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Veröffentlicht am 17.02.2022

Ein wichtiger & ungefährer Überblick über die Weltgemeinschaft, keine Fakten!

Denk dir 100 Menschen
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Kurzmeinung:
Ich kenne diese Erzählung von früher. Ein ungefährer Überblick der Weltlage. Leider als Kinder- statt als Sachbuch für alle.


Klappentext:
Wenn auf der Welt nur 100 Menschen leben würden, ...

Kurzmeinung:
Ich kenne diese Erzählung von früher. Ein ungefährer Überblick der Weltlage. Leider als Kinder- statt als Sachbuch für alle.


Klappentext:
Wenn auf der Welt nur 100 Menschen leben würden, hätten 2 von ihnen rote Haare. Dieses Kindersachbuch bricht die gesamte Weltbevölkerung herunter auf nur 100 Menschen und macht so die unvorstellbare Zahl von etwa 8 Milliarden Menschen, die auf der Welt leben, begreifbar. Wie leben diese 100 Menschen? Wie viele von ihnen sind Kinder? Wie viele leben in Afrika? Wie viele können lesen oder haben Zugang zu elektrischem Strom?

Autorin:
Jackie McCann arbeitet seit vielen Jahren in einem Kinderbuchverlag und ist eine erfahrene Autorin und Lektorin. Jackie liebt es, an einer breiten Palette von Büchern zu arbeiten – lustige Bücher für Babys, neue Pop-ups und wunderschön illustrierte Sachbücher für ältere Kinder.

Übersetzerin:
Birgit Franz betreut mit ihrer Agentur »Marketing & Text« seit zwei Jahrzehnten verschiedenste Projekte im Bereich Kinder- und Jugendbuch. Sie engagiert sich für die Leseförderung, kuratiert die Veranstaltungen der Münchner Bücherschau junior und hat u.a. viele Kinderbücher übersetzt.

Illustrator:
Aaron Cushley ist ein Illustrator aus Belfast in Nordirland. Er liebt es, zu zeichnen und Werke zu erschaffen, die seine Neugierde und seine Abenteuerlust beflügeln. Die meisten seiner Arbeiten werden von seinen Erfahrungen und seiner direkten Umgebung beeinflusst. Wenn er nicht mit seinem Hund spazieren geht, skizziert er Gedanken und Bilder, die ihm in den Sinn kommen.


Bewertung:
Bevor ich der Bewertung des Buches beginne, muss ich vorher ein paar Anmerkungen machen. Zuerst die, dass ich das Werk als Erzählung betrachte, da es weder eine Geschichte noch reiner Fakt ist. Wie unten kurz erklärt hat die Autorin die Fakten, die da sind und ungefähre Angaben genutzt. Was anderes kann man auch nicht, da wir eben nie genau wissen werden, wie was ist (außer bei physikalischen und mathematischen Dingen). Eines der Dinge, die mich immer wieder ärgern, ist, dass ungefähre Angaben als Fakten deklariert werden. Genau wie überall gilt auch hier; das sind alles ungefähre Angaben, niemand von uns weiß hundertprozentig genaues.

Die zweite Sache ist meine persönliche Beziehung zu dieser Erzählung. Ich habe das erste Mal davon in der Schule gehört, 7. Klasse. Das war 2003/2004. Einigen Schülern wurde von jemanden (ich weiß nicht mal mehr, von wem, wahrscheinlich einem Lehrer/einer Lehrerin) diese Erzählung "Die Welt ist ein Dorf mit 100 Menschen" schriftlich weitergereicht. Nicht in Buchform, nur auf Zettel. Die Erzählung war gedruckt 2 Seiten lang, also länger als das Buch hier, was die Themen angeht. Diese Erzählung haben einige von uns abgeschrieben und weitergereicht, wie eine Art Kettenbrief ging sie herum. Und ja, damals hat man noch handschriftlich geschrieben. Ich ärgere mich, dass ich eines der Vorlagen, die ich gemacht habe, irgendwo in einer Kiste tief vergraben habe. Wie toll wäre es jetzt, diese Version mit der aktuellen Version zu vergleichen?! Die Art und die Zahlen-Aufteilung. Ärgerlich! Aber ich komme da einfach nicht ran.

Diese lange Vorschau musste ich jetzt geben, um verständlich zu machen, wieso diese Erzählung etwas ganz persönliches für mich ist. Es ist eine Art Kulturgut für mich. Ich habe vor 2 Jahren bei Lovelybooks ein Buch entdeckt, dass diese Erzählung modern aufgeführt ist und war total überrascht. Ich weiß ja gar nicht, woher sie kommt und wie weit sie verbreitet ist. Leider weiß ich auch gar nicht mehr, wie dieses Buch heißt und überhaupt, wie viele Versionen es überhaupt gibt. Ihr lest, das ist ziemlich mysteriös für mich, was noch mehr dazu führt, dass mich diese Erzählung seit damals nie losgelassen hat. Als ich dieses Werk nun von arsEdition sah, musste ich zuschlagen. Ich wollte es nicht - wie das andere Buch - aus den Augen verlieren. Und ich war auch sehr neugierig, wie die Erzählung fast zwanzig Jahre später ist.


Das Cover und der Titel passen sehr gut zueinander und zur Erzählung. Durch diesen klaren Titel wusste ich auch sofort, um was es geht.

Direkt ganz vorne vordem Buchdeckblatt befindet sich die Erläuterung, wie die Autorin das Buch erstellt hat, woher die Daten kommen und wie sie sie genutzt hat (aufgerundet). Darunter sind die Quellenangaben verzeichnet. Interessanterweise steht das alles ganz vorne bei den Buchdaten dabei, bevor die Erzählung überhaupt anfängt.


