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Veröffentlicht am 21.02.2019

unterhaltsam

Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende
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Ich gebe zu, der Verlag hat hier bei mir als Kunden erst mal alles 100 % richtig gemacht. Der Titel des Buches „Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende“ ist sozusagen mein persönliches Motto der ...

Ich gebe zu, der Verlag hat hier bei mir als Kunden erst mal alles 100 % richtig gemacht. Der Titel des Buches „Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende“ ist sozusagen mein persönliches Motto der letzten Jahre und schon deshalb wollte ich das Buch unbedingt lesen. Dazu kam noch, dass das Cover mich wahnsinnig anspricht (ich habe zwar jetzt das ebook gelesen – Danke hierfür an netgalley) aber ich könnte mir vorstellen, dass das Buch im Laden ganz von selber in so manche Käuferhand wandert wegen des charmanten Einbandes. Der dritte Punkt, der mich für dieses Buch eingenommen hat geht in Richtung Vorschusslorbeeren und große Erwartungen. Die Story erinnert mich stark an „Zusammen ist man weniger allein“ – eines meiner Lieblingsbücher dieses Genres. Die Latte ist also hoch gesteckt.

Im lockeren Plauderton mit viel Selbstironie und Sarkasmus folgen wir unserer Heldin Julia, die mal wieder versucht ihren ständig untreuen Ehemann zu verlassen. Jetzt ist der Kerl auch noch ihr ehemaliger Arzt und weiß, wo ihre Schwachstellen sind und wie er sie immer wieder rumkriegt. Aber diesmal läuft alles anders, denn Julia kommt überraschend zu einem Haus, in dem sie wohnen darf, sofern sie die ‚Besitzerin täglich eine Stunde in der Reha betreut, wo sie nach einem Schlafanfall im Koma liegt. Doch schon bald wohnt sie nicht mehr alleine im Haus und nach und nach wird eine ungewöhnliche WG gegründet, die nach Anlaufschwierigkeiten besser funktioniert als gedacht. Auch das Ende hat mich zufrieden und ein bisschen glücklich zurückgelassen.

Mein Fazit: Ganz kommt die Geschichte vielleicht nicht an das Buch von Anna Gavalda heran aber ich fühlte mich gut unterhalten und musste oft schmunzeln über den Ton und die Wirrungen, denen die Darsteller ausgeliefert sind. Sehr gute 4 Sterne mit Tendenz zu fünf.

Veröffentlicht am 06.02.2019

sehr lesenswert

Stella
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Wenn man den Wikipedia-Eintrag über das Leben der Stella Goldschlag gelesen hat, dann weiß man, dass so ein dünnes Büchlein wie "Stella" von Takis Würger dem Leben dieser Frau nicht gerecht werden kann. ...

Wenn man den Wikipedia-Eintrag über das Leben der Stella Goldschlag gelesen hat, dann weiß man, dass so ein dünnes Büchlein wie "Stella" von Takis Würger dem Leben dieser Frau nicht gerecht werden kann. Um zu verstehen, warum sie so und nicht anders gehandelt hat, bräuchte es viele psychologische Abhandlungen und viele Zeugenaussagen und Gespräche. Takis Würger umreißt hier eine Figur der nahen Zeitgeschichte, die unvorstellbares getan hat und deren Beweggründe er nur anreißt. Dennoch ist das Buch einen Blick wert.

Stella war die vielleicht erfolgreichste jüdische Denunziantin des zweiten Weltkrieges. Man vermutet im schlimmsten Fall bis zu 3.000 Verhaftungen, die auf ihr Konto gingen. Die meisten dieser jüdischen Menschen kamen in Lagern um. Stella überlebte den Krieg und wurde 72 Jahre alt. Dies alles ist für das Buch nur am Rande von Bedeutung, denn darum ging es Takis Würger nicht wirklich. Er wollte nicht anklagen und wohl auch nicht erklären. Er wollte ins Gedächtnis rufen und erzählen. Und das tut er auf unnachahmliche Art und Weise.

Er schildert aus der Sicht des jungen Schweizers Friedrich, wie der Berlin in den 40ger Jahren des letzten Jahrhunderts erlebt. Wie er Stella kennen- und lieben lernt und auch über die Anfänge und Gründe ihrer Arbeit für die Gestapo.

Das Buch ist aufwühlend. Die klare Sprache, die Metaphern und Beschreibungen, die Gespräche, die mehr Abgründe offenbaren, als man glaubt zu verkraften. Ein gehaltvolles Buch. Schwer obwohl es so schmal ist. An einigen Stellen konnte ich Takis Würger nur widerwillig folgen. Nicht immer fand ich den Ton passend für das schwierige Thema. Dennoch würde ich es sehr empfehlen, denn einige Passagen waren wirklich großartig und lösten bei mir als Leser heftige Emotionen aus.

Veröffentlicht am 06.02.2019

4,5 Sterne

Das Echo der Wahrheit
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Der todkranke Millionär Joshua Fleischer möchte durch die Hypnose des Psychiaters Dr. Cobb herausfinden, ob er vor vielen Jahren wirklich eine junge Frau getötet hat oder ob sein Gehirn ihm einen Streich ...

