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blauer_Regen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2019

Letzte Rettung?

Letzte Rettung: Paris
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"Letzte Rettung: Paris" ist ein Roman des US-amerikanischen Autors Patrick deWitt, liegt hier in einer Übersetzung von Andreas Reimann vor, umfasst 313 Seiten und erscheint im Sommer 2019 bei Kiepenheuer ...

"Letzte Rettung: Paris" ist ein Roman des US-amerikanischen Autors Patrick deWitt, liegt hier in einer Übersetzung von Andreas Reimann vor, umfasst 313 Seiten und erscheint im Sommer 2019 bei Kiepenheuer & Witsch.
In seinem Roman begleitet der Autor Frances und Malcom Price, ein illustres Mutter – Sohn – Duo. Sie leben in New York, gehören dort zur High Society und genießen dementsprechend ihr Leben. Als ihnen das Geld ausgeht, machen sich Mutter und der nichts ahnende Sohn samt Kater Kleiner Frank auf den Weg nach Paris. In der Zweitwohnung einer New Yorker Freundin finden sie Unterschlupf. Kurzerhand beginnen sie von hier aus die Stadt für sich zu erobern, bis ihr Aufenthalt ein jähes Ende findet.
In dieser kurzen Zeit lässt Frances ihr Leben Revue passieren, räumt mit Vorurteilen auf und entschlüsselt für Malcom einige Gegebenheit im Familienleben. Auch Malcom nutzt die Zeit, um sich über sein eigenes Leben klarzuwerden.
Lebt dieser Gegenwartsroman anfänglich von seinen illustren Darstellern, die auf reichlich unkonventionelle Weise ihr Leben führen, so verlagert sich sein Fokus im Lauf der Geschichte doch eher auf das Ausleuchten zwischenmenschlicher Beziehungen. Allerdings leidet hier der Unterhaltungswert besonders zum Ende des Romans hin. Auch die Verbindung zwischen Frances und Kleiner Frank wird gegen Ende der Erzählung immer irrwitziger und für moich zunehmend unklar.
Nichts desto trotz sind die Protagonisten auf ihre schräge Art authentisch dargestellt, die Handlung leider nicht immer schlüssig. Der Sprachstil ist dagegen unkompliziert, sehr direkt und wunderschön beschreibend.
Der Zusammenhang zwischen Titel und Buch wird im Plot schnell deutlich, wobei "Rettung" dann doch eine Interpretationsfrage bleibt. Trotzdem ein unterhaltsamer Roman für laue Herbstnachmittage auf dem Balkon.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Tolle Naturdarstellungen

Der Gesang der Flusskrebse
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"Der Gesang der Flusskrebse" ist ein Roman der US-amerikanischen Autorin Delia Owens, liegt hier in einer Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann vor, umfasst 457 Seiten und erscheint im Sommer ...

"Der Gesang der Flusskrebse" ist ein Roman der US-amerikanischen Autorin Delia Owens, liegt hier in einer Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann vor, umfasst 457 Seiten und erscheint im Sommer 2019 im hanserblau Verlag.
In ihrem Roman nimmt uns die Autorin mit in das unwirtliche Marschland nahe Barkley Cove, einer Kleinstadt in den USA. Hier wächst die kleine Kya in den 1960ern zusammen mit ihren Geschwistern unter erbärmlichen Bedingungen auf. Als sich die Zustände weiter verschlechtern, verlassen die einzelnen Familienmitglieder die Hütte, bis Kya alleine zurückbleibt. Während sie sich durchschlägt, die Natur erkundet und es schafft, sich weitesgehend von der Zivilisation fernzuhalten, geht sie Freundschaften ein. Zuerst mit Tate, einem etwas älteren Jungen, der einen positiven Einfluss auf sie ausübt, sie dann aber bitter enttäuscht. Viel später lernt sie den Schürzenjäger Chase kennen. Doch auch diese Beziehung endet unschön. Als im Marschland die Leiche eines jungen Mannes gefunden wird, steht für die Bewohner die Täterin sofort fest: Kya. Und so beginnt die junge Frau sich nicht nur gegen die Ablehnung der Zivilbevölkerung zu wehren, sondern muss sich auch noch mit den Mordanschuldigungen auseinandersetzen.
Der Roman lebt hauptsächlich von der unglaublichen Präsenz seiner Protagonistin Kya und den fantastischen Landschaftsbeschreibungen. Darüber hinaus weiß er die Spannung bis zum Schluss zu halten, da der Mörder erst am Ende des Buches überführt wird.
Owens ist mit diesem Werk eine unterhaltsame Kombination aus Krimi und Coming-of-Age-Roman gelungen. Die Protagonisten sind wirklich authentisch dargestellt, die Handlung zu jeder Zeit schlüssig, der Sprachstil ist unkompliziert, direkt und wunderschön beschreibend.
Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.10.2019

