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Veröffentlicht am 26.10.2022

Erwartungen leider nicht erfüllt

Galatea
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Galatea war einst eine lebensecht wirkende Statue. Der Bildhauer Pygmalion erschuf sie als perfekte Verkörperung seiner Vorstellungen davon, wie eine sittsame Frau sein sollte. Denn die lebendigen Frauen ...

Galatea war einst eine lebensecht wirkende Statue. Der Bildhauer Pygmalion erschuf sie als perfekte Verkörperung seiner Vorstellungen davon, wie eine sittsame Frau sein sollte. Denn die lebendigen Frauen in seiner Umgebung sind in seinen Augen nur ordinäre Flittchen. Die Verehrung der Statue wird für Pygmalion zur Besessenheit, er bringt ihr Geschenke, legt sie neben sich ins Bett und nennt sie seine «Gemahlin». Als die Göttin Venus seine Verzweiflung sieht, lässt sie Galatea lebendig werden. Pygmalion ist ausser sich vor Freude, denn Galatea ist auch lebendig ebenso sittsam und freundlich, wie er es sich gewünscht hat. Die bald darauf zur Welt kommende Tochter Paphos krönt die gegenseitige Liebe.
Soweit die Vorgeschichte zu Madeline Millers Kurzgeschichte «Galatea», so wie sie der antike römische Dichter Ovid in seinen «Metamorphosen» im ersten Jahrhundert vor Christus vorgelegt hat. Sein Text ist übrigens ebenfalls in Millers Buch auf zwei Seiten abgedruckt.
Was nun folgt, ist Madeline Millers freie Erfindung. Sie erzählt die Geschichte aus Galateas Sicht, einsetzend zehn Jahre nach der Geburt der Tochter. Wie bereits in «Ich bin Circe» nimmt sie dabei einen feministischen Blickwinkel ein. Ist ihr dies bei «Ich bin Circe» meiner Meinung nach sehr gut und glaubwürdig gelungen, schiesst sie in «Galatea» weit über das Ziel hinaus. Zunächst aber zum Inhalt von «Galatea», der sich gerade einmal auf 25 kleinformatigen Seiten des Buches verteilt.
Galatea hat es satt, immer nur das sittsame und fügsame Geschöpf ihres Mannes zu sein, mit dem er nach Belieben verfahren kann. Als sie bemerkt, dass Pygmalion auch die Freiheiten und intellektuellen Fähigkeiten der gemeinsamen Tochter einzuschränken versucht, flieht sie mit dem Kind. Die Flucht misslingt, und Galatea wird fortan in einer Klinik hoch auf den Klippen über dem Meer gefangen gehalten. Eine unheimliche Schwester und ein perverser Arzt zwingen sie dazu, Tag und Nacht im Bett zu liegen und flössen ihr Tee ein, der ihre Sinne benebelt und sie ständig in ihr Bett machen lässt. Gesäubert wird sie nur, wenn Pygmalion zu Besuch kommt, um seine Frau zum Geschlechtsverkehr zu zwingen und ihr dabei auch Gewalt anzutun. Um ihrem Gefängnis zu entkommen, erfindet Galatea eine erneute Schwangerschaft. Der entsetzte Ehemann lässt den Arzt ein Abtreibungsgetränk brauen, welches die Schwester seiner Frau verabreicht. Als Galatea sich daraufhin vor Schmerzen windet, holt die Schwester den Arzt. Diesen Moment nutzt Galatea zur Flucht aus der Klinik. Noch einmal sieht sie zu Hause vorbei, um sich von ihrer Tochter zu verabschieden. Absichtlich weckt sie auch Pygmalion auf, der ihr sofort hinterherjagt in Richtung Meer. Beim gemeinsamen Kampf im Wasser wird Galatea wieder zu der schweren Statue, die sie einst war. Pygmalion kann sich nicht mehr aus ihren starren Armen befreien, und gemeinsam finden die Eheleute ihr Grab auf dem Meeresboden.

