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Veröffentlicht am 21.10.2022

Macht Lust auf Mee(h)r !

Mord auf Vlieland
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Zum Inhalt:

Commissaris Griet Gerritsen hat eine schwierige Zeit. Sie hat ihren Lebensgefährten während eines Einsatzes verloren, bei dem sie nicht nach Vorschrift gehandelt hat. Als Folge musste sie ...

Zum Inhalt:

Commissaris Griet Gerritsen hat eine schwierige Zeit. Sie hat ihren Lebensgefährten während eines Einsatzes verloren, bei dem sie nicht nach Vorschrift gehandelt hat. Als Folge musste sie Europol verlassen. Nun beginnt für sie als Kommissarin in Fryslân – Friesland – ein neuer Lebensabschnitt. Doch ihr neuer Chef ist alles andere als begeistert und übergibt ihr einen Fall und ein Team mit dem er sie offensichtlich scheitern sehen will. Der Fall führt sie auf die Insel Vlieland und hinter dem Mord steckt mehr als sich zu Beginn erahnen lässt…



Meine Eindrücke:

Mord auf Vlieland ist der Auftakt zu Jan Jacobs‘ Krimireihe um Kommissarin Griet Gerritsen, die in Holland spielt.
Ich habe mir diesen Roman ausgesucht, weil mich das Zitat von Pierre Martin auf der Buchrückseite gelockt hat: „Wer Holland liebt, kommt an dieser Krimireihe nicht vorbei […]“.
Tatsächlich bin ich in den letzten 28 Jahren jeweils mindestens einmal im Jahr nach Holland gereist und es fühlt sich fast an wie ein zweites zu Hause. Doch dieses Jahr ist es bereits Mitte September und wir waren immer noch nicht dort…Da kommt schon langsam Sehnsucht auf und ich hoffte diese durch das Lesen dieses Krimis etwas zu stillen.

Eine schöne Reise nach Holland war das Buch allemal! Die Landschaft, das Flair, die Menschen, die Sprache…das Essen(!) – all das wurde sehr gelungen in diesem Roman vermittelt, sodass es für mich tatsächlich ein kurzer Ausflug nach Holland war.

Besonders toll fand ich die vielen kleinen Exkurse ins Nederlands – die niederländische Sprache. Im Gegensatz zu Andreas Grubers Maarten S. Sneijder, lernen wir hier nicht nur Flüche , sondern ganz viele Kleinigkeiten, wie die höflichen Anreden und Redewendungen.


Jan Jacobs‘ Schreibstil gefällt mir sehr. Er hat es geschafft mich direkt von der ersten Seite an abzuholen und abtauchen zu lassen – ohne jegliche Anfangsschwierigkeiten.

Die Geschichte wird aus Sicht von Commisaris Griet Gerritsen erzählt, die ganz frisch ihren neuen Job antritt und uns mitnimmt in den Beginn ihres neuen Lebensabschnitts in Friesland. Sie ist mir sehr sympathisch, manchmal jedoch etwas…reserviert, was an ihrer bewegten Vergangenheit liegen mag, mit der sie noch zu kämpfen hat. Sie ist eine erfahrene Ermittlerin und in meinen Augen ein guter Charakter für eine Reihe. Einiges erfährt man in diesem ersten Teil bereits über sie, vieles bleibt aber noch offen und sie daher eine interessante Protagonistin.

Ihr zur Seite gestellt werden Pieter und Noemi. Er, ein etablierter Ermittler mit ausgesprochen guter Auffassungsgabe, Familienmensch und mit einer großen Vorliebe für das holländische Essen: Von Bitterballen über Frikandel, Chocomel, Appelflappen zu Pannekoaken (seine Leibspeise) ist alles dabei! Sie eine junge, übereifrige, zielstrebige Berufsanfängerin, die gerne mal über das Ziel hinausschießt. Insgesamt ein sehr schön zusammengewürfeltes Team, dass erst zueinander finden muss.