Zu Recht ein Bestseller!

Dunkelsommer
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"Dunkelsommer" ist ein Bestsellerroman der US-ameriaknischen Autorin Stina Jackson, liegt hier in einer Übersetzung von Kerstin Schöps vor, umfasst 351 Seiten und erscheint im Sommer 2019 im Goldmann Verlag.
In ...

"Dunkelsommer" ist ein Bestsellerroman der US-ameriaknischen Autorin Stina Jackson, liegt hier in einer Übersetzung von Kerstin Schöps vor, umfasst 351 Seiten und erscheint im Sommer 2019 im Goldmann Verlag.
In ihrem Roman nimmt uns die Autorin ihr Herkunftsland Schweden mit. Hier schickt sie Lelle, einen in die Jahre gekommenen Lehrer, auf die Suche nach seiner verschwundenen Tochter Lina. Gezeichnet von Rastlosigkeit durchkämmt er in den Sommerferien die Seitenwege der Straße, an der Lina vor Jahren an einer Bushaltestelle spurlos verschwand. Einen letzten Sommer lang begleiten wir ihn auf seiner nächtlichen Suche, bis wieder ein junges Mädchen verschwindet und dem Fall eine neue Richtung gibt.
Parallel dazu wird die Geschichte von Meja erzählt, einem heimatlosen Teenager. Ihre kranke Mutter will sich mit ihrer flüchtigen Internetbekanntschaft in den tiefen Wäldern Nordschwedens ein neues Leben aufbauen. Zum tausendsten Mal muss Meja also wieder mit umziehen und ihr Leben neu beginnen. Dabei lernt sie einen Jungen aus der Nachbarschaft kennen, der ihr ganz ungewohnte Perspektiven eröffnet.
Immer abwechselnd erzählt Jackson ihren Roman mal aus Sicht von Lelle und dann im nächsten Kapitel aus der von Meja. So spannt sie geschickt 2 Fäden, die auf einen gemeinsamen Punkt zulaufen. Mit fortschreitendem Plot gelingt es ihr scheinbar spielend, die Dramaturgie zu erhöhen, denn ich persönlich habe das Buch auf den letzten 100 Seiten nicht mehr aus der Hand legen können.
Jackson schafft in ihrem Roman mit ihrer klaren Sprache und dem Setting eine wahrlich düstere Stimmung, die sich auch auf ihre Protagonisten überträgt. Hinzu kommen authentische Hauptfiguren, zu denen man schnell eine Sympathie aufzubauen vermag. Der Plot hält bis zum Schluss die Spannung aufrecht – was will man also mehr?
Für mich ist dieses Buch völlig zu Recht ein Beststeller. Daher bekommt es von mir eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 25.07.2019

Tolle Gesellschaftskritik

Die Geschichte der schweigenden Frauen
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"Die Geschichte der Frauen" ist ein Science-Fiction-Roman der pakistanischen Autorin Bina Shah, liegt hier in einer Übersetzung von Annette Charpentier vor, umfasst 332 Seiten und erscheint im ...

