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Veröffentlicht am 09.07.2021

Toll veranschaulicht, aber erst für junge Jugendliche ab 12 Jahren geeignet

Was passiert mit unserem Klima?
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Klappentext:
Klimawandel anschaulich wie nie

Welche Länder stoßen am meisten CO2 aus? Welche Städte sind vom steigenden Meeresspiegel am meisten bedroht? Welche Möglichkeiten haben wir, den Klimawandel ...

Klappentext:
Klimawandel anschaulich wie nie

Welche Länder stoßen am meisten CO2 aus? Welche Städte sind vom steigenden Meeresspiegel am meisten bedroht? Welche Möglichkeiten haben wir, den Klimawandel einzudämmen? Dieses umfassende und fundierte Klimawandel-Buch beantwortet die wichtigsten Fragen zum Klimawandel und rückt die wesentlichen Aspekte in den Fokus – von den Ursachen bis zu den Folgen. Eindrucksvolle Infografik-Karten in 3-D und spektakuläre Fotos beleuchten klar den prekären Zustand unserer Erde und präsentieren mögliche Lösungen. So haben Kinder unsere Erde noch nie gesehen!

Die wichtigsten Fakten zum Klimawandel auf einen Blick

„Wir streiken, bis ihr handelt!“ Seit 2018 demonstrieren Millionen Kinder und Jugendliche weltweit in der Fridays-for-Future-Bewegung für den Klimaschutz. Dieses beeindruckende Klimawandel-Buch fasst alles Wichtige zusammen, was junge oder zukünftige Klimaretter ab 10 Jahren über die Klimakrise wissen müssen und zeigt, wie sie selbst mit kleinen Taten Großes bewirken können.

• Klimawandel & Treibhauseffekt einfach erklärt

• Visueller Zugang zu einem komplexen Thema

• Eindrucksvolle doppelseitige Fotos

• Mit exklusivem Vorwort vom Klimaforscher Prof. Stefan Rahmstorf

Informativ & anschaulich visuell aufbereitet – in diesem bemerkenswerten Buch zur Klimakrise werden jungen Klimaschützern die wesentlichen Fragen zum Klimawandel auf den Punkt beantwortet!



Autoren und Illustratoren:
Viele

Übersetzer:
Stephan Matthiesen - Ich habe in Erlangen und Edinburgh Physik, Mathematik und Geowissenschaften studiert. Bis 2017 arbeitete ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektmanager an der Universität Edinburgh im Bereich Geowissenschaften an Projekten zur Klimaforschung. Inzwischen bin ich hauptberuflich als freiberuflicher Autor, Übersetzer und Lektor tätig. Ich engagiere mich ehrenamtlich in verschiedenen Organisationen und Projekten zur Vermittlung wissenschaftlichen Denkens in der Öffentlichkeit.


Bewertung:
Das Cover wirkt billig, wie aus dem Ramschladen. Das passt gar nicht zu diesem Buch und dem Verlag. Wäre nur das Bild zu sehen, würde ich nicht glauben, dass es von dem Verlag kommt. Es ist auch sehr künstlich, diese Viertel-Erde. Hier gibt es doch die Möglichkeit ein echtes Foto zu nehmen. Das sieht nicht nur besser aus, es vermittelt auch Nähe zu unserem Planeten. Die Rückseite des Buchdeckels dagegen ist super toll gestaltet. Es sind vier Bildern von den Innenseiten genommen worden, was direkt einen kleinen Einblick der Gestaltung gibt. Insgesamt ist die Aufmachung des Buches wunderbar.

Es gibt eine politische und physikalische Weltkarte. Das gefällt mir unheimlich gut und hat mich beim Lesen begleitet. Mit ihnen kann man die verschiedenen Länder zuordnen, die auf den Karten oft nicht deklariert sind durch die vielen Daten.


Das Inhaltsverzeichnis ist wie folgt aufgeteilt:

Vorwort

Wie steht es um das Erdklima?

Ursachen des Klimawandels

Folgen des Klimawandels

Maßnahmen zum Klimaschutz

Glossar

Register

Dank und Bildnachweis


Jedes Kapitel hat zwei Deckblattseiten. Alles ist farblich gestaltet, mal gedeckt, mal auffällig. Jedes Kapitel hat verschiedene 3D-Karten, alles ist sehr schön veranschaulicht. Das Buch ist größer als die gängigen Sachbücher und bietet so mehr Platz für die Karten und Informationen. Und die braucht es auch, denn das Buch ist randvoll mit Informationen. Manchmal wirken einige Seiten dadurch chaotisch, obwohl die Setzung der Daten sehr geordnet ist. Aber einige Seiten sind so voll gestopft mit Text und Bildern, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll, wo lesen, wo hinschauen. Selbst ich Erwachsene war da immer wieder überfordert. Es ist schwer zu erklären, eine ambivalente Sachlage; die Daten, Illustrationen und Fotos sind zwar geordnet, aber bei der Masse auch chaotisch. Zwischendurch gibt es mal auf zwei Seiten ein Foto, dass das jeweilige Thema, wo es gesetzt ist, bildhaft verdeutlicht. Ich habe vier Fotos angehangen.

Beim Thema "Extremwetter" fehlen sehr prägsame Unwetter, die es bisher gab. Klar passt nicht alles rein, aber zum Beispiel die Jahrhundertflut 2013 in Deutschland hätte hier Platz finden müssen. Das war eine Jahrhundert-Katastrophe, daher wurde dieses Unwetter auch so getauft. Weite Teile Deutschlands standen viele Wochen metertief unter Wasser. Das war täglich überall in den Nachrichten, sowas haben wir hier selten. Da finde ich, das das hier reingehört. Oder auch der Tsunami in Japan vor ein paar Jahren. Das war auch ein Riesen-Unwetter, dass wochenlang in den Nachrichten kam und auch jetzt noch immer wieder von der Öffentlichkeit aufgegriffen wird.

Als ich bei "Australische Buschfeuer" angekommen war, brauchte ich eine Pause vom Buch. Der schlimmste Brand, der jemals dort gewütet hat. Tausende Menschen wurden evakuiert, 34 Menschen kamen ums Leben und über 1 Milliarde Tiere !!!! starben!!! Genau lassen sich die Zahlen ja nicht erfassen. Auch mischt sich Wut in meine Trauer, weil es für mich den Anschein hatte, dass die Menschen dort sich eher auf die Menschen fokussiert und die Tiere im Stich gelassen haben, die ja von selbst nichts tun konnten, anders als die Menschen. Das hat das Buch nochmal aufleben lassen.

Bei den Tabellen fehlen die Quellenangaben, ich weiß nicht, von wem die und deren Daten stammen. Das bleibt schwammig. Das Glossar ist wie üblich nicht ausreichend. Es gibt einige Wörter, die eine Erklärung bedürfen, aber nicht dort verzeichnet sind. Ich selbst habe nicht jedes Fachwort verstanden. Und für Kinder und Jugendliche wird das erst recht unverständlich sein.

Was ein großer Störfaktor ist, ist das übliche Faktorisierung von Schätzungen. Die ganzen Daten, Zahlen und Prozente werden hier als ermittelte Fakten dargelegt. Dabei wissen wir nicht, wie es wirklich ist. Wir können nur schätzen und mit unseren mitteln versuchen, so viel Wahrheit wie möglich heranzuziehen. Leider ist das aber eine gängige Art; halbe Erkenntnisse als Fakten darzustellen. Wir wissen nicht genau, wie der Klimawandel zahlenmäßig bisher zugeschlagen hat und zuschlägt. Wir wissen nicht genau, wie viele Menschen auf der Flucht sind. Wir wissen nicht genau, wie viele alleine wegen der Klimabelastungen sterben. Wir wissen nicht genau, wie viele Tier- und Pflanzenarten es gibt. Wir wissen nicht genau, wie viel Wald wirklich abgeholzt wird. Das können wir in allem weiterführen ... Es gibt sehr wenig, dass weit hundertprozentig wissen!!! Es gibt wenige Dinge, die wir wirklich genau ermessen können. Aber alle Daten so zu vermitteln, als ob das fix ist, verklärt die Realität und vermittelt Falschwissen. Das ärgert mich! Aber wie geschrieben, das ist ein grundsätzliches Problem unserer Gesellschaft. Weltweit. Anzuerkennen, dass wir nur bis zu einer gewissen Grenze erforschen können, da tun wir Menschen uns schwer. Diese typische Arroganz. Dem könnte man Abhilfe schaffen, indem man Angaben wie circa, ungefähr, schätzungsweise etc. angibt. Das ist für mich auch Professionalität und spiegelt die Wirklichkeit wieder. Und von manchen Menschen erfährt man diese auch.