Die Handlung ist „straight forward“: es gibt einen Mord, es gibt mehrere Verdächtige mit möglichen Motiven, die nach und nach ausgeschlossen werden können, bis sich schließlich durch einen glücklichen Zufall eine neue Spur ergibt und der Mörder ermittelt werden kann. Sie ist nicht so raffiniert, spannungsgeladen und zeitgetrieben wie beispielsweise bei einem Jo Nesbø oder Andreas Gruber. Aber gerade das fand ich bei diesem Krimi so schön: die spannende, aber gleichzeitig auch entspannte Ermittlungsatmosphäre, bei der sich viele einzelne persönliche Geschichten zu einer ganz neuen und unerwarteten verbinden. Ich habe sehr gerne mit Griet zusammen die einsame Landschaft betrachtet und bin ihren Gedankengängen zu den bisherigen Ergebnissen gefolgt!
Insgesamt eine Geschichte, die ich mir durch die schöne Atmosphäre auch sehr gut als Fernsehkrimi vorstellen könnte.


Mein Fazit:

Der perfekte Krimi für zwischendurch mit ganz viel Holland-Flair, der Lust auf Mee(h)r macht
Meine initialen Erwartungen wurden jedoch nicht erfüllt…im Gegenteil: meine Holland-Sehnsucht wurde nicht gestillt, sondern noch verstärkt Und mit Vlieland haben wir nun einen weiteren Ort auf unserer to go-Liste.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.10.2022

Ein Thriller, der dem Genre alle Ehre macht!

Schmerzwinter
4

Kennst Du dieses Gefühl, wenn Du spät abends allein einen unheimlichen Film im Fernsehen gesehen hast, Du plötzlich das Gefühl hast, dass sich noch irgendjemand in deiner Wohnung befindet, Du auf dem Weg ...

Kennst Du dieses Gefühl, wenn Du spät abends allein einen unheimlichen Film im Fernsehen gesehen hast, Du plötzlich das Gefühl hast, dass sich noch irgendjemand in deiner Wohnung befindet, Du auf dem Weg ins Bett stets mit dem Rücken zur Wand läufst und für den kurzen Weg über den Flur, den Du in und auswendig kennst, trotzdem das Licht anschaltest?
Wenn Du dieses Gefühl bei einem Buch erleben willst, bist Du bei diesem Thriller an der richtigen Adresse!


Zum Inhalt:

Im Hamburger Schnee werden zwei weibliche Leichen entdeckt. Puppengleich wurden sie drapiert und inszeniert, an ihren Köpfen und Gliedern wurden Ösen angebracht – wie bei Marionetten; über ihren Herzen wurden Uhren implantiert. Jan Nygård, Kommissar beim Hamburger LKA, ermittelt in dem mysteriösen Fall, der an eine Verbrechensserie vor über 20 Jahren erinnert. Doch der Täter von damals sitzt im geåschlossenen Vollzug. Bei dem Versuch den Trittbrettfahrer an seinem Schreckensschauspiel zu hindern, kommt ihm Jan gefährlich nah…und der Fall wird persönlich.


Meine Eindrücke:

Aaron Sander war bis zu diesem Buch für mich ein völlig unbekannter Autor und meine Recherchen waren leider nicht allzu ergiebig, sodass ich vermute, dass es sich bei Schmerzwinter um seinen Debut-Roman handelt. Falls das tatsächlich der Fall sein sollte: Chapeau! Er hat definitiv meine Aufmerksamkeit geweckt und ich werde ein Auge auf weitere Werke von ihm haben.

Was hat mich besonders begeistert?

