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Veröffentlicht am 28.05.2019

Rasanter Thriller-Auftakt in Frankreichs Süden

Zara und Zoë: Rache in Marseille
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Die beiden Zwillingsschwestern Zara und Zoë könnten nicht gegensätzlicher sein: Kommissarin Zara von Hardenberg aus Berlin ist eine geniale Profilerin mit einzigartigen Talenten bei Europol - Zoë hingegen ...

Die beiden Zwillingsschwestern Zara und Zoë könnten nicht gegensätzlicher sein: Kommissarin Zara von Hardenberg aus Berlin ist eine geniale Profilerin mit einzigartigen Talenten bei Europol - Zoë hingegen ist als Profi-Killerin der korsischen Mafia die gefürchtete Fürstin der Unterwelt.
Als die 14jährige Aisha, Tochter senegalesischer Zuwanderer aus den Cités von Marseille, bestialisch ermordet aufgefunden wird, werden Zara von Hardenberg und ihr Partner Isaakson als Mitglieder der Antiterrorbrigade von Europol zu den Ermittlungen herangezogen. Schnell ahnt Zara, dass hinter dem grausamen Verbrechen eine Katastrophe von sehr viel weitreichenderen Ausmaßen steckt. Da sie sich immer strikt an die Regeln hält, beschließt sie auf unkonventionelle Mittel zurückzugreifen, um die drohende Katastrophe noch rechtzeitig aufhalten zu können. So nimmt sie Kontakt zu ihrer verfeindeten Zwillingsschwester Zoë auf und schlägt ihr einen heiklen Rollentausch vor. Die kampferprobte, skrupellose Zoë soll inkognito an Zaras Stelle den brutalen Kampf gegen Gewalt und den fanatischen Terrorismus antreten, um Schlimmeres zu verhindern. Bei einem gnadenlosen Kampf um Leben und Tod muss diese Zoë aber erst einmal davon überzeugt werden, die Seiten zu wechseln, und sie bereit ist, sich in einen erbitterten Kampf zwischen Gut und Böse zu stürzen.
Der Thriller „Zara & Zoë - Rache in Marseille“ von Bestsellerautor Alexander Oetker ist der unterhaltsame und packende Auftakt seiner neuen Thriller-Reihe mit den beiden Zwillingsschwestern Zara und Zoë – zwei taffe Actionheldinnen, die kaum unterschiedlicher sein könnten, stehen sie doch auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Die eine darf keine Regeln brechen und die andere hält sich an keine. Trotz aller Differenzen beschließen sie eine Zusammenarbeit, denn längst gilt es nicht nur einen Mörder zu fassen. Gemeinsam mit ihnen gehen wir auf eine rasante Verbrecherjagd durch Frankreichs Süden und begleiten sie beim Kampf gegen den perfiden Plan von skrupellosen Terroristen.
Die düstere, temporeiche Geschichte mit einem brisanten politischen Hintergrund und dem atmosphärisch dichten Setting rund um Marseille mit seinen sozialen Brennpunkten klingt wirklich vielversprechend. Die Zutaten für einen brillanten Unterhaltungsthriller sind also vorhanden, doch leider konnte mich die Umsetzung nicht völlig überzeugen.
Mit seinem abwechslungsreichen, rasanten und oftmals derben Erzählstil versteht es Oetker den Leser mitzureißen und zudem mit vielen brutalen und blutrünstigen Szenen zu unterhalten. Die eingeschobenen Presseartikel zu den aktuellen Ereignissen sorgen für Abwechslung und haben mir sehr gut gefallen. Sehr anschaulich und realitätsnah fängt der Autor das Milieu und die verschiedenen Schauplätze in und rund um Marseille ein. Trotz sehr ausführlicher Einführung der beiden Protagonistinnen mit ihren angerissenen Hintergrundgeschichten zu Beginn blieben die Charaktere der beiden Zwillingsschwestern für mich sehr blass, ohne Tiefe und klischeebehaftet. Bis zum Ende hin konnte ich mir von beiden kein konkretes Bild machen oder mich in ihre Psyche und Beweggründe hineinversetzen. Äußerst unglaubwürdig empfand ich auch den von niemandem bemerkten Rollentausch der beiden.
Leider konnte mich auch die Handlung, die aus abwechselnden Perspektiven erzählt wird, sehr lange nicht packen und nur sehr langsam Spannung aufbauen.
Im zweiten Teil erhöht sich der Spannungspegel deutlich und das Tempo zieht enorm an. Brutale Actionszenen, packende Verfolgungsjagden und hohe Dynamik stehen nun im Vordergrund, so dass die Charaktere deutlich in den Hintergrund rücken und fast zu Statisten werden. Auch die Aufklärung der Verbrechen war alles in allem schlüssig, für meinen Geschmack aber zu vorhersehbar und unspektakulär.
Mit Beate Rysopp wurde eine hervorragende und sehr versierte Sprecherin für die Vertonung des Thrillers ausgewählt, die die Geschichte durch ihren lebendigen Vortragsstil erheblich aufwertet. Sie schafft es mit seinen stimmlichen Variationen sehr gut, in die unterschiedlichen Rollen zu schlüpfen und vor allem die volle Dynamik und Spannung des Thrillers allein mit ihrer Stimme zu übertragen. Besonders gelungen ist auch das abwechslungsreiche Spiel mit Lautstärke und Lesetempo. Betonungen werden überzeugend transportiert und die Stimmlage den Begebenheiten angepasst. Trotz einigen Schwächen bei der Thrillerhandlung eine tolle Leistung der Sprecherin!

