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Veröffentlicht am 29.12.2020

… so zart und klar und doch unzerbrechlich und unzerstörbar

Erinnerungen aus Glas
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Zwei junge Frauen im Zweiten Weltkrieg, die sich selbstlos und mutig den Schwächsten annehmen und zur Rettung beitragen.

Der Titel dieses Romans, dessen Ereignisse auf wahren Begebenheiten zurückzuführen ...

Zwei junge Frauen im Zweiten Weltkrieg, die sich selbstlos und mutig den Schwächsten annehmen und zur Rettung beitragen.

Der Titel dieses Romans, dessen Ereignisse auf wahren Begebenheiten zurückzuführen sind, hat mich sofort angesprochen und mich zum Nachdenken gebracht und mich neugierig gemacht auf die Geschichte, die sich mir auf knapp 370 Seiten erschließt. Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil – durfte ich doch wieder eine Geschichte in der Geschichte entdecken.
Aber der Reihe nach:
In zwei Handlungssträngen, beginnend mit einigen wenigen Seiten in Holland im Jahr 1933, in der ich den Beginn der Freundschaft zwischen den beiden Hauptprotagonistinnen, der neunjährigen Niederländerin Josefien, genannt Josie, und der nur um ein Jahr älteren Deutschen Anneliese, ebenfalls umbenannt zu Elsie miterleben kann. Um sie dann nur wenige Seite später und im Jahr 1942 wieder zu treffen. Beide im schwierigen und lebensbedrohlichen Alltag des Zweiten Weltkriegs aufgewachsen treffen sie sich unerwartet wieder und – geprägt durch die praktizierten Grausamkeiten der Naziherrschaft – setzen sich mit all ihrer Kraft und auf verbotenen und verborgenen Wegen für die Rettung von jüdischen Kindern ein.
Ergänzt werden diese Ereignisse gut 75 Jahre später durch eine zunächst völlig zusammenhanglose Reise der jungen, adoptierten Amerikanerin Ava nach Uganda. Als Direktorin einer gemeinnützigen Stiftung will sie sich dort einen persönlichen Eindruck über die Grundlagen des Förderantrags des Besitzers einer Kaffeeplantage mit angeschlossenem Waisenhaus verschaffen. Nicht ahnend, dass sich im Verlauf ihres Aufenthaltes und ihrer Recherchen eine Verbindung zwischen der Familiengeschichte des Kaffeeplantagenbesitzers und ihrer eigenen ergeben wird.
Zwei Geschichten voller Dramatik und Spannung. Mit vielen (Familien-)geheimnissen und historischen Einblicken in die Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft der Bewohner eines Landes, das mir in dieser Form während des Zweiten Weltkriegs bisher noch nicht nahegebracht wurde.
Der Roman liest sich, trotz des ernsten Themas hervorragend. Der einnehmende und fesselnde Schreibstil lassen kaum Pausen zu. Hinzu kommen noch Charaktere, mit denen man sich sofort identifizieren kann. Ihre Gedanken, Handlungen und auch ihr Verhalten sind überaus glaubwürdig und nachvollziehbar dargestellt. Man lebt die Zeit und die Ereignisse förmlich mit und hält dann doch immer wieder inne, um sich zu vergegenwärtigen, dass es sich um vergangene Realität und keine Fiktion handelt.
Es war mir eine große Ehre, diesen Roman lesen zu können und empfehle ihn liebend gerne weiter.

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Veröffentlicht am 03.12.2020

Das eigene Ich – vergessen ….

Marigolds Töchter
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Berührende Familiengeschichte mit einem ernsten und aktuellen Hintergrund.
Ein Mehrgenerationenhaus – so mein erster Gedanke nach der kurzen Inhaltsangabe. Mit einer interessanten Thematik, die heutzutage ...

