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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2025

Fesselnde Fantasy von deren Kaliber es mehr geben sollte

Heir
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In Sabaa Tahirs neuen Roman folgen wir den verschlungenen Wegen von drei Hauptfiguren: Aiz, einer Waise, die ihr hungerndes Volk retten will, Quil, der seinen Pflichten als Kronprinz nicht entkommen kann ...

In Sabaa Tahirs neuen Roman folgen wir den verschlungenen Wegen von drei Hauptfiguren: Aiz, einer Waise, die ihr hungerndes Volk retten will, Quil, der seinen Pflichten als Kronprinz nicht entkommen kann und Sirsha, einer Verstoßene, die sich mit gefährlichen Aufträgen über Wasser hält. Der Fokus zwischen diesen dreien ist ausgewogen, keiner wird benachteiligt und alle drei Perspektiven sind tatsächlich für die Handlung notwendig. Spannung, Aktion und Charakterentwicklung sind gleichermaßen in allen der miteinander verwobenen Stränge. Alle drei sind hervorragend charakterisiert und auch die Nebenfiguren sprühen vor Leben. Passend zu den distinktiven Charakteren ist auch das Worldbuilding gut durchdacht, es ist sehr eingänglich. Die Magiekonzepte sind auch cool, erfrischend neu und durch Regeln begrenzt sodass keine Figur zu mächtig wirkt. Obwohl man gut in alles eingeführt wird, wäre ein Glossar dennoch hilfreich gewesen.
Die Handlung selbst ist abwechslungsreich und teilweise extrem unvorhersehbar. Gegen Kapitelende gibt es meist fiese Cliffhanger, bei denen man einfach weiterlesen muss. Auch am Ende des Buches werden viele Fragen aufgeworfen, gleichzeitig hat man jedoch auch das Gefühl, dass es für einen ersten Band nicht zu offen ist. Leider scheine ich jetzt erstmal eine Weile auf die Fortsetzung warten zu müssen…
Sabaa Tahirs Heir spielt zwei Jahrzehnte nach ihrer vorherigen Buchreihe um Laia und Elias. Ich habe besagte Bücher nicht gelesen und trotzdem viel Spaß an Heir gehabt, glaube aber, dass man mit Vorkenntnis der Welt und Charakter ein noch besseres Leseerlebnis hat. Der schönen, anschauliche Schreibstil der Autorin hat mich auf jeden Fall davon überzeugt, mehr Werke aus ihrer Feder zu lesen. Man fiebert mit den Figuren mit, rätselt und wird überrascht. Bei mir kommt es öfters vor, dass der romantische Subplot eines Fantasyromans mich bestenfalls langweilt und schlimmstenfalls abstößt. Hier jedoch stimmte die Chemie, die Gespräche zwischen den betreffenden Figuren waren angenehm, unterhaltsam und pfiffig zu lesen. Derart positiv überrascht hat mich seit langem kein Autor.
Alles in allem ein toller Fantasyroman für Sabaa Tahir Fans und alle, die es werden wollen.

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Veröffentlicht am 24.03.2025

Beklemmend und spannend

Die Kammer
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Es sollte ein gewöhnlicher Auftrag in einem ungewöhnlichen Arbeitsfeld sein: Protagonistin Ellen Brooke ist Sättigungstaucherin. In dem männerdominierten Job verbringt sie ihre Zeit in beengten Druckausgleichkammern ...


Es sollte ein gewöhnlicher Auftrag in einem ungewöhnlichen Arbeitsfeld sein: Protagonistin Ellen Brooke ist Sättigungstaucherin. In dem männerdominierten Job verbringt sie ihre Zeit in beengten Druckausgleichkammern und arbeitet am Meeresboden, beispielsweise an Ölpipelines. Es ist eine Welt, in der technisches und menschliches Versagen katastrophale Folgen haben. Bei ihrem neusten Auftrag arbeitete sie mit 5 Männern zusammen, 4 Bekannten und einem Fremden. Doch plötzlich stirbt einer ihrer Kollegen, und es ist kein Unfall…
Vor dem erwähnten Todesfall wird der Leser ausführlich, aber nicht erschöpfend, ins Sättigungstauchen eingeführt. Kürzere Erzählungen der Figuren lockern stellenweise die Handlung auf, schaffen aber auch zunehmend beklemmenden Kontext. Es ist ein spannendes, ungewohntes Setting: die Protagonistin ist mit ihren Kollegen in der Druckausgleichkammer gewissermaßen gefangen, die Dekompression, die nötig ist, um sie aus der Kammer zu lassen, kann nicht beschleunigt werden. Man bekommt einen guten Eindruck von der Enge, der stickigen Nicht-Luft und der klammen Hitze, unter denen die Figuren leiden. Nicht nur physisch, versteht sich – die Psyche der Beteiligten zermürbt zusehens. Ich war wie gefesselt und habe den Großteil des Buches am Stück gelesen, eigene Theorien aufgestellt, für die der Autor reichlich Nahrung bietet, und gerätselt, wie es alles zusammenhängen könnte. Doch leider konnte das Ende und die Auflösung mich nicht überzeugen. Ich mag Thriller, bei denen man im Nachhinein die Hinweise versteht und wundert, wieso man es nicht hat kommen sehen. Das ambivalente Ende hier kam zwar nicht vollends aus dem Nichts, aber es fühlte es sehr konstruiert an. Ohne hier zu Spoilern, ich hätte mir etwas Handfesteres gewünscht als das geradezu klischeehafte Verweisen auf unbehandelte mentale Probleme.

