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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lebenslügen

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
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Sandra Tremont lebt mit ihrem Mann Ben und ihrer 15-jährigen Tochter Ivy in einem schönen Haus, mitten im Grünen. Außer den pubertären Phasen ihrer Tochter, die Sandra ihrem Mann lieber verschweigt, gibt ...

Sandra Tremont lebt mit ihrem Mann Ben und ihrer 15-jährigen Tochter Ivy in einem schönen Haus, mitten im Grünen. Außer den pubertären Phasen ihrer Tochter, die Sandra ihrem Mann lieber verschweigt, gibt es offenbar keine Probleme in der Familie. Doch schlagartig wird die Familie aus dieser Idylle gerissen. Zwei Fremde dringen in ihr Haus ein. Zunächst wollen sie nur geeignete Ausrüstung für die weitere Flucht mitnehmen, doch ein aufziehender Schneesturm vereitelt diese Pläne. Ben wird niedergeschlagen und schwer verletzt im Keller liegen gelassen, Sandra und Ivy werden gefangen gehalten und terrorisiert. So richtig interessant wird es, als sich abzeichnet, dass einer der Geiselnehmer, Nick, kein Fremder ist, sondern dass er zu Sandras früherem Leben gehört, ein Leben, das sie um jeden Preis vergessen wollte und bis dahin erfolgreich verdrängt hat. Diese Vergangenheit holt Sandra nun umso gnadenloser ein.
Die Spannung steigt, da man durch Rückblicke scheibchenweise von Sandras und Nicks Vergangenheit erfährt und sich so allmählich herauskristallisiert, was die beiden verbindet. Die eigentliche Handlung spielt sich innerhalb weniger Stunden und hauptsächlich im Haus der Tremonts ab. Dadurch wirkt die Handlung sehr dicht, wie ein düsteres Kammerspiel. Nur einige wenige Szenen führen die Protagonisten außer Haus, zu den Nachbarn oder in den nahe gelegenen Wald. Doch Dunkelheit, Schnee und die aggressive Gewaltbereitschaft Nicks machen jegliche Flucht unmöglich.
Sandra, die als Therapeutin arbeitet, muss schmerzhaft erkennen, wie viel einfacher es ist, anderen Leuten zu helfen, als sich selbst seinen Lebenslügen zu stellen.
Manche Passagen sind eher handlungsarm, dennoch wird durch die Rückblenden und Sandras Erkenntnisprozess die Spannungskurve immer hoch gehalten.
Atmosphärisch dicht, psychologisch interessant und sehr spannend!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gnadenlos!

I Am Death. Der Totmacher (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 7)
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Nicole Wilson, eine Studentin in Los Angeles, die abends hin und wieder als Babysitterin für die Bennetts arbeitet, erlebt eine böse Überraschung. In der Küche trifft sie auf einen fremden Mann, der vorgibt, ...

Nicole Wilson, eine Studentin in Los Angeles, die abends hin und wieder als Babysitterin für die Bennetts arbeitet, erlebt eine böse Überraschung. In der Küche trifft sie auf einen fremden Mann, der vorgibt, Mark, ein Cousin der Familie zu sein. Er lässt Nicole sogar mit Mrs Bennett telefonieren, doch es stellt sich schnell heraus, dass es gar keinen Cousin Mark gibt...... Kurz darauf wird die brutal zugerichtete Leiche Nicoles in der Nähe des LA International Flughafens gefunden. In ihrem Rachen steckt eine Botschaft: Ich bin der Tod!
Nur kurze Zeit später wird eine weitere junge Frau ermordet. Der Täter ist offensichtlich wandelbar wie ein Chamäleon. Er erschleicht sich durch eine freundliche und sympathische Art das Vertrauen seiner Opfer, um sie anschließend absolut grausam zu foltern und zu demütigen. Der Profiler Robert Hunter und sein Partner Carlos Garcia nehmen die Ermittlungen auf. Obwohl das Vorgehen des Täters jedes Mal ein völlig anderes ist, wird schnell klar, dass es sich um denselben Täter handelt. Seine Botschaften richten sich zunehmend persönlich an Robert Hunter. Der Täter fordert ihn heraus, er als der ,,Beste unter den Besten“ soll sich beweisen. Hunter lässt sich auf dieses schreckliche Spiel ein, doch der Täter ist ihm bald sehr viel näher, als er vermutet.
Das Buch ist sehr spannend, allerdings auch verstörend. Die bis ins letzte schreckliche Detail beschriebenen Folterszenen und Verwundungen der Opfer finde ich stellenweise schwer erträglich. Diese abgrundtiefe Grausamkeit und Gewalt machen das Buch zwar zu einem echten Gänsehaut-Thriller, ist aber nichts für Zartbesaitete.
In sprachlicher Hinsicht stellt der Roman keine große Herausforderung dar. Manche Dialoge wirken etwas platt, und gerade die Reflexionen Hunters hätte ich mir etwas differenzierter gewünscht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unbequem und außergewöhnlich

