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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2019

Kluger Eltern-Ratgeber, verständlich geschrieben und informativ

Grenzen, Nähe, Respekt
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Von Jesper Juuls Büchern habe ich schon öfters Positives vernommen und wollte mich als interessierte Mutter endlich selber eine Meinung bilden. Das schmale Büchlein mit dem ausdrucksvollen Foto auf dem ...

Von Jesper Juuls Büchern habe ich schon öfters Positives vernommen und wollte mich als interessierte Mutter endlich selber eine Meinung bilden. Das schmale Büchlein mit dem ausdrucksvollen Foto auf dem Cover sprang mir gleich ins Auge und schien mir für den Anfang gut geeignet zu sein.

Der erfolgreiche dänische Familientherapeut, Lehrer und Buchautor thematisiert hier sehr wichtige Aspekte der Eltern-Kind-Beziehung. Es handelt sich vor allem um Grenzen, Nähe und Respekt, aber auch um Konflikte und Möglichkeiten, sie zu lösen, ferner um Regeln, Konsequenzen und Strafe, um Schuld und Verantwortung. Alles hochspannende Themen, über die sich die meisten Eltern vermutlich öfters Gedanken machen. Und ich muss zugeben, Jesper Juul wird nicht umsonst gelobt: Seine Art. darüber zu schreiben, gefällt mir sehr gut: Er erläutert die Sachverhalte in klarer und verständlicher Sprache, mit wenigen Worten und dafür umso einprägsamer. Es ist kein trockener, mit Fremdwörtern oder mit Fachbegriffen gespickter Ratgeber, sondern ein praxisorientiertes Buch, das Wichtiges auf den Punkt bringt und anhand von konkreten Beispielen aus dem Eltern-Alltag noch besser veranschaulicht. Es bietet eine wertvolle Hilfe und Anregung zum Aufbauen einer kompetenten Eltern-Kind-Beziehung. Das hier präsentierte Modell einer Familie, in der man sich gegenseitig respektiert und die Bedürfnisse aller Mitglieder als gleichwertig gelten, leuchtet mir ein und ich persönlich finde es wichtig, es im täglichen Leben umzusetzen. Ich konnte diesem Buch einige wichtige Erkenntnisse entnehmen, die ich hoffentlich verinnerlichen und die mich dabei unterstützen werden.

Fazit: Ein wirklich empfehlenswertes Buch für alle, denen das Wohl ihrer Kinder am Herzen liegt und die das Zusammenleben in ihren Familien besser gestalten möchten.




Veröffentlicht am 16.12.2018

Absolut fesselnd! Gelungene Fortsetzung der Reihe mit Detective Callanach

Die perfekte Unschuld
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In einem heißen Sommer wird Edinburgh Schauplatz von mehreren grausigen Morden: Ein junger Mann wird beim Besuch eines Musikfestivals mitten in der Menschenmenge erstochen, eine Krankenschwester brutal ...

In einem heißen Sommer wird Edinburgh Schauplatz von mehreren grausigen Morden: Ein junger Mann wird beim Besuch eines Musikfestivals mitten in der Menschenmenge erstochen, eine Krankenschwester brutal mit ihrer eigenen Kommode zu Tode gequetscht, einem Bibliothekar seine Gesichtshaut beim lebendigen Leib abgezogen, sodass er verblutet. Als man noch eine junge Lehrerin erdrosselt in einem Müllcontainer findet und das nächste Opfer entführt wird, ist die Stadt in Aufruhr und Callanach und seine Kollegen stehen bei ihren Ermittlungen unter einem enormen Druck. Es sieht aus, als würden gleich zwei Mörder ihr Unwesen treiben. Die Spur führt ins Darknet und Callanach folgt ihr, wohlwissend, dass er damit nicht nur seine Karriere, sondern auch seine eigene Sicherheit aufs Spiel setzt...