Alles in allem kann ich den Roman allen empfehlen, die einen atmosphärischen Thriller mit einzigartigem Setting suchen und nicht zum Überdenken von Buchenden neigen.

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Veröffentlicht am 19.03.2025

Wie Familienzwist ein Kaiserreich zerriss

Das Erbe der Karolinger
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817 scheint das Reich, das Ludwig der Fromme vor einigen Jahren von seinem Vater Karl dem Großen geerbt hatte, gesichert: Drei Kaisersöhne wurden in Ludwigs frühzeitiger Nachfolgeregel mit Titeln und Land ...

817 scheint das Reich, das Ludwig der Fromme vor einigen Jahren von seinem Vater Karl dem Großen geerbt hatte, gesichert: Drei Kaisersöhne wurden in Ludwigs frühzeitiger Nachfolgeregel mit Titeln und Land bedacht, der älteste Sohn Lothar ist Mitregent und somit als Folgekaiser designiert, die großen Adelsfamilien verhalten sich weitgehend ruhig und nur an den Rändern des Reiches gibt es beispielsweise durch Bretonen und Piraten Problemherde. Nach dem Tod der Kaiserin sieht Ludwig zunächst keinen Grund, sich erneut zu vermählen. Doch in Judith findet er eine ausgezeichnete Gattin, die auch Lothar nur zu gut gefällt. Und alte Differenzen zwischen Kaiser und jungem Mitkaiser entfachen sich erneut und durch Veränderungen der Familienkonstellation kommt es zur Eskalation, die diverse politische Fraktionen nur zu gerne im eigenen Sinne befeuern.
In über 800 Seiten werden bis kurz nach dem Tod Ludwigs die resultierenden Konflikte erzählt. Dem Grundgerüst historischer Fakten fügt der Autor geschickt fiktives Material hinzu, um ein lebendiges Bild des 9. Jahrhunderts zu schaffen. Ludwig, der in der geschichtswissenschaftlichen Forschung lange Zeit als schwacher Mann neben einer bösartigen, machthungrigen Frau galt, erhält ebenso wie besagte Judith gerechterweise ein sympathischeres Erscheinungsbild. Gleichzeitig ist der fiktive Bernhard von Septimanien deutlicher loyaler und positiver als sein historisches Gegenstück. Manche historischen Persönlichkeiten fanden keinen Eingang in die Geschichte. Die Ereignisse und Verwicklungen sind auch für Personen ohne geschichtliches Vorwissen verständlich und nachvollziehbar geschrieben. Zudem sind zur Orientierung eine Karte und ein Personenverzeichnis beigefügt. Trotz der hohen Seitenzahl gibt es keine unnötigen Kapitel oder Passagen, beim Lesen entsteht keine Langeweile. Meiner Meinung nach hätten stellenweise die Beziehungen zwischen den Figuren bzw. manche der Nebenfiguren mehr ausgearbeitet werden können. Erzählt wird primär aus den Perspektiven von Ludwig, Lothar und Judith. Alle Figuren treten voll menschlicher Fehler auf. Stolz, Missgunst, Neid und Groll zersetzen die Familienbande, auf der anderen Seite verbinden der Wunsch nach Harmonie, Friedensbestreben und die Sorge um die Kinder.
Abschließend: man soll ein Buch zwar nicht nach seinem Cover bewerten, doch es ist in diesem Fall ein echter Blickfang. Lob an den Designer.
Alles in allem ein gelungener historischer Roman, den ich allen Mittelalter-Fans empfehle.

