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Veröffentlicht am 02.06.2017

Wird sich die Prophezeiung erfüllen?

Das Herz des Verräters
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Inhalt

Seit Lia in den feindlichen Palast verschleppt wurde, muss sie um ihr Leben fürchten. Rafe ist zwar an ihrer Seite, aber hier kann auch er sie nicht mehr beschützen. Der Komizar von Venda will ...

Inhalt

Seit Lia in den feindlichen Palast verschleppt wurde, muss sie um ihr Leben fürchten. Rafe ist zwar an ihrer Seite, aber hier kann auch er sie nicht mehr beschützen. Der Komizar von Venda will Lias Tod - und erst als Kaden ihm verrät, dass Lia die Gabe der Vorsehung besitzt, steigert das in den Augen des Feindes Lias Wert. Sie gewinnt Zeit - doch was sagt ihr der Blick in die Zukunft? Lia muss wichtige Entscheidungen treffen und einen Weg finden, um endlich ihrem Gefängnis zu entfliehen ...

Eindruck

Zuerst war ich ein wenig verwirrt, denn ich begann den zweiten Band mit mir schon bekannten Kapiteln. Genauer gesagt die ersten 3 Kapitel sind die letzten 3 aus Band 1. Das habe ich so noch nicht erlebt, fand es aber eine ganz spannende Sache, denn man bekam ein kleine Auffrischung und war sofort wieder in der Handlung gefangen.

Die Charaktere haben sich weiter entwickelt, vor allem Lia ist reifer geworden aber nicht weniger risikobereit, wenn es darum geht Rafe und sich selbst zu retten und ihren Bruder zu rächen. Die Planung der Flucht ist spannend und intelligent eingefädelt, auch wenn es erscheint als müssten sich alle selbst und gegenseitig verraten. Die Nerven sind zum zerreißen gespannt und es heißt keinen Fehler zu machen - denn der würde den Tod bedeuten.

Der Schreibstil ist nach wie vor flüssig und leicht zu lesen. Besonders gut gefallen hat mir, dass es sich fast nur in Venda abgespielt hat. Ich mag die Stadt mit ihren unterirdischen Gängen, der geheimen Bibliothek und den verwirrenden Straßen und Wegen. Die Mischung aus einerseits britisch mittelalterlich und andererseits die Festung in der Wüste hat mich magisch in den Bann gezogen. Auch das Geheimnis um die Herkunft des Komizar's ist sehr spannend und hat eine Menge Platz für Spekulationen gelassen.

Ein wenig schade finde ich, dass die Geschichte um Pauline und Lia sehr kurz kommt. Ich hoffe da wird im nächsten Band mehr zu lesen sein. Schließlich ist die Lüge, die Lia ihrer Freundin aufgetischt hat, nicht gerade ein kleiner Brocken. Zwar wollte Lia Pauline schützen, dennoch war damit zu rechnen, dass sie auffliegt.

Außerdem die Frage, wird sich die Prophezeiung erfüllen? Denn hier endet es wieder mit einem gemeinen Cliffhänger, der sogar gemeiner ist als im "Kuss der Lüge". Somit hat das Hibbeln auf Band 3 begonnen und es ist noch eine lange Zeit bis Oktober.

Fazit

Spannende und fesselnde Fortsetzung der "Chronik der Verbliebenen" mit starker Sternetendenz nach oben. 4,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 28.05.2017

"Palast aus Staub und Sand" von Haroon Gordon

Palast aus Staub und Sand
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Inhalt

Eines Abends ist er einfach da. Baptiste, der scheue, junge Mann von dem niemand in der verschlafenen Ortschaft in der Provence weiß, woher er gekommen ist. Und er scheint dort sein Glück zu finden, ...

Inhalt

Eines Abends ist er einfach da. Baptiste, der scheue, junge Mann von dem niemand in der verschlafenen Ortschaft in der Provence weiß, woher er gekommen ist. Und er scheint dort sein Glück zu finden, bis Jahrzehnte später seine verschwiegene Vergangenheit aufersteht. Mit aller Macht ziehen ihn die Erlebnise vergangener Tage wieder in ihren Bann, und mit ihnen die Erinnerungen an Abda, das längst vergessene Frauengefängnis in der algerischen Wüste, in dem
eine ungwöhnliche, tiefe Freundschaft, aber auch sein dunkelstes Geheimnis begraben liegen. Eines, das in einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit immer weiter an die Oberfläche drängt...