Meine Meinung:
Ich habe lange mit mir gehadert, aber «Galatea» ist für mich letztendlich kein empfehlenswertes Büchlein. Das ist sehr schade gerade angesichts der beiden wunderbaren Romane «Ich bin Circe» und «Das Lied des Achill», welche ich beide sehr liebe. Der ganze Band in Kleinformat umfasst 75 Seiten. Davon sind 25 Seiten Originalerzählung von Miller. Der Rest besteht aus einem vierseitigen Vorwort der Autorin, zwei Seiten Originaltext Ovid, Illustrationen und einem neunseitigen Nachwort eines Philologen, das sich so liest, als wolle er retten, was noch zu retten ist. Er schreibt eine Rezension des Textes von Miller, rühmt immerhin (zu Recht) die Schönheit der Dichtungen des Ovid und lässt den Leserinnen und Lesern noch einiges an Informationen über die «Metamorphosen» und die damalige römische Umwelt zuteilwerden. Das liest sich ganz nett, ist aber meines Erachtens auch fehl am Platz im Buch selber.
Während der Lektüre von Millers Erzählung habe ich mir fortwährend zwei Fragen gestellt: 1) Was soll das (etwa das Urinieren ins Bett oder die Beschreibung einer behaarten Warze)? 2) Wie kann man als Altphilologin etwas erfinden, das so völlig über Ovid und seine Dichtung hinwegholzt? Wenn man meint, im Nachhinein feministische Ansätze an eine Dichtung anlegen zu müssen, die, in ihrer Zeit entstanden, an Schönheit ihresgleichen sucht, hinterlässt das bei mir einige Fragezeichen. Vor allem dann, wenn man eigentlich wissen sollte, dass die Geschichte von Pygmalion und Galatea bei Ovid eingebettet ist in die Erzählung von Orpheus und Eurydike. Jenem Orpheus, der alles darum gibt, seine Geliebte aus der Unterwelt herauszuholen. Wohl kann, darf und soll man kritisieren, welches Frauenbild in der Antike vorherrschte. Aber das innerhalb einer Geschichte zu tun, die dermassen eindimensional gestaltet ist, finde ich unerfreulich: Männer waren und sind perverse Schweine, die Frauen unterdrücken, quälen, sie kleinhalten und nur ans «Vögeln» denken (ein Ausdruck, den Galatea im Übrigen auch immer so benutzt). Miller möchte laut eigenen Angaben mit ihrer Geschichte «Jahrhunderte verbinden» und zeigen, wie Männer damals wie heute Frauen zu Objekten machen und sowohl Pygmalion als auch viele Männer heute als «Incel» leben. Ein bisschen mehr Differenzierung wäre da vielleicht noch ganz schön gewesen. Deswegen wirkt «Galatea» auf mich insgesamt eher befremdlich.
Ein Lichtblick im Buch sind für mich die sehr schönen Illustrationen von Thomke Meyer.

Fazit:
«Galatea» kann man lesen, muss man aber meines Erachtens nicht. Das Geld gibt man besser für die beiden hervorragenden ersten Bücher der Autorin aus.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Vicky in Wonderland

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
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Viktoria (Vicky) Lambach arbeitet als Kunsthändlerin in München. Ihr Leben besteht darin, alte Bucherstausgaben oder besondere Kunstschätze ausfindig zu machen und dann gemeinsam mit ihrem Vater im Auktionshaus ...