Berührende Familiengeschichte mit einem ernsten und aktuellen Hintergrund.
Ein Mehrgenerationenhaus – so mein erster Gedanke nach der kurzen Inhaltsangabe. Mit einer interessanten Thematik, die heutzutage immer mehr an Bedeutung, Dringlichkeit und Präsenz gewinnt.
Bereits zu Beginn des Romans lernt man eine Durchschnittsfamilie kennen, bestehend aus den Eltern Marigold und Dennis, sowie den beiden erwachsenen Töchtern Suze und Daisy sowie der Großmutter Nan. Ein beschauliches Leben in einem kleinen Dorf, in dem noch Anteilnahme und Hilfsbereitschaft groß geschrieben wird. Und in dem der Dorfladen, betrieben von Marigold, Dreh- und Angelpunkt des Dorfgeschehens ist. Alles so weit im normalen Alltagstrott - wenn da nicht die Merkwürdigkeiten rund um Marigold wären, für die sich nach einiger Zeit leider die Diagnose "Demenz" findet.
Eine belastende und unumkehrbare Diagnose, für die es nach wie vor keine Heilung gibt. Vielmehr müssen sich Familie und Freunde auf die zunehmende Verschlechterung Marigolds einstellen und lernen, wie man selbst damit umgehen muss. Dies wird auf ansprechende Weise im vorliegenden Roman dargestellt. Und dabei ach wie vor dabei nicht in Vergessenheit geraten lassen, wer diese Person vor der Erkrankung war. Den schleichenden Prozess ertragen zu lernen und dabei nicht zu vergessen, dass es auch noch ein eigenes Leben gibt.
All dies eingebettet in eine berührende Familiengeschichte mit unterschiedlichen Charakteren, die auf ihre eigene Weise lernen müssen, mit den Verhaltensänderungen einer Ehefrau und Mutter umzugehen und zu leben. Und dabei auch die ehrliche Anteilnahme und Unterstützung der Dorfgemeinschaft zu erleben.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Gelungener Abschluss einer faszinierenden Trilogie

Die Farben der Schönheit – Sophias Triumph (Sophia 3)
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Corina Bomann legt ihrer dreibändigen Geschichte um die junge und talentierte Sophia eine interessante, mir bis dahin in dieser Form aber weitestgehend unbekannte (auch historische) Thematik zu Grunde ...

Corina Bomann legt ihrer dreibändigen Geschichte um die junge und talentierte Sophia eine interessante, mir bis dahin in dieser Form aber weitestgehend unbekannte (auch historische) Thematik zu Grunde und nutzt dazu sehr geschickt die im Kosmetikbereich bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmen Helena Rubinstein und Elisabeth Arden.
Im vorliegenden dritten und letzten Band, der sich erneut durch ein sehr markantes Cover auszeichnet und die beiden vorhergehenden Romane hervorragend ergänzt, kann ich Sophia erneut ein Stück weit auf ihrem Lebensweg begleiten. Auch wenn die Handlung erst 1934 beginnt, so wird der in wenigen Jahren beginnende Zweite Weltkrieg auch auf ihr Leben Einfluss nehmen.
Sophia, endlich glücklich mit ihrem heißgeliebten Darren verheiratet, und voller Pläne für ihre berufliche und private Zukunft, wird schon sehr bald zu einer wichtigen Unterstützerin ihrer süchtigen Freundin Henny. Auch beruflich verändert sich Sophia erneut, indem sie nach Beendigung ihrer Tätigkeit bei Elisabeth Arden wieder zu Helena Rubinstein zurückkehrt. Getrieben von dem Wunsch, eigene Ideen zu erforschen und umzusetzen, muss sie erkennen, dass sich dieser Traum nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis von anderen verwirklichen lässt. Wenn sie ihren Traum Wirklichkeit werden lassen möchte, dann muss sie diesen Weg – nur auf sich gestellt – notfalls ganz alleine gehen.
Auch die an ihre Ehe mit Darren geknüpften Hoffnungen stellen sich als problematisch bis erfolglos heraus und eine unerwartete schmerzhafte Trennung vor dem Hintergrund des aufziehenden Krieges sorgt für zusätzlichen Kummer.
Eine sehr gelungene Mischung, in der realitätsnahe und überzeugende Charaktere, die sich zudem treu bleiben und deren Verhalten jederzeit nachvollziehbar ist, zeichnen auch diesen Band wieder aus. Für mich besonders faszinierend zudem der Einblick in eine (Kosmetik-)Welt mit informativen und aufschlussreichen Einblicken, wie sie mir bisher nicht bekannt bzw. vorstellbar waren.
Eine Trilogie, die sich auf Grund der Thematik, der wunderbar und authentisch, mit sehr viel Empathie beschriebenen Charaktere, allen voran natürlich Sophia, zu lesen lohnt und die ich sehr gerne weiterempfehlen möchte. Als Gesamtwerk oder auch nur einzelne Bände – jederzeit und auf jede Weise ein Genuss.