Fazit:
Ich leibe die Bücher des Verlages, ungeachtet von der Kritik der allgemeinen Weltverklärung. Das ist ein globales Problem, das alle Gesellschaften umfasst und sich als Einzelperson nicht ändern lässt.

Ich finde, es ist zu viel Input für Kinder. Der Verlag setzt das Alter ab 10 Jahren, aber ich denke, das Buch ist zu fachmännisch für dieses Alter. Das Verständnis für diese komplexen Darstellungen fehlt im Grundschulalter. Ich empfehle das Buch eher ab 12 Jahren und auch wie alle Kinderbücher/junge Jugendbücher in Begleitung von Erwachsenen. Denn hier bedarf es viel Erklärung. Trotz des massiven Inputs war es eine Freude, in dem Buch zu blättern und vieles auf andere Weise dargestellt zu entdecken. Auch die Mischung von Illustrationen und echten Fotos finde ich gelungen. So bleibt der Blick auf die Sachen nicht abstrakt, sondern bekommt Bezug zur Wirklichkeit. Und mit 15 € ein bezahlbares Sachbuch. Ein Buch, dass ich trotz negativer Kritiken von Herzen weiterempfehle. Für die erheblichen Makel ziehe ich nur wenig ab, also insgesamt 4,5 Sterne.


Einblicke in das Buch bekommt man auf der Produktseite beim Verlag:

https://www.dorlingkindersley.de/buch/was-passiert-mit-unserem-klima-9783831041282




Gelesen am 5. Juli 2021





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Veröffentlicht am 09.07.2021

Das Buch der wirren und nicht recht nachvollziehbaren Erzählung

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
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Inhaltserzählung und Prolog:
Hast du schon mal darüber nachgedacht, was mit all den Buchstaben, den vielen Tausenden von Wörtern geschieht, die wir am Computer erst in die Tastatur hämmern, nur um sie ...

Inhaltserzählung und Prolog:
Hast du schon mal darüber nachgedacht, was mit all den Buchstaben, den vielen Tausenden von Wörtern geschieht, die wir am Computer erst in die Tastatur hämmern, nur um sie einen Augenblick später wieder zu löschen? Weil sie uns unsinnig erscheinen, weil uns etwas Besseres einfällt, warum auch immer.
Du findest, nach diesen gelöschten Wörtern zu fragen ist merkwürdig? Du glaubst, die Antwort liegt auf der Hand: nämlich, dass die Wörter dann einfach verschwunden sind? Weg? Nicht mehr existent? Du glaubst tatsächlich, diese Wörter besäßen keine Macht mehr? Sie könnten nichts ausrichten? Weder etwas Gutes, das uns hilft und uns beschützt, noch etwas abgrundtief Böses, das nichts anderes will, als uns alle zu zerstören?
Weißt du, genau das habe ich früher auch gedacht …


Autorin
:
Mary E. Garner träumte sich schon immer gern in die Welten ihrer Lieblingsbücher. Bevorzugt jene, die in ihrem geliebten England spielen. Ihrer persönlichen Leidenschaft zur großen Insel und deren literarischen Figuren entsprang die Idee zu Das Buch der gelöschten Wörter, in das sie nun auch ihre Leserschaft in entführt.

Sprecherin:
Seit ihrem Schauspielstudium ist Ann Vielhaben vor allem als Synchronsprecherin und für Hörbuchproduktionen verschiedener Verlage im Einsatz. Sie liebt es, sich in die unterschiedlichsten Charaktere zu versetzen und Figuren zu gestalten. Man kennt Ann u.a. als die deutsche Stimme von Deborah Ann Woll („Escape Room“, „Daredevil“, „Punisher“ und „True Blood“).


Bewertung:
Das Cover ist natürlich fantasievoll gestaltet. Beim Buch hätte ich gedacht, dass dort bei den Kapiteln etwas dabei als Verzierung ist, das Nichts passt nicht zum Rest. Gut, dass ich das Buch dazu habe. Hier wird der Prolog nicht deklariert, sodass ich keine Ahnung hätte, dass es ein Prolog ist. Die Sprecherin macht auch keine große Pause dazwischen.

Hope könnte sympathischer sein. Echt nett, die alte Dame im Buchladen gedanklich als vertrocknete Jungfer zu bezeichnen. Macht sie direkt sympathischer. Sagt, die Frau sei unfreundlich, ja aber selbst schlimmer sein. Sowas geht bei mir direkt auf Abwehrhaltung. Wie alt ist sie eigentlich? Sie wirkt wie eine junge Erwachsene. Nach einem Drittel erfährt man ungenau, dass Hope Anfang 40 ist. Das wird nicht genau gesagt, nur generell für die Partnersuche allgemein auf alle Menschen bezogen. Sehr hilfreich.

Ich bin verwirrt gewesen (fast die ganze Zeit), weil Hope beide Männer Rufus nennt ... Total undurchschaubar: wer von den beiden ist nun als Rufus gekennzeichnet? Zu Beginn wird der richtig aufgeführt, aber dann werden beide so genannt. Und dann nur noch einer, aber welcher der beiden? Erst war es der aus der Fantasiewelt, dann ist es der von der Partnervermittlung. Bei fast der Hälfte des Werkes kam für mich erst klar raus, wer nun der echte Rufus ist - Boah, das hätte die Autorin echt differenzierter schreiben können 🙄😒

Lenz und Rufus sind Brüder. Dieser Kevin/Kaven ist auch Rufus Bruder und somit Lenz Bruder? Okay ... Also sind Lenz und Rufus doch keine Brüder, und nur Kennen und Rufus. Oh Mann, mir wird schwindelig ...

Und dieser Pfleger Mick will nach meiner Erfahrung und auch die Art der Sprecherstimme mitteilen, dass er ein Date mit Hope will. Die checkt das nicht. Später sagt er, er habe jemanden kennengelernt, die Hope klargemacht hätte - hä?? Und das wird auch nicht aufgelöst, vielleicht in Band 2? Aber sehr kurios, das kommt so überraschend und ist so belanglos ...

Die Auflösung, wer der Verräter unter ihnen ist, ist von Hope aus den Haaren herbeigezogen. Wie kommt sie plötzlich ohne jeglicher Hinweise auf diesen Gedanken? Auch wieder für mich unverständlich.

Ätzend, die letzten zwei Minuten sind fesselnd, und da will ich Band 2 hören, das kommt aber erst am 12. Juli. 🙄 Und lesen will ich das nicht. Nicht nach diesem komischen Band. Und das war vor 12 Tagen!

Die generelle Sprechpause der Sprecherin (bis auf den Prolog) fällt manchmal sehr auf. Und bei einem Mal sogar mitten im Dialog. Hier hätte sie wenigstens den Dialog durchsprechen können. Die Sprecherin spricht Hope viel zu jung, man hat eine um die 20 Jährige vor Augen und keine 40 jährige. Und sie trägt auch zur Verwirrung bei, auch wenn die Autorin den Text verbuchst hat. Die Stimme an sich mag ich sehr gerne, habe schon ein paar Hörbücher mit der Sprecherin gehört, super gut. Aber hier schwankt das Vergnügen.


Fazit:
Ihr merkt sicher, eine wirre Konstruktion durchweg. Und ich mitten drin. Anstrengend. Jetzt muss ich noch 3 Tage auf Band 2 warten, ich weigere mich den zu lesen. Ich hoffe, der wartet mit viel weniger Wirrungen auf.

Ich habe mir eine ganz andere Geschichte vorgestellt, vor allem aber nicht so eine Verwirrung. Aber dass verschiedene Romane als Settings vorkommen und Hope und die anderen hin und her springen, war überraschend. Die Idee ist super und auch mal was anderes. Es hat einen gewissen Charme. Der eingebaute Krimi kommt mir etwas zu gewollt rüber, vor allem dessen Auflösung ist Müll! Die Charaktere finde ich schwer zu benennen, da ich zeitweise diese zu den jeweiligen Handlungen nicht zuordnen konnte. Alles sehr anstrengend. Gerade solche Werke sind als Hörbücher nochmal anstrengender als als Bücher.

Auch die Genresortierung ist beim Verlag chaotisch: einerseits als Fantasy deklariert, andererseits die Altersangabe ab 16 dabei stehend. Eine Jugend-Fantasy wird normalerweise immer als Jugendbuch deklariert.

Insgesamt in vielem wirr und nicht nachvollziehbar erzählt. Ich bin sicher, ich habe einige Punkte, die ich aufschreiben wollte vergessen, belassen wir es dabei.