Da mich der erste Band der Reihe - „Die perfekte Gefährtin“ - sehr beeindruckt hat, waren meine Erwartungen an dessen Fortsetzung dementsprechend hoch. Ich muss gestehen, ich wurde nicht enttäuscht: Auch dieser Thriller bietet alles, was ich bei diesem Genre zu finden hoffe: interessante, auf einer guten Idee fußende Handlung, gut aufgebauten Spannungsbogen, vielschichtige, lebendig gezeichnete Charaktere, überraschende Wendungen und ein dramatisches Finale. Der geschickte Wechsel der Erzählperspektive sorgt für Abwechslung, zeigt die Geschehnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln und erlaubt es, in die Gedankenwelt des jeweiligen Protagonisten einzutauchen. Ich wurde perfekt unterhalten und würde ich bei spannender Lektüre Nägel kauen, hätte ich jetzt vermutlich keine mehr Ich freue mich jetzt schon auf einen weiteren Band der Detective Callanach – Reihe. Der sympathische Halb-Franzose wird übrigens langsam zu einer meiner Lieblingsfiguren und ich bin gespannt auf seine neuen Fälle und darauf, was sich Helen Fields in Bezug auf ihn noch alles einfallen lässt!

Mein Fazit: Packend und gut geschrieben – klare Empfehlung für alle Fans von Psychothrillern!

Veröffentlicht am 16.12.2018

Das Rätsel der verschwundenen Mädchen

Die Suche
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Nordengland: In der Hochmoor-Gegend um Scarborough wird die Leiche der 14-jährigen Saskia Morris gefunden, das ein Jahr zuvor spurlos verschwunden ist. Kurz danach verschwindet ein weiteres Mädchen, die ...

Nordengland: In der Hochmoor-Gegend um Scarborough wird die Leiche der 14-jährigen Saskia Morris gefunden, das ein Jahr zuvor spurlos verschwunden ist. Kurz danach verschwindet ein weiteres Mädchen, die ebenfalls 14-jährige Amelie Goldsby. Die Bewohner sind beunruhigt, die örtliche Polizei mit dem Detective Chief Inspector Caleb Hale arbeitet auf Hochtouren. Zufällig hält sich gerade Detective Sergeant Kate Linville von Scotland Yard in Scarborough auf. Sie will ihr Elternhaus verkaufen und steigt in einer Pension ab, die ausgerechnet den Eltern von Amelie gehört. Die verzweifelten Eltern tun ihr leid und sie versucht ihnen zu helfen. Doch damit begibt sie sich selbst in die höchste Gefahr...

Wie alle Bücher von Charlotte Link, die ich bisher gelesen bzw. gehört habe, hat mich auch ihr neuestes Werk nicht enttäuscht, im Gegenteil: Die Autorin bietet erneut spannende Unterhaltung auf höchstem Niveau. Es ist alles da, was ein Liebhaber von Kriminalromanen sucht: Eine packende, gut durchdachte Story, perfekte, etwas schaurige Atmosphäre (ich sage nur: englische Hochmoore!), überzeugende, komplexe Charaktere, jede Menge Spannung, überraschende Wendungen und ein furioses Finale. Man taucht schnell in die Geschichte ein und verfolgt gebannt verschiedene Handlungsstränge, die gekonnt miteinander verbunden werden und für Abwechslung sorgen. Sie erleuchten die Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven, sodass der Leser sowohl den Zugang zu der Gedankenwelt der Opfer als auch der Täter bekommt. Unbedingt zu erwähnen ist aus meiner Sicht noch der unverwechselbare, schlichte und doch sehr eindrucksvolle, irgendwie elegante Schreibstil von Charlotte Link, mit dem sie Leser wie mich dazu bringt, regelmäßig nach ihren Büchern zu greifen. Auch die beiden sympathischen Ermittler Caleb und Kate tragen dazu bei, dass man sich auf die Lektüre freut: Sie wachsen einem ans Herz und deren persönliche Probleme – von der Autorin einfühlsam geschildert - lassen einen nicht kalt.

