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Veröffentlicht am 19.08.2018

Ein schönes fantastisches Buch für kleine und größere Leser

Khyona (1). Im Bann des Silberfalken
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Allgemeines:

Khyona – Im Bann des Silberfalken ist im Juni 2018 als gebundenes Buch im Arena Verlag erschienen. Das fantastische Buch wird vom Verlag ab einem Lesealter von 12 Jahren empfohlen und hat ...

Allgemeines:

Khyona – Im Bann des Silberfalken ist im Juni 2018 als gebundenes Buch im Arena Verlag erschienen. Das fantastische Buch wird vom Verlag ab einem Lesealter von 12 Jahren empfohlen und hat 480 Seiten. Doch auch als etwas ältere Leserin habe ich Khyona gerne gelesen.

Da auf der Verlagshomepage hinter dem Wort „Khyona“ eine 1 zu sehen ist, gehe ich davon aus, dass Im Bann des Silberfalken der Auftaktband zu einer mehrteilig angelegten Reihe ist. Autorin Katja Brandis ist euch vielleicht kein Begriff, ich habe in den letzten Monaten jedoch gleich zwei Bücher von ihr auf meinem Blog vorgestellt: Das dunkle Wort und Nachtlilien.

Inhalt:

„Der Islandurlaub mit ihrer neuen Patchworkfamilie ist genauso anstrengend wie Kari sich das vorgestellt hat. Doch als ihr ein silberner Falke begegnet und sie ins Reich Isslar gebracht wird, verändert sich alles. Ehe Kari sich versieht, steckt sie mitten in einer magischen Welt voller Trolle, Eisdrachen und Elfen, in der Geysire über das Schicksal entscheiden und ein geheimnisvoller junger Mann über die Vulkane der Insel herrscht. Doch warum ist sie hier? Als Kari herausfindet, dass sie einer jungen Assassinin zum Verwechseln ähnlich sieht, die im Auftrag der Fürstin einen Mord begehen soll, steckt sie bereits in gewaltigen Schwierigkeiten …“ (Quelle: Arena Verlag)

Meine Meinung:

Wenn ihr gerade Lust auf ein Buch voller magischer Elemente, Pferde und wunderschöner Natur habt, dann kann ich euch Khyona – Im Bann des Silberfalken ans Herz legen. Und nicht nur dann. Auch, wenn ihr einfach auf der Suche nach einer schönen Lektüre aus dem Kinder- und Jugendbuchbereich seid.

Khyona bietet dem Fan fantastischer Geschichten auf seinen 480 Seiten eine Welt voller Gefahren, Abenteuern und starken Protagonisten. Eine magische Welt und ein verwunschenes Island, das in der Geschichte sogar gleich zweimal existiert. Ich liebe es, als Leser in eine Art Parallelwelt einzutauchen. Das habe ich bereits als Kind innerhalb der Unendlichen Geschichte geliebt und auch heute noch lese ich gerne Bücher, die so aufgebaut sind. Also machte ich mich sehr motiviert auf nach Isslar, das dem real existierenden Island einerseits ähnlich ist und andererseits nicht anders sein könnte. Dort habe ich zusammen mit Kari viele für sie völlig neue Dinge entdeckt und eine Welt bewohnt von Elfen und anderen (relativ bekannten und bewährten) magischen Bewohnern kennengelernt.

Brandis hat innerhalb von Khyona (wie bereits von ihr gewohnt) viel Wert auf das Worldbuilding gelegt. Und das obwohl das Buch eher für jüngere Leser empfohlen wird. Auf diese Weise entsteht keine eindimensionale, flache Welt. Als Leser hat man dadurch das Gefühl, am liebsten sofort noch mehr entdecken zu wollen. Wie immer hätte ich mir eine Karte gewünscht, eventuell sogar von der Stadt Khyona selbst, um alles besser nachvollziehen zu können. Seid ihr auch solche Kartenliebhaber?

Brandis ist es gut gelungen, die natürliche Schönheit Islands innerhalb ihrer Geschichte immer wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Ich würde am liebsten gleich meine Sachen packen und selbst die Orte erkunden, die sie inspiriert haben. Manchem Leser mögen ihre Beschreibungen zu ausführlich erscheinen, für mich waren sie genau richtig. Ich kann mir aber vorstellen, dass vor allem jüngere Leser die Beschreibungen als zu langatmig empfinden könnten.