Gehört am 26. Juni 2021




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Veröffentlicht am 07.07.2021

Vermächtnis von was?

Arden Hall - Vermächtnis der Liebe
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Inhaltserzählung und Leseprobe:
Jedes Leben hat seine Geschichten. Manche handeln von Abenteuern und Heldentaten, manche von Schrecken wie Mord und Intrigen. Doch das sind nicht die meisten. Die meisten ...

Inhaltserzählung und Leseprobe:
Jedes Leben hat seine Geschichten. Manche handeln von Abenteuern und Heldentaten, manche von Schrecken wie Mord und Intrigen. Doch das sind nicht die meisten. Die meisten handeln von den kleinen Dingen, vom Alltäglichen in seiner ewigen Repetition und seinen unzähligen Variationen, seien sie nun traurig oder amüsant. In jedem menschlichen Leben gibt es Geschichten, die von der Liebe handeln. Und wenn auch diese sich in jeder Generation wiederholen, so ist doch jener Moment, in dem ein Mensch das Glück findet, stets einzigartig und in meinen Augen immer eine Geschichte wert. Diesen Geschichten ist, wie allen anderen, das eine gemein: Sie wollen erzählt werden.

Anmerkung des Erzählers


Autorin:
Julia Schreiber ist 1974 geboren und lebt mit ihrer Familie in Tübingen in einem Haus, das nicht ganz, aber fast ebenso alt ist wie Arden Hall.

Sprecherin:
Frauke Poolman, geboren 1961 in Berlin, stammt aus einer niederländischen Theaterfamilie. Sie studierte Schauspiel an der Theaterhochschule »Hans Otto« in Leipzig und war anschließend an verschiedenen Bühnen engagiert. Sie spielte in mehreren DEFA-Filmen und in Fernsehreihen wie »Polizeiruf 110« mit. Neben ihrer Theaterarbeit ist sie auch als Synchronsprecherin sowie als Sprecherin für Hörbücher, Hörspiele, Features und Filmdokumentationen tätig. Seit 2007 unterrichtet Frauke Poolman an der Otto-Falckenberg-Schule in München Hörspiel & Mikrophonarbeit.


Bewerbung:
An sich gefällt mir das Cover, es wirkt historisch. Allerdings ist es sehr unzureichend, denn es gibt mehrere Hauptcharaktere, somit ist die eine Frau auf dem Cover nicht ganz stimmig. Der Klappentext ist ebenso einseitig. Hier wird dem Hörer verkauft, dass es sich nur um Sarah und Rob handelt, dabei handelt das Werk verschiedene Schicksale ab.

Vor der Geschichte gibt es Anmerkung zur Liebe der Erzählerin. Die Autorin schreibt von einem Erzähler, wieso verwendet sie nicht das weibliche Wort? Was soll das?

Im Prolog und in Kapitel 1 und 2 ist Rob noch ein Junge und es wird erzählt, wie er zur Familie Brook kommt. In Kapitel 3 ist er bereits 10 Jahre dort. Der Beginn ist also schön von Beginn an erzählt.

Die Zeit springt sehr salopp zum Teil. Ich bin - gerade, wo die Kinder da sind - kaum hinterhergekommen. Das Leben von Sarah und Rob zuerst, dann von Jorge, Earl of Arden und Billy und später noch Rose und James wird erzählt. Daneben kommen noch ein paar Nebencharaktere im Verlauf vor, aber die Erzählung über ihr Leben ist kurz oder es wird keine Vita erzählt.


"Und wenn ich irgendein anderes Mädchen wäre?", fragte sie leise.
"Du bist kein anderes Mädchen, du bist einzig auf der Welt", sagte er aus tiefstem Herzen (...)

(Track 25)


Die Erzählerin spricht über die Liebe allgemein immer wieder zwischen der Geschichte. Das ist besonders.

De ganzen Charaktere, ich bin müde, die alle zu beschreiben, sind für mich etwas zu viel des Guten. Manche sind ausgearbeiteter als andere. Ich war aber bei keinem so richtig gefesselt. Billy ist von allen wohl besonders für damalige Verhältnisse. Jedenfalls öffentlich.

Die Liebesbeziehung zwischen Sarah und Rob geht sehr salopp. Kennen sich kaum, schon wird geknutscht. Kurz darauf gibt es den ersten Sex. Sehr ungewöhnlich für damalige Verhältnisse. Da wird überhaupt nicht über Stand und Schwangerschaft nachgedacht. Ich hatte auch das Gefühl, dass sie sich erst als Erwachsene kennengelernt haben. Es wurde kurz gesagt, sie würden sich viele Jahre kennen, aber das merkt man nicht. Das geht alles sehr schnell.

Generell geht alles ziemlich schnell, auch die ganzen anderen Beziehungen. Auch kurz vorm Ende kommt Katherine, Robs Schwester und Kenny (wie geschrieben?) vor, über die erzählt wird. Sie kennen sich nicht, streiten um seinen Jungen und landen plötzlich zusammen im Bett.


"Es erscheint mir irgendwie ungerecht. Ich meine, egal, was geschieht, ich werde mich immer daran erinnern, dass du der erste Mann warst, mit dem ich verkehrt habe. Das ist bei dir nicht so."
"Ich werde mich sicher nicht an dich erinnern als die vierte Frau, mit der ich geschlafen habe. Ich werde mich immer an dich erinnern als an die erste Frau, die ich geliebt habe", sagte er zärtlich.

(Track 26)


Auf solche Familienkonstellationen bin ich immer neidisch. Was für eine Bereicherung es ist, drei Väter zu haben. Selbst für Kinder in klassischen Konstellationen mit Vater und Mutter ist das ein Traum. Denn entweder arbeiten beide und sind kaum da oder nur die Mutter ist da und man kennt den Vater kaum.

Die Sprecherin spricht Rob sehr weiblich, da musste ich aufpassen, wen sie gerade spricht; Mann oder Frau. Sarah spricht sie hin und wieder etwas hochnäsig. Billy spricht sie sehr schwul, so wie viele wirklich sprechen, dass man merkt, dass sie schwul sind. Jorges jüngeres Ich spricht sie sehr jung, dabei ist für mein Empfinden kaum Zeit vergangen. Das wirkt aber, als ob 10 Jahre verstrichen sind.


Fazit:
Viele Schicksale bis zum Ende eingeworfen und alles salopp erzählt. Das passt am besten als Zusammenfassung. Ich weiß nicht, was der Sinn dieses Werkes ist ... normalerweise geht es höchstens um zwei Familien oder Partnerschaften und bestimmte Ziele und Handlungen. Aber hier gibt es so viele Partnerschaften und Handlungen, es wirkt chaotisch und ich habe mich immer wieder gefragt, was die Autorin mitteilen möchte. Und es gibt noch Band 2 und 3, sind die auch so? Ich weiß nicht so recht, was ich von dem Ganzen halten soll ... Also mir reicht dieser Band völlig.





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Veröffentlicht am 07.07.2021

Charmant, witzig, modern, jugendlich - not in waiting!

Kate in Waiting
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Inhaltserzählung:
Ich habe immer gedacht, Musical sei die unerwiderte Liebe meines Lebens. All die Rollen, die mich nicht wollten, egal wie sehr ich mich nach ihnen verzehrt habe. All diese sinnlosen Versuche ...

Inhaltserzählung:
Ich habe immer gedacht, Musical sei die unerwiderte Liebe meines Lebens. All die Rollen, die mich nicht wollten, egal wie sehr ich mich nach ihnen verzehrt habe. All diese sinnlosen Versuche beim Vorsingen. Es hat sich langsam angefühlt, als würde ich laut 'Ich liebe dich' in ein schwarzes Loch schreien.

(Seite 108/109)


Autorin:
Nachdem die Autorin Becky Albertalli einen Doktortitel in klinischer Psychologie erworben hatte, arbeitete sie bis 2013 als Psychologin. Ihre hierbei erworbenen Erfahrungen spiegeln sich in ihren Romanen wider. Erst nach der Geburt ihrer beiden Söhne entschloss sie sich, es mit dem Schreiben zu versuchen. Nach ihren eigenen Angaben beeinflussten sie hierbei unter anderem die Werke von Jaclyn Moriarty.

