen, das Gegenteil ist der Fall, weil ja alle gleich deklariert sind - in Bezug auf die Berufsbezeichnungen. Aber das ist für mich nur ein Deckmantel unter vielen. Wir Frauen sind in der Gesellschaft sowieso kaum existent, und diese Art der Deklarierung verstärkt das nur. Wer etwas anderes meint, dem kann ich ja fragen: Dann können wir das auch umgekehrt machen? Alle Bezeichnungen in weiblicher Form? Da würde es einen Aufschrei geben. Denn die Männer lassen das ja nicht mit sich machen. Gibt mittlerweile Bücher dazu, das hat ja lange gedauert, bis wir uns bewusst gemacht haben, wie ausgegrenzt wir werden. Beispiele:

https://wasliestdu.de/caroline-criado-perez/unsichtbare-frauen

https://wasliestdu.de/melinda-gates/wir-sind-viele-wir-sind-eins



Die Erzählung wechselt im Ausdruck hin und her, was Gedanken angeht. Mal stehen sie kursiv, wie das gewöhnlich der Fall ist, dann wieder nicht. Auch ein zitierter Satz ist nicht gekennzeichnet. Ich habe dadurch erstmal mehrmals verwirrt gelesen, weil das komisch klingt, als ob der Sprecher das selbst gesagt hat. Das ergibt in der Form keinen richtigen Sinn und steht komisch geschrieben. Er spricht diesen Satz aber so, als ob der Täter das gedacht hat. Deklariert ist das aber als sein eigener Gedanke. Sehr wirr. Auch Gedanken werden nicht als Gedanken formatiert. Da musste ich auch mehrmals lesen, um zuzuordnen, dass das (Beispiel) Ravnas Gedanke ist und nicht die Erzählung. Dann darunter wird ein Gedanke von ihr wieder formatiert. Total irritierend!

Ansonsten ist die Erzählung in der Erzähler-Art über die Charaktere, wobei Ravna durchweg der Mittelpunkt dieser ist. Die Geschichte ist in drei Teile geteilt. Direkt zu Beginn vom ersten Teil sind wir am Tatort, wir lernen die Charaktere kennen. Der zweite Teil hat mehr Tempo und ich fand ihn sehr fesselnd, konnte nicht aufhören, zu lesen. Die Ermittlung nimmt richtig Fahrt auf. Der dritte Teil führt uns in die tiefe Kultur der Samen. Gefiel mir richtig gut. Die Auflösung ist derart unerwartet, obwohl es immer wieder Anzeichen gab, aber bevor sie das nicht selbst genau ermittelten, war ich dennoch überrascht. Das Ende ist etwas unbefriedigend, was den Täter angeht.


🤣 Kommen wir zu unserer Heldin 🤦:

Ravna ist mir echt zu naiv und starrköpfig! Sie will zur Polizei, weil Same nur etwas im Dienste des Staates tun können. Warum aber dann die Polizei? Sie kann kein Blut und keine Leiche sehen, ohne sich fast zu übergeben. Sie behindert schon am zweiten Tag die Ermittlungen, weil der Täter Same sein könnte, einer ihrer Leute. Sie sagt dann auch noch dreist: "Das sind meine Leute!" Und Thor erwidert richtig, dass es ihm egal ist, woher der Täter stammt. Mörder ist Mörder. Einfach unglaublich ihr Verhalten! Das geht überhaupt nicht, diese Voreingenommenheit. Was ist das für eine Polizistin? Oder eher; was soll das für eine Polizistin später sein? Vor allem; bei ihrer Oma tut sie noch entsetzt, als die eher freudig auf den Mord reagiert, weil das Opfer ein Scheißkerl war. Da wäscht sie der Oma entsetzt den Kopf, er sei brutal ermordet worden, egal, was für ein Mann er war. das passt überhaupt nicht zusammen und kommt auf mich gekünstelt rüber.

Auch total bescheuert (ja, bescheuert - in Deutschland darf man das noch gesetzlich von sich geben!) sind ihre mehrfachen Aussagen, sie will zur Polizei, sie muss was im staatlichen Dienst tun. Thor zählt ihr dann auch einige andere Berufe auf, bei denen ich auch schon dachte "Wieso machst du dann nicht das? Oder das?" Wie reagiert Ravna? Sie bringt trotzige wie ein Kind immer dasselbe heraus "Ich will zur Polizei!" Sie reflektiert kein bisschen, ob sie dafür auch geeignet ist. Und alle Andeutungen von anderen, dass sie vielleicht etwas anderes tun sollte, blockt sie starrköpfig und trotzig ab. Erklärt aber nie, wieso sie sich für geeignet hält. Das müssen wir andauernd bei Bewerbungen angeben, aber bei ihr hat man das gar nicht für nötig gehalten? Hatte sie überhaupt Eignungstests? Auch so Situationen und Gedanken von ihr sind so ... machen wütend. Zum Beispiel: Sie war sich nicht im Klaren, was Einschlafen während der Dienstzeit nach sich ziehen konnte. Ernsthaft jetzt???? Da fehlen mir die Worte ... Schläft an einem Beweisort des vermuteten Täters ein und dann kommt so ein Satz ... Und das ist ja nicht mal genug! Sie erzählt dann noch ganz locker flockig ihrer Uroma von dem Fall. Und dann wieder so ein Satz, wo sie nachdenkt, dass sie wahrscheinlich gar nicht mit ihr über den Fall reden sollte ... AAAAHHHHH!!!!! Ich bin entsetzt, wie man so jemanden ohne nichts auf die Polizei loslässt. Das Mädel ist so ... boah, die hat mich so wütend gemacht!! Vor allem im ersten Teil war das penetrant und nervig.

Im zweiten Teil nervt sie jedenfalls nicht mehr so extrem wie im ersten Teil. Das muss ich ihr zugestehen. Aber sie ist immer noch kein Herzblatt. Einmal verdreht sie innerlich die Augen über eine Museums-Gehilfin, die vor Schreck zweimal "Oh mein Gott!" sagt. Sie erfuhr, dass Trygg ermordet wurde. Da meint Ravna, dass sie befürchte, beim nächsten "Oh mein Gott!" irgendeine dumme Bemerkung zu machen ... SIE!!!! Die selbst nerviger und bescheuerter ist, als diese junge Frau! Ich weiß nicht, ob ich lachen oder schreien soll! Dann auf einer Seite sagt sie dem Leser: War sie eigentlich im Kindergarten gelandet und die einzig Vernünftige hier? - Echt jetzt????? Boah, diese Göre ist so ... (sorry, die macht mich derart wütend ...) Was ich noch erwähnen möchte, was mich entsetzt hat: auf einer Seite sagt sie zu einer Vergewaltigten, sie muss darüber hinwegkommen ... Ist sicher nicht so axxxxig gemeint, aber es liest sich so. Also, ihr merkt, Ravna und ich, das wird nie etwas!

(Ich hoffe, das war allgemein nicht zu viel ausgesagt, muss ja schließlich erklären, was mich an Ravna so stört. Weiteres gibt es in der Lese-Chronik, das sind tatsächlich spoilernde Szenen)

Im dritten Teil entwickelt sie sich aber doch ein wenig, ich merkte das an der Art, wie sie den Job angeht. Da findet etwas Entwicklung statt. Die Autorin schreibt in ihrer Dankesrede, dass sie Ravna liebt - ich kann es einfach nicht verstehen! Auch andere Lesermeinungen dazu, die dasselbe schreiben. Ich mag solche Menschen jedenfalls nicht.

