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Veröffentlicht am 14.06.2019

Der richtige Weg!

#Einfach plastikfrei leben: Schritt für Schritt zu einem nachhaltigen Alltag
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Allgemeines:

Einfach plastikfrei leben: Schritt für Schritt zu einem nachhaltigen Alltag ist am 08.04.2019 als Paperback beim Südwestverlag erschienen. Das auf nachhaltigem Apfelpapier gedruckte Buch ...

Allgemeines:

Einfach plastikfrei leben: Schritt für Schritt zu einem nachhaltigen Alltag ist am 08.04.2019 als Paperback beim Südwestverlag erschienen. Das auf nachhaltigem Apfelpapier gedruckte Buch hat 140 Seiten.

Autorin ist Charlotte Schüler, eine junge deutsche Bloggerin. Charlotte Schüler hat sich bei dem Einzug in ihre erste eigene Wohnung für ein plastikfreies Leben entschieden. Seitdem gibt sie auf ihrem Blog, auf Instagram und nun auch in Buchform Ratschläge für ein nachhaltiges Leben mit weniger Plastik. Ihr erstes Buch ist ansprechend gestaltet und zieht Blicke auf sich.

Inhalt:

„Schluss mit dem Müll-Wahnsinn

Ob zu Hause, im Büro oder auf Reisen: Wir benutzen ständig Plastik und produzieren viel zu viel Müll. Charlotte Schüler hatte vor einigen Jahren genug von diesem unachtsamen Umgang mit unserem Planeten und lebt seitdem (nahezu) plastikfrei. Ihren nachhaltigen Alltag dokumentiert die junge Münchnerin mit großem Erfolg auf ihrem Blog und in den sozialen Medien.

In diesem Ratgeber erklärt sie, wie wir alte Gewohnheiten mit einfachen Mitteln nach und nach verändern können. Die Autorin präsentiert ein 4-Schritte-Programm für alle Lebensbereiche und hat inspirierende Ideen für viele Alltagssituationen. Ihre Vorschläge sind mühelos in die Tat umsetzbar und werden durch spannendes Hintergrundwissen, DIY-Anleitungen und Checklisten ergänzt. Denn jeder kann weniger Müll produzieren – wir müssen nur endlich damit anfangen!

Nachhaltigkeit steht auch bei der Produktion des Buchs im Mittelpunkt. Das umweltfreundliche Apfelpapier wird aus Resten gewonnen, die bei der Saftherstellung entstehen. Bei der Papiergewinnung wird nur erneuerbare Energie verwendet und natürlich wird das Buch am Ende nicht in Plastik eingeschweißt.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Ich verwende seit einigen Jahren festes Shampoo. Das war mein erstes vollständig plastik- und verpackungsfreies Produkt. Heute kann ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen. Ich produziere keinen Müll, mein Shampoo hält zwischen 2-3 Monaten, kein Mikroplastik gelangt mehr in unser Wasser und meinen Haaren geht es auch gut. Ich interessiere mich schon lange für die diversen Alternativen, die plastikfrei sind. Viele Produkte konnte ich bereits ersetzen, angefangen bei Wattepads bis hin zu vielen in Plastik verpackten Produkten. Man könnte also sagen, dass ich kein Neuling in diesem Metier bin. Auch ich habe mich von vielen Leuten, aber auch durch mein studiertes Fach inspirieren lassen. Wer tägliche Inspiration sucht und einen Instagramkanal besitzt, der sollte auf jeden Fall bei Charlotte Schüler und Louisa Dellert vorbeischauen. Wer hingegen lieber ein Buch lesen möchte, das viele alltagsnahe Tipps enthält, der greift bitte zu

Einfach plastikfrei Leben.