In ihren Büchern konzentriert sich Becky Albertalli feinfühlig auf die Entwicklung ihrer Charaktere. Zum Beispiel begleitet sie ihren Protagonisten Simon in „Nur drei Worte“ durch sämtliche Phasen des Erwachsenwerdens bis hin zu seinem Coming-out. Mit außergewöhnlich viel Einfühlungsvermögen erkundet sie Simon‘s Seelenleben, wobei die anderen Figuren nicht zu kurz kommen. Alle Akteure stellt sie detailliert und humorvoll vor. Ihre Leser folgen ihr gebannt, da sie sich selber und ihre Gefühle in den Romanen von Becky Albertalli wiedererkennen und sich beim Lesen an nicht gelebte Erfahrungen und an nicht gegangene Wege erinnern.

Übersetzerinnen:
Kristina Koebe ist seit fast 20 Jahren als Übersetzerin in der Sprachkombination Deutsch-Englisch-Deutsch tätig. Ihre Schwerpunkte liegen dabei auf den Bereichen Recht, Energie, Wirtschaft und Urkundenübersetzungen. Sie ist beim Amtsgericht Rostock und durch das Land Mecklenburg-Vorpommern als Übersetzerin für ihre Sprachkombination beeidigt, verfügt aber auch über die Qualifikation (Staatsexamen) und langjährige Unterrichtserfahrungen als Englischlehrerin - sowohl für ganze Klassen als auch für Kleingruppen- oder Einzelunterricht. Das Unterrichtsspektrum reicht von Anfängerkursen bis hin zu Conversation classes.

Hannah Brosch


Bewertung:
Das Cover ist WOW! Ich stehe ja nicht auf dieses Glitzerzeug, noch auf Gold, aber das passt einfach hervorragend! Die gesamte Aufmachung ist im Musical-Stil ausgerichtet: Kates Haare in glitzergold, im Hintergrund Sternchen, der Titel als Scheinwerfer umfunktioniert. Das ganze Buch ist nach dem Theater-Stil gestaltet. Nicht nur die Außenaufmachung, auch die Kapitel. Der Prolog heißt Ouvertüre und die Kapitel Szenen. Und zu jedem sind auch noch Sterne dabei, die ja auch auf der Außenverkleidung abgedruckt sind. Selbst die Danksagung - die Verbeugungsrunde - hat die Autorin passend im selben Stil geschrieben.

Der Spiegel-Sticker auf dem Cover stört das harmonische Bild, mal wieder! Wenigstens ist es nicht mittendrin aufgeklebt, wie die das gerne machen. (Idioten. Ist doch wahr!) Leider bekommt man es - natürlich 🙄 - nicht ab, habe es versucht. Da bleiben Reste zurück, auch unschön. Die ganze Aug lässt sich der Verlag auch was kosten; mit 13 € ist es für durchschnittliche 300 Seiten etwas teuer. Das wäre eigentlich ein gewöhnliches Taschenbuch. Aber die Gelaufdrücke wäre dafr ungeeignet.

Der Klappentext passt ebenfalls zum gesamten jungen und theaterischem Stil. Er kommt sehr witzig und charmant rüber. Da ich selbst früher leidenschaftlich Theater gespielt habe, hat mich das Buch angezogen.


Der Prolog ist in Andersons Sicht, das hat mich überrascht. Ich nahm an, wir erfahren die Geschichte nur von Kate. Und das ist leider auch so, sehr bedauerlich. Ich hätte es viel erfrischender und lebhafter empfunden, wenn die Autorin beide zu Wort hätte kommen lassen. Durchweg. Warum nicht auch mal einen Jungen erzählen lassen? Das ist wieder so Schubladen-Typisch, immer sind es die Mädchen und Frauen.

Anderson und Kate sind typische Jugendliche in modernen Zeiten mit Instagram und Jugendsprache. Auf Seite 30 erfährt man nach vielen Malen, dass Garfield nicht ihr Spitzname, sondern ihr Nachname ist. Mich hat bei den beiden irritiert, dass sie nie auf den Gedanken gekommen sind, dass das Doppelte-Verknallt in ihrem Alter mehr schlecht als recht gehen wird. Als Kinder und junge Teenager passt das ja noch, aber mit 16 Jahren verlieben sich die meisten zum ersten Mal, da ist jeder Dritte im Bunde zu viel. Wie viele Freundschaften sind schon an diesem Problem gescheitert ... Aber die Zwei denken darüber gar nicht nach. Für mich eine logische Alterskonsequenz, dass das nicht funktionieren kann. Und das tut es ja auch bei den beiden nicht, ganz klar.

Man spürt die Schwärmerei deutlich, mich irritierte nur, dass das schnell in verknallt sein und dann in verliebt sein, dann wieder nur verknallt sein - alles hin und her pendelte. Aber wie die sich verhalten, das ist keine richtige Verliebtheit, das kommt auf mich nicht sehr erwachsen rüber. Für mich ist das klar jugendliche Verknalltheit. Hier fehlte mir ebenfalls - wie zu den Charakteren generell - Klarheit, was es nun darstellen soll. es ist nämlich ein Unterschied zwischen Schwärmerei/Verknalltheit und Verliebtheit.


Es gibt auch ein paar Ungereimtheiten, ein Beispiel:

Kates Mutter redet von einer alten Freundin und erwähnt ihren Sohn Matthew. Da folgert Kate wie aus dem Nichts, dass Matt damit gemeint ist. Wie kommt Kate denn ohne Anhaltspunkte von Matthew auf Matt?? Ich bin völlig überrascht gewesen, das ist ja total aus den Haaren rausgezogen! Matthew ist ein sehr häufiger Name in Amerika, ebenso die Abkürzung Matt. Wer kommt da bitte auf ausgerechnet den Matt? Hier merkt man einfach wieder das zu gewollte der Autorin. Weiteres in der Lese-Chronik.

Das Buch ist von Beginn an sehr jugendlich erzählt. Man merkt wirklich, dass Jugendliche (Anderson ja nur zu Beginn) erzählen. Die Autorin hat eine sehr jugendhafte Sprache genommen, aber auch nicht irgendeine, sondern eine ganz aktuelle. Ich kann echt schreiben, dass die heutigen Jugendlichen ja richtige Straßensprachen/Jugendsprachen beherrschen. Das gab es zu meiner Zeit (1990) noch nicht richtig. Wir hatten die ganz normalen feindlichen Ausdrücke und Beleidigungen. Aber diese sogenannte Jugendsprache war noch nicht vorhanden und gar nicht erst vorherrschend. Ich merke das ja: Ich verstehe diese Sprache nicht wirklich, viele Wörter hinterlassen nur Fragezeichen. Für mich ist das auch ein Kulturabfall der deutschen Sprache. Finde ich ganz furchtbar. Die Autorin hat natürlich hier keinen Slangs und extremste Beleidigungen eingebaut. Aber es handelt sich schon um eine Art der Jugendsprache, ich habe einige Wörter gar nicht verstanden. Dann gibt es die in Satzkombinationen - hä? Aber es passt eben zur heutigen Zeit und macht das Buch umso glaubwürdiger.

Die Sprache und die Technik hat sich in den letzten 15 Jahren so massiv verändert - ganz anders als die Jahre und Jahrzehnte zuvor. Das war um 2006 rum ein Riesensprung, eine Entwicklung nach der anderen und das monatlich, hat man den Eindruck. In keiner Zeit hat sich diese Veränderung so geballt auf wenige Jahre und so rasant zugetragen. Ich kann es immer noch nicht richtig fassen. Deshalb tue ich mich auch mit dieser hochmodernen Zeit schwer, weil meine Kindheit und Jugend in dieser Zeit war, ich steckte also zwischen den Welten dazwischen. Etwas altes, etwas neues und plötzlich der Satz nach vorn in voller hochmoderner Zeit. Die jetzige junge Generation mit den Jugendlichen kennt es ja nicht anders. Ich merke, dass das ein großer Unterschied ist.

Die Charaktere sind fast alle Teenager. Das merkt man an vielen Stellen sehr und es passt auch wunderbar. An manchen Stellen wird es unglaubwürdig erwachsen und gebildet. Die Teenies hauen hin und wieder Wörter heraus, die selbst ich außerhalb der Jugendsprache, nicht kannte. Da hat die Autorin ihr eigenes Sein in die Jugendlichen reingesetzt. Ich finde, man merkt die Diskrepanz; einerseits die Jugendsprache mit ihren merkwürdigen Wörtern, andererseits plötzlich hochgebildete Fachwörter. Das passt einfach nicht und ist hier fehlerhaft! Sie wirken zum Teil einfach auch in ihrem verhalten nicht wie 16 Jährige, eher wie 13 Jährige. Ich kann mich da persönlich nicht reinfühlen, da ich selbst als Kind sehr erwachsen war. Hier passt das Benehmen recht gut, denn schon in meiner Generation waren meine Mitjugendlichen sehr kindlich bis kindisch. Und auch die heutigen sind eher albern und kindlich als bodenständig und reif. das hat die Autorin also auch gut transportiert.