Eindruck

"Palast aus Staub und Sand" - eine Geschichte um Familie, Freundschaft, großen Emotionen und lange gehegte Geheimnisse.
Haroon Gordon jongliert in diesem Roman mit Worten und schafft so eine sprach- und bildgewaltige Atmosphäre um ein und in einem Frauengefängnis in der algerischen Wüste. Dieses bildet den einen Erzählstrang in dem es um das Leben zweier Jungen geht, die in Welten aufwachsen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine privilegiert und mit allen Möglichkeiten der Entfaltung - wäre da nicht ein kleiner Wehrmutstropfen, nämlich das Frauengefängnis
von Abda. Der andere Sohn einer Meuchlerin, intelligent, aufgeschlossen und der beste Freund - wäre da nicht ein großer Wehrmutstropfen, nämlich das Frauengefängnis von Abda. Die beiden scheinen gesellschaftlich Lichtjahre voneinander entfernt und umkreisen sich in inniger Freundschaft wie Sateliten - und es umgibt sie eine Lüge, die für beide alles hätte verändern können, wenn die Wahrheit, so unangenehm sie für manch einen gewesen wäre, ans Licht gekommen wäre.

Der zweite Strang handelt von der jungen Ella, traumatisiert durch ihre Kindheit und vor sich selbst und dem Rest der Welt nach Afrika geflüchtet.

Durch eine intelligente, emotionale und intensive Geschichte hat Haroon Gordon beide Stränge geschickt und spannend miteinander verwoben und zu einem sehr gelungenen Ende zusammengeführt.

Nähe und Geborgenheit nehmen und geben wollen, Traumata und Enttäuschungen erkennen und verarbeiten können, für andere einstehen ohne an die Folgen zu denken und Empathie zu empfinden, dass alles wird hier sehr tiefgründig behandelt. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, real und greifbar dargestellt, jeder auf seine ganz eigene Art mit allen Höhen und Tiefen. Keiner der Protagonisten wirkt überzeichnet oder übermenschlich dargestellt.

Fazit

Ein starkes, sehr intensives Debüt über menschliche Verhaltensweisen und familiäre Dramen, was zum nachdenken anregt und lange nachhallt. Nach diesem Erstlingswerk sollte man sich Haroon Gordon merken und "Palast aus Staub und Sand" als einen gut gehüteten Schatz in der Bibliothek stehen und gelesen haben.
Für mich ein Buch zum "die Nacht durch" bei gutem heißem Tee über Empathie, Toleranz und Liebe im Allgemeinen zu philosophieren

Veröffentlicht am 14.05.2017

"Florence Grace" von Tracy Rees

Die zwei Leben der Florence Grace
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Inhalt

Kurz vor dem Tod ihrer geliebten Großmutter erfährt Florrie, wer sie wirklich ist. Sie gehört einer reichen, berüchtigten Londoner Familie an. Fortan lebt Florrie bei den Graces. In der großen ...

Inhalt

Kurz vor dem Tod ihrer geliebten Großmutter erfährt Florrie, wer sie wirklich ist. Sie gehört einer reichen, berüchtigten Londoner Familie an. Fortan lebt Florrie bei den Graces. In der großen Stadt wird aus dem wilden Mädchen die junge Florence Grace. Der elegante Lebensstil beeindruckt sie, doch zuhause fühlt sie sich hier nicht. Nur ihr Cousin Turlington scheint sich ernsthaft für sie zu interessieren. Aber Turlington ist nicht der, der er zu sein scheint. Was ist sein Geheimnis?

Eindruck

Cornwall oder London ?

