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Veröffentlicht am 26.05.2024

Sie haben angefangen ... was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!

Sie hat angefangen
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Kurzmeinung:
Ende offen, eine große Ungereimtheit bleibt ungeklärt - trotzdem fünf Sterne. Innerhalb 16 Stunden gelesen, fesselnd!


Klappentext:
Auf dem Gymnasium waren Annabel, Esther, Tanya and Chloe ...

Kurzmeinung:
Ende offen, eine große Ungereimtheit bleibt ungeklärt - trotzdem fünf Sterne. Innerhalb 16 Stunden gelesen, fesselnd!


Klappentext:
Auf dem Gymnasium waren Annabel, Esther, Tanya and Chloe beste Freundinnen und teilten jedes Geheimnis. Mittlerweile sind die vier nur noch lose in Kontakt - bis eine unerwartete Einladung sie wieder zusammenbringt: Ihre frühere Mitschülerin Poppy lädt die jungen Frauen zu ihrer Hen Party in die Karibik ein. Und das, obwohl keine der vier mit Poppy in Verbindung geblieben ist. Tatsächlich war das scheue Mädchen stets die Außenseiterin der Clique und wurde von den anderen sogar gemobbt. Offenbar vergeben und vergessen. Warum sonst sollte sie jetzt mit ihnen auf einer exklusiven Privatinsel eine glamouröse Party feiern wollen? Leichtfertig nehmen sie die Einladung an. Doch sie haben Poppy unterschätzt: Gnadenlos enthüllt sie alte wie neue Sünden, und die tropische Idylle wird zum blutigen Albtraum ...

Autorin:
Sian Gilbert wurde im englischen Bristol geboren. Sie studierte Geschichte an der University of Warwick und arbeitete später einige Jahre als Lehrerin in Birmingham. Heute lebt sie in Cambridge. »Sie hat angefangen« ist ihr Debütroman.

Übersetzer:
Lorenz Stern


Bewertung:
Das Cover passt sehr gut zur Geschichte. Der Titel wurde im Original gelassen, was ich super finde.

Die Geschichte wird von 7 Frauen erzählt: Tanja, Esther, Chloe, Annabelle, Poppy, Wendy und Robin. Tanja, Esther, Chloe und Annabelle waren in der High School Freunde und haben Poppy gequält. Zehn Jahre später lädt Poppy die vier zu ihrer Hochzeit ein, auf die Bahamas mit vielen Spielen. Robin fährt die alle vom Festland zur Insel und soll sie nach vier Tagen wieder zurückbringen.

Poopy erzählt mit ihren Tagebucheinträgen, was ihr wiederfährt und lässt uns an Interaktionen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Wendy teilhaben.

Die vier Freundinnen sind natürlich alles andere als sympathisch, sie sind sogar abscheulich - jede auf ihre Art. Annabelle ist die Anführerin zu Schulzeiten gewesen und man könnte sie als narzisstisch bezeichnen. Es muss immer nach ihrer Nase gehen und sie hält gerne die Macht in ihren Händen. Sie ist mir persönlich am ekligsten von allen vieren. Chloe ist ebenfalls eine Person, die das Mundwerk ohne Rücksicht aufreißt und sich auf Kosten anderer ohne schlechtes Gewissen amüsiert. Sie kann man als leicht aggressiv betrachten. Sie tickt schnell aus. Esther ist etwas merkwürdig im Verhalten, hier macht sich auch eine große Ungereimtheit in der Erzählung bemerkbar, die nicht aufgelöst wird. Sie ist deshalb schwer einzuschätzen. Tanja war mit Poppy befreundet, als sie Kinder waren. Sie ist die Einzige, die ein schlechtes Gewissen wegen der Untaten an Poppy hat und die Chance auf der Party nutzen möchte, um sich mit Poppy auszusprechen.

Die anderen drei sehen dafür keinen Bedarf. Vor allem Annabelle ist derart egozentrisch und überheblich, dass einem das Kotzen kommt. Alle drei meinen, die Sache sei lange her und gar nicht schlimm gewesen, Poppy solle sich nicht so anstellen. Dass sie vor allem mit der letzten Aktion Poppys Zukunft zerstört haben, interessiert sie nicht und sie reden das auch noch klein. Als Poppy es mit ihren Spielchen mit gleicher Münze heimzahlt, wird das typische Verhalten der meisten "Täter" sichtbar: Austeilen können sie ohne mit der Wimper zu zucken, aber einstecken können sie nichts. Sie sehen keinen Vergleich zu ihren Taten und finden, dass Poppy über die Stränge schlägt. Da wäre ich gerne dabei gewesen, um ihnen ihre selbstgerechten Entrüstungen um die Ohren zu schlagen.