Da die Geschichte abwechselnd von Kari und ihrem „Patchworkbruder“ John erzählt wird, bleibt auch die Perspektive in der realen Welt, also in Island, nicht außen vor. Natürlich ist das wichtig und spannend, man will ja schließlich wissen, wie es Karis Eltern ergeht, da Kari für sie einfach plötzlich verschwunden ist. Nichtsdestotrotz war ich von dieser Perspektive leider manchmal genervt. John wirkt für seine 15 Jahre in meinen Augen zu naiv und ich habe mich bei manchen seiner Handlungen gefragt, wie er auf die Idee kommt, sich so zu verhalten. Nach und nach ist er mir mehr ans Herz gewachsen und gegen Ende des Buches hat er sich auch charakterlich weiterentwickelt und handelt weniger stereotypisch. Ich bin gespannt, wie es ihm in den Folgebänden ergehen wird, er hat auf jeden Fall noch Entwicklungspotential!

Während der gesamten Lektüre hatte ich das Gefühl, ein schönes Buch zu lesen. Aber von Brandis war ich doch nicht nur „schön“ gewohnt. Ich war spannend, großartig, innovativ und einzigartig gewohnt. Und genau diese Elemente habe ich innerhalb von Khyona ein wenig vermisst. Nach wie vor werde ich das Buch mit vier Herzen bewerten. Zu dem fünften fehlt mir noch das gewisse besondere Etwas. Ich bin wirklich gespannt, ob Brandis mir das im zweiten Band geben wird!

Fazit:

Ein schönes fantastisches Buch für kleine und größere Leser.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Ein Buch voller (unbequemer) Helden.

Tankstellenchips
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Allgemeines:

Tankstellenchips – Ein Heldenepos ist im Juli 2018 in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Die Autorin dieses Buches ist eine meiner liebsten deutschen Autorinnen: Antonia Michaelis.

Tankstellenchips ...

Allgemeines:

Tankstellenchips – Ein Heldenepos ist im Juli 2018 in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Die Autorin dieses Buches ist eine meiner liebsten deutschen Autorinnen: Antonia Michaelis.

Tankstellenchips ist kein fantastisches Buch, sondern geht ähnlich wie Die Attentäter in eine realistische Richtung. In meinen Augen ist es für junge Erwachsene und erwachsene Leser geeignet. Das vom Verlag empfohlene Lesealter von 14 Jahren ermöglicht vermutlich kein umfassendes Verständnis der Lektüre.

Wer Tankstellenchips in der Hand hält, sollte einen Blick hinter den Schutzumschlag werfen. Mit viel Liebe zum Detail hat Kathrin Schüler das Buch gestaltet und dem gebundenen Buch so auch optisch etwas Besonderes verliehen.

Inhalt:

„Road Novel von Antonia Michaelis über zwei ungleiche Helden und sehr viele Kühe.
In einer Sommernacht lernen sie sich kennen: Sean, Student aus dem Iran, seit zwei Monaten in Deutschland, und Davy, aus dem Heim abgehauen, auf der Suche nach einem Freund. Beide werden Zeugen eines Überfalls. Von nun an verfolgt von Verbrechern und Polizei türmen sie zusammen quer durch Deutschland: über Erdbeerfelder, unter dunklen Gewitterwolken, durch Biergärten, im Heißluftballon, mit der Bahn und auf dem Moped. Immer wieder werden sie dabei von Kühen umzingelt, das scheint ihr Schicksal zu sein. Warum sonst sollte der Wagen mit Sean und dem Abschiebebescheid ausgerechnet auf dem Weg zum Flughafen in einer Kuhherde stecken bleiben?

Klug, skurril und komisch nimmt Antonia Michaelis ihre Leser mit auf eine Deutschlandreise aus Sicht eines Flüchtlings und erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.“ (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)

Meine Meinung:

Antonia Michaelis steht für Bücher, in denen Realität und Fantasie verschwimmen. Bücher, die uns als Leser nicht eindeutig signalisieren, was tatsächlich passiert ist oder was wir uns nur vorstellen, gelesen zu haben. Ich liebe diesen ihr ganz eigenen Schreibstil und habe mich von ihren Worten schon so oft einfangen lassen. Michaelis behandelt stets wichtige Themen und eben auch solche Themen wie das der Flüchtlinge, das für manche Menschen so unangenehm zu sein scheint. Für mich stand außer Frage, ob ich Tankstellenchips lesen wollte. Ich musste es lesen.