Der fesselnde Schreibstil
Ich liebe Aaron Sanders Schreibstil. Man fließt einfach so dahin und kann sich der Strömung nur schwer entziehen. Besonders gefällt mir wie er die Gedanken des Protagonisten Jan Nygårds schreibt. Der Ursprung in einer Kleinigkeit, die seine Gedanken anregt und abschweifen lässt oder die ihn überlegen lassen, um dann einen perfekten Bogen wieder zurück zur Handlung zu schlagen. Genau das sind die Momente, in denen ein Buch verglichen mit einem Film unschlagbar ist.
Gleichzeitig arbeitet er wunderbar szenisch, sodass er von der Darstellung her nahe an einen Film herankommt, was sich besonders in den bedrohlichen Momenten super macht. Merkt man da den ausgebildeten Film- und Fernsehdramaturgen im Autor?

Die fortwährende Spannung
Die Perspektive wechselt zwischen Kommissar Jan Nygård, dem mutmaßlichen Täter und einem seiner Opfer; eine für mich sehr besondere Mischung. Sie ließ durch die parallelen Handlungsstränge und die häppchenweisen Informationen eine unglaubliche Spannung entstehen. Die zu Beginn noch getrennten Handlungsstränge verbinden sich immer weiter und immer schneller in einem engen Geflecht, das nur eine Frage zulässt: wann wird es zu dem ersten direkten Aufeinandertreffen kommen?!
Die Perspektiven des Täters und des Opfers erlauben zudem einen Detailgrad an Grausamkeit und Schmerz, die zum Mitleiden, Mitfiebern und Gruseln einladen. Die Spannung erstreckt sich über den gesamten Roman hin, nur ab und zu sind ein paar Pausen eingestreut, die einen wieder zur Ruhe kommen lassen. Jedoch nie für lange

Die originelle Story
Die gesamte Geschichte ist unglaublich gut durchdacht und in ihrer Gesamtheit einfach einzigartig. Seien es die Morde und Motive, die überaus überzeugenden und faszinierenden Charaktere der zwei Puppenmacher, die Mischung aus Haupt- und Nebenhandlungen, die tolle Dynamik zwischen Jan Nygård und seiner Partnerin / Therapeutin Anna Wasmuth… Gleichzeitig gibt es mehrere unerwartete Wendungen, ein angenehm hohes Tempo und eine Auflösung, die alle Puzzleteile ins Bild fallen lässt.
Am Ende blicke ich schwer schockiert, aber gleichermaßen fasziniert auf diese Story zurück, bin gespannt, ob es sich um einen Reihenauftakt handelt und falls ja, was sich Aaron Sander für den nächsten Teil einfallen lässt

Wieso ich „nur“ 4 von 5 Sternen verteile?
Da gibt es zwei Punkte. Zum einen die Person des Protagonisten Jan Nygård, der für mich ein klarer Antiheld ist, bei dem ich am Ende des Romans aber nicht sicher sagen kann, ob er mir sympathisch ist und ob ich bereit bin seine Schwächen zu tolerieren. Er ist ein schwieriger Charakter: cholerisch, impulsiv, traumatisiert, stur, unbelehrbar, ein Regelbrecher, mehr Einzelgänger als Teamplayer, so dass ich ihn teils als anstrengend empfand. Solche Charaktere sind nicht neu. Jedoch konnte mich Jan Nygård (zumindest bisher ) nicht so sehr überzeugen wie beispielsweise ein Harry Hole aus der Reihe von Jo Nesbø, der in ein ähnlicher Antiheld, aber durchaus weniger gewalttätig ist.

Zum anderen fand ich ein paar Fäden im Mittelteil nicht allzu schön verbunden. Da hätte ich mir an einzelnen Stellen einige ergänzende Erklärungen gewünscht, so wirkte es auf mich vereinzelt etwas sprunghaft.

Ein abschließender Satz noch zum Buch an sich:
Der grüne Buchschnitt und das Cover mit der giftgrünen, scharf anmutenden Schneeflocke sind nicht nur ein echter Hingucker, sondern für mich auch sehr treffend gewählt, denn der Schnee ist ein wiederkehrendes Thema in der Geschichte, wird wunderbar szenisch beschrieben und verleiht der ganzen Handlung eine besondere Atmosphäre.