Hier gibt es eine Szene, da stimmt die Zeitspanne nicht. Ravna meint, das Forensik-Team brauche eine halbe Stunde, kurz danach sagt sie, sie warte eine Viertelstunde im Auto. Plötzlich ist nach zwanzig Minuten das Team da. Und der Clou: Pathologin Eva meinte noch zu Ravna am Telefon, dass einer der Kollegen noch aus dem Bett geholt werden muss. Wenn also, hätte das sogar länger als dreißig Minuten dauern müssen. Das war nämlich die Fahrstreckenzeit. Und es gibt noch weitere kleine Szenen, die unlogisch sind, die ich aber nicht alle hier aufführen möchte. Die stehen in der Lese-Chronik.


Fazit:
Ich hatte das Buch in zwei Tagen durchgelesen. Der Fall und das Setting wie die Atmosphäre sind super, die Nebencharaktere kaum existent. Ravna und Thor tanzen eigentlich fast alleine durch die Geschichte. Von allen Charakteren mochte ich den zum Teil unausstehlichen Thor am liebsten. Er hat seine Hintergründe für sein Verhalten und konnte mich emotional mitnehmen. Und da kommen wir zum größten Manko der Geschichte - nein, nicht die vielen Fehler, sondern Ravna ist das große Problem. Ich finde sie grausig, und dann noch als Protagonistin, bei der der Leser fast gar keinen Ausgleich hat. Sie sticht überall durch, das hat die Autorin ja so gewollt. Es ist aber schon eine Bewertung für sich, dass ich das Buch trotz Ravna in zwei Tagen durch hatte. Die Geschichte ist super, und ich würde dem Buch auch gerne 5 Sterne geben, trotz der vielen Fehler darin. ABER NICHT MIT RAVNA!!! Die versaut das total! Ich empfehle das Buch mit Vorbehalt.

Sollte das tatsächlich eine Reihe sein, reicht mir der Band hier völlig. Mehr möchte ich von Ravna nicht lesen.



😈 Lesen auf eigene Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2985417289/



❗❗ ANMERKUNG ❗❗ :

Ich habe mich sehr auf die Leserunde bei waslistdu gefreut und extra mit der Rezension gewartet, weil ich mich mit meinen Lese-Kameraden austauschen wollte. Als die Leserunde dann mit ein paar Kommentaren startete, ist mir die Lust gänzlich vergangen. Ich schrieb zu dem Thema "Tageslängen" im Bezug zur Geschichte, dass ich das Blödsinn finde, die Angaben mit einer Stunde und sogar einmal mit zwölf Minuten, die angeblich in Norwegen herrschen sollen im November. Ja, das Wort "Blödsinn" ist nicht so höflich wie "kurios", das ist mir klar. Und ich entschuldige mich auch dafür, dass mir in dem Moment kein anderes Wort dazu eingefallen ist. Falls es noch nicht aufgefallen ist; ich bin ein Mensch. Wahnsinn, oder?! Verblüffend. Auch mir, die sich generell sehr gut ausdrücken kann, fallen hin und wieder nicht die richtigen Worte ein. Aber ich habe ebenfalls geschrieben, dass mich das richtig irritiert und mich bei der Vorstellung zum Verlauf der Geschichte sperrte. Auch habe ich geschrieben, dass ich nicht weiß, woher die Autorin die Zahlen nimmt (also die Zeitlänge des Tageslichtes) und warum ich noch nie davon gelesen oder das gesehen habe in Dokumentationen. Und dass ich das schade finde.

Da hätten meine Lese-Kameraden (die, die mich angriffen) mich ja von meiner Dummheit und Wissenlosigkeit befreien können, indem sie mir einfach schreiben, wie das ihres Wissens ist. Aber nein, es wird sofort die Keule geschwungen, um mich platt zu schlagen. Das war dann wohl deren Dummheit, schätze ich. So ist jeder auf seine Art dumm. Ich persönlich ziehe wissenlose Dummheit die der soziallosen Dummheit vor. Eine Leserin hat mir ihre Erfahrung mitgeteilt, wofür ich ihr auch dankte. Aber mit biestigen Kommentaren, um Machtgelüste auszuleben und andere niederzumachen, lasse ich mir keine Kritik mehr entgegenschleudern! Irgendwann muss man auch mal aus Fehlern lernen. Das muss sich niemand antun.

Wenn einem nicht zusagt, was ich schreibe - aus welchen Gründen auch immer -, dann hat er die Freiheit, mir das auf angemessene Weise mitzuteilen. Dann bin ich auch bereit, meine dargelegte Art, wie ich etwas ausgedrückt habe, zu widerrufen bzw. anders zu deklarieren. (Wie ich das auch nach dem Erfahrungsbericht der einen Leserin getan habe. Ein Teil von mir war sogar neugierig und wollte mehr darüber wissen, aber die anderen biestigen Kommentare haben mich davon abgehalten.) Schließlich sind Leserunden Diskussionsrunden, in denen verschiedene Meinungen zusammenkommen. Das verstehen aber viele Leser gar nicht, dieses Prinzip. Für viele sind das eher Machtrunden, in denen sie einen Mob organisieren und/oder andere als Boxsack benutzen können. Ist ja nicht die erste Runde dort oder auf anderen Plattformen, wo das passiert - bei mir und anderen. Wem es um die Sache geht, der weiß sich auch freundlich auszudrücken (damit meine ich die Art und Weise, Wörter können ja immer falsch gewählt werden). Aber solche Runden werden gerne als Deckmantel für Mobbing oder (in dem Fall) einfach draufhauen genutzt.

Auch meine Kritik an Ravna kam gar nicht gut an. Ich habe da dann gemerkt, dass nur heile Welt gefragt ist. Kritik an die Beschreibung der Autorin und der Charaktere ist da nicht erwünscht. Da wurde ich dann gefragt, wieso ich so genervt sei - Da ich das ausführlich erläutert hatte, kam diese Frage auf mich eher provozierend als neugierig an. Ab da habe ich mich dann ausgeklinkt, denn ich habe besseres mit meiner Zeit zu tun, als mich in eine solche Runde und diesem Niveau zu begeben, bei dem man bei jedem vermeintlich falsch gewähltem Wort auf der Ausschluss-Liste landet und man nichts kritisieren darf! Das ist keine Leserunde/Diskussionsrunde, das ist Diktatur! Eben in Mini-Format!

Ich musste das jetzt erläutern, da ich das Buch ja von wasliestdu und dem Verlag bekommen habe, um bei der Leserunde mitzuwirken. Ich hätte natürlich auch gar nichts schreiben können, aus Trotz, aber das lag mir noch nie und ist mir zuwider, genau wie solch ein Verhalten in einer Diskussionsrunde! (Um meine Intelligenz nicht zu beleidigen, werde ich auch auf solche Art Kommentare zu dieser Rezi nicht reagieren)



Also, Danke an Alina (wasliestdu) und dem Verlag für das bereitgestellte Exemplar! Ich gebe es freudig an meine liebe 🦌Lese-Freundin, die sich frei und unzensiert ihre eigene Meinung dazu bilden darf. Und mit der ich sehr gerne und oft unterschiedlicher Meinung bin. 🥰 An solchen Runden merkt man wieder, was für ein Genuss es ist, solch eine Lese-Kameradin zu haben. 🤗




Geschrieben am 04.06.2021




  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.05.2021

Dunkelheit - trotz Lichtscheine - für 44 Jahre ...