Viktoria (Vicky) Lambach arbeitet als Kunsthändlerin in München. Ihr Leben besteht darin, alte Bucherstausgaben oder besondere Kunstschätze ausfindig zu machen und dann gemeinsam mit ihrem Vater im Auktionshaus gewinnbringend zu versteigern. Als ihr eines Tages die Fotografie eines kleinen schottischen Jungen in die Hände fällt, erkennt sie sofort die überaus wertvolle Ausgabe von «Alice im Wunderland», welche das Kind auf dem Bild im Arm hält. Vickys Vater wittert das grosse Geschäft und schickt seine Tochter los, das Buch zu besorgen. Vicky, die stets von dem Wunsch beseelt ist, den Ansprüchen ihres Vaters zu genügen und sich so seine Liebe zu verdienen, macht sich auf den Weg nach Schottland. Auch für sie selbst hat «Alice im Wunderland» eine besondere Bedeutung, denn es symbolisiert die Zeit, als ihr Vater noch bei der Familie lebte und ihr abends aus dem Buch vorlas.
Als Vicky in dem kleinen Dorf Swinton-on-Sea ankommt und den Jungen, sein Umfeld und vor allem dessen Vater, den verwitweten Buchhändler Graham, kennenlernt, kommen ihr erste Zweifel an ihrer Mission. Bald erfährt sie, dass das wertvolle Buch die wichtigste Erinnerung des kleinen Finlay an seine verstorbene Mutter darstellt, und Vicky bringt es nicht mehr übers Herz, dem Vater das Buch abzukaufen. Um ihre ursprünglichen Absichten zu verschleiern, gibt Vicky sich als Aushilfe in Grahams Buchladen aus und schliesst schon bald die Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes und die wunderbare schottische Natur in ihr Herz. Doch ihr Vater verlangt von ihr, die spezielle Buchausgabe um jeden Preis zu beschaffen…

Meinung:
Katharina Herzog hat mit «Winterglitzern» den ersten Roman einer Buchreihe vorgelegt, die «Das kleine Bücherdorf» in Schottland zum Schauplatz hat. Sie entführt die Leserinnen in die Weihnachtszeit, deren Stimmung sie perfekt einfängt. Ich wurde sofort in diese schöne Geschichte hineingezogen und konnte das spannende Buch nicht mehr aus der Hand legen. Kapitelweise wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass man die einzelnen Personen sehr gut kennenlernt. Wenn es einer Autorin gelingt, dass ich selber gerne die Natur, die Geschäfte und Bewohnerinnen und Einwohner eines Ortes kennenlernen möchte, dann hat sie alles richtig gemacht. Und natürlich ist es auch wunderbar, wenn Romane in einer alten Buchhandlung spielen und sich um wertvolle Bücher drehen. Tatsächlich hat das Bücherdorf auch eine reale Vorlage, wie Katharina Herzog ihre Leserinnen im Nachwort erfahren lässt. Die Hauptfiguren werden im Buch glaubhaft und sympathisch geschildert, man schliesst sie (fast) alle ins Herz und ist darum unbedingt auf den Nachfolgeband gespannt, welcher im Frühjahr erscheinen soll. Neben allen romantischen und herzerwärmenden Passagen enthält «Winterglitzern» auch nachdenkliche und traurige Töne, welche dieses Buch zu etwas sehr Schönem machen, welches über die Bezeichnung «Wohlfühlroman» hinausgeht. Das Bücherdorf, in welchem die Zeit stillzustehen scheint, und seine Einwohner bilden einen starken Kontrast zu Vickys Leben und ihrem ruhelosen Umfeld in München. Verbindendes Element ist der Roman «Alice im Wunderland», der sowohl für Finlay als auch für Vicky gleichbedeutend ist mit elterlicher Liebe und Geborgenheit. Deswegen ist «Winterglitzern» auch ein liebevolles Zeugnis dafür, welche Macht Bücher haben und wie sie unser Leben prägen und verändern können. Die Covergestaltung des Buchs hat mir schliesslich ebenso gut gefallen wie die kleine gemalte Karte des Dorfes, welche sich im Innern befindet.

Fazit:
Ein empfehlenswerter zu Herzen gehender und sehr stimmungsvoller Liebesroman, der in der Welt der Bücher spielt. Ich freue mich sehr darauf, den Menschen von Swinton-on-Sea in Band 2 wieder zu begegnen.

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Perlen auf einer Schnur

Fireside Mysteries
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Die Taverne «zur blauen Ader» können weder die Gäste noch das Personal verlassen. Sie sitzen fest, denn seit Tagen regnet es ununterbrochen. Der Pegel des Skidwrack-Flusses steigt unaufhörlich, die Wege ...