„Fahren Sie nicht weiter bis zu das Dorf da?“, fragte Davy. „Doch, da wohn ich“, sagte der alte Mann. „Aber muss ja nicht gleich jeder wissen, dass ich so’ne wie euch mitgenommen hab. Ihr versteht schon. Ausländer. Denn haut rein.“

Ich wusste nicht, was wir hauen sollten, es war wohl nur wieder eine Redensart. (S. 36)

Tankstellenchips wird als Heldenepos beworben. Und genau das ist es auch. Zwei (tragische) Helden machen sich auf den Weg – auf eine gemeinsame, völlig ungeplante und unfreiwillige Reise. Auf dieser Reise erleben sie Dinge, die durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Anders als sonst mischt Michaelis keine fantastischen Elemente in die Handlungsstränge ihrer Geschichte. Stattdessen tauchen viele skurrile Dinge auf. Den beiden Helden begegnen zum Beispiel überdurchschnittlich oft Kühe. Man könnte sagen, sie sind von Kühen umgeben. Vielleicht verfolgen die Kühe die beiden ja heimlich auf ihrer Reise durch Deutschland?

Michaelis kreiert eine tragikomische Geschichte. Eine Geschichte, von der man immer mehr lesen will, die man förmlich in sich aufsaugt. Woran das liegt? Vermutlich zum einen an der Authentizität der Protagonisten und zum anderen an dem von ihr gewählten Realitätsbezug. Sean, der eigentlich gar nicht Sean heißt, ist geflüchtet. Beiläufig werden ab und an Details seiner Flucht erwähnt. Als ob sie gar nicht so schlimm war. Gleiches gilt für den Grund seiner Flucht. Er hat selbst mich während der Lektüre beinahe davon überzeugt, dass er gar keinen Grund hatte, sein Land zu verlassen. Fallt nicht darauf rein, er hat einen.

Es tat ein bisschen weh an meine Großmutter zu denken. An sie und ihre Küche und den Duft darin: Kerbel, Pfefferminze, Basilikum, Schnittlauch, Zwiebel, all diese Gerüche, die es in Deutschland nicht gibt, oder wenn, dann nur in winzigen Dosen, als wären Kräuter gefährliche Medikamente. (S. 29)

Tankstellenchips lädt dazu ein, über Sprache nachzudenken. Vor allem über die deutsche Sprache. Sean hinterfragt viele Dinge, neigt zu Übergeneralisierungen und erklärt nicht nur einmal, warum er sich so ausdrückt wie er es eben tut. Der kleine Davy, der ihn auf dem Roadtrip begleitet, hat ebenso Probleme mit der Sprache. Das fällt sogar Sean auf. Seine Probleme haben eine andere Ursache, sind aber nicht minder spannend. Meiner Meinung nach sind viele Beispiele aus Tankstellenchips bestens dafür geeignet, aufzuzeigen, welche Herausforderungen sich für einen Lerner innerhalb der deutschen Sprache verbergen.

„Und? Willst du wieder zurück, irgendwann?“, fragte der Trucker.

Komisch, alle stellten ständig diese Frage. Da bist du fünf Minuten irgendwo zu Gast, und schon fragen sie, wann du wieder gehst. „Ich geh zurück zwei Wochen“, sagte ich. „Tourist. Sie verstehen? Ich bin Tourist. Besucherin.“ „Besucher“, sagte der Trucker. „Was?“ „Besucherin ist eine Frau“, sagte der Trucker und steckte sich eine Zigarette an, ohne mir eine anzubieten, was sehr schade war. „Deutsch, in ist für Frau.“ „Ja, aber die Gleichberechterung“, sagte ich, denn das hatte ich mir gemerkt, es war etwas typisch Deutsches. „Deutschland, jede Wort muss in am Ende haben, ist Gleichberechterung, nein? Also ich sage: Bin ich Besucherin. Ist gerecht.“ Der Trucker nickte langsam. (S. 27)

Während des Lesens begleitete mich durchweg ein gewisses Unbehagen. Ich hatte schon von Beginn an Angst vor dem Ende des Buches. Ob meine Angst berechtigt war? Lest selbst, es lohnt sich.