Mein Fazit:

Dieser Thriller macht seinem Namen alle Ehre: Spannung pur, unheimliche und zugleich faszinierende Täter, grausame Morde, eine Jagd im Kampf gegen die Zeit.
Kurzum: Aaron Sander gelingt es unglaublich gut mit seinen Beschreibungen den richtigen Nerv zu treffen, uns Lesenden eine Gänsehaut bescheren und einen imaginären Blick über die Schulter werfen zu lassen.
Wer also ein Leseerlebnis mit Nervenkitzel sucht, ist hier sehr gut beraten

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  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 17.09.2022

Ein Leben für die sanften Riesen

Dian Fossey - Die Forscherin
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Virungaberge, Ruanda, 1983 – Nach wenigen Jahren in den Vereinigten Staaten kehrt Gorillaforscherin Dian Fossey nach Afrika zurück. Körperlich ist sie in keiner guten Verfassung. Doch nichts kann sie davon ...

Virungaberge, Ruanda, 1983 – Nach wenigen Jahren in den Vereinigten Staaten kehrt Gorillaforscherin Dian Fossey nach Afrika zurück. Körperlich ist sie in keiner guten Verfassung. Doch nichts kann sie davon abhalten den langen Fußmarsch zu ihrer Forschungsstation Karisoke auf sich zu nehmen und endlich wieder bei den Gorillas zu sein – ihren Gorillas; ihrer Familie!
Doch als sie offenkundig verflucht wird, kommt ihr Glück einmal mehr ins Wanken. Seit Beginn ihrer Forschungsarbeit hat sie sich Feinde gemacht. Aber wie weit werden diese gehen? Sie hat doch immer nur das für ihre geliebten Gorillas gewollt! Wird ihr ihr bedingungsloser Einsatz nun zum Verhängnis?

Wir tauchen ein in das bewegte Leben der Dian Fossey, einer Frau mit vielen Gesichtern.
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Meine Eindrücke

„Dian Fossey“ ist nach „Madame Curie“ Susanna Leonards zweite Romanbiografie einer starken Frau, die unsere Welt nachhaltig geprägt hat.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich vor diesem Roman noch nichts von Dian Fossey wusste – und dass, obwohl ich selbst Naturwissenschaftlerin bin! Ihre Arbeit mit den Gorillas in den Virungas schenkte der Welt ungeahnt intensive Einblicke in das Leben der Gorillas und ihr gelang das, was zuvor niemandem gelungen war: der direkte Kontakt mit Gorillas.
Dieser Roman beschäftigt sich sowohl mit Dian Fossey als Forscherin, als auch ihrem Leben vor den Gorillas.

Besonders begeistert haben mich der sehr angenehm lesbare Schreibstil, der mich geradezu durch die Seiten fliegen lies und die spannende Erzählstruktur, die diesem biografischen Roman das gewisse Etwas verleiht.
Denn Dians Lebensgeschichte wird in drei Zeitebenen erzählt: sie beginnt, wie oben angerissen, in „der Gegenwart“ – den 80er Jahren, wird jedoch immer wieder von Erzählungen der kleinen Dian im Kindesalter und der jungen erwachsenen Dian mit Anfang dreißig durchbrochen, die in sich chronologisch verfolgt werden, sich allerdings sehr stark abwechseln.
So werden in vielen kleinen Einzelteilen interessante Aspekte aus ihrem Leben angerissen, die ähnlich einem Puzzle erst am Ende ein vollständiges Bild ergeben. Dabei ist die Reihenfolge der Sprünge so geschickt gewählt, dass sich die Kapitel inhaltlich aber trotz der Zeitsprünge perfekt ergänzen!

Als roter Faden des Romans dient ein Stapel Fotos, den Dian im ersten Kapitel in den Händen hält: diese zeigen Männer, die ihr Leben – privat oder beruflich – stark geprägt haben. Eine sehr originelle Idee, die mich durch ihren wiederkehrenden Charakter und die schrittweise Einführung der verschiedenen Personen angenehm durch die Geschichte geführt hat.
Neben besagten Männern lernen wir die bewegenden Ereignisse in Dians Leben, den Ursprung ihrer Afrikasehnsucht, ihren Weg zur Forschungsarbeit und ihren facettenreichen Charakter kennen.