Mein Fazit: Ein packender Kriminalroman mit viel Atmosphäre und überraschenden Wendungen, wunderbar vorgelesen von Claudia Michelsen – sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 07.12.2018

Ein bewegender spanischer Roman über Frauen auf dem Weg zur Selbstbestimmung

Als das Leben vor uns lag
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In einer Nacht im Jahre 1950 erleben fünf junge Mädchen, Bewohnerinnen eines von Nonnen geleiteten Internats, Augenblicke des Grauens: Ein Pfänderspiel, mit dem sie sich zuweilen die Zeit vertreiben und ...

In einer Nacht im Jahre 1950 erleben fünf junge Mädchen, Bewohnerinnen eines von Nonnen geleiteten Internats, Augenblicke des Grauens: Ein Pfänderspiel, mit dem sie sich zuweilen die Zeit vertreiben und der Tristesse und Strenge des Klosteralltags etwas Pikanterie verleihen wollen, nimmt eine ungeahnte und erschreckende Wendung und hat für eins der Mädchen schwerwiegende Konsequenzen. Aber auch die anderen vier werden diese Nacht nicht vergessen. Als sie sich nach 30 Jahren zu einem Wiedersehen-Essen verabreden, ist die Vergangenheit wieder präsent. Das alte Spiel bekommt eine Neuauflage und damit kommen auch Geheimnisse, Wünsche und Träume der anwesenden Frauen ans Licht. Der Abend gestaltet sich aufregend und es gibt mehr als eine Überraschung...

In ihrem Roman „Als das Leben vor uns lag“ schildert die spanische Autorin Care Santos auf interessante und bewegende Art Schicksale von mehreren Frauen, die stellvertretend für die Generation der 50er Jahre stehen. So unterschiedlich deren Geschichten auch sind, eins haben die Frauen gemeinsam: Parallel zu den bahnbrechenden Entwicklungen in ihrem Land befinden auch sie sich gerade in einer Phase des Umbruchs und diese Zeit, die Mitte des Lebens, ist für sie eine schwierige, aber auch spannende Zeit der Veränderung: des „Aufräumens“, des Neuanfangs, des Loslassens und der Vergebung.

Wie wir alle werden auch Heldinnen des Buches von Ereignissen aus der Kindheit und Jugend geprägt, die ihr späteres Leben beeinflussen, manchmal leider negativ. Die Autorin zeigt aber auf, dass man sich vom Negativem durchaus befreien kann, indem man sich auf seine eigene Kraft besinnt, Mut aufbringt und Risiken eingeht. Genau das tun Frauen in ihrem Roman: Sie nehmen ihr Leben in die Hand, lassen sich nicht mehr von den Umständen kleinkriegen, befreien sich von der männlichen Dominanz und steifen gesellschaftlichen Konventionen und werden aktiv. Sie emanzipieren sich und gestalten ihre Zukunft selbst, wie etwa Marta, die souverän die Trennung von dem untreuen Ehemann meistert und sich mit der Eröffnung ihres eigenen Restaurants einen Traum erfüllt. Oder wie Julia, die trotz ihrer erschütternden Vergangenheit erfolgreich eine politische Karriere macht und eine offenbar glückliche Liebesbeziehung ohne Trauschein führt. Es ist eine ganze Galerie von interessanten Frauentypen, die Care Santos hier zum Leben erweckt und es macht großen Spaß, diese lebendig und so unterschiedlich gezeichneten Figuren zu erleben und den Werdegang jeder einzelnen zu verfolgen. Auch wenn manche von ihnen durchaus dramatische oder sogar tragische Erlebnisse vorzuweisen haben, so ist die Grundstimmung des Buches nicht wirklich traurig, sondern vielmehr besinnlich und sogar mit einer Prise Humor. Glück und Tragik gehören eben zum Leben dazu und liegen wie in den hier erzählten Geschichten oft dicht beieinander.