Ein Vergleich, der nichts und niemandem Stand halten kann. Zu unterschiedlich sind doch die Persönlichkeiten, zu tief die Kluft des Verständnisses füreinander. Denn Cornwall ist hart und rau. Und so urgewaltig, unberechenbar und schwer wie die Landschaft ist das Leben der Menschen dort. Harte Arbeit und Entbehrungen sind das tägliche Brot und doch sind ist man dort glücklich, denn jeder einzelne ist sich seiner selbst bewußt, lebt im Einklang mit der Natur und entnimmt ihr nur was zum leben benötigt und mit eigener Hände Arbeit erwirtschaftet wird. Nachbarschaft und Freundschaft sind zwei der höchsten Güter.

In London hingegen herrscht Oberflächlichkeit und Arroganz. Der Wert eines Menschen wird doch ausschließlich an seiner Schönheit und seinem Reichtum gemessen. Verstaubte Konventionen, die
Dressur junger Mädchen um sie in eine bestimmtes Kosett zu pressen, damit sie den Anforderungen genügen und möglichst prunkvoll verheiratet werden zu können, lässt ihnen keine persönlichen Entfaltungsmöglichkeit.

"Die zwei Leben der Florence Grace" ist ein poetische, melancholische atemberaubende Reise von Cornwall nach Cornwall. Eine Geschichte die das Herz wärmt, wenn Tracy Rees Cornwall und
deren Bewohner beschreibt. Die zu Tränen rührt wenn man mit Florrie auf die ungewisse Reise in ein unbekanntes Leben und so ganz anderes Leben geht und einem selbst das Herz schwer werden
lässt, in dem Moment, da ihre Träume platzen nachdem sie alles riskiert hat. Und man atmet auf und lebt neu auf, als sie erkennt wohin ihr Herz gehört. Zwar hat London ihr eine völlig andere und schillernde Welt gezeigt, doch Cornwall hat die Wurzeln genährt und am Leben erhalten

Die Charaktere sind lebendig, greifbar und real zum Leben erwacht. Sehr eindringlich dargestellt, wie die Damen der feinen Gesellschaft nur auf Geld und Ansehen bedacht sind und dann in sich zusammen sinken, wenn der Status Quo sich ändert. Es ist erschütternd wie sich in einer Krise - die von einem Familienmitglied selbst, aus Rache für die Geldgier, bewußt herbeigeführt wurde - die Gesellschaft abwendet anstatt die Ärmel hochzukrempeln und zu unterstützen. Und es ist ebenso erschütternd, das es diejenigen sind, die aus einer miesen Situation das Beste machen und für die einstehen, die sie jahrelang ebenso mies behandelt haben.

Charakter ist eben keine Frage des Geldes sondern der Erziehung und der Werte, die wir vermittelt bekommen. Sind die entsprechend, können wir auch schwierigsten Situationen trotzen und das Beste daraus machen.

Fazit

Ein wunderschönes Buch voll Poesie, Melancholie und Lebensfreude. Heimat ist dort, wo das Herz ist und Familie sind die, die dieses Herz berühren. Unabhängig von Ansehen, Geld oder Geburt.
Wer beides für sich noch nicht gefunden hat, sollte die Geschichte von Florence Grace lesen und aufmerksam in sich selbst hineinhören, dann wird man Heimat und Familie finden.

Veröffentlicht am 07.05.2017

"Sweetbitter" von Stephanie Danler

Sweetbitter
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Inhalt

Eigentlich wollte Tess nicht Kellnerin werden. Sie wollte ihrer provinziellen Herkunft entkommen, in die Großstadt eintauchen und endlich herausfinden, was aus ihr werden soll. Doch dann landet
sie ...

Inhalt

Eigentlich wollte Tess nicht Kellnerin werden. Sie wollte ihrer provinziellen Herkunft entkommen, in die Großstadt eintauchen und endlich herausfinden, was aus ihr werden soll. Doch dann landet
sie in einem edlen New Yorker Restaurant, in dem ganz eigene Regeln und Gesetze herrschen. Ein Tempel des Genusses, in dem der falsche Wein im falschen Moment zum Verhängnis werden kann. Sweetbitter ist ein großer Roman über den Genuss und die Obsession - darüber, dass man manchmal besessen sein muss, um wirklich geniessen zu können.