Was mir von Anfang an nicht einleuchtet ist, wieso die Vier nicht nach den ersten für sie unfairen Spielen der Insel und Poppy den Rücken kehren. Ich würde mich da doch nicht mit einem Lächeln durchquälen, wie sie das gemacht haben. Sie haben sich geärgert und dennoch alles getan, was Poppy wollte, als hätte sie das sagen. Komischerweise lassen sich das alle gefallen, sogar Annabelle, die einstige Anführerin. Wieso sie überhaupt die Einladung angenommen haben, ist klar; sie waren begierig zu erfahren, wie Poppy aussieht und was für ein Leben sie führt. Die Autorin hat es wirklich gut rübergebracht, wie sie - ganz die alten Miststücke - mit Spott und Selbstgefälligkeit auf Kosten von Poppy die Junggesellenparty verbingen wollten.

Bei mir hört das Verständnis auf, wo es mit Mord beginnt. Für mich war es ziemlich durchschaubar, wer die Täterin ist, obwohl es bis zum Ende verwirrend wegen der großen Ungereimtheit der Erzählung einer Person war. Die Autorin lässt Robin den Prolog erzählen, sodass ich als Leserin sofort den Eindruck hatte, zu wissen, wer die Täterin ist. Dass ich generell durschaut hatte, wer es ist, lag nicht am Prolog. Mehr schreibe ich dazu nicht.

Das Ende ist trotz dessen eine Überraschung in einer Nichtüberraschung und alles endet etwas offen - was von der Autorin so gewollt erscheint. Sie hätte es nämlich ohne Probleme abschließen können. Aber deswegen ist es nicht schlecht gemacht, es soll die Leserschaft gedanklich treiben.


Fazit:
Ich hatte das Buch in weniger als 16 Stunden durchgelesen, es ist sehr fesselnd. Das Setting ist gut dargestellt und die Atmosphäre ließ mich nicht los. Die Charaktere sind extrem gut ausgearbeitet und wirken derart real, dass ich sie richtig greifen konnte. Es ist der erste Roman der Autorin und keine Frage - sie hat wirklich Talent zum Schreiben. Ich bin nicht oft begeistert von einem Werk, dass noch ein paar Makeln hat. Auf jeden Fall hoffe ich, dass es weitere Werke von ihr zu lesen gibt.


AUSGABEN-FORMAT (REIHEN-/EINZEL-/HÖR-/LESEFORMAT) ⭐⭐⭐⭐⭐

GENRE (VOM VERLAG GESETZT) ⭐⭐⭐⭐⭐

VERLAGSPREIS (ANGEMESSEN/ZU TEUER/GÜNSTIG) ⭐⭐⭐

GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐⭐⭐

ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐⭐⭐⭐

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2022

Blutiges Mitgefühl

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
1

Kurzmeinung:
Eine Sache bleibt ungeklärt & Ungereimtheiten zu Beginn werden am Ende geklärt. Ein mitreißender und wieder mal brutaler Thriller!


Klappentext:
Machen Sie sich bereit für einen neuen, blutigen ...

Kurzmeinung:
Eine Sache bleibt ungeklärt & Ungereimtheiten zu Beginn werden am Ende geklärt. Ein mitreißender und wieder mal brutaler Thriller!


Klappentext:
Machen Sie sich bereit für einen neuen, blutigen Fall vom LAPD Ultra Violent Crimes Unit. Detective Robert Hunter und sein Partner Garcia jagen einen perfiden Serienkiller. Die blutige Art des Tötens ist nicht das Einzige, was diesen Killer antreibt. Für ihn sind Angst, Schmerz und der Tod Teil einer Lektion. Und er ist der Lehrmeister. Als eine zweite Frau grausam umgebracht wird, fragen Hunter und Garcia sich, wie viele Gedichte dieser Serienkiller noch schreiben wird. Ihnen bleibt nicht viel Zeit …

Autor:
Chris Carter wurde 1965 in Brasilien als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er studierte in Michigan forensische Psychologie und arbeitete sechs Jahre lang als Kriminalpsychologe für die Staatsanwaltschaft. Dann zog er nach Los Angeles, wo er als Musiker Karriere machte. Mittlerweile lebt Chris Carter als Vollzeit-Autor in London. Seine Thriller um Profiler Robert Hunter sind allesamt Bestseller.

