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Veröffentlicht am 21.06.2021

Ever - Nerven? Absolut ever! 😖 Auch nach 12 Stunden und 35 Minuten? Zum Glück nicht! 🥳

Ever - Wann immer du mich berührst
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Klappentext:
Nach einem schlimmen Autounfall ist Abbi über Wochen ans Bett gefesselt. Das Gefühl, nicht wegzukönnen, macht sie beinahe verrückt. Sie kann sich nicht ablenken von ihren Erinnerungen. Sie ...

Klappentext:
Nach einem schlimmen Autounfall ist Abbi über Wochen ans Bett gefesselt. Das Gefühl, nicht wegzukönnen, macht sie beinahe verrückt. Sie kann sich nicht ablenken von ihren Erinnerungen. Sie kann ihrem Politikervater nicht ausweichen, der den Unfall vertuscht hat. Und vor allem kann sie nicht vor dem gutaussehenden Physiotherapeuten weglaufen, der sich einfach nicht verscheuchen lässt. David ist geduldig, stur und sanft, und irgendwann dringt er durch den Schleier aus Verzweiflung und Wut, der Abbi beinahe erstickt. Ein Prickeln läuft über ihre Haut, wann immer er sie berührt, und ein warmes Gefühl breitet sich in ihrer Brust aus, wann immer sie eines der kleinen Origamikunstwerke findet, die er für sie anfertigt. Doch David hat ganz eigene Gründe, ihr zu helfen, und dieser Verrat wird tiefere Wunden als der Unfall reißen …

Autorin:
Nikola Hotel wurde 1978 als jüngere von zwei Töchtern geboren und wuchs in Bonn auf. In ihrer Jugend streifte sie viel durch den Wald, staute Bäche, eroberte Dachsbauten und flüchtete vor Wildschweinen. Bereits als Schülerin begann Nikola Hotel zu schreiben. Heute lebt sie mit ihrem Mann und drei Söhnen in Hennef. Neben dem Schreiben gehört ihre ganze Leidenschaft der Musik von Rachmaninov.

Sprecher:
Dagmar Bittner: Als Hörbuch- und Werbesprecherin mit Schauspielerfahrung zaubere ich Bilder in Ihren Kopf. Passend für jedes Genre – ganz gleich ob TV-Spot, Imagefilm, Erklärvideo, Synchron, Liebesroman oder Thriller. Ich mache Figuren und Charaktere nicht nur hörbar, sondern in Ihrem Kopf auch sichtbar und somit lebendig. Meine besondere Stärke sind authentische Gefühle und eine natürliche, realistische Sprechweise. Damit Hören immer auch Erleben ist. Von meinem Heimstudio aus, oder in jedem Tonstudio Ihrer Wahl, bin ich für Sie sprech- und spielbereit. So können Sie sicher sein: Mit meiner Stimme bleiben Sie bei Ihren Kunden unvergesslich!

(Anmerkung von mir: Allerdings! Dem kann ich nicht widersprechen! 🙈)

Oliver Kube, 1973 geboren, absolvierte seine Ausbildung am Theater der Landeshauptstadt Magdeburg. Seitdem war er auf diversen Bühnen zu sehen, unter anderem in Cottbus, Magdeburg oder Berlin. Als Sprecher liest er mit seiner warmen Stimme sowohl Romane von Graeme Simsion als auch Sachhörbücher von Anthony Robbins sowie Christian Peter Dogs und Nina Poelchau.


Bewertung:
Das Cover scheint zu passen, es passt jedenfalls zum Klappentext, der die Origami erwähnt. Allerdings war ich noch nicht bei dem Teil, wo David Abbi welche Kraniche bastelt. Von der Geschichte erfährt man, dass David für seine Schwester immer diese Origami-Kraniche bastelt, mehr habe ich nicht rausfinden können. Den Titel finde ich als Wortspiel urkomisch 😏, denn er passt wie 🍳. Der Nebentitel lässt mich wieder 🙄 ... "Wann immer du mich berührst" - 🥱 🙄. So unnötig!

Abbi kann ich nicht leiden. Sie ist echt nur am jammern, über alles. Nach 20 Minuten hatte ich die Nerven davon voll! Nicht, weil sie nur am Jammern ist, auch so blöde Aussagen finde ich unmöglich! 'Wer trägt denn heute noch V-Ausschnitt?!' Ja und?? Was ist jetzt das Problem? Wer ist denn heute noch so eine ätzende Pute? Aber Davids Frage, wieso das Bett so bescheuert gestellt ist, ist ist für sie nicht nachvollziehbar? Und dann, ach, andersherum steht das Bett ja wirklich besser! Wow! 'Warum ist mir das nicht selbst aufgefallen?' Weil du nur am Meckern bist, immer Hilfe abweist und oberflächlich bist! 😡 Sie stellt sich echt an; will dass es ihr besser geht, aber nichts dafür tun! Und bloß keine Gehhilfen annehmen ...

Abbi hat so große Angst vor Schmerzen, selbst wenn sie gar keine hat. Solche Menschen gibt es, die rufen die Schmerzen erst hervor mit ihrer Angst. Der Körper merkt sich das bzw. das Gehirn. Und so erleben diese Menschen Phantomschmerzen. Sie behindert sich also selbst und ihre Therapien. Sie ärgert sich, dass ihr viele nicht glauben, dass sie Schmerzen hat. Ja, Selbstreflektion ist der auch fremd. Ist doch klar, dass das vielen schwer fällt, wenn sie so Hypochondrisch in Sachen Schmerzen ist! 🤦 🙄 Sie macht ihre Übungen nicht, weil sie denkt, Kalie oder wie die 🐄 heißt, macht die Therapie noch?? Was ist denn das für eine Ausrede?! Was hat das mit der Sache zu tun? Damit, dass sie auch selbst Übungen machen muss?! Boah, Mädel ... 😤

Aber was ist das eigentlich für eine Physiotherapeutin??? Die hat keinerlei Geduld und sagt Abbi sogar, sie gibt auf. Und das hätte sie noch nie tun müssen. Was soll das? In diesem Beruf muss man geduldig sein und die Patienten motivieren. Aber ich finde es gut, dass die Autorin auch solche Menschen in falschen Berufen hier wiedergibt. Sonst ist ja immer alles heile Welt. Dabei gibt es reichlich solche Menschen, die einen falschen Beruf ergreifen. Diese Physiotherapeutin Kate sagt David, er wäre der Einzige, der mit Abbi klarkommen kann. Unfassbar diese Frau. Wie sie das als Therapeutin sagen kann ... aber es geht noch weiter; sie droht ihm, wenn er Abbi nicht übernehme, teilt sie ihn nicht mehr ein, aus Arbeitsverweigerung. Was für eine blöde Kuh!!!! "Du kannst dir die Patienten nicht aussuchen", sagt sie ihm. Ja, was macht die denn da??!!!! 🤬

David weiß direkt, wie er Abbi behandeln muss, obwohl er ihre Riesen-Angst vor Angst gar nicht zuvor kannte? Wirkt auf mich daher leider künstlich erschaffen. David ist sehr gnädig mit ihr. "Abbi jammert nicht", sagt er und erklärt breit, wie sie sich fühlen muss. Doch, Abbi jammert! Was für eine Seifenblase sieht der denn?? Andere in ihrer Situation jammern gar nicht so herum. Was labert er da? Realistätsverzerrung vom feinsten. 🤨


Die Sprecherin ist sehr jung. Wie alt Abbi ist habe ich in den 2 1/2 Stunden nicht erfahren, ein Manko. Von einer tollen Rezension erfuhr ich erst, dass Abbi 21 Jahre alt ist. Das sollte so nicht sein, dass ich erst mal stöbern muss, um das Alter der Protagonistin zu erfahren. Die Sprecherin hat auf Dauer genervt, wenn sie in der hohen Stimmlage blieb. Das passierte vor allem bei Abbi's Meckereien. In anderen Szenen, wo sie konstant im Normalbereich sprach, ging es gut. Der Sprecher war für mich immer erträglich, weil er nie zu weit in die Stimmhöhe geht, sondern auf einem bestimmten gemütlichen Niveau bleibt. Das war sehr angenehm. Für die Sprecherin gibt es 3,5 Sterne, für den Sprecher 4,5 Sterne.


Fazit:
Wie eine Dauerschleife des Jammertals. 😵 Vielleicht nicht alle 12 Stunden und 35 Minuten, aber 2 Stunden und 30 Minuten auf jeden Fall! Solche Geschichten zu hören ist schlimmer, als sie zu lesen. Grausam bei so einer Protagonistin. Habe ich oft erlebt, dass solche Hörbücher mehr an die Nerven gehen, als wenn man sie liest. wenn dann auch noch die Sprecher entsprechend sprechen und die Pein verstärken, wird es zur Quälerei. Leider weiß man das nicht im Voraus, schade.