Als alter Hase in dem Bereich des plastikreduzierten Konsums war für mich nur noch einiges in Schülers Ausführungen neu. Ich empfand die Lektüre dennoch als bereichernd. Schüler gelingt es hervorragend, den Leser persönlich anzusprechen und erzeugt sogleich eine persönliche Involviertheit. Man möchte am liebsten sofort etwas ändern, wenn man durch sie die größeren Zusammenhänge versteht. Sogleich gibt sie ihren Lesern Lösungen an die Hand, die nicht nur gut klingen, sondern auch einfach umzusetzen sind. Für mich war das meiste bereits bekannt, aber wie gesagt, ich setze mich auch schon lange mit der Thematik auseinander. Besonders gefallen hat mir, dass viele farbige Fotos, aber auch Schaubilder, den Fließtext unterbrechen. Beispielsweise handelt es sich dabei um von Charlotte selbst gemachte Fotos einiger plastikfreier Alternativen. Der Mensch liebt Farbe, der Mensch fühlt sich angesprochener und die Lektüre ist automatisch offener für Nichtleser, die sich nur in einer bestimmten Thematik weiterbilden möchten.

Charlotte Schüler nimmt uns den Druck. Sie sagt nicht, dass wir sofort unser Leben umstellen, unsere geliebten Produkte nicht mehr verwenden dürfen. Sie zeigt auf, wie wir Schritt für Schritt etwas verändern können. Und damit ebnet sie einen Weg für die Massen: Jeder kann etwas verändern. Und sei es nur eine Kleinigkeit. Erst, wenn wir alle etwas verändern, erreichen wir eine nachhaltige Bewusstseinsveränderung bei allen Menschen. Vielleicht habt ihr es in den letzten Wochen und Monaten auch gemerkt? Vielleicht könnt ihr etwas verändern, vielleicht tut ihr es schon. Mit Ratgebern wie dem von Schüler sind wir mit Sicherheit auf dem richtigen Weg.

Fazit:

Ein sehr alltagsnaher und persönlicher Ratgeber auf dem Weg zu einem plastikfrei(er)en Leben!

Veröffentlicht am 10.06.2019

Ein wunderschönes Buch!

Die Karte der zerbrochenen Träume
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Allgemeines:

Zeyn Joukhadar ist ein sehr junger Autor. Sein Geburtsdatum ist nirgends zu finden. Er wurde in New York geboren, seine Mutter ist Christin, sein Vater muslimischen Glaubens. Mit Die Karte ...

Allgemeines:

Zeyn Joukhadar ist ein sehr junger Autor. Sein Geburtsdatum ist nirgends zu finden. Er wurde in New York geboren, seine Mutter ist Christin, sein Vater muslimischen Glaubens. Mit Die Karte der zerbrochenen Träume legt er seinen ersten Roman vor, der mittlerweile in 15 Sprachen übersetzt wurde und mit dem Afghanistanroman Drachenläufer verglichen wird. Völlig zurecht, wie ich finde.

Die Karte der zerbrochenen Träume erschien am 20. Mai 2019 auf Deutsch im Heyne Verlag als gebundenes Buch und umfasst 448 Seiten.

Inhalt:

„Sommer 2011. Nour ist als Kind syrischer Einwanderer in New York geboren. Als ihr Vater stirbt, beschließt Nours Mutter, in ihre Heimat Syrien zurückzugehen. Doch das Syrien, das Nours Eltern noch kannten, gibt es nicht mehr. Schon bald erreicht der Krieg auch das ruhige Stadtviertel von Homs, in dem die Familie lebt. Als ihr Haus von einer Granate zerstört wird, fällt die Entscheidung, das Land zu verlassen. Ziel ist Spanien, und der Weg wird die Familie durch Jordanien, Ägypten, Libyen, Algerien und Marokko führen. Auf der Suche nach Trost und Ablenkung erzählt sich Nour während der Flucht die Fabel von Rawiya, einer jungen Abenteurerin, die sich im 12. Jahrhundert dem berühmten Kartografen al-Idrisi anschließt, um die Kunst des Kartenzeichnens zu erlernen. Viele Orte, die Rawiya durchreist, liegen auf der Route von Nour und ihrer Familie. Damals wie heute lauert Gefahr. Bis Nours Mutter vor einer Entscheidung steht, die die Familie für immer auseinanderreißen könnte.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Dieses Buch ist wirklich etwas ganz Besonderes. Das fängt bei der wunderschönen Gestaltung des Covers an und hört mit dem letzten Satz des Buches auf. Selten habe ich einen Roman gelesen, der mich so berührt hat. Es ist gar nicht einfach, eine Rezension zu Die Karte der zerbrochenen Träume zu schreiben, weil wirklich alles in diesem Buch wichtig ist und seinen notwendigen Platz hat. Zeyn Joukhadar ist es gelungen, von Krieg und Flucht, Migration und Immigration, Freud und Leid, Fremdheit und Vertrautheit, Mystik und Realität zu erzählen und alles miteinander so zu verknüpfen, dass ein stimmiges Ganzes entsteht. Ich bin einfach verzaubert von seiner Art des Erzählens.

Es gibt zwei Erzählstränge: Zum einen wird die Geschichte von Nour und ihrer Familie, ihrem Leben in New York und der Rückkehr nach Syrien erzählt. Einem Syrien, von dem die Mutter der Familie glaubt, dass der Krieg schon nicht in ihre Stadt kommt und sie dort wieder Ruhe und Frieden findet; denn dort ist ihr alles vertraut und sie glaubt, sich nach dem Tod ihres Mannes schnell wieder heimisch zu fühlen. Ihre drei Töchter dagegen sehen die Sache anders, sind sie doch seit 12 Jahren in Amerika aufgewachsen und die Freiheiten des westlichen Lebens gewohnt. Wird sich die Erwartung der Mutter erfüllen oder bleibt sie auch in der alten Heimat eine Fremde? Zum anderen wird die Geschichte von Rawiya erzählt, die um 1200 als Junge verkleidet aus ihrem Heimatdorf weglief, um den von ihr bewunderten Kartographen al-Idrisi begleiten zu können und auf ihren Reisen Geld zu verdienen hofft, um ihre Mutter unterstützen zu können, denn Ihrer Familie geht es durch den herrschenden Krieg sehr schlecht. Rawiya verkörpert eine mutige und kluge Heldin und ist Nour durchaus ähnlich.

Beide Geschichten für sich sind faszinierend: Hier die Realität und dort fast schon eine Erzählung aus Tausend und einer Nacht. Man könnte meinen, es wird kitschig und unübersichtlich. Ganz im Gegenteil!

Die Karte der zerbrochenen Träume besteht aus insgesamt fünf Kapiteln, deren Handlung in jeweils einem anderen Land spielt: Syrien, Jordanien und Ägypten, Libyen, Algerien und Marokko und der spanischen Stadt Ceuta. Beide Erzählstränge laufen nebeneinander, man wechselst quasi ständig zwischen beiden. Das schafft Joukhadar mit einer Leichtigkeit, die nicht selbstverständlich ist.

Die Ich-Erzählerin Nour entwickelt im Verlauf der Odyssee der Familie ein neues Verhältnis zu ihren Schwestern, zum Heimatgefühl, zu den Beweggründen, die Menschen handeln lassen wie sie handeln. Dass Joukhadar dieses Zwölfjährige Mädchen erzählen lässt, ist sowohl gut als auch schwierig. Da Nour ihre oft noch kindliche Sicht bewahrt hat, werden manche Ereignisse, die man sonst kaum aushalten könnte, mit einer gewissen Naivität erzählt, manchmal muss man sogar schmunzeln oder will sie an die Hand nehmen und sagen: „Komm, ich bring dich nach Hause.“ Schwierig wird es immer dann, wenn Dinge geschehen, die ein Kind niemals erleben sollte. Diese Erzählweise berührt sehr! Gleiches gilt für den Erzählstrang um Rawiya. Verpackt in eine abenteuerliche Reise vergisst man den ernsthaften Anlass und die Grausamkeiten, denen sie begegnet.