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Veröffentlicht am 13.03.2025

Malerischer Roman um Musik und Ehrgeiz im spätbarocken Venedig

Die Melodie der Lagune
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Venedig Anfang des 18. Jahrhundert: Anna Maria ist eine von unzähligen Waisen, die als Säuglinge im Ospedale della Pietà abgegeben wurden. Doch dieses Waisenhaus ist eine der größten Musikschulen der Stadt ...

Venedig Anfang des 18. Jahrhundert: Anna Maria ist eine von unzähligen Waisen, die als Säuglinge im Ospedale della Pietà abgegeben wurden. Doch dieses Waisenhaus ist eine der größten Musikschulen der Stadt und beherbergt ein europaweit bekanntes Mädchen-Orchester. Anna Maria will Mitglied dort werden. Als Synästhetiker, für die Farben und Töne untrennbar miteinander verbunden sind, übertrifft sie zusammen mit ihrem ehrgeizigen Üben bald die anderen Mädchen. Doch das bloße Spielen fremder Kompositionen ist ihr nicht genug, sie will eigene Musikstücke schaffen und weltberühmt werden. Zwischen Konkurrenz mit anderen Musikerinnen, Konkurrenz mit dem Lehrer Vivaldi und den Restriktionen ihrer Zeit versucht sie, ihren Weg zu bahnen.
Die musikalisch-farblichen Beschreibungen des Romans sind ein Wunder. Sie spiegeln auf malerische Weise die Begeisterung der jungen Protagonistin, die der Leser von Geburt bis in ihre frühen 20er begleitet. Neben der Opulenz und den schöngeistigen Künsten Venedigs werden auch die Schattenseiten der Stadt gezeigt: Armut, Prostitution und ungewollte Neugeborene, die wie Abfall behandelt werden. Auch das Waisenhaus selbst ist voller Missstände. Alle Mädchen, die nicht dem Orchester angehören, sind Personen zweiter Klasse. Konkurrenz und Missgunst wird nährreicher Boden geschaffen. Als Leser sieht man Aspekte und Andeutungen, die der Protagonistin aufgrund ihres jungen Alters zunächst entgehen. Man merkt beim Lesen, wie sie älter und ihr Verstand schärfer wird. Gut gefallen hat mir, dass Anna Maria Fehler macht, deren Konsequenzen sie nicht immer wiedergutmachen kann. Auch ihr Ehrgeiz und Selbstbewusstsein ist erfrischend zu lesen und bringen sie in Konflikt mit dem Frauenbild ihrer Zeit.
Inwieweit die Darstellung von Vivaldi zutrifft, kann ich nicht sagen. Doch es sind tatsächlich Quellen erhalten, aus denen hervorgeht, dass Vivaldi seine Schülerinnen an Stücken von ihm hat komponieren lassen und Werke der Mädchen als seine eigenen ausgab. Wieder einmal eine bittere Erinnerung, dass das Fehlen kultureller Werke von Frauenhand durch Männer geschaffen wurde.
Alles in allem ein großartig bildhafter historischer Roman, den man allen Musikliebhabern ans Herz legen kann.

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Veröffentlicht am 22.02.2025

Perfekt für alle Fans der Serie

Willkommen in Gravity Falls - Verschollene Legenden
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Nach langer, langer Zeit gibt es endlich wieder Neues aus Gravity Falls! In vier kurzen Geschichten, die zu verstehen man die zwei Staffeln der Serie gesehen haben muss, erhalten wir neue, tiefere Einblicke ...

Nach langer, langer Zeit gibt es endlich wieder Neues aus Gravity Falls! In vier kurzen Geschichten, die zu verstehen man die zwei Staffeln der Serie gesehen haben muss, erhalten wir neue, tiefere Einblicke in das Leben der Pines. Besonders Mabel und Pacifica bekommen Raum, um ihre Charaktere scheinen zu lassen. Es trifft genau den Stil der Serie, sowohl was die Zeichnung als auch Humor, Absurdität und liebevolle Details angeht. Und Spannung kommt natürlich auch nicht zu kurz. Man merkt, dass die Ideen und Handlungen direkt vom Schöpfer der Serie stammen, es hätten allesamt ebenso Folgen der zweiten Staffel sein können.
Minimale Kritik: Im Vergleich mit der englischen Ausgabe fällt auf, dass teils seltsame Übersetzungen gewählt wurden. Ich würde Fans, die beide Sprachen beherrschen, die englische Version empfehlen. Aber wie gesagt, diese Feinheit ist erst im direkten Vergleich bemerkbar und ich weiß nicht, ob irgendjemand außer mir überhaupt die beiden Ausgaben miteinander abgleicht.
Alles in allem: Shembulock.

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