MEIN FAZIT
Ein rasanter und unterhaltsamer, aber leider nur recht durchschnittlicher Thriller-Auftakt zu der neuen Reihe!
Dank der engagierten Leistung der Hörbuchsprecherin Beate Rysopp aber dennoch ein tolles Hörbuch!

Veröffentlicht am 15.05.2019

Enttäuschender YA-Roman zu einem wichtigen Thema

Elite
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An der altehrwürdigen Fullbrook Academy, einem Elite-Internat für die Sprösslinge der Reichen und Mächtigen Amerikas, dreht sich vieles um Tradition und Prestige. ”Es ist eine Jungenschule, die auch Mädchen ...

An der altehrwürdigen Fullbrook Academy, einem Elite-Internat für die Sprösslinge der Reichen und Mächtigen Amerikas, dreht sich vieles um Tradition und Prestige. ”Es ist eine Jungenschule, die auch Mädchen aufnimmt” - so bringt es Jules Devereux auf den Punkt, die seit einiger Zeit versucht, sich gegen die überholten Regeln, fragwürdigen Traditionen und still tolerierten Sexismus aufzulehnen. Fast allein kämpft sie gegen jede Form von alltäglicher Diskriminierung und wird von den meisten Schülern als radikale Feministin und Rebellin belächelt und abgekanzelt.
Der neue Schüler James Baxter, ein hochtalentierter Eishockey-Torwart, stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Jamie fühlt er sich unter all den reichen Privilegierten mit ihren blöden Machosprüchen als absoluter Außenseiter und ziemlich fehl am Platz. Nach einem tragischen Zwischenfall in seiner alten Schule durfte er dank eines Sportstipendiums nach Fullbrook kommen und hat so noch einmal eine 2. Chance bekommen sich zu bewähren. Doch schon bald wird ihm klar, dass er in dieses Umfeld einfach nicht hineinpasst und freundet sich mit der aufmüpfigen Jules an.
Als eine Internatsparty gewaltig aus dem Ruder läuft und Jules Opfer von sexueller Gewalt wird, ist es an der Zeit, gemeinsam das Schweigen zu durchbrechen, sich mutig gegen die Macht der Elite zu stellen und endlich das Richtige zu tun …