Eine wichtige Rolle spielt in beiden Geschichten eine ganz besondere Karte, womit wir beim Titel des Buches wären… .

Fazit:

Ein wunderschönes Buch!

Veröffentlicht am 01.05.2019

Dieses Buch lädt ein zum Träumen!

Die abenteuerliche Reise des Mats Holmberg
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Allgemeines:

Die abenteuerliche Reise des Mats Holmberg ist am 25.03.2019 im Coppenrath Verlag erschienen. Das Hardcover hat 192 Seiten und enthält viele farbige Bilder, die gemeinsam mit Kindern angeschaut ...

Allgemeines:

Die abenteuerliche Reise des Mats Holmberg ist am 25.03.2019 im Coppenrath Verlag erschienen. Das Hardcover hat 192 Seiten und enthält viele farbige Bilder, die gemeinsam mit Kindern angeschaut oder auch zum kreativen Schreiben genutzt werden können. Die Bilder beleben das Buch sehr und sind auch zum bloßen Anschauen gut geeignet – für die Kinder unter uns, die noch nicht lesen können.

Das Buch wird vom Verlag ab einem Alter von sechs Jahren empfohlen. Vermutlich liest man es in diesem Alter noch nicht selbst, sondern lässt es sich Vorlesen. Für Selbstleser würde ich es ab der dritten Klasse empfehlen.

Inhalt:

„Ein feiner Nebel liegt an diesem Morgen über dem Birka-Kanal. Selbst durch das geschlossene Fenster kann Mats die Luft riechen. Frisch und ein bisschen salzig. »Echtes Kanal-Wetter«, sagt Opa Jakob immer. »Das Meer reist mit dem Kanal. Bis hoch zu unserem Haus. Bis in deine Nase und in dein Herz, Mats Holmberg.« Nirgendwo anders als ganz genau hier möchte Mats leben. Zusammen mit seinem Opa, den Schafen und Hühnern, dem Zwergpony Elvin und vor allem mit Bodo, dem zotteligen Hütehund. Doch da passiert etwas Schreckliches: Opa Jakob muss nach einem Unfall ins Krankenhaus – und die hartherzigen Svenssons vom Nachbarhof wollen Mats adoptieren und alle Tiere weggeben. Aber nicht mit Mats! Schnell lädt er Schaf, Huhn & Co. auf Opas alten Kutter und macht sich auf den Weg zu seiner Großtante. Eine waghalsige, abenteuerliche und tierisch fantastische Reise quer durch Schweden beginnt …“ (Quelle: Coppenrath Verlag)

Meine Meinung:

Ich habe mich an Ostern auf eine kleine Reise begeben…

Wer auf der Suche nach einer zuckersüßen, ernsten und lustigen Geschichte für Kinder ist, der ist hier goldrichtig. Ich habe dieses Kinderbuch verschlungen und konnte eigentlich gar nicht genug von Mats Abenteuern kriegen.

Mats lebt bei seinem Opa. Eines Tages fällt der Opa vom Kirschbaum und nun muss er ins Krankenhaus. Mats möchte selbstverständlich nicht bei den Nachbarn wohnen, die all seine Tiere weggeben wollen. Zu seinen Tieren hat Mats nämlich eine ganz besondere Beziehung: Er kann mit ihnen sprechen und das ist für ihn etwas Besonderes, was niemand erfahren darf. Schnell ist klar, dass er seine Tiere retten muss. Also macht er sich mit der alten Nella auf dem Kanal auf den Weg zur Schwester seines Opas. Seine Reise ist in liebevoller Art und Weise beschrieben. Viele kleine Abenteuer begegnen ihm auf und um den Kanal herum. Neue Menschen, die er kennenlernt, neue Tiere und letzten Endes auch eine neue Verwandte. Es ist schön zu sehen, was Freundschaft und Familie ausmachen können und wie viel ein kleiner Junge in kurzer Zeit schaffen kann.