Uebel unterwegs
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Um nach Shanghai zu reisen, gibt es viele – bequeme – Möglichkeiten. Tina Uebel hat die unbequeme, außergewöhnliche gewählt. Sie reist mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Landweg, um in Shanghai ein ...

Um nach Shanghai zu reisen, gibt es viele – bequeme – Möglichkeiten. Tina Uebel hat die unbequeme, außergewöhnliche gewählt. Sie reist mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Landweg, um in Shanghai ein Stipendium anzutreten, und lernt so Land und Leute authentisch und unverfälscht kennen. Dazu gehört eine gehörige Portion Mut, Offenheit, Flexibilität und Schnoddrigkeit, was Tina Uebel offensichtlich besitzt, wie man schon nach den ersten Zeilen erkennen kann.
Ihre Reise führt sie über Bulgarien, die Türkei, den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan bis nach China. Dabei liegen ihr weniger die Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmäler am Herzen, als vielmehr die Begegnung mit den Menschen. Denn: „Es gibt nichts Aufregenderes als Menschen.“ Diese Begegnungen sind teils lustig, teils herzlich, manchmal aber auch bedrückend. Auf den ersten Seiten des Buchs lässt Tina Uebel Iraner, Usbeken, Uiguren u.a. im Zug zu Wort kommen, die nicht frei reisen können und ihr Leben nicht so gestalten können, wie sie es gerne möchten. Auf die Frage dieser Leute, ob die Menschen in Deutschland glücklich sind, weiß Uebel keine Antwort. Allerdings erkennt sie – mit Demut und Dankbarkeit - ,welche Freiheit wir mit unserem deutschen Pass genießen. Neben lustigen Berichten und Anekdoten zur Reisevorbereitung, Visabeschaffung usw. gibt es einzelne Exkurse, z.B. über die Alternativtouristen, die sich so sehr vom verachteten Gruppentouristen abgrenzen wollen, dass sie in ihren Funktionsklamotten, mit Trekkingrucksack (hinten) und Day Pack (vorne) schon wieder völlig uniformiert daherkommen. Nachdenklicher ist z.B. ein Exkurs über die Angst, die hauptsächlich von denen geäußert wird, die gar nicht reisen, sondern daheim bleiben.
In kurzen, assoziativen Sätzen, mit vielen Gedankensprüngen, in teils flapsiger Sprache und mit viel Wortwitz beschreibt sie die Menschen, manchmal urkomische, aber auch bedrückende Situationen und sentimentale Momente. Der Stil ist unterhaltsam, auf Dauer aber auch etwas anstrengend. Als „Daheimgebliebene“, die die Reise ja nur bequem auf dem Papier verfolgt, hätte ich mir etwas mehr Fotos und vor Allem eine größere Schrift gewünscht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Coccobello!!

In der ersten Reihe sieht man Meer
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Wer die 80er als Jugendlicher erlebt hat, fühlt sich bei diesem Buch sofort zurückversetzt. Schon allein die Kapitelüberschriften, bestehend aus den Songs, die damals rauf- und runtergespielt wurden, ...


Wer die 80er als Jugendlicher erlebt hat, fühlt sich bei diesem Buch sofort zurückversetzt. Schon allein die Kapitelüberschriften, bestehend aus den Songs, die damals rauf- und runtergespielt wurden, würden jeder 80er-Party zur Ehre gereichen. Nena-Starschnitt im Kinderzimmer, Neonleggings und Stulpen, Vokuhila-Frisur, Oberlippenbart, fehlt nur noch die obligatorische Dauerwelle. Wer schämt sich nicht angesichts alter Fotos aus dieser Zeit?

