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Veröffentlicht am 01.10.2020

So wahr, so nah

Dem Horizont so nah
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Jessica lernt Danny kennen. Er scheint ein Aufreißer zu sein, einer, der mit Frauen spielt. Doch Jessica gefällt Danny. Mit ihr möchte er keine Spiele spielen und so verlieben sie sich Hals über Kopf. ...

Jessica lernt Danny kennen. Er scheint ein Aufreißer zu sein, einer, der mit Frauen spielt. Doch Jessica gefällt Danny. Mit ihr möchte er keine Spiele spielen und so verlieben sie sich Hals über Kopf. Sie führen eine liebevolle, harmonische Beziehung. Und auch Dannys beste Freundin, die mit ihm zusammen wohnt, stört die Beziehung nicht, sondern komplettiert sie auf ungewöhnliche Art und Weise. Alles ist so schön, doch dann macht Danny ein Geständnis, das alles ändern wird. Die Welt dreht sich weiter, doch trudelt nun ein wenig.
Da sind plötzlich drei junge Menschen, die mit traumatischen Schicksalen leben müssen.

Normalerweise schaffe ich es immer, Distanz zu schweren Schicksalsschlägen aufzubauen. Egal ob in Büchern, im Fernsehen oder auch in meinem Bekanntenkreis. Ich habe Mitgefühl, aber mich belasten die Probleme der anderen nicht.
Hier war es anders. Ich weiß nicht warum. Vielleicht, weil ich Danny sofort in mein Herz schloss und verstand, warum Jessica sich in ihn verliebte, aber eben nicht verstand, warum so ein Mensch so schreckliche Dinge erleben muss(te).

Ich konnte das Buch kaum beiseitelegen, aber las es mit unfassbarer Beklemmung. Ich tauchte ein und konnte kaum atmen. Diese Buch nahm mich wirklich mit. Denn es ist alles wahr. Es gibt Änderungen, klar. Namen, Orte, Zeiten – doch es gab Danny. Es gab seine beste Freundin Christina. Sie haben erlebt, was Jessica Koch aufgeschrieben hat.

Diese drei Personen sind Dreh- und Angelpunkt des Buches.
So sympathisch Danny mir war und so spannend ich Christina fand – Jessica mochte ich irgendwie nicht so gern. Sie wirkte zickig, eifersüchtig, irrational. Ich verstand, warum Jessica sich in Danny verliebte. Andersherum hatte ich Schwierigkeiten. Doch dann erinnerte ich mich daran, wie ich mit 17 Jahren war und versuchte, etwas mehr Verständnis für das Verhalten der Autorin aufzubringen. So viel anders war ich vielleicht auch nicht.
Doch ich las gern von ihrer Liebe. Eine Liebe, die jeder Mensch einmal erlebt haben sollte mit so viel glücklichen Momenten, lustigen Anekdoten und liebevollen Gesprächen.

Doch da waren auch die anderen Seiten des Buches. All die schlimmen Dinge und Schicksalsschläge, von denen berichtet wird. Da war es fast das Harmloseste, dass Dannys Vater den Hund des Sohnes erschlug. Entwurzelung, Tod, Drogen, Missbrauch – alles an sich schrecklich, doch die Kombination in diesem Buch war fast unbegreiflich.

Dieses Buch kollidierte mit meiner heilen Welt. Es konfrontierte mich mit Dingen, die es nicht in meiner Lebensrealität gibt.
Diese Geschichte hat mich nicht losgelassen. Ich musste viel über das Buch reden, von Danny und seinem Schicksal erzählen.

Ich finde dieses Buch nicht gut. Wie sollte man es gut finden, was hier passiert? Es ist schrecklich und traumatisch. Und doch steckt so viel Schönes in der Liebe zwischen Danny und Jessica und der Freundschaft zu Christina. Dieses Buch hat mich auf so viele Weisen bewegt.
Kann ich dieses Buch empfehlen? Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Zu schön, um wahr zu sein

Perfect Twin - Der Aufbruch
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Was für ein Zufall.
Ohne in letzter Zeit von BETA gehört zu haben, entschied ich mich spontan, es zu lesen. Als ich nach der Lektüre nach einem zweiten Teil recherchierte, erfuhr ich, dass er im Juli 2020 ...