„Bläst dir der Wind manchmal hart ins Gesicht, treibt er dich auch umso schneller voran.

Alte Seefahrerweisheit“ (S. 5)

Besonders sind in dieser Geschichte auf jeden Fall die Tiere. Bodo, der eigentlich Schafe hüten soll, aber viel lieber ein echter Biber wäre. Hugo, der Hahn und die Henne Frau Björk. Das Zwergpony Elvin und natürlich die Schafe an sich. Sie alle machen einen Teil von Mats` kleiner Familie aus und beleben die Geschichte sehr. Aber auch Selma, der Mats auf seiner Reise begegnet, habe ich direkt in mein Herz geschlossen. Selma ist ein besonderes Mädchen mit sehr vielen Tanten. Ich bin sicher, dass Mats ihr irgendwann noch einmal begegnen wird. Vielleicht durch Zufall, vielleicht in einem neuen großen Abenteuer? Wer weiß?

Erik O. Lindström hat meiner Meinung nach eine Geschichte geschrieben, die ein gewisses Bullerbü-Flair mitbringt, aber gleichzeitig auch ganz anders ist. Ein Stück Schweden schwappt in eure Lesezimmer – ich möchte am liebsten auch gleich mit der Nella auf den Kanal und mitten in der Natur genau so eine abenteuerliche Reise erleben wie der kleine Mats Holmberg.

Es gibt sogar bereits ein Hörbuch aus der Produktion des Audio Verlags. Das muss ich dringend haben – wie schön wäre es, das Hörbuch in Ergänzung zum Buch zu nutzen, um die Geschichte Schülern näher zu bringen? Auf Youtube findet ihr bereits eine Hörprobe. Angenehm gelesen, findet ihr nicht?

Fazit:

Ein Buch, das ich jedem kleinen und großen Leser empfehlen würde, der im Herzen ein Abenteurer ist. Dieses Buch lädt ein zum Träumen!

Veröffentlicht am 27.04.2019

Überraschend überzeugend!

Sohn der Sieben
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Allgemeines:

Sohn der Sieben ist als erster Teil der Keos-Saga am 25. März 2019 im Penhaligon Verlag erschienen. Das Paperback hat mächtige 800 Seiten und bringt somit ein Eigengewicht mit, das man beim ...

Allgemeines:

Sohn der Sieben ist als erster Teil der Keos-Saga am 25. März 2019 im Penhaligon Verlag erschienen. Das Paperback hat mächtige 800 Seiten und bringt somit ein Eigengewicht mit, das man beim Lesen mögen und händeln muss. Der Originaltitel lautet Master of Sorrows (The Silent Gods 1). Autor Justin Travis Call lebt in Idaho und studierte Fantasyliteratur. Sohn der Sieben war das Thema seiner Masterarbeit.

Inhalt:

„Er ist der Phönix – wenn die Welt brennt, wird er leben!