Alexander Klein, moderner und erfolgreicher Werbefachmann, steckt in den letzten Urlaubsvorbereitungen. Mit Frau Mona und den zwei Kindern solls am nächsten Morgen an die Adria gehen, zusammen mit Kleins Schwester Nicole und seinen Eltern – aus Gründen der Nostalgie und des Familienzusammenlebens. Allerdings liegen Alexanders Nerven jetzt schon blank. Beim Suchen der Ausweise stößt er auf alte Familienalben, in die er sich sentimental vertieft und darüber einnickt. Er erwacht – aber als 15-jähriger pickliger Teenager in seinem Kinderzimmer. Die Reise an die Adria startet, mit Alex, seiner Schwester, den Eltern und natürlich Oma, nur sind alle 30 Jahre jünger. Vollbepackt mit Proviant gehts an den Teutonengrill. Dort trifft die Familie genau die Nachbarn, die sie schon daheim nicht ausstehen kann. Alex Familie sowie auch alle anderen Deutschen scheinen dem Klischee-Bilderbuch entstiegen zu sein und haben den Italienern gegenüber praktisch jedes gängige Vorurteil. Das alleine wäre noch nicht so wahnsinnig lustig. Der Reiz an der Geschichte ist eher Alexanders „gespaltene“ Identität, ein erwachsener Geist des 21. Jahrhunderts gefangen in einem pubertierenden Körper der 80er-Jahre. Dies wird ihm auch immer wieder mal zum Verhängnis, wenn er von facebook oder Navi spricht und ihn keiner versteht. Auch ist er der einzige, der sich an der Bezeichnung „Strandneger“ stört, was damals offensichtlich noch niemand politisch unkorrekt fand. Das Ende wartet dann noch mit einer kleinen Überraschung auf, die bestätigt, dass sich Alexanders Zeitreise doch gelohnt hat.

Obwohl diesmal kein Krimi, bleiben Klüpfel und Kobr auch hier ihrem Stil treu: witzig, teils derb, eher leichte Kost, diese aber sehr unterhaltsam verpackt. Auch Klufti hat einen kleinen Gastauftritt......... mehr wird aber nicht verraten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Potential verschenkt

Wald der Toten
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Zu Beginn des Romans bekommt man einen ersten Eindruck von Fran, der netten, höflichen Krankenschwester, die ihr Leben ändern will und eine Entscheidung getroffen hat.
Auf dem Heimweg von einem Pub-Besuch ...



Zu Beginn des Romans bekommt man einen ersten Eindruck von Fran, der netten, höflichen Krankenschwester, die ihr Leben ändern will und eine Entscheidung getroffen hat.
Auf dem Heimweg von einem Pub-Besuch wird Fran von einem Bekannten abgepasst, der ihr anbietet, sie mit dem Auto nach Hause zu bringen. Stattdessen fährt er aber an ihrem Haus vorbei in ein abgelegenes Waldstück, wo er sie zwingt, eine SMS an ihren Mitbewohner zu schicken, um ihm mitzuteilen, dass es später werde. Allerdings kommt sie nie zu Hause an, erscheint nicht bei ihrer Arbeitsstelle und wird von ihrer Mutter als vermisst gemeldet.
Sergeant Miriam Beckett nimmt sich des Falls an, obwohl ihre Vorgesetzten nicht an ein unfreiwilliges Verschwinden Frans glauben.
Beckett erfährt, dass Fran zwischen zwei Männern stand, ihrem Exfreund und Noch-Mitbewohner Chris, und ihrem neuen Freund, Marcus.
Beide wirken verdächtig: Marcus, der aggressiv und verstört auf Frans Verschwinden reagiert, und Chris, der mit seiner Rolle als Exfreund in Frans Leben nicht zufrieden war.
Allerdings gibt es in Frans Leben noch so manch anderes Rätselhafte. Offenbar hatte sie einige weitere Männerbekanntschaften, sodass die Reihe der Verdächtigen lang ist.
Kurze Einblicke erhält man in Sergeant Becketts Privatleben, die nach dem Tod ihrer Mutter deren Haus räumen muss und sich mit dem schlechten Gewissen rumplagt, sich zu wenig Zeit für sie genommen zu haben. Diese Szenen bleiben aber recht knapp und später erfährt man fast gar nichts mehr darüber. Eigentlich schade, da Miriam Beckett eine sympathische Ermittlerin abgibt, die der Fall deutlich mehr mitnimmt, als es sollte und man gern mehr über sie wissen würde.
Erstaunlich schnell, etwa in der Mitte des Romans, wird klar, wer der Täter ist, was der Spannung ziemlich abträglich ist. Allerdings sind die Beweggründe des Täters noch nicht erkennbar, sodass man hofft, darüber mehr zu erfahren. Leider wird dies aber erst im Schluss ziemlich knapp abgehakt und dadurch nicht so ganz nachvollziehbar.
Insgesamt lesenwert, spannend, aber stellenweise wird Potential verschenkt.