Fazit:

Ein Buch voller (unbequemer) Helden.

Veröffentlicht am 11.08.2018

Würdiger Abschluss

Palace of Fire - Die Kämpferin
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Allgemeines:

Palace of Fire – Die Kämpferin ist am 23.07.2018 als Paperback bei Penhaligon erschienen. C. E. Bernard ist das Pseudonym der deutschen Autorin Christine Lehnen.

Der abschließende Band der ...

Allgemeines:

Palace of Fire – Die Kämpferin ist am 23.07.2018 als Paperback bei Penhaligon erschienen. C. E. Bernard ist das Pseudonym der deutschen Autorin Christine Lehnen.

Der abschließende Band der Trilogie um Protagonistin Rea hat 512 Seiten und ist passend zu seinen beiden Vorgängern gestaltet. Meine Rezensionen zu Band 1 und 2 findet ihr hier und hier. Denkt daran, dass ich in dieser Rezension Wissen aus den vorherigen Bänden voraussetze – das tut ja bereits der abgedruckte Klappentext. Allen, die die Palace-Saga noch nicht gelesen haben, kann ich an dieser Stelle aber eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Inhalt:

„Rea wagt das Unmögliche: Sie kehrt an der Seite von Prinz Robin nach London zurück – in das Land, in dem Magdalenen wie sie gefürchtet, gejagt und ausgelöscht werden. Doch Rea hat Robins Antrag, seine Frau und damit Königin von England zu werden, abgelehnt: Eine Zukunft mit ihm ist für sie undenkbar, wenn sie ihre wahre Identität geheimhalten muss. Außerdem hat Madame Hiver, die zwielichtige Verschwörerin am französischen Hof, Rea zu einem unheilvollen Pakt gezwungen. Doch dann taucht Robin unter und wird zum Gesetzlosen. Wird er sein Reich, seine Macht und seine Krone aufs Spiel setzen, um für Rea und die Freiheit zu kämpfen?“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Wo fängt man an, wenn eine Reihe beendet ist?

Dort, wo die Autorin uns Leser hilflos zurückgelassen hat? An dem Punkt, an dem sie uns gnadenlos und unerbittlich mit unserer Vorstellung von allem, was noch kommen mag, konfrontiert hat? Stellt euch vor, dass alles gut ist. Aber dann werden doch Zweifel gesät. Genau das hat Bernard uns angetan. Ein wirklich kluger und genialer Schachzug. So könnte die Geschichte weitergehen. Vielleicht werden wir die Welt von Rea noch einmal betreten. Vielleicht auch nicht. Möglicherweise lernen wir dort andere Protagonisten kennen. Aber auf jeden Fall wollen wir sofort wieder dorthin. Bernard hat mit ihrem abschließenden Band eine Erwartungshaltung kreiert, die sie hoffentlich erfüllen wird. Wie sollen wir Leser es sonst verkraften, dass es so viele offene Fragen gibt? Habt ihr eine Lösung gefunden?

Nachdem ich nun in aller Ausführlichkeit deutlich gemacht habe, dass mich das Ende der Palace-Saga verzweifelt zurückgelassen hat, möchte ich natürlich auch auf das gesamte Buch eingehen. Der abschließende Band der Trilogie ist turbulent. Bernard beleuchtet Teile ihrer Welt, die bisher nur am Rande Erwähnung gefunden haben. Vor allem die gefürchteten Korrektiven haben mich schockiert. Bernard hat die Korrektiven so entwickelt wie sie innerhalb von Reas Welt sein müssen. Sie sind nicht unnötig brutal dargestellt, sondern einfach so wie sie in diese Welt passen. Innerhalb der Erzählungen finden keine Beschönigungen statt. Ich bin ehrlich, mir würde es schwerfallen, mir die Dinge, die die Menschen dort erleben, bildhaft vorzustellen. Wenn das genau so grausam, menschenverachtend und blutig in einem Kinofilm umgesetzt werden würde, würde ich vermutlich nicht hinsehen können. Aber genau dort mussten wir in diesem Band hinsehen, um zu verstehen, was die Menschen antreibt und wozu Menschen unter bestimmten Umständen fähig sind.