Ich ging in die Dunkelheit
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Inhaltserzählung:
Die Beziehung zu meiner Mutter war die komplizierteste meines Lebens und wird es immer sein. Während ich das schreibe, werden mir zwei unvereinbare Tatsachen klar, die mich schmerzen. ...

Inhaltserzählung:
Die Beziehung zu meiner Mutter war die komplizierteste meines Lebens und wird es immer sein. Während ich das schreibe, werden mir zwei unvereinbare Tatsachen klar, die mich schmerzen. Niemand würde sich mehr über dieses Buch freuen als meine Mutter. Und wahrscheinlich hätte ich nicht den Freiraum verspürt, es zu schreiben, wenn sie noch leben würde.

(Seite 66)


Ich will nur auf eine Besonderheit hinweisen: In einer Stadt mit hartgesottenen Bewohnern und reichlich Gewalttaten gab es einen Verbecher, der hervorstach.
Vielleicht hilft auch folgendes Detail, sich ein Bild von Sacramento in den Siebzigern und auch vom EAR zu machen: Wenn ich neugierigen Bewohnern der Gegend sage, ich würde über einen Serienvergewaltiger aus Sacramento schreiben, wurde ich noch nie gefragt, über welchen.

(Seite 118)


Autorin:
Michelle McNamara (1970–2016) wurde als Jugendliche mit einem Gewaltverbrechen konfrontiert, als in ihrer Nachbarschaft ein befreundetes Mädchen ermordet wurde. Diese Erfahrung prägte ihr Leben. Als Erwachsene führte sie die Webseite True Crime Diary und setzte sich zum Ziel, den »Golden State Killer«, einen der schlimmsten Serienmörder in der Geschichte der USA, zu entlarven. Michelle McNamara starb kurz vor Fertigstellung ihres Manuskripts, das nach Erscheinen zu einem Bestseller wurde und allein in den USA über 400.000 Leserinnen und Leser fand.

Übersetzerin:
Eva Kemper, geboren 1972 in Bochum, studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen. Neben Junot Díaz‘ ›Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao‹ übersetzte sie aus dem Englischen u. a. Werke von Peter Carey, Louis de Bernières, Tom Rob Smith, Martin Millar und Penny Hancock.


Bewertung:

Anmerkung: Die folgenden Inhalte enthalten keine Spoiler, das können sie gar nicht, da es ein berühmter Fall ist, der oft von vielen Crime-Serien aufgegriffen wird, ebenso wie überall auf sozialen Netzwerken und Webseiten. Wer also keine Einzelheiten bestimmter Fälle lesen möchte, hört jetzt lieber auf zu lesen. Natürlich kommen einige Kleinigkeiten im Buch vor, die nur aus Michelles Sicht zu lesen sind, da sie ja auch ermittelte. Aber sie teilte ihre Ermittlungen mit den zuständigen Ermittlern und arbeitet bis zu ihrem Tod mit ihnen zusammen, wie auch diese Erkenntnisse medial verstreut wurden. Was ich also hier schreibe sind keine Geheimnisse.

👀 "Die Leute vergessen bei Rocky immer die erste Szene, in der er rausgeht und trainiert. Seine Beine tun höllisch weh. Er hat seine besten Jahre hinter sich. Es ist eiskalt. Er torkelt. Er kommt kaum die Treppe rauf. Rocky steht einfach jeden Morgen auf und macht weiter. Jeden Tag. Bei den Leuten, die sich mit ungelösten Fällen beschäftigen, ist es dasselbe. (...)Rocky hat Apollo Creed nicht geschlagen, weißt du noch?", sagte Patton. "Aber er hat ihn und die ganze Welt verblüfft, weil er einfach nicht aufgeben wollte."

(Seite 349/350)

Das Cover braucht keine Worte - es passt mehr als perfekt zum Riesen-Fall. Der Buchtitel bezieht sich auf etwas, was der Golden-State-Killer einem Opfer gesagt haben soll: «You’ll be silent forever, and I’ll be gone in the dark.» («Du wirst für immer schweigen, und ich werde im Dunkeln verschwunden sein.»). Dieses Detail kannte ich aus den Crime-Serien zu diesen Fall nicht. Ich ging davon aus, dass sich der Titel auf die Autorin und ihre Ermittlung bezieht. Es passt aber auch beides, eine gruselige Verbindung.

Der Klappentext lässt einen vermuten, dass die Autorin durch die Such des Täters umkam, er sie vielleicht auch getötet hat - dem ist aber gar nicht so. Sie stark an einer unglücklichen Überdosierung von Medikamenten überraschend. Auch vermittelt der Klappentext, dass die Auflösung des Riesen-Falles detailliert beschrieben wird. Auch dem ist nicht so. Der Täter wird kurz genannt, ganz zum Schluß. Er bildet sozusagen den Schluß. Und es wird nicht erläutert, wie er so lange entwischt ist, wie das im Klappentext steht. Ich habe einige Infos dazu beigeschrieben. Aber für den Leser ist das frustrierend. Wenn man den Klappentext auf eine andere Weise liest, stimmt es schon; die Autorin hat sein Entwischen detailliert geschildert, anhand der einzelnen Fälle und Schlampereien von Ermittlern und Bürgern. Denn jeder Täter kann nur solange fliehen, wie er wissentlich und unwissentlich geschützt wird.

Den poetischen Text von Weldon Kees ("Krimi-Club") finde ich wirr und habe ich auch nicht verstanden. Poesie mag ich sehr, aber dieses hier ist nicht zu verstehen für mich. Klar, es zeigt die Dimension der Überfälle auf literarische Weise, aber das kann auch im Bezug zu anderen Fällen genommen werden. Es steht auch keine Anmerkung des Autors bei; hat er das speziell für diesen Riesen-Fall niedergeschrieben? Ein Rätsel.

Es gibt ein Inhaltsverzeichnis, was ich generell ja sehr mag. Hier ist es allerdings unnötig, da das Buch und seine Kapitel sehr chaotisch zugeteilt sind. Da verschafft auch das Inhaltsverzeichnis keinen Überblick, leider. Ich hatte ja während des Lesens die Vermutung, dass die Kapitel so unchronologisch gesetzt sind, weil Michelle kurz vor Fertigstellung des Buches gestorben ist. Aber beim zweiten Nachdenken erscheint es sinnfrei, denn die zwei Freunde, die das Buch beendet haben, haben ja nicht willkürlich gearbeitet, sondern das so übernommen, wie Michelle es hinterlassen hat. Außerdem starb sie ja kurz vorher, der übermäßige Teil war also schon fertig und somit auch von ihr zusammengesetzt worden. Am Ende kommen die zwei freunde von ihr zu Wort und erklären, dass das Buch bei Autorin Michelles Tod zur Hälfte fertig war. All das widerlegt also meinen ersten Gedanken.