Es sind aber auch coole Begriffe dabei, wie Augasmus. Das klingt total nach mir, ich erfinde auch sehr gerne neue Wörter. 🤣 Der Augasmus ist das, was die hier genannten A-Typen tun: so verführerisch wie möglich gucken. Genial, das Wort merke ich mir. 🤣 Das Musical, das sie aufführen, Once Upon a Matress, ist auch ungewöhnlich in Sachen Namen. Da gibt es einen König Sextismus. Bei so manchen Dingen habe ich das Gefühl, das wird absichtlich gemacht. Es kann mir doch auch hier niemand erzählen, dass man bei Sextimus nicht an Sex gedacht hat und an das, was der Name auslöst, gerade in dieser Gesellschaft, wo alles versextelt wird. Also bitte ... für wie blöd hält man uns? Oder auch ein tolles Wort: Arschlochtypistik. Das ist ein imaginäres Studienfach.

Ein sehr gesellschaftlich aktueller Roman bezüglich sexuelle und geschlechtliche Orientierung. Das wird hier wie selbstverständlich eingebaut und erzählt. Da fehlte mir etwas die negativen Rückmeldungen und Vorurteile, die ja immer noch sehr im Kurs sind. Die Geschichte ist hierzu sehr gewollt harmonisch. Eine Gesellschaft, wie wir sie haben wollen. Es ist schon unrealistisch in einer kleinen Clique einen Braunen (Schwarzer und Farbiger passt ja nicht, sind ja nicht schwarz oder farbig - wer das erfunden hat), der schwul ist, eine Bisexuelle und einen Transvestiten zu haben. Und später kommt noch ein Schwuler dazu, genau zur richtigen Zeit. Die Autorin hat hier versucht alles mögliche an Moderne reinzupressen, auch was technische Fortschritte heute angehen, inklusive der Jugendsprache. Es passt von der Modernität hervorragen, aber alles geballt kommt es doch zu gewollt rüber.

Das Ende ist nicht nur lau, sondern hat mich enttäuscht. Über die ganze Geschichte hinweg geht es um das Musical und am Ende die Premiere dazu. Doch doch folgt gar nicht. Nach dem Premiereabend (Genrealprobe) ist Schluß. Ende. Over. Ich blieb etwas ungläubig und sehr genervt zurück.


Fazit:
Ein rundherum - von Außen und Innen, von Anfang bis Ende - angepasster jugendlicher und theaterkünstlerischer Stil. Das habe ich so noch nie gesehen; dass wirklich alles aufeinander abgestimmt ist. Das ist hier wirklich einzigartig! Sehr modern, ja doch recht zu modern oder schreiben wir mal zu sehr alles haben wollen, sodass es nicht wie die Wirklichkeit, sondern eher als Utopie rüberkommt. Sehr schade. Aber auch der spritzige Humor soll nicht unerwähnt bleiben, ich musste einige Male auflachen, die Dialoge und Gedanken sind an manchen Stellen echt schräg und ulkig.

Die Geschichte und ihren Verlauf hat ein paar Ecken und Kanten, aber es ist so besonders andersartig und neuartig im Ganzen (die Idee ist nicht neu), dass ich einfach nicht weniger als 4 Sterne vergeben möchte!

Ein tolles, vor allem hochmodernes Buch für die jetzige Jugend. Erwachsene, die es lesen wollen, werden von dem Charme eingesogen, müssen aber eine gewisse Offenheit der Jugendsprache gegenüber mitbringen.



😈 Lesen auf eigene Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2998281862/



P.S.: Ich hatte die ganze Zeit das Hörbuch auf meiner WuLi und habe gewartet, dass Bookbeat es reinbekommt. Und gewartet, und gewartet ... dann hatte ich keine Lust mehr auf Warten und habe es mir am Freitag, 2. Juli als Buch gekauft. Ich meinte noch zu meiner Mutter " Wetten, jetzt, wo ich es mir gekauft habe, kommt es bei Bookbeat rein?!" Und voilà - sehe eben, es ist nun drin. Danke, Bookbeat! 🤨🙄





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Veröffentlicht am 06.07.2021

"Von Männern lässt man sich die Welt erklären, Frauen dagegen müssen beweisen, dass sie die Welt verstanden haben."

Was Männer nie gefragt werden
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Inhaltserzählung und Leseprobe:
Es ist wirklich keine Übertreibung: In kaum einem Gespräch geht es nicht irgendwann um meine Rolle als Frau, in kaum einem Gespräch nicht irgendwann darum, inwiefern ich ...

Inhaltserzählung und Leseprobe:
Es ist wirklich keine Übertreibung: In kaum einem Gespräch geht es nicht irgendwann um meine Rolle als Frau, in kaum einem Gespräch nicht irgendwann darum, inwiefern ich anders bin und aus der einen oder anderen Rolle falle. Es geht um Klamotten, es geht um mein Aussehen, es geht um meine Familienpflichten und darum, ob ich als Frau Vorbild für andere Frauen sein kann oder einen besonderen Druck in dieser Männerwelt verspüre.

Am Ende war es Martina Merz, heute Aufsichtsratvorsitzende bei Thyssenkrupp, die mir 2018 den entscheidenden Wink gab: "Es geht fast nur um deine Klamotten, um dein Aussehen, um deine Familienpflichten. Es geht nie um Digitalisierung, das Thema der Stunde, für das du stehst. Einen männlichen Aufsichtsrat würde man all das überhaupt nicht fragen."

(Seite 12/13)


Es fällt vielleicht nicht sofort auf, aber im Grunde ist es ganz einfach: Die Rolle des Mannes als Vater, Anzugträger oder Ehemann rückt dann in den Fokus, wenn es darum geht, ihn als Vater, Anzugträger oder Ehemann zu porträtieren. Bei einer Frau dagegen sind Klamotten, Aussehen und Familienpflichten immer ganz automatisch und ohne jede Überleitung Thema.

(Seite 15)


Wir sprechen über Männerrollen und Geschlechtergerechtigkeit, über strukturelle Probleme und - gerade mit Dr. Hellmeyer zum Beispiel - darüber, dass es Männern einfacher gemacht wird. Wo ist denn da die Leistungsgerechtigkeit, die eine Quote schmälern könnte? Oder um die Gespräche noch einmal zusammenzufassen: Wenn Männer die Märkte prägen, auf denen sich ihnen mitunter kurzfristige Gelegenheiten ergeben, auf die sie sich gar nicht vorbereiten können, in die sie aber schon hineinwachsen werden, während Frauen weniger Zeit haben und selbst im Rahmen von Gleichstellungsmaßnahmen der Fokus meist auf der Vereinbarkeit von Karriere und Familie liegt - ihnen also auch an dieser Stelle suggestiert wird, dass ihr Platz bei der Familie ist: Kann man da von einem reinen, gerechten Leistungsprinzip sprechen?

(Seite 83)


Autorin:
Fränzi Kühne, geboren 1983 in Ost-Berlin, ist Aufsichtsrätin, Mutter, Autorin, geschulte Verhandlungsführerin, Gründerin und langjährige Geschäftsführerin der einst ersten Social-Media-Agentur Deutschlands. Sie denkt nicht darüber nach, wie man Arbeit und Familie unter einen Hut bekommt, weil beides einfach Teil ihres Lebens ist. Sie hofft immer noch auf eine Gesellschaft, in der das eher Regel als Ausnahme ist, und wundert sich oft über das mediale Interesse an der erfolgreichen Frau-und-Mutter als solcher. Fränzi Kühne lebt mit ihrer Familie in Berlin-Marzahn.


Bewertung:
Das Cover passt. Ich mag MenschenCover auch nur bei Sachbüchern und Historischen Romanen. Da geht es eben um Menschenschicksale und da passt ein Foto der Personen immer recht gut. Fränzi wirkt auch sehr selbstbewusst und anpackend, und das muss sie als Frau auch sein.

Ich habe bei dem Namen von Fränzi auf den ersten Blick an eine Österreicherin gedacht. Ich finde den Namen als Deutsche sehr eigenartig. Ich muss immer an Österreich bei ihm denken. Aber das hat natürlich nichts mit dem Buch zu tun, es ist mir nur direkt aufgefallen, als ich das Buch das erste Mal bei Lovelybooks sah.

