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Veröffentlicht am 08.07.2025

Zwei Frauen

Wohin du auch gehst
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Christina Fonthes’ Debütroman „Wohin du auch gehst“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.

Der Roman erzählt auf zwei Zeitebenen die Lebensgeschichte von Mira und Bijoux, zweier kongolesischer ...



Christina Fonthes’ Debütroman „Wohin du auch gehst“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.

Der Roman erzählt auf zwei Zeitebenen die Lebensgeschichte von Mira und Bijoux, zweier kongolesischer Frauen, deren Schicksal miteinander verwoben ist. Bijoux kommt aus dem Kongo und wohnt bei ihrer Tante Mira in London. Mira ist strenggläubig und hat für Bijoux kaum ein nettes Wort. Als sich Bijoux in eine Frau verliebt, eskaliert die Situation. Aber auch ihre Tante hat eine Vergangenheit von der wir nach und nach erfahren.

Christina Fonthes schreibt authentisch. Die 1970er Jahre in Kinshasa erstehen bildlich vor unseren Augen. Erstaunt hat mich, dass man zu der Zeit, als einfacher Mann eine so grandiose Karriere hinlegen konnte, wie Miras Vater. Das Setting wird lebendig geschildert, Gerüche, Kleidung und kulturelle Codes geben dem Roman eine satte Farbe. Die Protagonistinnen sind Frauen, die nicht immer nur stark sind, sie zeigen auch in bestimmten Situationen Schwäche und das macht sie greifbar. Der Roman reißt viele gesellschaftlich relevante Themen an. Die afrikanische Diaspora in London, wie soziale Klassen das Leben des einzelnen prägen, die Ausgrenzung und wie konservative Einstellungen Menschen zerstören.

Fazit: Ein Roman, der tief berührt und nachdenklich macht. Spannend zu lesen.

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Veröffentlicht am 02.07.2025

Der Liebe wegen

Die Frau des Farmers
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‚Wir leben so wie wir uns entschieden haben, sagte stets ihr Vater.‘

Sie träumte von einem Leben als Künstlerin. Auf keinen Fall wollte sie Bäuerin sein. Die Liebe kam ihr dazwischen. Jetzt sitzt sie ...



‚Wir leben so wie wir uns entschieden haben, sagte stets ihr Vater.‘

Sie träumte von einem Leben als Künstlerin. Auf keinen Fall wollte sie Bäuerin sein. Die Liebe kam ihr dazwischen. Jetzt sitzt sie auf ihrem eigenen Gehöft auf einem Hügel im Lake District, hat einen Mann und vier Kinder und jede Menge Tiere. Übrigens ihr Mann ist nicht nur Bauer, er ist auch Schriftsteller, nämlich James Rebanks. Und auch er schreibt in seinen Büchern vom Bauernleben.

Helen Rebanks erzählt davon wie sie kleine Lämmer mit der Flasche aufpäppelt, von ihrem chaotischen Leben, von gackernden Hühnern, von ihren Kindern, die lernen müssen Aufgaben zu übernehmen, von dem Haufen Schmutzwäsche, von der harten Arbeit, die die anlaufenden Rechnungen begleichen zu können. Sie erzählt von den Großeltern, dem Großvater, dem man besser aus dem Wege ging, der Großmutter, die ihr viel beigebracht hat an Fähigkeiten und die Expertin war im Umgang mit Nadel und Faden und die eine vorzügliche Orangenmarmelade herzustellen verstand. Das Rezept dazu findet sich im Buch. Aber die Großmutter hatte auch herrische Züge, sie gab den Ton an.

Die Autorin übernahm schon sehr jung, die Aufgabe, die Familie zu bekochen. Bereits als Teenager zeigte sie sich unternehmungslustig. So machte sie sich in den Ferien mit Rucksack bepackt auf den Weg nach Frankreich, um dort für zwei Wochen an einer französischen Schule Englisch zu unterrichten. Mit Kellnerjobs verdiente sie sich Geld für ihre eigenen Bedürfnisse. Noch vor ihrem 18. Geburtstag lernte sie ihren späteren Mann James auf einer Abschiedsparty kennen. Einen Bauern. Ihr war sehr schnell klar, mit ihm möchte sie den Rest ihres Lebens zusammenbleiben.

Helen Rebanks präsentiert uns auch eine Fülle von Familienrezepten die sich im Alltag bewährten haben. Es gibt Ideen für schnelle Gerichte, wenn wenig Zeit bleibt, was auf den Tisch zu bringen. Kreative Ideen für Pausenbrote. Genial sind die Rezepte für die Studentenküche, die natürlich nicht nur für Studenten praktikabel sind.

Der Schreibstil der Autorin ist kraftvoll und gut lesbar. Helen Rebanks bringt das Leben einer Bäuerin authentisch und ohne zu romantisieren herüber. Sie zeigt uns das Landleben in all seiner Schönheit und Härte und doch weckt Die Frau des Farmers Sehnsucht nach diesem ursprünglichen und naturnahen Leben.

Fazit: Ein ehrliches Buch, dass nichts beschönigt und dennoch begeistert.

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Veröffentlicht am 02.07.2025

Chaosqueen mit Hitzewallungen

Morden in der Menopause mit dem richtigen Mindset
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Tine Dreyer gelingt mit dem zweiten Band ihrer schwarzhumorigen Krimireihe ein ebenso schräger wie unterhaltsamer Roman. Doch Wechseljahre und Mordlust, wie geht das zusammen?

Liv ist 48, Ehefrau, Mutter ...