Der US-amerikanische New York Times- Bestsellerautor Brendan Kiely packt mit seinem neuen YA-Roman „Elite“ eine hochaktuelle und sehr wichtige Thematik an, indem er sich der immer stärker verbreiteten „Vergewaltigungskultur“ und den Folgen der sexualisierten Gewalt in unserer Gesellschaft widmet.
In seiner Geschichte konfrontiert er uns mit einer beklemmend sexistischen, frauenfeindlichen und homophoben Internatskultur, die hinter dem Deckmantel von uralten, untragbaren Traditionen zelebriert und in den Institutionen und unserer Gesellschaft toleriert wird. Mit sexistischen Sprüchen, Demütigungen und sexuellen Übergriffen demonstrieren die Schüler ihre männliche Vormachtstellung und Privilegien im Internat und kaum jemand wagt es, diese schockierende Zustände, ihre beklemmenden Auswirkungen auf die Schülerinnen und das frauendiskriminierende Klima anzusprechen. Sehr einfühlsam beleuchtet der Autor die vielfältigen Aspekte aus Opfersicht und zeigt anschaulich das typische Täterverhalten auf. Viel Mut gehört dazu, gegen diese von den meisten Mitschülern aber auch der Lehrerschaft tolerierte Mentalität vorzugehen und auf die Missstände hinzuweisen, so wie es im Roman die beiden Protagonisten tun.
Obwohl man deutlich merkt, dass dem Autoren das Thema unter den Nägeln brennt, ist es ihm leider nicht besonders gut gelungen, sein Anliegen in eine richtig packende Geschichte mit dem gewissen Etwas umzusetzen. Nach einem packenden Einstieg plätschert die Handlung lange Zeit sehr ereignislos und spannungsarm vor sich hin. Viele Geschehnisse werden äußerst zäh und wenig plastisch geschildert, so dass ich oft dem Handlungsverlauf nicht richtig folgen konnte. Erst zum Ende hin nimmt die Handlungen immer mehr an Fahrt auf. Der als Highlight angelegte Showdown ist viel zu schnell abgehandelt und verpufft bereits nach wenigen Seiten. Als sehr enttäuschend habe ich auch den zwar realitätsnahen, aber viel zu ernüchternden Ausklang des Buchs empfunden. Hier hätte ich mir eine deutlich ermutigende Botschaft an die Leserschaft gewünscht.
Der Perspektivwechsel zwischen den beiden sympathischen Protagonisten Jules und Jamie gibt zwar interessante Einblicke in ihre Charaktere, doch bleibt ihre Charakterisierung seltsam distanziert. Einige ihrer Beweggründe und ihr Verhalten konnte ich einfach nicht nachvollziehen, so dass ich mich oft nur schlecht in sie hineinversetzen und mit ihnen mitfiebern konnte.

FAZIT
Trotz der vielversprechenden Ausgangskonstellation und wichtigen Thematik konnte mich dieser YA-Roman wegen deutlicher Schwächen nicht wirklich überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
  • Spannung
Veröffentlicht am 04.03.2019

Eine wirklich abgedrehte Geschichte

Ein wirklich erstaunliches Ding
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Was mit einer verrückten, nächtlichen Aktion beginnt, wird auf einen Schlag das Leben der 23-jährigen Graphikdesignerin April May unwiderruflich verändern. Als sie um drei Uhr in der Nacht die mysteriöse ...