Die Autorin hat gerade, weil recht alles nervt, die Geschichte sehr glaubhaft umgesetzt. Es kommt eher weniger vor, dass so unangenehme Charaktere im Fokus stehen. Leider gibt es diese Menschen in der Wirklichkeit; Menschen, die Berufe ausüben, die sie unzureichend füllen und ungeeignet sind. Menschen wie Abbi, die nur jammern und recht gut betucht sind und glauben, es gibt nur sie auf der Welt. Menschen wie David, die die Realität verzerrt sehen, aber es gut meinen. Mich hat also nicht die realistische Umsetzung in den Wahnsinn getrieben, sondern die Menschen an sich, die hier auftreten und unsere Wirklichkeit widerspiegeln. Trotzdem kann ich dem ganzen nur 2 Sterne geben, so leid es mir tut. Für die glaubhafte Darstellung gibt es 3 Sterne von mir, auch wenn mich das in den Wahnsinn trieb. Wahrheit ist eben Wahrheit, und die tut weh.

Habe ein wenig Frust ausgeschrieben, ohne zu extrem zu werden. Sonst hagelt es noch 💩🌪️. Nicht eine meiner besten Rezensionen, aber einfach nur eine. 👀




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Veröffentlicht am 20.06.2021

Meine Meinung in tausend Worten ...

Dein Herz in tausend Worten.
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Inhaltserzählung und Leseprobe:
Ich rette sie, die Manuskripte, die keiner wollte. Ich befreie sie aus dem Raum des Vergessens und erwecke sie zu neuem Leben, indem ich sie mitnehme und lese.

Auf dem ...

Inhaltserzählung und Leseprobe:
Ich rette sie, die Manuskripte, die keiner wollte. Ich befreie sie aus dem Raum des Vergessens und erwecke sie zu neuem Leben, indem ich sie mitnehme und lese.

Auf dem Dachboden lese ich nur kurz in die Manuskripte rein und wähle die schönsten und seltsamsten Geschichten, um sie in meiner großen Umhängetasche anschließend heimlich aus dem Verlag zu schmuggeln.

Die ich nicht mitnehme, verstaue ich in Kisten und reihe sie ordentlich an der Wand auf, damit sie eine neue Chance bekommen. Vielleicht entdeckt sie eines Tages noch jemand, der sie lesen mag, das wäre doch schon.

"Die abgelehnten Manuskripte. Ich habe sie zufällig entdeckt und aus Neugier reingelesen. Sie sind so ... schützenswert.
Manche Geschichten sind lustig, andere skurril, einige sind gut und einige wirklich schlecht. Aber es sind alles Geschichten. Geschichten, die jemand schrieb, um damit Leser zu erreichen, zu trösten, zu erfreuen, zu schockieren, was auch immer. Sie wurden geschrieben, um gelesen zu werden. Und wenn ich sie nicht rette, wenn sie auf dem Dachboden bleiben oder vernichtet werden, dann ... sind sie tot."


Von den Autoren wird meist ohne Namen gesprochen. "Mein Autor will das und das, mein Autor meint, der Autor lässt fragen, ob", heißt es. Sie sprechen über sie, als seien Autoren seltene, seltsame Tiere. Vermutlich sind sie das auch.
Menschen, die Geschichten schreiben, müssen doch anders sein.
So wie die, die sie lesen.

Ich finde es sehr spannend, Autoren persönlich zu sehen. Wenn man ein Buch liest, hat man eine Vorstellung von den Menschen, der es geschrieben hat. Man weiß schon so viel von ihm. Mir ist natürlich klar, dass Autoren sich ihre Geschichten ausdenken. Sie können über dicke Menschen schreiben, auch wenn sie selber dünn sind. Sie können fröhliche Menschen sein und eine tieftraurige Geschichte schreiben. Und doch verrate, sie viel von sich selbst in ihren Büchern. Es steht zwischen den Zeilen, es ist ein Grundgefühl, das in jedem Satz mitschwingt.

(Seite 10, 17, 18, 31 und 93)


Autorin:
Judith Pinnow wurde in Tübingen geboren und wurde als Moderatorin diverser deutscher Kinder- und Musiksendungen bekannt. Sie schreibt v.a. Kinderbücher und Kurzgeschichten. Auch unter ihrem Geburtsnamen Judith Halverscheid sind bereits mehrere Kurzgeschichten erschienen.


Bewertung:
Das Cover ist ein Hingucker und der Titel passt wunderbar. Der Klappentext stimmt nur teilweise, aber das, was hier steht, ist nicht falsch, daher völlig in Ordnung. Mich stört nur wieder diese Zusatzsätze über dem Klappentext, wie üblich überdramatiersierend! 🙄 Auch dieser Satz "Eine Liebesgeschichte in Notting Hill" auf dem Cover hat mich die Augen verdrehen lassen. Ist der von der Autorin? Meistens sind diese Untertitel vom Verlag hinzugesetzt, gehören also gar nicht zum Titel. Ich frage mich auch immer wieder, wieso man immer neben dem Titel noch was setzen muss ... kann man das Buch nicht einfach so lassen, wie es von der Autorin gedacht war? Mensch ... 😤 Auch wenn es hier nicht der Fall ist, findet sich das überall, diese vom Verlag gesetzten Untertitel. Vor allem weiß ich nicht, ob das eine Marketingstrategie ist, das Buch mehr zu verkaufen - die Erinnerung an den Film "Notting Hill", der triggern und zum Kauf anregen soll - oder ob nur der Ort in dieser Geschichte gemeint ist. Vielleicht auch beides, passt ja.

Die Kapitel sind mit Überschriften gekennzeichnet. Die Erzählform ist hier sehr gemischt. Es gibt die Ich-Form von Millie, die Erzählung über William und eine Mischung über mehrere Personen gleichzeitig. Sehr ungewöhnlich, schon die Mischung von Ich-Form und Über-Erzählform. Im letzten Drittel gibt es sogar die verschiedenen sogar innerhalb eines Kapitels. Hier hätte ich mir statt der Über-Form die Ich-Form von William gewünscht. Warum das nicht so ist, verstehe ich nicht. Millie wäre dadurch nicht weniger im Mittelpunkt. Oder eben direkt alles in Über-Form. Liest sich überraschend und mich hat das irritiert, als es Begann. Dann habe ich mich daran gewöhnt. Die Geschichte spielt in der Gegenwart, es wurde keine Vergangenheitsform genommen.


Ich finde, Bücher haben es nicht verdient, staubig zu sein.
(Seite 8)


Die Idee hat mich am Buch angezogen. Sie ist nicht nur originell, sondern erinnert mich an mich selbst. Ich habe auch schon solche Aktionen gebracht, da habe ich aber statt Buchzitate, Gute-Laune-Sprüche verteilt. Und auch heimlich, weil ich mich vor Kontakt scheute. Auch die Gedanken, die sich dann darum drehen, wie die Sprüche ankommen, kenne ich zu gut. Das gehört dazu. Hier hat mir sehr gefallen, dass die Autorin auch alle Seite zur Aktion eingebracht hat. Die freudigen und die enttäuschten Momente. Denn es ist so, dass nicht alle Menschen solche Aktionen würdigen, sich freuen, sondern es gibt viele, die sie ignorieren und irritiert darauf reagieren. Weil es einfach nie jemand tut. Das verunsichert eben auch. Daher ist die Darstellung der verschiedenen Reaktionen der Menschen wahrheitsgetreu beschrieben. 👌 Die Idee der Geschichte hat mich magisch angezogen, ganz ohne Leseprobe. Ich musste das Buch also einfach haben!

Das Setting ist super, die Geschichte spielt in England. Merkwürdigerweise wird hier nie Großbritannien geschrieben, da sind die Engländer sehr empfindlich. Die englische Atmosphäre kommt auch schön rüber, die geschichtliche Atmosphäre schwankt eher, was den Zeitsprüngen und Fehlern geschuldet ist. Mehr dazu unten.