Besonders rührend waren für mich die Kapitel der kleinen Dian, die bereits eine ausgesprochene Liebe zu Tieren empfand und über einen ausgeprägten Helferinstinkt verfügte. Doch schon als Kind musste sie einige schlimme Erfahrungen machen, die sie für das gesamte Leben geprägt haben.
Die junge Erwachsene Dian lernte ich als eine selbstbewusste Frau kennen, die genau wusste was sie wollte und nicht ruhte bis sie ihre Ziele erreicht hatte. Die jedoch nicht nur von einer Sehnsucht nach Afrika, sondern auch von einer Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung geprägt war; fehlte ihr doch sehr sehr lange eine richtige Familie!
Bewundert habe ich Dians Mut, quasi allein und ohne praktische Vorkenntnisse in die Wildnis zu gehen, um ihre Forschungsarbeit zu beginnen, dabei ihr bisheriges Leben aufzugeben und es voll und ganz den „sanften Riesen“ zu widmen.
Schockierend fand ich die Ereignisse, die Dian im Kongo erleben musste und sie stark traumatisiert haben. So erlebte ich die erwachsene Dian ausgestattet mit einer starken Portion Verbitterung und Wut. Sobald sie bei ihren Gorillas und übrigen tierischen Freunden war, war sie jedoch wie ausgewechselt: voller Liebe und Hingabe.

Kurzum: Dian Fossey war eine Frau mit vielen Gesichtern, die viel erlebt, viel bewirkt und viel aufgegeben hat, die teils skrupellos das Wohl ihrer Gorillas verteidigt hat und deren Hingabe zweifellos ausschlaggebend dafür war, dass die Erkenntnisse zum Familienverhalten und die unglaublichen Fotos, die ihre Rolle als Familienmitglied in den Gorilla Horden zeigt, uns heute zur Verfügung stehen.

Abschließend möchte ich noch einen letzten Punkt hervorheben, der dieses Buch so unglaublich lesenswert für mich gemacht hat: die Beschreibung der Natur und der Begegnungen mit den Gorillas, die mir das Gefühl gegeben haben mitten im Regenwald zu sitzen und als Studentin von Dian Fossey ihre Arbeit mit den Gorillas zu beobachten!
Susanna Leonard ist es ohne Zweifel gelungen Dians Liebe und Hingabe für die Natur und die Tiere zu Papier zu bringen und ihre Lebensgeschichte so unglaublich packend zu erzählen, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.

Dieses Buch lässt mich sehr dankbar für meine wunderbare Familie zurück, die mich stets unterstützt und für mich da ist. Wie sehr hätte ich Dian so eine Familie gewünscht!
Zudem hat mich das Buch daran erinnert, dass man viel öfter versuchen sollte sein Gegenüber zu verstehen, anstatt seine eigene, vielleicht voreilig gefasste, Meinung zu vertreten. Wie viel mehr hätte Dian Fossey durch ein bisschen mehr Offenheit und Diplomatie erreichen können?
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Mein Fazit
Dieser Roman war und ist für mich etwas ganz Besonderes: er hat mich fast zu Tränen gerührt und mir eine Gänsehaut beschert. Gefühle, die ich bei einem biografischen Roman nicht erwartet hätte!

Dian Fossey ist eine unglaublich spannende, vielseitige, aber auch schwierige Persönlichkeit, deren Geschichte ich sehr gerne gelesen habe und gerne allen weiterempfehlen möchte, die interessiert sind an einigen Stunden Gefühlsachterbahn und Abtauchen in die Natur.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

(M)Ein absoluter Herzensroman!