Was mit einer verrückten, nächtlichen Aktion beginnt, wird auf einen Schlag das Leben der 23-jährigen Graphikdesignerin April May unwiderruflich verändern. Als sie um drei Uhr in der Nacht die mysteriöse Skulptur eines gigantischen Roboters mitten in Manhattan entdeckt, tauft sie ihn scherzhaft »Carl« und lässt sich von ihrem besten Freund Andy vor dem drei Meter großen Monstrum filmen. Noch in der Nacht laden sie das kurze Video auf YouTube hoch und ahnen nicht, dass weltweit in weiteren Städten wie Bejing oder Buenos Aires identische Carl-Skulpturen aufgetaucht sind. Millionenfach verbreitet sich der Film von April im Netz und sie ist plötzlich als angesagte “Carl”-Expertin ein Star in den sozialen Netzwerken und internationalen Medien. Eine weltweite Hysterie um das rätselhafte Erscheinen der Carls von ungewisser Herkunft bricht aus und April genießt es, im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit zu stehen und sich mit ihrer Carl-Story zu vermarkten. Doch neben den millionenfachen Likes, werden bald auch andere Stimmen laut ...
„Hank“ Green ist ein äußerst populärer US-amerikanischer Videoblogger, Musiker, Podcaster und nun auch Debüt-Autor. Mit Erscheinen seines ersten Romans „Ein  wirklich  erstaunliches  Ding“ scheint er in die Fußstapfen seines gefeierter Bruders und Jugendbuchautors John Green treten zu wollen. „Ich hatte so etwas wie das hier vorher noch nie gemacht, weshalb es allein schon ein kleines Abenteuer war, herauszufinden, ob es ich dazu überhaupt in der Lage bin.“ schreibt Hank Green in seinem Nachwort.
Wer die täglichen Videoblogs der beiden Brüder von ihrem YouTube-Kanal Vlogbrothers kennt, weiß, dass sie eine sehr spezielle Art haben, ihre Botschaften in ihrer Nerdfighter-Community zu verbreiten. So ist es natürlich klar, dass Green einen außergewöhnlich frischen und frechen Schreibstil mit vielen Begriffen aus der Jugendsprache verwendet, der hervorragend zu den jungen Hauptfiguren passt und sehr authentisch rüberkommt. Seine fesselnde, futuristische Geschichte ist äußerst witzig, nerdy, skurril und vor allem sehr originell. Mich konnte Green mit seinem Humor und ironischen Stil von der ersten Seite an überzeugen.
In seinem oft überdrehten Roman greift Green eine eigentlich sehr ernste Hintergrundthematik auf, die zum Nachdenken anregt. So zeigt er sehr anschaulich die negativen Auswirkungen von Ruhm im digitalen Zeitalter und die Macht von sozialen Medien auf jeden einzelnen und die Gesellschaft. Neben der unglaublichen Selbstverliebtheit und Geltungssucht vieler “Internet-Berühmtheiten” thematisiert er auch sehr gelungen den ungeheuren Einfluss von Trollen und den schwierigen Umgang mit ihnen. Als YouTube-Shooting Star weiß Green sicher sehr gut, worüber er hier schreibt und vieles selbst erlebt.
Mit April May hat er eine sehr lebendige, schillernde und ziemlich ambivalente Protagonistin geschaffen. Sie wirkt zwar mit ihren lockeren Sprüchen sehr witzig, cool und sympathisch, aber mit ihrem unreflektierten Handeln oft auch unglaublich arrogant und selbstsüchtig. Durch ihre Popularität in den sozialen Medien und plötzlichem Reichtum ist April May immer mehr einem ungeheuren Erfolgsdruck ausgesetzt, der sich auf ihre Beziehungen, ihr Selbstbild und ihr ganzes Leben auswirkt und sie immer mehr verändert. “Zu Beginn habe ich versucht, meine kritische Haltung zum Fernsehen und den sozialen Netzwerken aufrechtzuerhalten, aber es dauerte nicht lang und ich wurde vom Sog mitgerissen.” Geschrieben in der Ich-Form können wir ihre Veränderungen hautnah aus ihrer Perspektive miterleben. April Mays ganzes Leben dreht sich nur noch darum, wie sie sich am besten präsentieren und vermarkten kann, um ihre Follower bei der Stange zu halten.
Wer nun neugierig ist, was es mit diesen „Carls“ auf sich hat, wer dahinter steckt und wie sich die rasante, fesselnde Suche April Mays nach den Zielen der „Carls“ weiterentwickeln wird, der sollte unbedingt dieses Buch lesen.
Das sehr überraschende, mysteriöse Ende lässt uns allerdings mit vielen offenen Fragen zurück und lässt vermuten, dass Green eine Fortsetzung seiner Geschichte plant.

MEIN FAZIT
Ein unterhaltsamer, ziemlich abgedrehter aber auch tiefgründiger Roman für Jugendliche ab 16 Jahren, der zum Nachdenken über die Auswüchse unseres digitalen Zeitalters anregt!

Veröffentlicht am 04.03.2019

Fesselndes Jugendbuch

I can see U
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Als Ben in der 10. Klasse von Marie auftaucht, fühlt sie sich sofort zu dem netten, gutaussehenden Neuen hingezogen. Schon bald ist der faszinierende Mitschüler bei allen in der Klasse sehr beliebt. Kaum ...

Als Ben in der 10. Klasse von Marie auftaucht, fühlt sie sich sofort zu dem netten, gutaussehenden Neuen hingezogen. Schon bald ist der faszinierende Mitschüler bei allen in der Klasse sehr beliebt. Kaum zu glauben, dass er die eher unscheinbare Marie überhaupt wahrnimmt und Zeit mit ihr verbringen möchte. Sie schwebt auf Wolke Sieben, denn fast scheint er sogar ihre geheimsten Wünsche erraten zu können. Doch plötzlich ereignen sich seltsame Dinge, die die Klassengemeinschaft auf eine harte Probe stellen und Unfrieden schüren. Im Klassenchat werden anonym Fake-Fotos von Marie und ihrer besten Freundin Elli und Geheimnisse von Mitschülern verbreitet, andere erhalten von einem Lieferservice Sachen zugesendet, von denen kurz zuvor in der Klasse geredet wurde.
Wer kann nur dahinterstecken? Was hat dies alles mit den Umbauarbeiten in der Schule und Bens manchmal etwas merkwürdigem Verhalten zu tun?
Langsam werden Marie und ihre Freunde misstrauisch und vermuten schließlich, dass sich etwas Größeres hinter den unerklärlichen Geschehnissen verbirgt. Doch wird es ihnen gelingen, den Hintergründen auf die Spur zu kommen?