Was für ein Zufall.
Ohne in letzter Zeit von BETA gehört zu haben, entschied ich mich spontan, es zu lesen. Als ich nach der Lektüre nach einem zweiten Teil recherchierte, erfuhr ich, dass er im Juli 2020 erscheinen soll. Über sieben Jahre nach Teil eins? Jein. Im September 2019 erschien eine Neuauflage in Taschenbuchformat. Neues Cover, neuer Name, alter Inhalt. „Perfect Twin – Der Aufbruch“ heißt „BETA“ nun. Und bald erscheint der zweite Teil. Aber lohnt sich die Reihe überhaupt?

Elysia ist ein Teen-Beta. Eine neue Art der Klone. Doch wie die anderen lebt sie auf der paradiesischen Südsee-Insel Demesne. Das violettblaue Meer Ion, das den Körper umschmeichelt. Luft, die mit Sauerstoff angereichert ist. Eine Atmosphäre, die die Menschen auf der Insel glücklich macht. Das alles entstand durch Bio-Engineering, denn eigentlich sieht die Welt anders aus. Nach den Water Wars haben sich die verbliebenen Länder zum Mainland zusammengeschlossen. Wüsten wurden besiedelt, nichts ist mehr, wie es war. Doch auf Demesne ist alles perfekt. Hier leben die Schönen und Reichen – mit ihren Dienstklonen, die wunderschön aussehen, doch innerlich leer sind. Keine Wünsche, keine Träume, keine Seele. Sie sind nur darauf programmiert, zu dienen.
Aber Elysia ist anders. Und nach und nach öffnet sich für sie die Welt der Klone und damit ein Wissen um Dinge, die anders sind, als sie scheinen.

Dieser Plot hat mich von der ersten Seite an begeistert. Ich wollte so gern wissen, wie es sich wohl anfühlt, in diesem besonderen Meer zu schwimmen und diese hervorragende Luft zu atmen. Und außerdem liebe ich Geschichten mit Klonen und künstlichen Intelligenzen, was hier irgendwie verflochten ist.

Ich stürzte mich in dieses Buch, in dem die Menschen von der paradiesischen Atmosphäre so sehr eingenommen werden, dass ihnen vollkommen die Motivation fehlt, zu arbeiten, sich anzustrengen, Aufgaben zu erledigen.
Ein wenig habe ich das Gefühl, Rachel Cohn hat auch zu viel Zeit in Demesne verbracht und sie strebte nur nach Glück und Entspannung – in dieser Geschichte „Raxia“ genannt.
Die Geschichte entfaltete sich langsam, zu langsam. Immer wieder werden Handlungsstränge und Ideen aufgenommen, um sie dann doch zu verlieren. Alles wird ein wenig angerissen, aber scheinbar nicht bis zum Ende gedacht.
Es geht ein wenig um die toxischen Beziehungen, die in der Familie Bratton, die Elysia gekauft hat, herrschen. Es geht um die Verbindungen der Klone. Um Drogen, um Teenager-Liebe, um Tod und Erschaffen, Rechte von Individuen und das Einhalten dieser, um Revolutionen und defekte Klone, um Straftaten und Partys.
Und trotz all dieser Themen wird das Buch nie rasant oder eben spannend. Alles läuft langsam und parallel und häufig halt zu kurz.

In diesem Gefüge wurde mir niemand sympathisch. Weder Familie Bratton noch die Handvoll Jugendlichen der Insel. Leider nicht einmal Elysia. Sie tat mir nicht leid, als ihre Gefühle erwachen und sie merkt, in was für einem goldenen Käfig sie sitzt. All die schlimmen Dinge, die ihr wiederfahren, werden dann ebenso kurz abgehandelt und auch von Elysia nicht tiefgreifend betrauert.
Die Dialoge zwischen den Figuren waren hölzern, unauthentisch und unmodern.