Tine Dreyer gelingt mit dem zweiten Band ihrer schwarzhumorigen Krimireihe ein ebenso schräger wie unterhaltsamer Roman. Doch Wechseljahre und Mordlust, wie geht das zusammen?

Liv ist 48, Ehefrau, Mutter und Küchenplanerin. Sie leidet unter Hitzewallungen und unter Schuldgefühlen. Um mit der Wahrheit herauszurücken, Liv hat Leichen im Keller. Im ersten Band war sie aus Versehen zur Mörderin geworden. Und auch in diesem Band verstrickt sie sich in kriminelle Abenteuer. Sie wird praktisch gezwungen Drogen zu verticken. Als skurrile Verbündetet erweisen sich eine Exprostituierte und ihre Schwiegermutter Marlies. Denn Liv muss unbedingt ihre Einstellung ändern und sich ein positives Mindset erarbeiten, um all die Krisen und Desaster zu überstehen.
Tine Dreyer schreibt locker und humorvoll. Aber wer ‚Achtsam morden‘ von Karsten Dusse gelesen hat, wird hier nicht ganz auf seine Kosten kommen. Die Charaktere sind zweifellos humorvoll gezeichnet, Liv ist eine ausgesprochene Chaosqueen. Absurd fand ich die Szene in dem sich die betagten Schwiegereltern mit einander vergnügten. Okay, man darf hier nicht alles ganz ernst nehmen, so ist es auch nicht gedacht, aber manchen empfand ich schon als deutlich überzogen.

Fazit: Humorvoll, leicht lesbar. Leider konnte mich dieses Buch nicht zu hundert Prozent überzeugen.

Die humorvolle Krimireihe 'Morden in der Menopause' von Tine Dreyer umfasst:
1. Band: Morden in der Menopause
2. Band: Morden in der Menopause mit dem richtigen Mindset

Alle Bände sind eigenständige Romane und können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Veröffentlicht am 27.06.2025

Frauen behaupten sich in einer Männerwelt

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens
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‚Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens‘ ist der Auftakt zu einer historischen Krimireihe, die im Jahre 1969 spielt. Der Autor Mathias Berg versteht es meisterhaft den Leser in diese Zeit zurückzuversetzen.

Düsseldorf, ...



‚Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens‘ ist der Auftakt zu einer historischen Krimireihe, die im Jahre 1969 spielt. Der Autor Mathias Berg versteht es meisterhaft den Leser in diese Zeit zurückzuversetzen.

Düsseldorf, 1969: Erstmals werden Frauen zu Kriminalbeamtinnen ausgebildet. Lucia Specht und ihre Kolleginnen treffen auf Vorurteile und Widerstände. Viele ihrer männlichen Kollegen begegnen ihnen mit Skepsis. Doch Lucia Specht lässt sich davon nichtbeirren. Ihr erster Fall ist der brutale Mord an einem jungen Hippiemädchen.

Mathias Berg schreibt atmosphärisch dicht. Der Zeitgeist der damaligen Ära wird lebendig. Es ist eine Zeit der Umbrüche und Veränderungen. Die Figuren sind glaubhaft gezeichnet. Die Frauen müssen sich ihren Platz in einer männerdominierten Welt erobern. Es geht in diesem Krimi nicht nur um Spannung. Wir erleben die Weltanschauung der damaligen Zeit. Es geht um Feminismus, den Kampf um Gleichberechtigung, der zu der Zeit noch in den Kinderschuhen steckte. Die Mode wird sichtbar, Minirock und Schlaghose, Schallplatten und Bücher dieser Zeit wecken Erinnerungen.

Fazit: Der 1. Band einer facettenreichen zeitgeschichtlichen Krimireihe, die Lust auf mehr macht. Unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 25.06.2025

Ein eigenwilliges Mädchen

Durch das Raue zu den Sternen
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Christopher Kloeble hat mit seinem Roman ‚Durch das Raue zu den Sternen‘ mein Herz berührt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die musikalisch hochbegabte 13jährige Arkadia Fink, die von allen Moll genannt ...

Christopher Kloeble hat mit seinem Roman ‚Durch das Raue zu den Sternen‘ mein Herz berührt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die musikalisch hochbegabte 13jährige Arkadia Fink, die von allen Moll genannt wird. Arkadia ist ein eigenwilliges Mädchen. Sie will unbedingt in einem Knabenchor singen, und sie setzt alles daran, sich diesen Traum zu erfüllen. Sie geht dabei nicht zimperlich vor. Ihre extravagante Mutter, selbst erfolglose Komponistin, bestärkt Arkadia in ihrem Wunsch ein gefeierter Bühnenstar der klassischen Musik zu werden. Ihre Mutter ist übrigens überzeugt, Beethoven war eine Frau. Doch nun ist ihre Mutter kurz weggegangen. Arkadia ist fest davon überzeugt, wenn sie erst in dem berühmten Knabenchor singt, wird ihre Mutter zurückkehren.

Die Handlung wird in mehreren Zeitebenen erzählt. Christopher Kloeble beweist dabei ein außergewöhnliches Gespür für Sprache und Atmosphäre. Der Schreibstil ist zum Teil sehr poetisch. Seine Heldin agiert selbstbewusst und lässt sich nicht unterkriegen, Widerstände akzeptiert sie nicht. Ich habe mich immer gefragt, was ist vorgefallen? Warum ist ihre Mutter kurz weggegangen? Der Roman ist eine Mischung aus Melancholie und Hoffnung. Ich habe mit dem Mädchen mitgekämpft und mitgelitten.

Fazit: Ein starker Roman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.

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