Die Geschichte eines Helden ist aus der Fantasy nicht wegzudenken: Ein Junge, durch tragische Umstände verwaist, wird von einem weisen alten Mann aufgezogen, um das große Übel, das die Welt bedroht, zu besiegen. Aber was ist, wenn der junge Held und das große Übel ein und dasselbe wären? Was, wenn der Junge selbst die Inkarnation des bösen Gottes ist? Würde er die Welt retten? Oder sie zerstören?
Annev ist dieser Junge. Obwohl er selbst Magie nutzt, lässt er sich in einem Kriegerkloster dazu ausbilden, Magiewirker zu bekämpfen. Als er sich dann auch noch in die hübsche Tochter des Klostervorstehers verliebt, eskaliert sein innerer Konflikt …“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Als ich Sohn der Sieben entdeckte, war ich skeptisch. Das Cover hat durchaus reißerisches Potential und auch nach dem Lesen des Klappentextes war ich mir noch nicht sicher, ob ich Trash in den Händen halte. 0-8-15-Fantasy, die ich so schon zuhauf gelesen habe und die nichts Neues liefert, ja lediglich Genderklischés bedient. Ich bin überaus erfreut, dass ich dem Reihenauftakt dennoch eine Chance gab. Der Roman ist mitnichten trashig, simpel oder ein Abklatsch bereits dagewesener Fantasy. Nein, Call ist es gelungen, mich in eine fantastische und faszinierende Welt mitzunehmen. Nicht alles dort ist neu erfunden, aber er hat den Dingen neue Namen gegeben und eine Welt kreiert, die verlockend ist.

Chaenbalu bildet da keine Ausnahme. Das Dorf, in dem Protagonist Annev aufgewachsen ist, kann man auf keiner Karte finden. Mir ist es nicht einmal gelungen, es auf der in der Klappenbroschur abgebildeten Karte zu entdecken. Das ist natürlich so, weil ein Zauber auf dem Dorf liegt. Warum auch sonst?

Wer trotzdem den Weg nach Chaenbalu findet, erkundet ein beschauliches Dorf, das nicht viel Platz für Andersartigkeit oder wahren Heldenmut bietet. Sowohl den Jungen als auch den Mädchen mit kämpferischem Talent ist der Weg dort vorherbestimmt und es gibt nur wenige erstrebenswerte Ziele. Auch Annev denkt zu Beginn der Geschichte relativ engstirnig und eingeschränkt. Er macht eine bemerkenswerte Verwandlung durch und wächst einem als Leser sehr ans Herz. Seine Geschichte lässt sich mitnichten zu einer Liebesgeschichte reduzieren (wie es der Klappentext dem aufmerksamen Leser möglicherweise suggeriert). Vielmehr spielt diese Liebesgeschichte zwar eine Rolle, aber eine andere als gedacht.

Rückwirkend betrachtet, hält der Roman so viele Überraschungen bereit und ist kaum bis gar nicht vorhersehbar. Es hat Spaß gemacht, Chaenbalu und die umliegende Welt mit Annev zu erkunden. Ich habe authentische und sympathische Charaktere kennengelernt und musste bereits einige loslassen. Wiegt euch nicht in Sicherheit, das Böse lauert überall!

Fazit:

Ein Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht. Ich hoffe, der zweite Band lässt nicht zu lange auf sich warten!

Veröffentlicht am 17.04.2019

Fiona ist die neue Lisbeth Salander!

Fiona: Wo die Toten leben
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Allgemeines:

Harry Bingham ist studierter Politik- und Wirtschaftswissenschaftler und hatte eine Karriere bei der Bank J.P. Morgan vor sich, die er zugunsten des Schreibens abbrach. Seine Thriller um ...

Allgemeines:

Harry Bingham ist studierter Politik- und Wirtschaftswissenschaftler und hatte eine Karriere bei der Bank J.P. Morgan vor sich, die er zugunsten des Schreibens abbrach. Seine Thriller um Fiona Griffiths wurden in Großbritannien bereits verfilmt. Mittlerweile hat er sechs Bände geschrieben, von denen mit Wo die Toten leben am 26. März der vierte im Rowohlt Taschenbuch Verlag auf Deutsch erschienen ist. Das Buch umfasst 526 Seiten und gibt einen Ausblick auf Band fünf.