"Wenn du schreibst, kannst du fliegen, Drachenmädchen Momo."
"Ich kann auch fliegen, wenn ich lese"
, antwortet sie.
(Seite 131)


Millie ist mehr Praktikantin als Assistentin, nur dass sie halt geschätzt wird. Sie macht eigentlich alles, was Praktikanten oder Auszubildende tun. Andererseits trödelt sie so viel herum und arbeitet kaum. Macht ständig Pausen und geht in die Stadt bummeln ... Was sie an Zeit hat und vertrödelt und niemand stört das. Echt seltsam. Wenn wir alle so arbeiten würden, kämen wir nie vorwärts. Sie ist schüchtern und eher sozial verarmt. Sie verkriecht sich lieber in menschenfreien Zonen, als Kontakte zu pflegen.

William ist ein Bestseller-Autor und trägt die Nase zuweilen oben. Hier schwankt das Bild aber, sodass ich nicht richtig von seinem Charakter überzeugt bin. Das hin und her seines Verhaltens wirkt auf mich etwas zu gewollt. Vor allem zu gewollt arrogant, weil er in anderen Momenten wieder ganz anders ist.

Die Liebesbeziehung der Beiden (was ja kein Geheimnis ist, dank des Klappentextes) ist nicht so schön natürlich für mich. Das erste Treffen ist berührend, aber auch für mich künstlich aufgebaut. (Ich verrate nicht, worum es geht) Die Szenen mit den Beiden wirkt im Ganzen immer zu gewollt. Das ist so schade! 😢 (Genaueres erfahrt ihr in der Lese-Chronik)

Millies Bruder ist ein Schatz und seine Darstellung hat die Autorin - neben zwei anderen Charakteren, die ich hier nicht verraten möchte - sehr glaubhaft beschrieben. Er gehört auch zu meinen Lieblingen. Und ich meine, welche Frau wünscht sich nicht so einen liebevollen und beschützerischen Bruder, den man mit Anrufen um den Schlaf bringen kann? Auf den man sich verlassen kann und der einem so nimmt, wie man ist? Gerade für uns Frauen eine Besonderheit, wo wir doch für alles kritisiert werden.


"Was hat dir damals geholfen?", flüstert er in ihre Haare, die nach Zitronen riechen.
"Lesen. Und dir?"

Er lächelt. "Schreiben."
(Seite 123)


Die Autorin hält es zu Beginn geheim, was Millie da treibt, versucht Neugier aufzubauen. Das gelingt gar nicht, weil ja im Klappentext steht, was Millie tut. Das wirkt von der Autorin also ziemlich unnötig, aber mir gefällt es trotzdem. Manche Bücher liest man am Besten ganz spontan und ohne Klappentext zu lesen. Das ist so ein Buch. Nur dass es hier nicht möglich ist, derzeit, da es auf Vorablesen angeboten wurde und man sogar die Leseprobe lesen "muss", um sich zu bewerben. Selbst, wenn man Punkte hierfür ausgibt, wie ich es getan habe, liest man ja den Klappentext, bevor man sich dafür entscheidet. Also sehr schwierig mit dem Spontanlesen ohne Drumherum.

Die Zeit vergeht sehr salopp - morgens zu abends. Es gibt keine Übergänge. Hier und da hat mich das etwas irritiert, sodass ich die Sätze danach zweimal lesen musste. Manche Kapitel haben extrem große Zeitsprünge, die mich orientierungslos gemacht haben. Da kam das Gefühl auf, ich hätte was überlesen, was natürlich nicht der Fall war.

Für mich sind viel zu wenig Zitate aus dem Manuskript gezeigt worden. Auch das Verteilen dieser hält sich in Grenzen. Die Autorin führt hier nur wenige Szenen vor, wie Millie die Zitate verteilt. Ich habe auf viel mehr gehofft, sowohl auf die Anzahl an Zitaten als auch ihre Verteilung.


Vielleicht ist das ein Fehler, den man generell im Leben oft begeht. Etwas nicht zu versuchen aus Angst davor, dass es sowieso nicht klappt.
(Seite 71/72)


Die Autorin drückt sich einige Male unglücklich und wirr aus. Beispiel: In einer Szene steht, Millie sieht, was jemand unter die Zeilen geschrieben hat. Dann folgt ein Zitat aus dem Manuskript. Und ich suche und suche das, was unter den Zeilen stehen soll. Ich habe es dreimal gelesen. Aber da steht gar nichts drunter. Die Autorin meint wohl die Zeilen selbst. Dann eine Seite wird gesagt, da habe jemand mit der Hand die Zeilen ergänzt. Und dann dachte ich "Achso!". Die zuvor gedruckten Zeilen von Millie wurden handschriftlich ersetzt, das sind die Zeilen, wo steht, das Millie sieht, was jemand unter die Zeilen geschrieben hat. Oh Mann ... das sieht der Leser aber nicht! Die Autorin hätte hier entweder die gedruckten Zeilen zeigen müssen und die Handgeschriebenen in einer anderen Schrift darunter setzen müssen - dann versteht man das auch. Oder sie hätte ergänzen müssen, dass Millie sieht, wer unter den bereits gedruckten Zeilen etwas handschriftlich drunter geschrieben hat - das wäre genauso deutlich und verständlich. So überlässt die Autorin den Leser der Verwirrung. Und das passiert ein paar Mal. Das ist nicht nur verwirrend, sondern reißt auch total aus dem Lesefluss.

Auch Wortübersetzungen sind mal gegeben, dann wieder nicht. Und wenn, dann auch nicht nachvollziehbar in Deutsch. Wie kommt die Autorin darauf, eines der Wörter ins Deutsche zu übersetzen? Unverständlich. Ebenso gibt es ein paar unlogische Sätze im Sprachgebrauch und im Verlauf. Ich möchte aber auch nicht verschwiegen, dass es humorvolle Szenen und Dialoge gibt, die mich zum Lachen gebracht haben. Das ist wunderbar! (Mehr in der Lese-Chronik)


"Nichts geht je verloren, und nichts ist je fort, es geht nur etwas weiter, wechselt nur den Ort", sagt Mrs Caine und schaut mich liebevoll an.
(Seite 245, zitiert aus "Mary Poppins")


Das mit dem Manuskript ist nicht näher bearbeitet worden. Ja, wir erfahren, was den Autor bewegt hat, es zu schreiben, aber weiter nichts. Wieso hat er es an Verlage zur Veröffentlichung geschickt? Wieso ist sein Agent froh darüber, dass es nie veröffentlicht wurde? Das bleibt alles unbeantwortet.

Auch das Haupthema, die Verteilung der Zitate, wird hier nicht aufgelöst. Jedenfalls nicht so, wie es realistisch wäre. Es kommt einfach nebenher automatisch raus, dass Millie Diejenige ist, die die Zitate verteilt. Der Autor nimmt das zur Kenntnis? Ich weiß es nicht. Die Autorin schreibt dazu überhaupt nichts. Es ist einfach da, diese Tatsache. Es ist schwer zu erklären, ohne zu spoilern ... 😓 Es folgt keine Überraschung, kein Entsetzen, kein bereits wissendes Nicken, gar nichts! Darüber wird einfach hinweggegangen von den Charakteren und der Autorin selbst. Der Showdown um die anonyme Verteilerin bleibt völlig aus. Als hätte es dieses Rätsel für den Autor und seinem Agenten gar nicht gegeben, obwohl die Autorin es so geheimnisvoll aufbauend schreibt. Man wartet als Leser auf den Showdown, das Entblößen des Geheimnisses und die Reaktionen darauf - aber nichts passiert. Gar nichts.

Das Ende, das letzte Kapitel, kommt sehr salopp und ohne Entwicklung daher. Schon im vorletzten wird was gesagt, dass ich als Leserin nicht verstand, es ist ohne irgendeinen Zusammenhang. Und auch nur kurz eingeworfen, sodass keine Entwicklung für das Ende stattfindet. Das Ende wirkt nicht nur deshalb etwas gekünstelt erstellt auf mich, auch dass alle Leute (verrate nicht, wer) plötzlich alle miteinander gut sind und sich Paarungen bilden. Auch da fand nicht wirklich eine Entwicklung statt. Es gab da minimale Szenen, wo ich schon erraten habe, dass das als Paarschaft endet - das hat die Autorin in meinen Augen nicht rätselhaft geschrieben -, aber da fehlt für mich der Mittelteil bis es zur Paarschaft kommt.