Es gibt eine Einleitung von Gillian Flynn. Hier meine Kritik, dass nicht dabeisteht, wer das ist. Ich kenne sie, sie ist Thriller-Autorin, aber sie ist keine große Berühmtheit wie die Harry-Potter-Autorin, die jeder kennt. Solche fehlenden Deklarationen nerven mich. Dann folgt ein Prolog der Autorin. Am Ende gibt es sozusagen ein Nachwort der beiden Freunde von Autorin Michelle und eines von ihrem Mann. Dann folgt ein Brief von ihr an den alten Täter, für sich, da bis dato keine Überführung stattfand. Als letztes folgt das Foto des Täters und drei Sätze zu ihm. Das ist ziemlich mau, daher habe ich als Anhang dieses Essays - äh, dieser Rezension ein paar Infos hinzugefügt. 😏

📋 Zur besseren Übersicht (die Fälle, von denen wir wissen):


Visalia Ransacker (Visalia-Plünderer)

April 1974 bis Dezember 1975 - Über 100 Einbrüche, Raub und 1 Mord


East Area Rapist (EAR)

Juni 1976 bis Juli 1979 - Über 50 Vergewaltigungen an Frauen und Raub


Original Night Stalker (ONS)

Oktober 1979 bis Mai 1986 - 2 Übergriffe auf ein Paar, konnten gefesselt fliehen (zwei Beinahe-Morde)

- 6 Paar-Morde, Vergewaltigungen von den Frauen (das bleibt unerwähnt im Angesicht von Mord) und Raub, davon 2 Morde nicht 100 % dem ONS zuordbar


❕ Von Autorin Michelle "Golden State Killer" genannt



Was mich zu Beginn irritiert hat, war, dass die Autorin Michelle nur fünf Vergewaltigungsopfer aufgeführt hat, obwohl es fünfzig gemeldete ! gemeldete Fälle gibt. Beim Lesen jedoch erkannte ich, dass sie nur die Namen gelistet, die auch in dem Buch Erwähnung finden. Jedenfalls kann ich das so zuordnen, bei all den Namen - gerade bei der Ermittler-Liste - habe ich den Überblick verloren. Aber es ergibt Sinn. Denn es irritiert zudem, dass vor der Auflistung der Opfer und Ermittler, eine Ortskarte mit den verschiedenen Verbrechen (auch die Anzahl dieser) abgedruckt ist. Ein Mord wird in Verbindung mit den ganzen Einbrüchen noch untersucht bzw. wurde bis zur Fertigstellung des Buches untersucht. Ich konnte aktuell kein Ergebnis dazu im Internet finden.

Ich kenne den Fall aus verschiedenen Crime-Serien, dieser Fall ist oft verfilmt worden für die Serien. Das macht es für mich sogar noch etwas persönlicher, dass hier eine Autorin in einen Fall ermittelt hat, den ich recht gut kenne und von dem man sehr viel hört, sieht und liest. Jedenfalls ist den Crime-Liebhabern dieser Fall bestens bekannt, trotzdem war ich gespannt, was die Autorin selbst ermittelt hat.

Das Buch ist nicht chronologisch erzählt, was mich hin und wieder irritiert hat. Das Buch kann man nicht einfach so runterlesen, aber es ist fesselnd. Mal schreibt die Autorin in der Vergangenheitsform, dann wieder in der Gegenwartsform. Sie verknüpft es auch, es ist jetzt nicht aus dem Zusammenhang durcheinander gewürfelt ... Aber für eine Analytikerin, wie sie es wahr (und wie ich es bin), ist das sehr ungewöhnlich und wirr.

Wir erfahren unter anderem auch, wie Michelle aufwuchs und was sie zu dem Ermittlungs-Hobby brachte, die Entwicklung der DNA-Analyse und wie es mit anderen Hobby-Ermittlern auf verschiedenen Webseiten aussieht. Insgesamt erzählt sie wie in einem Tagebuch, nur auf sachlicher Ebene. Sie drückt zwar auch ihre Gefühle aus, aber nie überschwänglich und richtig greifend für den Leser.


👀 Rat suchte ich bei pensionierten Ermittlern, die an dem Fall gearbeitet hatten und von denen ich viele mittlerweile als Freunde betrachtete. Sie hatten irgendwann die Hoffnung verloren, aber das hielt sie nicht davon ab, mich zu ermutigen. Die Jagd nach dem Golden State Killer, die beinahe vier Jahrzehnte andauerte, kam mir weniger wie ein Staffellauf vor, eher wie eine sonderbare Seilschaft, die versucht, einen Berg zu besteigen. Die betagten Jungs mussten aufgeben, bestanden aber darauf, dass ich weiterging. Bei einem beklagte ich mich, es käme mir vor, als würde ich nach Strohhalmen greifen. "Soll ich dir was raten? Schnapp dir den Strohhalm", sagte er. "Klammere dich an allem fest, was du in die Hände bekommst."

(Seite 24/25)


Was mich immer wieder wütend macht, ist die Gedankenlosigkeit der Ermittler, die scheinbar nur auf ihren Gehaltscheck aus sind und Menschen, die bestimmte Dinge beobachten, aber nichts melden! Auch in vielen dieser Fälle hier hören Nachbarn mehrere Schüße nachts ! und bittende Sätze von Personen, aber keiner ruft die Polizei!! Niemand! Das kommt alles erst raus, als die Ermittler sie nach den Taten befragen. Es begibt sich ja niemand in Gefahr, wenn er in seiner Wohnung/seinem haus die Polizei verständigt. Er muss sich ja nicht ins Geschehen werfen! Das regt mich immer so auf! Das passiert so oft, nicht nur hier. Ich kenne zig Fälle, bei denen die Opfer hätten noch gerettet werden können, wenn jemand die Polizei oder den Krankenwagen gerufen hätte. So verbluten viele minutenlang, manchmal sogar mehr als eine Stunde ! ... Der berühmteste Fall ist der von Kitty in New York in den 80ern, wo mehrere Nachbarn sie beobachten und den Übergriff sahen, aber niemand die Polizei verständigte. Mehrere Nachbarn haben sie verbluten sehen und niemand half ihr. Erst nach mehr als einer Stunde kam eine Nachbarin sofort zu ihr, aber da war es schon zu spät. Hier war noch die Besonderheit, dass der Täter das ausnutzte, und nach dem ersten Angriff nochmal zurückkam udn sein Werk vollendete. Weil ja niemand etwas unternahm. Grauenvoll! Wie hilflos muss Kitty sich gefühlt haben, zu wissen, sie wurde gesehen, in Augen zu blicken, die einfach wieder ihre Türen schlossen und warteten, bis sie erstummte ...

In den Fällen im Buch war das mehr das normale Verhalten der Nachbarn; also die Opfer wussten nicht, dass andere etwas von dem Geschehen mitbekamen. Es wurden auch bei Nicht-Überfällen einiges merkwürdiges beobachtet, aber nicht gemeldet. Auch wirklich so handfeste Sichtungen, wie ein Nachbar, der den schleichenden Täter erwischt und freundlich hustet, um zu signalisieren, dass er ihn bemerkt hat. Eine Woche später wurde Opfer Nummer elf überfallen. Sie war im sechsten Monat schwanger. (Nur eines der vielen Beispiele, wo man nur den Kopf schütteln kann - der Täter wurde von vielen auf frischer Tat entdeckt, flüchtete und begann wenig später "Ersatz"-Taten.) Nicht umsonst sagt die Polizei, man solle auch noch so unscheinbare Dinge melden, die einem nicht wichtig erscheinen. Viele Fälle werden durch solche Mini-Puzzleteile gelöst.


