Cover-Bild Die Geschichte der schweigenden Frauen
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Golkonda Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Science-Fiction
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 05.04.2019
  • ISBN: 9783946503941
Bina Shah

Die Geschichte der schweigenden Frauen

Roman
Annette Charpentier (Übersetzer)

In der modernen Metropole Green City, der Hauptstadt von Südwest-Asien, ist das Verhältnis von Männern und Frauen aufgrund von vorgeburtlicher Geschlechtsauswahl, Krieg und Krankheit extrem unausgewogen. Mithilfe von Gewalt und Technologie hält die Regierung die Bevölkerung unter Kontrolle, und Frauen sind verpflichtet, mehrere Ehemänner zu haben, um so viel Nachwuchs wie möglich mit diesen zu zeugen.

Doch es gibt Frauen, die Widerstand leisten, Frauen, die sich im Untergrund zu einem Kollektiv zusammengeschlossen haben, Frauen, die sich weigern, Teil dieses Systems zu sein. In ihren nächtlichen Diensten bieten sie etwas an, das sich niemand erkaufen kann: Intimität ohne Sex.

Diese Dystopie einer pakistanischen, äußerst talentierten Autorin ist wie "Der Report der Magd" eine moderne Parabel über das Leben von Frauen in repressiven Ländern überall auf der Welt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2019

Willkommen in Green City

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In der Vergangenheit wurde die Menschheit von einem Virus befallen, das v.a. die Frauen sehr dezimiert hat. Seitdem ist das Verhältnis aus Männern und Frauen deutlich in Richtung der Männer verschoben. ...

In der Vergangenheit wurde die Menschheit von einem Virus befallen, das v.a. die Frauen sehr dezimiert hat. Seitdem ist das Verhältnis aus Männern und Frauen deutlich in Richtung der Männer verschoben. Mit Hilfe von neuen Technologien und Gewalt hat die Regierung ein System geschaffen, dass die Bevölkerung gefügig macht und sie unter Kontrolle hält. Niemand traut sich zu rebellieren und die Frauen sind gezwungen, mehrere Männer gleichzeitig zu haben und so viel Kinder wie möglich in die Welt zu setzen. Doch im Untergrund gibt es eine Organisation, die sich "Die Panah" nennt. Sie besteht auseiner kleinen Anzahl an Frauen, sie sich dem System widersetzen. Sie leben im Verborgenen und bieten ihren Kunden das an, was sie von ihren Ehefrauen nicht bekommen können: Eine Frau für sich alleine, jemand der sich um sie sorgt und bei ihnen ist. Doch alles nur für eine Nacht und ohne sexuelle Gefälligkeiten.

Den Schreibstil finde ich richtig gut. Man ist direkt mitten drin und die Kombination aus verschiedenen Erzählperspektiven und Rückblenden hat mir sehr gefallen. Auch die Sprache ist leicht verständlich und flüssig, nie gab es Stellen, bei denen ich sprachlich hängen blieb. Erzählt wird die Geschichte jeweils von unterschiedlichen Frauen der Panah, vereinzelt auch von Männern der 'normalen' Welt. Die Personen sind dabei sehr unterschiedlich und ich fand es interessant die verschiedenen Gedankengänge und Ansichten zu sehen. Jeder hat seine eigenen Probleme, wobei viele nur aus Missverständnisse oder Lügen herrühren. Wären die Figuren ehrlicher zueinander, hätten sie sich vermutlich viele Unannehmlichkeiten erspart.

Die Welt in der die Geschichte spielt ist sehr düster. Die Frau wird ungefragt zur Gebährmaschine degradiert und wird mit Medikamenten zur Förderung der Fruchtbarkeit schon früh an körperliche Grenzen gebracht. Auch die seelischen Aspekte sind nur schwer zu ertragen für viele der Frauen, doch sie müssen sich fügen. Denn wer rebelliert, verschwindet oder erleidet Unfälle. Die scheinheilige Propagande, die Frau sei das höchste Gut fördert sie Ausnutzung der Frauen nur noch mehr und die männlichen Vertreter der Spezies werden angehalten ihre Töchter so früh wie möglich ins System zu integrieren. Je jünger die Tochter, desto mehr Zuschuss erhält der Vater. Diese Entwicklung fand ich sehr beängstigend, die Frau als Sklave des Mannes, die sich fügen und Kinder gebähren muss. Doch auch die Männer scheinen nicht immer sehr glücklich mit dieser Konstellation zu sein, wollen sie doch viel lieber eine Frau ganz für sich alleine. Hier kommen die Frauen der Panah ins Spiel. Die Idee dahinter fand ich sehr interessant, sie ist das komplette Gegenteil von der heutigen Welt. Die Panah bieten ihre Dienste nur ohne sexuelle Handlung an, es geht einzig und allein um die körperliche Nähe. Insgesamt fand ich die Welt auch sehr gut dargestellt und die Gefühle und Ängste haben mich erreicht.