Eindruck

"Sweetbitter wird eine Menge Leute hungrig machen."
The New York Times

Mir hat es ehrlich gesagt eher den Appetit verdorben. Es ist eine Aneinanderreihung von oberflächlichen, belanglosen Gesprächen. Geführt von ziel-, orientierungs-, hoffnungs- und planlos dahin-gleitenden Personen, die sich ihren kümmerlichen Alltag durch Alkoholexzesse, ausschweifenden Drogenkonsum und emotions-losen Quickies auf Toiletten, in Kühlräumen oder auf Schreibtischen, versuchen schön zu reden. Und das ganze - als wäre es Normalität - während der Arbeitszeiten und nach Arbeitsende am Arbeitsplatz sowie weiter nach Feierabend. Warum keiner an seinem Leben etwas ändert wenn es doch so schrecklich ist, erschließt sich mir nicht.

"Sagen wir es so: Ich wurde geboren, als ich auf der anderen Seite der George Washington Bridge ankam..."
Zitat Tess.

Wenn meine Geburt und Glückseligkeit darin besteht, dass ich mich in einem Restaurant mit Fruchtfliegen in der Bar und Kakerlaken in der Küche zum Junkie und Alkoholiker ausbilden lasse, mich an einen abgerissen, kaputten Typen hänge der mich demütigt und würgt und nach der ersten Nacht mit ihm wache ich mit Schürfwunden und blauben Flecken auf - Shades of Grey läßt grüßen -,dann wäre ich lieber nicht geboren worden. Und wenn ich mich dann auch noch für meinen Vorgesetzen über den Schreibtisch beuge um meine Beförderung zu bekommen - dann wäre ich lieber gestorben, weil ich mir selbst nicht mehr ins Gesicht sehen könnte.

"Wusstest Du, dass das Gedächtnis von Fischen nur vier Sekunden umfasst?"
Seite 235

Toller Satz aus diesem Buch, denn exakt solange wird es hoffentlich dauern, dass ich es aus meinem Gedächtnis gestrichen habe.
Eine Geschichte voll farbloser Charaktere, eine Protagonisten die ich einfach immer nur hätte schütteln können, damit sie die Augen aufmacht. Ein Schreibstil der für mich überhaupt keinen Fluss
hatte, da er aus abgehakten kurzen Absätzen, sinnlosen Gesprächsfetzen und einer Ausdrucksweise bestand, die zum Himmel schreit. Ich frage mich, ob es literarisch wertvoll ist, heute zum guten Ton gehört oder eine Art Wettstreit unter den Autoren ist, wer das Wort f..... am häufigsten oder in den meisten Varianten in seinem Buch unterbringt. Ich persönlich finde es abstoßend und ordne so einen Roman keinesfalls in der gehobenen Literatur ein.

Von den anfänglichen Beschreibungen der Lebensmittel, kulinarischen Ausflügen und Geschmacksexplosionen war sehr schnell nichts mehr vorhanden. Meiner Meinung nach suggeriert
der Klappentext ein völlig falsches Themengebiet und ich hatte mehr und mehr das Gefühl in einem anderen Buch zu stecken. Dabei fand ich das Cover so schön und die Inhaltsangabe hatte mir wirklich Lust auf diesen Roman gemacht.

Fazit

Frust statt Genuss! In einem guten Restaurant essen zu gehen kann so sinnlich und leidenschaftlich sein, eine Atmosphäre schaffen die mich als Gast für kurze Zeit alles um mich heraum vergessen
lassen kann. Nach diesem Buch frage ich mich zukünftige hoffentlich nicht, ob mein Kellner besoffen und auf dem Kokstrip ist oder gerade von einem Quickie auf der Toilette kommt ohne sich die Hände gewaschen zu haben.

Veröffentlicht am 02.05.2017

"Hagerstown" von Edward Ashton

Hagerstown
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Inhalt

Anders Jensen ist einer der allerersten Veränderten. Jedoch war die Technilogie der Genmodifikation zu der Zeit so neu, dass das Ergebnis für ihn eher Fluch als Segen ist. Und so lebt Anders nun ...