👀 Was die Menschen sehen: Schweinwerfer auf dem freien Feld hinter ihrem Haus, wo kein Auto sein sollte. Aufgebrochene Türen. Einen Mann, der aus einem Entwässerungsgraben steigt und in den Nachbargarten schleicht. Geheimnisvolle Fußabdrücke im Garten. Einen Mann, der an die Tür klopft und wissen will, wie viele Personen in dem Haus wohnen, obwohl in diesem Jahr keine Volkszählung stattfindet. (Anmerkung von mir: Michelle schreibt fast eine Seite solcher Auffälligkeiten)
Was die Menschen hören: Wie sich jemand an der gläsernen Schiebetür zu schaffen macht. Kratzen an der Hausseite. Einen Hilferuf. Ein Handgemenge. Schüsse. Den lang gezogenen Schrei einer Frau. (Anmerkung von mir: Auch hier habe ich ihre Auflistung abgekürzt)
Niemand ruft die Polizei.
Diese Beobachtungen sammeln die Polizisten bei den Befragungen der Nachbarn nach vollbrachter Tat.

(Seite 233/234)


Da kommen Verbohrtheit und Egomanie sowie Machtspiele der Departments und Ermittler immer ins Spiel. Dieser große Fall mit vielen Einzelfällen bildet da keine Ausnahme. Und wie in vielen Kriminalfällen wurden auch hier eklatante Fehler begangen; Beweise wurden einfach vernichtet, ohne je einen Blick darauf geworfern zu haben, zum Beispiel. Dann kommen noch Aussagen hinzu, die sehr kurzgedacht sind, wie; der EAR stahl keine Rabatt-Marken wie der ONS, also konnte er nicht derselbe Täter sein. Da wurde die Entwicklungen des Täters gar nicht in Betracht gezogen, und dass der ONS noch vor dem EAR gewütet hatte. Wir reden (lesen) hier ja von jemadnen, der Jahrzehnte auf Achse ist. Dass sich der Täter da auch weiterentwickelt sagt einem jeder mit Verstand! Aber diese fehlerhafte Denkweise hat andere Ermittler behindert. Ebenso wie destruktive Aussagen wie "Verschwende nicht deine Zeit!" - "Er ist tot!" - "Er verrotet sicher im Gefängnis!" - "Warum kümmert dich das so?", die faule und uninteressierte Ermittler ihren aktiven und suchenden Kollegen vor die Köpfe knallen. Das zog sich bis zur Verhaftung des Übeltäters. Auch im Jahr 2000 kamen den alten Hasen nicht in den Sinn, der Täter hätte ja auch krank sein können oder bereits zu alt für seine akrobatischen Fluchten. Darüber wurde gar nicht nachgedacht, jedenfalls hat das kein Ermittler preisgegeben oder gar an anderen kritisiert. Dieses eklatante Fehlverhalten einiger Ermittler hat alles und jeden behindert, und somit auch die Ergreifung des Täters.


👀 Als ich die Tat in der Queen Ann Lane am 1. Oktober 1979 erwähnte, verhärtete sich Rays Miene.
"Ich glaube, in dieser Nacht hätten sie ihn schnappen können", sagt Ray.
Es war die Nacht, in der er begriff, dass er töten musste. Die Nacht, in der seine Opfer überlebten und ihr Nachbar, ein FBI-Agent, den Verdächtigen bei der Flucht auf einem gestohlenen Rennrad verfolgte. Ich bin die Strecke der Verfolgungsjagd anbgelaufen bis zu der Stelle, wo der Agent ihn verloren hatte. Der Agend stand in Funktkontakt mit den anrückenden Polizisten.
Ich habe nie begriffen, warum er nicht gefasst wurde.
"Ich wusste, was passieren würde", sagt Ray. Er schüttelt den Kopf. "Ich wusste genau, was die Polizisten machen würden."
Sie ließen ihn entwischen.

(Seite 334)


Wer das von den Crime-Serien nicht weiß: Dieser FBI-Ermittler hatte freies Schußfeld und hat das nicht genutzt. Er sah die Situation als unrechtmäßig für den Waffengebrauch. Natürlich war das heftig umstritten, da so eine Serien-Vergewaltiger und -Mörder entkommen konnte und weitere Menschen vergewaltigte und ermordete. Ich achte den FBI-Agenten für seine Entscheidung, kritisere aber auch, dass er ihn hätte ja nicht gleich töten müssen. Das ist auch etwas, was einem oft begegnet; dass die Täter statt ins Bein oder Arm, um sie handlungsunfähig zu machen, direkt tödlich erschossen werden. Da fragt man sich doch, ob die das gar nicht erst lernen, Gefangene zu nehmen. Der FBI-Agent hätte ihn nicht töten brauchen. Ich denke, daher kommt zum Teil auch die Kritik. Der andere Teil sind die typisch amerikanischen Werte zum Waffengebrauch. Viele zögern nicht und töten lieber als dass ein Mörder weiter frei herumläuft.

Diese Missstände bringt Michelle auch im Buch ein und ich war erleichtert, dass sie auch diese Aspekte betrachtete. Denn die gehören leider oft dazu. Was verkrampft sich alles in mir, wenn ich darüber nachdenke, wie die Fälle gelöst werden könnten (generell), wenn Ermittler und Zeugen rechtschaffener wären und zusammenarbeiten würden?! Und dieser Riesen-Fall hat so viele Puzzleteile, die nicht alle ordnungsgemäß zusammengeführt wurden, sodass der Täter immer wieder entkommen konnte! Das gleicht einem zynischen Götterspiel! Da waren nicht nur die Planung und Geduld des Täters ausschlaggebend, sondern auch massig viel Glück! Wie oft er gesichtet wurde, wie viele Phantombilder es von ihm gab, wie viele merkwürdigen Geschehnisse entdeckt wurden - vor vielen Verbrechen, die er danach begangen hatte ... Er ist mit allem davongekommen, selbst Beweise, die er zurückgelassen hatte, wurden einfach ohne Blicke darauf entsorgt. Nein, allein mit dem Können des Täters hat das nichts zu tun. Wie in vielen anderen Fällen kommen hier einfach viele Fahrlässigkeiten zusammen.

Michelle schreibt zu all dem, dass es bezeichnend für die siebziger war. Allerdings stimmt das nicht. Ja, das war so, aber ist heute immer noch so. Die Menschen haben die gleichen Gründe wie damals. Und es ist immer noch unverständlich und behindernd. Sie schreibt auch treffend dazu:

👀 Ich erwähnte Shelby gegenüber die allgemeine Verunsicherung in der Zeit nach Vietnam, doch Shelby schüttelte den Kopf. Die Passivität der Nachbarn war für ihn nur ein Problem von vielen. Nicht nur die Bürger hatten versagt, sondern auch Shelbys Vorgesetzte, die so sehr mit ihren Machtspielchen beschäftigt waren.

