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Veröffentlicht am 25.05.2025

Das mondäne Baden-Baden und seine Prominenten zur Kaiserzeit

Als im Hotel Messmer der Tee ausging
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Klara läuft vom heimischen Bauernhof weg, soll sie doch einen wesentlich älteren Witwer mit drei Kindern heiraten, wobei ihr harte Arbeit nichts ausmacht, das kennt sie bereits vom Bauernhof. Sie verpflegte ...

Klara läuft vom heimischen Bauernhof weg, soll sie doch einen wesentlich älteren Witwer mit drei Kindern heiraten, wobei ihr harte Arbeit nichts ausmacht, das kennt sie bereits vom Bauernhof. Sie verpflegte bislang ihre drei erwachsenen Brüder und den verwitweten Vater. Ihr Weg bringt sie unvorhergesehen nach Baden-Baden, wo sie prompt eine Stelle im illustren Hotel Messmer ergattert und das auch noch als Hilfe für die dort abgestiegene Kaiserin. Dabei lernt sie auch einen jungen Reporter kennen, der sie unterstützt und zudem ihr Herz höher schlagen lässt. Sie erlebt jede Menge Abenteuer im Hotel und in Baden-Baden, ist einem Attentäter auf der Spur, kreiert und kostet Tee bei dem Händler und Bruder des Hoteliers Messmer und lernt dessen Sohn Otto kennen, der Augen für sie hat. Sie lernt auch den Kaiser kennen, der öfter über sie schmunzelt und wird sogar (Aushilfs-) Friseuse bei Sisi, der Kaiserin von Österreich. Allerdings weiß sie auch, dass ihre Familie sie bestimmt nicht einfach ziehen lässt, sondern ihre Brüder nach ihr suchen. Wird sie ihr Glück dennoch in Baden-Baden finden und vielleicht auch die Liebe?

Die Autorin hat einen historischen Roman geschrieben, der durchweg eine positive und schöne Grundstimmung hat, auch wenn natürlich Geheimnisse und ein wenig Drama eine Rolle spielen. Und auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Viele historische Personen sind Urlauber in Baden-Baden, beispw. Bertie, der Thronfolger von England und Bismarck, als Leser habe ich mich so richtig in Baden-Baden wohl gefühlt und die Autorin hat es verstanden mich auch in die Zeit zurückzuversetzen. Ich sah die wunderschönen Kleider, die mondänen Hotels und die Protagonisten vor mir, das hat mir sehr schöne Lesestunden bereitet. Was mir manchmal etwas zu viel wurde war eine Klara, die irgendwie alles schaffte und vom Bauernhof direkt in dieses mondäne Hotel als Hilfe kam, teils verwegen, dann wieder etwas kindlich rüber kam, dann wieder voll Pflichtbewusstsein gegenüber ihrer Familie war, die sie zuvor bewusst verlassen hatte. Das hatte schon teils etwas märchenhaftes. Insgesamt habe ich die Reise in die damalige Kaiserzeit genossen und man merkte an all den liebevollen Details, die die Autorin eingeflochten hat, dass sie viel recherchiert hat. Wer einen schönen, locker und flüssig zu lesenden historischen Roman lesen und dabei herrlich entspannen und abschalten möchte, der sollte zu diesem Roman greifen.

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Veröffentlicht am 21.05.2025

Ein spannender Krimi mit ganz viel Lokalkolorit

Das Teufelshorn
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Auf Mallorca wird ein kleines Mädchen entführt, am helllichten Tag und an der Strandpromenade. Ihre Mutter hat nur einen Moment nicht achtgegeben und im Lokal das Essen bezahlt. Isabel, die als Vermieterin ...