Was mich beim Lesen ständig irritierte war die Vermischung von Klon und Künstlicher Intelligenz. Einerseits gibt es Organe und Blut, andererseits einen Chip, von dem der Klon sein Wissen bezieht. Dadurch waren diese lebendigen, atmenden, herz- und hirnbesitzenden und gleichzeitig vollkommen leeren und willenlosen Wesen nicht greifbar für mich.

Auch wenn „BETA“ mich mit ein paar Wendungen überraschen konnte, blieb das restliche Buch farblos. Das vollkommen unlogische und nach dem Verständnis des Buches auch unmögliche Ende gab dem Ganzen den Rest.
Beim Zuklappen des Buches war es für mich noch ein Standalone. Vielleicht klärt sich immerhin dieses Logikloch im Nachfolger.

Doch so negativ, wie das alles klingt, war es nicht. Ich las gern immer mal ein paar seiten in dem Buch. Schwelgte in der paradiesischen Atmosphäre, begleitete Elysia auf ihrem (hoffentlich bald) selbstbestimmten Weg. Aber es fesselte mich nicht. Es wurde nicht so recht spannend und vieles wirkte einfach nicht ausgearbeitet.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Sabine Priess – Klar bin ich von hier!

Klar bin ich von hier! Was ein schwarzer Junge in Deutschland erlebt (Kinder- und Jugendbuch)
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Es ist aktuell eigentlich nicht möglich, sich mit dem Thema Rassismus nicht zu beschäftigen. Auch ich rede darüber mit Freunden und Familie, doch dazu gelesen habe ich noch nichts. Weder Romane noch Sachbücher. ...

Es ist aktuell eigentlich nicht möglich, sich mit dem Thema Rassismus nicht zu beschäftigen. Auch ich rede darüber mit Freunden und Familie, doch dazu gelesen habe ich noch nichts. Weder Romane noch Sachbücher. Da kam die Rezensionsanfrage quasi gerade recht und ich taste mich langsam mit diesem Kinderbuch ans Thema heran.

Malik ist schwarz. In seinem Leben spielt das eigentlich keine Rolle. Warum auch? Seine Mutter ist weiß, sein Vater schwarz. Na und? Doch die Leute in seinem Umfeld reagieren auf den Fakt. Unbedachte Worte, penetrante Fragen und Übergriffigkeiten muss er immer wieder über sich ergehen lassen. Ob es das Anfassen seiner Haare ist, das Ausgrenzen von Spielen aufgrund seiner dunklen Haut oder das überraschende Antreffen beleidigender Bezeichnungen. Es nimmt den Jungen mit. Zum Glück hat er viele Leute, die ihm den Rücken stärken.

Ich bin weiß und ich komme aus einer Kleinstadt, in der es so gut wie keine schwarzen Menschen gab. Menschen anderer Nationen gab es bei uns generell sehr, sehr wenige. Ich bin mit dem Thema Rassismus also hauptsächlich über die Medien in Berührung gekommen. Das Bewusstsein für Alltagsrassismus entwickelte sich langsam nach und nach. Mit dem Umzug in eine Großstadt wurde alles dann wieder ein Stück präsenter.

Was ich von dunkelhäutigen Freunden hörte, spiegelt sich in dem Buch wider.
Das Buch wird für Kinder ab acht Jahren empfohlen. Ganz sanft werden in einzelnen Kapiteln Situationen beschrieben, die für Malik verletzend sind. Durch seine Eltern und Lehrer gibt es eine Instanz, die sowohl Malik als auch den Lesern mit einfachen Worten erklärt, warum bestimmte Dinge nicht gefragt oder gesagt werden sollten. Auch Handlungsalternativen und Antwortmöglichkeiten werden den Kindern an die Hand gegeben.

Es ist alles verständlich be- und geschrieben, ohne dabei den Zeigefinger zu heben. Beim (Vor-)Lesen erwischt sich der ein oder andere vielleicht auch selber, diese oder jene Aussage getroffen oder Frage gestellt zu haben.
Malik war dabei eine kleine, sympathische Hauptfigur, ein toller Junge, den ich auch mal ganz gern in den Arm nehmen wollte, wenn er traurig war, weil schon wieder gefragt hat, woher er denn nun wirklich kommt.