Schottische Träume - Die Töpferei am Meer
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Als Kirsty Woods am Telefon von der unfreundlichen Cailin Buchanan erklärt bekommt, sie habe das Haus ihrer Großmutter in Schottland geerbt, ist sie verwirrt: Ihre Großmutter ist seit vielen Jahren tot?! ...

Als Kirsty Woods am Telefon von der unfreundlichen Cailin Buchanan erklärt bekommt, sie habe das Haus ihrer Großmutter in Schottland geerbt, ist sie verwirrt: Ihre Großmutter ist seit vielen Jahren tot?! Da sich ihre Mum in Schweigen hüllt, reist Kirsty zur Isle of Mull, um der Sache auf den Grund zu gehen. Doch als sie dort ankommt, ist sie alles andere als willkommen. Dabei gefallen ihr das Haus und das Städtchen ebenso sehr wie der sympathische Barkeeper Aidan, sodass sie ernsthaft überlegt zu bleiben. Vor allem, weil sich immer mehr Fragen zu ihrer Vergangenheit auftun …

Wir schlüpfen in Kirstys wunderbar verrückten Kopf und begleiten sie auf ihrer Reise zu ihren Wurzeln, die uns besonders eines lehrt: Vorurteile und falsche Annahmen machen uns das Leben nur unnötig schwer. So stop guessing and start talking !
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MEINE EINDRÜCKE

Im ersten Teil ihrer „Schottische Träume“ - Reihe hat mich Cara Hay (ein Pseudonym von Nina Resinek) innerhalb weniger Seiten durch einen luftig leichten Schreibstil und eine ursympathische Protagonistin verzaubert. Ihre ausgeprägte Schwäche für die britischen Inseln, die sie nach eigenen Angaben hat, ist dem Roman definitiv anzumerken und erklärt einmal mehr wieso ich plötzlich das Gefühl habe nach Schottland reisen zu wollen.
Der zweite Band der Reihe, „Die bezaubernde Glasbläserei“, ist für Januar 2023 geplant.

Die Erzählstruktur
Die gesamte Geschichte wird aus der Sicht der Keramikkünstlerin Kirsty Woods erzählt, die uns mitnimmt in ihre bildlich kreative und verrückte Gedankenwelt mit ihren inneren Diskussionen. Dabei hat Cara Hay ihr einen so direkten und humorvollen Ton geschenkt, dass ich regelmäßig schmunzelnd mein Buch in den Händen gehalten und einfach pure Freude am Lesen empfunden habe.
Ich habe mich sofort in die Leichtigkeit des Schreibstils verliebt, die es mir ermöglicht hat, nicht nur direkt in die Geschichte ein- sondern komplett abzutauchen.

Die Charaktere
Noch nie habe ich eine so sympathische Protagonistin kennengelernt, der zumindest ich, bestimmt aber auch viele viele andere, nicht müde werden zuzuhören! Kirsty (die bei mir im Kopf erstmal Kristy hieß, weil sich Kirsty irgendwie seltsam anhört ), ist eine aufgeweckte und humorvolle Persönlichkeit. Sie trägt ihr Herz wortwörtlich auf der Zunge und merkt oft erst hinterher, dass sie manche Dinge laut ausgesprochen hat, die sich in ihrem kreativen Kopf irgendwie weniger verrückt angehört haben. Tief im Inneren ist sie ein sehr friedliebender Mensch, der sich mit wenig zufriedengibt, dem aber doch bisher etwas sehr gefehlt hat: ein echtes zu Hause, Freunde, die fast mehr Familie sind und ein Partner, der sie bedingungslos liebt.

Die Freudinnen ihrer Großmutter sind ein witziger, zusammengewürfelter Haufen, der zusammen durch dick und dünn geht – ein echter „Clan“. Und auch Aidan, der gutaussehende, sympathische Barkeeper mit seinen meerblauen Augen, gehört mit zur Clique.
Rundum eine schöne Kombination aus sehr überzeugenden Charakteren, von denen jeder etwas ganz Besonderes und auf keinen Fall langweilig ist. Okay, vielleicht bis auf Andrew, Kirstys Freund, der so gar nicht zu ihr passt und nur an ihr rummäkelt.