Schon seit vielen Jahren schreibt der deutsche Journalist Matthias Morgenroth neben seiner Arbeit als TV- und Radioredakteur beim Bayerischen Rundfunk Kinderbücher und Sachbücher für Erwachsene.
Mit “I can see U” hat er nun seinen ersten Jugendroman vorgelegt, der sich hochaktuellen Themen wie Cybermobbing, mangelnder Medienkompetenz, den Gefahren der Social Media und den Risiken der Digitalen Welt beschäftigt und sich vor allem an jüngere Jugendliche ab 12 Jahren richtet.
Das eigentlich nicht sehr auffällige Cover in Schwarz-Weiss passt sehr gut zur Geschichte und zeigt das nahezu perfekte Gesicht des rätselhaften neuen Mitschülers Ben, der mich mit seinem intensiven, unergründlichen und fast unheimlichen Blick auf Anhieb gefesselt und auch die etwas naive, unscheinbare Ich-Erzählerin und Hauptfigur Marie nicht mehr losgelassen hat. Sehr fesselnd ist es, gemeinsam mit Marie auf das Geheimnis hinter dem so perfekt scheinenden Ben zu kommen und seine Rolle im Laufe der Handlung schrittweise zu ergründen.
“Er ist eben ein Individuum. Ich seufzte. Er war schon etwas merkwürdig. Aber Menschen sind ja grundsätzlich etwas merkwürdig. Es hat doch jeder seine Macken. Oder?« Schon bald nach Bens Auftauchen wird klar, dass hier einiges nicht stimmt und nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. »Wir schwiegen und lauschten dem Gedanken nach, der über uns kreiste. Es ging nicht mehr nur um eine Hirn-Schnittstelle. Es ging nicht mehr nur darum, dass Ben kein Handy benutzte, dass er uns ausspioniert und Dinge an irgendwen weitergegeben hatte. Plötzlich ging es um mehr. Um etwas wirklich Großes. So groß, dass wir es kaum zu denken vermochten.«
Morgenroth hat sich eine etwas mysteriöse, sehr spannende Geschichte ausgedacht, die zwar erst etwas schleppend in Gang kommt, sich dann aber immer mehr zu einem packenden Jugendthriller entwickelt, dem man nicht mehr aus der Hand legen kann. Der flotte, jugendliche Schreibstil mit viel wörtlicher Rede, eingefügten E-Mails und Chatverläufen lässt sich sehr angenehm lesen.
Sehr eindringlich und anschaulich zeigt der Autor in seiner Geschichte auf, mit welcher Sorglosigkeit, die meisten Leute mit den neuen Medien umgehen, welche ungeahnten Gefahren von ihren ausgehen und wie leicht wir von anderen unbewusst manipuliert werden können. Hierbei geht er sogar noch einen Schritt weiter und beleuchtet einige beängstigende Aspekte, die in naher Zukunft vielleicht schon denkbar sind und unser Leben grundlegend verändern werden.

MEIN FAZIT
Ein wirklich fesselndes Jugendbuch, das wichtige und sehr beklemmende Themen anspricht, zum Nachdenken anregt und uns in einigen Bereichen vielleicht auch zum Umdenken und bewussteren Umgang mit neuen Medien bringt.
Lesenswert!

Veröffentlicht am 18.02.2019

Bee Merryweathers erster Fall

Todesklang und Chorgesang
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Im kleinen, beschaulichen Dorf South Pendrick in Cornwall lässt es sich inmitten der Schönheit der Natur gut leben. Seit dem tragischen Unfalltod ihres Manns widmet sich die pensionierte Handarbeitslehrerin ...