Inhalt:

„Ein verlassener Friedhof im Nirgendwo. Im sogenannten «Totenhaus» liegt leblos eine junge Frau in weißem Kleid, eine Bibel in der Hand. Fiona Griffiths ist fasziniert von der schönen Unbekannten. Zwar stellt sich bald heraus, dass sie eines natürlichen Todes gestorben ist, doch das macht den Fund nur noch mysteriöser. Und ungelöste Rätsel sind nicht Fionas Ding. Sie findet heraus, woher die Frau kam. Warum niemand sie als vermisst gemeldet hat. Und welches Schicksal ihr bestimmt war. Ein Schicksal, schlimmer als der Tod. Es droht auch anderen. Zum Beispiel Fiona.“ (Quelle: Rowohlt Verlagsseite)

Meine Meinung:

Ich habe bereits die ersten drei Bände dieser Reihe gelesen und mit großen Erwartungen auf den vierten Band gewartet. Und er hat mich nicht enttäuscht. Vielleicht liegt es daran, dass die Fiona-Reihe nicht unter Zeitdruck geschrieben und übersetzt wurde, da die englischen Ausgaben bereits ab 2014 entstanden.

Ich liebe die Figur der Fiona Griffiths. Sie ist ein Charakter mit Ecken und Kanten, man möchte sie in den Arm nehmen und sie trösten, sie an die Hand nehmen und ihr zeigen, wie man Freundschaften schließt. Man möchte sie aber auch genauso oft schütteln und ihr sagen: „Benimm dich, merkst du nicht, was du gerade anrichtest.“ Harry Bingham hat hier wirklich eine tolle Thrillerreihe geschaffen!

Alle Bände sind vielschichtig angelegt, es gibt immer parallel stattfindende Handlungen, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Im Verlauf von Ermittlungen, neuen Verbrechen und Erkenntnissen führt Bingham alle Fäden gekonnt zusammen und schafft es, Spannung pur zu erzeugen. Im Zentrum aller Bände steht die Polizistin Fiona, die unter einem tragischen Syndrom leidet, dem Cotardsyndrom. Dieses Syndrom gibt es wirklich. Es lässt einen glauben, man sei tot. Man erstarrt, kann sich kaum bewegen und nimmt die Außenwelt kaum oder gar nicht wahr, kann Emotionen nicht zulassen. Für eine Polizistin eine sehr hinderliche Erkrankung. Ein Vorteil dieses Syndrom ist in Fionas Fall, dass sie sehr klar denken kann und oft Vorahnungen hat, wenn sie Schauplätze von Verbrechen aufsucht. Im Verlauf der vier Bände erfährt man immer mehr darüber, wie Fiona mit diesem Syndrom klar kommt. Sie hat ein Netz von vertrauten Menschen um sich herum aufgebaut. Diese wissen mit ihr umzugehen, zu ihnen fasst sie immer mehr Vertrauen. Ihr Selbstwertgefühl ist auch nicht das beste, sie kann oft nicht glauben, dass man sie mögen kann und ist sehr misstrauisch, wenn andere nett zu ihr sind. Eine ganz schön komplizierte Person, diese Dame! Zudem ist sie auf der Suche nach Informationen zu ihrer Vergangenheit, auch das zieht sich durch alle Bände. Warum, verrate ich hier nicht.

Wo die Toten leben startet etwas zäh, aber da man diesen Band sowieso nur lesen sollte, wenn man die anderen bereits gelesen hat, liest man auf jeden Fall weiter, denn man möchte unbedingt das Rätsel der Figur Fiona knacken. Und man wird auch nicht enttäuscht. Es gibt einen Todesfall, der zunächst keine Ermittlungen zu erfordern scheint, aber wo Fiona sich rumtreibt, bleibt nichts einfach. Und so ist es auch in diesem Fall. Mit vielen Details, schrägem Humor und den Eigenheiten der walisischen Bevölkerung ist auch dieser Band ein Lesegenuss für Fans dieser Reihe. Am Ende ist man wieder ein Stück weiter mit seinem Wissen um Fionas Leben.

Fazit:

Ich warte sehnsüchtig auf Band fünf, der für Oktober 2019 angekündigt ist. Fiona ist die neue Lisbeth Salander!