Unterstrichen war das Geschriebene an einigen Stellen mit Illustrationen von Hélène Baum, die immer gut passten. Mir persönlich gefiel der Stil der Bilder zwar nicht so richtig, aber das war nebensächlich.

Was nicht nebensächlich war, waren die beschrieben rassistischen Begebenheiten. Ich hätte es aber auch gut gefunden, wenn es ein oder zwei „härtere“ Geschichten gegeben hätte. Dabei meine ich keine ernste Gewalt, aber eben auch mehr als teilweise unbedachte Worte. Denn die Lebensrealität von schwarzen Menschen sieht ja leider nicht so aus, dass sie nur mit gemeinen Worten klarkommen müssen. Vor allem auch, wenn der Titelzusatz „Was ein schwarzer Junge in Deutschland erlebt“ lautet.
Zum Sensibilisieren und Aufmerksam-Machen ist „Klar bin ich von hier!“ aber natürlich trotzdem sehr gut geeignet.

Am Ende des Buches gibt es noch Unterrichtsideen für den Einsatz als Klassenlektüre zum Thema Alltagsrassismus, Diskriminierung und Diversität. Darüber hinaus gibt es zwei kenianische Rezepte.

Für mich gab es in dem Buch wenig neue Punkte, denn ich habe mich schon viel mit dem Thema auseinandergesetzt. Doch das Buch gibt Eltern und Lehrern etwas Tolles an die Hand, um Kindern zu zeigen, was Alltagsrassismus ist, wie man ihn vermeidet und wie man Freunden, die so etwas erleben müssen, helfen kann.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Ein ganz anderer Hoover

Verity
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Es ist ja so: Seit Jahren lese ich schon keine Klappentexte von den neuesten Hoover-Büchern mehr. Ich werde sie eh kaufen – und lesen. Ich will mich immer komplett überraschen lassen. Alles, was ich mitbekomme, ...

Es ist ja so: Seit Jahren lese ich schon keine Klappentexte von den neuesten Hoover-Büchern mehr. Ich werde sie eh kaufen – und lesen. Ich will mich immer komplett überraschen lassen. Alles, was ich mitbekomme, sind Meinungsfetzen auf Instagram oder in der CoHorts-Gruppe auf Facebook. Und vor allem in der Facebook-Gruppe, einer Fan-Gruppe, wird jedes neue Buch überschwänglich bejubelt. Aber bei Verity war es extrem! Vor allem auch, weil sich Colleen Hoover in ein anderes Genre hineinwagt. „Das Buch hat mich verstört.“, las ich immer wieder und freute mich wie verrückt. Ich wollte auch verstört werden!

Der Einstieg des Buches war schon extrem blutig und versprach Großartiges. Und dann liest man in einem Thriller auch noch von einer verunfallten Thriller-Autorin. Ich war mit jeder Seite begeisterter. Tragischerweise habe ich mich in die Idee von Veritys Büchern – eine Buchreihe über die neun Tugenden, die aus der Sicht des Antagonisten geschrieben sind – verliebt und ich möchte diese Bücher nun unbedingt lesen.
Die Geschichte um Lowen, die die Bücher von Verity weiterschreiben soll, ist weder ein feingesponnenes Netz verzweigter Geheimnisse noch mit dem Holzhammer geschrieben. Die Story ist recht gradlinig und verliert sich nicht in nebensächlichen Details.
Damit liegt der Fokus voll und ganz zum einen auf den Geschehnissen in der Crawfordschen Villa, in der Lowen jetzt so lange leben darf, bis sie sich in die Materialien zu Veritys Buchreihe eingearbeitet hat, und zum anderen auf dem Manuskript, das die Jungautorin findet. Das Manuskript ist die Autobiografie von Verity. Und sie führt direkt hinab in deren dunkelsten Geheimisse – ungeschönt und unverklärt.