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Veröffentlicht am 26.11.2020

Ein Silberstreif auf Gut Greifenau, mit ersten zarten braunen Wölkchen

Gut Greifenau - Silberstreif
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Voller Spannung bin ich vor einigen Tagen zurückgekehrt auf das mir bereits seit vier Bänden wohlvertraute Gut Greifenau in Hinterpommern und finde mich im Herbst 1923 dort ein. Wenn auch der Erste Weltkrieg ...

Voller Spannung bin ich vor einigen Tagen zurückgekehrt auf das mir bereits seit vier Bänden wohlvertraute Gut Greifenau in Hinterpommern und finde mich im Herbst 1923 dort ein. Wenn auch der Erste Weltkrieg mit all seinen Schrecken, die auch an Konstantin und Rebecca, ihren Eltern und Geschwistern nicht spurlos vorübergegangen ist, setzt sich der Kampf ums nackte Überleben weiter fort. Die Inflation in Deutschland befindet sich auf ihrem Höhepunkt, das Geld verliert fast stündlich an Wert und mühsam zusammengesparte finanzielle Reserven, die der Erfüllung lang gehegter Träume dienen sollen, lösen sich buchstäblich in Luft auf. Und dies betrifft jeden auf Gut Greifenau, sowohl die Grafenfamilie als auch die Bediensteten.
In diesem Zusammenhang gelingt es der Autorin hervorragend, die damit verbundenen unterschiedlichen Auswirkungen sehr deutlich und teilweise auch ergreifend darzustellen. Überwiegt bei Konstantin und Rebecca das Verantwortungsbewusstsein nicht nur für das gesamte Familiengut und die dort im Haus und auf dem Anwesen Beschäftigten, so haben sie auch die Nöte und Sorgen der Dorfbewohner im Blick. Neben der Grafenfamilie mit ihren ureigenen Aufgaben und Problemen zeigt die Autorin aber auch immer wieder die die Auswirkungen geschichtsträchtiger Ereignisse aus einer anderen Gesellschaftsschicht, und nutzt dazu sehr gekonnt die (vor allem) die Hausangestellten. In Einzelschicksalen, die sehr detailgetreu, aber auch sehr empathisch dargestellt werden, wird man mit fast existenzvernichtenden Auswirkungen konfrontiert. Als Beispiel soll dazu der lang gehegte Traum von Alberts Mutter und Tante auf eine eigene Pension, von deren Einkünften sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können, dienen. Da braucht es nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie es ihnen ergeht – oder? Die Ohnmacht, die Fassungslosigkeit, das Fragen, die Verzweiflung – all dies hautnah lesend mitzuerleben, hat mich tief berührt.
Neben bekannten geschichtlichen Fakten werden mit Hilfe von einzelnen Familienmitgliedern die zu dieser Zeit noch immer vorhandenen Standesdünkel bzw. Erwartungshaltungen und Hoffnungen des Adels, hier vor allem des Landadels, dargestellt. Dabei an erster Stelle Gräfin Feodora, Mutter von Konstantin, und neben der zunehmend von ihrer Anwesenheit überforderten Tochter Anastasia der jüngere Sohn Nikolaus.
Wunderbar gezeichnete Charaktere mit Vorstellungen, Einstellungen und Verhaltensweisen, die überaus glaubwürdig dargestellt werden und die beim Lesen immer wieder zum Kopfschütteln führen. Besonders hervorzuheben in diesem Zusammenhang die Figur des Nikolaus. Nach wie vor voller Wut und Bitterkeit über die Stellung seines Bruders, der das Familiengut übernommen hat, und auf der Suche nach Macht einen Weg einschlägt, der verheerende und grausame Auswirkungen, auch auf eigene Familienmitglieder haben könnte – berücksichtigt man die folgenden realen Ereignisse in der deutschen Geschichte. Zunächst schmunzelnd, dann aber mehr und mehr nachdenklich und fragend, als ich (lesend) gemeinsam mit Nikolaus an der ersten Massenansprache Hitlers im Sportpalast Berlin teilnehmen konnte. Sehr interessant zu erfahren, wie Hitler und auch