Fazit:
Das Buch kam am Samstag Vormittag (gestern) an und ich habe es am selben Tag ganz durchgelesen. Es ist eine kurze und gute Unterhaltung, dennoch wurde ich enttäuscht. Ich habe mir den Verlauf ganz anders vorgestellt. Aber das bewerte ich nicht. Ich finde es unfair, dass viele Leser das tun. Was können die Autoren oder die Geschichte für ihre eigenen Erwartungen und Vorstellungen? Erwartungen und Vorstellungen können nie mit der Realität übereinstimmen, das ist genau ihr Wesen! Es ist unsere Fantasie und kein Wissen. Wir hoffen, dass die Realität an unsere Vorstellungen ran reicht, aber darauf bestehen können wir nicht. Und das zu bewerten ist völlig daneben! Es kommt darauf an, ob gezielt bestimmte Erwartungen geweckt werden, durch Klappentexte - das kommt auch vor, das unterliegt dann auch eher einer Käufer-/Lesetäuschung. Das ist etwas anderes und eher selten der Fall.

Nicht nur einige Beziehungen zueinander sind künstlich erstellt, sondern auch viele kleine Szenen und einiges Gesprochenes, das gar nicht natürlich sein kann, es sei denn, diese Personen besitzen hellseherische Kräfte. (Weiteres in der Lese-Chronik)

Immer wieder wird in der Geschichte "Cinderella" eingeworfen, sodass ich das Gefühl bekam, es ist eine moderne Version des Märchens. Auch "Alice im Wunderland" spielt hier mehrfach eine Rolle und wird auch von den Charakteren aufgenommen. Es tauchen auch viele Metaphern auf, die berührend und poetisch zu lesen sind. Die Geschichte hat einiges vorhersehbares wie unvorhersehbares zu bieten. Und ich bin froh, dass ich nicht alles schon vornerein erkannt habe, sondern auch mal überrascht wurde.


Ein gutes Buch wird nicht unbedingt ein Bestseller. Und ein Bestseller ist nicht unbedingt auch ein gutes Buch. (Seite 75)

Genauso ist es. Wie oft schüttele ich den Kopf, weil angebliche Bestseller einfach nur Abklatsch von anderen Büchern sind und viele Fehler enthält. Während wirklich tolle Geschichten gar keine Aufmerksamkeit bekommen. Da ist auch wieder das Machtsystem am Werk, denn gerade Autoren, die alle Welt kennt, bekommen besondere Aufmerksamkeit und ich bekomme oft den Eindruck, dass ihre Bücher nur deswegen - wegen dem Bekanntheitsgrad der Autoren) auf die Bestsellerlisten landen, nicht wegen der Geschichten an sich. Das ärgert mich! Kleine Autoren haben hier das Nachsehen, egal, wie toll ihre Geschichten sind.

Ich wette, dieses Buch landet auch auf Bestsellerlisten, es wird ja alleine am und im Buch viel Werbung für die Autorin gemacht und ihr Vorwerk gelobt. Die Geschichte hier ist nicht schlecht, also nicht falsch verstehen, aber auf die Bestsellerliste gehört es trotzdem nicht. Leider. Gegönnt hätte ich es der Autorin und der Geschichte, aber es ist eben nicht herausragend. Leider. Ich finde das Auswahlsystem einfach nur unfair und machtverschoben.

Ich kann nur hoffen, dass meine Lesekameradinnen nicht allzu viel spoilern. Sie werden mit Sicherheit Sachen erwähnen, die ich absichtlich weggelassen habe. 😞 Aber darauf habe ich keinen Einfluss. Ich bin sehr traurig, dass ich der Geschichte keine 5 Sterne geben kann, ich habe ein ungemein großes Bedürfnis, das zu tun. Und bin auch an die Geschichte mit der Hoffnung darum rangegangen. Sehr schade! Aber wie mich die Geschichte trotz vieler Makel gut und kurzweilig unterhalten konnte und ich auch mal fünf gerade sein lassen möchte, vergebe ich noch 4 Sterne.

Eine leicht poetische Geschichte über Bücher und ihren Sinn, wie auch die Möglichkeit der Weiterentwicklung und das Finden um einen Platz im Leben. Es ist also nicht einfach eine typische Liebesgeschichte, es ist ein besonderer Mix aus allem. Nach mehr als 3 Stunden Lese-Chronik und Rezension beende ich das hier und hoffe, damit angeregt zu haben, das Buch zu lesen. Trotz allem. Trotz allem empfehle ich es von 💝 weiter!


"Dein Roman ist etwas ganz besonderes. Es hat nicht verdient, im Raum des Vergessens zu liegen. Er hat mich bewegt, und ich wollte, dass er auch andere Menschen erreicht, wenigstens in Teilen."
"Und wie ist es gelaufen?"
"Es war schön. Ich glaube, es hat einige ein bisschen glücklich gemacht für den Moment. Und das ist ja der ganze Grund, warum man liest. Man hofft auf Zeilen, die ein schönes Gefühl in einem wecken."

(Seite 226)


In der Lese-Chronik befinden sich die Fehler von mir ausführlich erläutert, ebenso wie die humorvollen Szenen und viele weitere Zitate zum Träumen.


🧐 Lesen auf eigene und schöne Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2982514722/



Ich bedanke mich beim Vorablese-Team und dem Verlag für das Buch! Ich habe zwei Wochen darauf hin gefiebert und wollte es unbedingt lesen. 🤓





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Veröffentlicht am 19.06.2021

Beim Hören verbrannt ...

Im Regen verbrannt
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Inhaltserzählung:
"Die Welt ist grausam."
"Nicht die Welt, die Menschen."

(Track 4)


"Du kannst sie nicht zurückholen. Und Rache ist eine hinterhältige, gemeine Geliebt. Sie verspricht dir Erlösung, ...

Inhaltserzählung:
"Die Welt ist grausam."
"Nicht die Welt, die Menschen."


(Track 4)


"Du kannst sie nicht zurückholen. Und Rache ist eine hinterhältige, gemeine Geliebt. Sie verspricht dir Erlösung, und reißt dich doch nur in den Abgrund."

(Track 4)


"Sie fordern Ihr Glück gern heraus, oder?"
"Ja, natürlich, dafür ist es da. Woher soll ich wissen, wie weit ich gehen kann, wenn ich nicht einfach gehe oder fahre."


(Track 10)


Autorin:
Vanessa Heintz wurde 1987 im saarländischen Saarlouis geboren und lebt heute in der Rosenstadt Zweibrücken. Ehrenamtlich unterstützt sie mehrere Menschen- und Tierrechtsorganisationen und ist Partnerin des Bündnisses "Gemeinsam gegen Menschenhandel".

Sprecher:
Schon seit dem jungen Erwachsenenalter schreibt Patrick Düppre Zeilen nieder, wobei für ihn die Musik immer die Nr. 1 war. Nun erweitert er seine Pallette und bringt im Rabenwald-Verlag seinen ersten Roman heraus. Dem Verlag ist er bereits durch die Titellieder der Liliana Reihe von Vanessa Heintz und dem Hörbuch zum ersten Teil "Im Regen verbrannt" verbunden. Neu erschienen ist der von Düppre geschriebene Song „Fire Dancer“, dem die Sängerin Pamela ihre Stimme leiht.


Bewertung:
Das Cover ist schlecht, diese zwei geteilten Bilder ...
kopfschüttel und der Titel, was soll der aussagen? Ich verstehe ihn nicht.

Die Eingangsmusik Rock mit Gesang ist merkwürdig, so unpassend. Währenddessen redet der Sprecher die Daten runter ... Die Kapitel sind auch mit dem Lied untertont, aber ohne Gesang. Past überhaupt nicht, was soll das?

Die Erzählung erfolgt zumeist über Merlin, ab dem ersten Drittel kommt die über Liliana dazu. Sie wird neben Merlin zur Protagonistin.

Ich verstehe nicht, wie zwei Menschen, die sich nicht lieben und nur streiten heiraten wollen. Und diese Ausrede, es wegen der Firma zu tun, ist Schrott. Merlin sagt ja noch ständig, er will Annamaria nicht heiraten. Sagt ihr aber, er liebe sie blabla. Heuchlerisch. Was für eine furchtbar respektlose und biestige Person Annamaria ist! Boah, und Merlin steht meistens daneben und sagt nichts dazu. Sie beleidigt den behinderten Vater, seine verschollene Schwester und hält ihn von seinem besten Freund Felix fern. Solche Menschen gehören in die Therapie und auf die Abschussliste, mit denen ich nichts zu tun haben möchte. Merlin ist ein typischer naiver Mensch, der in einer gehobenen Gesellschaft logiert. Er fragt, wieso man diese Menschenhändler nicht aufhält. Ja, weil es Geld bringt! Wie dumm muss man sein? Eine Frage, die besonders bei Merlin immer wieder auftaucht.