Die Handlung an sich ist nicht sonderlich spannend. Es geht hauptsächlich um Sabine, eine der Frauen aus der Panah, die, ebenfalls durch Missverständnisse, als illegale Patientin in einem Krankenhaus landet. Von da an begleitet man die verschiedenen Personen, die im Gesamtkontext etwas mit dieser Eilieferung zu tun haben. Das Ende war mir vielleicht etwas zu klischeehaft und positiv dennoch hat das dem Buch nicht geschadet. Das was das Buch für mich zu etwas besonderem macht, war die Sprache und das Gesamtkonzept. Obwohl nicht viel an Handlung stattfindet, fand ich es spannend und wollte es nicht mehr aus der Hand legen. Die Aufsummierung der Missverständnisse und Lügen, die zu einem großen Finale führt, hat mich bestürzt und es hat mich erschüttert, wie leicht die Dinge aus dem Ruder laufen.

Obwohl das Buch nicht sonderlich viel Tiefgang hat, hat mich die Welt und die Behandlung der Menschen nicht mehr losgelassen und es hätte gerne noch mehr Seiten haben können.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Niemand hat sie gefragt

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Nach dem Krieg ist die Bevölkerung, vor allem die weibliche, stark dezimiert. Nun obliegt es den restlichen Frauen dem Land wieder zu seiner alten Stärke zu verhelfen indem sie die Ehe mit mehreren Männern ...

Nach dem Krieg ist die Bevölkerung, vor allem die weibliche, stark dezimiert. Nun obliegt es den restlichen Frauen dem Land wieder zu seiner alten Stärke zu verhelfen indem sie die Ehe mit mehreren Männern eingehen. Nur hat sie niemand gefragt.

Bina Shah hat mit ihrem Roman „Die Geschichte der schweigenden Frauen“ eine eindringliche Geschichte mit einem bedrückenden Setting geschaffen, die mich von der ersten Seite an fasziniert hat. Eine Zukunftsvision in der Liebe, Zuneigung und ein Gefühl der Geborgenheit der Zweckmäßigkeit gewichen sind – willkommen in Green City.

Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, wobei die der Ich-Erzählerin Sabine im Vordergrund steht. So erfährt man nicht nur einiges über sie und ihr Leben in dieser unfreien Welt, sondern auch wie einige ihrer Wegbegleiter selbige wahrnehmen. Dabei ist des der Autorin gelungen alle ihre Charaktere individuell zu gestalten und ihnen auch ihren ganz eigenen Ton zu geben, der sie von einander abgrenzt, aber auch weiß sie zu verbinden.

Sowieso gefällt mir die Sprache des Buches ausgesprochen gut. Bina Shah hat eine bildhafte Sprache gewählt, fast poetisch und diese durch einen ruhigen und besonnenen Ton zum Leben erweckt. In Kombination mit dem bedrückenden Setting ist so etwas entstanden, dem ich mich nur schwer entziehen konnte. Dieser Kontrast läßt die ganze Geschichte nur noch lebendiger wirken und verleiht ihr eine ganz eigne Intensität.

Schönheit und Ungerechtigkeit liegen in diesem Buch ganz nah beieinander. Ich bin begeistert. Lesen.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Optimismus war unsere Währung

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„Aber selbst in unserem Kerker gewinnen wir etwas das andere Frauen in Green City niemals haben können. […] Freie Entscheidung, Selbstbestimmung, Freiheit.“ [59]

Und genau darum geht es im Roman „Die ...

„Aber selbst in unserem Kerker gewinnen wir etwas das andere Frauen in Green City niemals haben können. […] Freie Entscheidung, Selbstbestimmung, Freiheit.“ [59]

Und genau darum geht es im Roman „Die Geschichte der schweigenden Frauen“ von Bina Shah; unter anderem ist die Pakistani auch Frauenrechtlerin. Diese Dystopie soll eine moderne Parabel über das Leben von Frauen in repressiven Ländern darstellen.

Mit ihrem mitreißenden Schreibstil fesselt die Autorin den Leser bereits nach den ersten Zeilen an das wirklich schön gestaltete Buch. Erzählt wird aus verschiedenen Sichten, was differenzierte Einblicke ermöglicht und Abwechslung bringt und zugleich Spannung aufbaut.

Gegliedert ist der Roman in 3 Teile. Unrast, Rebellion und Aufruhr. Eigentlich genau so, wie es auch in Wirklichkeit ablaufen würde. Zuerst erfahren wir wie es überhaupt zu diesem Szenario kommen konnte, begleiten die Protagonistin Sabine auf ihrer Reise in die Panah. Panah ist das persische Wort, das Zuflucht bedeutet. Wobei in solchen Ländern die so autoritär, unterdrückend und diktatorisch agieren all dies ggfs. auch nur eine Illusion sein könnte.