"Die Geschichte der Frauen" ist ein Science-Fiction-Roman der pakistanischen Autorin Bina Shah, liegt hier in einer Übersetzung von Annette Charpentier vor, umfasst 332 Seiten und erscheint im Frühjahr 2019 im Golkonda Verlag.
Die Geschichte spielt in Green City, einer futuristischen Stadt in Südwestasien. Hier herrscht nach einem Atomunglück und Dank Geschlechterselektion sowie einer Virusinfektion ein eklatanter Frauenmangel. Diesem soll via Zwangsheirat und ähnlichen geburtenfördernden Maßnahmen entgegengewirkt werden. Das Leben der Frauen ist also stark fremdbestimmt und einzig auf Vermehrung ausgerichtet. Um dem zu entgehen, fliehen einige Frauen buchstäblich in den Untergrund: in der Panah, einer unterirdischen autarken Gemeinde, finden sie ein neues Zuhause. Sie finanzieren sich durch spezielle Dienste, die sie wohlhabenden Männern nachts anbieten.
Der Roman lebt von seinen zahlreichen Perspektivwechseln zwischen den feministischen Bewohnerinnen der Panah. In der Ich-Perspektive werden diese vorgestellt und mit ihrer Hilfe der Entstehungsweg der Untergrundgemeinde nachgezeichnet. Als Gegenspieler repräsentieren die Männer, die die nächtlichen Dienste der Panahbewohnerinnen in Anspruch nehmen, das diktatorische Regierungssystem des Fanatiestaates.
Man findet im Roman alle Merkmale einer Dystopie. Wir haben eine diktatorische Herrschaftsform, die den Individuen jegliche Freiheit nimmt und sogar über ihre Körper verfügt. Hinzu unterbindet sie jedwede Kommunikation der Mädchen und Frauen untereinander, um Widerstand zu vermeiden. Vermutlich versucht die Autorin so, auf die Unterdrückung von Frauen in repressiven muslimischen Ländern weltweit hinzuweisen. Ebenfalls nimmt sie die Geschlechterselektion in Ländern wie Pakistan und Indien oder die Ein-Kind-Politik in China auf´s Korn.
Empfehlen kann ich diesen Roman Lesern, die auch schon "Der Report der Magd" mit Begeisterung gelesen oder gesehen haben.

Veröffentlicht am 13.10.2018

Spannend, aber kein Thriller

Die letzte Terroristin
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Der Roman "Die letzte Terroristin" stammt vom Autor André Georgi, umfasst 362 Seiten und erscheint im Sommer 2018 im Suhrkamp Verlag Berlin.
Im Buch wird ein Teil der Nachwendezeit beschrieben, in der ...

Der Roman "Die letzte Terroristin" stammt vom Autor André Georgi, umfasst 362 Seiten und erscheint im Sommer 2018 im Suhrkamp Verlag Berlin.
Im Buch wird ein Teil der Nachwendezeit beschrieben, in der die Treuhand massenweise ostdeutsche Betriebe abzuwickeln hat, in der die RAF ein Comeback versucht und in der windige Geschäftsleute das dicke Geld wittern.
Protagonisten gibt es in diesem Roman einige. Da wäre zum Beispiel Sandra, alleinerziehende Mutter eines kleinen Jungen, beruflich stark eingebunden und mit fragwürdigen politischen Ansichten unterwegs. Sie gehört zum Täterkreis. Auf der anderen Seite steht Kawert, angestellt beim BKA mit dem Ziel, die letzten Terroristen der RAF ausfindig und unschädlich zu machen und die von ihnen begangenen Morde aufzuklären. Als spannenden Moment flicht Georgi eine dritte Perspektive ein: die der Opfer. Und so lebt die Geschichte zwischen Sprüngen zwischen diesen verschiedenen Perspektiven. Alle werden mit einer großen Detailtreue gezeichnet. Eingestreute Rückblenden und Vorausblicke lassen bei jeder Person ein nachvollziehbares Gesamtbild entstehen.
Alles in allem ein sehr unterhaltsamer Roman, der sich ausgezeichnet lesen lässt. Hier und da hat mir jedoch die Spannung ein wenig gefehlt, sodass ich den Untertitel "Thriller" nicht ganz nachvollziehen kann. Dafür fehlen mir ein paar packende Momente oder überraschende Wendungen.