Auf Mallorca wird ein kleines Mädchen entführt, am helllichten Tag und an der Strandpromenade. Ihre Mutter hat nur einen Moment nicht achtgegeben und im Lokal das Essen bezahlt. Isabel, die als Vermieterin von Ferienhäusern die Firma ihrer Mutter Florentina übernommen hat und früher erfolgreiche Polizistin für Entführungsfälle in Palma war, wird von ihrem ehemaligen Chef Tolo Cabot gebeten, den Fall zu übernehmen. Die Zeit drängt. Isabel lässt sich darauf ein, eigentlich möchte sie nicht, denn sie hat mit diesem Teil ihres Lebens abgeschlossen und fühlt sich in ihrem neuen sehr wohl. Unterstützung erhält sie von Pep, dem Sohn ihrer Freundin, der gute Kontakte zur Tochter des örtlichen Bürgermeisters pflegt. Schnell ist Isabel in den Fall involviert und wird auch noch in einen Mord an einem zurückgezogen lebenden Kolumbianer verwickelt. Hat dieser etwas mit dem Fall der Kindesentführung zu tun und auch der neue Lebensgefährte der Kindsmutter ist sehr ominös. Isabel ermittelt und kommt nicht nur Tolo Cabot näher, sondern auch der Lösung.
Isabel ist eine sehr sympathische Ermittlerin, sie versteht sich mit ihrer Umwelt, mag ihren Alltag und hält als Haustier ein Frettchen, mit dem sie in den frühen Morgenstunden im Meer schwimmen geht. Isabel ist in dem kleinen Dorf, in dem sie wohnt, verwurzelt, ihre Mutter lebt dort und es werden auch die Nachbarn und andere Dorfbewohner vorgestellt. Die Autorin nimmt einen so richtig mit auf die Insel und in die wunderschöne Landschaft, das ist Sommerfeeling pur. Zudem hängt noch ein leichtes Knistern und Gefühle in der Luft. Neben diesen wunderbaren Beschreibungen führt die Autorin aber auch stetig den Kriminalfall voran. Es gibt so einige Verdächtige und sie setzt gekonnt Twists, denn ich habe mitermittelt, so richtig hatte ich aber keine Idee nur einen leisen Verdacht. Am Ende ist auch alles gekonnt aufgeklärt. Der erste Fall mit Isabel hat mir sehr viel Lesespass bereitet, mich auf die tolle Insel Mallorca mitgenommen und ich freue mich schon auf den nächsten Roman, den ich ganz sicher ebenfalls lesen werde. Ein spannender Kriminalroman mit perfektem Ambiente, den ich sehr gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 18.05.2025

Der Buchtitel ist Programm

Wut und Liebe
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Mein erster Suter und ich bin begeistert. Seitdem ich in der Alten Oper/Frankfurt bei einer gemeinsamen Lesung mit Benjamin von Stuckrad-Barre war, wusste ich, es wird nun unbedingt Zeit ein eigenes Buch ...

Mein erster Suter und ich bin begeistert. Seitdem ich in der Alten Oper/Frankfurt bei einer gemeinsamen Lesung mit Benjamin von Stuckrad-Barre war, wusste ich, es wird nun unbedingt Zeit ein eigenes Buch von Martin Suter zu lesen. Und: voila. In Wut und Liebe trifft er die leisen Töne und seine Sprache ist so überaus elegant, beim Lesen dachte ich manchmal, sie perlt wie der Champagner, der auch im Buch vorkommt. Noah, ein erfolgloser Kunstmaler wird von seiner Freundin Camilla verlassen. Sie ist Buchhalterin und möchte nicht mehr für ihrer beider Lebensunterhalt aufkommen, vielmehr möchte sie selbst einen gutsituierten Partner, der ihr ein angenehmes Leben bietet. Da reicht auch die Liebe nicht, die immer noch besteht. Noah versucht seinen Kummer in einer in die Jahre gekommenen Bar zu ertränken und lernt dort Betty kennen, eine ältere Dame. Sie hat viel Geld, ist aber sehr krank und leidet an einem besonderen Schmerz, der sich in Hass auf einen früheren Geschäftspartner ihres Mannes gewandelt hat. Und hier kommt ein unmoralisches Angebot ins Spiel. Wird sich Noah darauf einlassen, um Camilla zurückgewinnen zu können? Ab hier entwickelt sich die Geschichte so schön und klar in ganz unterschiedliche Richtungen, als Leser folgt man ihnen nur zu gerne und wird oft überrascht. Zwar kam mir ein Teil des Plots bereits recht schnell in den Sinn, aber das hat meinen Lesespass überhaupt nicht getrübt. Das Ende war dann doch anders als erwartet, richtig clever. Das Buch empfehle ich daher sehr gerne weiter. Heute habe ich auch gleich ein Ticket für eine der Stationen der Lesereise von Martin Suter im Herbst diesen Jahres zu dem Buch gekauft und bin schon sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 13.05.2025

Die Wahl des Papstes im Verlauf der Geschichte

Weißer Rauch und falsche Mönche
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Nachdem Papst Franziskus verstorben ist, wollte ich eigentlich seine Biografie lesen, habe dabei aber dieses Buch gefunden, was mich direkt sehr angesprochen hat. Da die Wahl des neuen Papstes bevorstand, ...