„Perfekt für Green City. Reform, Bevölkerungszuwachs, die Wiederherstellung des Geschlechtergleichgewichts nach dem Ultimativen Krieg.“ [183]

Shah gelingt es ausgesprochen gut, ein ernstes, wichtiges Thema so spannend darzustellen, dass man das Buch regelrecht verschlingen möchte. Jedoch sind die Charaktere nicht so tief ausgearbeitet. Das geht definitiv besser. In diesem ganzen Setting - bzw. Szenario – fand ich dies aber auch nicht schlimm. Insgesamt ist das Buch sehr stimmig, auch wenn das Ende meines Erachtens etwas mehr ausgearbeitet hätte werden können.

„Optimismus war unsere Währung.“ [34]

Veröffentlicht am 14.10.2019

Vielmännerei

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Irgendwann in der Zukunft herrscht die Regierung von Green City, der Hauptstadt von Südwest-Asien, mit Gewalt und technologischen Mitteln über die Bevölkerung. Mit der vorigen ein Kind Politik, durch Krieg ...

Irgendwann in der Zukunft herrscht die Regierung von Green City, der Hauptstadt von Südwest-Asien, mit Gewalt und technologischen Mitteln über die Bevölkerung. Mit der vorigen ein Kind Politik, durch Krieg und Krankheiten gibt es einen massiven Männerüberschuss. Die Politik bestimmt über die Frauen, mit wem sie Kinder bekommen sollen, möglichst viele und von mehreren Männern. Frauen sind nur noch zum Kinderkriegen bestimmt, sie werden wie Sklaven gehalten. Es gibt jedoch eine Gruppe von Frauen, Frauen der Panah, die sich dem widersetzen.
Die Vielmännerei gibt es in unserer Zeit nicht, ansonsten wirkt der Zukunftsroman jedoch sehr heutig. Gewalt und Fremdbestimmung gegen Frauen ist ein alltägliches Thema.

Veröffentlicht am 13.08.2019

Eine Dystopie abseits des Mainstreams

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Zugegeben: Ginge es nur nach dem Cover, hätte ich wohl nie zu diesem Buch gegriffen. Es strahlt für meinen Geschmack etwas Altbackenes aus, obwohl ich es gleichzeitig auch toll finde, dass hier mal ein ...

Zugegeben: Ginge es nur nach dem Cover, hätte ich wohl nie zu diesem Buch gegriffen. Es strahlt für meinen Geschmack etwas Altbackenes aus, obwohl ich es gleichzeitig auch toll finde, dass hier mal ein anderer Ansatz gewählt wurde. Dennoch bin ich der Meinung, dass es eventuell etwas an der Zielgruppe vorbeigeht.

Warum ich das Buch trotzdem gelesen habe? Nun, zunächst einmal hat mich der Klappentext neugierig gemacht und als ich dann die ersten Seiten las, war ich direkt so in der Geschichte von Sabine drin, dass ich weiterlesen musste. Tatsächlich war "Die Geschichte der schweigenden Frauen" für mich eine überraschende und überraschend andere Dystopie, die sich von den ganzen massentauglichen Geschichten, die seit "Die Tribute von Panem" auf den Markt geschwemmt wurden, abhebt. Es ist wie die erwachsene, realistischere und weniger romantisierte Version von all den anderen Dystopien.

Das Setting und die Rahmenbedinungen, in dem die Geschichte spielt, haben mir sehr gut gefallen und waren - bis auf einen Punkt - für mich nachvollziehbar. Was ich leider nicht ganz verstanden habe, ist, warum eine Gruppe Frauen, die sich in einer Welt, in der Frauen einerseits wie das höchste Gut, andererseits aber auch wie möglichst gebärfreudige Spielzeug der Männer behandelt werden, in ihrer "Rebellion" dazu entschließt, sich trotzdem den Männern ja fast schon unterwürfig zu machen, obwohl es sicher auch andere Wege gegeben hätte, um an Geld und Nahrung heranzukommen. Hier fehlte mir etwas die logische Erklärung dafür.

Vom Schreibstil und Spannungsgrad hingegen war ich sehr begeistert, die Autorin weiß, wie sie ihre Leser in den Bann ziehen kann. Die unterschiedlichen Perspektiven, die eingenommen werden, waren für mich alle sehr schlüssig und jeder Charakter hatte seine eigene Stimme. Bei den Figuren fand ich es sehr schön, dass keiner hier pauschal "gut" oder "böse" war, sondern diese Grauzonen entstanden, die die Figuren noch einmal interessanter machten.

Insgesamt ist "Die Geschichte der schweigenden Frauen" ein sehr empfehlenswertes Buch und eine Erleichterung für jeden, der mal wieder Lust auf eine Dystopie hat, die aber abseits des Mainstreams und der 0-8-15-Plots liegt.