Eine Szene, wo ich dachte "Ja, zeig's ihr!": "Aber bitte, bleibt auf deinem Geld sitzen und wir heiraten irgendwo in einer Scheune im Kuhmist." - "Gute Idee, machst du mir in der Hochzeitsnacht dann die Bäuerin oder die Kuh? Oder muss ich auch dann wieder den Acker allein pflügen?", fragte er zynisch.

Über Liliana möchte ich nichts verraten, sie birgt einige Überraschungen.



Viele unlogische Szenen im gesamten Verlauf. Ein Beispiel:

Merlin findet das Amulett seiner Schwester im Wald, wo sie zuvor hingegangen ist, mit Blut dran, aber wir erfahren nicht, dass er zur Polizei geht. Erst nach einem Absatzsprung. Der Zeitsprung ist undurchschaubar. Und dann hatte ein Fremde die Halskette? Merlin hatte sie doch! Und viele andere unlogische Szenen (Siehe Lese-Chronik). Ich dachte immer wieder HÄ? Und die großen Zeitsprünge verstärken das noch. Sie reißen einen aus der einen Szene heraus und setzen einen in die nächste Szene, die man nicht zuordnen kann. Auch viele Verhaltensweisen sind nicht nachzuvollziehen. Dadurch kam auch die Atmosphäre nicht richtig auf, wie es sein sollte.

Riesenaufreger, wie über Frauen gesprochen wird. Selbst Merlins Vater beleidigt Liliana andauernd. Nennt sie Schlampe, Nutte, Miststück, Biest etc. Widert mich sowas von an. Aber auch andere Männer und auch andere Frauen reden so. Das ist sehr wahrheitsgetrau. Und Merlin lässt sie einfach so reden. Männer und Frauen, die sowas geschehen lassen, sind nicht viel besser. Nur dass er hier strikt gegen die Menschenschänder vorgeht, immerhin.



Das Ende ist Friede, Freude, Eierkuchen - und was ist mit den ganzen Kerlen???? Nur nicht wieder großer Sprung, auch ein Ende mit offenen Fragen.

Als ich die Stimme des Sprechers gehört habe, dachte ich "furchtbare Stimme!" Zusätzlich spricht der Sprecher manche Figuren nicht nach Geschlecht. Das irritiert natürlich. An drei Stellen wiederholt der Sprecher dieselben Sätze. Mit der Zeit habe ich mich an den Sprecher gewöhnen können.


Fazit:
Eine Geschichte durchweg mit Irrungen und Wirrungen und abscheuliches Verhalten gegenüber Frauen. Das hat die Autorin auch sehr realistisch wiedergegeben. Furchtbare Geschichte, was auch gut ist, dass es an die Öffentlichkeit kommt - wie insbesondere mit Frauen umgegangen wird, ob von Männern oder Frauen selbst. Und das kommt wirklich sehr penetrant zum Ausdruck - das ist total ungewöhnlich. Das hat mich echt fertig gemacht. Leider sind hier durchweg haufenweise Logikfehler und unnachvollziehbares Verhalten sowie große Zeitsprünge, die irritieren und auch in nachfolgenden Szenen völlig orientierungslos lassen.

Als Hörbuch ist diese Geschichte nicht gut geeignet, mich hat es wahnsinnig gemacht. Ich werde nichts mehr vom Autor hören! Das war echt Katastrophe! Wegen der Geschichtsidee und deren realistische Umsetzung (mit Abzug der Fehler), auch was die Charaktere betrifft, gibt es
2,5 Sterne* (auf 3 Sterne gesetzt) von mir. Absolut nichts für schwache Nerven und naive Menschen, die in ihrer Heile Welt-Blase leben.



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Veröffentlicht am 17.06.2021

Band 1 und 2, da es die hier nicht einzeln gibt

Black Heart. Komm, ich erzähl dir ein Märchen von Gut und Böse
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Bewertung Band 1:
Das Cover ist wirklich schön, wie die der ganzen Reihe. Man erfährt nichts zur Geschichte, was auch nicht nötig ist. Allerdings verstehe ich den Titel gar nicht. Was für ein Märchen? ...

Bewertung Band 1:
Das Cover ist wirklich schön, wie die der ganzen Reihe. Man erfährt nichts zur Geschichte, was auch nicht nötig ist. Allerdings verstehe ich den Titel gar nicht. Was für ein Märchen? Gut und Böse? Wann? Wo? Der Klappentext ist total einseitig, sodass man nicht mit den drei Handlungssträngen und den zwei Jahrhunderten rechnet.


Ohne die recht informationslosen Rezensionen hätte ich nicht alles an Fakten zusammenführen können. Alleine alle Namen behalten, fand ich schwer. Und wer was ist. Schon da wird mir schwindelig.

Zwei Jahrgänge: einmal 1768 und einmal 2018; dabei sind bei 2018 zwei verschiedene Handlungsstränge dabei:

Louisa lebt 2018 in Düsseldorf und steht vor ihrem achtzehnten Geburtstag. Dort trifft sie auch Alexander, ein Gestaltwandler, wenn ich das richtig verstanden habe.

Das blinde Mädchen Freya begegnet 1768 dem Wächter Mikael in Norwegen. Hier gefällt mir vor allem die Sprecherstimmen der Beiden und die Atmosphäre des Verlaufs.

Zwei junge Männer, die nach der bereits verstorbenen Freya suchen. Den Teil habe ich sinngemäß nicht verstanden. Das hätte auch rausgenommen werden können, es ist, als füllt es einfach ein wenig die Geschichte. Eine Leserin schreibt, sie sind gestaltlos geschildert, sie seien jedenfalls keine Menschen. Eine andere Leserin schreibt, es ist ein Polizist und sein Kollege. Ah ja, jetzt bin ich genauso schlaulos (doch, das Wort gibt es, seit jetzt!).


Die Geschichte ist in den Ich-Erzählungen der Protagonisten erzählt. Ich bin mit allen nicht besonders warm geworden, weil das Befassen mit den Figuren einfach viel zu kurz ist. Anders wäre es, wenn die Autorin sich auf zwei Protagonisten beschränkt hätte. Aber so viele bei der Kürze ...

Zu Beginn habe ich die ganzen Stränge in Verbindung nicht verstanden, das kommt nach und nach, was die miteinander zu tun haben. Aber auch nicht alle. Was Freya persönlich mit Louisa und Mikael mit Alexander zu tun hat, ist offen. Eine frühere Ahnin? Wieso diese zwei Männer auf der Suche nach Freya sind, ist auch offen. Eigentlich ist alles offen. Die einzige Verbindung ist die Magie. das war's.


Auch sind für mich viele Fragen offen:

Die Eltern benehmen von Louisa sich echt merkwürdig, als ob sie sie abgeben würden und nie wiedersehen. Sie verabschieden sich mit Worten und Umarmungen, was auch Louisa stutzig macht. Warum flieht sie plötzlich vor Alexander? Ich kapiere es nicht. Und auch das Verhalten der Eltern wird nicht mehr erklärt.

Ich weiß auch nicht, was das alles mit Märchen zu tun haben soll - ob Adaption oder nicht. Was soll das denn für ein Märchen sein?


Zwei Sprecher und zwei Sprecherinnen. Ich fand sie recht gut, die/den einen etwas besser als die/den anderen. Vier und fünf Sterne für alle Sprecher. Sie sprechen sehr lebhaft und so hört es sich recht schnell.


Fazit:
Ich verstehe die große Begeisterung hier nicht. Naja, wenn man auf so separate Handlungen und viel Offenem steht, sicher. Aber so lockt natürlich Band 2, und sicher auch dann Band 3 und 4. Das erinnert mich an "Die Grimm-Chroniken", die auch sehr kurz sind. ich weiß nicht, wie teuer die vier Teile hier sind, die andere Reihe ist unverschämt teuer. Wozu sonst streckt man die Geschichten so derart?

Den Auftakt von der Autorin „Für alle, die noch auf ihren Hogwartsbrief warten.“ ist für mich überhaupt nicht passend. was hat das bitte mit Hogwarts und der Harry Potter-Welt zu tun??



COVER/AUFMACHUNG ⭐⭐⭐⭐⭐

GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐

ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐⭐

ERZÄHLSTIL ⭐⭐⭐

HANDLUNG/VERLAUF ⭐⭐⭐

CHARAKTERE ⭐⭐⭐

GENRE ⭐⭐⭐⭐⭐

SPRECHER/INNEN ⭐⭐⭐⭐ und ⭐⭐⭐⭐⭐


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Bewertung Band 2:
Das Cover ist wie die ganze Reihe super gestaltet. Der Klappentext ist wieder zu einseitig erfasst.