Nachdem Papst Franziskus verstorben ist, wollte ich eigentlich seine Biografie lesen, habe dabei aber dieses Buch gefunden, was mich direkt sehr angesprochen hat. Da die Wahl des neuen Papstes bevorstand, wollte ich mich näher dazu informieren. Der Autor Stefan Kempis lebt in Rom und ist Redaktionsleiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan/Vatican News. Er hat profunde Kenntnisse über den Vatikan. Daher habe ich gerne zu diesem Buch gegriffen. Es wird die Konklave und ihre Entwicklung bis in die jetzige Zeit beschrieben. Sogar einen Ausblick in eine mögliche Zukunft gibt der Autor. Das Buch ist in gut übertitelte Kapitel unterteilt. So hat man gleich einen Einblick, was genau besprochen wird. Dabei gibt der Autor sehr sorgfältig recherchierte und mit Fußnoten unterlegte Überblicke über die einzelne Entwicklung der Konklave von Petrus weiter in den Jahrhunderten. Dabei wird auch die Auswirkungen von Politik und einzelne Herrscher auf die Papstwahl, den Ort einer solchen und auch wer an dieser jeweils teilnehmen kann beschrieben. Die Bevölkerung spielte früher ebenfalls eine Rolle dabei. Was ich besonders interessant fand war, dass die Regelungen der Konklave von dem jeweiligen Amtsinhaber für die nächste Wahl vorgegeben wird. Das wusste ich bislang noch nicht. Auch sonst hat mir das Buch viel Wissen um die Papstwahl vermittelt, dieses in einer flüssigen und gut lesbaren Weise, so dass ich gerne abends noch zum Buch gegriffen habe, um weiterzulesen. Wer einen umfassenden Blick auf die Papstwahlen im geschichtlichen Kontext haben möchte, aber dennoch gut unterhalten werde möchte, liegt mit diesem Buch genau richtig.

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Veröffentlicht am 04.05.2025

Zwei Frauen und ihr Leben für die Kunst

Montmartre - Licht und Schatten
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Marie Lacrosse hat mit Montmartre einen packenden Roman geschrieben, der ins aufstrebende Künstlerviertel von Paris entführt und diese Zeit unheimlich lebendig werden lässt. Valerie, Tochter eines reichen ...

Marie Lacrosse hat mit Montmartre einen packenden Roman geschrieben, der ins aufstrebende Künstlerviertel von Paris entführt und diese Zeit unheimlich lebendig werden lässt. Valerie, Tochter eines reichen Kunsthändlers und Elise, Tochter einer armen Wäscherin werden am gleichen Tag im Jahr 1866 geboren, die ortsansässige Hebamme hilft bei der Geburt beider Kinder. So lernen sich beide auch eines Tages kennen, wobei ihr Leben so unterschiedlich verläuft. Während Valerie die Malerei studieren möchte und dabei auch die damals bekannten Künstler kennen lernt, nimmt Elise ihren Weg zunächst als Wäscherin und Büglerin, um durch eine Schulfreundin zum Tanz zu kommen und schließlich dort Karriere machen zu wollen.

Marie Lacrosse versteht es die beiden Lebenswege nebeneinander so dicht und spannend zu erzählen, dass ich völlig in dieses Viertel von Paris und in diese Zeit eintauchen konnte. Den Werdegang dieser zwei so verschiedene Frauen habe ich gefesselt verfolgt, die sich zwar immer mal wieder begegnen, deren Geschichten jedoch nicht wirklich miteinander verflochten sind. Ganz besonders gefallen hat mir, dass die ganze Künstlerszene mit den bekannten Malern, wie Toulouse-Lautrec, van Gogh, Degas usw. so fachkundig beschrieben werden. Die Autorin erzählt in ihrem Nachwort über ihre umfassenden Recherchen, die man als Leser auch bemerkt. Das gilt nicht nur für die Malerszene, sondern auch für das Varieté und die Zeit des Cancan. Ich fand es so spannend über diese Anfänge zu lesen und auch auf die Weltausstellung mit der Eröffnung des Eiffelturms und des Moulin Rouge mitgenommen zu werden. Mir hat der Roman sehr viel Spaß bei lesen gemacht und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil im November. Eine kleine Leseprobe ist bereits im Buch abgedruckt, den ich gespannt gelesen und am liebsten gleich weitergelesen hätte. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung für diesen tollen historischen Roman.

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