Die Taverne «zur blauen Ader» können weder die Gäste noch das Personal verlassen. Sie sitzen fest, denn seit Tagen regnet es ununterbrochen. Der Pegel des Skidwrack-Flusses steigt unaufhörlich, die Wege haben sich in morastige Bäche verwandelt, niemand kommt heraus oder herein. Was also tun? Um sich die Zeit und wohl auch die Angst zu vertreiben, beginnen Gäste und Personal damit, sich reihum am Kaminfeuer Geschichten zu erzählen. Bald wird klar, dass es sich dabei nicht nur um Fiktion handelt. Einige der Gäste scheinen ganz offensichtlich nicht zufällig in der Taverne eingekehrt zu sein, sondern verfolgen ein bestimmtes Ziel…

Meine Meinung:
15 Geschichten werden uns in «Fireside Mysteries» erzählt. Wir lesen die Abenteuer von Hausierern, Piraten, suchen nach geheimnisvollen Karten und Artefakten. Wir erkennen die tiefere Bedeutung von Musik und Tanz, müssen über den Tod nachdenken und wissen vor allem nicht immer, was Wahrheit oder Lüge ist.
Jede dieser von Kate Milford fantastisch erzählten Geschichten ist eine kleine Perle, die man beim genauen Lesen entdecken muss. Jede Geschichte ist unglaublich vielschichtig, von sprachlicher Schönheit und Raffinesse, herzerwärmend oder beklemmend, verwirrend oder eindeutig – und immer mit einer Moral am Ende.
Alle zusammen ergeben sie schliesslich eine schöne Perlenkette, denn sie bilden ein Ganzes.
Das freilich ist dem Leser zu Beginn noch nicht so deutlich, und so hatte ich anfangs etwas Mühe, mich mit den vielen verschiedenen Namen, Bezügen und Anspielungen zurechtzufinden. Nun, wo ich am Ende des Romans angekommen bin, müsste ich im Grunde noch einmal von Vorne anfangen, um jede einzelne Geschichte richtig in das grosse Ganze einzuordnen.
Überhaupt hat die Autorin mehrere Bücher als Ganzes komponiert, wovon ich bisher «Greenglass House» gelesen habe (und absolut liebe). «Fireside Mysteries» gehört dazu (und spielt wiederum in «Greenglass House» eine Rolle), ich wünsche mir deshalb sehr, dass auch die anderen Bände noch auf Deutsch erscheinen werden. Man kann diese einzeln lesen, aber wirklich verstehen kann man die Welt von Nagspeake wohl erst, wenn man alle kennt.
Dieses Buch ist für sich aber bereits ein Genuss für alle, die atmosphärische Geschichten lieben. Es steckt so voller Ideen und Bilder, aber auch voller tiefgründiger Gedanken, dass ich jedoch glaube, Kinder ab 12 könnten damit noch ein wenig überfordert sein. Das Buch lebt auch von dem, was zwischen den Zeilen gesagt wird, und was man als Leser vielleicht doch erst mit einiger Lebenserfahrung verstehen kann.
Unbedingt erwähnen möchte ich die beiden Illustratorinnen, welche das Buch auch äusserlich zu einem Schmuckstück machen. Die wunderbare Umschlaggestaltung stammt von Jaime Zollars, die auch schon «Greenglass House» zu einem Hingucker im Bücherregal gemacht hat. Im Innern hat Nicole Wong vor jeder Geschichte eine passende Illustration geschaffen. Auch sie hat einen ganz eigenen, mich sehr ansprechenden und berührenden Stil.
Die Übersetzung aus dem Englischen schliesslich stammt von Alexandra Ernst.