Das sind die Themen:

Wie viele Menschen gibt es auf der Welt? (Anzahl) - Text zur Anzahl der Menschen auf der Welt

Wie unterscheiden wir uns? (Haarfarben, Augenfarben) - Text zur DNA

Wo leben die Menschen? (Wohnorte auf Kontinenten) - Text dazu

Hast du ein Zuhause? (Wohnung und wohnungslose) - Text dazu

Wie sagst du »hallo«? (Sprachen) - Text zu Sprachen

Können alle Menschen lesen und schreiben? - Text dazu
Dieses Kapitel ist senkrecht gesetzt, sodass es als ebook schwerer zu lesen ist, da man das Gerät nicht drehen kann wie ein Buch.

Gibt es genug zu essen? - Text dazu

Hast du sauberes Wasser? - Text dazu

Habt ihr einen Computer oder einen Fernseher? - Text zur Stromart

Hast du Zugang zum Internet? - Text dazu

Gibt es genug Geld für alle? (Vermögen und Lebensunterhalt) - Text dazu

Was sind die großen Themen? (Anzahl der Menschen, Nahrungsweite, Wasser etc.) - Text über Zusammenfassung der Themen zu 2050 und 10 Milliarden Menschen im Dorf)


Das ist sozusagen das Inhaltsverzeichnis, das vorne nicht beisteht.

Die Überschriften werden in kurzen Zahlenpräsentiert und durch kleine Texte zum besseren Verständnis des Bereiches ergänzt. In der Erzählung, die ich kenne, sind die ungefähren Angaben fließend in Sätzen geschrieben. Zum Beispiel: Wenn die Welt ein Dorf wäre, würden 100 Menschen darin leben. Von 100 Menschen leben 23 Menschen in Nordamerika, 67 Menschen in Asien und 10 Menschen in Europa. Die Zahlen sind von mir erfunden, mir geht es nur um die Art der Erzählung und den Satzbau. So in etwa haben wir die Erzählung erhalten. Ich finde sie geschmeidiger, sogar in meinen Augen etwas poetisch, obwohl wir keine Bilder dazu hatten. Aber in diesem Buch und wohl auch in denen davor (ich weiß nicht, wie viele Varianten es gibt), sind die Angaben Statistik geschrieben, nicht in Sätzen eingebaut und mit Bildern und Texten unterstützt. Hier merkt man auch die moderne Form der Erzählung. Es fehlen hier auch einige Themen, die es in der alten Erzählung gibt: Frieden, Krieg, Klimakatastrophen (schon damals mit einbezogen, ich wundere mich, dass das in dieser aktuellen Erzählung nicht bei ist), Wetterlage in den Kontinenten ... kommt mir hier etwas gekürzt vor.

Die Illustrationen sind sicher nicht für jeden verlockend. Ich finde sie ganz süß, kenne aber schönere.


Fazit:
Einerseits finde ich die Art der Erzählung gut, andererseits habe ich mir eine ähnliche oder genauso artige gewünscht, wie die von damals. Das ist halt meine Sehnsucht, die sie hier meldet. Und ich ärgere mich auch und bin traurig, dass ich die von damals nicht mit dieser hier gegenüberstellen kann. Das wäre für alle sehr interessant. Aber es gilt nicht zu vergessen: es sind keine fixen Angaben, sondern sehr bewegliche, die mal mehr, mal weniger so sein können, wie es geschrieben steht. Diese Zusammenfassung gibt Übersicht über die Gegebenheiten, auch wenn nichts fest steht. Aber wage Vorstellungen müssen wir uns machen, um zu erblicken wie der Sachstand ist und wie er zu ändern wäre.

Es ist kindgerecht gestaltet und anders als eine Leserin schrieb, für mich nicht mit unerklärten Fachwörtern geschrieben. Ich konnte jedenfalls keine finden. Jedoch sollte das Buch mit Erwachsenen gelesen und von ihnen erklärt werden. Es geht schließlich um die wichtigen Themen unserer Gesellschaft. Etwas irre führt es schon, dass es als Kinderbuch erstellt wurde, da es ebenso gut ein Erwachsenenbuch ist. Unsere Erzählung damals war frei von Genreeinteilungen. Das beobachte ich aber die letzten Jahre öfter; dass allgemein wichtige Themen auf Kinder abgewälzt werden, damit meine ich grob, dass sie als Kinderbücher erstellt werden, obwohl wir sie gerade bei den Erwachsenen dringend brauchen. Sie sind es nämlich, die in einer Blase leben, nicht die Kinder.

Insgesamt ein Werk, dass ich von Herzen empfehle.


BERICHTESTIL ⭐⭐⭐⭐

UMSETZUNG/DARSTELLUNG ⭐⭐⭐⭐

INHALT ⭐⭐⭐⭐

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 12.02.2022

Eine tolle Idee durch ein komplexes & unsympathisches Zimmermädchen vernichtet

The Maid
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Kurzmeinung:
Der Titel ist falsch & die Protagonistin eine Katastrophe! Lügt sich durch das Leben & hält das für normal. Hat mich schon enttäuscht ...


Leseprobe und Inhaltserzählung:
Ich bin Ihr Zimmermädchen. ...

Kurzmeinung:
Der Titel ist falsch & die Protagonistin eine Katastrophe! Lügt sich durch das Leben & hält das für normal. Hat mich schon enttäuscht ...


Leseprobe und Inhaltserzählung:
Ich bin Ihr Zimmermädchen. Ich bin die, die Ihr Hotelzimmer reinigt, die wie ein Phantom hereinkommt, während Sie sich draußen amüsieren, ohne jeden Gedanken an das, was Sie hinterlassen haben, das Durcheinander, oder was ich womöglich sehe, wenn Sie nicht hier sind.
Ich bin die, die Ihren Papierkorb leert und die Quittungen wegwirft, die niemand finden soll. Ich bin die, die Ihr Bett frisch bezieht, die sieht, ob Sie darin geschlafen haben und ob Sie heute Nacht allein waren oder nicht. Ich bin die, die Ihre Schuhe ordentlich neben die Tür stellt, Ihre Kissen aufschüttelt und einzelne Haare darauf findet. Ihre? Unwahrscheinlich. Ich bin die, die hinter Ihnen sauber macht, nachdem Sie zu viel getrunken und den Toilettensitz beschmutzt haben oder Schlimmeres.
Wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin, ist Ihr Zimmer makellos. Ihr Bett ist akkurat gemacht, so, als hätte nie jemand darin gelegen, die vier Kissen aufgeschüttelt. Der Staub und der Schmutz, den Sie hinterlassen haben, sind spurlos weggesaugt. Im frisch geputzten Spiegel blickt Ihnen Ihre Unschuldsmiene entgegen. Es ist, als wären Sie nie hier gewesen. Als wären Ihr ganzer Schmutz, alle Ihre Lügen und Täuschungen ausgelöscht.
Ich bin Ihr Zimmermädchen. Ich weiß so viel über Sie. Aber wenn es darauf ankommt: Was wissen Sie schon über mich?