Wird London brennen?

Die Flammen greifen über. Sie werden größer und erfassen immer mehr Menschen innerhalb dieser von so großen Kontrasten geprägten Welt. Viele wollen für sich eintreten, viele setzen diesen Gedanken auch um. Manche müssen dafür büßen, andere gewinnen dadurch Freiheiten. Einige Charaktere werden euch dabei mit ihrer Furchtlosigkeit überraschen. Sie handeln unvorhergesehen und mutig. Von einem Charakter war ich jedoch zeitweise auch enttäuscht. Und zwar von Rea selbst. Über große Teile der Handlung hinweg habe ich persönlich Rea als zu passiv und zu naiv wahrgenommen. Alle um sie herum handeln, tun etwas, wollen etwas und nur sie schafft es nicht. Irgendwann nimmt aber auch sie all ihren Mut zusammen und handelt. Und ab diesem Zeitpunkt konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Fazit:

Ein würdiger Abschluss, der mich dennoch mit vielen Fragen zurückgelassen hat. Ich möchte gerne so schnell wie möglich weiterlesen!

Veröffentlicht am 09.08.2018

Raabe kann süchtig machen!

Der Schatten
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Allgemeines:

Bereits mit ihrem Erstling Die Falle hat Melanie Raabe ein unglaublich spannendes Buch vorgelegt, das sehr erfolgreich war und ist. Es ist in über 20 Ländern erschienen, die Filmrechte sind ...

Allgemeines:

Bereits mit ihrem Erstling Die Falle hat Melanie Raabe ein unglaublich spannendes Buch vorgelegt, das sehr erfolgreich war und ist. Es ist in über 20 Ländern erschienen, die Filmrechte sind bereits verkauft.

Mit Der Schatten legt Raabe nun ihr drittes Buch vor, das ebenso viel Potential hat wie Die Falle. Der Schatten erschien am 23. Juli 2018 bei btb als Paperback und umfasst 414 Seiten.

Inhalt:

„Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.“ Gerade ist die junge Journalistin Norah von Berlin nach Wien gezogen, um ihr altes Leben endgültig hinter sich zu lassen, als ihr eine alte Bettlerin auf der Straße diese Worte förmlich entgegenspuckt. Norah ist verstört, denn ausgerechnet in der Nacht des 11. Februar ist vor vielen Jahren Schreckliches geschehen. Trotzdem tut sie die Frau als verwirrt ab, eine Irre ist sie, es kann gar nicht anders sein – bis kurz darauf ein mysteriöser Mann namens Arthur Grimm in ihrem Leben auftaucht. Bald kommt Norah ein schlimmer Verdacht: Hat sie tatsächlich allen Grund, sich an Grimm zu rächen? Was ist damals, in der schlimmsten Nacht ihres Lebens, wirklich passiert? Und kann Norah für Gerechtigkeit sorgen, ohne selbst zur Mörderin zu werden?“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Von der ersten Seite an hat mich dieses Buch zunächst gepackt.

Bereits der Prolog ist unglaublich spannend, lässt allerdings offen, wer hier so abgrundtief böse denkt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die man im Hinterkopf hat, wenn man weiterliest. Sehr gut gemacht!

Schon mit Die Falle hat Melanie Raabe mich begeistert. Der Schatten ist erst einmal ebenso spannend. Raabe arbeitet mit vielen Andeutungen, lässt diese aber zunächst für sich stehen, was dazu führt, dass man unbedingt mehr erfahren will und das Buch nicht mehr aus der Hand legt. Im Klappentext steht folgendes Zitat von Raabe:

„Ich liebe Symbole. Unheilschwangere Zeichen.“

Diese Vorliebe stellt sie in ihrem neusten Buch wieder eindrucksvoll unter Beweis: plötzlich auftauchende Figuren, Geräusche, merkwürdige Gespräche, Zufälle, die es eigentlich so gar nicht geben kann – all das kreiert eine zunehmend beklemmende Atmosphäre.