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Zwei italienische Liebespaare in zwei Weltkriegen

Die Liebenden von der Piazza Oberdan
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Meine Vorliebe gilt historischen Romanen, in denen geschickt Realität und Fiktion miteinander verwoben werden. Mit den "Liebenden von der Piazza Oberdan" kann ich mich nun erstmals mit der italienischen ...

Meine Vorliebe gilt historischen Romanen, in denen geschickt Realität und Fiktion miteinander verwoben werden. Mit den "Liebenden von der Piazza Oberdan" kann ich mich nun erstmals mit der italienischen Geschichte und zwar mit der Zeit des Ersten Weltkrieges und es dann nur kurze Zeit später folgenden Zweiten Weltkrieges beschäftigen. Alles aus der Sicht des heutzutage beliebten Urlaubs- und Ferienlands Italien mit bisher unbekannten Einblicken und Erkenntnissen.

Der Roman beginnt mit einer Szene am 06.04.1945 in einer italienischen Zelle, in der ein junger Italiener, Pino, auf den allmorgendlichen Gefängnisappell wartet. Sein Kontakt zu italienischen Partisanen wurde ihm eines Tages zum Verhängnis und er wurde vor den Augen seiner großen Liebe, Eliza, von der SS gefangen genommen.

Gleiches Schicksal, nur eine Generation vorher: Pino's Vater, Vittorio, der nicht nur die Gräuel des Ersten Weltkriegs miterlebt und politisch Verfolgte im faschistischen Italien unterstützt.

Und eine weitere kleine Gemeinsamkeit von Vater und Sohn: der Ort, an dem sie sich jeweils mit ihrer großen Liebe treffen, Die Piazza Oberdan.

Bedingt durch den Altersunterschied und die unterschiedlichen historischen Ereignisse, ist der Roman gekennzeichnet durch Zeitensprünge, die nicht in chronologischer Form dargestellt werden. Zunächst noch eine etwas befremdliche Aufbereitung, erweckt dies bereits nach wenigen Seiten keine Irritationen mehr und lässt eintauchen in Zeiten, die auf der einen Seite belastend und schwer, auf der anderen Seite aber auch ihren ganz besonderen Charme in Form einer, nein, es werden ja zwei, Liebesgeschichten entfaltet.

Ein Roman, der zu fesseln vermag, für dessen Lektüre jedoch genügend Zeit und Ruhe eingeplant werden sollte. Vor allem, wenn es darum geht, sich mit einem Italien auseinanderzusetzen, das auch auf eine ganz besondere Vergangenheit zurückblickt. Gerade wenn man die verschiedenen Aspekte der Habsburgermonarchie, der Zeit unter Mussolini und dann das von Nazis besetzte Italien vor Augen hält.
Die zarte Liebesgeschichte von Vittorio und Laura, Pino's Eltern, und dann Pino's eigene Liebesverbindung mit Eliza, sind gekonnt in den Roman eingebettet. Wobei jede Person und jede Entwicklung gekonnt und authentisch aufgebaut und vermittelt wird.

Ein überaus lesenswerter Roman – allerdings kein Roman, den man "mal so nebenbei" lesen sollte.

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