Fazit:
«Fireside Mysteries» ist ein anspruchsvoller Roman, der uns erneut in die fantastische Welt von Nagspeake entführt. Perfekt für alle, die spannende, unheimliche und atmosphärisch dichte Geschichten und skurrile Figuren lieben.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Ein Hoch auf die Freundschaft

Am liebsten sitzen alle in der Küche
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Inhalt:
Almut hat seinerzeit ihr Studium aufgegeben und sich um die vier gemeinsamen Kinder gekümmert, während ihr Mann Karriere machte. Nun hat er eine andere und lässt sich scheiden.
Tille ist alleinerziehende ...

Inhalt:
Almut hat seinerzeit ihr Studium aufgegeben und sich um die vier gemeinsamen Kinder gekümmert, während ihr Mann Karriere machte. Nun hat er eine andere und lässt sich scheiden.
Tille ist alleinerziehende Ärztin und hat Probleme mit ihrem halbwüchsigen Sohn.
Yeliz ist erfolgreiche Geschäftsfrau und hat einen Lebensgefährten. Doch perfekt ist ihr Glück nicht.
Diese drei sehr unterschiedlichen Frauen um die 50 begegnen sich eines Tages durch Zufall. Und von dem Tag an sind sie miteinander verbunden. So ergibt es sich schliesslich, dass sie sich bei Almut in ihrer gemütlichen Küche treffen. Zum Essen (denn Almut kocht sehr gerne) und Reden. Weil das allen so gut gefällt, entwickelt sich daraus ein wöchentliches Ritual. Und plötzlich stellen die drei Frauen fest, dass sie alle zufällig den gleichen Bekannten haben. Einen, der keiner der Frauen besonders gutgetan hat, im Gegenteil…
Meine Meinung:
Julia Karnicks Buch handelt von Freundschaft.
Wir lernen drei völlig unterschiedliche Frauen kennen, dürfen in Rückblicken und in der Gegenwart an ihren Schicksalen teilhaben und werden sofort in die Geschichten der Drei mithineingenommen. Es gelingt der Autorin sehr gut, dass man sich als Leserin in jede der Frauen hineinversetzen kann. In allen entdeckt man etwas von sich selber wieder und merkt: Auch wenn wir aus verschiedenen Kulturkreisen stammen, so haben wir Frauen doch eigentlich die gleichen Träume und Wünsche.
Julia Karnicks Buch handelt auch von Mut.
Mut, noch einmal neu anfangen zu können und das Vertraute (gezwungenermassen oder nicht) hinter sich zu lassen. Natürlich geht es auch um Männer, ganz besonders um einen Mann, aber eigentlich sind die gar nicht (mehr) so wichtig.
Und so lassen die Protagonistinnen es sich miteinander gutgehen. An den gemütlichen Treffen in Almuts Küche mit den leckeren selbstgemachten Köstlichkeiten möchte man selber gerne teilnehmen.
Ich habe neben dem Lesen auch das Hörbuch gehört. Die Sprecherin (und Schauspielerin) Ilka Teichmüller setzt den Roman gekonnt und abwechslungsreich in Szene, es macht Freude, ihr zuzuhören.

Fazit:
«Am liebsten sitzen alle in der Küche» ist ein unterhaltsamer, warmherziger und spannender Roman, der über die Freuden, Sorgen und Träume von Frauen um die 50 erzählt. Dabei halten sich humorvollen und nachdenkliche Töne die Waage. Als Buch oder Hörbuch besonders empfehlenswert für Leserinnen in dieser Altersklasse.

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Veröffentlicht am 03.08.2022

Eine zartgrüne Liebesgeschichte

Der Duft der Kirschblüten
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Inhalt:
Deutschland in den 1870er Jahren: Die Eltern der jungen Clara Winterfeld besitzen in Berlin ein Teegeschäft. Dort wird nicht nur Tee verkauft, sondern man kann sich im Teehaus auch direkt mit Gebäck ...