(Seite 235)


Sie bringt es genau auf den Punkt. Wer verschiedene Crime-Serien schaut, weiß um das Verhalten der Departments und ihre Vorgehensweisen. Sobald ein Fall mediale Aufmerksamkeit genießt oder sehr groß wird (was hier der Fall war), gehen die Ränkespiele richtig los. Das Ego wird aufgeplustert und es geht vorwiegend nur noch darum, wer die Ehre hat, ganz vorne dabei zu sein und den Fall abzuschließen, um die Karriere voranzutreiben. Opfer und Tat selber spielen da im Hintergrund Walzer.

Natürlich gibt es bei den Bürgern Unsicherheiten, was sie melden sollen und was nicht. Aber hier waren Gegebenheiten, die auf jeden Fall hätten gemeldet werden müssen. Auch ist es so, dass viele Ermittler Meldungen auch nicht ernst nehmen. Im besten Fall sagen sie dir, sie können da nichts machen, sie brauchen was handfestes. Im schlimmsten Fall lachen sie über dich, verhöhnen dich. Und nein, das ist nicht nur in Amerika so. Besonders in Deutschland herrscht die bekannte Philosophie unter der Bevölkerung, dass die Polizei erst etwas unternimmt, wenn etwas konkretes passiert ist. Ein Beispiel werde ich mal nennen: Eine ehemalige Umschulungs-Kollegin von mir erzählte mal, dass sie mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn im Auto auf der Autobahn von einem anderen Autofahrer massiv bedrängt wurden. Der rammte sie sogar. Als sie währenddessen bei der Polizei anriefen, meinte die nur, dass sie in diesem Fall nichts tun können, weil sie dafür kein Personal haben. Erst, wenn dadurch ein Unfall passiert, fahren sie raus. Ja, da schüttelt es sich doch bei jedem, oder? Wir schimpfen ja gerne über andere Länder und ihre Systeme, und plustert uns auf, wir würden es besser machen.

Das ist also ein Riesenproblem, das sich auch in diesem Riesen-Fall ereignet hat. Wie viel früher hätte der Täter gefasst, wie viele Leben gerettet werden können ... ? Man mag gar nicht darüber nachdenken, weil sonst die blanke Wut einen befällt. Mir ergeht es jedes Mal so, wenn ich sowas mitbekomme. Michelle stellt die gleichen Fragen, bleibt aber sachlich und emotional unberührt (für uns Leser). Aber das ist okay so, ich habe Wut für uns beide in mir. Und da brauchen wir auch gar nicht in die USA gucken, auch bei uns in Europa passieren ständig eklatante Fehler. Wir alle kennen Fälle, wo Sexualstraftäter ein super Gutachten erhalten und entlassen werden. Und daraufhin sofort den nächsten übergriff begehen. Und man muss auch kein Psychologe sein, um zu wissen, dass Sexualstraftäter die einzigen Kriminellen sind, die man nicht resozialisieren kann. Triebe kann man nicht stoppen. es gibt Programme, die diesen Menschen helfen, mit ihren Trieben umzugehen, aber das sind keine Schlösser, sondern Pflaster. Diese Menschen können jederzeit rückfällig werden. Und gerade solche straffälligen Täter dann in die Gesellschaft hinaus zu schicken, ist grob fahrlässig! Und das gibt es gerade bei uns in Deutschland viel zu viel. Weil wir einfach eine sehr milde Gesetzeslage haben. Auch andere Verbechensbereiche wie Raub und Tötung gibt es zu Haufen, bei denen lebensrettende Fehler gemacht werden.

Ganz präsent ist mir ein Fall, bei dem es um einen Asylanten geht. Dieser ist mir nicht hängen geblieben, weil er kein Deutscher ist, sondern weil der Fall international ist. Dieser Täter nämlich bewarb sich in verschiedenen europäischen Ländern als Asylbewerber mit falschen Dokumenten. Keinem fiel es auf. In Frankreich tötete er sein erstes Opfer (von dem wir wissen - wir wissen ja nicht, wie viele er bereits vorher ermordete oder eben nicht). Daraufhin sollte er ausgewiesen werden. Die Behörden versäumten dies aber und so zog er nach Deutschland und tötete eine weitere Person. Und blieb eine Zeit lang unerkannt. Beide Tötungen sahen die Behörden nicht im Zusammenhang, weil sie sich nicht miteinander austauschten, auch in kriminaltechnischem Bereich (wie in Amerika ebenfalls). Bei weiterer Kontrolle seiner Unterlagen stellten die Beamten dann fest, dass ein Haftbefehl und eine Abschiebung auf den Mann ausgestellt worden waren, in Frankreich. Muss ich dazu noch mehr schreiben? Statt nach Amerika zu schauen, mal lieber vor der eigenen Haustür kehren.


Auch so Fehler, die nicht direkt mit den Fällen aufkamen, sondern vorher schon begangen wurden, die dann mit in die Fälle reinspielten:

👀 Jahrelang scheint niemanden aufgefallen zu sein, dass die Notrufnummer 911 im gemeindefreien San Ramon nicht funktionierte, obwohl die Telefongesellschaft den Anwohnern diesen Service in Rechnung stellte. Eine Frau, die am Ende einer ruhigen Sackgasse wohnte, stieß auf diesen Missstand. Das schrille Fiepen aus dem Hörer, das eine nicht zustande gekommene Verbindung anzeigte, versetzte ihr nach zwei Stunden sexueller Gewalt durch einen Fremden einen zusätzlichen Schock.

(Seite 272)


Das lasse ich unkommentiert.


👀 Nach etwa einem Jahr war die Untätigkeit der Nachbarn nicht mehr mit Ahnungslosigkeit oder Trägheit zu entschuldigen. Es war reine Wagenburgmentalität. Wenn sie etwas sahen, schlossen sie die Türen ab, schalteten das Licht aus, zogen sich ins Schlafzimmer zurück und hofften, er würde sie nicht holen. "Ich hatte Angst", gab eine Frau zu. Aber warum hatte sie nicht die Polizei angerufen? Meine Gedanken kreisten immer wieder um die Frage, wie es hätte laufen können.

(Seite 243)


Dazu brauche ich nichts mehr kommentieren. Sagt alles.


Viele Theorien kamen auf, wieso der Täter plötzlich aufhörte und woanders weitermachte, wieso er jahrelang bis zur Verhaftung gar nicht mehr in Erscheinung trat ... Ich finde das gar nicht so unergründlich. Auch Michelle hat diese Theorien beschrieben und wie die Antworten darauf aussehen. Und ihre Meinung dazu trifft auch auf meiner, denn sie ist mehr als logisch zu begreifen. Ich frage mich da, wie die Ermittler und andere das nicht sehen konnten. Es war nichts rätselhaftes, es war klar wie Brühe. Ich kann nicht ausdrücken, wie oft ich den Kopf geschüttelt habe und wütend geworden bin. So oft.