Der Fischer-Verlag hat mir das Buch auf meine Anfrage hin sofort zugesendet. Ich habe es sofort am selben Tag direkt nach Erhalt ganz ausgelesen. Es liest sich sehr schnell. Das Buch ist auch nicht Interview-Typisch geschrieben, wie man meint. Da liest man nicht ein Interview nach dem anderen chronologisch, nein diese sind kreuz und queer miteinander verbunden, dazwischen Fränzis Kommentare zu den Antworten. Ich habe hin und wieder den Überblick verloren, wer wer ist. Auch die Fragen werden manchmal ohne Vorwarnung eingeworfen bzw. den Männern gestellt. Das wechselt zwischen Kommentare und Befragung hin und her, da brauchte ich manchmal etwas Zeit zur Orientierung, dass wir wieder bei einer Interviewfrage sind, auf die einer der Männer oder mehrere Männer antworten.


Folgende Männer hat Fränzi interviewt:

Jürgen Bornschein, Axel Bosse, Jörg Eigendorf, Rainer Esser, Holger Friedrich, Gregor Gysi, Lars Hellmeyer, Joe Kaeser, Friedrich Kautz, Fynn Kliemann, Frater Rafael Maria Klose, Heiko Maas, Christoph Mönnikes, Julian Otto alias Bausa, Christian Rach, Frank Thelen, Helmut Thoma, Ole von Beust, Jean-Remy von Matt, Frank-Peter Weiß, Peter Wittkamp und Waldemar Zeiler

Ob freischaffende Künstler, Manager, Firmenkonzernsprecher oder Politiker - es ist eine Mischung aus verschiedenen Machtpositionen.


Wir alle Frauen wachsen so unterdrückt im Männersystem auf, das bleibt ja nicht aus, wenn ein System nur von einem Geschlecht gemacht und verwaltet wird. Ein weltweites Problem, kein deutsches. Wir Frauen werden dazu erzogen, rücksichtsvoll, sanft und zurückhaltend zu sein. Und am liebsten ist es allen, wenn wir zusätzlich schön sind. Und wenn einige von uns das Glück und tolle Eltern haben, die rebellisches Verhalten dulden und fördern, sprich; sich genauso wie die Jungs verhalten zu dürfen, dann werden diese Mädchen frühestens im Jugendalter auf Widerstände stoßen. Sie werden als zickig, vorlaut, hysterisch, dominant, egoistisch usw. beschimpft und für den weiteren Werdegang so behandelt, als wären sie ein Störfaktor der Gesellschaft. Was sie ja auch in diesem Männersytem sind. Das lebt ja von unterwürfigen und stillen Frauen.

Die Interviews und somit das Buch sind nicht repräsentativ für alle Frauen, logischerweise, aber es zeigt einfach mal wortwörtlich eines der Themenprobleme (Bereich Karriere) dieses Systems auf.

Bei so viel Bereitschaft, sein Wissen zu teilen, und so viel Zaudern, wenn es darum geht, bewusst und aktiv Vorbild zu sein, wächst in mir die Vermutung, dass sich hier eine gewisse Scheu vor Verantwortung als charmante Bescheidenheit tarnt. Tipps geben, gefragt werden, zum Nacheifern anregen: gern. Explizit Vorbild sein: eher schwierig. Denn das würde vielleicht auch bedeuten, sein eigenes Verhalten und die eigene Strahlkraft nach außen stärker reflektieren zu müssen.

(Seite 39)

Fränzi versucht für alle Frauen zu sprechen und für sie einzutreten, aber es gelingt ihr im Buch nicht immer. Mich stört hier, dass sie immerzu nur von jungen Frauen spricht. Bis zu welchem Alter ist man denn noch jung? Was ist mit älteren Frauen? Haben die kein Anrecht auf Gleichberechtigung? Ich glaube, das ist nicht so gewollt von ihr und sie vertritt ja auch alterstechnisch die junge Frau. Aber hier kommt eben nur der Fokus auf junge Frauen. Vor allem werden die alle gleichgesetzt mit hohem Bildungsstandard und zu hohen Positionen fähig. Aber es gibt eine Vielzahl anderer Frauen, auch junge Frauen, bei denen das nicht so ist und für die das nicht infrage kommt. Bei Fränzi wirkt es eher, als ob nur junge Frauen diese Probleme haben, nicht Frauen allgemein. Ich habe die Sorge, dass dieses Buch den Blick nur auf junge Frauen lenkt und nicht auf das generell strukturelle Problem Frauen allgemein gegenüber.

Die Fragen waren größtenteils zu unpersönlich, auch wenn wenige Interviewpartner das anders sahen. Aber wir werden noch ganz andere Fragen gestellt, bei Bewerbungen zum Beispiel: "Haben Sie vor, in den nächsten Jahren Kinder zu bekommen?" Eine der Fragen, die gestellt werden darf, man aber nicht beantworten muss. Aber wie reagiert man da? Man kann sie offen stehen lassen und/oder auf die Privatsphäre hinweisen, aber kein Gesetz gibt uns den Schutz vor Benachteiligung, weil wir diese Frage nicht beantworten, und wenn doch, unbefriedigend für die Arbeitgeber. Dem steht es ja frei, uns doch nicht einzustellen, weil ihm unsere Haltung nicht gefällt. Vor allem beginnt die Benachteiligung ja schon bei der Stellung der Frage. Einen Mann wird so eine Frage nie gestellt. Warum auch? Die Frauen kümmern sich ja um die Kinder. Die Männer können tun und lassen, was sie wollen. In dem Fall Karriere machen. Ich finde, Fränzi hätte da schon ein paar härtere Fragen aufgreifen können. Das habe ich mir auch tatsächlich so vorgestellt.

Sie stellt auch hin und wieder die falschen Fragen. Sie stellt die Frage, was junge Frauen nicht können, was Männer können. Natürlich erhält sie dadurch die typischen Antworten wie "es fehlt an Erfahrung". Ist ja logisch. Die Frage hätte lauten müssen "Was können Frauen nicht, was Männer können?" Da wären die Antworten interessant gewesen, weil sich die Männer nicht auf die Ausrede Erfahrung hätten ausruhen können.

"Das ist natürlich ein extremer Frau-Mann-Fokus und ein extremes Infragestellen deiner eigenen Leistung bzw. deiner eigenen Strapazierfähigkeit. Immer so ein 'Schaffst du das denn? Kannst du das denn? Hast du nicht doch vielleicht Angst, oder passt dir das nicht, oder ist das schwierig für dich?' und weniger ein 'Krass, was du alles machst, voll geil!'. Eher ein 'Hä?-Das-kann-doch-eigentlich-gar-nicht-gehen'-Ding. Der Fokus darauf, dass das deine Fragen waren, hat es natürlich in ein ganz anderes Licht gerückt. Ich krieg ja ähnliche Fragen gestellt, aber die sind weniger kritisierend und mehr bewundernd. Ich glaube, das ist der große Unterschied."

(Fynn Kliemann, Heimwerkerkönig, YouTuber und Unternehmer, 2020 größter Maskenproduzent Europas)

Auch die Darstellung der Männer, nicht nur in den Interviews, ist oft befremdlich. Verantwortung wird vehement abgelehnt und das nicht mal so zaghaft, wie die Männer in diesen Interviews, sondern sehr offensichtlich. Stattdessen werden Ausreden vorgeschoben, um ja nicht an der Verantwortungswurzel gepackt zu werden, wie "Frauen stehen sich selbst im Weg" oder "Frauen müssen einfach nur mehr einfordern". Die Wahrheit jedoch ist, dass das zum größten Teil Blödsinn ist und ablenken soll. Zudem werden Charaktereigenschaften wie hadern mit dem Selbstwertgefühl und den eigenen Fähigkeiten ja gerade durch dieses Männersystem verstärkt. Da reicht es nicht, zu sagen, Frauen müssen mehr einfordern oder selbstbewusster werden. Das eine bedingt das andere: Es braucht auch ein gleichberechtigtes Umfeld, damit Frauen auch mehr aus sich rausholen können und sich etwas zutrauen. Niemand bei Verstand geht selbstbewusst und ohne Angst und Zweifel in eine finstere Dunkelheit, ganz ohne Licht. Da kann man doch auch nicht sagen "glaub einfach an dich selbst". So ein Unsinn. Aber das soll uns ja ablenken von dem wahren Problem und uns selbst die Schuld zuschieben. "Wir Männer können doch nichts dafür!".