(Prolog, Track 1)


Autorin:
Nita Prose ist Cheflektorin der kanadischen Verlagsdependence Simon&Schuster und betreute schon viele Bestsellerautorinnen. In ihrer Freizeit liebt sie es, in ihrem Garten zu graben, Salsa zu tanzen oder mit ihrem Hund spazieren zu gehen. Sie lebt in Toronto - in einem nur mittelmäßig gut geputztem Haus. "The Maid" ist ihr Debüt.

Übersetzerin:
Alice Jakubeit wurde 1964 geboren. Die gelernte Buchhändlerin studierte Literaturübersetzen und überträgt seit 1999 englischsprachige Romane und Sachbücher ins Deutsche. Sie lebt in Düsseldorf.

Sprecherin:
Anna Thalbach, geboren 1973 in Ostberlin, Tochter der Schauspielerin Katharina Thalbach, stand bereits als Sechsjährige gemeinsam mit ihrer Mutter vor der Kamera. Sie wurde zunächst durch verschiedene Kino- und Fernsehrollen bekannt, bevor sie sich dem Theater zuwandte. Begründung: Sie sei es leid, nur als "Gesichtsverleiherin" gefragt zu sein. Anna Thalbach arbeitet neben der Schauspielerei erfolgreich als bildende Künstlerin und Audiosprecherin. Sie hat u.a. "Nijura" von Jenny-Mai Nuyen sowie "Die Nebel von Avalon" und "Die Wälder von Albion" von Marion Zimmer Bradley vorgelesen. Anna Thalbach liest so eindrucksvoll, dass die Geschichten beim Hören geradezu bildlich werden.



Bewertung:
Das Cover ist originell und auf jeden Fall auffällig. Die Reinigungskraft ist in etwas anzüglicher Szene gestellt, was gesellschaftlich bei uns normal ist. Und hier ist es noch akzeptabel, da sie in keiner eindeutigen Szene dargestellt ist, weder gestisch noch kleidungsmäßig. Der Titel ist allerdings völlig falsch, also der Untertitel. Ich musste im Internet nachschauen, ob das ein englisches Werk ist. Das sieht ganz so aus, denn im Deutschen wird meistens ein unnötiger Untertitel draufgesetzt. Und so ist es hier auch wieder. "The Maid" ist der eigentliche Titel, den die Autorin gesetzt hat und der fehlerhafte Untertitel wurde vom deutschen Verlag ergänzt. Ich frage mich jedes Mal, was das soll?! Molly ermittelt hier gar nicht, sie wird ermittelt. Durch diesen wieder mal unsinnigen Untertitel wurde ein Verlauf vermittelt, der nicht existiert. Und ich bin darauf reingefallen, wie andere Hörer/Leser auch.


Ohne etwas Spoiler kann ich keine ausreichend verständliche Rezension hierzu schreiben. Ich möchte ja auch, dass meine Kritiken verstanden werden, dafür muss ich Beispiele nennen.

Molly ist eine für mich unsympathische Protagonistin. Warum? Sie lügt sich durch alles durch und hält das für normal. Jeder lügt von uns jeden Tag, merklich oder unmerklich. Molly überschreitet aber stetig die Grenze des alltäglichen Lügens. Sie belügt die Polizei, die Anwälte und das Gericht zu ihrer Zeugenaussage an. Sie verschweigt nicht nur Beweismittel und ihre Entdeckungen, sie lügt einfach eiskalt ohne nachzudenken. Man erfährt als Hörerin/Leserin also keinen Gewissenskonflikt in ihren Gedanken oder Gefühlen, sodass man an diesem Prozess teilnehmen und ihre Handlungen nachvollziehen kann. Sie lügt nicht nur, was den Fall angeht, nein, sie ist eine notorische Lügnerin - das ist ja das Problem und Missfallen meinerseits. Selbst ihre Oma lügt sie in einem sehr schweren Fall an ...

Molly ist zudem total naiv (nicht nur ihr ganzes Wesen, sie lässt sich auch stetig mit Männern ein, die offensichtlich keine guten Männer sind - da möchte man sie schütteln), schwerfällig und schwer von Begriff. Sie wirkt oft wie eine geistig Behinderte, und das meine ich ernst und nicht sarkastisch! Man könnte auch schreiben, sie stellt sich dumm an oder ist blöd, das tut und ist sie aber nicht. Sie versteht auch keinerlei Sarkasmus. Auf mich wirkt sie wirklich wie eine Autistin. Wegen ihrer sehr durchdachten Lügen - sie ist voll zurechnungsfähig - wirkt dieser Teil wirklich absurd erfunden. Widersprüchlich. Auch klaut sie den Ehering des Toten, verpfändet ihn und bezahlt mit dem Geld ihre Miete. Behauptet aber durchweg, sich immer an Regeln und Gesetze zu halten. Das wirkt total realitätsfern! ich habe oft das Gefühl gehabt, Molly lebt wirklich in ihrer eigenen Blase und leidet unter Realitätsverzerrung.

Es scheint, als kann sie gar nicht anders. Die Autorin erzählt das aber so, als sei das mit dem Rest ihres sanften Wesens vereinbar und man müsse Molly dennoch sympathisch finden. Bemerkenswert sind hier die Versuche der Autorin, Molly sympathisch für uns zu machen. Aussagen wie "Lügen tue ich nicht gern, geht mir gegen den Strich" und ihre Art und Weise mit Menschen umzugehen (außerhalb ihrer Lügenblase), lässt einen doch den Kopf schütteln, und auf mich wirkt das scheinheilig und sogar künstlich gezwungen.