Bevor mich die Geschichte einnehmen konnte, hatte mich schon die Atmosphäre. Erst bedrückend und dann beängstigend mit hellen Lichtblicken. Wäre das Buch ein Musikstück, würden sich fröhliche, gezupfte Töne mit langsamen, tiefen Streichern abwechseln.
Das Haus, in dem der Tod in den Wänden hängt, gruselte nicht nur Lowen, sondern auch mich. Regelmäßig hatte ich Gänsehaut beim Lesen.

Generell fand ich das Buch einfach sehr, sehr spannend. Sowohl die Jetzt-Zeit als auch die Teile aus Veritys Autobiografie waren für mich absolute Pageturner – in jeglicher Hinsicht. Sowohl die positiven als auch die negativen Entwicklungen wollte ich schnell mitbekommen.

Was für mich dabei fast ein wenig hintenüber kippte, waren die Figuren. Sie waren nur soweit ausgearbeitet, wie es für die Geschichte notwendig war. Vor allem, weil die Liebesgeschichte hier zwar einiges an Raum, aber eben nicht übermäßig viel einnahm. Sie war ein Teil vom Ganzen, der zwar in hooverscher Manier sehr schnell vonstatten ging, aber nicht unbedingt unnatürlich wirkte.

In der Geschichte gab es jedoch zwei, drei mittel- bis sehr große Logiklöcher. Beim Lesen störte es mich nicht. Ich zählte es einfach mal zur künstlerischen Freiheit. Vor allem weil ohne eine der Löcher das ganze Buch nicht funktioniert hätte. Aber wer eine absolut hieb- und stichfeste Story haben möchte, könnte an der einen oder anderen Stelle zweifelnd aufstöhnen.

Tja, das war es also, das Buch, das alle Leute so verstört zurückgelassen hat. Die Details von Veritys Manuskript, ihre Gedanken, Gefühle und Taten können auf den einen oder anderen Leser tatsächlich so wirken. Selbst Lowen wird verstört. Vielleicht bin ich abgestumpft, vielleicht habe ich schon zu viele Thriller gelesen: Aber auch wenn vieles aus Veritys Geschichte für mich unverständlich war, so hat es mich nicht verstört. Und ich sehe in dem Buch noch so viel mehr. Es geht nicht nur um plumpe Gemeinheiten und psychopathisches Verhalten. Es geht auch um Schuld, Vertrauen, Liebe, Reue.

Und dann kam das Ende und ich wurde vollkommen überrumpelt. Ich verneige mich imaginär ein wenig vor Colleen Hoover, denn sie hat sich nicht nur in ein neues Genre vorgewagt, sondern dem Thriller auch ihren Stempel aufgedrückt. Für mich hat sie etwas geschaffen, was so noch nicht dagewesen ist.
Letztlich hätte es für mich gern noch eine Spur härter zugehen können, aber ich habe das Buch wirklich geliebt!

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Der Klugscheißer legt nach

Klugscheißer Deluxe
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Vor gut anderthalb Jahren hatte ich viel Spaß mit dem ersten Teil um Timo – „Klugscheißer Royale“. Umso mehr habe ich mich gefreut, als mich Thorsten Steffens fragte, ob ich Lust hätte, den zweiten Teil ...

Vor gut anderthalb Jahren hatte ich viel Spaß mit dem ersten Teil um Timo – „Klugscheißer Royale“. Umso mehr habe ich mich gefreut, als mich Thorsten Steffens fragte, ob ich Lust hätte, den zweiten Teil zu lesen. Das hatte ich! Kurz musste das Buch auf dem SuB warten, bis meine aktuelle Lektüre durch war, aber dann stürzte ich mich in Timos neues Abenteuer.

Sein neuer Job als Lehrer an einer Abendschule gefällt Timo so gut, dass er den Beruf erlernen will und zwar so richtig. Dafür beschließt er, mit Ende zwanzig ein Lehramtsstudium zu beginnen.
Damit ist Timo meinem Leben ziemlich nah, denn sowohl ich als auch mein Freund haben erst mit Mitte/Ende Zwanzig entschieden zu studieren. Er sogar Lehramt. Ich war also doppelt und dreifach gespannt, wie viele Situationen ich aus dem echten Leben wiedererkenne.