Der todkranke Millionär Joshua Fleischer möchte durch die Hypnose des Psychiaters Dr. Cobb herausfinden, ob er vor vielen Jahren wirklich eine junge Frau getötet hat oder ob sein Gehirn ihm einen Streich spielt, weil er glaubt, diese Erinnerung verdrängt zu haben.
„Das Echo der Wahrheit“ ist ein Spiel mit der Realität und dem, was das menschliche Gehirn dazu macht. Nach dem Tod von Fleischer begibt Cobb sich auf die Suche nach der Wahrheit und bekommt erst mal viele verschiedene Versionen der Geschehnisse von verschiedenen Personen. In einem weiteren Strang ist der Psychiater mit einem anderen schwierigen Fall beschäftigt, der ebenfalls die Wahrnehmung von Arzt und Leser auf die Probe stellt.

Eine trickreiche Geschichte, die man nicht mal so nebenher lesen sollte, auch wenn die Handlung streckenweise eher behäbig daherkommt. Die Tücke liegt im Detail. Auch der Erzählstil ist anspruchsvoll und fordert die Aufmerksamkeit des Lesers. Ganz nach meinem Geschmack.

Bei der Punktevergabe hätte ich gerne einen halben Stern abgezogen, da mir „Das Buch der Spiegel“ noch ein bisschen besser gefallen hat. Aber da es keine halben Sachen hier gibt und 4,5 für mich immer noch mathematisch aufgerundet werden, bekommt auch dieser Roman von E.O. Chirovici die ganz knapp volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 05.02.2019

Herzschmerz

All In - Zwei Versprechen
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Für Theo war es Liebe auf den ersten Blick. Als sein Bruder Jonah stirbt weiß er nun nicht, wie er sich Kacey gegenüber verhalten soll. Aber er hat versprochen, ihr immer zu helfen und sie nicht alleine ...

Für Theo war es Liebe auf den ersten Blick. Als sein Bruder Jonah stirbt weiß er nun nicht, wie er sich Kacey gegenüber verhalten soll. Aber er hat versprochen, ihr immer zu helfen und sie nicht alleine zu lassen in ihrem Schmerz. Und genau das tut er, als sie ihn braucht, ohne zu fragen und ohne Wenn und Aber. Vereint im Schmerz um den gemeinsamen Verlust entdecken sie nach und nach neue Gefühle füreinander.

Wer All In zur Hand nimmt weiß, dass er hier etwas fürs Herz kriegt. Mit viel Gefühl, viel Liebe, viel Trauer und hoffentlich mit einem Happy End. Und genau was ich erwartet habe, habe ich auch bekommen.
Auf rund 450 Seiten wird im zweiten Band der All-In-Reihe alles geboten, was eine dramatische Liebesgeschichte braucht. Das Unglück einer vergangenen Liebe, die Unsicherheit und die Furcht vor der neuen Liebe, wunderschöne Höhenflüge aber auch dramatische Tiefpunkte der Hauptdarsteller. Erste zarte Küsse, eine Achterbahn der Gefühle für die Liebenden und auch für den Leser.

Die Sprache ist romantisch und etwas kitschig. Vor allem Theo ist für jede Frau der absolute Glücksfall. Wenn Kacey ihn nicht will findet er sicher jede Menge andere Bewerberinnen. Aber er will natürlich nur sie.
Die Geschichte endet wie man es sich wünscht und vorher gibt es jede Menge Drama. Das Buch hätte gerne noch 100 Seiten länger sein dürfen, um mehr Raum für alles zu haben. Ein nettes Buch für zwischendurch.

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  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 29.01.2019

freie Berufswahl

Wir nannten es Freiheit
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„Wir nannten es Freiheit“ ist mein erstes Buch von Silke Schütze. Ein Buch über das Lehrerinnen-Zölibat, welches Anfang des 20. Jahrhunderts noch in Kraft war, erschien mir als ein sehr spannendes lehrreiches ...

„Wir nannten es Freiheit“ ist mein erstes Buch von Silke Schütze. Ein Buch über das Lehrerinnen-Zölibat, welches Anfang des 20. Jahrhunderts noch in Kraft war, erschien mir als ein sehr spannendes lehrreiches Thema. Umso mehr freut es mich, dass die Autorin mit ihrem schönen Roman all meine Erwartungen übertroffen hat.

Lene arbeitet während des ersten Weltkriegs als Lehrerin an einer Volksschule für Mädchen. Sie ist mit Leidenschaft und Freude dabei und steht, als ihr Verlobter mit einer Verwundung aus dem Krieg zurückkommt, vor der Frage, ob sie heiraten und damit ihren Beruf aufgeben oder lieber weiterarbeiten und ledig bleiben will.

Dass es mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau damals noch nicht weit her war, war mir bekannt. Frauen mussten ihren Ehemann um Einwilligung in allen wichtigen Lebensentscheidungen bitten, verdienten weniger, wurden eingeschränkt, wo es nur ging. Dass man ihnen absprach als verheiratete Frauen Lehrerinnen sein zu können, fand ich schon sehr schräg. Und ehrlich, die Männer haben sich da nie einen guten Dienst getan.

Lene sucht sich gleichgesinnte Frauen und mit ihnen einen Weg, das Zölibat zu beenden oder auszuhebeln. Ich finde Romane über die Anfänge der Emanzipation sehr interessant und Silke Schütze hat das Thema wunderbar umgesetzt. Sie schreibt eingängig und nah dran an ihren Figuren. Man kann mitfiebern und erfährt Neues aus der Vergangenheit.
Das Buch hat mich rundrum überzeugt und ich kann es nur jedem Wärmstens ans Herz legen.