Ein weiterer Teil ihrer Persönlichkeit ist ihr Putzzwang. Es wird nie als solcher benannt oder gar umschrieben, aber wer die Symptome dieses Zwanges kennt, kommt hier schon nach kurzer Zeit auf diese Diagnose. Sie ist nur am Putzen. Ihr ganzes Dasein dreht sich um Sauberkeit und Hygiene. Ihre Gefühle, Abscheu gegen Dreck und minimale Abnormitäten und ihre Gedanken kreisen nur darum. Selbst im ernsten Fall, als sie des Mordes verhaftet wird, denkt sie nur an Dreck, Sauberkaut und Umgangsformen. Das geht den ganzen Verlauf über so. Noch ein Teil, der echt genervt hat und bei dem ich nur die Augen gerollt habe. Der Punkt ist ja, dass die Autorin auch das einfach als Normal beschreibt für die Hörer/Leser. Jemand, der keine Ahnung von diesem Zwang hat, hält das vielleicht als normal oder nur als kleine Macke. Aber bei Molly ist das so ausgeprägt, es ist krankhaft bedingt.

Dazu gehört, dass auf Grund diesen Zwangs Molly so tut als sei die Arbeit als Reinigungskraft etwas heiliges und es wird in meinen Augen total verherrlicht. Es kommt gar keine Realität rein. Nicht nur, wie diese Menschen verachtet und erniedrigt werden (Molly berichtet nur immer mal, dass sie nicht gesehen wird, das wars), sondern auch körperlich derart harte Arbeit ist, dass man Zuhause nicht fröhlich und motiviert den Putzlappen schwingen kann. Molly kann das. Sie kommt nach der harten Arbeit nach Hause und putzt da dann stundenlang motiviert weiter. Das zeigt umso mehr nochmal ihren persönlichen Putzzwang. Denn solche Menschen, haben den Drang danach, völlig losgelöst von Erschöpfungszuständen. Selbst diese kommen nie durch. Molly ist wie eine Maschine, immer voller Energie. Man muss keine Reinigungskraft sein, um zu erkennen, wie blödsinnig das ist. Aber meine Mutter ist Reinigungskraft. Sie arbeitet im Altenheim für drei Leute. Das ist richtige Akkordarbeit, alles ist zeitbemessen, jeden Tag Überstunden - wenn sie nach Hause kommt, ist sie verständlicherweise total erledigt. Sie bekommt die Wäsche in die Waschmaschine, das wars. Aufräumen oder Putzen - in welcher Art auch immer - gehen bei ihr gar nicht. Dazu kommen die gesundheitlichen Schäden, die diese Arbeit anrichten. Davon hat die Autorin offensichtlich keine Ahnung.


Achtung: Hier kommen nochmal explizite Beispiele!

Am Ende kommt sogar heraus, dass Molly genau weiß, wer der Mörder des Opfers ist und sie hat ihn die ganze Zeit gedeckt. Als Hörerin/Leserin ist das am Ende eine Überraschung, weil während des Verlaufes keinerlei Andeutungen zutage kommt. Auch kommt raus, dass sie ihre Oma mit einem Kissen erstickt hat, was einen Zusammenhang mit dem aktuellen Fall darstellt. Und während das NATÜRLICH der Gerichtsmedizin bei dem Opfer auffällt, kommt sie bei dem Mord ihrer Oma mit derselben Methode davon. Kein Misstrauen, Verfahren, nichts. Das wird also wirklich so absurd und unrealistisch - ich frage mich wirklich, wie verzweifelt die Autorin war, da sie so viele Situationen künstlich aus dem Nichts gestrickt hat, um Spannung im Verlauf und Sympathien für Molly zu erzeugen ...


Selten ist es, dass ich so ausführlich über einen Charakter schreiben kann und muss. Molly ist so vielfältig und trotz meiner Warnung zu Beginn habe ich es geschafft, nicht die Beispiele zu bringen, die ich für nötig hielt. Das ging jetzt auch so umschrieben. Zusammenfassend haben wir es mit einer Frau zu tun, die

~ eine notorische Lügnerin ist.

~ einen extremen Reinigungszwang hat.

~ geistig entweder autistisch oder verwirrt oder einfach nur schwerfällig und schwer von Begriff ist.

Eine wirklich merkwürdige und in meinen Augen unrealistische Kombination. Vielleicht gibt es solche Menschen, es gibt ja alles irgendwie. Aber der Versuch der Autorin, all diese Fehler von Molly mit widersprüchlichen Gedanken, Aussagen und Verhalten von Molly zu kombinieren, wirkt verzweifelt künstlich und weckt Abneigung und Distanz zur Figur.

Da die Geschichte in der Ich-Erzählung von Molly erzählt wird und sie so extrem viel Platz mit ihren Unzulänglichkeiten (beschreiben wir es mal so höflich) einnimmt, gibt es zu den anderen Charakteren kaum etwas zu berichten. Ich kann es jedenfalls nicht. Zu manchen einen Satz, das war's aber auch. Molly prägt und führt den Verlauf, deshalb ist ja logisch, dass sie im Mittelpunkt der Kritiken steht. Und deshalb sind ihre Unzulänglichkeiten auch so extrem auffällig und erdrückend. Es ist fast wie eine Ein-Frau-Show. Die Autorin hätte das alles abmildern können, wenn sie den anderen Charakteren mehr Platz eingeräumt hätte. Denn von denen hört/liest man kaum etwas.