Und direkt geht es mit einem neuen Charakter los? Ich habe erst nach der Hälfte erfahren, wer sie ist. Asalea heißt sie. Bei dem Mann, Melvin (Melva gesprochen), kommt der Name direkt am Anfang. Was die beiden jetzt mit den Anderen zu tun haben, ist schon wieder rätselhaft. Statt Fragen beantwortet zu bekommen, tauchen mehr Fragen auf. Was ich auch nicht verstehe, ist, wo sind die beiden Männer aus Teil 1, die Freya gesucht haben? Stattdessen gibt es jetzt ein neues Duo.

Diesmal sind es drei Sprecher; Günter und Amina wie in Band 1. Jamila ist neu. Der Sprecher zu Mikael ist nicht so gut wie der in Band 1. Auch Freyas Aussagen sind anders. Sehr schade.


Fazit:
Ich breche ab hier die Reihe ab. Zu viel Durcheinander und offene Fragen. Da ich jetzt zwei Bände durchhabe, kann ich Charaktere und Geschichte etwas besser bewerten, aber auch nicht vollständig. Dafür müsste man echt alle Bände kennen.


"Du denkst, ich sollte es gewohnt sein, Leben auszulöschen, oder? Aber das bin ich nicht. Es wird nicht weniger schrecklich, nur weil man es regelmäßig macht."

(Track 34)



COVER/AUFMACHUNG ⭐⭐⭐⭐⭐

GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐,🌠

ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐,🌠

ERZÄHLSTIL ⭐⭐⭐⭐

HANDLUNG/VERLAUF ⭐⭐,🌠

CHARAKTERE ⭐⭐,🌠

GENRE ⭐⭐⭐⭐⭐

SPRECHER/INNEN ⭐⭐⭐⭐




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Veröffentlicht am 16.06.2021

Das Gnadenjahr der Gesellschaft - Unterdrückung, Erniedrigung, Ermordung

The Grace Year
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Inhaltserzählung und Leseprobe:
Niemand spricht über das Gnadenjahr.
Es ist verboten.
Angeblich besitzen wir die Macht, Männer aus ihren Betten zu locken, Jungen in den Wahnsinn zu treiben und Ehefrauen ...

Inhaltserzählung und Leseprobe:
Niemand spricht über das Gnadenjahr.
Es ist verboten.
Angeblich besitzen wir die Macht, Männer aus ihren Betten zu locken, Jungen in den Wahnsinn zu treiben und Ehefrauen vor Eifersucht zum Rasen zu bringen. Sie glauben, unsere Haut verströme ein starkes Aphrodisiakum: das wirksame Elixier der Jugend eines Mädchen im Übergang zur Frau. Deshalb werden wir während unseres sechzehnten Lebensjahres verbannt. Wir sollen unsere magischen Kräfte in die Wildnis entlassen, bevor man uns erlaubt, in die Zivilisation zurückzukehren.
Die Wahrheit über das Gnadenjahr, über das, was in diesen dunklen zwölf Monaten geschieht, verbirgt sich in den vielen Teilchen der Staubfäden, die um sie herumweben, wenn sie sich unbeobachtet glauben.
Aber mir entgeht nichts.
Früher glaubte ich, das sei meine Magie - Dinge sehen zu können, die andere nicht sahen. Dinge, die sie gar nicht wahrhaben wollten. Aber man muss nur die Augen aufmachen.
Meine Augen sind weit offen.

(Seite 9 und 19)


In diesem Jahr gibt es zwölf heiratsfähige Jungen in Garner County - Jungen, die in eine Familie von Stand und Ansehen geboren wurden. Und es gibt dreiunddreißig Mädchen.
Heute werden wir durch die Stadt ziehen und uns den Jungen ein letztes Mal präsentieren, bevor sie sich zu den Männern in der Hauptscheune begeben, um dort über unsere Schicksale zu verhandeln, als wären wir Vieh. Was der Wahrheit ziemlich nah kommt, wenn man bedenkt, dass wir kurz nach unserer Geburt tatsächlich auf der Fußsohle mit dem Siegel unseres Vaters gebrandmarkt werden. Wenn alle Ansprüche geltend gemacht sind, überbringen unsere Väter den wartenden Mädchen in der Kirche die Schleier, setzen den Auserwählten die durchscheinenden Ungetüme wortlos auf. Und morgen früh, wenn wir alle auf den Marktplatz aufgereiht stehen, um in unser Gnadenjahr aufzubrechen, wird jeder Junge den Schleier des Mädchens seiner Wahl lüften, als Eheversprechen, während der Rest von uns komplett überflüssig ist.

(Seite 16)


Eine Ratte im Labyrinth kann überall hingehen, solange sie im Labyrinth bleibt.

(Der Report der Magd von Margaret Atwood)


Autorin:
Mit 16 Jahren verließ Kim Liggett ihre ländliche Heimatstadt im Mittleren Westen, um in New York Karriere als Sängerin zu machen. Sie war Backgroundsängerin für einige der größten Rockbands der 80er Jahre. Sie liebt Tarot-Karten und ist eine leidenschaftliche Sammlerin seltener Parfümfläschchen. In den USA veröffentlichte sie bereits mehrere Jugendbücher.

Übersetzerin:
Birgit Salzmann, geboren 1964, studierte Deutsche Sprache und Literatur, Anglistik und Romanistik und übersetzt seit vielen Jahren englischsprachige Literatur ins Deutsche. Sie lebt mit ihrer Familie in Marburg.


Bewertung:
Das Cover erinnert mich an ein Sachbuch-Cover, dass den Widerstand von Frauen zeigt. Kein bestimmtes Buch, sondern einfach die Art und Weise des Covers. Es gibt Bücher, die auch mit solchen Handbewegungen geziert sind, alles im Sinne von Frauenbewegungen und Menschlichkeit. Das Cover ist wunderschön und passt hervorragend zur Geschichte, genauso wie der Titel. Ich bin wirklich sehr froh, dass der Originaltitel übernommen wurde. Mich stört nur wieder diese Zusatzsätze ... Ihr Widerstand ist die Liebe ... so ein unnötiger Quatsch. Tierneys Widerstand ist ihr Wille zur Freiheit und Unabhängigkeit. Liebe ist da nur später dabei. Nicht nur diese blöden Sätze, die das Cover verunstalten (warum kann man nicht einfach den Titel Titel sein lassen???), auch noch ständig diese Übertreibungen. 🙄 👎

Richtig cool finde ich, dass die rote Blume auf dem Cover aus der Geschichte entnommen wird: (...) und auch die geheimnisvolle rote Blume sprenkeln den Weg. Fünf Blütenblätter, perfekt geformt, als wäre sie für uns gemacht. Eins für die Mädchen im Gnadenjahr, eins für die Ehefrauen, eins für die Arbeiterrinnen, eins für die Frauen in den Außenbezirken und eins für sie selbst. (Seite 13)

Das Buch ist in den vier Jahreszeiten geteilt worden, allerdings passt das nicht sehr gut. Es vergeht zum Bespiel nur eine Nacht und schon ist Winter. Bei den anderen Jahreszeiten sind die Sprünge auch so gut wie nicht vorhanden. So eine Einteilung ergibt nur Sinn, wenn es große Zeitsprünge gibt. Denn von einem Abend zum anderen Morgen wechselt keine Jahreszeit. Das wäre wirklich Magie. Es gibt keine Kapitel in diesem Buch. Die kapitelähnlichen Blöcke sind mit einer Blume voneinander getrennt. Die Gesamtaufmachung ist gleichmäßig gehalten.


Verheiratet zu werden, ist kein Privileg für mich. Annehmlichkeit hat mit Freiheit nichts zu tun. Es ist ein goldener Käfig, sicher, aber immer noch ein Käfig. Im Arbeitshaus gehört mein Leben wenigstens noch mir. Gehört mein Körper noch mir.
(Seite 18)


Der Erzählstil ist in der Ich-Form von Tierney, der Protagonistin hier. Der Schreibstil ist sehr flüssig und der Verlauf unheimlich zügig zu lesen. Ich war innerhalb einiger Stunden mit dem Buch durch, ich konnte nicht aufhören, zu lesen. Die Beschreibungen der Gesellschaft sind sehr realistisch und eindrucksvoll. Der Titel und die Geschichte beziehen sich auf das Jahr, indem die Mädchen zusammengepfercht und sich selbst überlassen werden. Die eigentliche Schande ist das System selbst und die Herrenschaft (extra so geschrieben), die es erschaffen hat. Wir lesen ein paar Seiten über die Gesellschaft und wie Tierney und die anderen Mädchen und Frauen leben. Die Vorbereitung auf das Gnadenjahr. Dann folgt das Gnadenjahr selbst und zum Schluss die Rückkehr, die nur ein paar Seiten erfasst.