Die Handlung
Wer hier auf einen reinen Liebesroman hofft, wird schnell enttäuscht werden – ich hingegen habe mich sofort tierisch gefreut, da ich tatsächlich eigentlich gar kein Schnulzenfan bin Klar, „der attraktive Pubbesitzer Aidan, dem Kirsty ihr Herz ausgeschüttet hat“ spielt natürlich eine nicht so unwichtige Rolle. Doch liegt der Fokus tatsächlich mehr auf der sympathischen Keramikkünstlerin Kirsty mit ihrer Suche nach ihren Wurzeln und ihrem Kampf gegen die Selbstzweifel und die Einsamkeit.

Die Klappentextüberschrift war das, was mich beim ersten Stöbern gelockt hat und tatsächlich in meinen Augen auch sowas wie der geheime Titel dieses Romans sein könnte: „Freundinnen kann man nicht erben - oder doch?“ Dieser Satz lässt bereits erahnen, dass die anfängliche Abneigung, die Kirsty auf der Isle of Mull erwartet, nicht von Dauer sein wird. Was sich aber wirklich dahinter verbirgt müsst und dürft ihr unbedingt allein herausfinden

Es ist ein Roman über Freundschaft und Familie, über Verlust und Neuanfang, über Zweifel und Ermutigung, über Einsamkeit und Zweisamkeit.
Es ist ein Roman, der mich zunächst auf höchst amüsante Weise die Protagonistin ins Herz hat schließen lassen und mich gleich im Anschluss mit ihr zusammen hat leiden, mitfiebern und freuen lassen.
Es ist ein Roman, der ebenso unvorhersehbar wie vorhersehbar ist, der auf der einen Seite unerwartet tief berührt und auf der anderen Seite große Leichtigkeit und Freude verbreitet – eine echte Tragikomödie mit Feel-Good-Faktor!

Das Ende
…ist objektiv gesehen, sehr stimmig. Subjektiv gesehen ist es einfach nur der perfekte Abschluss für eine sehr schöne Geschichte, die mich sehr berührt hat.
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MEIN FAZIT
Die Geschichte ist so luftig leicht, witzig und gleichzeitig so liebevoll erzählt, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Am liebsten würde ich sofort in den Flieger steigen und die mir so lieb gewonnene Truppe besuchen fahren.
Alles in allem hat sich der Roman als weit mehr herausgestellt als ich mir erhofft hatte:
er war nicht nur meine perfekte Sommerlektüre, sondern ein absoluter Herzensroman – MEIN absoluter Herzensroman! Etwas ganz Besonderes, das ich jedem nur ans Herz legen kann, der sich einer quirligen Protagonisten hingeben will oder auch vielleicht selbst ein bisschen verrückt ist

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Veröffentlicht am 02.08.2022

Ungewohnt persönlich, gewohnt spannend und typisch Gruber

Todesschmerz
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Im nunmehr sechsten Fall für den BKA-Profiler Maarten Sneijder - Verzeihung: Maarten S. Sneijder natürlich, handelt es sich zum allerersten Mal nicht primär um die Jagd nach einen Serienkiller:

Als die ...

Im nunmehr sechsten Fall für den BKA-Profiler Maarten Sneijder - Verzeihung: Maarten S. Sneijder natürlich, handelt es sich zum allerersten Mal nicht primär um die Jagd nach einen Serienkiller:

Als die deutsche Botschafterin in Oslo ermordet wird, soll Sneijder mit seinem Team als Beobachter des BKA die norwegischen Ermittlungen unterstützen. Eigentlich ist Sneijder gerade dabei ein schwerwiegendes Datenlack innerhalb des BKA aufzuklären. Daher will er den Fall in Oslo schnellst möglichst aufzuklären…
Wer Sneijder kennt weiß, dass er sich schwerlich mit einer Beobachter Rolle zufriedengibt. Mit seinem Tatendrang und seinen gelegentlich unkonventionellen Methoden eckt er schnell an, spielt mit Risiko und begibt sich in die Höhle des Löwen. Als ein Mitglied von Sneijders Team angriffen wird, wird der Fall persönlich…und verlangt Sneijder alles ab!