Als ich die Sprecherin hörte, dachte ich direkt "Oh, oh ...". Aber zum Glück konnte ich mich sehr schnell an ihre Stimme gewöhnen und musste auch während des Hörens anerkennen, dass sie recht gut zu Molly und ihrem "autistischen" Teil passt. Trotz Molly - sie ist ja der eigentliche Verlauf - konnte ich das Hörbuch schnell hören. Einmal - bei einem Verhör von Molly - erzählt die Sprecherin undeutlich, was zur Gegenwart gehört und was zur Vergangenheit. Denn Molly erzählt immer wieder aus der Vergangenheit. Stück für Stück erfahren wir mehr über sie und ihr Leben. Aber dieses eine Mal hat mich das verwirrt und ich konnte Gegenwart und Vergangenheit nicht unterscheiden.


Fazit:
Ja, was bleibt noch ungeschrieben ... mir fällt nichts mehr ein. Die Idee hat mich gelockt, aber die ist zum Teil ja nur Marketing und nicht existent in der Umsetzung und zum größten Teil eben künstlich, unrealistisch und widersprüchlich. So richtig Krimi(nell) ist die Geschichte nicht ... eher ein Kriminalroman. Für mich kein Gewinn. Der Preis ist hier willkürlich gesetzt, der Download kosten mehr als die CD.


SPRECHERIN ⭐⭐⭐⭐

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 30.01.2022

Rettet das letzte Drittel!

Rettet Steve!
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Kurzmeinung:
Leicht humorvoll erzählt, allerdings für mich nicht sehr fesselnd und im letzten Drittel wird es künstlich unrealistisch. Sehr schade!


Klappentext:
Steve Stevenson ist ein Arschloch. Das ...

Kurzmeinung:
Leicht humorvoll erzählt, allerdings für mich nicht sehr fesselnd und im letzten Drittel wird es künstlich unrealistisch. Sehr schade!


Klappentext:
Steve Stevenson ist ein Arschloch. Das sollte man nicht sagen über jemanden, der Krebs hat, aber es ist wahr. Ja, er veranstaltet legendäre Partys, aber er liebt auch demütigende Pranks, und er recycelt nichts. Am schlimmsten ist jedoch, dass er mit Kaia zusammen ist – von der Cam träumt. Hinterlistig bietet Cam ihr an, eine riesige Spendenkampagne für Steve zu organisieren. Vielleicht begreift Kaia dann endlich, dass Cam perfekt für sie ist.

Doch Steve ist nicht blöd. Er durchschaut Cams Plan sofort. Bevor er sich von ihm die Freundin wegnehmen lässt, unternimmt er alles, was ihm einfällt, um Cams Leben genauso mies zu gestalten, wie sein eigenes jetzt ist. Und das ist eine ganze Menge.


Autoren:
Ted Caplan arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren in der Filmindustrie als Autor, Sound Designer und Musikredakteur. Er hat an den Soundtracks vieler bekannter Projekte mitgearbeitet, darunter »Maze Runner«, »Deadpool« und »The Hate U Give«. Nach dem Debütroman »Unpregnant«, der für HBO Max verfilmt wurde, schrieb er zusammen mit Jenni Hendriks einen weiteren Roman. »Save Steve« wird im September 2020 in den USA und 2021 auf Deutsch erscheinen.

Jenni Hendriks absolvierte eine Filmhochschule und schrieb in Hollywood Drehbücher für die Fernsehserie »How I Met Your Mother«. Außerdem zeichnet sie feministisch inspirierte Cartoons für Zeitschriften. Nach dem Debütroman »Unpregnant«, der für HBO Max verfilmt wurde, schrieb sie zusammen mit Ted Caplan einen weiteren Roman. »Save Steve« wird im September 2020 in den USA und 2021 auf Deutsch erscheinen.


Übersetzerin:
Kattrin Stier hat Anglistik, Germanistik und Pädagogik studiert. Sie übersetzt seit vielen Jahren Bücher aus dem Englischen und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.


Bewertung:
Cover ist dem Humor der Geschichte angepasst. Sehr schön finde ich, dass der Originaltitel wortgetreu übersetzt wurde - auch wenn wieder mal ein Untertitel dazukam. Der Klappentext hat mich sehr angesprochen, da es um einen humorvollen Wettkampf um ein Mädchen gehen soll. Normalerweise fangen mich solche Geschichten nicht ein, diese aber handelt zusätzlich von dem krebskranken Steve und ist humorvoll erzählt ... das ändert die Anziehungskraft.

Die Geschichte ist allerdings nicht so humorvoll wie ich mir das gedacht habe. Oder ich war zu dieser Zeit nicht ganz empfänglich dafür. Die Protagonisten Steve, Cam und Kaia sind ausreichend ausgearbeitet, wenn auch im letzten Drittel unrealistisch. Der ganze Verlauf bezieht sich auch fast nur auf die Drei. Steve ist ein Idiot, oder wie im Klappentext steht, ein Arschloch. wenn das nicht dort stände, würde ich mich nicht trauen, das hier zu schreiben. Cam ist der gute Mensch in dieser Geschichte, der auch mal dem "Bösen" verfällt. Aber hier stehen sich symbolisch Engel und Teufel gegenüber. Kaia, das Mädchen, in dem Cam verknallt ist steht zwischen den beiden. Ja, ich schreibe nur verknallt, denn das wirkliche Verliebtsein kam bei mir gar nicht durch.

Obwohl der Anfang recht gut ist, hatte ich Mühe, weiterzulesen. Es konnte mich einfach nicht fesseln. Bei meinem Hundesitting hatte ich dann das Buch dabei und mir war langweilig, da der Hund schlief, also las ich im Buch weiter. Irgendwann konnte mich der Verlauf dann einnehmen und ich hatte zweidrittel des Buches gelesen. Die Aufgaben, die Steve Cam aus Missgunst um die Vernarrtheit in Kaia bewältigen lässt, sind gemein, zum Teil aber auch fesselnd.