Inhalt:
Deutschland in den 1870er Jahren: Die Eltern der jungen Clara Winterfeld besitzen in Berlin ein Teegeschäft. Dort wird nicht nur Tee verkauft, sondern man kann sich im Teehaus auch direkt mit Gebäck und Tee verwöhnen lassen. Clara und ihre Geschwister verkaufen und bedienen dort mit Freude, und vor allem Clara liebt es, sich immer neue Teekreationen auszudenken und sie der Kundschaft ansprechend zu präsentieren. Ihren Tee beziehen die Winterfelds von der befreundeten Händlerfamilie Stargard, in dessen Erben Claras Schwester Netty verliebt ist.
Die Stargards haben Verbindungen nach Japan und möchten den grünen Tee in Deutschland bekannt machen. Zu einer ihrer Verkaufsgespräche begleitet sie der freundliche Japaner Akeno. Vom ersten Moment ihrer Begegnung an fühlen Clara und Akeno sich zueinander hingezogen. Doch der Japaner muss wieder in seine Heimat zurückreisen. Clara hingegen fühlt sich verpflichtet, im elterlichen Teehaus zu bleiben, zumal ihr Vater immer öfter Anzeichen von Demenz zeigt. Als dann auch noch grosse Geldbeträge fehlen, sieht Clara sich genötigt, dem Werben ihres wohlhabenden Jugendfreundes Franz nachzugeben, um das elterliche Geschäft zu retten.
Diese Ehe steht von Anfang an unter keinem guten Stern, denn Franz beginnt sogleich, seine junge Frau im Haus einzusperren und mit seiner krankhaften Eifersucht zu kontrollieren. Als er eines Tages bemerkt, dass Clara und Akeno heimlich miteinander korrespondieren, eskaliert die Situation.

Meine Meinung:
«Der Duft der Kirschblüten» hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Im Mittelpunkt dieser flüssig zu lesenden, schönen Geschichte steht eine freiheitsliebende, junge Frau. Mir hat es gefallen, dass Clara sich nicht unterkriegen lässt und stattdessen an ihren Träumen bezüglich einer guten Zukunft für das Familiengeschäft festhält. Sie ist ausserdem nicht bereit, ihre Liebe zu Akeno dem freudlosen Dasein mit ihrem ungeliebten Ehemann Franz zu opfern. Mutig und unkonventionell fordert sie ihr Glück ein und lernt aus ihren Fehlern.
Rosalie Schmidt gelingt es durch ihre gekonnten Personenschilderungen, dass man als Leserin sogleich Sympathien und Antipathien für die jeweiligen Charaktere entwickelt und mit ihnen mit liebt und leidet. Sowohl äusseres Ambiente als auch inneres Gefühlsleben vermag sie bildhaft und überzeugend darzulegen und zeichnet ebenso ein Bild der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse.
In dem Buch dreht sich natürlich fast alles um das Thema Tee: Wie man ihn am besten zubereitet, ihn verfeinert, manchmal mehrfach aufgiessen kann und manches mehr. Einmal wird auch eine kleinere japanische Teezeremonie geschildert, was ich sehr interessant zu lesen fand. Man merkt schnell, dass die Autorin selber viel Ahnung von der Geschichte des Tees, seiner Entwicklung, den verschiedenen Aromen und Sorten hat. Den Arbeitsalltag in einem Teegeschäft kennt sie aus erster Hand.
Ich hatte das besondere Glück, zu dem Buch eine Probe von Claras grünem Kirschblütentee zu bekommen, den der Vater der Autorin selbst zusammengestellt hat. Er schmeckte wirklich genauso köstlich wie im Roman beschrieben und wird mich noch länger an Clara und Akeno erinnern.
Buchcover und Innenumschlaggestaltung mit liebevoll gemalten Kirschblüten und Zitaten sind wunderschön und sehr passend gearbeitet.
Ich bin gespannt und freue mich auf Band 2, welcher Claras Geschichte in Japan fortsetzen wird.

Fazit:
«Der Duft der Kirschblüten» ist ein unterhaltsamer, gut zu lesender Roman, der nicht nur Teeliebhabern einige schöne und spannende Lesestunden bereiten dürfte. Empfehlenswert für alle Liebhaberinnen von historischen Romanen mit einem Hauch Romantik und Exotik.

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