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Veröffentlicht am 29.01.2019

freie Berufswahl

Wir nannten es Freiheit
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„Wir nannten es Freiheit“ ist mein erstes Buch von Silke Schütze. Ein Buch über das Lehrerinnen-Zölibat, welches Anfang des 20. Jahrhunderts noch in Kraft war, erschien mir als ein sehr spannendes lehrreiches ...

„Wir nannten es Freiheit“ ist mein erstes Buch von Silke Schütze. Ein Buch über das Lehrerinnen-Zölibat, welches Anfang des 20. Jahrhunderts noch in Kraft war, erschien mir als ein sehr spannendes lehrreiches Thema. Umso mehr freut es mich, dass die Autorin mit ihrem schönen Roman all meine Erwartungen übertroffen hat.

Lene arbeitet während des ersten Weltkriegs als Lehrerin an einer Volksschule für Mädchen. Sie ist mit Leidenschaft und Freude dabei und steht, als ihr Verlobter mit einer Verwundung aus dem Krieg zurückkommt, vor der Frage, ob sie heiraten und damit ihren Beruf aufgeben oder lieber weiterarbeiten und ledig bleiben will.

Dass es mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau damals noch nicht weit her war, war mir bekannt. Frauen mussten ihren Ehemann um Einwilligung in allen wichtigen Lebensentscheidungen bitten, verdienten weniger, wurden eingeschränkt, wo es nur ging. Dass man ihnen absprach als verheiratete Frauen Lehrerinnen sein zu können, fand ich schon sehr schräg. Und ehrlich, die Männer haben sich da nie einen guten Dienst getan.

Lene sucht sich gleichgesinnte Frauen und mit ihnen einen Weg, das Zölibat zu beenden oder auszuhebeln. Ich finde Romane über die Anfänge der Emanzipation sehr interessant und Silke Schütze hat das Thema wunderbar umgesetzt. Sie schreibt eingängig und nah dran an ihren Figuren. Man kann mitfiebern und erfährt Neues aus der Vergangenheit.
Das Buch hat mich rundrum überzeugt und ich kann es nur jedem Wärmstens ans Herz legen.

Veröffentlicht am 18.12.2018

ungewöhnlich aber interessant

Fluchbrecher
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„Fluchbrecher“ spaltet die Schwartz-Fan-Gemeinde. Und ich sitze mitten drinnen. Ich fand seine Askir-Bücher einfach Klasse. Man konnte total in die Fantasywelt eintauchen. Von der ersten Seite an. Das ...

„Fluchbrecher“ spaltet die Schwartz-Fan-Gemeinde. Und ich sitze mitten drinnen. Ich fand seine Askir-Bücher einfach Klasse. Man konnte total in die Fantasywelt eintauchen. Von der ersten Seite an. Das fiel mir hier etwas schwerer, denn sowohl das Setting als auch der Schreibstil sind anders. Ich dachte ja erst, es wäre eher in Science Fiction einzuordnen aber nachdem die Story in die Künstliche Welt abtaucht wird es eine Mischung aus Fantasy-Rollenspiel-SF. Darauf muss man sich einlassen können. Ich bin kein Rollenspieler und ich denke mal, meine Söhne hätte sich leichter mit der Geschichte getan, denn die Logik und die Struktur haben nichts mit der realen Welt und auch nichts mit einem normalen Ablauf zu tun. Der Computer und das Spiel haben eigene Kampfregeln, die teilweise unverständlich oder sogar unlogisch sind, die man aber so hinnehmen muss, wenn man nicht den Faden verlieren will. Diese Spiele-Welt war mir unsympathisch. Dennoch hat mich irgendwann die Spannung gepackt. Ich wollte wissen, wie Alexandra sich durchwurschtelt und wer sich alles in ihr Kampfteam einfindet. Und mir gefiel, dass sie Stück für Stück etwas Neues für sich eroberte, was ihr in der realen Welt durch ihren Unfall wohl verwehrt geblieben wäre.

Warum Schwartz allerdings seinen Schreibstil gar so dramatisch dem Plot angepasst hat, kann ich nicht ganz verstehen. Der nervte manchmal wirklich und vor allem deshalb habe ich länger als gewöhnlich gebraucht, um das Buch durchzulesen. Deshalb ziehe ich auch einen Stern ab für eine sehr ungewöhnliche Geschichte, die man auf sich wirken lassen sollte, bevor man sie schon nach wenigen Seiten vielleicht weglegt.

Fazit: Ungewöhnlich, interessant, voller Ideen, etwas störrisch beim Lesen

Veröffentlicht am 18.12.2018

einfühlsam

Die Unsterblichen
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Ich habe das Buch „Die Unsterblichen“ von Chloe Benjamins geschenkt bekommen und hatte keine besonderen Erwartungen daran. Allerdings fand ich den Ansatzpunkt schon nach dem Klappentext sehr spannend, ...