An einer Stelle musste ich schmunzeln, die ist so schön geschrieben:

👀 Um zu veranschaulichen, wie schwierig die Bewertung potenzieller Verdächtiger ist, zeigte er später, dass rein nach den Aufenthaltsorten und der Personenbeschreibung des EAR-ONS selbst Tom Hanks infrage käme. (Der, das möchte ich betonen, schon wegen des Drehplans der Serie Bosom Buddies ausgeschlossen werden kann.) 🤭

Sehr interessant fand ich die Stelle, bei der zwei Firmen Autosomale DNA von Menschen untersucht, deren Ergebisse dann anzeigen, welche Krankheiten in den Genen liegen bzw. die Auslöser, die möglicherweise diese Erkranken hervorbringen. Ich finde die Stelle sofern interessant, als das ich diese Art der Untersuchung bereits kenne. Ich habe einen Artikel dazu in einer meiner Wissensmagazinen, zu genau der zeit, als das Verfahren noch neu war. Man kann seine Speichelprobe für etwas mehr als hundert Euro in die Labore schicken. Die Ergebnisse werden per E-Mail mitgeteilt. Im Artikel hat ein Reporter das gemacht und davon berichtet. Natürlich alles aus den USA, die sind ja Vorreiter in diesen Bereichen. Ich war überrascht, dass das hier zu lesen ist. Aber auch sehr passend für das Kapitel.

Etwas zwiegespalten bin ich ja schon immer über die Hobby-Ermittler aus den Webseiten gewesen. Die kannte ich natürlich durch die ganzen Crime-Serien auch zu genüge. Aber diese Bürger-Initiativen sind zum großen Teil bei den Departments ungern gesehen. Andererseits sind sie auf solche Initiativen angewiesen. Es ist schon ein Armutszeugnis, neben den positiven Gründen. Denn es zeigt auch die Unfähigkeit der Ermittler und das Versagen des Staates, diese finanziell und personell ausreichend auszustatten. Stattdessen ermitteln die Bürger, um die Verbrechen aufzuklären. Selbstjustiz ist verpönt, aber gerade in Amerika, wo alle Waffen halten dürfen, ein Alltagsmodell. Sehr ambivalent! Und ob man es nun positiv oder negativ betrachten möchte - Faktisch bleibt es so, dass nicht die Bürger einer Stadt für die Verbrechensaufklärung zuständig sind, auch nicht als Assistenten. Sondern die Polizei, die dafür bezahlt wird.


Es ist mir ein Fehler bewusst im Gedächtnis geblieben, ganz zu Anfang, da wird ein Mord falsch in der Erzählung zugeordnet und eine Vergewaltigung hat mich irritiert, also die der Name des Opfers und ihre Lebensumstände. Der Verlauf war derselbe, wie auch der Sohn im gleichen Alter war, als der Übergriff geschah. Allerdings wird ganz vorne im Buch bei der Karte ein ganz anderer Name angegeben. Ich weiß nicht, ob Michelle sich einfach verschrieben hat oder das zwei verschiedene Frauen sind, mit demselben Lebensumstand und Verlauf. Auch bei den Ermittlern ist ein Fehler aufgetreten bzw. ist mir aufgefallen, dass auf Seite 122 ein Foto von einem William McGowan abgebildet ist und auch so deklariert. Aber der zuständige Ermittler damals hieß Bill McGowan. Das wird auch noch auf derselben Seite erwähnt. Scheint mir ein Schreibfehler zu sein, oder es sind wieder zwei verschiedene Personen, von denen aber nur einer erwähnt wird, während der andere nur auf dem Foto zu sehen ist. Sinnfrei ist das alle male. Im letzten Kapitel steht, dass die Suche mit DNA-Spuren in der Überschrift "Sacramento 2013" zu lesen ist. Aber diese Überschrift gibt es nicht.


Im Laufe der Ermittlungen gab es viele Phantombilder von dem Täter. Mal sahen sie ihm ähnlich, mal weniger. Erschreckend finde ich (da gibt es vieles in diesem Riesen-Fall) besonders, wie eines der vielen Phantombilder dem Täter 1:1 zeigen! Zwei der Phantombilder sind im Buch abgebildet, das eine hat viele Ähnlichkeiten mit dem Täter. Das andere ist genau er! Ich habe wirklich noch nie (nicht, dass ich mich daran erinnere) ein Phantombilde gesehen, das genauso aussieht, wie der Täter. Und der Fotoabgleich, der auch im Buch ist, ist alt. Auf dem Foto ist er 72 Jahre alt, bei seiner Verhaftung. Das Phantombild entstand im Februar 1977!!! Wirklich alles - von Stirn über denselben Blick, Nase, Mund, Gesichtskontur - stimmt mit dem 41 Jahre alten Mann auf dem Foto überein! Und das, obwohl er auf dem Foto seinen Kopf etwas hochhält! Richtig gruselig! Du erkennst ihn, obwohl er 31 Jahre älter ist als auf dem Phantombild! Habe Gänsehaut. Immer noch. Wenn ich bedenke, wie viele Phantombilder wage sind und trotzdem die Täter dadurch geschnappt werden ... wieder etwas unerklärliches und voller Glück geprägt. (Siehe Anhang Bild GRUSELIG!)

Auf dem Foto 1973 von ihm lässt sich das Phantombild auch deutlich wiedererkennen. (Siehe Anhang Bild DEUTLICH! Als junger Mann) Aber auch das zweite Phantombild von August 1979 im Buch gleicht dem Foto unheimlich. (Siehe Anhang Bild UNHEIMLICH!)

Dann gibt es noch ein gutes Phantombild mit einem jüngerem Ich des Täters, dass auch wahnsinnig gut harmoniert! (Siehe Anhang Bild WAHNSINN!)

Auf einer weiteren Collage ist er von 1973 (Foto) mit einem wieder sehr ähnlichem Phantombild abgebildet! Beide Personen sind da jung. Leider kann ich die Collage nicht zeigen, mehr als fünf Bilder sind nicht erlaubt. 🙄

Dasselbe Phantombild mit dem alten Mann auf dem Polizeifoto - ebenfalls klar identifizierbar, trotz des Riesen-Altersunterschied! (Siehe Anhang Bild DEUTLICH! Als alter Mann)


https://www.lovelybooks.de/autor/Michelle-McNamara/Ich-ging-in-die-Dunkelheit-2479710823-w/rezension/2984528475/


(Und ja, die Collagen habe ich erstellt. Die zwei Phantombilder und das Polizeifoto sind vom Buch, alle anderen aus dem Internet. Ist ja - wie bereits erwähnt - ein berühmter Fall.)


👀 "Ein Verbrecher ist in seiner Vergangenheit ungeschützter als in seiner Zukunft."

(Britischer Kriminalpsychologe David Canter im Buch "Criminal Shadows")


Fazit:
Ich habe das Buch innerhalb zwei Tagen durchgelesen. Es hat einen Sog. Das Buch selbst ist im eigentlichen Sinne ein Puzzle zum Bild; es lässt sich noch so vieles dazu schrieben - zum Täter, zu den Opfern, zu den Hinterbliebenen, zu den Ermittlern, zum Verlauf ... So vieles bleibt ungeschrieben, aber Michelles Geschichte, ihre Ermittlungen, enden hier.


👀 "Ich bin überzeugt davon, dass niemanden außer ihr gelungen wäre, als Außenseiterin in diesem Fall zu erreichen, was sie erreicht hat, und mit der Zeit eine von uns zu werden. Ich glaube, eine solche Kooperation von privater und öffentlicher Seite ist bei einem Ermittlungsverfahren einmalig. Michelle war dafür perfekt."