Übersetzerin:
Sybille Uplegger


Bewertung:
Das Cover ist wie die anderen Cover der Serie nicht besonders kreativ. Die Klappentexte sind ja ebenfalls wirklich einfallslos und fast nichtssagend. Das ist auch hier wieder der Fall, sehr schade. Es ist irgendwie, als ob der Verlag meint, er habe es gar nicht nötig, die Geschichte in einem Klappentext neugierig zu vermitteln, weil die Werke vom Autor Selbstläufer sind. Das ist ziemlich abgehoben. Der Titel ist nicht deutlich verständlich, man muss das etwas philosophisch lesen. Blutige Stufen sind hier als Steigerung gemeint, nicht die Stufen selbst.

Was mir hier direkt am Anfang aufgefallen ist, ist ein typisches Muster, das wir m Kopf haben. Es geht um die erste Frau, die zum Opfer wird. Sie wird äußerlich nicht beschrieben, wie das meistens in Romanen der Fall ist, sodass wir uns darauf ein Bild machen. Wenn keine Beschreibung vorhanden ist, machen wir uns selbst ein Bild im Kopf, wie die Person aussieht. Im dritten Kapitel wurde beschrieben, dass die Frau dunkelhäutig ist (schwarz oder farbig ist in meinen Augen Blödsinn, da es keine schwarzen und bunten Menschen als Hautfarbe gibt). Das war im ersten Moment ein Schock im Kopf. Als hellhäutige Person mache ich mir automatisch wie andere Hellhäutige ein Bild von einer hellhäutigen Person. Das ist psychologisch natürlich überall so. Dunkelhäutige Menschen machen sich ein Bild von einer Dunkelhäutigen. Aber gesellschaftlich ist das eher kontraproduktiv, da es einen allgemeinen Rassismus zeigt, den wir im Alltag gar nicht wahrnehmen. Mir ist das aufgefallen, weil mein eigenes Bild auf eine ganz andere Realität zusammengetroffen ist. Das ist eher eine Seltenheit beim Lesen. Das hat mich das ganze Buch über verfolgt.

Für mich war der Anfang nicht fesselnd, ich habe mich etwas schwer getan, das Buch in den Händen zu halten. Das liegt aber nicht bloß an dem Verlauf, ich hatte auch keine richtige Lust darauf. Ein paar Tage später änderte sich das und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Was mich sehr genervt hat - wie in den letzten Bänden -, ist, dass Hunter atypisch als Allwissender in die Höhe gestellt wird. Das nervt furchtbar! Dieser typisch amerikanische Blockbuster-Held, der fast schon heilig ist ... GÄHHHHNNN!!!!! Total unrealistisch und wie bereits erwähnt, nervig!

Der Fall selbst ist einerseits gar nicht neu in der Idee. Andererseits ist er fesselnd originell umgesetzt. Direkt beim ersten Mord kam bei mir eine Frage zum Mordgeschehen auf, die ich hier aus Spoilergründen nicht beschreiben kann. Diese wird erst am Ende geklärt und ergibt auch Sinn. Genau diese Aufklärung bringt auch die originelle Wendung, mit der man nicht rechnet. Man wird natürlich auch in die Irre geführt. Mehr schreibe ich dazu nicht.

Der Inhalt des Falles kann ich auch nicht näher beschreiben, um nichts zu verraten. Der gesamte Verlauf ist durchweg für die Leser nachfollziehbar, was leider nicht selbstverständlich ist. Die meisten Romane haben irgendwelche Logikfehler, die auch fern jeder Realität ist. Das ist hier keinesfalls so. Das ist für mich ein seltener Genuss. Die Brutalität ist für mich nicht extremer als die anderen Bände, bis auf die ersten Bände. Wenn ich an die anfänglichen Fälle mit z.B. abgesägten Gesicht denke, sind die Morde in diesem Roman keine Steigerung. Es häufen sich allerdings die extrem brutalen Morde seit den letzten Bänden.

"Wie tötet man jemanden, ohne ihn zu töten? Man höhlt seine Seele aus", beantwortete Hunter seine eigene Frage, "und füllt sie mit Schmerz. Man nimmt ihm das, was er am meisten liebt."

