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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2023

Spannend und vielschichtig

Rot. Blut. Tot.
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Vor über 30 Jahren ist die kleine Line auf der Insel Møn ermordet worden. Ihr Mörder ist der „Wolf von Møn“, ein etwas zurückgebliebener Junge. Er soll auch den Hund Lines getötet haben, indem er ihm ...


Vor über 30 Jahren ist die kleine Line auf der Insel Møn ermordet worden. Ihr Mörder ist der „Wolf von Møn“, ein etwas zurückgebliebener Junge. Er soll auch den Hund Lines getötet haben, indem er ihm den Kiefer auseinanderriss. Der „Wolf von Møn“ kehrt nun, nach über 30 Jahren Haft in seine alte Heimat zurück.
Kurz darauf werden an verschiedenen Orten Leichen mit brutal auseinandergerissenen Kiefern gefunden. Die Fundorte wirken stark inszeniert. Auch wenn die Vorgehensweise für den „Wolf von Møn“ als Täter spricht, traut ihm die Kopenhagener Polizei eine so ausgeklügelte Vorgehensweise nicht zu. Gibt es womöglich jemanden, der den entlassenenen Häftling als Sündenbock missbraucht?
Jesper Baek und seine Kollegin Kirsten Vinther von der Kopenhagener Mordkommission ermitteln. Sehr zu Jespers Freude können sie auch die Super-Recognizerin Marit Rauch Iversen mit in die Ernittlungen einbinden. Schon im letzten Fall sind die beiden sich etwas nähergekommen, tragen aber zu viele Altlasten mit sich herum, um sich ihr gegenseitiges Interesse eingestehen zu können.
Ein äußerst spannender und vielschichtiger Fall, schlüssig konzipiert mit sympathischen und charakterstarken Figuren. Hoffentlich gibt es bald einen weiteren Fall für Baek und Co.

Veröffentlicht am 18.05.2023

Der viel zu nette Herr Heinlein

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller
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Norbert Heinlein ist Delikatessenhändler in dritter Generation. Für ihn ist die Ausgesuchtheit und die Qualität seiner Ware neben der Kundschaft das Wichtigste in seinem Geschäft. Das Geld, das er dabei ...

Norbert Heinlein ist Delikatessenhändler in dritter Generation. Für ihn ist die Ausgesuchtheit und die Qualität seiner Ware neben der Kundschaft das Wichtigste in seinem Geschäft. Das Geld, das er dabei verdient, spielt eher eine untergeordnete Rolle. Stets höflich und liebenswürdig, sowohl zu seiner eher raren Kundschaft als auch zu seinem Mitarbeiter Marvin. Nebenbei betreut Norbert Heinlein noch seinen an Demenz erkrankten Vater, der mit im Haus wohnt. So bleibt Heinlein neben dem Vorbereiten seiner vorzüglichen Pasteten, dem Geschäft und seinem Vater praktisch keine Freizeit. Zudem unterstützt er auch noch sein Patenkind in Somalia finanziell.
So nett und langweilig Norbert Heinlein zu Beginn erscheint, wandelt sich dieses Bild doch bald. Als sein neuer Stammkunde Adam Morlok nach dem Verzehren einer Pastete tot in Heinleins Geschäft zusammenbricht, lagert er dessen Leiche im alten Kühlhaus im Keller des Hauses. Zur Polizei wagt er sich nicht, da er sich am Tod Morloks mitschuldig fühlt. Zu der einen Leiche gesellen sich nach und nach weitere, da Herr Heinlein sich durch verschiedene Versehen und Zufälle immer tiefer in die Situation verstrickt. Das führt zu aberwitzigen Situationen, in denen der nette Herr Heinlein doch irgendwann (endlich) merkt, dass er mit seiner Nettigkeit nur ausgenutzt wird. Und so wandelt er sich allmählich zu einem ausgefuchsten Geschäftsmann. Das wirkt zwar teilweise übertrieben und unrealistisch, vor allem am Ende, ist aber auf jeden Fall unterhaltsam.

Veröffentlicht am 15.05.2023

Subtile Spannung

Wolfskinder
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Jakobsleiter – so heißt eine abgelegene Siedlung hoch oben in den Bergen. Die Bewohner leben abgeschieden von der modernen Welt, nach ganz eigenen Regeln. Sie tragen biblische Namen, leben im Einklang ...

Jakobsleiter – so heißt eine abgelegene Siedlung hoch oben in den Bergen. Die Bewohner leben abgeschieden von der modernen Welt, nach ganz eigenen Regeln. Sie tragen biblische Namen, leben im Einklang mit der Natur und meiden andere Menschen, vor allem die kleine Stadt unten im Tal. Dort wohne das Böse, wird schon den Kindern eingetrichtert. Die Jugendlichen Jesse und Rebekka gehen im Tal zur Schule, werden dort aber ausgelacht, ausgegrenzt oder sogar von den Mitschülern verprügelt. Nur die neue Lehrerin interessiert sich für die beiden. Doch plötzlich verschwindet Rebekka spurlos. Sie wollte der Gemeinschaft in Jakobsleiter entkommen und hat offenbar jemanden kennengelernt. Doch Jesse macht sich große Sorgen, ob sie wirklich freiwillig verschwunden ist.
Auch die junge Redaktionsvolontärin Smilla ist von Rebekkas Verschwinden betroffen. Vor zehn Jahren ist ihre Freundin Juli beim gemeinsamen Campen spurlos verschwunden. Seither leidet Smilla darunter, dass sie zurückgeblieben ist und weiterleben darf. Als ihr dann auch noch ein verwildertes Mädchen vor das Auto läuft, das verblüffende Ähnlichkeit mit Juli hat, macht auch Smilla sich auf die Suche nach den vermissten jungen Frauen.
Die Spannungen zwischen den Bewohnern von Jakobsleiter und den Talbewohnern spitzen sich zu. Währenddessen kommt Smilla einem Geheimnis auf die Spur, das alle zutiefst erschüttert.
,,Wolfskinder“ wird aus der Perspektive verschiedener beteiligter Figuren erzählt, was die Spannung subtil steigert. So weiß der Leser lange nicht, wer was verbirgt. Das Ende ist überraschend und schlüssig.