Im letzten Drittel werden die Geschehnisse aber unrealistisch und teilweise bescheuert (ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein). Manche Aufgaben sind so extrem gefährlich, dass Cam sie einfach abwiegen könnte, er tut es aber nicht und spielt das Spiel für alle anderen fröhlich weiter. Ab einem gewissen Punkt finde ich das übertrieben und unglaubwürdig. Ganz schlimm wird das Ende: da sind alle total friedlich miteinander und Steve dreht sich um 18ß Grad in seinem verhalten. Ist klar! Es endet wortwörtlich in Friede und Freude, total unrealistisch und unpassend. Klar kann Steve nach dem Ereignissen anders denken über vieles, aber dass er plötzlich total selbstlos wird, ist leider überzogen. Auch Cam ist total verändert - genaues schriebe ich aus Spoilergründen aber nicht auf. Die Ereignisse werden also ins totale Gegenteil gedreht und vermiest den Rest.


Fazit:
Der Beginn lahmt etwas, die Mitte fesselt richtig und das Ende enttäuscht sehr. Ich hatte große Mühe, das letzte Drittel zuende zu lesen. Auch der Humor ist nicht so überwältigend wie angepriesen. Die Charaktere wanken in ihrem Wesen auf unnatürliche Weise und konnten mich auch dadurch nicht richtig einnehmen. Es blieb immer eine Distanz zu ihnen. Ein Jugendbuch, das man auch als Erwachsene gut lesen kann.

Das Buch liest sich durch den fließenden Schreibstil trotz der negativen Kritikpunkte schnell zuende. Mich hat die coole Idee in Verbindung mit Humor angezogen. Das ganze Potenzial hat das Autorenpaar nicht überragend, wie es hätte sein können, ausgeschöpft. Sehr schade! kein schlechtes Buch, aber auch kein sehr empfehlenswertes für mich.

Normalerweise kosten solche Klappbücher 12,99 €; dieses kostet aber 14,99 €, was überteuert ist. Das Buch wäre sehr gut als Taschenbuch.



Gelesen am 18. Januar 2022



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Veröffentlicht am 09.01.2022

Nicht meine Welt!

Noras Welten
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Kurzmeinung:
3,5 Sterne; zwei Grundfehler des Verlaufs vermiesen das Lesen, ebenso weitere Fehler und ein abruptes & unerklärliches Ende. Enttäuschend!


Inhaltserzählung und Leseprobe:
"Haben Sie Bücher ...

Kurzmeinung:
3,5 Sterne; zwei Grundfehler des Verlaufs vermiesen das Lesen, ebenso weitere Fehler und ein abruptes & unerklärliches Ende. Enttäuschend!


Inhaltserzählung und Leseprobe:
"Haben Sie Bücher in Ihrem Behandlungsraum?", fragte sie. "Oder Magazine?"
"Nein, nur im Wartezimmer.
"Und wie nennen Sie das?" Anklagend wies sie auf das Regal mit Fachliteratur (...)
"Die sind nicht zum Lesen gedacht."
"Bücher sind immer zum Lesen gedacht", belehrte sie ihn.

(Seite 6/7)


"Ich bin eine Gefangene der Geschichte. Etwas, das dort nicht hingehört. Ich habe versucht, Büchern aus dem Weg zu gehen, aber das hilft nichts. Schrift ist überall. Es gibt keine Möglichkeit, zu entkommen."

(Seite 11)


Autorin:
Die 1986 geborene österreichische Autorin Madeleine Puljic hat vor ihrer Karriere als Schriftstellerin eine Kunstschule in Wien besucht und als Grafikerin gearbeitet. Bereits in jungen Jahren entdeckte die Österreicherin ihre Vorliebe für das Verfassen von fantastischen, seltsamen und nachdenklichen Kurzgeschichten. 2013 erschien ihr Debütroman „Herz des Winters“. Der im Jahr 2017 erschienene Roman „Noras Welten“ wurde mit dem Deutschen Selfpublishing-Preis ausgezeichnet. Zwar hat sich die Selfpublishing-Autorin auf das Fantasy/Science-Ficiton-Genre spezialisiert, jedoch publiziert die Wahl-Hamburgerin auch Kurzgeschichten im Bereich Horror.


Bewertung:
Ich habe das Taschenbuch mit dem alten Cover und das passt nicht so gut wie das neue Cover der Neuauflage. Es gefällt mir gar nicht, zu künstlich aufgesetzt. Und eine Nora brauche ich auch nicht auf dem Cover in Übergröße. Die Kapitel sind recht lang, mal mehr, mal weniger. Und sie haben jeweils eine Zeichnung passend zum Inhalt. Originell. Ebenfalls schön finde ich die Angangsbuchstaben jeden Kapitelbeginns, das mit einem kleinen Drachen geschmückt ist. Man versteht es erst ein paar Kapitel später.

Das Grundthema ist sehr originell, auch wenn es mittlerweile einige Geschichten zu dieser Idee gibt, aber diese ist anders erzählt. Der Schreibstil liest sich flüssig, das Buch ist schnell ausgelesen. Allerdings gehören die Verlaufsfehler dazu und das schwächt den Erzählstil.

Der Anfang ist sehr fesselnd aufgebaut. Nora geht zu Ben, einem Psychologen, um sich von ihrer Gabe, in Bücher einzutauchen, zu befreien. Ich wollte einfach mehr davon lesen, die Szene ist der Autorin hervorragend gelungen.

Zwischen den ganzen Kapiteln hat die Autorin kleine Fehler eingebaut, wie Ben trägt eine Brille, die er in der Welt des 14. Jahrhunderts abnimmt, damit die beiden nicht als Hexen verurteilt werden. Brillen gab es ja zu dieser Zeit nicht. Irgendwann setzt er die Brille einfach wieder auf und trägt sie bis zum Ende der Geschichte weiter. Und keiner stört sich daran und fragt mal nach. Als ob es damals Alltag wäre, Brillen zu tragen.