(Seite 383/384)


Fazit:
Eine Ungereimtheit, die kurz vor Ende aufkommt, wird leider nicht aufgelöst, das hängt mir noch nach. Der Beginn holpert für mich etwas, dann wird es sehr fesselnd und schnell ausgelesen. Die Charaktere sind a-typisch, der Hauptcharakter nervt leider fast nur noch, trotzdem kann ich die Geschichte guten Gewissens mit 5 Sterne bewerten. Eigentlich wollte ich das Hörbuch hören, aber leider hat Bookbeat nur das gekürzte Hörbuch bisher. Vielleicht folgt die ganze Geschichte noch.



COVER/TITEL/AUFMACHUNG/MATERIAL ⭐⭐⭐⭐

AUSGABEN-FORMAT (REIHEN-/EINZEL-/HÖR-/LESEFORMAT/LÄNGE) ⭐⭐⭐⭐⭐

GENRE (VOM VERLAG GESETZT) ⭐⭐⭐⭐⭐

VERLAGSPREIS (ZU TEUER/ANGEMESSEN/GÜNSTIG) ⭐⭐⭐,🌠

GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐⭐

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2021

"Ich bin nicht mehr dieselbe", flüstere ich (...) - "Du bist ganz genau dieselbe", flüstert er zurück.

Dieselbe und doch nicht die Gleiche
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Klappentext und Inhaltserzählung:
Vielleicht ist es üblich, dass man sich das Datum eines so prägenden, einschneidenden Erlebnisses merkt. Wie ein Todesdatum quasi. Der Todestag meiner Würde. Der Todestag ...

Klappentext und Inhaltserzählung:
Vielleicht ist es üblich, dass man sich das Datum eines so prägenden, einschneidenden Erlebnisses merkt. Wie ein Todesdatum quasi. Der Todestag meiner Würde. Der Todestag meines Stolzes. Der Todestag meiner Gefühle.
Aber ich weiß das Datum nicht. Es war ein sonniger, warmer Tag. Ein Tag, der gut anfing.
Tief in mir hat er nie ein Ende genommen. (...)
Daran zu denken, ist wie langsam zu ersticken. Der Reißverschluß in meiner Brust zieht sich immer weiter zu, bis die Panik überhandnimmt. Da an dieser Straße, auf diesem Stein, da hatte ich keine Angst. An dieser Straße war ich ein ganz normales Mädchen, das von einem ganz normale Jungen angesprochen wurde (...)
Das war nicht der Mörder meiner Würde, meines Stolzes, meiner Gefühle. Das war ein Junge. Und ich war ein Mädchen. Fängt so nicht manch eine Liebesgeschichte an?

(Seite 32/33)


Autorin:
Sophie Kroemer wurde 1999 in Hamburg geboren und ist dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. "Dieselbe und doch nicht die Gleiche" ist ihr erstes Buch, mit dem sie das traumatische Erlebnis ihrer Vergewaltigung aufarbeitet. Sie möchte damit anderen Mut machen: "Wir leben in einer Gesellschaft, in der nach schlimmen Erlebnissen schnell wieder Alltag einkehren soll. Der Versuch, schnellstmöglich alles wieder zum Alten führen zu wollen, verschlimmert nur alles. Jeder hat seinen eigenen Weg damit umzugehen, aber es ist wichtig zu wissen, dass es einen Weg gibt."

(Anmerkung von mit: Recht hat sie!)



`Bewertung:
So, meine treuen Leser-Fans! Da bin ich wieder! Die, die mit negativen Kritiken genauso wenig geizt, wie mit positiven Kritiken! Ehrlich und fair, das sollte das Motto aller sein. Nun zum Buch - ein Wunschbuch von mir!

Hinten auf dem Klappentext steht eine Meinung zum Buch, von Romy Hausmann. Ich finde es wirklich nervig, dass da nicht beisteht, wer das ist. Ich musst den Namen im Netz suchen, um das herauszufinden.

Das Cover zeigt die Autorin und es passt auch zum Titel und der Geschichte. Nicht ganz scharf, aber doch sichtbar. Wirklich hervorragend gelungen. Wieso schreibe ich Geschichte? Weil die Autorin die Verarbeitung ihrer Vergewaltigung in einer fiktiven Geschichte verarbeitet. Wir lesen also keine gängige Biografie, sondern eine erfundene Geschichte mit wahrem Erlebnis dahinter. Allerdings hat mich das Vorwort mehr verwirrt als der Klappentext, der mich eher neugierig gemacht hat. Ich habe das Vorwort dreimal gelesen, weil ich mich gefragt habe, was denn ausgedacht ist und was nicht. Das begleitet mich sogar jetzt nach dem Lesen noch.