Mein Fazit: Ein bewegender Roman mit starken Frauenfiguren, der dank der gekonnt aufgebauten Spannung und interessanter Einfälle nicht nur gut unterhält, sondern gleichzeitig auch zum Nachdenken anregt und nebenbei noch einige wissenswerte Fakten aus der jüngeren spanischen Geschichte vermittelt. Zusätzlich punktet das Buch mit der meines Erachtens sehr gelungenen Aufmachung: Das tolle Foto auf dem Cover ist ein echter Blickfang!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 30.11.2018

Tragisches Schicksal einer russischen Familie – meisterhaft erzählt!

Der Geiger
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Moskau im Jahre 1948: Nach einem Konzert im Tschaikowsky-Konservatorium wird der gefeierte Geiger Ilja Wassiljewitsch Grenko heimlich festgenommen und in das berüchtigte Moskauer Gefängnis Lubjanka gebracht. ...

Moskau im Jahre 1948: Nach einem Konzert im Tschaikowsky-Konservatorium wird der gefeierte Geiger Ilja Wassiljewitsch Grenko heimlich festgenommen und in das berüchtigte Moskauer Gefängnis Lubjanka gebracht. Man beschuldigt ihn zu Unrecht des Staatsverrats und presst ihm ein falsches Geständnis ab, was für den Musiker katastrophale Folgen hat: Er verliert seine Freiheit, die geliebte Familie und seinen großen Schatz: die kostbare Stradivari-Geige, die einst ein Geschenk des Zaren an Iljas Ururgroßvater war.
Viele Jahre später versucht der in Deutschland lebende Enkel des Geigers Sascha den heimtückischen Mord an seiner Schwester aufzuklären. Er findet heraus, dass sie sich vor ihrer Ermordung mit der Geschichte der Grenko-Familie beschäftigt und nach dem Verbleib der berühmten Geige gesucht hat. Die Spuren führen nach Kasachstan und nach Moskau und Sascha macht sich auf den gefährlichen Weg, ohne zu ahnen, dass die Wahrheit, die er dort erfahren wird, seine ohnehin schlimmen Befürchtungen bei weitem übertrifft...

In ihrem Roman erzählt Mechtild Borrmann von dem erschütternden Schicksal einer russischen Familie, die ohne eigenes Verschulden zum Opfer des politischen Regimes und der menschlichen Grausamkeit und Habgier wird und an diesen zugrunde geht. Ihr Leiden und die Ungerechtigkeit dessen, was den Grenkos zustößt, sind in dem Buch so präsent, dass es dem Leser förmlich die Kehle zuschnürt. Durch die wechselnde Perspektive und ihre sehr einfühlsame, ohne jeglichen Pathos und doch sehr berührende Schreibart öffnet uns die Autorin den Zugang zu der Gedankenwelt der Protagonisten und bewirkt, dass man sich problemlos in sie hineinversetzt, mit ihnen leidet, hofft und bangt. Vor allem mit Ilja und Galina werden hier beeindruckende Charaktere gezeichnet; Menschen, die geradlinig und liebenswürdig sind und einem richtig ans Herz wachsen. Es ist dadurch schon fast schmerzhaft, ihre Lebenswege zu verfolgen und Zeuge ihres Unglücks zu sein.

Wie das auch in ihren anderen Romanen der Fall ist, so flechtet Mechtild Borrmann auch in diesem Buch äußerst geschickt mehrere Handlungsstränge zusammen und erzählt abwechselnd aus der Vergangenheit und aus der Gegenwart. Dabei wird jedes Mal ein weiteres Puzzlestück aufgedeckt und die Spannung steigt immer weiter bis schließlich das gesamte Ausmaß der Tragödie sichtbar und das Rätsel, das im Mittelpunkt des Romans steht, aufgelöst wird. Was am Ende bleibt ist die Fassungslosigkeit angesichts dessen, was Menschen in der Lage sind, anderen Menschen anzutun. Und doch gibt es da auch Hoffnung, dass die Gerechtigkeit früher oder später ans Licht kommt und dass das Böse nicht endgültig gewinnt.

Fazit: Ein spannender und sehr bewegender Roman, mit dem sich Mechtild Borrmann meines Erachtens erneut in die oberste Liga der deutschen Schriftsteller schreibt – klare Leseempfehlung!