Im kleinen, beschaulichen Dorf South Pendrick in Cornwall lässt es sich inmitten der Schönheit der Natur gut leben. Seit dem tragischen Unfalltod ihres Manns widmet sich die pensionierte Handarbeitslehrerin Beatrice „Bee“ Merryweather ihren geliebten Hobbies - dem Häkeln und dem Singen im Dorfchor. Traurig nur, dass der Chorleiter und begnadete Komponist Peter Bartholomew oft gereizt und unbeherrscht ist und einige Chormitglieder des öfteren bei den Proben mit seinen Boshaftigkeiten schikaniert. Und dann wird er plötzlich ausgerechnet von Bee in seinem Haus tot aufgefunden. Schon bald steht fest, dass der wegen seiner Arroganz im Dorf verhasste Peter Bartholomew ermordet wurde. Der neugierigen Bee lässt der mysteriöse Mordfall keine Ruhe mehr und sie beginnt mit eigenen Nachforschungen. Im Dorf gibt es einige Verdächtige, die Peter hätten vergiften können - ein verärgertes Chormitglied, der Pfarrer mit seinem ziemlich merkwürdigen Hobby, die verschmähte Geliebte oder die geheimnisvolle, junge Frau im roten Kleid, die Bee vor Peters Haus sah. Oder hat der Mord etwas mit Peters früheren Frauengeschichten zu tun? Bei ihrer ganz und gar nicht ungefährlichen Suche nach dem Mörder merkt „Bee“ immer mehr, dass hinter der scheinbar idyllischen Fassade von South Pendrick menschliche Abgründe lauern ...

”Todesklang und Chorgesang” von Karin Kehrer ist ein rundum gelungener Wohlfühlkrimi - ein ruhiges und humorvolles Lesevergnügen mit nettem Lokalkolorit und tollem britischen Flair.
Das Buch ist auch der vielversprechende Auftakt einer neuen „cosy crime“-Reihe um die sympathische, recht schrullige Hobby-Ermittlerin Bee Merryweather im idyllischen, fiktiven Dörfchen South Pendrick - eine vermeintlich heile, dörfliche Welt, in der jeder jeden kennt.
Natürlich kann es die neugierige, immer über alles bestens informierte “Miss Marple” nicht lassen, den Dorfbewohnern auf den Zahn zu fühlen und der unterbesetzten Dorfpolizei bei den Ermittlungen unter die Arme zu greifen. Es macht großen Spaß, Bee bei ihren Nachforschungen über die Schulter zu blicken und kräftig mitzuraten. Allerdings bleibt es dabei nicht aus, dass sie bei ihrer Suche nach der Wahrheit so einige Geheimnisse aufdeckt und schließlich selbst in große Gefahr gerät.
Durch ihren mitreißenden Schreibstil, spritzigen Dialogen und einer ordentlichen Portion Witz konnte die Autorin mich von Beginn an bestens unterhalten. Der Krimi lebt vor allem von seiner sehr liebenswerten Hauptfigur Bee, die lebendig gezeichnet ist, und die ich mit all ihren Eigenarten einfach schnell ins Herz schließen musste. Auch viele der Nebenfiguren, vor allem die mehr oder weniger verdächtigen Chormitglieder und Dorfbewohnern mit ihren Hintergrundgeschichten, sind gelungen und tragen mit ihrem teilweise rätselhaften Verhalten zur Spannung bei.
Obwohl der Fall eher gemächlich voranschreitet, gibt es neben ein paar unerwarteten Wendungen viel Raum zum gemütlichen Miträtseln und Spekulieren. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse regelrecht und gipfeln in einem fesselnden Finale. Sehr stimmungsvoll fand ich auch die herrlichen Beschreibungen der verschiedenen Schauplätze im beschaulichen Dörfchen.
Der erste Fall für Bee Merryweather hat eine überraschende, aber schlüssige Auflösung. Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung der Krimi-Reihe und auf ein Wiedersehen mit der liebgewonnenen, schrulligen Bee, ihrem netten “Hausfreund” Dr. Strong und weiteren interessanten Charakteren aus South Pendrick!

MEIN FAZIT
Ein gelungener kurzweiliger Wohlfühlkrimi - humorvoll, mit viel Lokalkolorit und britischen Flair.
Sehr empfehlenswert für alle, die es gern etwas gemütlicher lieben!