"Du kannst mich nicht retten", sage ich.
"Du musst nicht gerettet werden. Du bist stark genug."

(Seite 37)

Sakari wurde auf einem Stadtfest von einem Fremden vergewaltigt. Dieser ist danach einfach verschwunden und seiner Strafe entkommen. Dann tauch Sakaris zweites Ich auf, Kari. Sie ist das derzeitige Gegenteil von Sakari: Lebenslustig, albern, risikofreudig und genießt das Leben. Durch die Geschichte hinweg begleitet Kari Sakari (könnte auch ein Vor- und Nachname sein, lustig) durch den Prozess der Heilung. Es geht nicht darum, alles zu vergessen und so zu werden wie früher. Das funktioniert nicht, die Vergangenheit steht. Es geht um das Weiterleben trotz der Vergangenheit. Sie anzunehmen und zu akzeptieren. Wir erleben Sakari, wie sie mal in die eine Richtung, mal in die andere Richtung geht und mit sich und dem Geschehenen kämpft.

Was die Autorin nicht ausspart ist das Verhalten der Außenstehenden. Freunde und Familie, die mal mehr, mal weniger einfühlsam mit Sakari umgehen. Und natürlich muss sie sich auch die typischen Sprüche, die jede Frau sich anhören muss, gefallen lassen. Es ist ja selbst im Gesetz verankert, die Mitschuld der Frau. Man wird von der Polizei und dem Gericht Dinge gefragt, die gar keine Rolle spielen und der Frau die Mitschuld geben: Was hast du getragen? Was hast du zu ihm gesagt? Hast du ihn provoziert? Mit ihm geflirtet? Hast du getrunken oder Drogen genommen? Das ist eine Sauerei, denn selbst wenn ich nackt vor einem Mann stehe, hat er kein Recht mich einfach anzufassen! Basta! Aber so ist unser System. Die Frau ist die Verführerin, die Sündige. Dass es hier eine gerechte Reformation braucht, muss ich ja nicht weiter ausführen. Dasselbe gilt für uns als Gesellschaft, die immer nur allzu gern den Frauen die Schuld gibt. Falsch angezogen provoziert, betrunken gewesen ... Mit all dem muss sich auch Sakari auseinandersetzen.

"Man muss einfach darüber hinwegkommen und es loswerden." Es. Was versteht sie unter es? Wovon reden wir hier? Sprechen wir von einem Beinbruch? Einem Virus, den man wieder loswird?

(Seite 50)

Und da gibt es noch ihren besten Freund Nate. Wer hätte nicht gerne so einen Freund ... Die beiden kennen sich schon immer und hängen ständig zusammen. Nach Sakaris Vergewaltigung fällt ihr die Nähe zu Männern verständlicherweise schwer, auch zu Nate. Er selbst kämpft mit den Folgen und versucht damit unterstützend für Sakari umzugehen. Die Autorin schafft die Balance, dass Nate bis zu einem gewissen Grad viel Mitgefühl und Verständnis aufbringen kann, aber dennoch die Folgen für Sakari nicht wirklich nachempfinden kann als Mann. Eine Vergewaltigung oder anderer sexueller Missbrauch ist wie eine psychische Erkrankung. Die Vorstellungskraft hat ihre Grenzen und wirklich verstehen kann man es nur, wenn man selbst darunter leidet. Das ist leider so.

Kari und Nate waren meine Lieblinge in der Geschichte. Ich konnte wirklich nicht genug von den beiden bekommen. Sakari selbst war mir sympathisch auf vielen Ebenen. Ich war überrascht, wie schnell sie doch weitergehen konnte, nach weniger als einem Jahr. Aber es ist nicht zu vergessen, dass sie viel Rüstzeug aus ihrem Elternhaus mitbekommen hat, ein stabiles Zuhause, einen besten Freund ... Wenn sie eine der weniger glücklichen Frauen gewesen wäre, die vorher schon viel erleiden musste, sähe das Ganze anders aus. Man muss das individuell betrachten. Sie war zuvor eine gefestigte Seele und das hat ihr mehr geholfen als ihr selbst bewusst scheint.