Protagonistin Norah kommt als sympathische Frau rüber, die allerdings so einiges erlebt hat. Auch hier zunächst nur Andeutungen für uns Leser: neuer Job in Wien, Wegzug aus Berlin, Flashbacks, merkwürdige Begegnungen und Selbstzweifel auf der einen Seite und eine gewisse Naivität auf der anderen Seite. Wirre Träume spielen ebenfalls eine Rolle und eine Prophezeiung. Welche Norah die Oberhand gewinnt, wird man sehen… Und dann gibt es noch viele vermeintliche Freunde oder sind sie doch echt? Bei Raabe weiß man eigentlich nie wirklich, was wahr ist und was nicht. Eines weiß man als Leser aber sicher: Es gibt ein Leben Norahs vor und nach „DER KATASTROPHE „, was auch immer damit gemeint ist. Man weiß, dass es mit der schlimmsten Nacht ihres Lebens zu tun hat, mehr aber auch nicht.

Sukzessive entwickelt sich die Handlung und somit die Auflösung aller Andeutungen. Raabe mischt unter die Handlung immer wieder Gedankensplitter einer fiktiven Person, die aus der Ich-Perspektive heraus erzählt: Mann oder Frau, Bekannte oder Bekannter von Norah? Und was hat das Ganze mit dem Prolog zu tun? Man hat als Leser einfach keine Ahnung!

Raabe muss allerdings aufpassen, dass die unglaublich vielen Hinweise, die versteckten Anspielungen, die Merkwürdigkeiten, denen Norah ausgesetzt ist, nicht zu viel werden. Für zukünftige Bücher wünsche ich mir von ihr, dass sie mehr in die Tiefe geht und weniger herumpuzzelt. So gut mir das Buch bis zu zwei Dritteln gefallen hat: Danach war ich ein wenig genervt, weil vieles doch arg konstruiert wirkte.

Fazit:

Ein echter Pageturner, der für schlaflose Nächte sorgt. Raabe kann süchtig machen!

Veröffentlicht am 31.07.2018

To Kill a Kingdom

Elian und Lira – Das wilde Herz der See
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Allgemeines:

Elian und Lira – Das wilde Herz der See ist am 20. Juli 2018 als gebundenes Buch bei dtv erschienen. Es handelt sich um einen Einzelband, der 384 Seiten hat und vom Verlag ab einem Lesealter ...

Allgemeines:

Elian und Lira – Das wilde Herz der See ist am 20. Juli 2018 als gebundenes Buch bei dtv erschienen. Es handelt sich um einen Einzelband, der 384 Seiten hat und vom Verlag ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen wird. Der Originaltitel des Debütromanes der englischsprachigen Autorin Alexandra Christo lautet: To Kill a Kingdom. Hier findet ihr ein Buchspecial vom dtv Verlag. Dort könnt ihr auch eine Ausgabe des Buches gewinnen.

Inhalt:

„Eine Fantasywelt, so betörend wie ein Sirenenlied – düster, romantisch und voller Sogkraft

Lira ist die Tochter der Meereskönigin. Jahr für Jahr ist sie dazu verdammt, einem Prinzen das Herz zu rauben. Doch dann begeht sie einen Fehler und ihre Mutter verwandelt sie zur Strafe in die Kreatur, die sie am meisten verabscheut – einen Menschen. Und sie stellt Lira ein Ultimatum: Bring mir das Herz von Prinz Elian oder bleib für immer ein Mensch. Elian ist der Thronerbe eines mächtigen Königreichs. Doch das Meer ist der einzige Ort, an dem er sich wirklich zu Hause fühlt. Er macht Jagd auf Sirenen, vor allem auf die eine, die so vielen Prinzen bereits das Leben genommen hat. Als er eines Tages eine junge Frau aus dem Ozean fischt, ahnt er zunächst nicht, wen er da an Bord geholt hat. Bald wird aus Misstrauen jedoch Leidenschaft und das Unerwartete geschieht – die beiden verlieben sich ineinander.“ (Quelle: dtv)

Meine Meinung:

Nachdem wir nun den Klappentext gelesen haben und vermuten, dass wir es hier mit einer kitschigen Liebesgeschichte zu tun haben, die nicht lesenswert erscheint, sollten wir alle ganz tief durchatmen.