Und was auch nicht neu ist, das erfahren wir ebenso täglich überall ist, dass neben der "bloß nicht die Verantwortung übernehmen" auch die Gemütlichkeit und Heuchlerei Platz hat. Fast alle Männer - ob im Interview oder im Alltag - sagen, dass es Gleichberechtigung geben muss und es muss sich was ändern. Aber fast niemand will die Veränderung anstoßen und mitwirken, ja anpacken. Da sind wir dann wieder bei der Verantwortung. Nette Worte finden fast alle, aber auch in ihren Möglichkeiten etwas verändern will fast keiner. Zu anstrengend, zu unkomfortabel, zu lästig. Und die Angst, plötzlich gleichberechtigte Verantwortung für Familie, Haus und alltäglichen Situationen tragen zu müssen, ist Riesengroß! Da brauche ich keine Psychologie zu studieren, man muss einfach mit den Männern agieren. Fast keiner räumt freiwillig seinen Thron! Und wer das versucht, von sich zu schieben, braucht nur auf öffentliche Beispiele zu blicken, z.B. die Frauenquote. Lange Zeit freiwillige Sache, getan hat sich nichts. Oder Elternzeit. Da wird, wenn, nur das Minimum von zwei Monaten genommen. Ohne Zwang wird das auch alles nichts. Wir hoffen seit Jahrtausenden, dass sich die Männer verändern und Gleichberechtigung schaffen, passiert ist kaum etwas seitdem. Weltweit. Wie geschrieben: der Thron wird nicht freiwillig geräumt werden oder geteilt werden. Für sie ist es auch sehr schön, so wie es ist. Warum soll sich daran etwas ändern?

"Es ist eben nicht so, als wären die ganzen Männer da oben, weil sie alle superbegabt sind. Die sind da hochgekommen aufgrund der Systeme."

(Waldemar Zeiler, Mitgründer und Mitgeschäftsführer des Start-ups "einhorn")

Und wie Fränzi richtig feststellt, hat fast keiner der Männer wirklich reflektiert, wer den Preis für ihre Karriere bezahlt hat - nämlich ihre Frauen und Kinder. Hier wird schleierhaft gesagt, dass es fast keinen Preis gab, den sie zahlen mussten oder es wurde bloß die Zeit mit den Kindern angegeben, die fehlte und sie etwas reuevoll zurückblicken ließ. Was mit den Frauen ist, die ihre eigenen Selbstverwirklichungen aufgegeben haben, damit ihre Männer ihre ausleben konnten, spielt eben keine Rolle. So sind wir es gewohnt. Das kennen wir nicht anders. Und ich habe auch nichts anderes erwartet. Männer müssen sich selbst solche Fragen ja auch nicht stellen, da sie Frauen immer im Rücken haben. Sie können frei wählen, was sie tun wollen oder nicht.

Auch die typischen Ausreden, es liege bloß am Gehalt, warum Männer keine Elternzeit nehmen, wird von den meisten Männern angeführt. Hier im Interview wird jedoch nur der Grund der Sorge um die Nachteile bei der Karriere angegeben. Im Alltag kommt eher die finanzielle Ausrede. Warum Ausrede? Weil das eine ist! Ja, es stimmt, wir Frauen verdienen im Durchschnitt 21 % weniger als Männer in gleichen Positionen. Aber das ist eben nur einer der Gründe, die eine Rolle im Alltag spielen. Die Männerwelt tut öffentlich so, als ob das das Einzige wäre, das eine Rolle spielt, nur um von anderen Gründen abzulenken. Wie hier im Buch auch angegeben, spielen auch Sorge um Benachteiligung der Karriere eine Rolle. Und die wiegt bei den Männern schwerer als bei Frauen in Sachen Kindererziehung. Wenn es nicht so wäre, hätten wir das Dilemma der fast 100 prozentigen Frauen-Zuhause-bei-den-Kindern ja nicht. Reine Logik! Nein, die Herren wollen ich selbst verwirklichen um jeden Preis! Männer sind wichtiger als Frauen. Das ist nur ein Bereich, wo das immer wieder deutlich rauskommt, nicht nur im Buch. Das ist alles ein Zusammenspiel. Die mangelnde Eigenreflektion, die abschiebende Verantwortung und das große Ego, wo auch Selbstsucht und nur auf das eigene Wohl geschaut wird, darunter fallen, bedingen einander. Das kommt aus Fränzis Interviews sehr deutlich raus, was wir sonst nur aus dem Alltag und mündlich kennen.

Eine Kritik habe ich bei Fränzis Meinung zur Missbrauchsfrage, die sie wohl gestellt hat, aber meint, das wäre reine Privatsache und habe es deshalb auch nicht aufgeführt. Ich sehe das anders! Genau dieses Verhalten dient der Tabuisierung der Sexuellen Gewalt. (ja, extra großgeschrieben) Das Thema geht uns eben alle an. Wenn bestimmte Interviewpartner nicht über persönliche Erfahrungen sprechen möchten, steht ihnen das zu, und ist völlig legitim! Aber das Thema generell als reine Persönlichkeit abzuwerten und hinter Schloß und Riegel zu sperren, hat doch genau dazu geführt, dass kaum darüber gesprochen wird, die Scham und Schuld so lasterhaft groß ist und gerade wieder wir Frauen mehr als im Nachteil stehen. Und das führt dann auch dazu, dass Strukturen unentdeckt bleiben und die Täter unbehelligt weiteragieren können. Ich hoffe, dass Fränzi ihrem Kind offen mit dem Thema gegenübersteht, und das nicht erst, wenn die Kleine erwachsen ist. Prävention fängt schon im frühen Kleinkindalter an. Je früher, umso mehr können sich Mädchen vor sexuellen Übergriffen schützen. Das ist auch etwas, worin wir umdenken müssen. Die Scham, über das Thema zu sprechen, bringt die Kinder in Gefahr!

Auch Fränzis Ansicht, Gleichberechtigung sei ein komplexes Thema, finde ich erschreckend! Und macht mich wütend! was ist denn daran bitte komplex, alle - Frauen wie Männer - gleichzustellen??? Das sollte ein naturgegebenes Gesetz unser Gesellschaften weltweit sein. In der Natur sind wir auch alle gleich, niemand wird bevorzugt. Friss oder stirb - ungeachtet davon, ob du männlich oder weiblich bist. Die Natur ist die gerechteste Herrschaft, die es gibt.

"Hat Ihre Optik Einfluss gehabt? Was haben Sie an? Solche Dinge. Das sind vermutlich Fragen, denen sich eher Frauen ausgesetzt fühlen."

(Ole von Beust, von 2001 bis 2010 für die CDU Erster Bürgermeister der freien und Hansestadt Hamburg, heute als Unternehmens- und Verbandsberater selbstständig)

Anmerkung: Hier merkt man den Schleierblick. Frauen fühlen sich nicht nur dem ausgesetzt, Frauen SIND dem ausgesetzt! Jede Frau kennt das, selbst Kinder und Jugendliche werden nach ihrem Aussehen gemessen, besonders eben Mädchen und Frauen. Den Frauen im Buch kann jede Frau zustimmen; wir werden neben häuslichen Pflichten am stärksten am Äußeren bewertet und entwertet. Wir haben schön zu sein, die Körper straff, voller Busen, ansonsten dünn und wohlgeformt.


Ich persönlich rege mich immer wieder über Frauen auf, die Kinder gebären, um sie dann sofort wieder abzuschieben. Mir ist bewusst, dass das nicht alleine die Schuld der Frauen ist, die sich immer zwischen Kinder und Karriere entscheiden müssen. Es liegt an den Männern, die den Frauen nicht die gleichen Rechte eingestehen wollen. Würden sie ihrer Verantwortung als Väter nachkommen, müssten Frauen nicht so radikal handelt, wenn sie auch Karriere machen wollen. Aber mein Kritikpunkt bezieht sich auch eher auf das verantwortungslose Handeln der Frauen gegenüber der Kindern. Fränzi beschreibt es ja auch richtig; in den wenigsten Partnerschaften wird vorher geklärt, wie das Zusammenleben mit Kindern aussehen soll. Es werden einfach Kinder gezeugt, in der Annahme, die Frauen machen das schon. Und die Frauen, die Karriere machen wollen, denken sich, das geht schon, dafür gibt es ja Kitas auch für Babys. Diese unstrukturierte und naive Verhalten führt zwangsläufig zu Unmut, Enttäuschung und Wut seitens der Frauen. Die Männer werden ja einfach aus der Verantwortung geschoben. Da frage ich mich auch: Inwieweit sind die Frauen in den Partnerschaften nicht selber schuld? Niemand zwingt sie, den Haushalt alleine zu rocken und die alleine großzuziehen. Sie tun es einfach ungefragt und das erfreut natürlich die Herren, die sich gar nicht erst Diskussionen stellen müssen. Ich sehe - familiell - eine Mitschuld von uns Frauen. Wir erziehen die Männer so, wir lassen uns Aufgaben diktieren, wir räumen den Müll hinter ihnen her - wieso? Ganz ehrlich, mit mir macht das keiner! Da liegt jede Frau selbst eine Verantwortung bei.