(Paul Holes, Forensiker und Ermittler, der mit Michelle bis zu ihrem Tod zusammengearbeitet hat)


Dieser Riesen-Fall ist nicht nur einzigartig, weil er so viele Fälle an verschiedenen Orten und verschiedene Taten enthält, sondern auch unglaublich detailliert die Entwicklung des Täters aufzeigt. Zu Beginn nur Einbrüche und Raub (bis auf eine Ausnahme, die ungeplant war), wie ein Herantasten an seine zukünftigen Taten. Dann wird er mutiger und vergewaltigt alleinstehende (oder gerade allein im Haus stehende) Frauen, kombiniert das mit Raub. dann steigert er sich zu Pärchen-Überfällen mit Vergewaltigung, Raub und Mord. Und das zwei Jahrzehnte, von denen wir wissen! Das ist wie eine Pyramide, die sich langsam aufbaut und deren Entwicklung jeder sehen kann. Gleichzeitig sind einzelne Fälle auch komplex, weil sich Städte nicht miteinander austauschen und keine Verbindung gesehen wird, wo welche ist.

Man darf auch nie vergessen, dass all diese Fälle nur die sind, die wir kennen, die an die Öffentlichkeit gelangt sind. Uns allen ist klar (sollte es, es ist kein Geheimnis), dass gerade bei Sexualverbrechen viele Dunkelfälle existieren. Denn sexuelle Gewalt jeglicher Art ist in unserer Gesellschaft ein Riesen-Tabu-Thema und sehr intim und schambehaftet. Das liegt am patriarchen System weltweit, das von Männern aufgebaut wurde. Nicht selten werden Sexualopfer von Polizei und Gericht eine Mitschuld gegeben. Es ist also davon auszugehen, dass es hier viel mehr Opfer gibt, als wir wissen. Schon drei Morde konnten dem Täter nicht einwandfrei angelastet werden, weil Beweise fehlen oder unzureichend sind.

Mich hat das Buch laufend getriggert. Ich habe im März eine Kurzserie gesehen: "Unbelievable" (auf Netflix). Dort geht es um eine Vergewaltigungs-Serie in verschiedenen Bezirken, die sich natürlich nicht austauschen. Die Fälle sind in vielen Details genau wie die Fälle hier im Buch. Mich hat es immer wieder an die Serie erinnert. Vielleicht haben die Produzenten diese Fälle auch als Vorlage genommen und weitergespinnt ... ich weiß es nicht. Es gleicht sich nur sehr erschreckend. Übrigens eine super tolle Serie mit starken Schauspielern. Es lohnt sich diese anzusehen.

Ich war traurig, als ich das Buch untersuchte und nichts zu ihrem Tod fand und kein Foto von ihr, um mir ein Bild von ihr machen zu können. Aber auf den letzten Seiten ist ein Foto von ihr abgebildet, was ich für den Leser sehr schön finde. Ich möchte ja die Frau sehen, die dieses Buch geschrieben hat, wie ein Tagebuch, zu dem man Verbindung aufnimmt.

Das Buch insgesamt hat mir sehr gefallen, der große Schwachpunkt ist hier der chaotische Erzählstil. Ein unnötiges Inhaltsverzeichnis kommt noch hinzu, da man sich an ihm gar nicht orientieren kann. Die Daten sind - bis auf die Übersicht zu Beginn - in den Kapiteln chaotisch niedergeschrieben. Da die Kapitel nicht geordnet nach den Daten geschrieben sind, war es für mich schwer, alles beisammenzuhalten. Dafür sind das einfach zu viele Orte, zu viele Opfer, zu viele Ermittler. Ich konnte sie alle nicht immer richtig zuordnen. Man wird von einem Fall zum Nächsten geschleudert, der nicht immer direkt danach geschah. Von 1981 geht es zu 1980, dann zu 2009 ... dazwischen sind immer wieder Kapitel, die ohne Daten in der Überschrift auftauchen. Da sind die Daten der Geschehnisse, die dort erzählt werden, auch noch gemischt. Ein wirklich bunter Haufen, der mich irritiert und mich immer wieder aus dem Lesefluss genommen hat. Aber nur kurz - denn dann ging es fesselnd weiter und ich konnte gar nicht aufhören zu lesen. Es ist hier wirklich so einiges ambivalent, auch das Lesegefühl. Einerseits chaotisch und irritierend, andererseits fesselnd und eindringlich. Daher auch meine Gesamtbewertung von 4 Sternen.


👀 "Die Zukunft hält jede Menge Bösewichte für dich bereit", sagte er.
"Ich will nicht >jede Menge Bösewichte<", sagte ich. "Ich will nur den einen."

(Seite 350)

Niemand hatte geahnt, dass ihr beides verwehrt bleiben würde ... Sie starb am 21. April 2016. Fast genau zwei Jahre, bevor der EAR, ONS und vermeintlicher Plünderer festgenommen wurde.



So, nachdem ich für die Zusammensetzung dieser Bewertung knapp sieben Stunden (ohne Pausen) geschuftet habe, mag ich nicht mehr denken. 🥴









P.S.: Nähere Infos zum Täter werde in dem Buch leider nicht notiert, was für die Leser natürlich unbefriedigend ist. Vor allem für Diejenigen, die keine Crime-Serien gucken und den Fall auch nicht kennen. Daher hier meine Ergänzung:

Modernste DNA- und Ahnenforschungs-Datenbanken führten die Polizei erst zu entfernten Verwandten des Täters, dann schließlich bis zu seiner Haustüre in Sacramento. Josef James DeAngelo, damals 72 Jahre alt, ist ein Ex-Polizist, 1979 wegen Ladendiebstahls aus dem Dienst entlassen. Er wird nach 44 Jahren (von der ersten tat an, von der wir wissen) ! endlich verhaftet. Um der Todesstrafe zu entgehen, worauf die Staatsanwaltschaft als Deal verzichtet hat, gestand der dann 74-Jährige am 29.Juni 2020 13 Morde und über 160 Verbrechen wie Entführung, Einbruch, Raub und Vergewaltigung, teils bereits verjährt. Seine Opfer waren zwischen 13 und 41 Jahre alt (ohne die Kinder im Haus gerechnet, nur reine Übergriffe). Am 21. August 2020 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Staatsanwalt Thien Ho zitierte DeAngelo: „Ich habe alle diese Sachen getan. Ich habe alle ihre Leben zerstört. Deshalb muss ich jetzt den Preis bezahlen.“ Die zuständige Distrikt-Staatsanwältin (District Attorney) erklärte es für möglich, dass es weitere unidentifizierte Verbrechensopfer DeAngelos gäbe und man wohl nie die wirkliche Dimension seiner Taten erfahren werde. (Von mir: Was ich ja auch für sehr wahrscheinlich halte)

Die kalifornischen Behörden ließen verlauten, McNamaras Erkenntnisse hätten nicht zur Ergreifung des Täters geführt. Der US-Pay-TV-Sender HBO sicherte sich die Rechte an McNamaras Buch für eine Doku-Serie.



Anmerkung von mir: Für mich ist es mehr Frustration als Sieg, dass er ganz normal sei Leben glücklich weiterleben durfte und erst im hohen Alter und hoher Gebrechlichkeit verhaftet wurde. Letzten Endes hat er gewonnen und sein Leben gelebt.





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