Überzeugender Auftakt einer Trilogie über verschiedene Reisende im Mongolischen Reich
Die Truhe der SchamaninIm frühen 13. Jahrhundert sorgt ein Ereignis für Aufregung: eine Tochter Dschingis Khans heiratet. Aus allen Ecken des Mongolischen Reiches strömen Menschen herbei. Mitten darunter Rana, eine Schamanin ...
Im frühen 13. Jahrhundert sorgt ein Ereignis für Aufregung: eine Tochter Dschingis Khans heiratet. Aus allen Ecken des Mongolischen Reiches strömen Menschen herbei. Mitten darunter Rana, eine Schamanin und jüngst Großmutter, die die im Buchtitel genannte entwendete Truhe verfolgt. In ihrer Obhut befindet sich auch Asena, ein kämpferisches Mädchen, das ihr Mutter durch Männer des Khan verlor. Doch auch andere Reisende verfolgen eigene Ziele: Lewellyn, ein verkleideter Ire in Begleitung seines druidischen Großvaters und Dawa, ein tibetischer Mönch, dessen Vergangenheit mit Lewellyns verwoben ist.
Der historische Alltag der Figuren wird lebendig und anschaulich erzählt, ohne gekünstelt zu wirken. In diesen historisch-alltäglichen Details zeigt sich die hervorragende Recherche der Autorin. Es geht rau, locker und humorvoll zu. Besonders gut gefiel mir, wie Spiritualität und Mystik nahtlos in den Alltag eingebunden wird und je nach Person auch nicht immer ganz ernst genommen wird. Gleichzeitig tuen sich durch das Zusammentreffen und den Austausch verschiedener Kulturen und Völker Differenzen und Gemeinsamkeiten auf.
Erzähltechnisch gibt es ebenfalls mehrere Reisen. Rana bewegt sich in der Gegenwart, doch über Lewellyn erfahren wir nach und nach mehr über eine komplexe Vergangenheit, die verschiedene Figuren und weitentfernte Orte miteinander verbindet und deren Konsequenzen die Gegenwart und Figurenkonstellationen des Jahres 1209 prägen.
Die Charaktere sind allesamt sehr distinktiv geschrieben, selbst Nebenfiguren, die nur ein- oder zweimal vorkommen, sind anschauliche und erinnerungswürdige Gestalten. In diesem Zusammenhang sei auch gesagt, dass die Darstellung von historischen und fiktiven Charakteren gut zusammenpasst, es gibt bei Begegnungen mit realhistorischen Personen keinen stilistischen Bruch.
Das Buch endet an einer spannenden Stelle mit einem gemeinen Cliffhanger, durch den man sich die Fortsetzung baldmöglich herbeiwünscht.
Im Anhang finden sich ausführliche Listen zu den historischen und fiktiven Personen sowie den Begrifflichkeiten.
Alles in allem ein gelungener historischer Roman, besonders geeignet für Leser mit Interesse an Alltagskulturen.