Veröffentlicht am 15.05.2023

Täter und Opfer

Stranded - Die Insel
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Maddy fühlte sich schon immer als Außenseiterin. Nun, nach dem Unfalltod ihrer Eltern, fehlen ihr die einzigen wirklichen Bezugspersonen in ihrem Leben. Als sich ihr die Möglichkeit bietet, an einem neuartigen ...

Maddy fühlte sich schon immer als Außenseiterin. Nun, nach dem Unfalltod ihrer Eltern, fehlen ihr die einzigen wirklichen Bezugspersonen in ihrem Leben. Als sich ihr die Möglichkeit bietet, an einem neuartigen TV-Experiment teilzunehmen, ergreift sie diese Chance. Vier Frauen und vier Männer müssen ein Jahr lang auf einer unbewohnten und abgelegenen schottischen Insel mit minimaler Ausrüstung und ohne Kontakt zur Außenwelt überleben. Mit dabei sind zwei Fernsehleute, die über gut versteckte Kameras und die Bodycams der Teilnehmer die TV-Aufnahmen begleiten, aber keinen Kontakt zur Gruppe haben.
Schon bald kristallisiert sich heraus, wer eine Anführerrolle einnimmt, wer andere ausgrenzt, wer Mitläufer ist usw. Auch hier wird Maddy wieder bald zum Außenseiter und Opfer zunächst kleiner, dann immer schlimmerer Intrigen. Allerdings lässt sie sich auch recht bereitwillig auf diese Rolle ein. Als nach 12 Monaten das Boot, das die Gruppe abholen soll, nicht kommt, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Und schon bald gibt es die ersten Todesopfer.
Da man die Handlung ausschließlich aus der Sicht Maddys erzählt bekommt, fragt sich der Leser bald, ob die Situation wirklich so eskaliert, oder ob Maddy sich manches nur einbildet. Wozu Menschen in extremen Situationen in der Lage sind, wird hier anschaulich geschildert. Allerdings weist der Krimi auch einige Längen auf. Interessant wird es immer dann, wenn Maddy sich bewusst wird, dass nur sie selbst sich aus der Opferrolle befreien kann.

Veröffentlicht am 11.05.2023

Weniger wäre mehr gewesen

Die marmornen Träume
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Berlin im Jahr 1939: Der Psychoanalytiker und Traumforscher Simon Kraus verdient sein Geld nicht nur mit seinen Therapiestunden. Er verführt auch gerne seine Klientinnen, um sie anschließend zu erpressen. ...


Berlin im Jahr 1939: Der Psychoanalytiker und Traumforscher Simon Kraus verdient sein Geld nicht nur mit seinen Therapiestunden. Er verführt auch gerne seine Klientinnen, um sie anschließend zu erpressen. Besonders pikant dabei ist, dass es sich bei seinen Klientinnen fast ausnahmslos um Ehefrauen hochrangiger Nazi-Funktionäre handelt. Für Simon Kraus ist dies ein äußerst lukratives Geschäft, allerdings spielt er als jüdischer Psychoanalytiker in dieser Zeit auch sehr mit dem Feuer.
Als eine von Simon Kraus Klientinnen grausam ermordet wird, soll der SS-Offizier Franz Beewen das Verbrechen aufklären. Die Tote gehörte zum sogenannten Wilhelmklub, einem Zirkel reicher Nazi-Frauen, der sich jeden Tag im Hotel Adlon trifft. Bald schon gibt es weitere Leichen. Von seinen Klientinnen erfährt Kraus, dass ihnen ,,Der Marmormann“ in Alpträumen erschienen sei. Da Beween weiß, dass er alleine kein Verbrechen aufklären kann, holt er sich Simon Kraus und die Psychiaterin Minna von Hassel zur Unterstützung, die Angst hat, ihre Klinik und ihre Patienten zu verlieren.
Alle drei beteiligen sich aus sehr unterschiedlichen Gründen an der Suche nach dem Mörder und geraten dabei tief in den Sumpf der Nazi-Verbrechen.
Das sehr ungleiche Trio muss erst so einige Differenzen überwinden, um gemeinsam zu handeln. Das wirkt manchmal nicht ganz realistisch, vielleicht aber doch menschlich.
Keiner der drei ist ein wirklicher Sympathieträger, dafür haben alle drei zu viele schlechte Seiten. Und doch nimmt man ihnen den Kampf gegen das Böse ein Stück weit ab.
Denkt man dann, der Täter ist gefasst, wird man doch schnell eines Besseren bzw. Schlechteren belehrt. Denn so mancher Beteiligte entpuppt sich als eine völlig andere Person mit gänzlich anderen Motiven als bisher vermutet. Das führt zu einigen überraschenden Wendungen, zieht die Handlung allerdings auch sehr in die Länge. Hier wäre meines Erachtens weniger mehr gewesen.