Das ist der Missstand, den ich bei beiden Geschlechtern kritisiere. Ich finde das total verantwortungslos, ohne Klärung, wie der Alltag gestaltet werden soll, Kinder in die Welt zu setzen und sie entweder im typischen Modell nur in Frauen-Hand zu erziehen oder in Kitas abzuschieben. Diejenigen, die am meisten darunter leiden sind die Kinder. Und nicht nur das. Indem die Frauen sich einfach den Gegebenheiten hingeben - entweder Zuhause sitzen und die Kinder erziehen oder in Kitas oder andere Hand abschieben, um Karriere machen zu können - machen sie es den Männern ungeheuer leicht und entlassen sie aus ihrer Verantwortung. Da wird dann auch keine Rücksicht genommen, dass es kein Netzwerk außerhalb der Familie gibt, der die Kinder betreuen könnte. Das Männersystem lässt die Frauen verzweifelt egoistisch handeln, was auch keine Lösung ist. Entweder ziehen wir die Männer in ihrer Vaterrolle in die Verantwortung, das heißt auch, gemeinsam Lösungen zu finden, wie die Balance für alle gewahrt wird oder wir verzichten auf Kinder. Punkt. Alles andere ist auf beiden Seiten egoistisch und schädlich für die Kinder. Und da haben wir noch nicht über die alltäglichen Hausaufgaben gesprochen, die ja auch größtenteils die Frauen übernehmen.

Ich weiß, dass das utopisch von mir ist, denn die heutige Gesellschaft will alles und auf nichts verzichten, koste es, was es kostet. Früher waren Kinder eine Rentenversicherung, heute entstehen sie eher aus extrem gewollten Bedürfnissen. Ich will ein Kind, egal, wie die Umstände sind. das zeigt sich ja auch bei diesem Familienthema; viele Frauen (Männer ziehen sich ja da ganz raus, die Frauen machen das schon) sehen ja, dass die Umstände nicht ideal sind und sie keine Möglichkeiten haben, die Kinder adäquat großzuziehen, auch weil sie wieder arbeiten möchten, und trotzdem kriegen sie Kinder, weil sie nicht auf sie verzichten wollen. Alleine das zeigt doch den neuartigen Egoismus des unbeugsamen Drangs der Selbstverwirklichung. Das bezieht sich auf Familienleben, das Problem-Thema Karriere für Frauen an sich steht ja noch daneben.


Fazit:
Ich persönlich habe mich schon im Jugendalter bewusst (unbewusst müssen wir das ja) mit dem Männersystem auseinandergesetzt. Umso neugieriger war ich auf ein Buch, dass eines der ungerechten Themen schwarzweiß aufführt. Es wird ja mehr darüber gesprochen als geschrieben. Die Wahrheit ist, dass nicht nur die Männer entweder nichts davon begreifen oder absichtlich verleugnen, sondern auch die Frauen so tief drinstecken in dieser für uns Normalität, dass vieles Ungleiche nicht auffällt, wenn man es nicht von anderen gespiegelt bekommt. Mir ergeht es da nicht anders. Seit ich mehr Filme gesehen und Bücher gelesen habe zu diesem Thema, sind mir auch kleine Dinge viel bewusster geworden. Und manches schon reflektierte habe ich wieder in einem anderen Licht gesehen. Es ist schwer, so ein System gänzlich zu durchschauen, dass uns Frauen auf verschiedene Weise systematisch zum Schweigen bringt.

Das Buch ist eine gute Ergänzung, schriftlich aufzuzeigen, wie Männer agieren und denken und was ihnen fehlt, um es anders zu machen. Und wie Fränzi schreibt; es gibt immer auch Männer, die sich für Frauen einsetzen, ihre Macht für das Gute nutzen, um Veränderungen heranzuführen. Aber leider sind das Ausnahmen von der Regel. Auch eine logische Schlußfolgerung. Denn wäre es nicht so, würden wir ja mit diesem und den anderen männersystematischen Problemen nicht kämpfen. Veränderung ist möglich, wenn die Männer mit uns Frauen zusammenarbeiten. Dafür müssen sie aber mit ihrem egomanen Verhalten aufhören und anfangen, Verantwortung zu übernehmen und Frauen auch geistig als gleichgestellt ansehen. Denn es sagen zwar fast alle, dass wir das sind, aber es wird schon bei dem, was sie wie aussagen deutlich, dass sie das (dass wir Frauen mit ihnen gleichgestellt sind) nicht wirklich so ernst meinen. Das widerspricht sich!

Es ist kein Anklagebuch, eher ein offenes Aufzeigen der Problematik, bei dem mir manchmal die Wut gefehlt hat. Ohne die Wut ändert sich auch auf der Frauenseite nichts. Angemessene Wut ist ein Werkzeug, dass uns aktiv Veränderungen herbeiführen lässt. Und wenn man sich mit dem Männersystem befasst, merkt man die fehlende Wut der Frauen darüber. Man fragt sich: Wo bleibt die Wut über so viel Ungerechtigkeit? Darauf gibt es verschiedene Antworten: Trägheit, Leugnung, Scham, Schuldempfinden, Gewohnheit, Erziehung, "Tradition", fehlendes SELBSTbewusstsein, Hoffnungslosigkeit, Resignation ... ich kenne sie als Frau auch alle.

Trotz meiner negativen Kritiken an dem Buch und manche Herangehensweisen, empfehle ich das Buch jedem weiter, auch Männern! Fehlende Reflektionen können nur sichtbar gemacht werden, wenn Diskussionen darüber entstehen und das für sie Unsichtbare sichtbar gemacht wird. Das Buch könnte Männern dabei helfen. Und Frauen dabei, gehört zu werden.

Das Problem ist nur selten der einzelne Mann. Den Hinweis jedoch, dass da oft noch reichlich Luft nach oben ist, dass wir gemeinsam noch mehr Kraft und Geschwindigkeit in die nötigen Veränderungen bringen könnten, den erlaube ich mir. Viele meiner Interviewpartner sollten unbedingt mehr tun, um Veränderungen möglich zu machen und die Gesellschaft positiv mitzugestalten. Nicht nur, weil selbst die sonst eher fortschrittlich denkenden Männer unter ihnen oft noch an sehr traditionell geprägten Geschlechterrollen hängen, die sie sich kaum wirklich bewusst machen. Sondern vor allem, weil sie mehr tun könnten. In mancher Hinsicht scheinen sie sich ihrer Gestaltungsmacht gar nicht bewusst zu sein, in anderen Momenten wirkt es, als würden sie ihre Verantwortung für den Wandel gern von sich weisen.
Dabei müsste ihnen doch klar sein, dass sie ein Vorbild für junge Männer sind.

(Seite 23)



🙌 An dieser Stelle möchte ich wieder passende Filme und Bücher präsentieren (die mir spontan einfallen), die sich mit dem Männersystem und ihre verschiedenen Themen befasst (hier werden sie vielleicht nicht funktionieren, dann muss selbst gestöbert werden):

Sei kein Mann

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/sei-kein-mann/978-3-446-26798-5/


#Female Pleasure

https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=GbvNV1wWhUs

https://www.ebay.de/itm/283559613676?epid=17044646437&hash=item42057854ec:g:y9YAAOSwoR1dOV1x


Wir sind viele, wir sind eins

https://www.droemer-knaur.de/buch/melinda-gates-wir-sind-viele-wir-sind-eins-9783426277928


Unsichtbare Frauen

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Unsichtbare-Frauen/Caroline-Criado-Perez/btb/e561586.rhd


Woman

https://mindjazz-pictures.de/filme/woman/


Die Geisha

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Die-Geisha/Arthur-Golden/Penguin/e499884.rhd

https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=4L-xlmakQvc


Whistleblower

https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=u6_YN-brNsw



😈 Für mehr Einblicke in das Buch könnt ihr in die Lese-Chronik schauen, wie immer auf eigene Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2989719879/



🥰 Mein allerliebster Dank geht an den Fischer-Verlag, der mir auf meine Anfrage hin das Buch sofort zusandte. Das hat mich überrascht und erfreut gleichermaßen. Man bekommt ja sonst nur Rezensionsexemplare als erfolgreicher Blogger mit hunderten und tausend Follower. Das ist einfach für die meisten utopisch. Auch als Nicht-Blogger kann man Bücher und Hörbücher weitreich empfehlen. Daher freue und bedanke ich mich noch mehr über und für das Buch! 🥰




Gelesen am 1. Juli 2021




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