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Meine Eindrücke:

Obwohl diesmal kein Serienmörder gejagt wird, von dem akute Gefahr aus geht, geht nichts von der gewohnten Spannung und dem Zug verloren, der üblicherweise durch den bereits erwarteten nächsten Mord entsteht. Wie üblich spielt sich die Handlung innerhalb weniger Tage ab.

Typisch für einen Sneijder Roman, wird nicht lange gefackelt, sondern es geht direkt los. Innerhalb der ersten Kapitel gibt es ein Wiedersehen mit allen von Sneijder geschätzten Personen, die er mittlerweile in seinem Team vereint hat.
Unnötig zu erwähnen, dass mir als Wiederholungsleserin besagte Personen bereits ans Herz gewachsen sind und es nicht nur Sneijder, sondern auch mir nahe ging, dass sein Team angegriffen und verletzt wurde. Ebenso stark wie die Neugier über die Aufklärung des mysteriösen Mords an der Botschafterin, war so die Sorge um meine Lieblingscharaktere...
Wen erwischt es als nächstes?
Werden es alle überleben?
Kann es am Ende überhaupt noch eine Fortsetzung geben?

In diesem Roman bleibt die Spannung buchstäblich bis zum letzten Satz im Prolog bestehen!

Die Auflösung, beziehungsweise die Auflösungen, des Falls waren sehr überraschend. Einzelne davon fand ich aber – wie von den Figuren auch eigens erwähnt – schwer zu glauben.


Was ich an Grubers Schreibstil so schätze ist die Leichtigkeit mit der er sich liest. Man wird unmittelbar in die Handlung hineingesogen. Durch die geschickten Perspektivwechsel, die kurzen Kapitel und die stets aufrechterhaltene Spannung, mag ich immer gar nicht aufhören zu lesen.
Auch beim Todesschmerz ist es mir wieder passiert, dass ich „nur noch kurz das Kapitel zu Ende lesen“ wollte bevor ich ins Bett ging...und dann waren doch wieder anderthalb Stunden rum und einige Kapitel mehr verschlungen.

Der Erfolg dieser Reihe liegt sicherlich auch mit in der hervorragenden Figur des Maarten S. Sneijder, dem egozentrischen, Vanilletee trinkenden Niederländer, der gefühlt in jedem zweiten Kapitel seine Akupunkturnadeln im Handrücken stecken hat um seine Cluster-Kopfschmerzen zu therapieren und der beim deutschen BKA in Wiesbaden als Profiler und forensischer Kripo-Psychologe eine Institution ist. Und der sich gelegentlich einen Joint anzündet und dafür hin und wieder einen Feuermelder abmontiert.
Zudem kenne ich kaum eine Reihe mit so starken Co- und Nebencharakteren wie diese.


Als bekennender Andreas Gruber Fan bin ich schon gespannt auf seinen nächsten Roman, auch wenn es wohl ein Fortsetzungsroman einer seiner anderen Reihen sein wird
Danke, dass Sie wieder einmal so außergewöhnlich für uns gemordet haben!

PS: Sehr charmant fand ich das „Ragnar Lodbrok Hotel“ im Wikinger-Schiffsstil…ist Andreas Gruber vielleicht ein Vikings-Fan?
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Mein Fazit (Ganz in Sneijder Manier in drei Sätzen; denkt euch die Finger ):

1. Ein etwas anderer Fall für Maarten S. Sneijder, der nichts von der gewohnten Spannung einbüßt.
2. Genau das Richtige, um ein paar Stunden abzutauchen und spannungsgeladen wieder ausgespuckt zu werden.
3. Eine klare Leseempfehlung für alle Gruber-Fans und solche, die es werden wollen

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