Tierney ist, wie alle in ihrem Jahrgang, sechzehn Jahre alt. Sie ist das typisch eigenwillige, aber sanftmütige Kind, von dem wir oft in Romanen lesen. Sie lebt reflektiert und stellt die Gesellschaft und ihr frauenfeindliches System infrage.

Es gibt viele Nebencharaktere, daher finde ich es mühselig, auf jede einzelne Figur einzugehen. Alleine der Gnadenjahr-Jahrgang hat zweiunddreißig Figuren, ohne Tierney. Eine kleine Rolle spielen noch ihre Eltern, die Mutter etwas mehr, ihre Geschwister, ihr bester Freund Michael und ein Freund Hans. Aber es sind viel zu viele Charaktere, die immer wieder eine Rolle spielen oder erst später dazustoßen. Das lasse ich also im Dunkeln.

Einiges zum Verlauf kann ich hier nicht bewerten, da sie spoilern. Daher sind sie in der Lese-Chronik verzeichnet. Es gibt hier unvorhersehbares, wie auch vorhersehbares. Die vorhersehbaren Szenen hätte die Autorin anders schreiben können, undurchschaubarer, aber sie hat sich für den gleichen Stil wie andere Autoren entschieden, das bedaure ich sehr. Andererseits gibt es auch ein paar richtige Überraschungen, die wirklich überraschend zu lesen sind.

Es gibt auch ein paar unlogische Gegebenheiten: Zum Beispiel haben die Mädchen nichts in dieser Unterkunft, bis auf ein wenig Nahrung und ihre eigenen Bündel - aber sie haben Äxte und Sägen für Holzarbeiten?! Auch hier gibt es noch in der Lese-Chronik.

Den Kopf schmunzelnd schütteln musste ich bei einer von Tierneys Aussagen, es gibt viele, aber die muss einfach Erwähnung finden: Sie erzählt, dass Männer die Wahl haben, die keinen hohen Stand besitzen. Entweder die harte Feldarbeit oder kastriert als Wächter mit Annehmlichkeiten. Und doch entscheiden sich die meisten für die Feldarbeit, sagt sie. Ja, natürlich tun sie das. Logisches Denken, wenn man weiß, wie Männer denken und funktionieren. Fast jeder Mann (Ausnahmen gibt es immer) würde alles tun, um seine Manneskraft zu behalten. Das ist ja das Ur-Problem dieses Systems: Sie glauben mit ihrem hässlichen Hänge-Ding über den Frauen zu stehen, die Macht zu haben. Weil sie die Reinstecker sind, nicht die Reingesteckten. Für jemanden wie mich also gar keine Verwunderung, wieso die Männer lieben harte Arbeit verrichten. Tierney müsste das eigentlich klar sein, denn sie selbst will auch lieber zur Feldarbeit als zu heiraten, weil sie dann wenigstens ihren Körper behalten darf. Dass da auch Missbrauch normal ist, muss Michael ihr erst sagen, aber das Prinzip ist dasselbe.


Wir dürfen nicht träumen. Die Männer glauben, wir könnten auf diese Weise unsere Magie verbergen. Allein diese Träume zu haben, würde schon reichen, um betraft zu werden, aber wenn irgendwer davon erführe, was ich da träume, hieße das den Galgen.
(Seite 14)


Das ganze System ist Wirklichkeit für alle Mädchen und Frauen weltweit. Auch in der realen Welt werden Frauen hingerichtet, wenn die Männer sie loswerden wollen, unter fingierten Anklagen. Das hat die Autorin in der Geschichte ebenfalls eingebaut. Was auch wirklich sehr glaubhaft und realistisch zur Geltung kommt, ist die Feindseligkeit der Mädchen und Frauen zueinander. Auch das ist Alltag in unserer Welt. Dieses frauenfeindliche System vergiftet auch uns Frauen, schon als Mädchen wachsen wir damit auf. Neid, Eifersucht, Missgunst, Rachedurst, Intrigen gehen von Mädchen zu Mädchen, von Frau zu Frau, von Mädchen zu Frau, von Frau zu Mädchen. Wir nehmen das nur als bloße Zickereien unter Mädchen und Frauen wahr, aber es ist viel mehr. Es ist geballte Zerstörungskraft, die wir uns gegenseitig zuschleudern und uns niederreißen. Während die Männer sich gemütlich zurücklehnen und ihr Machgefühl genießen. Diese permanente Feindseligkeit und Demütigung der Männer und Anerkennungsdrang der Frauen, ihnen zu gefallen, treibt das System weiter und weiter. Solange wir uns gegenseitig bekriegen, anstatt zusammenzuhalten und gegen das System ankämpfen, solange wird das auch so weitergehen. Es ist das, was wir auch in anderen Bereichen kennen: Arme gegen Arme, sie bekriegen sich gegenseitig, weil sie es nicht wagen, die Ohnmacht und Wut gegen die eigentlichen Verursacher, die Reichen und Politiker, zu werfen. Und auch das ist so gewollt. Das hat die Autor auch unheimlich klar und penetrant aufgeführt.

Es wird auch sehr penetrant immer wieder geschrieben, dass die Männer glauben, dass dies und das mit den Mädchen ist. Dass sie dies und das tun können, wegen ihrer Magie. Und so weiter. Dabei geht es gar nicht um Glauben, sondern um Wissen. Die Männer glauben das ganze Zeug nicht, sie wissen ganz genau, dass es nicht so ist. Aber mit diesen Ammenmärchen stellen sie die Mädchen und Frauen ruhig. Sie sollen gehorsam sein und gehorchen. Es geht alleine darum, die Macht zu behalten, die sie über die Mädchen und Frauen ausüben. Es soll die Mädchen und Frauen daran hindern, aufzubegehren und ein freies und selbstbestimmtes Leben einzufordern, wie es ihnen zusteht. Auch das Juden-Modell wird hier angewandt: Die Juden sind schon immer Epochenweise Schuld an allem gewesen. Genauso wie das weibliche Geschlecht von Anbeginn der Zeit an allem Schuld ist. Deshalb werden wir auch unterdrückt und müssen den Männern gehorchen. Die ideale Ausrede des männlichen Geschlechts. Auch die erste aller Sünden, die eine Frau begangen haben soll, Eva, wird hier ständig erwähnt, wie sie auch ständig in allen Religionen der Welt in unserer Realität propagiert wird. Mal eine kleine Zwischenfrage: Wer hat denn die ganzen Bibelgeschichten geschrieben? Ja, Männer, genau. Wir wissen es also besser. Die Männer auch, aber das dient ihnen als Vorlage für all ihren Missbrauch an dem weiblichen Geschlecht.

Auch das ist alles kein Märchen, sondern harte Realität für uns Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt. Das System ist ein und dasselbe, nur unterscheiden sich in vielen Ländern die Art der Methoden, um es aufrecht zu erhalten. Versteht ihr nicht? Okay, dann mal ein paar Beispiele: Massenvergewaltigungen gibt es hier natürlich auch (schon alleine 'natürlich' zu schreiben, ist doch aufschreckend, oder nicht?), aber in Indien beispielsweise ist das an der Tagesordnung - wenn wir jetzt nicht die Kriegsvergewaltigungen dazunehmen. Und nicht so selten sterben die Mädchen und Frauen an den massiven Verletzungen. In vielen Ländern dürfen Frauen nicht zur Schule, nicht schreiben und lesen lernen, geschweige denn, etwas von der Welt erfahren. Denn Bildung ist Macht, und das gefällt der Herrschaft dort gar nicht. Sie dürfen keine Berufe ergreifen oder wählen gehen. Sie werden zu Sklaven aller Art gehalten. Sie dürfen nicht tragen, was sie möchten, müssen sich verhüllen. Ich denke, ihr wisst genau, was ich meine, wenn ich von unserem Leben spreche, in diesem hierarchen System. Viele wollen es nur nicht wahrhaben und leugnen lieber. Das berühmte und abgewandelte Sprichwort "Nichts sehen, nichts sagen, nichts hören" beschreibt das gut.

(Auch hier bitte daran denken; in allem gibt es Ausnahmen! Aber sind es nun mal nur Ausnahmen, nicht die Regel)


Das Ende bleibt offen. Ich hätte mir mehr von Danach gewünscht, mehr von der Rückkehr und was sich alles tut. Vor allem die Entwicklung zwischen ihr und Michael fehlt mir hier sehr. Das ist alles sehr salopp. Gleichzeitig ist das Ende auch Faden, den jeder von uns eigenständig weiterspinnen soll, die Gesellschaft verbessern, das System aufbrechen ... das kommt von Tierney nach der Rückkehr so rüber und auch die Autorin in ihrem Dankeswort ist da für mich sehr deutlich.