Ich habe das Buch „Die Unsterblichen“ von Chloe Benjamins geschenkt bekommen und hatte keine besonderen Erwartungen daran. Allerdings fand ich den Ansatzpunkt schon nach dem Klappentext sehr spannend, denn auch ich war einmal mit Anfang 20 mit drei Freundinnen bei einer Wahrsagerin und frage mich im Nachhinein, wie sie vieles so zutreffend hat vorhersagen können.

Im Buch sind es vor allem die von der Wahrsagerin angedeuteten Todeszeitpunkte oder Todesarten, die die vier Kinder über ihr ganzes Leben begleiten und den ein oder anderen in seinem Selbstverständnis vom Leben und vom Glück erschüttern und seine Handlungen tatsächlich beeinflussen.

Es ist auf eine gewissen Weise eine Familiengeschichte, auch wenn ein Leben nach dem anderen erzählt wird und es dabei teilweise wenig Anknüpfungspunkte zwischen den Familienmitgliedern gibt. Es sind deshalb auch vier einzelne Geschichten, in denen jeder den Besuch bei der Wahrsagerin anders verarbeitet und dennoch jeden diese Prophezeiungen irgendwie begleitet. Und sei es nur als eine unbestimmte Melodie am Rande des Geschehens.

Besonders gefallen hat mir zum einen das schöne Cover aber auch der plaudernde und warmherzige Erzählstil der Autorin. Es fällt dem Leser leicht, den Protagonisten nahe zu kommen. Das hat mir gut gefallen. Ich hoffe auf mehr von Chloe Benjamins.

Veröffentlicht am 18.12.2018

böse und schnell erzählt

Bösland
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Berhard Aichners Stärke sind der prägnante Schreibstil und seine Art, sperrige Helden mit ungewöhnlicher Psyche zu präsentieren. Wie schon in der Reihe um seine Bestatterin, so ist auch hier der Hauptdarsteller ...

Berhard Aichners Stärke sind der prägnante Schreibstil und seine Art, sperrige Helden mit ungewöhnlicher Psyche zu präsentieren. Wie schon in der Reihe um seine Bestatterin, so ist auch hier der Hauptdarsteller kein besonders liebenswerter Typ und wieder verwischen in Aichners neuem Roman „Bösland“ die Grenzen zwischen Gut und Böse sehr schnell. Obwohl natürlich interessant ist, ob Ben als Teenager gemordet hat, so ist es doch nicht der alleinige Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Bald spielen auch Rache und Wut eine große Rolle in dieser Geschichte.

Durch kurze Kapitel, Wechsel im Erzählrythmus und der Perspektiven und ein sehr schnelles Fortschreiten der Handlung bringen Spannung. An mancher Stelle hätte ich mir etwas mehr Ruhe und tatsächlich etwas mehr Hintergrundgeschehen gewünscht. Auch sind nicht alle Kniffe und Volten wirklich logisch und der Zufall hat mehr als einmal die Hand im Spiel.

Dennoch hat Bösland eine Tonart, die mir gefallen hat. Eben weil sie aus dem Krimi-Trott vieler Bücher herausragt und den Leser versucht zu überraschen. Für mich ein unterhaltsamer Roman, den man schnell und leicht lesen kann.

Veröffentlicht am 29.09.2018

auf das Leben

Ein Song bleibt für immer
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Alice Martineau ist eine reale Person, die wirklich gelebt, geliebt und gesungen hat. Das ist es, was das Buch für mich von Anfang an so interessant und authentisch gemacht hat. Dieses Wissen und auch, ...

Alice Martineau ist eine reale Person, die wirklich gelebt, geliebt und gesungen hat. Das ist es, was das Buch für mich von Anfang an so interessant und authentisch gemacht hat. Dieses Wissen und auch, dass Alice an ihrer Krankheit gestorben ist, darf man meiner Meinung nach durchaus wissen, wenn man mit diesem Buch anfängt. Es geht in dieser Geschichte nicht darum, den Leser über das traurige Ende im Ungewissen zu lassen. Es geht vielmehr darum zu erzählen, wie eine junge Frau mutig ihren Weg ging, auch wenn dieser scheinbar aussichtlos und für sie unpassierbar erschien. Wie sie ihren leidenschaftlichen Wunsch, Sängerin zu werden, in die Tat umsetzte, obwohl sie an einer schweren Erkrankung der Atemwege litt. Wie sie zuversichtich und klug die Jahre nutzte, die sie hatte. Denn nicht die länge des Lebens sondern seine Intensität ist es, die wichtig ist.

Alice ist eine tolle Frau. Und ihre Geschichte gibt nicht nur Kranken Mut sondern sollte vor allem gesunden Menschen vor Augen führen, dass das Leben zu kurz ist, um es zu verschwenden mit Nichtstun und in Starre verharren. Greift nach den Sternen und erfüllt eure Herzenswünsche. Dazu ist das Leben da. Und nur keine Angst. Was soll schon schief gehen. Denn selbst, wenn nicht alles klappt, so kann man doch sagen, ich habe es versucht.

Also für mich ein positives Buch. Und auch die geweinten Tränen sind schön. Denn Alice ist nicht vergessen.