Der Verlauf insgesamt ist eine Abenteuerfahrt der Gefühle, mal war Sakari mir näher, mal entfernter, was alles noch realer machte. Die Autorin erspart uns nicht das hammerschlagende Wort "Vergewaltigung". Sakari kann es erstmal schwer aussprechen, aber sie tut es dann doch. Das ist eines der wichtigen Bausteine für eine gesellschaftliche Aufarbeitung. Denn wir sagen ungern "Vergewaltigung", sondern stattdessen "Sexueller Missbrauch" oder "Sexualisierte Gewalt", eine neue Deklarierung, nur um das Wort Vergewaltigung zu umgehen. Es ist zu brutal, um es auszusprechen, obwohl es genau das besagt, was es ist: Eine Vergewaltigung. Es kommt uns schwer über die Lippen, weil es in der Schwebe, zwischen den Zeilen, irgendwie als Deklarierung einer Übertreibung mitschwingt. Man will es nicht so sehen, aber es ist sofort im Kopf bei diesem Wort. Das alleine ist schon eine Diskriminierung und gibt den Frauen ungesagt die Mitschuld bzw. ihnen das Gefühl, sie übertreiben.


Leider ist das Ende schnell gekommen, ich hätte so gerne weitergelesen. Das einzige, das ich negativ anmerken kann, ist eine unbeantwortet Frage:

"Ich muss es herausfinden", wiederhole ich leise.
"Was musst du herausfinden?"
"Ich muss wissen, was hinter dem Schmerz liegt."
(...)
"Weißt du jetzt, was hinter dem Schmerz liegt?"
""Wut", sage ich, obwohl es wie eine Frage klingt.
"Da ist noch so viel mehr."

(Seite 125/126/135)


Das bleibt leider aus, was noch mehr dahinter steckt als Wut. Schade.



Fazit:
Ich hatte das Buch in zwei Tagen durch, allerdings hätte ich es auch an einem Tag geschafft, aber dann hätte ich gar keinen Schlaf bekommen. Die Geschichte fesselt ungemein wie ein spannender Roman. Obwohl er viele dramatische Szenen hat, sind sie dennoch dosiert mit Abstand erzählt - so wie die Autorin mit der fiktiven Figur Abstand gewinnt. Ich frage mich jetzt schon eindringlicher, was davon wirklich passiert ist und was nicht. Die Autorin schreibt, das es nicht um die Einteilung (Wahrheit oder Fiktion) geht, womit sie auch recht hat. Aber das beschäftigt mich schon, da ich mitgefühlt habe. Das war die ganze Zeit beim Lesen in meinem Kopf dabei: Welche Szene hat sie selbst erlebt? Vor allem die Frage, ob sie in Wirklichkeit so einen besten Freund hat, der ihr eine Stütze ist und sie wieder in die Welt der Berührungen und des Vertrauens führt. Dadurch, dass das ungeklärt bleibt, hinterlässt das Buch ein unvollständiges Bild bei mir. Das finde ich sehr schade.

Eine sehr einfühlsame und eindringliche Geschichte, ohne ins Detail zu gehen. Fiktion mit der Wirklichkeit verknüpft. Ich empfehle das Buch von Herzen weiter!

Eine negative Anmerkung außerhalb der Geschichte muss ich machen: Ich finde das Format falsch gewählt. Das Buch mit seinen 236 Seiten hätte ruhig ein Taschenbuch sein und 10 € kosten können. Für mich sieht es so aus, als ob man mit der Broschürevariante und 15 € dafür mehr Geld einnehmen möchte. Das relativiert etwas meinen Eindruck vom Buch. Bedauerlich.

"Du wirst es sehen", sagt sie.
"Und was?"
"Den Grund, warum du weitermachst."

(Seite 79)



😈 Weitere Zitate findet ihr hier, wie immer auf eigene Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2997976289/



P.S.: Das Zitat, das als Überschrift dient, findet sich auf Seite 60 im Buch.



Meinen 💝lichsten Dank geht an den Fischer-Verlag, der mir das Buch auf Anfrage zugesendet hat. Ich kann andere Leser nur ermutigen, wenn ihr weit streut, braucht ihr auch keinen Blog. Die Reichweite ist genauso vorhanden.


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Veröffentlicht am 20.09.2021

Kein spezielles Kinderbackbuch mit originellen Rezepten!

Von Einfach zu Brillant KIDS
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Klappentext:
»Es ist kein Geheimnis, dass Kinder schwierige Esser sein können. Ich weiss, wie schwer es ist, alle glücklich und satt zu machen. Deshalb sammle ich Rezepte, die Kinder garantiert mögen.« ...