Leider baut sich der gesamte Verlauf auf zwei Grundfehlern auf: Ben hat das Buch, in dem Nora und er landen nur wenige Kapitel gelesen und kann die Geschichte in nur vier Sätzen wiedergeben, und das oberflächlich; wer wer ist, das wars. Aber beide sehen von da an, den Prinzen der Geschichte als Helden und den Onkel als Bösewicht an - ohne jeglichen Grund! Ben hat keine Ahnung, wer der Bösewicht und wer der Held in der Geschichte ist, soweit ist er beim Lesen nicht gekommen. Und das wird durch den ganzen Verlauf immer und immer wieder gesagt. Wenn es nur das wäre, das wäre nur ein sprachlicher Fehler der Geschichte. Aber die beiden beziehen aufgrund dessen alles darauf. Ihre Pläne, ihre Streitereien, ihre Gedanken, einfach alles. Die beiden krallen sich an einen bei den Haaren herbeigezogenen Verlauf, wie die Geschichte endet, obwohl sie das gar nicht wissen! Und setzen darauf ihre ganzen Entscheidungen. Ich musste also knapp 300 Seiten durchweg diesen Irrtum durchlesen, obwohl das total unlogisch und falsch ist!! Und mich hat das derart genervt, weil das auch im Laufe der Geschichte nicht korrigiert wird. Erst ganz am Ende kommen Nora Zweifel auf - ernsthaft?? Sowas ist wie ein Stachel, der einfach nicht von der Haut will ... Was nützt eine tolle Grundidee, wenn sie falsch umgesetzt wird?!

Zusätzlich werden die letzten zwei Kapitel zu unausgeschrieben abgehandelt. Es bleibt einiges offen, und damit meine ich nicht Fragen für einen weiteren Band. Ich meine Szenen, die in diesem Band eine Rolle spielen und direkt gelöst werden müssen, weil die Szenen sonst unlogisch sind. Auf einmal weiß der Onkel, dass sie eine Weltenwanderin ist, angeblich nur durch ihre Sprache. Ist klar! Es gibt kein "Showdown" deswegen zwischen ihr und dem Onkel, das nötig wäre, da sich dieses Geheimnis durch den Ganzen verlauf stetig aufgebäumt hat. Und plötzlich heißt es: Ach ja, das wusste ich schon immer. Alles ok.

Auch Ben, der mir bisher sympathisch war, verwandelt sich in ein Arschloch, aber so richtig! Was er zu Nora sagt und dann tut - ich möchte das nicht weiterführen, aber das ist wie Jakyll und Hyde. Völlig überzogen, trotz des Stresses, den er hat. Völlig unreif als Psychologe. Jetzt im Nachhinein habe ich das Gefühl, er sollte als Psychologe dienen, damit der Anfang fesselnd zum Einstieg wird.

Noras Gabe ist nicht ganz aufgeklärt, wahrscheinlich folgt das im zweiten Band. wenn nicht, ist das wieder fehlerhaft. Das Ende ist auch unzureichend. Der Sprung zurück in die eigene Welt wird auch nicht erklärt. Davor hat Ben sie erwischt, wie sie weiß, wie sie zurückkommen, aber als Leserin tappe ich im Dunkeln. Es wird auch am Schluss gar nicht erklärt und ich frage mich: wie ist sie also zurückgekommen? Die ursprüngliche Lösung schied ja die ganze Zeit aus und beide suchten nach einem anderen weg. Dieser wird aber nicht erklärt, ich bleibe dumm zurück. Dann folgt noch ein verwirrender Epilog, den ich gar nicht kapiere. Da taucht plötzlich ein ganz neuer Spieler auf, der aber so tut, als ob er Nora kennt und die ganze Zeit dabei war, quasi der Onkel des Prinzen ist. Hä? Auch das drumherum des Kapitels habe ich nicht verstanden.


Fazit:
Es ärgert mich, dass die Autorin so fahrlässig und unlogisch gehandelt hat. Die Geschichte könnte 4,5 Sterne sein, so muss ich aber einen Stern abziehen (3,5 Sterne). Ich war am Ende nur noch froh, das Buch beenden zu können. Das Ende hat mir dann den Rest gegeben. Band 2 muss ich mir also nicht antun. Enttäuschend! Das Buch hätte die Autorin auch einfach als Einzelband veröffentlichen können, die jeweiligen Szenen sind ja sowieso an einigen Stellen fehlerhaft geblieben.

Und ein ganz normales Taschenbuch für 12,99 € finde ich wie immer bei solchen Fällen unverschämt.


"Es gibt etwas, das ich vergessen muss", lautete ihre wenig hilfreiche Antwort.
"Und was müssen Sie vergessen?"
"Das Lesen."

(Seite 7/8)

Passt hier auf jeden Fall!



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.01.2022

Keine Romanze vorhanden, Settings nicht ganz greifbar & nerviges Zeitgespringe

Die Highlanderin
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Kurzmeinung:
3,5 Sterne; wirklich schwer zu bewerten, ob auf 3 oder 4 Sterne gerundet. Romanze ist nicht vorhanden & Verlauf mit Ungereimtheiten ...


Klappentext:
Island 1289: Bei einem Schiffsunglück ...

Kurzmeinung:
3,5 Sterne; wirklich schwer zu bewerten, ob auf 3 oder 4 Sterne gerundet. Romanze ist nicht vorhanden & Verlauf mit Ungereimtheiten ...


Klappentext:
Island 1289: Bei einem Schiffsunglück gerät Enja in die Fänge von Menschenhändlern. Sie wird in den Orient entführt und dort zur Assassinin ausgebildet. Als junge Frau sucht sie ihre Wurzeln und macht sich auf den langen Weg nach Schottland, wo in den Highlands ein erbitterter Krieg zwischen den Clans und den Engländern tobt. Als Enja bei einem Angriff schwer verletzt wird, rettet sie ausgerechnet der Clanführer James Douglas. Auf seiner Burg kommt sie wieder zu Kräften. Sie ist fasziniert von James, und als er in englische Gefangenschaft gerät, unternimmt Enja alles, um ihn zu retten – obwohl sie sich damit einen mächtigen Feind macht: den englischen König.


Autorin:
Eva Fellner, mit vollem Namen Eva Fellner von Feldegg, wurde 1968 im oberbayerischen Murnau geboren und arbeitete zunächst als Chefredakteurin einer Fachhandelszeitschrift. Sie gründete eine Agentur für digitales Marketing und unternahm zahlreiche Reisen. China und Südafrika wurden ihr dabei zu einer zweiten Heimat. Neben asiatischer Kampfkunst interessiert sie sich schon immer für Geschichte, für starke Frauen und die Welt des Mittelalters. Sie ist davon überzeugt, dass die schönsten Geschichten das Leben selbst erzählt.