In der Rezension zu Teil 1 habe ich schon mehrfach hervorgehoben, wie authentisch ich das Buch finde. Story, Charaktere, Emotionen, Humor – alles war möglich, nichts verhedderte sich in seltsamen Slapstick-Einlagen, Personen wurden nicht zu unangenehmen Spinnern verformt.
Das alles ist auch im Nachfolger zu finden – plus der Eintritt in meine persönliche Geschichte.

Ich gebe es zu, mir war nicht mehr alles hundertprozentig vor Augen. Ich hatte noch ein Gefühl für Timo, den ich im ersten Teil sehr gern mochte, und mir war in groben Zügen auch noch die Story präsent, aber Nebenfiguren und Einzelheiten waren verlorengegangen.
Spielerisch holt der Autor den Leser aber wieder ab. In Nebensätzen fasste er Vergangenes zusammen und es tauchten wieder all die Bilder vor meinem inneren Auge auf. Das fand ich richtig gut gemacht! Vor allem auch, weil die Geschehnisse des Vorgängers noch relevant sind und zum Teil fortgeführt werden.

Aber nicht nur das war gut gemacht.
Thorsten Steffens ließ Timo weiterhin Timo bleiben, sehr intelligent, sarkastisch, leicht problematisch im zwischenmenschlichen Bereich, nur einen Hauch weniger klugscheißerisch.
Wieder gab es keinen großartigen Konflikt, der gelöst werden musste, sondern man folgte der Hauptfigur einfach auf seinem neuen Pfad als Lehramtsstudent. Das bot schon genug Spannung, um mich total zu fesseln und bei Laune zu halten. Natürlich gab es auch ein paar spannende und überraschende Entwicklungen, die aber ganz im Stile des Buches authentisch waren. Es machte Spaß, Timo dabei zu beobachten, wie er ein paar Freunde findet, wie er sich mit Dozenten anlegt, seltsame Seminare besucht und wie er seiner Mutter langsam wieder näher kommt.
Als Fan des ersten Buches freute ich mich auch, dass die Abendschule nicht hintenüber gefallen ist, sondern Timo weiterhin dort arbeitet und es auch hier interessante Geschehnisse gibt.

Humortechnisch ist das Buch sich selbst treu geblieben. Auch dieses Mal versucht Thorstens Steffens nicht auf Teufel komm raus, jede Pointe mitzunehmen und jeden Kalauer zu nutzen. Der Humor speist sich vor allem durch Timos Kommentare und Art. Laut gelacht habe ich zwar nicht, aber schmunzeln konnte ich öfter.
Timo nutzt gern Neologismen oder Wörter in neuem Zusammenhang, die in kleinen Infokästen erklärt werden. Es passt zur Art des Buches und zu Timos Charakter, aber ich fand die Kästen trotzdem eher unnötig. Durch den Kontext waren die Wörter eh immer klar. Für mich brachten die Kästen keinen Mehrwert.

Ich kann es nicht anders sagen: Ich hatte auch mit dem zweiten Teil wirklich viel Spaß. Ich fand den Uni-Aspekt super und auch die Entwicklungen, die Timo charakterlich machte. Das Buch las sich sehr flüssig, interessant und spannend. Ich habe aktuell nicht viel Zeit, aber wenn, dann nahm ich das Buch zur Hand.
Und deswegen habe ich am Ende eine Bitte: Ich hätte wirklich gern (mindestens) einen dritten Teil. Das Studium ist immerhin noch lang. Timo muss den Bachelor schreiben, den Master machen, ein Referendariat absolvieren… und dann beginnt ja erst der Lehreralltag. Da kann Timo noch viel erleben und ich würde ihn gern dabei begleiten!

Ich fand das Buch noch einen Ticken besser als den ersten Teil. Was mir für die volle Sternenanzahl fehlt? Ich hätte gern mehr gelacht. Die Story hätte gern auch noch ein, zwei Highlights mehr haben können.

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