Spannung, Romantik und Blutmagie
Heartless Hunter. Der rote Nachtfalter, Band 1Wir befinden uns in einem Setting nach der Revolution: nach dem Systemwechsel von Monarchie zu Republik werden Hexen gejagt. Rune, die Protagonistin, ist selbst eine Hexe und hilft als roter Nachtfalter ...
Wir befinden uns in einem Setting nach der Revolution: nach dem Systemwechsel von Monarchie zu Republik werden Hexen gejagt. Rune, die Protagonistin, ist selbst eine Hexe und hilft als roter Nachtfalter anderen Hexen zu fliehen während sie vorgibt ein überzeugtes Mitglied der jungen Republik zu sein. Gideon ist ein hochrangiger Hexenjäger und hat es auf den roten Nachtfalter abgesehen. Zwischen den Beiden entbrennt ein Vorspielen von Verliebtheit, um dem jeweils Anderen Informationen zu entlocken. Und natürlich ist es plötzlich kein Spiel mehr…
Das Grundkonzept des Romans mit der oben beschriebenen Figurenkonstellation hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Hinzu kommt das Magiesystem: Blutmagie, die ihre Spuren als Narben auf den Körpern der Hexen hinterlässt. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, man fliegt geradezu durch die Seiten. Gegen Mitte des Buches gibt es ein paar langsamere Momente, aber insgesamt geht es handlungsmäßig immer rasch zu. Zwischen Rune und Gideon stimmt die Chemie, die Dialoge wechseln zwischen witzig und charmant. Gegen Ende ging es mir die romantische Entwicklung etwas zu schnell zu, aber das ist wohl Ansichtssache. Beide der Perspektivcharakter haben Schwächen, mit denen sie kämpfen: Rune ist naiv und handelt impulsiv, obwohl sie eigentlich als roter Nachtfalter einen Ruf für mehr durchdachte Aktionen hat. Generell hätte ich mir gewünscht, wir hätte sie mehr tuen sehen, was diesen Ruf rechtfertigt. Zudem ist sie angeblich eine geschickte Verführerin, stellt sich gegenüber Gideon allerdings unbeholfen und linkisch an. Gideon überdenkt sein eigenes Handeln sehr wenig und folgt Befehlen zu oft, er sieht Missstände, geht aber nicht dagegen vor. Doch gleichzeitig hebt er sich überaus positiv von anderen Romantasy-Männern ab: er ist keiner der hypermaskulinen, aufbrausend eifersüchtig und kontrollierenden Typen, die sonst so oft toxische Romanzen schaffen. Gleichzeitig hat auch er eine tragische Vergangenheit, die seine Gegenwart prägt. Die Nebencharaktere wurden leider weniger gut beleuchtet, obwohl das Potenzial dafür vorhanden war.
Auf der Handlungsebene gab es ein paar vorhersehbare Ereignisse, aber mir persönlich ist das lieber als unsinnige Plottwists, die nur dem Schock dienen. Gegen Ende fiel es mir an manchen Stellen schwer, mit den Hauptfiguren mitzufiebern, da mein moralischer Kompass wohl zu stark von dem der Figuren abweicht und als sie dann die Konsequenzen meines Erachtens dummer Entscheidungen traf einfach kein Mitgefühl bei mir aufkam.
Die Blutmagie ist super spannend. Auch darüber hätte ich gerne mehr gelesen. Mini-Spoiler: es besteht ein Zusammenhang mit Menstruation. Alle im Roman vorkommenden Hexen sind Frauen. Die Implikationen wurden nicht wirklich thematisiert. Generell würde ich sagen hat man am meisten Spaß an dem Roman, wenn man nicht nachdenkt. Ich werde auf jeden Fall die Fortsetzung lesen.
Alles in allem ein perfekter Roman für alle, die einen leichten Fantasyroman ohne riesige Figurenkataloge suchen, in dem Romantik nicht zu kurz kommen soll.