Bewertung:
Das Cover ist typisch in diesem Genre und es passt auch hervorragend zur Geschichte und zum Setting. Die Kapitel bzw. der Verlauf in den Kapiteln ist chaotisch angeordnet, es geht also nicht chronologisch zu. Autoren machen das gewöhnlich, um Spannung zu erzeugen, durch das hin- und herspringen der Zeiten und Situationen. Manchen gelingt das auch, manche verwirren eher nur. Hier ist es eher nervig, denn die Kapitel verweilen recht lang in den jeweiligen Zeiten, in denen man sich befindet, sodass sich natürlich der Gewöhnungseffekt ausbreitet. Und hatte ich mich erst einmal auf die Zeit eingestellt und wollte mehr davon lesen, musste ich zu einer anderen Zeit springen. Das riss mich aus meinem Lesefluss. Nicht, dass es nicht dann auch lesenswert ist, nur die Atmosphäre und Situation ist plötzlich weg und man muss von vorne beginnen mit einer neuen Atmosphäre und Situation. Das hat sehr genervt. Am Ende war ich froh, es beendet zu haben.

Vor allem dachte ich, wie das bei Zeitenspring-Büchern so ist, dass alles sich am Ende zusammenfügt. Tut sich zum größten Teil auch, aber die Zeiten passen nicht immer. Der Beginn ist 1307, sehr spannend. Man springt hin und her. Das Ende ist aber 1306 und wie abgeschlossen. Da gibt es keine Anhaltspunkte, dass Enja ein Jahr später tut, was sie tut. Man kann die beiden Kapitel gar nicht miteinander verbinden, wie die anderen, die eine getrennte Geschichte in Puzzlestücken erzählen. Das lässt mich irritiert zurück. Oder es geht bei Band 2 weiter mit dem Hin und Her und erst zusammen ergibt es einen sinn. Das wäre aber unbefriedigend durchdacht von der Autorin.

Vorstellungen entsprechen ja nie den Gegebenheiten, deshalb sind es ja Vorstellungen, aber wenn mir ein Klappentext vorgibt, es gibt eine Romanze in all dem Gewirr, dann erwarte ich das auch. Im inneren Klappentext steht sogar, Enja habe sich in James verliebt, davon habe ich nichts bemerkt. Das sie ihm nicht abgeneigt ist, ja, und es gibt eine Szene, da macht sie eindeutige Andeutungen. Aber das verläuft total im Sande. Es entsteht zu keiner Zeit eine romantische oder gar prickelnde Atmosphäre. Romantisch muss es ja nicht sein. Die Beziehung von Enja und James ist übergangen worden bzw. gar nicht in romantischer Ebene vorhanden. Sie haben sich kennengelernt, helfen sich gegenseitig und das wars. Ich würde gerne behaupten, es war nicht genug, dafür müsste etwas da sein. Ist es aber nicht.

Jetzt kann man argumentieren, dass bei all den Geschehnissen in dieser turbulenten Zeit keine platte und große Romanze vorrangig ist. Muss ja auch nicht, aber sie sollte, wie vom Klappentext versprochen, irgendwie vorhanden sein. Auch das Argument, jeder nimmt das anders war, widerlege ich. Ja, jeder nimmt das anders war, aber wo nichts ist, kann auch nichts wahrgenommen werden. Nicht mal Enjas Gedanken zeigen Verliebtheit und/oder große Sehnsüchte nach James. Die Begegnungen der Beiden sind hölzern und tollpatschig, durchweg. Ich dachte, das entwickelt sich noch, aber nichts. Die Autorin versucht Enjas Handlungen aus Liebe entspringen zu lassen, wenn es um James geht, es kommt aber eher gezwungen und nicht spürbar herzlich rüber.

Auch hat der Verlauf hin und wieder ein paar Ungereimtheiten, die nicht geklärt werden. Ein wichtiger Charakter wird nicht mehr im Bezug auf Enja aufgegriffen, obwohl das nötig wäre. Näheres dazu möchte ich nicht schreiben. Vielleicht kommt das in Band 2. Für mich ist es unvollständig. es ist auch schwer zu beurteilen, wenn es zwei Bände gibt und der erste Band eine unchronologische Geschichte erzählt. Ich kann nicht beurteilen, ob alles zusammenpasst, wenn ich Band 2 auch gelesen habe. Wie ein ganzes Puzzle. In so einem Fall ist es nicht ratsam, diese Art der Erzählung zu nutzen, da sich das als Leserin einfach nicht richtig beurteilen lässt.

Das Setting ist vielfältig, von Island über Orient zu Schottland. Aber irgendwie konnte ich die Länger nicht hundertprozentig greifen. Eigenheiten werden beschrieben, daran liegt es nicht. Aber die Settings werden für meinen Geschmack zu wenig in die Geschehnisse eingebunden. Man hört oft nur Schottland, England und die beiden Könige. Da besteht keinen Zweifel, um welche Zeit es sich handelt. Aber richtig greifen lassen sich die Settings nicht. Vielleicht tut diese stetige Springerei von einem Setting zum anderen auch nicht gut dafür.

Der Verlauf teilt sich in die Vergangenheit und Gegenwart auf. Einmal wird Enjas Vergangenheit in Island und im Orient erzählt, einmal geht es um die Gegenwart in Schottland. Spannungsreiche Kapitel wechseln sich mit nicht so spannenden Kapiteln ab.


Fazit:
Durchwachsen gut und nicht so gut zu lesen, insgesamt liest sich das Buch aber schnell. Das Hin- und Herspringen ist sehr nervig für mich gewesen, da ich immer aus einer spannungsreichen Situation herausgerissen wurde und mich an eine neue gewöhnen musste. Neugierig auf Band 2 bin ich nicht. Mir reicht dieser Band hier aus. Schade.



Gelesen am 3. Januar 2022





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