Klappentext:
»Es ist kein Geheimnis, dass Kinder schwierige Esser sein können. Ich weiss, wie schwer es ist, alle glücklich und satt zu machen. Deshalb sammle ich Rezepte, die Kinder garantiert mögen.« Für dieses Buch hat Donna Hay die besten davon zusammengestellt. Gerichte, die nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen schmecken und die sich damit bestens für den Familientisch eignen. Die Rezepte sind klar und einfach aufgebaut, in typischer Donna-Hay-Art modern umgesetzt, und viele können auch Kinder und Jugendliche selber zubereiten. Die Klassiker werden durch spannende Variationen ergänzt, was für Abwechslung sorgt und die Experimentierlust anregt. Oft sind die Rezepte mit cleveren Tricks und gesunden Zutaten aufgepeppt. Gesunde Burger, Knusper-Fischstäbchen mit dicken Ofen-Pommes, clevere Mogel-Pizza, lässige Tortilla-Chips und Popcorn-Tüten, tolle Eis-am-Stiel-Varianten und vieles mehr.


Autorin:
Donna Hay ist weltweit eine der erfolgreichsten Kochbuchautorinnen. Ihr Markenzeichen sind einfache, saisonale Rezepte, die sowohl Gaumen- als auch Augenschmaus sind. Viele ihrer Bücher wurden zu Millionen-Bestsellern. Sie tritt in TV-Kochshows auf, ist Herausgeberin eines Online-Kochmagazins samt Shop mit eigener Kollektion und ist mit ihrer Produktlinie landesweit in den Supermärkten vertreten.

www.donnahay.com


Übersetzerin:
Kirsten Sonntag


Bewertung:
Cover und Aufmachung sind toll und fördern das lustvolle Blättern und Ausprobieren. Es ist etwas größer als gewöhnliche Backbücher oder eben der Norm entsprechend groß. Es gibt ja einige kleine Bücher. Zum Inhalt:


Einleitung und Sicherheitstipps

Morgens

Mittags

Abends

Snacks

Süsses

Glossar und Register

Utensilien


Die Deckblätter zu den Kapiteln sind nicht spektakulär wie bei manch anderen Back- und Kochbüchern, aber sie passen zur Gesamtaufmachung. Unaufgeregt, sodass die Rezepte richtig zur Geltung kommen. Zwischendrin gibt es Fotos der Familie.

Die Rezepte sind abwechslungsreich und viel neues für mich ist dabei. Oft sind auf den ersten beiden Seiten eine Grundvariante des Rezeptes dargelegt und auf den nächsten zwei Seiten dann andere Varianten dazu.

Keine Angaben, ob es sich beim Backen um Ober- und Unterhitze oder um Umluft handelt. Nur aus meiner Erfahrung mit solchen Teigen weiß ich, dass hier Ober- und Unterhitze gemeint sein muss, denn bei Umluft wird weniger Grade eingesetzt. Ich habe vor einiger Zeit sogar eine Faustregel dazu gelesen; Umluft ist immer 20 Grad weniger als Ober- und Unterhitze. Aber jemand, der das nicht weiß oder keine Erfahrungen damit hat, bekommt hier richtig Probleme. Das Backen ist das A und O. Wenn die falsche Temperatur eingestellt ist, geht das immer schief. Für ein Backbuch ein echtes No Go!

Auch Angaben wie "Normales Weizenmehl" ist keine Fachsprache, sondern Goschensprache bzw. Straßensprache. Wie wir hier in Deutschland "Normale Brötchen" sagen, obwohl es sowas nicht gibt. Das ist auch in Bäckereien immer eine Diskussion, jedenfalls war sie das bei uns. Normale Brötchen gibt es genauso wenig wie normales Weizenmehl. Faulheit an Sprache bringt eine unschöne Sprache hervor.


Fazit:
Man kann den Titel "Kids" bedenkenlos ignorieren. Habe ich auch getan, denn man bekommt nicht so richtig das Gefühl, dass das ein Kinderbackbuch ist, eher ein Begleitbuch für Kinder. Jedoch hat die Autorin speziell ein Buch für Erwachsene herausgegeben, wie ich beim Stöbern für die Rezension entdeckt habe. Das kostet sogar 40 € und enthält 400 Seiten. Das macht mich sehr neugierig, denn dieses Buch hier zählt ab jetzt zu meinen Favoriten - trotz der negativen Kritikpunkte von mir.