Ja, der im Deutschen gewählte Titel suggeriert uns, dass es ausschließlich um zwei Menschen geht. Ja, der Eindruck wird vom gewählten Klappentext verstärkt. Ja, der Titel erinnert zum Beispiel extrem an die Buchreihe um Elias und Laia (die gewählten Namen klingen wirklich beinahe gleich), in der eine Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Nein, der Titel ist in Anbetracht der Tatsache, dass dieses Buch so gar nichts mit der Reihe zu tun hat, nicht gut und wenig originell gewählt. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass der originale Titel etwas ganz anderes verspricht, scheint die Wahl eher missglückt zu sein.

To Kill a Kingdom. Das klingt wesentlich verheißungsvoller. Welches Königreich soll „getötet“ werden? Wie? Auf welche Art und Weise? Ist das gerechtfertigt? Wer ist beteiligt? So viele Fragen und Assoziationen, die durch den eigentlichen Titel des Buches ausgelöst werden. Fragen von einer anderen Qualität und Intensität. Und genau darauf sollten wir uns konzentrieren. Denn Das wilde Herz der See ist ein gutes Buch. Ein Buch voller Magie, griechischer Mythologie und Piraten. Und das klingt doch sehr vielversprechend – oder?

„Ich habe ein Herz für jedes Jahr meines Lebens. Siebzehn liegen im Sand meines Schlafzimmers vergraben. Immer wieder wühle ich im Untergrund, um nachzusehen, ob sie noch da sind. Blutig und in der Tiefe verborgen. Ich zähle sie, um sicherzugehen, dass keines über Nacht gestohlen wurde. Die Sorge ist nicht unbegründet. Herzen bedeuten Macht, und wenn es etwas gibt, was mein Volk mehr schätzt als das Meer, dann ist das Macht.“ (S. 5)

Das wilde Herz der See ist alles andere als kitschig. Manchmal erschien mir die düstere Handlung sogar nicht für 14-jährige Leser geeignet. Das liegt darin begründet, dass das beschriebene Volk des Meeres, dem Protagonistin Lira angehört, brutal lebt und handelt. Das wilde Herz der See ist eben kein Märchen, eher eine Art märchenhafte Adaption. Und es liegt natürlich auch daran, dass es um einen Krieg geht. Einen Krieg zwischen zwei Völkern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die sich nicht schlechter verstehen könnten. Denn es gibt lediglich den Tod zwischen ihnen.

Mir hat das Worldbuildung des Buches gut gefallen, an manchen Stellen hätte ich mir jedoch eine Karte gewünscht. Es werden nämlich nicht nur die Bewohner des Meeres, sondern auch viele Völker des Festlandes erwähnt und beschrieben. Christo hat eine Welt entworfen, die grundsätzlich sehr komplex ist. Das wilde Herz der See ist als Einzelband angelegt, ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es entweder eine weitere Geschichte in dieser Welt geben wird, oder die Geschichte doch noch einmal fortgeführt wird. Beides würde mich freuen, denn der Ausflug in Christos Welt war mir zu kurz. Die Geschichte ist in sich beendet, aber ich würde gerne noch mehr über die einzelnen Völker dieser Welt und ihre so unterschiedliche Lebensweise erfahren.

„Meine Haare winden sich schlangengleich über meinen Rücken. Sie sind rot wie mein linkes Auge – doch nur mein linkes, denn das rechte Auge jeder echten Sirene hat die Farbe des Meeres, in dem sie geboren wurde. In meinem Fall ist es das große Meer von Diávolos. Sein Wasser hat die Farbe von Äpfeln und Smaragden. In diesem Ozean liegt das Königreich Keto.“ (S. 6)

Das von Christo beschriebene Volk der Sirenen hat mich schon immer fasziniert. Natürlich hat sie es nicht neu erfunden, aber die von ihr entwickelten Eigenarten und die Lebensweise dieses Meeresvolkes wirkte auf mich originell und vor allem spannend. Für das Cover des Buches hätte ich mir die von Lira beschriebenen unterschiedlichen Augenfarben gewünscht. Aber dafür schillert es wunderschön und ist toll anzusehen..

Fazit:

Ein Debütroman mit vielen Stärken und einigen kleinen Schwächen. Ich würde gerne mehr von Alexandra Christo lesen!