Inhalt

Anders Jensen ist einer der allerersten Veränderten. Jedoch war die Technilogie der Genmodifikation zu der Zeit so neu, dass das Ergebnis für ihn eher Fluch als Segen ist. Und so lebt Anders nun am
Rande der Gesellschaft, an deren Spitze er stehen sollte. Eine Gesellschft, in der nicht Herkunft und Hautfarbe, sondern alleine die genetischen Modifikationen Karrierechancen bestimmen. Eine
Gesellschaft, die so auf die Sicherheit ihrer Bürger bedacht ist, dass beunruhigende Nachrichten binnen Sekunden aus dem Netz gelöscht werden - noch während die Sicherheitsbehörden auf dem
Weg zum Urheber sind.

Und plötzlich kommt Anders in den Besitz von Geheimnissen, die diese Gesellschaft zu Fallbringen können.

Eindruck

Wenn Avatare gegeneinander den Aufstand proben, geht die Welt zugrunde!

Wer in "Hagerstown" einen - wie deklariert - "normalen" Thriller erwartet ist hier falsch. Ich hatte anhand des Klappentextes etwas völlig anderes erwartet. Bekommen habe ich einen dystopischen Thriller, der, würden wir uns nicht im Jahr 2017 befinden, schon in die Science Fiction Richtung geht. Aber enttäuscht wurde ich auf keinen Fall.
Die Geschichte ist verwirrend, lässt auch einige Fragen offen, aber wer sich für Biotechnologie, Genmanipulation und Modifizierung von Menschen interessiert, ist hier genau richtig. Wer dann noch viel im Netz unterwegs ist kommt weiter auf seine Kosten.
Was als vermutete virale Epidemie mit Massensterben, die von der Regierung vertuscht wird, beginnt entpuppt sich als Aufstand der Avatare gegen - nach ihrer Meinung - weniger entwickelte Generierte.

Zukunftsmusik - ich denke die spielt schon sehr laut und das die Forschung für die meisten in diesem Buch geschilderten Dinge längst bereit ist. Vermutlich ist es nur noch eine Frage der Genehmigung durch Ethikkommissionen, Patentrechte und - wie immer an erster Front - des Geldes.

Der Schreibstil von Edward Ashton ist wahnsinnig schnell und sehr spannend, gepaart mit einer großen Portion Humor und einer guten Prise Rotzigkeit. Die Geschichte wird von 4 verschiedenen Personen in der Ich-Form erzählt, was eigentlich eine enge Bindung zu den Protagonisten entstehen lässt. Das ist hier aber ganz und gar nicht der Fall. Distanziert, unterkühlt und emotionsarm - das triftt es ziemlich genau. Allerdings ist wird nicht nur so erzählt, genau diese Gefühlslage transportieren die Charaktere untereinander. Es erscheint, als wenn durch die Manipulationen in den Genen und
im Körper die Emotionen auf der Strecke bleiben. Das hat mich anfangs sehr irritiert und auch gestört, doch im Verlauf des Buches empfand ich es als durchaus vom Autor gewollt und hat mit dem gesamten Szenario genial zusammengepasst.

Einige wichtige Punkte bleiben ungeklärt, was zu leichter Unzufriedenheit führt. Ich bin mir allerdings nicht sicher - das habe ich nach Besprechung in der Leserunde überdacht - ob die endgültige Aufklärung das Non plus Ultra gewesen wäre oder ob dieses "in der Luft hängen" vom Autor gewollt ist, um zum nachdenken und grübeln anzuregen. Da ich mir in diesem Punkt aber nicht sicher bin, muss ich leider auf ein Sternchen verzichten. Sonst wäre "Hagerstown" ein Hammerdebüt gewesen.

Fazit
Sehr, sehr tolles erstes Buch von Edward Ashton und hoffentlich nicht das Letzte. Er hat es auf jeden Fall geschafft, dass "Hagerstown" lange bei mir nachklingen wird. Wer sich in nicht ganz einfachen,
verwirrenden Dystopien mit vielen Begriffen aus der Technologie, Technik und Genforschung wohl fühlt, der erhält hier eine klare Leseempfehlung.