Leseprobe:
https://at-verlag.ch/buch/978-3-03800-057-0/donna-hay-von-einfach-zu-brillant-kids.html



BERICHTESTIL ⭐⭐⭐⭐

UMSETZUNG/DARSTELLUNG ⭐⭐⭐⭐⭐

INHALT ⭐⭐⭐⭐⭐



Gelesen am 15. September 2021

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  • Handlung
Veröffentlicht am 09.07.2021

🤐 Unangenehme Wahrheiten herrlich böse dargestellt 😈

Deppen-Malbuch
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Klappentext:
Sie denken, man könne sich die Grenzdebilität mancher Idioten aus Politik und Alltag nicht ausmalen?

Falsch gedacht! In Perscheids erstem Deppen-Malbuch stößt uns Perscheids Lieblingsfigur ...

Klappentext:
Sie denken, man könne sich die Grenzdebilität mancher Idioten aus Politik und Alltag nicht ausmalen?

Falsch gedacht! In Perscheids erstem Deppen-Malbuch stößt uns Perscheids Lieblingsfigur - der Depp - auf menschliche Umnachtungen, die Sie in diesem Buch sogar in den allerschönsten Farben ausmalen können. Neben Perscheids genialen Cartoons dürfen hier Schwachsinnigkeiten aus den Medien, die beliebtesten Rechtschreibfehler der Deutschen, die dümmsten Werbefiguren oder die beklopptesten Tattoo-Sprüche schöngezeichnet, ergänzt und verziert werden.

Mit Cartoons zum Ausmalen, den deppigsten Weltrekorden und dümmsten Fragen (ja, es gibt sie) zum Verzieren, Ergänzen und Erarbeiten...


Autor:
Martin Perscheid, Jahrgang 1966, wird häufig in der Nähe von Köln gesichtet, wo er als Texter und Cartoonist sein Dasein fristet. Seine Cartoon-Serie »Perscheids Abgründe« erscheint in über 50 Tageszeitungen und Zeitschriften. Perscheid hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, wurde mit Preisen ausgezeichnet, und die Caricatura in Kassel setzte ihm bereits ein Denkmal.


Bewertung:
Das Cover zeigt hier eine Cartoon, die nicht im Buch vorkommt. Wir kennen das sonst nur so, dass das Cover solcher Bücher ein Bild aus dem Inhalt nimmt, das ist hier nicht so.

Das Buch hat mich wegen des schrägen Humors angezogen, genau meine Kragenweite. Dummheit und Unrecht muss man einfach auch humorvoll darstellen, um es sichtbar erträglich zu machen. Es bietet reichlich Cartoons zum lachen und ausmalen. Auch Rätsel und Plätze für eigene Zeichnungen sind dabei. Alles auf Deppen-Stil, versteht sich. 🤭 Aber keine Panik, am Schluß stehe die Lösungen zu den Rätseln. Und damit auch niemand verkennt, welchem Depp dieses Deppen-Buch gehört, gibt es auf der ersten Seite ein Namens-Feld. Tag und Buch gerettet!

Was mir - neben der Idee - besonders gefällt, ist, dass die Karikaturen nicht alle einfach aus alten Büchern entnommen wurden, wie das leider und frecher weise sonst der Fall ist. Wer regelmäßig die Bücher von Cartoonisten kauft, weiß um dieses Ärgernis. Da zahlt man für ein Buch, das angeblich neu sein soll, und drin sind alte Cartoons, nichts oder fast nichts neues dabei. Das ärgert mich sehr und schreckt mich auch vor weiteren Käufen ab! Aber nicht hier. Hier gibt es sowohl alte als auch neue Illustrationen und Sprüche. Richtig klasse und so gehört sich das auch!


Fazit:
Der Autor genießt die Freiheit, herbe Kritik austeilen zu dürfen. Wenn das unsereiner tut, wird man angeblödet. Meinungsfreiheit ist hier eben auch differenziert auf Personen zu betrachten. Nun ja, wir können uns darüber erfreuen, dass wenigsten ein paar beliebte Menschen wie Perscheid die Erlaubnis erhalten und sie auch nutzen. Dadurch ist dieses herrlich erfrischend komische Buch entstanden.

Ich habe das Buch spontan entdeckt und gekauft, ich konnte nicht anders. Mein sonst langes abwägen von Käufen setzte hier aus. Ich kann nicht mit allem etwas anfangen und hier und da gibt es Cartoons, die ich nicht verstehe, aber dennoch sehr lesenswert. Ein tolles Buch für sich oder andere als humorvolles Geschenk.



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