Fazit:
Die Geschichte erinnert mich etwas an "Panem", auch hier müssen Auserwählte (aber nur Mädchen) kämpfen, um zurückzudürfen. An sich keine neue Idee, denn das System ist uralt und Wirklichkeit. Aber wie die Autorin es in eine erfundenen Geschichte umsetzt, ist neu. Genauso wie andere Geschichten in der Art. Es gibt ein paar Bücher, die sich mit unseren System befassen, die die Autoren natürlich etwas andersartig gespinnt haben, aber unser Alltgassystem deutlich herauszulesen ist. Es geht nicht um jede Umschreibung und Handlung. Ob in einer Welt, wo gebärfähige Frauen Kinder gebären müssen für andere und ihre Namen verlieren oder wo sie ihre angebliche Magie in einem zeremoniellen Jahr loswerden sollen ... Die können unterschiedlich sein, wie die Bücher zeigen. Es geht um das System, das immer gleich bleibt dabei. Die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts. Wie Tierney in diesem Buch sagt: Man muss nur die Augen aufmachen.

Für diejenigen, die dafür bereit sind, empfehle ich folgende Werke, die mir spontan einfallen:

#Female Pleasure

https://www.ebay.de/itm/283559613676?epid=17044646437&hash=item42057854ec:g:y9YAAOSwoR1dOV1x


Wir sind viele, wir sind eins

https://www.droemer-knaur.de/buch/melinda-gates-wir-sind-viele-wir-sind-eins-9783426277928


Unsichtbare Frauen

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Unsichtbare-Frauen/Caroline-Criado-Perez/btb/e561586.rhd


Was Männer nie gefragt werden

https://www.fischerverlage.de/buch/fraenzi-kuehne-was-maenner-nie-gefragt-werden-9783596705825


Woman

https://mindjazz-pictures.de/filme/woman/


Die Geisha

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Die-Geisha/Arthur-Golden/Penguin/e499884.rhd


Whistleblower



(Von den ganzen Dokumentationen sehe ich mal ab, das sprengt den Rahmen, ist auch nur das, was mir jetzt spontan in den Sinn kommt.)


Für Leser/innen, die mit Scheuklappen durch ihre Seifenblasenwelt laufen ist das Buch sicher schockierend. Und Gedanke wie "sowas gibt es zum Glück nicht" werden aufkommen. Leider irrt ihr Seifenblasen-Leser/innen euch. Leider!

Das Buch wird als Jugendbuch gelistet, wo es auch hingehört. Leider listet die Bücherei das Buch als Science Fiction-Roman, was überhaupt nicht stimmt. Das suggestiert uns wieder, dass alles bloße Erfindung und eine völlig fremde Gesellschaft ist. Wundern tut mich das Verhalten aber auch wieder nicht. Lieber nicht genau darüber nachdenken und weitermachen wie bisher. Es ist nur eine Kleinigkeit, denken einige von euch sicher - da ist das Buch halt bei SciFi gelistet, ist ja auch eine erfundene Geschichte -, aber jede Kleinigkeit macht in der Summe großes aus. Der Strand besteht auch nur aus Minikörnern, aber Milliarden, wenn nicht noch mehr, machen ihn erst zu einem Strand. Der erste Schritt ist, die Kleinigkeiten wahrzunehmen. In einer anderen Gesellschaftsform wäre diese Buch auch einfach eine Science Fiction-Geschichte. Im Grunde müsste das Buch "Das Gnadenjahr der Gesellschaft" heißen. Denn alles ist der Gnade der Männer und der Frauen, die mitziehen, unterstellt. Tag für Tag. Jahr für Jahr.


Alle Frauen in Garner County müssen dieselbe Frisur tragen, die Haare streng aus dem Gesicht gekämmt und am Rücken zu einem Zopf gelochten. Auf diese Weise können sie, so glauben die Männer, nichts vor ihnen verbergen. Keinen spöttischen Gesichtsausdruck, keinen unkeuschen Blick, kein Aufblitzen von Magie. Weiße Bänder für die kleinen Mädchen, rote für die Gnadenjahr-Mädchen und schwarze für die Ehefrauen.
Unschuld. Blut. Tod.
(Seite 18/19)


Das Nachwort bzw. Dankeswort (was hier ein und dasselbe ist) ist erschreckend und alltäglich zugleich. Die Autorin schildert genau das, was wir jeden Tag miterleben und uns nicht mal immer bewusst ist. Daraus entstand dieses Buch. DANKE! 🙏

Ich möchte nicht allzu ausschweifend das System erklären, das tun die vielen Passagen im Buch reichlich (schaut mal in die Lese-Chronik). Man einer von euch wird sich sicher fragen, wieso ich trotz ein paar schlechte Kritikpunkte 5 Sterne vergebe - ich, die immer alles hinterfragt und jedes Hörbuch und Buch kritisch durchhört/durchliest und der es schwer fällt, mal fünf (passend zu der Blume mit den fünf Blüten) gerade sein zu lassen (ja, ihr merkt, ich kenne meine Schwächen sehr genau) - die Gründe habt ihr bereits gelesen, aber als Zugabe lasse ich hier auch einfach mal die Autorin selbst zu Wort kommen:

Drei Jahre zuvor, zehn Uhr abends, Penn Station: (Anmerkung von mir: Es war 2019 laut Buchdaten)

Ich schaue auf die Anzeigentafel und hoffe, mein Zug trifft bald ein, als mir ein Mädchen auffällt. Vielleicht dreizehn oder vierzehn, schlank und groß gewachsen, wippt sie ungeduldig auf den Zehen und nervt ihre Eltern, Großeltern und jüngere Geschwister damit. In ihr steckt die nervöse Energie eines jungen Mädchens an der Schwelle zum Frausein. Zu Veränderung.
Ein Mann im dunklen Anzug läuft vorbei und sieht instinktiv in ihre Richtung, taxiert sie von Kopf bis Fuß. Ich kenne diesen Blick. Von jetzt an ist sie Freiwild. Beute.
Dann sehe ich eine Frau vorbeigehen, die von derselben Energie angezogen scheint, aber vermutlich aus völlig anderen Gründen. Während sie das Mädchen mustert, verdunkelt eine gewisse Trauer, Verachtung möglicherweise, ihren Blick. Vielleicht fühlt sie sich an all das erinnert, was sie verloren hat ... all das, wovon sie glaubt, es nie wieder zu bekommen. Deshalb ist das Mädchen für sie nun eine Konkurrenz.
Als der Zug der Familie angekündigt wird, gehen sie schnell zum Gleis und verabschieden sich. Das Mädchen wird offenbar gerade zurück ins Internat geschickt. Sie winkt, bis die Rolltreppe nach unten außer Sicht ist, und mir fällt unwillkürlich die Erleichterung in den Gesichtern ihrer Eltern auf. Sie wird für ein weiteres Jahr vor der Welt versteckt sein. In Sicherheit.
"Was tun wir den jungen Mädchen nur an", murmele ich vor mich hin.
Wie betäubt gehe ich zu meinem Zug, und kaum habe ich mich hingesetzt, fange ich an zu weinen. Ich weine um das Mädchen. Ich weine um eine Tochter, meine Mutter, meine Schwester, meine Großmütter.
Dann klappe ich mein Laptop auf, und bis ich in Washington, D.C. ankomme, ist das Handlungsgerüst für das Buch fertig. Der Anfang und das Ende sind verfasst, und ich weiß, dass ich keine Wahl habe. Ich muss dieses Buch schreiben.
Es war Magie.

Danke meiner Tochter Madeline und meinem Sohn Rahm. Nichts auf der Welt macht mich stolzer, als eure Mutter zu sein. Ihr motiviert mich, ein besserer Mensch zu sein, weiterzukämpfen, vorwärtszustreben. Ihr macht die Welt zu einem besseren Ort, einfach weil ihr da seid.
Und danke dem Mädchen am Bahnhof. Ich sehe dich. Nicht als Beute oder Konkurrenz. Ich sehe Hoffnung.



🧐 Lesen auf eigene (eine wichtige) Gefahr:

https://www.lovelybooks.de/bibliothek/WriteReadPassion/lesestatus/2802064236/

(Die Zitate in der Rezension sind aus den Leseproben-Seiten. Für weitere in die Lese-Chronik schauen)





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